Tilla Acai musterte ihn einen Augenblick, ließ dabei jedoch Anzeichen einer gewissen Belustigung erkennen. Tamrin war froh darüber, er hätte es sehr bedauert, wenn es die Pfandleiherin noch mehr verärgert hätte, dass auch seine Gedanken um die Situation kreisten und mögliche Vorgehensweisen erwogen. Schade, dass sie über den Diebstahl in persönlicher Hinsicht so empört war sonst hätte er sich vielleicht sogar gewagt, ihr seinerseits einen Vorschlag zu machen. Aber er selbst konnte dieses Gefühl Tilla Acai's nicht einordnen, weil er es nicht empfand.
Leute stahlen aus Not oder aus Habgier und auch wenn es keine Lüge gewesen war, dass er für sich selbst Ehrlichkeit vorzog - für ihn war es Gerechtigkeit genug, wenn die rechtmäßigen Eigentumsverhältnisse wieder hergestellt wurden. Darüber hinaus gehende Rachegelüste waren ihm bislang fremd und verletzt oder getötet worden war schließlich auch niemand. Und Tamrin's vorwitziger Verstand fragte sich insgeheim, ob man Tilla's Eigentum nicht auch zurück erlangen könne, ohne die schöne Diebin bei ihrem Liebhaber auffliegen zu lassen. Und ob dies nicht vielleicht auch in Tilla Acai's Sinn sein könne, wenn der so bereitwillig und ganz legal Geld für seine 'Gespielin' auszugeben bereit war. Tamrin's Mitgefühl für reiche Adelige, die ihn fälschlicherweise bezichtigten, hielt sich gerade ziemlich in Grenzen. Und außerdem - Herrn Müsig blieb ja immerhin die bezaubernde Schönheit erhalten, deren frecher Mut Tamrin insgeheim immer noch etwas amüsierte.
Aber - er war hier letztendlich nur ein Bote. Und für ihn hatten Tilla Acai's Wünsche zu zählen. Und so nahm er schweigend die Skizze entgegen, ebenso wie den Pfandschein, der noch auf dem Tresen lag und nickte der Pfandleiherin noch einmal höflich verneigend zu. "Ich werde Euch dann berichten.", versicherte er zum Abschied "Auf bald!", wandte sich um und verließ das Geschäft. Leise klang die Türglocke ihm auf der Straße noch hinterher.....
<--- weiter beim Haus der Amandils