"Oh Sicil..."
Die Magierin erhob sich von ihrem Sessel und trat an die Mauer ihres kristallenen Turmes, um nach draussen über die Stadt zu blicken, die sich zu allen Seiten von ihm ausgehend ausbreitete und über der die Stille der Nacht wie ein schweres, dunkles Tuch lag. Doch ihre Augen schienen weiter in die Ferne zu blicken, als der Nachtelf ihr zu folgen vermochte und es dauerte einen langen Augenblick, bis sie sich wieder zu ihm umwandte.
"... niemand vermag es, die Bürde mit mir zu tragen, die auf mir lastet. Denn zu diesem Zweck wurde ich geboren und an dieses Leben gebunden, dessen Ende niemand vorherzusehen vermag. Es ist meine Aufgabe alles zu sehen, was auf dieser Insel geschieht. Jedes Leid zu erleben, jedoch auch die Freude, die ihr inne wohnt. Kein Sterbliches Wesen vermag es, dies mit mir zu teilen."
Für einen Moment wanderten Elerias Gedanken in die Vergangenheit ihres langen Lebens, zu der Liebe, die sie erlebt hatte und die ihr genommen worden war. Zum Untergang Beleriars, den sie an der Seite ihrer Mutter erlebte, als die Götter auf Beleriar ihren eigenen Krieg ausfochten und der für immer Wunden auf ihrer Seele hinterlassen hatte.
"Ein langes Leben birgt vieles in sich. Gewinn, Weisheit... und auch den Verlust. Und manchmal werden diese Wunden niemals geheilt, da sie zu tief sind, um sich schließen zu können. Doch sorgt euch nicht um mich."
Ein Lächeln wischte für die Dauer eines Wimpernschlages die Melancholie von Elerias Gesicht, so als sei ein unsichtbarer Schleier gefallen.
"Und wenn ihr etwas gut machen möchtet, dann gebt euch nicht der Dunkelheit und dem Selbstmitleid hin, sondern kämpft für das Licht in eurem Herzen. Das wäre mir mehr als genug und das größte Geschenk, das ihr mir machen könntet."