Madame Anoras Blick durch die Schleier der verborgenen Zukunft

  • Welch komplizierter Titel ist es, der sich über dem Eingang des dunkelblauen Seidenzeltes in verschlungenen und fremdartig anmutenden Lettern windet, doch es ist nicht die Art seiner Besitzerin, die Dinge einfach und klar auszudrücken.
    Goldene Zeichen, so verschlungen, daß sie sich förmlich zu bewegen scheinen, wenn man sie mit den Augen streift, verteilen sich willkürlich über die nachtblaue Seide und bieten einen prachtvollen Anblick aus der Ferne.
    Erst, wenn man sich näher an das mystisch anmutende Gebilde heranwagt, erkennt man, daß der Stoff an den Kanten bereits abgestoßen ist, hier und da gar geflickt, wo der Zahn der Zeit Löcher in das Gewebe genagt hat.
    Doch auch, wenn das Zelt dem Zahn der Zeit nicht vollkommen getrotzt hat, ist es doch schwer, sich der mystischen Aura zu entziehen, von der es umgeben wird. Leises Gemurmel dringt daraus hervor, hebt sich manchmal bedeutungsschwer, um dann wieder abzuebben und kaum hörbar zu werden. Ein fremder, schwerer Akzent liegt in dieser Stimme und es ist kaum möglich, von draussen wirklich zu verstehen, was sie wohl erzählen mag.
    Ein schwerer, einlullender Duft dringt aus dem Inneren heraus, wann immer sich der Schleier, der den Eingang bildet, hebt und einen weiteren Kunden Madame Anoras wieder in die Freiheit entlässt. Manch einer hat dann einen verklärten Blick, so als ob er kaum mehr auf dieser Welt verweilt und spricht man ihn dann auf seine Erlebnisse an, so wird die wirre Antwort mit abwesender Stimme gegeben und enthüllt nichts.
    Manchmal hebt sich der Schleier gar lange genug, um einen kurzen Blick in das Zelt zu gewähren, auf Madame Anora, die große, dunkelhäutige Frau in den fremdartigen Gewändern mit den Schleiern, die ihr Gesicht vor neugierigen Blicken verbergen. Auf ihre kristallene Kugel, die sie ständig mit den langen Fingern liebkost und auf die Flaschen, die sie umgeben und aus denen eine rauchige Substanz dringt, womöglich der Auslöser des fremdartigen, benebelnden Duftes.
    Und von Zeit zu Zeit geschieht es, daß Madame Anoras dunkle Augen auf einen Passanten treffen, ihre Hand sich in einer lockenden Geste erhebt und ihn zu sich hinein winkt. Doch was geschieht, wenn der Vorhang hinter diesem fällt, erfahren nur diejenigen, die den Blick in die Zukunft nicht scheuen...

  • Darcas lief langsam durch die Gänge zwischen den Zelten und amüsierte sich, seit einiger Zeit wohl das erste mal. Durch Saniya hatte er von diesem Jahrmarkt erfahren. Eigentlich wollte er nicht hingehen, allein schon wegen dieses doch sehr seltsam anmutenden Namens. Da aber nichts, wirklich gar nichts im LAden los war, wollte er sich etwas abwechslung verschaffen. Der Laden lief bei weitem nicht so gut, wie er es sich erhofft hatte, doch vielleicht war das der Grund, wieso er sich hier doch etwas amüsierte. Der Laden frustierte ihn zur Zeit, doch diese zum Teil doch sehr ramponierten Zelte zu sehn, stimmte ihn besser. Es ging ihm doch gut, was wollte er, er hatte mit sicherheit nicht die Nöte und Sorgen die andere wohl täglich mti sich rum schlepten. Leicht grinsend ging er seines Weges. Und als es ihm wohl am klarsten war, dass es ihm gut geht, stand er vor diesem einen Zelt.
    Eigenartige geüche machten ihm zu erst aufmerksam, doch es war wohl der Name dieses Zeltes der den Ausschlag gab. Verborgene Zukunft. Darcas packte die Neugierde. Was sie wohl für ihn bereit hielt. Einige Sekunden blieb er einfach nur stehen. Sollte er es wagen? Was wenn es nur eine Hochstablerin ist? Doch wenn sie es nicht ist! Diese Chance etwas über die Zukunft zu erfahren konnte und wollte er sich nicht entgehen lassen und so trat er ein.

  • 'Jahrmarkt der verlorenen Seelen'. Verlockender hätte die Ankündigung für die in schwarze Tücher gehüllte Frau nicht sein können, die ihr Gesicht so sorgsam unter einer Kapuze verbarg. Verlorene Seelen war doch das, wonach sie stets auf der Suche war. Langsamen Schrittes und doch voller Anspannung, die sie immer verspürte wenn sie sich unter Fremden bewegte, schlich sie über den Platz. Trotz aller Erwartungen ließ sich nicht leugnen, dass dies nicht ganz die Veranstaltung war, die sie erwartet hatte. Etwas düsteres zog umher, gleich einem unsichtbaren Nebelschleier in der Luft. Doch Furcht gehörte zu den Gefühlen, die zu empfinden sie stets sorgsam vermied und so rief sie sich die vielen weitaus schlimmeren Dinge in Erinnerung, die sie bereits gesehen hatte. Sollten sich die anderen ihr Herz damit anfüllen lassen, das konnte für sie nur von Vorteil sein.


    Die goldenen Augen der Cath'shyrr erspähen die verschiedenen Zelte, das Karussell, und werden doch unweigerlich angezogenen von goldenen Lettern auf dunkelblau Seide. Blau war fast ebenso gut wie schwarz und so tritt sie auf das Zelt zu, die Augen zu Schlitzen verengt beim Versuch, die Worte zu entziffern. Eben verschwindet jemand zwischen den Tüchern, die nicht eben noch von der Bewegung schwingen, wie sie es eigentlich tun sollten, sondern sogleich wieder schwer nach unten hängen, als hätte nicht eben erst jemand das Zelt betreten. Fasziniert betrachtet Shiarée, ihres Zeichens Anhängerin der Shirashai, diesen Umstand und legt leicht skeptisch den Kopf schief.


    Doch anstatt sie in Furcht zu versetzen wecken die Geschehnisse nur ihre katzenhafte Neugier. Eindeutig war hier etwas Sonderbares am Werk und sonderbare Dinge schätzte sie über alle Maßen. Wenn sie dabei verrucht, hinterhältig und moralisch verwerflich waren, umso besser. Aus dem Zelt dringen Stimmen zu ihr heran, tief und sonderbar wie die Nacht. Nun, was blieb ihr noch anderes übrig als dem Fremden zu folgen? Mit einer Hand hebt Shiarée den Schleier und gleitet sanft darunter hindurch ins Innere. Der leichte Luftzug des hinter ihr herab sinkenden Stoffes verursacht eine leichte Gänsehaut auf ihren nackten Armen.

  • "Zwei Wesen, gemeinsam. Und doch getrennt."


    Der Ursprung der dunklen Stimme war nicht zu erkennen, in diesen ersten Augenblicken im Inneren des Zeltes. Neblige Schwaden verwirrten das Auge, betäubten die Sinne und ließen die Gedanken schwer fließen, als bestünden sie aus zähem Honig. Ein leises Lachen erklang aus der gleichen Richtung - oder war es aus einer anderen Ecke gekommen? Durchscheinende Schleier verbargen seine Quelle. Noch.


    Ein leises Wort in einer fremden Sprache und die Nebel teilten sich, gaben den Blick frei auf die hoch gewachsene Gestalt einer verschleierten Frau. Goldene Münzen klirrten an ihrem Gewand, an den goldenen Ketten und Bändern, die sie trug und die bei jeder ihrer Bewegungen eine leise Melodie spielten, die von fernen Ländern erzählte.
    Hinter dem niedrigen Tisch stand sie, von prachtvollen Flaschen umgeben, die kristallene Kugel in ihrer Hand, die von schwarzen Zeichen übersät war. Dunkle Augen, von einem tiefen Violett gezeichnet, blickten wissend und herausfordernd, schienen in die Seele all jener zu blicken, die sich in ihr Zelt wagten. Sie waren das einzig sichtbare in dem verhüllten Gesicht. Schwarz umrandet und tiefer als die See.
    Eine Geste, fließend und bestimmt, deutete auf die bunten, aufwendig verzierten Kissen am Boden. Wiesen an, darauf Platz zu nehmen.


    Ihre Stimme erklang, klar und dunkel gefärbt, leise, von einem fremdartigen Akzent geprägt, der gleichsam melodiös und tragend war.


    "Der Zufall ist eine Illusion. Allein das Schicksal leitet unsere Wege zusammen und trennt sie wieder. Und ihr seid gekommen, um das Schicksal herauszufordern. Mut erfordert dies. Und Mut werdet ihr brauchen, wenn ihr auf seinen Wegen wandelt."

  • Kurz Zeit, nach dem er selbst das Zelt betreten hatte, kam eine Frau nach. Ihr Anblick hatte etwas Finsteres an sich, doch nicht gefährlich, ehr etwas Mysteriöses. Darcas blieb nciht viel Zeit das neue Gesicht zu mustern, schon erklang eine Stimme. Reflexartig wanderte seine Hand an den Degen, auch wenn er sich versuchte bewusst zu machen, dass er diesen hier wohl nicht bräuchte. Er achtete weniger auf das was Gesagt wurde, er wollte wissen woher diese Stimmer kam. Seine Augen wandertendurch das Innere des Zeltes und erblickten allerlei Arten an Schleiern, doch keine weitere Person, von der die sTimme stammen könnte. Seinem Gesichtsausdruck war eindeutig etwas unbehagen zu entnehmen. Als sich nun die Quelle offenbarte, machte dies das Ganze für ih nicht viel besser. Langsam fing er an zu bezweifeln, ob es eine so gute Idee war, hier hinein zu gehen. Doch die Neugierde war nun größer als je zuvor und hielt ihn fest. Die Hand lösste sich langsam vom Degen und glitt an der Seite herunter.
    Als ihm gedeutet wurde sich zu setzen. blieb er stehn. Die Arme verschränkt sprach er im etwas aufmüpfigen Ton. Danke ich stehe lieber. In der Sprache der Yassalar fügte er noch hinzu. Ich bin doch kein Schoßhündchen, welches auf Wink reagiert.
    Danach blickte er zur Anderen, wartend, wie sie wohl reagierte

  • Nebelschwaden trüben ihre Augen, machen sie blind, so verzweifelt sie sich auch bemühte, den Schleier im Inneren des Zeltes zu durchdringen. Doch wenigstens ihr Verstand gehorcht ihr noch, rät Shiarée zur Besonnenheit. Und kaum da dieser Gedanke ihren Geist durchfahren hat, lichtet sich auch schon die Wand aus Rauchschwaben. Bevor ihr Blick noch die Gestalt erfasst hat, die nun vor ihnen erscheint, haben ihre Ohren bereits das leise Klingen goldener Glöckchen vernommen, eine fremdartige Musik.
    Die Frau, oder was immer sie sein mochte, ist in schweres Tuch gehüllt, sorgsam ist ihr Gesicht vor allzu neugierigen Blicken verborgen. Aber die Augen... Shiarée fühlte sich plötzlich nackt, alle Versuche sich diesen zu entziehen schienen vergeblich. Langsam hob sie die Arme um sich die Kapuze vom Kopf zu nehmen. Nutzlos war es, sich angesichts solcher Präsenz weiterhin verbergen zu wollen. Anmutig lässt sie sich auf die Kissen vor dem niedrigen Tisch gleiten. Ruhig fahren ihre Hände über den samtenen Stoff, während sie die Reaktion des Mannes mit der schwarz-schimmernden Haut abwartet. Trotzig fällt seine Antwort aus, in ihren Augen unangemessen trotzig. Sinnloser Widerstand gegenüber einer Macht, die ungreifbar schien. Oder glaubte er etwa, im Stehen mehr Mut aufzubringen, um dem Schicksal entgegen zu blicken? Shiarée verharrte weiterhin im Schweigen, abwartend, wie die Frau auf derlei Worte reagieren würde.

  • "Wagst Du es nicht, in der Sprache der Insel zu sprechen, wenn Du mir mit Trotz begegnen möchtest? Glaubst Du denn, niemand verstünde Deine Worte? Oder möchtest Du ihre mangelnde Klugheit verbergen?"


    Madame Anora lachte leise. Ihre Stimme klang, als müsse sie eine weite Entfernung überwinden, die zwischen ihr und den Besuchern ihres Zeltes bestand. Ihre Augen ruhten auf dem Yassalar, schienen durch ihn hindurch zu blicken, so als ob sie es vermochten, alles zu sehen, was sie wünschte. So verharrte sie für einen langen Augenblick, bevor sie die andere Frau einer kurzen Musterung unterzog und sich doch noch einmal zu ihm umwandte.


    "Frage Dich selbst, warum Dich Deine Füße an diesen Ort geführt haben, wenn Du noch nicht einmal den Mut hast, mir die Stirn zu bieten. Denn wie sollst Du dann Deinem Schicksal in das Auge blicken?"


    Die hoch gewachsene Djirin verstummte, eine Spur ihres Amusements noch immer in den dunklen Augen glitzernd. Ihr Blick verließ den Yassalar, heftete sich auf die dunkle Gestalt der Frau, die ihrem Wink Folge geleistet hatte. Langsam trat sie hinter ihrem Tisch hervor, näherte sich ihr, um ihr in die Augen zu blicken.


    "Zu Folgen bist Du gewohnt, mein Kind. Und doch ist Dein Wille stark. Ich spüre Deinen Mut... Du wirst das Schicksal herausfordern und ihm entgegen treten. So sage mir, was Du zu sehen wünschst."


    Der Nebel wallte auf, als sie sich umdrehte und hinter ihrem Tisch auf einem Kissen niedersank. Es war schwer zu atmen, schwer zu denken, während die dichten Schwaden durch jede Pore des Körpers zu dringen schienen. Ruhig wartete die Djirin ab, blickte in die Tiefen ihrer Kugel, in der ein leichter, farbiger Wirbel tanzte...

  • Die Worte der Seherin machten ihn wütend. Zähne kKnirschend stand er weiterhin vor ihr. Mangelnde Klugheit? fragte er leise nach. In seiner Stimme war seine gefühlslage deutlich heraus zu hören. Auch wenn er sich gekränkt fühlte. So wollte er doch nicht gehn. Er war immer noch neugierig. Wissberiegir was die Zukunft anging. Ihren durchdringenden Blicken hielt er stand. Fixierte sie gleichermaßen mit den Augen. Dabei nahm er weniger die Gestallt war, er sah einfach nur in die Augen. Ihre Augen schienen Weise. Nicht die weisheit die man erlangt wenn man viel liest. Nein es war die Weisheit von Jahrzehnten voller Lebenserfahrung. So langsam dämmerte es auch ihm, dass er es war, der sich hier respektvoll verhalten sollte und nicht sie. Dennoch. Er ist was er ist, ein stolzer Yassalar. Dennoch stimmten ihre Worte ihn nachdenklich. Wieso war er hier? Aus Neugierde. Doch was wollte er wirklich wissen. Wie es mit dem LAden weitergeht. Das interessierte ihn doch nicht ganz so sehr. Denn Geldsorgen hatte er keine. Ob er jemals wieder Falkohn sehen würde, besser wohl nicht. Eine eignetliche Frage hatte er nicht. Doch als sie auf seinen Mut anspielte fühlte er sich mehr denn jeh heraus gefordert. Sie weiterhin fixierend setzte er sich nun doch. Ich fürchte weder euch ncoh die Zukunft. Aber ich will sie kennen. Sprach er so bestimmt wie er nur konnte, aber bedacht darauf die Aggression heraus zu nehmen aus der Stimme.

  • Der Hauch eines spöttischen Lächelns drohte sich auf Shiarées Mund zu zeigen, angesichts der Worte, die die exotische Frau dem aufrührerischen Yassalar entgegen schleuderte. Obwohl er nicht mehr jung zu sein schien, verströmte er eine unruhige, hochmütige Aura, eben jener Hochmut, der ihm jetzt bei der Madame zum Verhängnis wurde. Sorgfältig brachte die Priesterin schließlich ihre Gesichtszüge wieder unter Kontrolle, es entsprach nicht ihrer Vorstellung von Würde, derlei Gefühle offen darzulegen. Dennoch war Hochmut eine der Eigenschaften, für die sie am allerwenigsten übrig hatte, und so blieb ein Rest amüsierten Funkels in ihrem Herzen.


    Dann ruhten ihren Augen wieder auf der Madame, wobei der erneut aufwallende Nebel ihre Sicht trübte und ihren Verstand einlullte. Du wirst das Schicksal herausfordern und ihm entgegen treten. So sage mir, was Du zu sehen wünschst. Schwer hallten die Worte in Shiarées Kopf wieder, während sie mit weit geöffneten Augen regungslos auf den Kissen saß. Welche unwiderstehliche Versuchung, das Schicksal zu kennen. „Aber wenn ich mein Schicksal kenne, wie könnte ich dann noch leben, ohne zu versuchen, es zu verändern?“ Die Frage verließ leise gemurmelt ihre Lippen, mehr zu sich selber denn an die Frau gerichtet. Ja, Mut erforderte dies ohne Frage, aber Shiarées unbezähmbare Neugier allein schloss bereits aus, an diesem Punkt einen Rückzieher zu machen. Kurz durchstreiften ihre Gedanken ihren vernebelten Kopf auf der Suche nach einer Frage, aber natürlich war sie längst dort und wartete darauf, gestellt zu werden: „Wird meine Göttin mir jemals mein eigenes Glück gewähren?“, obwohl sie die Antwort doch eigentlich längst kannte.

  • "Fürchten... nein, fürchten musst Du auch nicht mich. Fürchten solltest Du allein euch Dich und Deinen Hochmut."


    Die Djirin lachte leise, amüsiert über das Auftreten des Yassalar. Denn sie hatte es kaum anders erwartet von seinesgleichen. Zumindest schien er jedoch über genügend Verstand zu verfügen, um seine Haltung zu ändern... oder es wenigstens zu versuchen. Noch immer lächelnd wandte sich Madame Anora zu der dunklen Frau um, deren Fragen die Stille geteilt hatten.


    "So manches Schicksal möchte geändert werden und so mancher möchte sein Schicksal nicht ändern... manchmal sind unsere Versuche von Erfolg gekrönt, doch wer sagt, daß diese nicht das wahre Schicksal gewesen sind und es uns auf seinem Wege nur einen Streich gespielt hat? Am Ende erreicht das Schicksal immer sein Ziel... und verändert sich selbst, einer Schlange gleich, die sich um sich selbst windet. So lass mich sehen, was das Schicksal für Dich bereit halten mag, mein Kind, bevor Du es ändern möchtest."


    Madame Anoras dunkle Augen versanken im Inneren ihrer Kugel, tauchten in die Wirbel ein, deren Bedeutung nur sie allein zu entschlüsseln vermochte. Ihre Finger liebkosten den kühlen Kristall wie einen Liebhaber, dem sie Freude zu bereiten wünschte. Für einen langen Moment betrachtete sie das, was sie in ihren Tiefen sah, bevor ein tiefes Seufzen über ihre Lippen drang und ihre Augen sich erneut auf Shiarée hefteten. Ihre Stimme hatte einen tiefen, dunklen Klang, schien wieder aus weiter Ferne durch die Nebel zu dringen.


    "Glück... Glück ist es, was jedes Lebewesen zu finden hofft. Doch weißt Du selbst, was Glück für Dich bedeutet? Denn nur dann, wenn Du selbst entschlüsselt hast, was Du Dir wirklich wünscht, so wird Dir Glück beschieden sein.
    Doch ich sehe eine Entscheidung, die Du treffen musst. Eine schwere Entscheidung, die Dein Leben für immer verändern wird, oder es zum Stillstand verdammt..."


    Erneut tauchten ihre Augen in die Kugel ein, weiteten sich dann in stummem Entsetzen, bevor sie sich trübten und Madame Anora auf ihrem Kissen zusammen sank, scheinbar leblos. Die Kugel wurde schwarz, dann barst sie, zerbrach in tausend Scherben, aus denen reine Dunkelheit hervor quoll. Alle Kerzen in dem blauen Zelt erloschen, gleich dem Licht in Madame Anoras Augen, und Schwärze löschte jeden hellen Schein aus, nahm die Sicht, so als seien die Augen blind geworden...

  • Darcas war nicht allzu Glücklich in dieser Situation. Er fühlte sich vorgeführt und beleidigt. Doch versuchte er wenigstens sich etwas zurück zu halten. Sichtlich biss er sich auf die Zunge und schluckte ein Kommentar herunter. Er wollte etwas über die Zukunft erfahren, dass war es ihm wert. Mit denWorten der Djirin kamen in ihm aber mehr und mehr zweifel auf. War es wirklich die Zukunft die diese Frau sah, oder waren es nicht doch nur simple Floskeln um der Kundschaft das Geld zu entlocken. Darcas schlug mit der Faust auf den Boden. Was soll das? Doch ncoh ehe er seine Vorwürfe anbringen konnte, zerbarst. Sofort Sprang Darcas auf und zückte seinen Degen. Er war nie ein ruhiger Typ und in einer solchen Situation schonmal gar nicht. Den Degen auf die Schwarze Wolke gerichtet, machte er sich bereit so gut es gibt, auf alles was da ncoh kommen mochte. Dann blickte er kurz rüber zu seiner Mitgehangenen und fragte. Wisst ihr was das soll? Was tut die hier mit uns? In seiner Stimme lag keine Angst nur Agression und Unruhe.

  • Shiarées Blick heftete sich auf die Kugel, gebannt und unfähig die Augen noch abzuwenden. Ein Wirbel aus Farben erfüllte das Innere, Nebelschleier schoben sich umher, doch je mehr die Priesterin die Augen zusammen kniff um ebenfalls etwas zu erkennen, desto verschwommener wurde es. So war sie allein auf die Worte der Madame angewiesen, rätselhafte und schwerwiegende Worte, die es vermochten, einen Knoten der Unruhe in ihre Brust zu pflanzen. Selbstzweifel kamen auf, durchtränkten ihren Geist. Hatte sie wirklich jemals die Bedeutung von Glück erfahren? Ihr Glaube hatte Shiarée stets geistige Kräfte verliehen, die anderen verwehrt geblieben waren, doch hatte er sie jemals glücklich gemacht? Und nun sah sie doch etwas in der Kugel oder war es nur ein Bild in ihrem Kopf? Ein schmales Gesicht, erfüllt von einem sanften Leuchten. Eine Entscheidung. Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, weiter das Licht erforschen wird es ringsherum dunkel.


    Das Geräusch der zerberstenden Kugel klang schmerzhaft in ihren Ohren nach, ließ sie klingen und raubte ihr gleichzeitig das Augenlicht. Gerade noch konnte sie schemenhaft erkennen, dass der Yassalar wiederum seinen Degen gezückt hatte. „Erkennst du den nicht, dass Waffen auch Waffen machtlos sein können?“ Es war nur ein Gedanke gewesen, doch in der völligen Dunkelheit die sie umgab, war er Shiarées Lippen entschlüpft. Vorsichtig betastete sie ihr Gesicht, um sicher zu gehen, dass sie wenigstens noch am Leben war. Doch wie stand es um die Madame? Ein letztes Glimmen ihrer Augen war zu sehen gewesen, dann war es mit allen anderen Lichtern des Raumes erloschen. Sie tastete hinein in die Dunkelheit, fand den Tisch und schob sich daran herum, wobei eine der Scherben ihre Finger ritzte. Hatte der Blick auf ihr Schicksal einen wahrhaft hohen Tribut gefordert? Nun würde sie sich doch dem Gefühl hingeben müssen, was sie all die Zeit so tapfer bekämpft hatte. Furcht.


    Shiarées Finger finden schließlich die weichen Gewänder der Madame. Ihre schmale weiße Hand legt sich der Frau auf die Brust, um zu fühlen, ob noch Leben in diesem Körper war.

  • Darcas ging etwas auf und ab. Hin und her gerissen bei der Entscheidung was er nun tun sollte. Anscheinend hatte es wohl wenig Sinn auf weiteres Wahrsagen zu hoffen, war doch die Kugel offenischtlich hin. Doch anderer Seits eventuell konnte die Djirin aj auch so noch hilfreich sein. Zumindest wäre es wohl kein Positives Zeichen, beim verlassen eines Zeltes eine tote Djirin zurück zu lassen. Darcas schritt etwas umher. Unentschlossen in der Dunkelheit. Immer weider wandte sich dabei sein Blick auf die andere Kundin, derren Name er nciht einmal kannte. Doch auch wenn er helfen wollte, wie? Er hatte keine Ahnung, was soetwas anging. Ihm lag es zu kämpfen oder zu deligieren, aber soetwas selbst machen. Darcas blieb stehn und blickte auf beide Frauen herab. Zähne knirschend hockte er sich neben der Djirin nieder. Wie kann euch helfen?

  • Ein leises Stöhnen entwand sich den Lippen der ohnmächtigen Djirin. Kaum merklich hob und senkte sich ihr Brustkorb, doch sie erwachte nicht. Die Schwärze im Inneren des Zeltes hielt für wenige Atemzüge an, doch löste sich dann langsam, als ob sich ein schwerer Schleier von den Wesen in seinem Inneren hob. Trotzdem blieb es dämmerig, nur wenig Licht drang von dem Zwielicht, das über dem Jahrmarkt lag, durch den schweren Stoff hindurch. Nur schemenhaft war die zerbrochene Kugel zu erkennen, aus der die Schwärze hervorgegangen war. Ein einzelner, silberner Stern lag inmitten der Scherben, einer Mahnung gleich. Das Zeichen einer eifersüchtigen Göttin, die keine Einmischung sterblicher Wesen in ihre Belange duldete.


    OOC Kommentar:
    Darcas, im Zelt war es stockdunkel und damit ist keine normale Dunkelheit gemeint, sondern eine offenbar magische, die förmlich blind macht. Nur so am Rande angemerkt.;)

  • Sie hatte den Zorn gespürt, ein allumfassender, alles mitreißender Zorn. Ein Zorn, der ihr alles andere als fremd war. Er war ihr bereits begegnet, auf eben jene schreckliche Art, die sie hierher, in diese Stadt, verbannt hatte. Doch die Furcht hatte Shiarées Herz wieder verlassen. Es war ein Zeichen gewesen, doch nun war es vorbei. Sie blickte auf den Stern, seinen sanften Schimmer, der ihn so friedlich wirken ließ. Etwas in ihr verlangte danach, ihn zu berühren, aber sie wagte es nicht. Eine Grenze war übertreten worden, sie hatten ihre Strafe erhalten und noch Schlimmeres zu provozieren, lag kaum in ihrem Interesse.


    Ein Hauch von Licht ließ ihre Augen wieder sehen oder besser gesagt Schemen erahnen. So düster war die Finsternis zuvor gewesen, dass selbst ihre Katzenaugen hilflos gewesen waren. Doch all dies war nun nicht mehr von Belang. Noch immer war die Madame gefangen in ihrem Schlaf, wenngleich ein Lebenszeichen in ihren Körper gefahren war, und Shiarée konnte nicht umhin, sich nun für ihr Leben verantwortlich gewesen, war sie doch auch der Auslöser der Strafe gewesen.
    „Geht, geht und holt Hilfe, einen Heiler.“ Ihre Stimme klang schärfer als beabsichtigt, als sie ihren Kopf in Richtung des Yassalars wandte. Ihre Hand suchte nun nach der der Djirin, fand sie schließlich und drückte sie fest in der Hoffnung, ein wenig von ihrer Kraft an die Madame weitergeben zu können.

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