Vogelhandel "Feder und Schnabel"

  • Brennan lächelte als Ta'shara ihn sacht berührte. Sie hatte von ihm geträumt? Einerseits freute Brennan dies, denn das Gesicht der Valisar zeigte deutlich an, dass es kein unangenehmer Traum gewesen sein konnte. Andererseits fühlte sich dieses "Geständnis" genauso beengend an, wie das Geständnis Amelies. Brennan wußte, dass er sich eines Tages entscheiden mußte.


    "Hmm.. ich überlege wie es mit uns weitergehen soll." Antwortete er und geschickt verhinderte er es, dass sich seine Stirn in Falten legte, sondern lächelte weiter. Er griff Ta'sharas Hand und strich ihr sanft über den Handrücken. Ja, auch wenn sie nichts fühlen konnte, so war Brennan doch gerne bei ihr.


    "Heute abend.. nun.." Der Händler zögerte und seine Augen blickten nun auf die zartgliedrige Hand, wichen Ta'sharas Blick aus.
    "Du erinnerst dich an Amelie? Die wir neulich im Park trafen?" Der Dunkelhaarige seufzte leise und es war ihm anzumerken, dass ihm die Worte nicht leicht fielen. Vielleicht, weil die Auseinandersetzung mit seinen Gefühlen in dieser Hinsicht furchtbar kompliziert war und irgendetwas tief in seinem Inneren viel lieber die Valisar in den Arm genommen hätte und mit ihr eingeschlafen wäre. So wie dieses Etwas vorhin noch Amelie halten und den Körper der schönen Nymphe hatte erkunden wollen.


    "Sie hat mir heute abend deutlich zu verstehen gegeben, dass sie tiefe Gefühle für mich hegt. Und ich kann nicht leugnen, dass auch in mir diese Gefühle Oberhand gewinnen, wenn ich sie sehe. Doch sind diese Gefühle genauso da, wenn ich in deiner Nähe bin." Nach scheinbar unendlich langer Zeit blickte der Shirashaijünger Ta'shara nun wieder in die Augen und tatsächlich war in seinem Blick nun soetwas wie Verwirrung zu erkennen.

  • Ta'sharas Lächeln blieb. Aber es veränderte sich mit jedem Wort, das Brennan sprach. Denn mit jedem Wort wurde sie wacher und drängte das, was nicht wirklich war zurück. Unmerklich für sie selbst übernahm wieder nur ihr Verstand die Zügel ihres Denkens. Sie setzte sich auf und sah Brennan nunmehr ernst an. "Amelie... ja. Ich erinnere mich. Warum hast du sie nicht mitgebracht? Ich hätte auf dem Sofa schlafen können."


    Für sie eine Selbstverständlichkeit. Eben so selbstverständlich, wie sie zurück in ihr eigenes Haus ziehen wird, sollte Brennan sich in eine andere Frau verlieben. Und das hörte sich eben gerade genau danach an. Tiefe Gefühle, wie er sich ausdrückte. Sie kannte das nicht, Narion hatte mehr als gründlich dafür gesorgt, dass die Valisar diese nicht mehr empfinden konnten. Aber sie kannte durchaus die Beschreibungen. Damit war Brennan sicher nicht jener, den sie einerseits erhofft, andererseits gefürchtet hat. Denn auch wenn er meinte, diese Art Gefühle ebenso in ihrer Gegenwart zu hegen, wusste Ta'shara doch sehr genau, dass jemand die Art von Liebe, die den Fluch Narions von ihr würde nehmen können, nur für ein Wesen zum gleichen Zeitpunkt empfinden konnte. Wahre Liebe eben. Kein wirrer, heuchlerischer Gefühlstaumel, der den Geist vernebelte. Sondern klare, tiefe Empfindungen, die deutlich zeigten, für wen ein Herz schlug. Wären Brennans Empfindungen für sie derart stark, würde sie es spüren. So stand es in ihrem Kodex. So wurde es sie gelehrt. Sie würde es spüren.


    Doch nun war da nichts außer Brennans sichtliche Verwirrung mit der die Valisar nichts anfangen konnte, weil sie sie nicht verstand. Also versuchte sie das Ganze nun analytisch anzugehen. Sie kam gut mit Brennan aus. Doch legte sie wert auf eine klare Struktur in ihrem Leben. Der gefühlsverwirrte Nachtelf war genug an emotionaler Unruhe. Würde Brennan nun auch noch in solch ein Chaos stürzen, wäre es Zeit für sie zu gehen. Womöglich noch früh genug, ehe Brennan auch zu jenen zu zählen sein würde, die sich nach was auch immer verzehrt hatten, ohne sie lieben zu können und die Ta'shara auf dem Weg gelassen hatte.
    "Wie ist es denn, wenn ich nicht in der Nähe bin?"

  • Brennan legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Sein Blick war auf die Decke gerichtet, die irgendwo dort oben im Dunklen war und sicherlich im Hellen auch nichts Interessantes aufwies, als sie es jetzt tat.
    "Wie ist es denn, wenn ich nicht in der Nähe bin?"
    Diese Frage brachte den Vogelhändler zum Grübeln. Wie war es, wenn Ta'shara nicht da war? Nein, er verging nicht vor Schmerz, wenn er sie nicht sah. Aber es fühlte sich dennoch gut an, zu wissen, dass sie da war. Das sie die meisten Abende neben ihm einschlief und das sie ihn nicht verurteilte, was auch immer er ihr erzählte.
    Seine Gedanken schwiffen zu Amelie ab. Sicher hätte er sie mitbringen können. Es hätte Ta'shara nichts ausgemacht, aber - ihm. Brennan wollte sich nicht von sexueller Lust ablenken lassen, wenn er sich seinen Gefühlen nicht klar war.
    Hätte er weder für Amelie, noch für Ta'shara etwas empfunden, so wäre das ein Handeln gewesen, dass ihm nicht die geringsten Gewissenskonflikte beschert hätte.. aber.. so?


    Leise flüsterte Brennan in die Dunkelheit hinein:
    "Ich kann dir nicht sagen, wie ich mich fühle, wenn du nicht da bist. Nur, wie es sich anfühlt, wenn du da bist. Du steckst mich in keine Schublade. Ich hab das Gefühl, dass ich bei dir nicht der freundliche Vogelhändler, der ehrerbietende Shirashaigläubige oder der lustgesteuerte Mann sein "muss". Du läßt mich Brennan sein und all meine kleinen Probleme in den Hintergrund rücken."
    Der Händler schloß die Augen. Vielleicht war es Ta'sharas Emotionslosigkeit, die ihn einerseits verwirrte, andererseits aber ein gewisses Gefühl von Stabilität gab. Eine Stabilität, die er vorher nicht gekannt hatte. Er, der sich immer von seiner Leidenschaft hatte leiten lassen, lernte die Struktur und Rationalität schätzen.


    "Aber ich habe getrunken. Viel getrunken. Und der Duft der Nymphen verwirrt uns Männern die Sinne. Wahrscheinlich solltest du mein Gerede in dieser Nacht nicht mehr für bare Münze nehmen." Brennan schloß die Augen. "Vielleicht kann nur das Tageslicht Klarheit bringen." Murmelte er und es war kaum zu erkennen ob er dies schon im Halbschlaf vor sich hin sprach oder einfach, damit Ta'shara seinen Gefühlstaumel nicht noch stärker spürte.

  • Am Ende war Ta'shara hellwach, starrte gleich Brennan ins Dunkel während ihre Gedanken nach Ordnung in des Vogelhändlers Worten suchten und gleichzeitig ihr Sinn geschärft nach dem fingerte, was Brennan so beharrlich zu verdecken suchte. Seine Gefühle.
    Er redete wirr, fand sie. Er, der die Nacht verehrte und liebte, wollte versuchen Klarheit im Licht des Tages zu finden? Wie vertrug sich das denn? Ta'shara schlug die Decke zurück und stand auf. Sie hatte Durst und holte sich einen Krug mit Wasser ans Bett. Auch einen Becher für Brennan brachte sie mit. Denn wenn er meinte, er hätte zu viel getrunken, würde er am Morgen sicher froh sein um einen Becher Wasser.


    Eingehend betrachtete sie ihn, während ihre Gedanken noch immer seinen Worten folgten... Der Duft der Nymphen... Wie albern sich das anhörte. Wenn es allein der Duft dieser Wesen war, der die Männer betörte, wie wollten sie dann überhaupt wissen, was sie wirklich empfanden? Konnte ein Mann sich in der Nähe einer Nymphe denn je seiner Gefühle sicher sein?
    Da hatte sie es doch, wie sie fand besser getroffen. Sie rief keine verfälschten Gefühle hervor. Alles was man ihr entgegenbrachte, war echt. Ob es nun Hass, Abscheu, Furcht oder auch Gleichgültigkeit war. Wieder betrachtete sie Brennan. Das erste Wesen überhaupt, das so etwas wie Sympathie für sie zu empfinden schien. Ta'shara fröstelte und zugleich breitete sich etwas in ihr aus, das sie nicht beschreiben konnte.
    Als sie wieder ins Bett stieg, schien Brennan bereits eingeschlafen. Dennoch rückte sie nah an ihn heran, so nah, dass sie seine Wärme spüren konnte. Und nach einem tiefen Seufzer schlief auch Ta'shara nun rasch wieder ein.

  • Überstürzt war Brennan vor Jahr und Tag abgereist. Eines Morgens hatte er festgestellt, dass die Dinge in Nir'alenar über den Kopf wuchsen, hatte einige wenige Sachen gepackt und war mit der fadenscheinigen Begründung, er würde in seinem Geschäft in Shay'vinayar gebraucht abgereist.
    Aus dieser vorerst als "kurze Flucht" geplante Reise, entwickelte sich eine jahrelange Abwesenheit in Nir'alenar.


    Das Geschäft hatte er über einen Mittelsmann verpachtet. An die, die seinen Weg gekreuzt hatten, keinen Gedanken mehr verschwendet und sich stattdessen neuen Aufgaben in seiner Heimat gewidmet.
    Nun hatte sein Pächter jedoch die Pacht aufgekündigt und Brennan hatte beschlossen dies zu nutzen um Nir'alenar eine erneute Chance zu geben. Und um einige Dinge zu erledigen, die man nur hier erledigen konnte...


    Als er jetzt die Tür zu seinem ehemaligen Heim aufschloß, huschten die Erinnerungen wie Schatten durch sein Gedächtnis. Wie jung und naiv der Brennan von damals dem Brennan mit dem heutigen Wissen doch vorkam. Nein, die Fehler, die er damals gemacht hatte, würde er wohl nie wieder begehen, nie wieder so stark von dem ihm vorherbestimmten Wege abweichen.


    Der Dunkeläuige durchschritt die Verkaufsräume. Leere Käfige, die begierig darauf warteten, mit den Vögeln, die draußen auf dem Karren standen, gefüllt zu werden. Ansonsten war der Laden in einem einwandfreien Zustand. Eine neue Ordnung in den Futterregalen stellte Brennan fest, die ihm jedoch durchaus zusagte - und einige neue Vorhänge fielen ihm auf, sonst war alles beim Alten.


    Zufrieden winkte der Händler dem jungen Knecht zu und gab ihm damit das Zeichen, dass er Ausladen konnte.
    Gleichzeitig verzogen sich die Erinnerungsfetzen aus Brennans Gedanken. Die Zeit für einen Neuanfang war gekommen.

  • Brennan ließ sich schwer auf einen ebenso schweren Sessel fallen. Müde streckte er alle Glieder von sich und gähnte ungeniert.


    Die Reise nach Shay'vinayar war anstrengend und lang gewesen. Die Straße, die ihm ein windiger Händler als Abkürzung geraten hatte, hatte sich für ihn und seine Kutsche als Tortur herausgestellt. Holprig oder schlammig. Im schlimmsten Fall beides. Zweimal wäre er fast steckengeblieben und einmal wollte er schon umdrehen, als er ein Gasthaus am Horizont erblickte.
    Ein Gasthaus mit horrenden Preisen wohl gemerkt. Wer in dieser Einöde trinken und speisen wollte, mußte dafür gut zahlen und Brennan war sich so gut wie sicher, dass der Wirt mit dem Händler unter einer Decke steckte.
    Demnächst würde er doch wieder die alte, langweilige Strecke in die Stadt der Vögel nehmen.


    Alle 2 bis 3 Monate reiste der Dunkelhaarige mittlerweile in seine Heimatstadt. Mal blieb er nur eine Nacht, mal ein paar Wochen. Es kam immer auf die Geschäfte an, die ihn erwarteten, aber auch auf die jeweiligen Abendbegleitungen, die sein Herz die Einsamkeit vergessen ließen.
    Potchu hatte die letzte Damen geheißen. Dummerweise war ihr Name das Exotischte an ihr gewesen und ihre Gesellschaft hatte ihn schnell gelangweilt. Brennan hatte nicht einmal versucht, dieses einfältige Ding für Shirashais Wirken zu begeistern.


    Nun war er wieder zurück in Nir'alenar. Tatsächlich fühlte er sich hier mehr Zuhause denn je. Er hatte einen Lehrling, der die Vögel gut behandelte und den er gedankenlos die Geschäfte übertragen konnte, er hatte eine Magd, die fantastisch kochte und so unsichtbar im Haushalt war, das man meinen könnte, sie wäre eine Tochter der Schatten und er hatte einen guten und festen Kundenstamm, der seine Geldmittel nicht versiegen ließ.
    Nur noch selten kamen die Gedanken an Tashara oder Amelie hoch. Manchmal träumte er von der Valisar und fühlte sich danach unglaublich allein. Und manchmal träumte er von der Nymphe und fühlte eine unglaubliche Wut in sich. Doch diese Träume waren selten geworden und berührten sein Innerstes nicht mehr.


    Mit den Gedanken an eine langbeinige Elfe aus Shay'vinayar schlief er ein. Ihr hatte er für seinen nächsten Besuch einen neuen Vogel versprochen. Und vielleicht würde sie ja sein neustes Geschenk an die Göttin der Schatten.

  • Auf dem Markt hatte Amina zufällig mit angehört, wie sich zwei Männer über den Vogelhandel Feder und Schnabel unterhielten und welch besondere Vögel dort zum Verkauf standen. Schon lange war Amina auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihre Ziele heimlich auszukundschaften, ohne dass sie selbst Gefahr lief, aufzufallen. Da wäre doch so ein Vögelchen recht passend, dachte sie sich mit einem Grinsen. Wer würde hinter einem niedlichen kleinen Vogel schon misstrauen? Doch war dies überhaupt möglich? Bisher hatte sich Amina noch nie mit Vögeln befasst. Sie existierten, flogen herum und wenn man Pech hatte, landeten einem ihre Hinterlassenschaften direkt im Haar.


    Doch nun gut. Sie wäre bereit, sich mit einem solchen Federvieh zu arrangieren, wenn es ihr gute Dienste erweisen würde. Allerdings galt es hierzu erst einmal, den Vogelhandel ausfindig zu machen und sich anzuhören, ob dies überhaupt möglich war.


    Und da war sie auch schon. Kurz betrachtete Amina den Laden von außen, bevor sie voran schritt, und die Tür öffnete. Zielsicher und mit langen Schritten trat sie ein und sah sich um. "Hallo? Ist jemand hier?"

  • Brennan saß im Hinterzimmer auf dem Fußboden. Das Haar zerwühlt, das Hemd dreckig war er inmitten eines Wirrwarrs aus verschütteten Körnern, Leinensäcken und einzelnen Federn zu finden.
    Während des täglichen Trainings hatte einer seiner Vögel versucht auszubüchsen. Bei der Bemühung, dass Tier wieder einzufangen, hatte der Dunkeläugige sich etwas ungeschickt an dem mannshohen Regal mit Getreidesäcken festhalten wollen und dieses dabei umgerissen.


    In seiner Heimat gab es für solcherleich Mißgeschicke eine ganze Bandbreite an Flüchen und Brennan, der sonst gerade in seinem Geschäft immer ein besonnenes Gemüt an den Tag legte, nutzte sie alle.
    Nur um haaresbreite hatte er verhindern können, das die schweren Säcke ihn oder eines seiner Tiere verletzten und der Schock saß ihm noch tief in den Gliedern.


    Dennoch versuchte der Dunkelhaarige, mit einem Kehrblech bewaffnet, wieder Herr der Lage zu werden, als das zarte Glöckchen der Ladentür erklang. Einen weiteren Fluch auf der Zunge galt es zu unterdrücken und so versuchte der Händler sich noch schnell den gröbsten Schmutz vom Hemd zu klopfen, als er etwas lädiert aussehend in die Verkaufsräume herein stolperte.


    "Seid mir gegrüßt." sprach er die junge Frau noch immer etwas geistesabwesen an. "Wie kann ich euch helfen?"

  • Der klang des Glöckchens an der Ladentür verhallte langsam, während sie weiter in den Laden trat, schaute sich Amina suchend um. Dann kniff sie kurz die Augen zusammen und runzelte die Stirn, als sie aus dem Hinterzimmer eine Stimme vernahm die annehmen ließ, dass die Person zu der sie gehörte in diesem Augenblick nicht unbedingt bei bester Laune war. Ob es sich hierbei um den Geschäftsinhaber handelte?


    Nun es schien so denn im nächsten Augenblick trat ein Mann mit zerwühltem Haar, schmutzigem Hemd und schlechter Laune in den Verkaufsraum. Wenigstens schien er bemüht, freundlich zu seiner möglichen Kundin zu sein. "Ich grüße Euch", antwortete Amina mit einem Lächeln. "Ich bin mir nicht sicher ob es stimmt aber man erzählt sich, Eure Vögel seien etwas ganz besonderes und Ihr verständet Euch darauf, sie nach den Wünschen Eurer Kunden zu dressieren".

  • Der abwesende Ausdruck in Brennans Gesicht verabschiedete sich, als er die Kundin, die gerade hereingetreten war, näher musterte. Es hatten schon weitaus unattraktivere Wesen Vögel bei ihm erstanden, so dass Brennan doch geneigt war, dem Tag noch etwas positives Abzugewinnen.


    "Bitte verzeiht mein Auftreten", sprach der Dunkeläugige und fuhr sich mit der Hand über den Nacken.
    "Mir ist hinten ein mittelgroßes Missgeschick passiert." Führte er weiter aus und klopfte sich dann einige Haferkörner vom rechten Unterarm.


    "Aber genug davon. Ja, ihr werdet in ganz Nir'alenar kein Vögelchen finden, dass so gut dressiert ist, wie meine es sind." Sprach er voller Stolz in der Stimme und nicht ohne eine gewisse Selbstzufriedenheit.
    "An was für einem Tier seid ihr denn interessiert? Soll es schön Singen können, Kunststückchen vollführen oder Nachrichten überbringen?" Natürlich konnten seine Vögel noch viel viel mehr als das, aber Brennan band das den Kunden nie sofort auf die Nase. Sie mussten mit ihren Wünschen schon selbst herausrücken.

  • Ob der Bitte um Verzeihung seitens des Ladenbesitzers huschte ein kurzes Lächeln über die vollen Lippen Aminas, bevor sie abwinkte. "Missgeschicke sind lästig aber sie passieren nun einmal". Sie beobachtete ihn dabei, wie er seinen rechten Unterarm von Körnern befreite und stellte fest, dass sie hier wohl sehr richtig sein musste denn der Händler wirkte sehr überzeugt von sich und seinen Vögeln. Amina ließ ein zufriedenes Nicken erkennen.


    Dann jedoch kam sie wiede zu ihrem Anliegen zurück. "Nun ich weiß nicht recht, welche Vögel Ihr anbietet und welche Art sich am Besten für mein Vorhaben eignet", grübelte sie. "Wisst Ihr, ich suche einen kleinen, unauffälligen Gefährten". Aminas Blicke huschten kurz durch den Laden um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich alleine waren, dann fuhr sie zur Vorsicht mit leiserer Stimme fort. "Ich hoffe, Verschwiegenheit zählt ebenfalls zu Euren Dienstleistungen". Sie musterte den Mann mit dem dunklen Haar eindringlich.

  • "Nun, wenn ihr einen verschwiegerenen Mann als mich sucht, werdet ihr wohl nur auf dem Friedhof fündig." Antwortete Brennan gelassen und entfernte dabei auch die letzten Futterreste von seiner Kleidung.
    "Die Tiere Shay'vinayar haben vielfältige Talente, wie ihre Bewohner. Die meisten meiner Vögel sind bereits gut abgerichtet, doch schule ich einige ihrer.. ich nenne es mal "Spezialtalente" erst bis zur Vollendung, wenn ein Käufer feststeht. Nur so besteht eine perfekte Bindung zwischen Tier und Herr."


    Brennen schritt zu einem der Käfige. In den Verkaufsräumen selbst hatte er nur sehr wenige Tiere stehen. Die meisten waren draußen im Garten in großzügigen Volieren untergebracht.
    "Dieser kleine Kerl hier.." Brennan nahm den prächtig grüngelb schimmernden Vogel auf die Hand "trägt den Namen "Libell". Er hat eine hübsche Singstimme und ein außerordentlich gutes räumliches Erinnerungsvermögen. War er einmal an einem Ort, findet er immer wieder dorthin zurück."

  • Das war in etwa das, was Amina hören wollte und sie grinste. "Ich glaube, da bevorzuge ich doch lieber Euch. Ihr wirkt mir etwas lebendiger als die Männer auf dem Friedhof", ließ sie den Ladenbesitzer wissen, während sie ihn mit ihren Blicken taxierte.


    Dann folgte sie ihm zu einem der Käfige und betrahtete wenige Augenblicke später den kleinen Piepmatz auf seiner Hand nachdenklich. "Wäre er als Spion zu gebrauchen? Ich meine ... Könnte ich ihn voraus schicken um auszukundschaften ob die Luft rein ist? Könnt Ihr ihn diesbezüglich dressieren? Praktisch wäre es auch, wenn er mir ein Signal senden und mich gegebenenfalls warnen würde".

  • Sanft strich der Vogelhändler mit der Fingerkuppe über das zarte Köpfchen.
    "Das sollte keine größere Kunst für den kleinen Kerl hier sein." Antwortete er und streckte Amina die Hand entgegen.


    "Nehmt ihn. Fühlt ihn. Achtet darauf ob er sich richtig in eurer Hand anfühlt. Der Instinkt ist bei dieser Art der Dressur das wichtigste Instrument. Bei Tier und Halter."

  • Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete Amina, wie der Mann mit dem Vogel umging. Er schien in seinem Geschäft voll und ganz aufzugehen. Für sie war offensichtlich, dass er diese Tiere über alles liebte. Hier schien der Beruf auch in der Tat Berufung zu sein, wie man zu sagen pflegte.


    Dann jedoch brachte seine Stimme sie wieder ins Hier und Jetzt zurück, als er ihr bestätigte, dass der kleine Vogel gewiss ihren Ansprüchen genügen würde. Diese Erkenntnis quittierte sie mit einem Kopfnicken. "Das freut mich zu hören", lächelte sie zufrieden.


    Etwas zögerlich streckte sie die Hand aus, als er ihr anwies, das kleine Tierchen zu nehmen. Für Amina war dies eine recht ungewohnte Erfahrung, hatte sie sich doch bisher kaum um irgendwelche Tiere gekümmert, egal welcher Art sie angehörten.

  • Vorsichtig setzte der Mann mit den tiefschwarzen Augen das Federvieh auf Aminas Hand.
    Der Vogel blieb ruhig sitzen, bewegte sich kein Stück.


    "Das ist schon mal ein gutes Zeichen." Kommentierte Brennan. "Er fliegt nicht weg. Haltet die andere Hand ein wenig schützend über ihn und versucht ihn sanft mit den Fingerkuppen zu beruhigen." Gab er der Dunkelhaarigen weitere Anweisungen.


    Sekunden später begann der Vogel sich das grüngelbe Gefieder zu putzen. Brennan nickte zufrieden.
    "Das sieht sehr gut aus. Wie fühlt es sich für euch an?"

  • Zu ihrer eigenen Verwunderung blieb der kleine Vogel ruhig auf ihrer Hand sitzen. Niemals hätte Amina geglaubt, dass er dies tun würde. Aus diesem Grund hatte sie schon von sich aus eine Hand schützend über ihn gehalten für den Fall, dass er davon zu fliegen gedachte.


    Zärtlich kraulte sie die zerbrechlich wirkende Brust des kleinen Kerlchens. Oh ja er wirkte in der Tat unscheinbar. Wer würde bei seinem Anblick schon vermuten, dass er der Komplize einer Diebin war?


    "Es fühlt sich sehr gut an", beantwortete sie die Frage des Vogelhändlers. "Ich glaube, ich habe meinen Gefährten gefunden. Doch wie geht es nun weiter? Wie lange braucht Ihr dafür, ihn zu dressieren?"

  • "Der Kleine hat bereits eine gute Ausbildung genossen." Antwortete Brennan und beließ den Vogel dort wo er war. Er ging zu seinem Tresen und schlug ein großes Buch auf. Eindringlich studierte er es.


    "Ah ja.. eigentlich müssen wir ihn nur noch an euch gewöhnen und einige eurer Wünsche antrainieren. Ich sag mal, wenn ihr Zeit habt und jeden Tag hier vorbei kommen könnt, solltet ihr das Tier bereits nächste Woche zu euch holen können. Danach werden wir uns dann noch einmal die Woche sehen, für 6-7 Wochen, je nachdem wie gut ihr harmoniert."
    Brennan klappte das schwere Buch zu.


    "Aber ihr müsst nicht weniger lernen als Libell. Ich richte die Tiere in einer eigenen Sprache, Taer’ilor ab. Die Grundbegriffe werde ich euch beibringen."

  • Geduldig wartete Amina, bis der Ladeninhaber das große Buch auf seinem Tresen studierte und kraulte dabei den kleinen Vogel weiter an der Brust. Ganz wie von selbst suchten ihre Augen den Tresen ab, wo sich doch in einem Geschäft für gewöhnlich die Kasse befand.


    Doch dann wandte sich der Dunkelhaarige wieder an sie und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf den Vogel. Dann grinste sie zufrieden. "Nächste Woche schon? Das hört sich gut an. Wir werden uns Mühe geben. Nicht wahr Libell?"

  • "Dessen bin ich mir sicher." Antwortete Brennan und nahm ein anderes Buch in die Hand.
    "Dann kommen wir nun zum finanziellen Teil." Brennan lächelte Amina schief an. Seine Vögel waren gut dressiert, in Nir'alenar gab es keine besseren und selbst auf ganz Belariar würde es nicht einfach sein, gleichwertig gut abgerichtete Tiere zu finden.


    So hatte das bunte Federvieh aber auch einen guten Preis.
    Brennan nannte der Hübschen einen Betrag, der einem adeligen keinerlei Kopfzerbrechen bereiten dürfte, aber für einen einfachen Handwerker durchaus der Lohn eines ganzen Monats war.
    "Eine Hälfte bekäme ich gleich heute von euch, die andere, sobald ihr den Vogel abholt. Wenn ihr einverstanden seid, brauche ich nur noch euren Namen." Brennan schlug das Buch auf und holte sich - ganz stilgerecht - seine schwarze Schreibfeder.

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