Aatelistos Degen und Zubehör

  • Sie fühlte sich immer unwohler, je näher er ihr kam. Was man auch an ihren Augen deutlich erkennen konnte. Die Farbe ging zuerst über in ein blassrosa, dann, als er ihr so nah war, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte, in einen fast silberhellen Ton. Vergeblich versuchte sie, dies zu verstecken, da es so viel über ihre Gefühlslage frei gab, traf aber immer wieder seinen Blick.


    Sie hatte sich noch nie etwas aus körperlicher Nähe gemacht, aber in diesem Moment verwirrte es sie. So nah war sie normaler Weise höchstens einem Feind im Kampf, wenn sie ihm den entscheidenden Stoß versetzte. Einen kurzen Augenblick war sie sogar versucht, ihm zu erzählen, wovon sie geträumt hatte. Doch dann erinnerte sie sich daran, wen sie hier vor sich hatte. Angst war die größte Schwäche, zu der jemand überhaupt fähig war. Da hätte sie sich auch gleich auf einem Silbertablett servieren können.


    Ihre Stimme klang leise, fast wie ein Flüstern und doch etwas gefestigter als zuvor. Ich habe keine Angst. Ihr Blick und die Farbe ihrer Augen strafte ihre Worte Lügen. Als letzter Ausweg, um aus der Situation mit erhobenem Haupt herauszukommen, fiel ihr nichts weiter ein als hinzuzufügen: Höchstens vor Eurem Mundgeruch. Dabei hatte sie doch schon herausgefunden, dass Darcas sich von spitzen Bemerkungen nicht beeindrucken ließ.

  • Du kleine Lügnerin, Sprach er fast spöttisch in Yassalar. Trotzdem brachte ihn ihr Nachtrag für kurze Zeit aus der Ruhe. Nicht etwa weil sie ihn beleidigt hatte, sondern weil es irgendwie lustig fand, wie sie versuchte ihre Würde zu behalten. Dies führte dazu, dass er für kurze Zeit den Blick nach unten richtete und auflachte. Kurz darauf fixierte er sie wieder. Ein knarren war zu hören. War jemand die Treppe herauf gekommen, oder war der Alte aufgewacht. Darcas blickte kurz Richtung Tür die offen stand.
    Wenn sie hier blieb, würde er früher oder später erfahren, was ihr Angst macht. Er richtete sich wieder auf und ging auf Distanz. Für einige Sekunden verharte er vor ihr und blickte auf sie herab. Dann verließ er das Zimmer. Wir warten unten auf euch.

  • Nachdem er gegangen war, saß sie noch eine Weile regungslos da, bis sie die Szene verdaut hatte. Wie sie es hasste, dass sie sich durch ihre Augenfarbe in jeder Lebenslage verriet. Echte Yassalar konnten das wenigstens steuern. Wie kam er dazu, einfach das Zimmer zu betreten, wenn niemand auf das Klopfen antwortete? Und wofür hielt sich dieser Kerl, dass er sie so unverschämt ausfragte? Und dann dieser Blick, von oben herab, als er das Zimmer verlassen hatte...


    Mit steifen Gliedern erhob sie sich und ging auf das Bett zu. Sie griff nach iher Hose, legte mit ein paar geschickten Handgriffen den Gürtel an ohne hinzusehen und setzte sich den Hut auf den Kopf, den sie am Hafen gefunden hatte. Unter dem Schatten der breiten Krempe konnte man die Farbe ihrer Augen nur erahnen, was sie nach den neusten Ereignissen als ziemlich nützlich empfand. Mit verschrenkten Armen und den üblichen laut polternden Schritten ging durch die Tür, den Flur entlang und schließlich die Treppe herunter. Wollen wir doch mal sehen wie viel hinter seinem losen Mundwerk steckte.


    Morgen, sagte sie in barschem Ton und nickte den Frauen kurz zu. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf Darcas. Den Laden entrümpeln, hm? Ob man aus dieser Bruchbude noch etwas machen kann...und selbst wenn... dann solltet Ihr Euch jemanden suchen, der etwas mehr von Waffen versteht als Ihr.

  • Darcas war wieder unten angekommen. Er wollte sich gerade in den Sessel setzen um auf alle zu warten, als er Flyn drin sitzen sah. Er sprang sofort wieder auf. Oh entschuldigt, ich dachte ihr wärt noch im Keller.
    Er ging etwas auf und ab im Zimmer. Überlegte wie er den Laden wieder aufbauen könnte. Eigentlich müsste er nur etwas geputzt werden. Ein paar neue Waffen besorgt werden und dann müsste es wieder laufen. Diese Gedanken wurden von Liah unterbrochen. Er hörte sich in Ruhe ihre Worte an. Doch bedachte er diese mit nicht allzu viel Gewicht. Er wusste nun, dass sie auch Angst hatte und dies nur tat um darüber hinweg zu täuschen. Dennoch konnte sie ihm von nutzen sein. Wenn sie den Laden führen würde müssten die Mitarbeiter sie mit respekt behandeln. Daher entschied er den bisherigen Respekt vor den anderen zu waren. Er erwiederte etwas herausfordernt Ohja Miss Vaírakell, dieser Laden wird wieder laufen. Außerdem mit Degen kenne ich mich aus und wenn ich mich vorhin nicht verlesen habe, dann steht draußen am Schild Degen und Zubehör. Oder habt ihr etwas anderes gelesen. Er setzte den selben Blick wie zuvor auf. Wieder versuchte er in ihre Augen zu sehen, aber diesmal war der Hut im Weg, so dass er es wieder aufgab. Außerdem scheint ihr Wissen über andere Waffen zu bisitzen. Ihr seid also herzlich eingeladen hier zu bleiben. Oder habt ihr bereits einen anderen Job in dieser Gegend.

  • Während Darcas oben war, überlegte sie, wo sie wohl am besten Anfangen könnte, den Laden wieder auf Vordermann zu bringen. Aber eines stand mit Sicherheit fest. Auf keinen Fall würde sie freiwillig wieder in den Keller gehen. Also sah sie sich um, wo sie wohl anfangen konnte. Sie fing an, die Regale leer zu räumen, um sie reihum von Staub und Spinnennetzen zu befreien. Dabei pfiff sie eine fröhliche Melodie. Vom Boden aus konnte sie die oberen Regale nicht erreichen, was für sie allerdings kein Problem darstellen sollte. Nachdem sie kurz überprüft hat, wie fest die Regale in den Wänden verankert waren, kletterte sie leichten Fusses an ihnen herauf. Dies war für sie schließlich ein Kinderspiel. Sie setzte sich auf das oberste Brett und ließ die Beine herunter baumeln, während sie eine Holzkiste nach der anderen zu Boden warf.


    Als sie jedoch die letzte in der Hand hielt, entdeckte sie darin etwas glitzerndes. Bei näherem Hinsehen erkannte sie, dass es sich um eine Halskette handelte. Sie schien sehr wertvoll zu sein und das Gold glänzte in der Sonne. Die Kette gefiel ihr und für einen Moment dachte sie daran, sie einfach einzustecken. Das hatte Liah schließlich auch getan. Wenn sie dieses Schmuckstück verkaufen würde, könnte sie sich die schönsten Kleider zulegen. Doch sie war keine Diebin. So tief würde sie nie sinken. Außerdem würde Darcas es mit Sicherheit herausfinden und sie auf der Stelle hinaus werfen. Also hielt sie die Kette ins Licht und betrachtete ihr Funkeln. Sie war so vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, dass Darcas wieder herunter kam.

  • Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als er ihren Blick suchte und doch nicht finden konnte. Diesen Hut würde sie so schnell nicht wieder absetzen. Inzwischen hatte sie ihr früheres Selbstvertrauen wieder erlangt. So schnell würde er sie nicht wieder aus der Fassung bringen. Sie legte wieder die übliche Frechheit und Spitzzüngigkeit an den Tag. Und fühlte sich dabei mehr als wohl.


    Mein Name ist immer noch Liah. Ihr scheint sehr vergesslich zu sein...nicht dass Ihr eines Tages aufwacht und Euer Wissen über Degen ist einfach versickert, meinte sie in eben dem Ton, mit dem er sie vorhin als Lügnerin bezeichnet hatte. Außerdem ist es auch wichtig, dass Ihr Euren Zahnstocher richtig zu führen versteht. In ihrer Stimme lag ein herausfordernder Klang, fast wie eine Einladung zu einem Duell. Was ich mit meinen...."anderen Waffen" zweifellos tue. Sie legte eine kurze, aber bedeutungsvolle Pause ein. Jobs habe ich viele...aber wenn Ihr mir ein gutes Angebot macht, denke ich vielleicht ernsthaft darüber nach.

  • Darcas war voll auf Liah fixiert. Jede weitere Person im Raum bekam er nicht mehr mit. Nun gut, sie hatte ihren Zunge wieder gefunden. Darcas gewann es immer mehr die Züge eines Spiels. Er wusste das sie etwas verbarg und ihre spitze Zunge nur darüber hinweg täuschen sollte. Wenn sie spielen wollte sollte sie es so haben. Aber mit offenen Karten. Bei wem denn wenn ich fragen darf. Sicher das ihr das nicht geträumt habt! Wer in dieser Stadt nimmt einen Halb- Yassalar denn auf? Es ist mit sicherheit kein Mensch. Die sind uns nicht immer wohlgesonnen. Darcas setzte wieder ein fieses Grinsen auf. Auch wenn er ihre Augen nicht sehen konnte, setzte er einen durchdringenden Blick auf. Ich kann euch auch versichern, dass ich mein Fach sehr gut verstehe und meine Kampfkünst nicht verlernen oder gar vergessen werde. Seine Hand ging zum Knauf seiner Klinge. Wenn sie wollte könnte sie eine Probe seines Könnens haben, sie müsste ihn nur angreifen. Er ging einige Schritte auf sie zu um die Distanz zu verringern. Die Leichtigkeit des Degens verleiht ihm eine hohe Schnelligkeit, wodurch er auf kurzer Distanz sicherlich schneller zu schlagen könnte als sie. Wieso tragt ihr eigentlich diesen Hut, hier drinnen wird es nicht Regnen und einen Sonnenbrand holt ihr euch hier auch nicht, Liah.

  • Liah's Hand wanderte nun ebenfalls zum Knauf ihres Dolches. In ihren Augen blitzte die Vorfreude auf und ihre Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln, dass einer stummen Aufforderung gleich kam. Sollte er nur kommen...auf diese Art hätte sie die Gelegenheit ihm die Demütigung zurückzuzahlen. Sie nahm eine lauernde Haltung ein, spannte jeden Muskel an. Ein fester Stand würde ihr ebenso von Nutzen sein, wie die Tatsache, dass sie sich nicht vor Schnittwunden fürchtete, wie er vielleich glaubte. Nicht mehr.


    Sie sprach mit ruhiger Stimme, wobei es schien, als ginge es nicht um die Worte, sondern nur darum, ihm noch einmal zu bedeuten, dass er schon den ersten Schritt machen müsste. Falls er den Mut dazu nicht fand, würde sie sich einfach darauf verlegen ihn zu provozieren. Denn sie hatte Gefallen an diesem Spiel gefunden. Und sie war neugierig wie viel Können sich wirklich hinter seiner arroganten Fassade verbarg.


    Man merkt, Ihr seid noch nicht lange in der Stadt. Auch unter den Menschen gibt es solche, die eine schnelle Klinge, gepaart mit einem wachen Verstand für ihre Zwecke gebrauchen können.Unbewusst hatte sie in die Sprache der Yassalar gewechselt, denn auch Liah hatte die Anwesenheit der Anderen vergessen.Auf die Frage nach dem Hut ging sie nicht ein. Er wusste genau, warum sie ihn trug.

  • Von ihrem Versteck aus konnte sie das Geschehen beobachten. Was sollte das nun schon wieder? Wollten sie sich gleich gegenseitig umbringen? Es ging hier doch ums Geschäft, da könnten sie sich doch wenigstens ein bisschen zusammenreißen. Kurz überlegte Saniya, ob sie dazwischen gehen solle. Doch eine leise Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass sie das vernünftiger weise lieber sein lassen sollte.


    Doch was konnte sie tun? Sie hatte keine Lust auf dieses Theater. Mit einer leisen Bewegung ergriff sie die letzte Holzkiste, die noch auf dem Regal stand und warf sie mit aller Kraft hinunter. Mit lautem Krachen landete die Kiste unsanft auf dem Fußboden mitten im Raum. DIE HERRSCHAFTEN GLAUBEN WOHL NICHT ALLEN ERNSTES, DASS SIE HIER IHRE STREITIGKEITEN AUSKÄMPFEN KÖNNEN, WÄHREND ICH HIER ALLEINE DIE ARBEIT ERLEDIGE! rief sie in scharfem Ton.

  • Auch Darcas nahm wieder die SPrache der Yassalar an. Ein wacher Verstand, also so würde ich das ja nicht bezeichnen, was ihr vorhin hattet. Sein Hand umfasste den Griff nun ganz. Sie wollte wohl den ersten Schritt nicht machen, also lag es an ihm. Behutsam zog er seine Klinge. Milimeter für milimeter glitt sie aus der Halterung. Er war vollkommen angespannt. Schon lange hatte er keinen guten Kampf mehr, so das er sich regelrecht darauf freute. Plötzlich erklang ein stupfes Geräusch. Es schien Fern. Erst die Stimme von Saniya machte ihm wieder bewusst, dass die anderen noch da waren. In Yassalar zischte er ihr zu. Was ist! Er war etwas verärgert unter brochen worden zu sein. Es dauerte einen Augenblick und er hatte sich wieder gefangen und ließ die Klinge zurück gleiten. Er wandte sich von Liah ab und ging zu Saniya. Nun sprach er wieder für alle verständlich und in der gewohnten höflichen Art. Nein, wartet ich helfe euch. Wärend er ihr seine Hände reichte um etwas engegen zu nehmen, bevor noch eine Kiste zu Boden ging, fügte er zu Liah hinzu. Und was ist nun, wollt ihr hier arbeiten oder nicht? Seine Stimme erklang als wäre nie etwas vorgefallen.

  • Flyn war so tief in einem Traum versunken, dass sie überhaupt nicht mitbekam, dass sie beinahe den Tod durch Zerquetschen erlitten hätte. In ihrem Traum schlich sie durch ihre Revier, tief im kühlen, schattigen Wald ihrer Heimat. Sie hatte gerade die Fährte einer Maus aufgenommen, als ihr der Geruch eines anderen Marders in die Nase stieg. Flyn hob den Kopf und sah sich verwundert um. Hatte sie nicht erst gestern allen anderen Mardern des Waldes klar gemacht, dass dies hier ihr Revier war? Was hatte der Fremdling hier zu suchen? Sie entdeckte ihn hinter einem Strauch. Ja, es war ein Marder, eindeutig. Aber er war nachtschwarz und roch irgendwie nach -- Fisch? Verwirrt musterte Flyn ihn. Was suchst du hier, das ist mein Gebiet! rief sie ihm zu. Der fremde Marder lachte bloß überheblich und antwortete: Sicher? Sieh dich doch einmal um! Flyn schaute sich um und musste feststellen, dass sie auf einmal in Darcas' Keller war. Wie bin ich hierher gekommen? fragte sie den schwarzen Marder. Der lachte bloß noch lauter, wobei er immer größer zu werden schien. Und aufeinmal war er auch kein Marder mehr, sonder hatte die Form eines großen Raubfisches angenommen, mit einem riesigen Maul, das mit drei Reihen scharfer Zähne bestückt war. Aus diesem Maul kam ein lautes Zischen, eine Sprache, die Flyn nicht verstand. Verängstigt drehte Flyn sich um und versuchte wegzulaufen, doch sie konnte ihre Beine nicht bewegen, so sehr sie es auch versuchte.
    Plötzlich gab es einen lauten Knall, als die Kiste auf dem Boden aufschlug und Flyn wurde aus ihrem Traum gerissen. Stöhnend richtete sie sich auf und schüttelte sich einmal kräftig, damit der seltsame Traum aus ihrem Kopf verschwand. Ich hätte nicht so viel fressen sollen, dachte sie.


    "...WÄHREND ICH HIER ALLEINE DIE ARBEIT ERLEDIGE!" Flyn brauchte einen Moment, um die Situation zu erfassen. Sanyia saß auf einem der Regale und hielt eine Kiste in den Händen, während Darcas und Liah sich gegenüberstanden, wie zwei Wildschweine, die einen Revierkampf auszutragen hatten. Es lag eine aggressive Spannung in der Luft, die kurz davor stand sich mit einem gewaltigen Knall zu entladen. Flyn dachte schon, dass Darcas gleich auf Liah losstürmen würde, doch er erlangte im letzten Augenblick seine Beherrschung zurück. "Und was ist nun, wollt ihr hier arbeiten oder nicht?" fragte er Liah in seinem normalen höflich-überheblichen Ton.
    Flyn ließ ihren angehaltenen Atem langsam wieder entweichen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Luft überhaupt angehalten hatte. Nun, gleichgültig ob Liah nun hier arbeiten wollte, oder nicht, Flyn hatte noch ein Kleid abzubezahlen, und das würde umso schneller geschehen sein, je eher sie mit der Arbeit anfing. Leichtfüßig sprang sie vom Sessel und begab sich an die Arbeit. Sie hatte sich das Ziel gesetzt, den Laden rattenfrei zu bekommen, noch bevor die Sonne wieder unterging. Als erstes war der Verkaufsraum dran. Flink wuselte sie durch den Raum, immer darauf lauschend, wo eine Ratte sich durch ein Fiepen verriet. Es dauerte nicht lang, da hatte sie auch schon das erste Loch im Dielenboden entdeckt, in dem sich vermutlich eine Ratte häuslich eingerichtet hatte. Flyn legte sich auf die Lauer.

    "Forgive, O Lord, my little jokes on Thee, and I'll forgive Thy great big joke on me."
    ~ Robert Frost ~

  • Als Darcas ihr etwas in seiner Sprache zu zischte, zuckte sie zusammen. Sie verstand die Sprache nicht, aber es klang wütend. Sie blickte unruhig im Raum umher, als er dann auch noch auf sie zu kam. Viele Fluchtmöglichkeiten boten sich hier nicht. Also zog sie wenigstens die Beine an und rutschte so weit es ging nach hinten. Um so überraschter war sie, als er ihr dann seine Hilfe anbot. Er redete ruhig und höflich.


    Verwirrt runzelte sie die Stirn. Sie verstand sein Verhalten überhaupt nicht. Unbewusst hatte sie eine Faust um die Kette geballt. Mit Sicherheit hatte er sie vorher mit der Kette gesehen und dachte, sie wollte stehlen. Ja. So musste es sein. Und die Freundlichkeit war gespielt, um sie in Sicherheit zu wiegen. "... Ich .... Ich ... wollte das nicht ... ich schwöre es", stammelte sie vor sich hin.


    Nicht eine Sekunde dachte sie daran, dass er vielleicht einfach nur wütend war, weil sie ihn um einen möglichen Kampf gebracht hat und es ihm gar nicht um die Kette ging.

  • Ihr erwartungsvolles Lächeln erstarb mit einem Schlag als die Kiste zwischen sie auf den Boden knallte. Liah sah sich suchend im Raum um, bis ihr Blick an Saniya hängen blieb. Ihre Augen verengten sich kaum merklich, sie ließ ihre Hand, die auf der Waffe geruht hatte wieder sinken.


    Warum zum Henker muss diese Frau überall ihre Nase reinstecken?, zischte sie auf Zis'trak, sodass nur Darcas sie verstehen konnte. Sie hatte Mühe ihr Temperament zu zügeln. So sehr, dass sie nicht einmal in der Lage war, sich darüber zu amüsieren, dass Saniya nun scheinbar selbst beim Stehlen erwischt worden war. Anstatt Darcas zu antworten, zog sie den Säbel, stapfte auf die Regale zu und hieb damit auf die Spinnweben ein. Darüber ob diese Tätigkeit wirklich nützlich war, konnte man sich streiten, aber Putzen war genauso wenig ihr Ding, wie Ordnung zu machen und dabei konnte sie wenigstens ein wenig der aufgestauten Wut der vergangenen Stunden und Tage ablassen.

  • Darcas verstand Liah nur zu gut und musste innerlich dabei auf lachen. Sie hatte recht, wäre Saniya nicht laut geworden, wäre es bestimmt ein herlicher Kampf geworden. Dennoch versuchte er sich dies nicht anmerken zu lassen. Dies war relativ leicht, da es schnell von einem Gefühl der Verwirrtheit übertönt würde. Was wollte Saniya nicht? Wieso flitz Flyn hier auf und ab? Und was zum Henker macht Laih da mit dem Säbel? Das alles nahm aus Darcas' Sicht die Form eines mehr als nur skurielen Schauspiels an. Was ist passiert, hatte er was verpasst. Es waren doch nur sekunden vergangen und doch hatte sich die Szenerie grundlegend verändert. Er überlegte ob er sich die blöße geben sollte, dass er keine Ahnung hatte wovon Saniya Sprach. Flyn war inzwischen auf einer stelle stehen geblieben und schien sich hinzu kauern. Wovon könnte Saniya reden. Die Kiste hatte sie mit Absicht auf den Boden geworfen, dafür würde sie sich nicht entschuldigen. Es musste etwas anderes sein. Nein er wollte sich hier nicht die Blöße geben. Nicht vor Liah. Er wollte sie klein kriegen und nicht ihr Gründe liefern an seiner eigenen Kompetenz zu zweifeln. Er setzte den selben Blick auf wie zuvor bei Liah. Nur leider verfärbten sich ihre Augen genauso wenig, wie seine. Es brachte nichts sie so anzusehen. Saniyas Augen würden sie nicht verraten. Darcas lösste den Blickkontakt. Er drehte sich kurz zu Liah um. Wenn er sich nun doch noch die Blöße geben müsste sollte sie nicht im Raum sein. Reflexartig sprach er sie grob in ihrer Sprache an und liess dabei sämtliche Höflichkeit weg. Was soll das werden, wenn es fertig ist? Willst du so dein Können unter Beweis stellen... in dem du Spinnen erlegst. Da ist der Marder ja gefährlicher als du. Mach lieber was nützliches wenn du helfen willst. Du hast doch ein Händchen für Wertsachen. Sieh dich mal im Keller um. Und alles was ohne Wert ist bringst du dann hoch. Die Wertsachen aber lässt du unten.
    Er wandte sich wieder Saniya zu.

  • Sie beobachtete, wie Liah scheinbar ihre Wut an herum hängenden Spinnennetzen ausließ, wie Flyn durch den Raum huschte und wie Darcas verwirrt dreinblickte, als wüsste er nicht, was gerade vor sich ging. Es machte den Eindruck, als hätte er nicht die leiseste Ahnung, wovon Saniya eben noch sprach.


    Dann drehte er sich wieder zu ihr um und fixierte sie mit einem Blick, dem sie kaum standhalten konnte. Doch sie tat es. Schließlich wollte sie nicht den Eindruck eines schlechten Gewissens erwecken. Hätte sie doch nur ihr vorlautes Mundwerk gehalten.


    Während Darcas Liah in seiner Sprache anherrschte, wanderte ihr Blick zur Tür. Sie überlegte, ob sie wohl schnell genug dort angelangen würde, wenn es darauf ankäme.


    Doch nun wandte er sich abermals ihr zu. Sie rutschte ein Stück zur Seite, um Abstand zu gewinnen, dann sprang sie vom Regal. So fühlte sie sich wohler, denn nun wirkte sie nicht mehr ganz so verängstigt.


    Zwischenzeitlich konnte sie sich genug sammeln, um in kompletten Sätzen zu sprechen, dennoch zitterte ihre Stimme nervös, als sie sagte: „Bitte glaubt mir, ich habe diese Kette in einer Kiste gefunden. Ich wollte sie Euch wieder geben. Ich schwöre es.“ Bei diesen Worten hob sie den Arm und öffnete die Faust, um ihm das wertvolle Schmuckstück zu zeigen. Sie konnte ein nervöses Zittern in ihrer Hand nicht verbergen.

  • Darcas war nun noch mehr verdutzt. Frauen, wieso haben sie immer eine Schwäche für Schmuck? Er lachte nur laut. Dann nahm er ihr die Kette aus der Hand und legte sie ihr um den Hals. Betrachtet dies als Anzahlung für eure Leistung. Er hatte ja viel erwartet, aber so etwas nicht. Eine simple Kette liess sie so in's stottern kommen. Aber diesen Raum sollten wir erst zu letzt säubern. Wenn wir die anderen Räume ausräumen, müssen wir alles hier durch tragen. Daher solltet ihr besser Oben anfangen. Ich seh mich derweil im Keller um. Mal sehen was hier noch so wertvolles Lagert. Nach diesen Worten ging er die Treppe hinunter in den Keller.
    Es sah hier schlimmer aus als er dachte. Jede Menge Kisten, viele davon umgeworfen. Sehr viel lag verstreut auf dem Boden. Das reinste Chaos. Er überlegt kurz wie er der Lager Herr werden konnte. Er entschied sich für die wohl unüblichste Methode. Er nahm eine Kiste nach der anderen und leerte sie in der Mitte des Raums. Den Ratten schien das nicht zu gefallen. Aufgeschreckt liefen sie überall hin und her. Darcas achtete nicht sonderlich auf sie. Verdammte Fiecher, aber euch werde ich auch noch los. Stammelte er im Gedanken in Zis'trak vor sich hin. Die leeren Kisten schmiss er alle in eine Ecke. Er wollte erst mal sehen was so in der Summe hier unten war. Nach dem sich ein beachtlicher Haufen in der Mitte gebildet hatte und dutzende Kisten leer in der Ecke lagen, setzte er sich auf einen Stuhl, der nur noch drei Beine hatte und betrachtete die Gegenstände. Einen Gegenstand nach dem anderen nahm er vom Haufen und begutachtete sie. Er hatte jedoch ein Problem, viele Gegenstände konnte er nicht schätzen. Er kannte sich nur mit Degen aus, doch hier lagerte viel mehr. Schmuck, einfache Messer, Werkzeug, weitere Waffen und jede Menge sonstiges Kleinzeug das er nicht zuordnen konnte. Darum musste sich jemand anderes kümmern. Er legte alle Degen und derren Zubehör, wie Schleifsteine in eine Ecke. Dabei teilte er alles auf fünf Haufen auf, von billigen schlecht verarbeiteten Degen bis zu einem Haufen mit Qualitativ hochwertigen Degen. Dann machte er sich daran die Reste in die Kisten zu Packen, dabei fand er auch einige Edelsteine. Er wollte sie hoch tragen, die Frauen müssten ihren Wert bestimmen.

  • Flyn brauchte nicht lange, um festzustellen, dass die Ratte bei diesem Trubel, den die anderen veranstalteten, wohl nicht rauskommen würde. Nun gab es zwei Möglichkeiten. Entweder, sie gab auf, oder sie quetschte sich selbst in das Loch. Da Aufgeben für sie noch nie eine Option gewesen war, wenn es ums Jagen ging, blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als der Ratte einen Besuch in ihrem Loch abzustatten. Erst steckte Flyn ihren Kopf in das Loch, um die Lage auszuloten, dann, als sie keine unmittelbare Gefahr erkannt hatte, ließ sie sich in den schmalen Raum zwischen den Dielenbrettern und dem Lehmboden hinab. Hier unten gab es noch eine zweite Welt, von der die zweibeinigen Bewohner des Hauses selten etwas mitbekamen. Diese Welt war das Domizil von Spinnentieren, Asseln, Wollmäusen und eben auch Ratten. Vorsichtig schlich Flyn sich an die Quelle des Geruchs heran, immer darauf bedacht, keine verräterischen Geräusche von sich zu geben. Das Licht, das durch die Ritzen zwischen den Dielenbrettern fiel, war hell genug, um Flyn eine uneingeschränkte Sicht zu ermöglichen. Leise schlängelte sie sich an besonders großen Dreckhaufen vorbei und zwängte sich unter Querverstrebungen hindurch, bis sie endlich das Nest der Ratte erreicht hatte. Kurz verharrte sie auf der Stelle, beobachtete das Tier in seinem Nest und wollte gerade zum Sprint ansetzten, als sie der Staub so heftig in der Nase kitzelte, dass sie einmal kräftig niesen musste. Die schon sicher geglaubte Beute schreckte hoch und rannte davon. Verärgert setzte Flyn ihr nach, doch die Ratte konnte sich in diesem engen Raum schneller bewegen und war weg, noch bevor Flyn auch nur in ihre Nähe kam.


    Verärgert fauchte Flyn der Ratte hinterher. Mist! dachte Flyn, aber vielleicht hat das Biest ja Junge... Sie ging zum Nest der Ratte und durchwühlte das Polstermaterial, dass die Ratte zusammengetragen hatte. Zwar fand Flyn keine Jungen, dafür aber etwas anderes interessantes. Tief unter dem Unrat lag eine hübscher kleiner Dolch verborgen, der so schmal war, dass er durch die Spalte in der Diele über ihr gerutscht sein musste. Sofern Flyn das beurteilen konnte, war er schön gearbeitet, mit einer einem schmalenGriff, der so flach war, dass er sich mühelos in einem Stiefel oder in einem Ärmel verbergen ließ und einer Klinge, die trotz der ganzen Zeit, die sie hier unten gelegen haben musste, immer noch scharf wie ein Rasiermesser war.
    Flyn beschloss, das schöne Stück ersteinmal nach oben zu bringen, und sie bei Darcas abzuliefern. Auch wenn sie den Dolch gefunden hatte, es war immer noch Darcas, dem er gehörte. Und was für ein Gast wäre sie, wenn sie ihren Gastgeber einfach bestehlen würde! Die Gastfreundschaft war schließlich etwas, dass sie als Tua'Tanai sehr schätze und das es zu achten galt.


    Es war für einen Marder gar nicht so einfach, einen Dolch hinter sich herzuziehen, aber Flyn schaffte es doch, ihn bis zum Loch durch das sie hereingekommen war zu schleifen. Sie ließ ihn aber ersteinmal dort unten, schlüpfte selbst aber aus dem Loch heraus und rannte schnurstracks nach oben, um sich oben zu verwandeln und das Kleid vom Vortag anzuziehen. Dann ging sie wieder nach unten, kniete sich neben das Loch und angelte den Dolch heraus. Darcas war anscheinend im Keller, jedenfalls dm Rumoren nach zu schließen. Also begab sie sich ebenfalls nach unten in den Keller.
    Als sie die letzte Treppenstufe erreicht hatte, wurde sie beinahe von einer fliegenden Kiste getroffen. "Hey, vorsicht, ich mag das nicht so gerne, wenn man Kisten nach mir wirft." beschwerte Flyn sich und trat zu Darcas in den Kellerraum hinein. Er saß auf einem kaputten Stuhl vor einem großen Haufen Waffen, Werzeugen und anderem Kram. "Das hier gehört wohl dazu." sagte sie und reichte ihm den Dolch.

    "Forgive, O Lord, my little jokes on Thee, and I'll forgive Thy great big joke on me."
    ~ Robert Frost ~

    Einmal editiert, zuletzt von Flyn ()

  • Trotzig stemmte sie eine Hand in die Hüfte und drehte sich zu ihm um. Seit wann sind wir denn beim "du", hm?, meinte sie, immer noch auf Zis'trak. Sie zurrte den Säbel wieder an ihrem Gürtel fest und kümmerte sich nicht darum, was um sie herum für ein Theater stattfand.
    Die Wertsachen dortlassen...er kannte sie wohl wirklich noch nicht gut genug. Sie war zwar nicht kelptomanisch veranlagt, aber wie viele Yassalar hatte sie eine Schwäche für funkelnden Schmuck. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen, wollte sie diesen aber nicht tragen. Die Aussicht darauf, wie viel Geld sie damit machen konnte war einfach zu verlockend.
    Liah ging auf die Treppe zu, machte dabei gar nicht erst den Versuch irgendetwas auszuweichen. Auf ihrem Weg stieß sie mit ihrer Schulter kurz, aber heftig gegen die von Saniya, auf dem Boden liegende Kisten kickte sie einfach mit dem Fuß zur Seite.
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, polterte sie die Treppe herunter.
    Sie brauchte einen kurzen Moment, bis sie sich an das Zwielicht gewöhnt hatte. Gestern Abend hatte sie hier kaum etwas erkennen können, aber Darcas schien das meiste schon in Ordnung gebracht zu haben. Wortlos schritt sie vor den Haufen der Wertsachen und ging in die Hocke, um die Stücke genauer zu begutachten. Sie nahm zwei der Schmuckstücke auf und musterte sie in ihrer Handfläche. Als sie die Hand wieder umdrehte hörte man es jedoch nur einmal klimpern. Mit einer blitzschnellen Handbewegung, von der sie sich recht sicher war, dass Darcas sie nicht hatte bemerken könne, war das andere in ihrem Stiefel verschwunden.
    Ich nehme mal an Ihr habt nicht die geringste Ahnung, was die Wert sind, Herr Aatelisto?

  • Liah war so eben runter gekommen und schien sogleich mit der Begutachtung zu beginnen. Er achtete weiter nicht auf sie. Dennoch wusste er noch vom gestriegen Abend das handliche Wertsachen in ihrer Nähe nicht gut aufgehoben waren. Die eine Brosche hatte ihn nicht gestört, aber die reichte auch.
    Sie zeigte ihm ein Stück, und wollte von ihm den Wert wissen. War das ihr Ernst, es war schmuck, für ihn selbst wertlos, aber es gab Käufer die ihn bestimmt mehr Wert zumessen würden und nur das zählte. Da er keine Ahnung hatte antwortete er auch nicht auf diese Frage. Dennoch ging er einige Schritte auf sie zu. Zwar hatte er bisher noch nicht mitbekommen, dass sie etwas gestohlen hatte, wusste aber, dass sie wohl gut genug war um ihn das nicht mitbekommen zu lassen. Wieder sprach er nur für sie verständlich. Achtet auf eure langen Finger. Zur not zerschneide ich eure Kleidung um nach Stücken zu suchen.
    Danach setzte er sich wieder hin, und machte mit seiner zuvorigen Arbeit weiter.
    Darcas hatte Flyn zu erst gar nicht bemerkt und ihr beinahe eine Kiste an den Kopf geworfen. Das war wohl nicht sein Tag, oder ihrer. Als Marder hätter er sich beinahe auf sie gesetzt und jetzt fast eine Kiste an den Kopf geworfen. Erst als sie mit ihm redete, bemerkte er, dass sie hinunter gekommen war. Oh entschuldigt. Es war ihm sichtlich peinlich ihr schon wieder fast weh getan zu haben. Sonst war er nicht so unachtsam. Heute schienen seine Gedanken irgendwie nicht bei einander zu sein. Es tut mir Leid, euch ist doch hoffentlich nichts passiert. Sein Blick wanderte von ihrem Kopf bis hinunter zu den Füßen. Er musste zugeben, auch wenn das Blaue etwas zu weit war, es stand ihr gut. Sie schien unverletzt. Sie gab ihm einen Dolch. Er kannte sich mit Dolchen nicht ganz so gut aus, aber er war offentsichtlich hochwertig verarbeitet worden. Ein gutes Stück. Ah. Während er ihn betrachtete, drehte er den Dolch in der Hand und schnitt sich dabei. Der Schnitt ging mitten über die Handinnenfläche. Er nahm den Dolch in dei andere Hand und betrachtete kurz seine Wunde. Danach wandte er sich wieder an Flyn. Kennt ihr euch mit Dolchen aus? Wenn ja könntet ihr mir mit dem Stapel da helfen. Er zeigte auf einen Stapel von Dolchen, die er noch nicht wieder in eine Kiste gepackt hatte.

  • "Nein, nein, ist nix passiert." Sie grinste ihn an. Er begutachtete den Dolch und schnitt sich dabei in die Hand. Flyn zuckte zusammen, doch Darcas redete weiter, als ob gar nichts passiert wäre. "Autsch, hat das nich weh getan? Wartet, ich hol schnell was, sonst entzündet sich das noch, wenn du --- Ihr hier weiter im Schmuzt rumwühlt." Jetzt hätte sie ihn schon wieder fast bei seinem Vornamen genannt. Sie verstand das nicht. Diese Stadtmenschen waren wirklich kompliziert. Zu Hause in ihrem Dorf hatte man nur einen Namen, und trotzdem wusste jeder, wer gemeint war.

    "Forgive, O Lord, my little jokes on Thee, and I'll forgive Thy great big joke on me."
    ~ Robert Frost ~

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