Schloss Imarkar

  • "Alimea ist bei allen sehr beliebt, auch bei den Angestellten und dem Dienstpersonal."


    Der Hinweis des Rothaarigen erinnerte Maida daran, dass sie sich direkt nach Bezug des Zimmers das Dienstpersonal gewogen machen sollte. Komplimente und Lob wirkten da Wunder. Nicht nur bei einem Herrn von Muesig. Je mehr die Angestellten die Lobhudelei der Cath'shyrr schätzten, umso weniger würden sie gegenüber der Dame des Hauses - sprich: Alimea - über den Neuzugang tratschen. Oder sonst wo außerhalb des Schlosses.

    "Notiz an mich: Dienstpersonal beachten"
    , diktierte Maida an ihr Unterbewusstsein, um sogleich hintan zu fügen: "Farbige Kissen und Decken besorgen um die lila Träume von Muesig abzumildern."


    Ihr schwante Fürchterliches: Ein ganzes Zimmer in Flieder! Da kam der kräftige Schluck Likör gerade recht.


    "Schwache Momente, Eure Schwester? Ich mag es kaum glauben, eine so souveräne Dame von Format. Schwäche. Niemals. Ich mag es nicht Schwäche nennen, wenn man sich nach Liebe und Zärtlichkeit verzehrt. Ihr ahnt ja nicht..."


    Hier fügte Maida eine bedeutungsschwangere Pause ein. "...wie eine tugendhafte Frau wie ich... wo ich doch erst nach Eheschluss... so heißt es doch, nicht wahr, denn alles andere wäre unstatthaft. Doch, wie soll ich das ertragen? Wie soll irgendeine Frau dies ertragen, fern der sanften Berührungen eines Liebsten? Ihr versteht, was ich meine?"


    Der letzte Satz war nur noch gehaucht. Der heiße Atem kam schwer, keuchend, und streichelte Muesigs Wange. Dies war der Moment, mehr herauszufinden.


    "Wer ist denn der Glückliche, der Eurer Schwester den Hof machen darf, verehrter...? Darf ich Euch beim Vornamen nennen?"

  • Zeitlinie Djamila:


    "Nein, nein" beeilte er sich, rasch zu sagen "ich freue mich wirklich aufrichtig, dass Ihr Euch aufgemacht habt, mir Euer Gesicht zu zeigen, also Kopf hoch - bitte!" Und das war jetzt nicht einmal gelogen und 'bitte' hatte er auch noch gesagt. Sehr, sehr ungewöhnlich. Auch wenn er gestern Maida, was weiß er schon versprochen hatte, diese Frau war einfach zu schön um nicht angesehen zu werden.
    "Und bitte leistet mir noch etwas Gesellschaft, seht Ihr, seht Ihr, ich bringe Euch sogar zum Lachen. Und das macht Euch noch ...interessanter und mich neugierig" Nun jetzt bestimmt nicht die rechte Zeit zu tanzen, obwohl es ja schon gegen Mittag zuging. Er richtete sich auf, nicht dass es ihm augenblicklich besser ging, aber es war nun sein Interesse geweckt. Dann zauberte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Langsam stand er auf und steuerte danach eine Kommode an, zog deren Schublade auf, lange hinein und hob es triumphierend hoch. "Kennt Ihr das? Ich habe gelernt darauf spielen und würdet Ihr dann für mich...ein wenig tanzen. Ich weiß, Ihr seid müde, aber es wäre mein.... Wunsch für heute, ich würde Euch gerne beim Tanz zusehen." Es würde ihm bestimmt gefallen, da war er überzeugt davon. Aber so das so einfach machen würde, war eine ganz andere Frage.

  • Zeitlinie Maida:


    Der Likör löste Herr von Müsig und seine Zunge zudem etwas. "Ja, meine Schwester ist eine wucht. Eisenklinge versucht schon ewig bei ihr zu landen, aber außer ein paar Küsschen hier und da auf Wange, Stirn oder Schulter läuft da nichts, glaubt mir ich wüsste es, wenn es anders wäre" Konspiratorisch beugte er sich in Richtung Maida's Ohr (ohne den Ausschnitt aus den Augen zu lassen) "Aber sie verlässt manchmal - unerkannt - das Schloß und kehrt dann mit einem Jungen, zumeist noch sehr grün, im Schlepptau wieder und da das über die Geheimtür geht, weiß davon niemand - außer mir natürlich. So viel zu ihrem Verlangen." die Backen des Grafen glühten. Zum einen war das der Wirkung des Likörs geschuldet, aber auch die Vorstellung was Alimea mit den Jungen anstellte, war daran nicht unwesentlich beteiligt.
    "Binn-Abb, mein Name ist Binn-Abb von Muesig, ich bin nicht stolz darauf, ich hasse ihn sogar, aber ja so hat man es für mich ausgewählt. Ja..." Jetzt wurde das Sprechen des Grafen etwas abgehakter, er spürte den heißen Atem von Maida, roch ihre Gegenwart, sah ihre Vorzüge. Und der Likör tat halt auch seine Wirkung "Und...und ich war auch in sie verschossen, aber das ischt jetzt vorbei. Jetzt richte ich ein Zimmer für Maida." Er sah ihr in die Augen "Kann man ein Stück von der Tugend...auch schon vor dem Schluss sehen?" er schien wirklich darauf erpicht zu sein. Ohne zu fragen goss er sich beiden nochmals nach. Man würde bald einen weiteren Ballon (=Flasche) benötigen.
    =========
    Inzwischen hatte Alimea beschlossen, dass die Schlaflosigkeit sie rasend macht und sie etwas Ablenkung braucht. Sie kleidete sich rasch nochmals an und verschwand kurz darauf, wobei alles Geschick darauf verwendete, von niemanden gesehen zu werden.

  • Innerlich lächelte sie - sie hatte ihn in der Hand. Doch auf ihrem Gesicht lies sich kaum eine Spur dieses Triumphes sehen. Vielleicht lag in ihren Augen ein wenig zu viel Freude über sein Geständnis, als sie aufblickte, doch hoffentlich für ihn unerkannt. Sie lächelte ihn leicht an und senkte wieder den Blick. Er brachte sie zum lachen, ja das war noch nicht mal mehr gelogen. Sie amüsierte sich.
    Als er sich erhob, folgte sie ihm mit ihrem Blick, wo er wohl hinwollte?
    Erstaunt betrachtete sie das Instrument, was sie vorher noch nie gesehen hatte. Sie wusste nicht, welche Laute es machen würde, aber sie war selbstbewusst genug, auszuprobieren, ob sie auch dazu würde tanzen können. "Ich kenne das Instrument leider nicht, aber ich würde mich freuen, Euch ein wenig meiner Kunst zu zeigen.", sie stand auf. "Meine Mutter pflegte immer zu sagen, ich wäre die beste Tänzerin in Lhorean. Wie tanzen die Frauen hier in Nir'alenar?" Das war etwas, was sie wirklich interessierte. Hier in der großen Stadt war es sicher anders, als in den kleinen Siedlungen in denen sie sich bisher aufgehalten hatte. Auch sie erhob sich und gesellte sich zu ihm, für ein Gespräch war er ihr zu weit weg gewesen. "Auch wenn ich müde bin, tanzen kann ich immer." Sie betrachtete das Intrument, was würde er wohl spielen?

  • Zeitlinie Djamla:


    Ihr Lachen gefiel ihm sehr, auch wenn er jetzt gerade kein Lächeln ausmachen konnte. Er würde sie schon wieder adzu bringen.


    Sie kannte also das Instrument nicht, was keine Schande war, kam es doch auch nicht von hier. "Man sagte mir,es heisst: Challei [Anm.: Herr von Müsig hat da nicht genau zugehört, es müsste Schalmei heißen]. Ich bin nicht sehr Musik affin, aber diese Melodie habe ich mir gemerkt. Passt auf!" Er setzte das Instrument an und begann etwas holperig aber doch erkennbar ein Kinderlied zu spielen, welches unter dem Titel "Fuchs Du hast die Gans gestohlen" auch hier geläufig war. "Gut?" er war etwas unsicher. Er lachte. "Ihr seid gut, ob Frauen hier in Nir'alenar tanzen....Na und wie sie das tun. Bei uns finden regelmässige Bälle statt, wie der Fliederball zum Beispiel. Das gemeine Volk hält sich mehr mit Volkstänzen auf, was auch so eine Art Heiratsmarkt darstellt. Aber genug der Wort, probieren wir es nun gemeinsam? Ohne eien Antwort abzuwarten, begann er die Melodie erneut zu blasen."


    Dass bei den Bällen ganz andere Melodien gespielt wurden, musste er nicht erläutern.

  • Binn-Abb? Was war das für ein seltsamer Vorname? War der Muesig etwa betrunken? Er lallte ein wenig und seine Schieflage gegen ihren Oberarm drängte ihr den Verdacht auf, dass der edle Herr gern über den Durst trank. Das eröffnete ungeahnte Möglichkeiten. Und barg ebenso viele Gefahren. Die des Vergessens nämlich.


    "Ach ja, die Namensgebung. Ich frage mich oft, was sich Eltern wohl dabei denken. Ich nenne Euch einfach, Beau, wenn es Euch genehm ist. Es ist ausländisch und bedeutet schön. Kann es einen besseren Namen für Eure stattliche Erscheinung geben?"


    Der Name Eisenklinge brannte sich so nebenher in Maidas Gedächtnis. Damit konnte nur einer gemeint sein: Sarandir Eisenklinge, Sprössling einer der wichtigsten Adelsfamilien. Dies bedurfte eiligst näherer Erkundigung. Je schneller Maida ein Druckmittel gegen die werte Gräfin in Händen hielt, umso besser.


    Die Cath'shyrr prostete dem Herrn zu und nippte von dem Kristallglas. Im Gegensatz zu Herrn von Muesig trank sie niemals zu viel. Ein klarer Kopf allein führte zum Erfolg. Jetzt galt es den Rothaarigen zu befriedigen ohne zu viel preis zu geben, ihn aber auch nicht zu verprellen. Da half nur eines: Hitzewallung vortäuschen. Maida stellte das halbvolle Glas auf dem Kaminsims ab und wedelte theatralisch mit der freien Hand vor dem Dekollete hin und her.


    "Püh, es ist fürchterlich heiß hier drin. Ob das am Likör liegt?" Sie kicherte ein wenig und schnaufte dann. "Ob Ihr vielleicht, nur ein ganz klein wenig, die Schnürung auf der Rückseite des Kleides lockern könntet, bitte? Aber nur ein ganz klein wenig, ich will keineswegs unschicklich erscheinen. Nur damit ich ein wenig mehr Luft... also hier vorne..."


    Sie zupfte am Ausschnitt.

  • Zeitlinie Maida:


    'Schön' klang irgendwie...schön. Damit konnte er schön leben. "Wie schön Ihr das sagt, Beau. Ihr seid so bebildet, zuerst Clio...Clepo...also die Herrscherin und jetscht auch noch ausländerisch. Ich bin angemessen be...druckt. Eine so beau Frau und kein Schpatzenhirn. Eine seltene Kommi...Kompli...Verbindung" das Sprechen fiel ihm schon einigermaßen schwer.


    Das nächste Glas kippte er viel zu rasch. Er sah gar nicht, dass Maida viel zurückhaltender war.


    "Heisch? Soll ich..." nein, kein Fenster öffnen, stattdessen das Kleid. "Ja, latürlich." Er stellte sein leeres Glas neben jenes von Maida und trat hinter sie. Auch in seinem derangierten Zustand widerstand er der Versuchung eine der verbotenen Früchte zu betatschen. Er griff nach den Schnurenden. Was wollte sie? überlegte er. Nach einer längeren Pause war er sich sicher: enger schnüren, auch wenn er sich darüber wunderte. Frauen haben eben ihren eigenen Kopf und den muss man nicht immer verstehen, beruhigte er sich. Damit war er immer am besten geritten. Wie war das? Wo ein Wille, da eine Frau, oder so ähnlich. Vielleicht war jetzt auch eine gute Gelegenheit Mut zu zeigen: "Könnt Ihr Euch, also wenn ihr lange genug in eurem Zimmer alleine wart auch eine...also im Zimmer einem andren Zimmer als Frau von *Hicks*" in dem Moment zurrte er die Schnüre kräftig zusammen.
    Leider begann ihn augenblicklich ein heftiger Schluckauf zu quälen.

  • Als er die Melodie begann, warf sie den Kopf in den Nacken und lachte. Ihre Schwestern hätten jetzt sicher gerne gesungen, denn auch sie kannte das Lied. Kurz dachte sie an die beiden. Gemocht hatte sie sie nie wirklich, aber es war komisch, sie nicht jeden Tag zu sehen. Als wäre ein hässliches Muttermal nicht mehr am selben Platz, man hatte sich daran gewöhnt, auch wenn man es nicht leiden konnte.
    Sie trat einen Schritt zurück, nicht ohne ihm in die Augen zu sehen und zu lächeln. Und wie sie dazu würde tanzen können, vielleicht nicht so gut, wie zu anderen Instrumenten, aber gelernt war gelernt. Sie schloss die Augen und begann sich zu bewegen. Da es ein einfaches Kinderlied war, wollte sie nicht mir ihrer ganzen Kunst aufwarten. Dennoch bewegte sie sich anmutig durch den Raum, als der letzte Ton verklang, machte sie einen tiefen Knicks vor dem Adligen.
    "Vielen Dank, dass ich tanzen durfte, Ihr wisst nicht, wie viel Freude ihr mir damit macht." Egal, ob es ein Kinderlied war, egal ob es kurz gewesen war, und egal, ob er nicht alle Töne getroffen hatte, sie genoss es zu tanzen. Und sie genoss es, wenn ihr jemand dabei zusah.

  • Mit dem Gefühl etwas übersehen zu haben, hatte Klivv die Pfandstube verlassen. Irgendwas musste an dem verdächtig lukrativen Angebot faul sein und er konnte sich beim besten Willen nicht erklären was. Er hatte es jedoch auch nicht über sich gebracht nochmal nachzufragen, denn obwohl die Begegnung gegen Ende hin für seine Verhältnisse noch relativ angenehm geworden war, hatte er nie aufgehört sich ihr Ende herbeizusehnen. Nun war es dafür zu spät und er schritt auf seinen leisen Sohlen zurück zum offiziellen Zugang der Unterwelt. Vielleicht hätte er das ein oder andere Rattenloch gewusst, das ihm eine kurze Strecke ihm Freien erspart hätte, doch es war nicht gut sie zu häufig und ohne guten Grund zu verwenden.

    Endlich in der ungestörten Finsternis angekommen, atmete er sie ein, als wäre sie für ihn ebenso lebenswichtig wie die Luft, die ihn umgab. Erst hier schienen seine Sinne und sein Verstand wieder ungetrübt zu arbeiten. Mit einem leisen Danke, das an niemanden in der Nähe gerichtet war, setzte er seinen Weg mit fast unheimlicher Zielsicherheit fort. Keine Abzweigung und kein plötzlicher Knick seines unterirdischen Pfades schienen ihn dabei zu überraschen.

    Leider wusste er wie endlich dieser vergnügliche Teil seiner Reise war. Sein Ziel lag schließlich im Adelsviertel, dem wohl übelsten Teil der Stadt. Selbst zu den unmenschlichsten Stunden der Nacht, verlosch dort nie das Licht und es kam vor, dass die Wächter reicher Leute hart arbeitenden Burschen wie ihm das Leben allein des Aussehens wegen schwer machten. Es half nichts: Sein Wort und die Aussicht auf fette Beute wogen schwerer als seine gerechtfertigte Abneigung gegen diesen grell leuchtenden Winkel.

    Erneut wählte er den offiziellen Weg, obwohl das bedeutete dass er geduckt den Schein mehrerer Laternen passieren musste ehe er den schmalen Dienstboteneingang erreichte. Hier war er sich nicht sicher: Tilla hatte von einer Freundin aber auch von einer Herrin gesprochen. Doch Adelige blieben meist unter sich. Sicherlich, die Pfandleiherin hatte Geld, aber daran, dass sie von hoher Geburt war, hatte er seine Zweifel.

    Also versuchte er es zuerst hier. Mit etwas Glück war besagte Herrin ja eine höhere Angestellte, denn daran dass man ihn am Hauptportal abweisen würde, hegte er keinen Zweifel. Tapfer hob Klivv die Hand und… zögerte. War er hier überhaupt richtig? Diese Adelshäuser sahen schließlich alle gleich aus. Glatter Stein, häufig von heller Farbe und ein Übermaß an Zierrat, oftmals golden, auch wenn das hauchdünne Metall vielerorts schon abblättern mochte.

    Doch, das hier war Schloss Imarkar, da war er sich fast sicher. Und so klopfte er sehr zaghaft und das Kästchen, das seine Anwesenheit hier rechtfertigte, fest umklammert, an die Tür und zog sich hastig einen Schritt zurück. So schlimm würde es schon nicht werden, schließlich war er nicht mit leeren Händen hier.

  • Zeitlinie Djamilia:


    Gut, ein Kinderlied jetzt wirklich ausdrucksstark darzustellen, ist nicht Jedermanns (-frau) Sache. Doch Djamila schaffte es, ihn wahrlich zu faszinieren. Es war eine Anmut und Eleganz in ihren Bewegungen, die er sonst nur bei Tänzern mit jahrelanger Bühnenerfahrung gesehen hatte. Hinzu kam eine unbändige Freude und so schoss es aus Müsigs Mund spontan heraus, als er fertig gespielt hatte und Djamilia den Tanz beendet hatte: "Ihr seid - eine tänzelnde Wucht. Wer hat Euch das gelehrt oder seid Ihr ein Wunder der Natur?" Das war nun wirklich nicht geheuchelt. "Was heißt hier...Nein, nein, ich habe zu danken, dass ich diesem Ereignis beiwohnen durfte. Ich frage mich, wie ich es schaffen könnte, dass ich Deiner Kunst öfter beiwohnen kann. An musikalischer Untermalung soll es nicht mangeln, wir haben bessere Musiker als mich hier."
    Er nahm wieder Platz, denn allzu langes Stehen bereitete ihm köperliche Mühsal. Während er die Frau, von der er kaum etwas wusste, die ihn aber bin in die Haarspitzen faszinierte, besah, dachte er, wie es wäre, wenn er sie umwerben würde. Da überkam ihm auf einmal ein Fetzen Erinnerung: MAIDA! Nein! Und in seinem Kopf: absolute Leere, was den gestigen Abend betraf. Sie hatten zusammen diniert, da war auch Alimeas nioch dabeigewesen, dann im Salon....und dann? Alles weg. Verdammter Likör. Heute morgen, wenn man das noch Morgen beuzeichen darf, war er alleine...aufgewacht. Wobei schon die Sache, wie er überhaupt ins Bett gekommen war, ziemlich im dichten Nebel lag. Das war nicht die einzige Mysterium.
    Er verscheuchte diese Gedanken. Kommt Zeit kommt vielleicht Erinnerung.
    "Ich insistiere nicht, dass ich immer noch keine Ahnung davon habe, warum Euch Euer Weg zu mir geführt hat,auch wenn ich sehr erfreut darüber bin, dass es so ist. Aber lasst uns darüber diskutieren. Glaubt ihr eher an Zufall oder göttliche Fügung?" er schenkte ungefragt noch etwas Tee nach. Vielleicht wollte er auch nur etwas näher sein. Seine Hand zitterte und er musste sich arg mühen, nichts zu verschütten. Ganz gelang es dann doch nicht und eoin paar Tropfen landeten auf der Tafel. Ob er seine Hand...nein, lieber nicht.

  • Zeitlinie Klivv:


    Es dauerte seine Momente bis sich schlurfende Geräusche über dem Steinboden vernehmen ließen. Knarrend und knarzend öffnete sich die Tür - eine nicht mehr ganz junge Frau in einem Morgenmantel, der mit ihr mitgealtert war und mit einer Laterne stand darin. Und mit großen Filzpantoffeln. Sie musterte den Mann. In der Größe unterschieden sie sich nicht sehr. Auch sonst schien sie zufrieden.
    Sie zog ihn am Ärmel hinein. "Kommt, schnell, die Herrin darf Euch keinesfalls sehen. Bei Samuel, stinklt ihr, aber nach einer kalten Dusche und etwas Seifelauge...jetzt ziert Euch doch nicht so." die Frau gab sich alle Mühe den Rattenfänger ins Schloss zu bringen. Und die Aussicht, diese Nacht nicht alleine verbringen zu müssen, verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Fälschlicherweise ging sie davon aus, dass der Rattenfänger der neue Stallknecht Martin ist

  • Die alte Frau überraschte den Rattenfänger so sehr, dass es eine ganze Weile dauerte und er schon tief in den Flur geschleift worden war, ehe er auch nur ein Wort herausbrachte. Dass ihn ein menschliches Wesen freiwillig angefasst hatte, war ihm eine halbe Ewigkeit nicht mehr passiert. “Ab… Aber ich muss die Herrin sprechen“, stotterte er endlich. Gewiss meinte dieses überzeitige Früchtchen mit dem Ausdruck die gleiche Oberangestellte, wie Tilla. “Hab was für sie, ist an sie Adressiert!“

    Wie einen Talisman zur Abwehr böser Geister hielt er der alten Schachtel das Kästchen mit dem darauf befestigten Schreiben entgegen. Und was sollte das mit der Dusche und Seifenlauge? Gut, er war hier in einem feinen Haus und man hatte ihm schon mehrmals zu verstehen gegeben, dass er nicht gerade nach Rosen duftete – und das obwohl er sich und seine Kleidung fast wöchentlich wusch – aber er war hier um verdammte Ratten zu jagen und konnte sich nur sehr bedingt für kaltes Wasser begeistern. Da war die Entdeckung der warmen und zudem unterirdischen schwefelhaltigen Quelle vor einem halben Jahr ein wahrer Segen und gewiss war auch das Problem mit dem Geruch seither kaum noch existent…

  • Mathilde, so der Name der Frau, hielt inne mit dem Gezerre. "Seid Ihr noch zu rette, um diesche Stund? Wenn isch Frau Gräfin jetza wegge, gebbet es 25 mit der 9 Schwänzigen auf den Rüggen und für Euch mit. Ihr..seidet nicht der Martin, ne?" wurde die Frau stutzig. Was sie aber nur kurz irritierte. "Dasch macht jetscht gor nix ned, mia machat es nua bei mia bissi gemütlich und morge is auch no een Tog, wie i immer saget." sie legte den Zeigefinger auf den Mund "Pscht, sonst kemmat'n noch andere hinzua end des wollat ma ned, gell Buable" Sie war jetzt ganz in ihren fremden Mundart verfallen. Sie schickte ihren bedeutungsvollen Blick eine gewundene Treppe nach oben.

  • Klivv, der Sprache selten nutzte und deshalb die hier geläufige Mundart auch in einem Jahrzehnt keineswegs perfekt erlernt hatte, verstand nicht alles, was diese Frau ihm in ihrem fürchterlichen Dialekt mitteilen wollte. Zwei Dinge waren ihm jedoch klar:
    1. Sie wollte die Herrin nicht wecken – diese schien also dem merkwürdigen Tagnachtzyklus der Oberflächenbewohner zu folgen.
    2. Sie hatte keinesfalls im Sinn vor dem Morgengrauen von ihm abzulassen.
    Da erschien ihm in Gedanken ein rettender Strohhalm, den er sogleich mit beiden Händen ergriff: Ihm war ja noch Arbeit hier aufgetragen worden und sicherlich hatte niemand etwas dagegen, wenn er sogleich damit begann. “Geh am besten gleich in den Keller“, teilt er deshalb mit. “Ratten wird’s in Eurer Kammer keine geben und Geschäft ist Geschäft. Gibt keinen Grund zu warten, wenn man auch gleich anpacken kann.“

    Ja das war gut. Die meisten Frauen mochten die Biester fast so ungern wie er und hatten kein Verlangen sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Außerdem gab es erstaunlich viele Leute, die feuchte und dunkle Keller lieber mieden. Wenn er sie also nur von der Wichtigkeit seiner Aufgabe überzeugen konnte, war es gut möglich, dass es ihm gelang ihren Fängen so zu entgehen…

  • Zeitlinie Klivv:


    "Aber gutes Bueberle, da unten is des Wahrheitskämmerle [Anm.: sie meint eine kleine Folterwerkstatt, die sie aber nicht kennt und noch nie betreten hat], dann sollet auch noi een Verlies dort unten sein und man sagget, dass durt auch mal Leud eingebunggert waret und det Schlüssele verlore gänga tät. 's Rättle kann doch warte bisch wir ein wenig geschwätztet hätt und a bisserl busserlt oder ned?" da erkannte auch die Frau, er konnte oder wollte wohl nicht. War egal - kam auf's selbe hinaus. Und 's Rättle konnte auch nicht warten. "Ha noi, wen Ihr Ratte fange wollet, gehet zu die Latrines, da sans armdicke Eksemplare. Du wirscht verstehe, wenn Du nischt kommscht mit, muass i aloinig wieda i mei Hapfle. Schönheit braucht Schlaf. Kommet zum Veschper wieda" damit wollte sie den Rattenfänger - im krassen Gegensatz zu vorher - wieder durch den Dienstboteneingan rausbugsieren.

  • Erst rein, dann raus, ein seltsames Spiel, das die merkwürdige Alte, die er noch weniger verstand als zuvor, da mit ihm trieb. Diesmal jedoch traf es Klivv nicht so unvorbereitet und er spreizte sich nach Kräften. “Mit den Latrinen bin ich durchaus vertraut“, bemerkte er trocken. “Will aber hier Ratten fangen, soll ein fettes Nest im Schloss geben. Wenn ich erst mit der Herrin reden soll, kann ich warten. Hier warten.“ Tatsächlich ließ sich der kleine Mann keinen Fingerbreit mehr von seiner Position gleich innerhalb der Eingangstür bewegen. “Hab mein Wort gegeben, will’s auch halten.“ Und die dunklen Götter sollten ihn holen, wenn er den Weg durchs Adelsviertel freiwillig mehr als einmal zurücklegen würde – noch dazu nach Tagesanbruch. “Geht Ihr nur allein in Eure Wasauchimmer.“ Mit sturem Blick verstränkte Klivv seine dünnen Arme vor der Brust.

  • Zeitlinie Klivv:


    Mathilde gab's auf, zuckte die Schulter und wollte gehen. Was sie dann auch tat. Sie ließ den kleinen Stinker einfach stehen und ging.
    Hier konnte er nicht schaden und wenn er unbedignt warten wollte - na bitte. Sie hätte sich anders entschieden, aber sie fragte man ja nicht.
    Sie war schon fast aus dem Blickfeld des Rattenfängers als sie nochmals hintuntertrötete: "Isch bin die dritte Kämmerle von linksch nach der Biegung, in de 2tet Flur wenn...esch doch noch einscham schein sollet" dann kehrte Ruhe ein.

  • Natürlich war Klivv einsam. Wunderbar erfrischend einsam. Das galt zumindest bis erstes trübes Licht durch ein kleines Fenster hereinfiel, was den Rattenfänger dazu veranlasste sich in eine nahe Wandnische zurückzuziehen. Gerade rechtzeitig, denn kurz darauf brach die Hölle los. Gleich zwei Dienstboten, die wohl durch die Glocke im entsprechenden Trakt des Schlosses geweckt worden waren, wankten an ihm vorbei und rieben sich dabei den Schlaf aus den Augen.

    Als wäre das noch nicht genug, folgten weite, während es immer heller wurde. Es war nicht schwer zu erkennen, wie unwohl dem kleinen Kerl, der da in seiner Ecke kauerte wie eine Ratte im Angesicht der Katze, war. Eine ganze Weile hatte er jedoch Glück und niemand schien ihn zu bemerken. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit musste ein Dienstmädchen direkt neben ihm heftig niesen und als es dabei ihren Kopf herumriss sah sie ihm direkt in die Augen. Zwei Herzschläge lang herrschte völlige Stille, dann begann sie zu kreischen.

  • Lachend verbeugte sie sich zu seinen Worten abermals. "Cygnai sind tänzerisch sehr begabt, ich wollte etwas aus meinem naturgegebenen Talent machen und habe jahrelang trainiert um so gut zu werden, wie ich jetzt bin, auch wen ich nicht perfekt bin", sie lies ein kleines Lächeln sehen, sie wollte, dass er ihr widersprach.
    Er setzte sich wieder, sie blieb hinter ihrem vorhergehenden Stuhl stehen und legte ihre Hände auf die Lehne. Sie wollte sich nicht setzten, nach der Reise war sie noch etwas rastlos. "Oh, Ihr müsst mich einfach fragen, wenn ihr mich tanzen sehen wollt. Für begeistertes Publikum tanze ich immer gern" Wieder ein bezauberndes lächeln. Unnötig zu sagen, dass jeder von ihrem Tanz begeistert wäre. Dann blickte sie sich kurz im Raum um. Er war wirklich sehr schön eingerichtet, von ihren Platz aus, konnte sie aus dem Fenster sehen, draußen regnete es noch immer, aber sie sah viel grün, vermutlich war draußen ein kleiner Park.
    Als er wieder das Wort ergriff, setzte sich doch lachend. "Nun, ich persönlich glaube ja an Göttliche Fügung" Sie strich, für ihn gut sichtbar über den Tisch, über ihre beiden goldenen Ringe. Einen grünen und einen blauen, Smaragd und Saphir für Lilliande und Yanariel. "Was meint Ihr?"

  • Zeitlinie Klivv:


    Mit übergroßen Schritten, mehr der forschen Gangart eines entschlossenen Mannes ähnelnd, eilte Alimea zu der Stelle, von wo ihr gemeldet worden war, ein Ungeheuer wäre auf Schloss Imarkar. Ihre Begleietr konnten kaum Schritt halten. Entschlossen war sie jedenfalls auch. Ein Eindringling, das hatte ihr gerade noch gefehlt. Zuerst eine Diebin im Haus, dann ein Einbrecher. Es wurde immer schlimmer.
    Und dann stand sie vor dem 'Ungeheuer', das sich aber in Ailmeas Augen als übel riechender Zeitgenosse entpuppte. Manche, aber nur manche würden auch 'Mensch' zu ihm sagen. Sie stemmte die Hände in die Hüften, stellte einen Fuss vor und forderte Auskunft: "Was führt Euch hier in meine Behausung? Was sucht Ihr hier? Ist Er ein Dieb? Ein frecher Eindringling? Ein Spion? Ihr riecht, als wäret Ihr den Eingeweiden eines Assfressers entstiegen. Deklariert Euch, sofort oder meine Klinge wird richten" Alimea wählte nicht die ganz feine, die geschliffene Wortwahl. Und überzeugend war sie zudem. Landfriedensdbruch war ein heikel Delikt und Selbstjustiz kein Punkt um irgendein Aufsehen zu erregen.

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