Ein unwissender Gast

  • Lysia sah sich noch einmal nach den beiden um und musste enttäuscht feststellen, dass diese ihre Abwesenheit kaum bemerkt hatten. Das fand sie ziemlich gemein.


    Die Schankmaid sah Lysia skeptisch an. Die Bitte war etwas ungewöhnlich und für das biss chen geld, war auch nicht mehr zu bekommen als ein einfaches süppchen, ohne viel drinn. Das sagte sie auch der kleinen Feenelfe und überlegte dann, was sie nun wegen dem Schlafplatz machen sollte. Schließlich gab sie den Hinweis auf den Park. Man konnte ja nicht auf einmal jemanden kostenlos übernachten lasen.


    Lysia sah sie mit großen Augen an und wusste nicht was sie nun machen sollte. Der Suppe stimmte sie erst einmal zu. Was hätte sie auch sonst tun können. Mit ihrer Beherrschung kämpfend setzte sie sich an einen freien Platz und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Soi hatte sie sich nicht den ersten Abend vorgestellt.

  • "So, verstehst Du das? Soviel gesunde Selbsteinschätzung hätte ich Dir ja niemals zugetraut."


    Isharehs Tonfall war spitz und sie musterte Jamil mit einer unübersehbaren Skepsis, bevor sie schließlich weiterredete.


    "Und eigentlich tue ich das noch immer nicht. Aber was auch immer Du im Schilde führen magst - ich bin darauf bestens vorbereitet."


    Letzere Worte wurden von einem strahlenden Lächeln begleitet, das sich jedoch in ein Stirnrunzeln wandelte, als ihr Blick auf die einsam und unglücklich wirkende Feenelfe fiel. Mit einem beinahe anklagenden Blick schaute sie zu Jamil hinüber und wies dann auf ihren Tisch.


    "Nun sieh Dir das an - ist das die berühmte Gastfreundschaft der Djirin? Das arme, kleine Wesen sieht so unglaublich traurig aus, daß es mir beinahe das Herz zerbricht."


    Mit einer theatralischen Geste legte sich ihre zarte Hand auf die linke Seite ihrer üppig geformten Brust. Tatsächlich bedauerte sie es, daß das Wesen so verloren wirkte und daß sie daran nicht ganz unschuldig gewesen war.

  • Jamil schaute in die Richtung, in die sein alte, charmante und äußerst attraktive Bekannte verwies. Er seufzte leise auf. "Du immer mit Deinem großen, weichen Herz, Ishareh, dass hat schon oft für Probleme gesorgt. Ich erinnere Dich an den dritten Sohn des Sultans, dem du mit deinem Tanz die Sinne verwirrt hattest. Als er Dir sein Herz ausschüttete, warst Du so gerührt und wo hat es Dich hingeführt gehabt? Er hat Dir dein Herz gestohlen und dann war er plötzlich auf und davon. Gut, bei diesem kleinen Wesen dürfte das nicht passieren aber findest Du nicht, dass sie bei einem klärenden Gespräch zwischen uns beiden, stören würde?"

  • Jamil vermochte es eindeutig, Ishareh mit wenigen Worten in Wut zu versetzen. Die Geschichte mit dem dritten Sohn des Sultans war keineswegs eine rühmliche oder angenehme Episode im Leben der Halb-Djirin gewesen und so erinnerte Ishareh sich nur so ungerne daran. Und noch weitaus weniger gerne daran, daß Jamil es so hautnah miterlebt hatte. Und so funkelten ihre Augen nun wütend, während sie in einer ablehnenden Geste die Arme vor der Brust verschränkte.


    "Wie schön, daß Du mich auf diesen schmerzlichen Punkt meines Lebens so überaus mitleidslos hinweisen musst, mein lieber Jamil. Allerdigs habe ich ihn verlassen. Oder sollte ich Dich an Prinzessin Amila erinnern, der Du ewige Liebe geschworen hast - zumindest bis zu jenem Tag, an dem Du sie ihrer Flaschen beraubt hast? Wo wir wieder bei der Tatsache wären, daß Du ein unverbesserlicher Langfinger bist."


    Es bestand kein Zweifel daran, daß Ishareh kurz vor einem ihrer berüchtigten Wutausbrüche stand, der unter anderem davon ausgelöst wurde, daß sie gegenüber des kleinen Wesens nicht wenige Gewissensbisse verspürte.

  • Jamil mußte plötzlich lachen. "Ich merke, ich kann Dich selbst nach unserer langen Trennung immer noch sehr schnell in die Höhen eines gewaltigen elementaren Ausbruchs deines inneres Geistesvulkans versetzen. Ich vergass wie temperamentvoll Du sein kannst, meine kleine Feuerblume. Beruhige Dich, es war nicht so gemeint. Und was Amila angeht. Die ist mittlerweile mit deinem Prinzen liiert und hat ihn fest im Griff. Man sagt, er sei mittlerweile ein regelrechter Sklave ihres Willens geworden und hilft ihr bei der Komplettierung ihrer Flaschensuche wo er nur kann. Und dies ist nicht das Alles. Aber lassen wir das!"


    Jamil deutete auf den Ausgang und bot Ishareh seinen Arm an um mit ihr die Lokalität zu verlassen. Gemeinsam verließen sie den Zauberbrunnen.

  • Lysia saß immer noch an ihrer Suppe, die sie langsam löffelte. sie schmeckte ganz anders als das Essen was sie gewohnt war. Eine der Kellnerinnen meinte es wohl gut mit ihr, brachte sie Lysia doch den Rest eines Getränkes, welches ein Gast nicht geleert hatte. Dankbar mit einem versucht tapferen Lächeln sah sie die Kellnerin an. Zu erst probierte sie einen kleinen Schluck, dann trank sie den Rest in einen Zug leer. Nicht nur das sie noch nichts getrunken hatte, nein die Suppe war auch recht würzig, sodass sie um so durstiger war.


    Vielleicht hätte die Kellnerin sagen sollen, dass es sich bei dem Getränk um einen billigen Wein handelte, doch selbst damit hätte die Feenelfe nichts anfangen können. Anfangs aß sie noch weiter, allein um diesen Geschmack wieder fortzubekommen. Dann wurde sie auf einmal blaß und starrte auf den Baum. Das Bild war schwämmig und es waren auf einmal 3 Bäume statt einer. Sie bekam Panik, wusste nicht was das zu bedeuten hatte. Ihr Blick glitt hilfesuchend durch den Raum.

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