Die Worte waren eindeutig und sie waren eindeutig auf ihn gemünzt. Es gab vielleicht 3 Personen hier im Raum, die interessierte die Vögel nicht die Springbohne. Zufällig war einer von ihnen Herr von Muesig und so zuckten seine Mundwinkel nach oben, als er ertappt worden war. Wie es schien, war es genauso ein Zufall, dass das der Herr war, dem die Vögel gehörten.
Muesig amüsierte es, dass der Herr der Vögel sich nun direkt auf ihn konzentrierte. Er war es gewohnt. Wer ihn nicht gut genug kannte, glaubte immer einen Simpel vor sich zu haben, den man merkantil ums Ohr hauen konnte, nach Strich und Faden übervorteilen. Sie merkten es früher oder später alle, das funktionierte nicht. Dann war es aber immer zu spät und sie selbst hatten einen Schaden erlitten.
Auf den Zinnober mit dem Spruch, das wusste er, damit versuchte jeder Illusionist von seinem Trick abzulenken, fiel er auch nicht herein. Doch dann musste er einige Dinge ganz klar zur Kenntnis nehmen. Eisenklinge scharwenzelte immer ungenierter um Alimea herum und sie wies ihn nicht etwa zurück…nein, sie tat so als würde ihr das schmeicheln. Kein Wunder, dass das Getuschel in letzter Zeit wieder intensiviert worden war, was eine intime Beziehung dieses Paares anbetraf. Herrn von Muesig schmerzte das. Sehr sogar. Der Vogel nahm auf Alimeas Schulter Platz – oh wie gerne wäre er jetzt an dessen Stelle. Gabe es nicht mal ein leichtgewichtiges Lied? überlegte Muesig: „Wenn ich ein Vöglein wär…“
Alimea lachte wie ein Jungmädchen beim ersten Ausflug, Sarandir gurrte, was das Zeug hielt. Un-er-träge-lich. Muesig sah zu dem Hüter der Vögel, bevor er neugierig fragen konnte, kam der Vogel zu ihm - setzte sich jetzt auf seine Schulter. Trat dort ein wenig hin und her auf der Stelle und sprach dann zu ihm. Herr von Muesig stutzte: Bauchredner, klare Sache. Auch dieser Trick war ihm nicht fremd.
Doch all diese Überlegungen zerstoben in der rasenden Eifersucht, die von ihm Besitz ergriff. Er hörte die Worte und er sah wie Eisenklinge seine schmierigen Dreckspfoten um die schmale Taille seiner Schwester legte und beides passte zusammen und um sein Herz krallte sich eine Hand und drückte immer mehr zu. Dieser Parvenu, dieser Kretin, dieser Lump…er wird sie auf dem Balkon ganz sicher beschmusen und versuchen sie so rumzukriegen um….Nein, dazu durfte es gar nicht erst kommen.
„Könnt Ihr das verhindern? hörte er sich verschwörerisch fragen und die Frage war klar an den Vogelhändler gerichtet. Und die Ergänzung auch: „Es mag ein sonderbarer Zufall sein, dass ich gerade den Ankauf einer mittleren Vogelkolonie plane…“ Jedermann hätte diese Botschaft verstanden.
Wenn nur diese Kralle um sein Herz verschwände! Ob Sarandir auch fliederfarben trägt? Manchmal hat man im Moment der höchsten Not die eigenartigsten Gedanken.