Vogelhandel "Feder und Schnabel"

  • Ob des genannten Betrages musste Amina zuerst schlucken, dann belustigt los lachen. "Verzeiht", entschuldigte sie sich kurz darauf. "Aber sehe ich aus, als würde ich von goldenen Tellern essen? Es tut mir leid aber so viel habe ich derzeit nicht bei mir". Da musste sie wohl einiges an Überredungskünsten einsetzen. Amina beförderte einen Beutel zu Tage, zählte die darin enthaltenen Münzen darin und schüttete dann mit einem Seufzen den gesamten Inhalt auf dem Tresen aus.


    An die Summe des sofort zu zahlenden Betrages reichten die Münzen kaum heran. Doch dass Amina noch einen weiteren gut gefüllten Beutel versteckt bei sich trug, musste der Vogelhändler nicht wissen. Auf einen Versuch wollte sie es ankommen lassen. So suchten ihre braunen Augen nach einem weiteren tiefen Seufzer die Seinen mit einem gekonnten Augenaufschlag. "Kann man da nichts machen? Versteht mich nicht falsch. Es ist nicht, dass ich nicht zahlen will doch Ihr seht ja selbst ...". Traurig blickte sie zu den Münzen, die nun auf dem Tresen lagen. Darauf folgte ein weiterer Augenaufschlag in Richtung des Vogelhändlers und ein liebevoller Blick zu Libell hin. "Und ich bin schon so sehr in Libell verliebt. Ich werde den vollen Preis zahlen. Das verspreche ich Euch".


    Amina hoffte, dass der Ladenbesitzer darauf einging, war er doch schließlich auch nur ein Mann und die waren ja bekanntermaßen recht einfach zu handhaben. Dachte sie.

  • Brennan Targo war sicherlich ein Mann, der schwer einem hübschen Gesicht etwas abschlagen konnte. Aber er war auch Händler und in seinem Leben nahm sein Geschäft gleich den Stellenwert hinter seinem Glauben an. Einen Vogel unter Wert zu verkaufen, wäre ein Unding.


    Doch er merkte schon, Amina legte es drauf an zu feilschen und der Dunkeläugige beschloss, in dieses Spiel mit einzusteigen.


    "Meine Teuerste," seufzte er nicht weniger theatralisch als Amina.
    "Meine Vögel wollen fressen und begnügen sich leider nicht mit dem Dreck von Nir'alenars Straßen.
    Er fuhr sich durch das schwarze Haar und einige letzte Vogelkörner bröckelten zur Erde. "Doch ich bin kein Unmensch und will einer jungen Liebe sicherlich nicht im Wege stehen." Sprach er weiter.
    "Ich werde euch Kredit geben. Gebt mir diese Münzen als Anzahlung. Die erste Hälfte des Kaufpreises könnt ihr dann bei Abholung von Libell zahlen, die zweite wenn unsere Ausbildung gänzlich abgeschlossen ist und wir wieder getrennte Wege gehen."


    Er schmunzelte und lehnte sich rücklings an seinen Tresen, die Füße verkreuzt, die Hände sich auf der Arbeitsfläche abstützend.

  • Für einen Augenblick zeigte sich Enttäuschung auf Aminas Gesicht doch diese wich sogleich einem erfreuten Lächeln, als der Vogelhändler schließlich doch noch auf den Handel einging. "Ich danke Euch vielmals. Das klingt nach einem wirklich fairen Angebot".


    Nun nannte sie ihm auch bereitwillig ihren Namen, damit er diesen endlich in seinem Buch eintragen konnte. Sie musterte den Mann, wie er so da stand, sich mit der Hand durch die Haare strich. Ein paar Körner vielen abermals zu Boden und Amina grinste. Als sie den Vogelhandel betreten hatte, hatte er noch einen gänzlich anderen Eindruck auf sie gemacht.

  • Tatsächlich musste sich Brennan bemühen, dass ihm sein Erstaunen nicht anzusehen war. Er hatte erwartet, dass Amina etwas mehr feilschen würde, doch offensichtlich hatte er sich getäuscht. Umso besser, da umso mehr Gewinn für ihn.


    Der Dunkelhaarige schrieb geflissentlich den Namen der jungen Frau in sein Buch. Hier notierte er immer, wer welchen Vogel gekauft hatte und auch, welche Fähigkeiten der Vogel besaß - auch wenn er letzteres niemals vergaß. Dennoch gab es einige Namen, die niemals in dieses Buch wanderten. Manch einer bezahlte Unsummen dafür, dass sein Name auf immer geheim blieb. Allerdings vermehrt in Shay'vinayar. Nir'alenar ging mit seinen Intrigen und Spionagen viel offener um.



    "Slàn !" Sprach Brennan dann und sofort hob sich Libell in die Lüfte und flog in seinen Käfig zurück. "Das ist das erste Wort, was ihr lernen müsst. Slàn." Wiederholte Brennan noch einmal. "Libell kehrt dann immer zu seinem Käfig zurück. Und wollt ihr ihn wieder zu euch holen, so sprecht: Latha!" Libell kam wieder aus seinem Käfig und setzte sich auf Brennans Schulter.

  • Der Vogelhändler wirkte ein wenig erstaunt über Aminas schnelle Einsicht. Zumindest kam es ihr so vor. Nun gut. Sollte er.


    Amina nutzte die Gelegenheit und versuchte, einen heimlichen Blick ins Buch zu werfen. Dies konnte allerdings durchaus den Anschein erwecken, dass sie sich lediglich vergewissern wollte, dass ihr Name auch richtig geschrieben wurde. Leider war es ihr nicht möglich, irgendeinen Namen zu entziffern.


    Dann jedoch schien das Training auch schon los zu gehen. "Was ist das für eine Sprache?", erkundigte sich Amina neugierig, denn die Worte "Slàn" und "Latha" waren ihr nicht geläufig.

  • "Taer’ilor." Antwortete Brennan und wartete geduldig darauf, dass Amina die fremd klingenden Worte wiederholte.
    "Die geläufigste Sprache der Vogeldressur in Shay'vinayar" Fuhr er weiter fort und setzte hinzu "meiner Heimat." Brennan wusste das für viele Vogelinteressenten dieses Wort unglaublich wichtig war. Shay'vinayar. Wenn man als Dresseur aus dieser Stadt stammte, so schien einem ein gewisses Talent für die Tiere schon angeboren zu sein.


    "Es ist keine schwierige, aber eine sehr abstrakte Sprache. Es sollten aber ein paar wenige Befehle ausreichen."
    "Slàn, Latha, Beannachd, Greas ort, Seo, Sin.. Ihr werdet sie schon bald ganz intuitiv benutzen, wie das Brrr oder Hoo bei einem Pferd." Brennan lächelte und beobachtete, wie Amina anfing zu üben.


    Der Vogel schien sich wohl bei der Diebin zu fühlen und so befand Brennan bald, dass er bereits den nächsten Schritt einleiten könne.
    "Lasst Libell ruhig noch ein wenig hin und her fliegen, aber nehmt ihn auch immer wieder auf die Hand und streichelt ihn. Hier findet ihr sein Lieblingsfutter" Brennan schob ein kleines Schüsselchen mit Körnern in Aminas Richtung.
    "Füttert ihn. Und lernt ihn kennen. Ich werde euch nun für einige Zeit allein lassen, damit ihr eure Bindung stärken könnt." Sprach der Dunkeläugige und war drauf und dran wieder in den hinteren Teil der Handlung zu verschwinden. Schließlich wartete dort noch viel Aufräumarbeit auf ihn.

  • "Taer'ilor? Das klingt nach einer wunderschönen Sprache", lächelte sie den Vogelhändler an. Doch sogleich widmete sie sich wieder Libell. Es war wichtig, diesen kleinen Vogel schnellstmöglich zu besitzen und einsetzen zu können.


    Und nach einigen anfänglichen Sprachproblemen gelang es Amina schließlich, die wichtigsten Befehle einwandfrei auszusprechen. Es machte ihr Spaß dabei zuzusehen, wie Libell auf jeden Befehl sofort reagierte.


    "Ja ... geht nur Eurer Arbeit nach", richtete Amina schließlich wieder das Wort an ihn, als er ihr klar machte, dass er sie und den Vogel nun für eine Weile allein lassen würde. "Libell und ich verstehen uns prächtig. Nicht wahr Libell?" Liebevoll kraulte sie den Vogel an der kleinen Brust und freute sich. Wenn der Vogelhändler nach hinten verschwand, war das doch die beste Gelegenheit, einen genaueren Blick in dieses Buch zu werfen. Und vielleicht würde sie nebenbei die Geschäftskasse finden ... Beides konnte durchaus lohnenswert sein.

  • Brennan seufzte tief, als er das Chaos sah, dass ihn im hinteren Raum erwartete.
    Einen Augenblick lang überlegte er ernsthaft, seine Magd einfach anzuweisen, alles aufzuräumen - doch egal wie gewissenhaft sie auch sonst war, das Vogelfutter wäre danach vermengt und verloren.


    So kam es das Brennan Targo sich auf den Boden setzte, mit Kehrblech und Handbesen bewaffnet einzelne Körnerhäufchen zusammenfegte und ganz darauf vertraute, dass Amina sich ihrerseits mit dem kleinen Vogel vertraut machte.


    Zeitgleich beäugte jedoch jemand anderes die hübsche Diebin.
    Brennans Rabe saß unbemerkt auf einem der Vogelkäfige und hatte ein wachsames Auge auf den Geschäftsraum. Eine falsche Bewegung und sie würde alarmierend krähen.


    Das Auftragsbuch jedoch lag noch immer aufgeschlagen auf dem Tresen, eine Kasse war weit und breit nicht zu sehen.

  • Amina spähte dem Ladenbesitzer hinterher, bis dieser komplett im Hinterzimmer verschwunden war. Dann grinste sie Libell an. "Wir beide werden noch richtig gute Freunde". Während sie sich aufmerksam im Geschäftsraum umsah, vergewisserte sich Amina, dass auch wirklich niemand außer ihr anwesend war. Dann umschloss sie Libell vorsichtig mit beiden Händen, und ließ ihn mit einer schwungvollen Bewegung in Richtung Tresen los, sodass der kleine Vogel aufgeregt flatternd von ihr flog und schließlich hinter dem Tresen auf einem Regal zum Sitzen kam.


    Rasch und so geräuscharm wie möglich eilte auch Amina in diese Richtung, während ihre Augen die Umgebung absuchten. Keine Kasse weit und breit. Der Vogelhändler schien also doch nicht so unvorsichtig zu sein, wie sie gehofft hatte. Aber das Buch lag da. Ein weiterer prüfender Blick und Amina blätterte rasch durch das Buch, um sich ein paar Namen zu merken. Dann musste sie nur noch heraus finden, wo genau diese Kunden wohnten.

  • Kaum hatte Amina das Buch auch nur berührt, breitete Kalli ihre Flügel aus und flog davon.


    Sekundenbruchteile später stand Brennan im Türrahmen. Er hatte die Zeit offensichtlich nicht nur dafür genutzt, hinten aufzuräumen, sondern auch sein Äußeres wieder hergerichtet. Keine Spur mehr von zerzaustem Haar, der Lederwams saß gerade und glatt über dem Hemd, die letzten Saatkörner waren von seinem Hosenboden verschwunden.


    Der Händler verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich gegen den Türrahmen und brummte Amina offensichtlich nicht sehr erfreut an.
    "Ihr habt nicht tatsächlich vor, den Mann auszuspionieren, der euch einen spionierenden Vogel abrichten soll, oder meine Liebe?"
    Härte und Kälte lagen in seinen Worten. Brennan war kein Mann, dem das Recht über alles ging. Sonst hätte er kaum diesen Beruf auf diese Art und Weise ausgeübt.
    Auch erinnerte er sich noch gut daran, als er damals das beeindruckende Handwerk einer Diebin mit eigenen Augen verfolgen konnte und wie sehr er die Dame damals dafür bewundert hatte. Aber einen Dieb zu beobachten oder selbst Opfer einer schlecht spionierenden .. ja.. war sie überhaupt eine Diebin? Wahrscheinlich.. Brennan schüttelte den Kopf und hoffte für das Ding, dass sie sich so nicht ihren Lebensunterhalt verdienen musste.


    "Ich glaube, ihr habt für heute genug geübt." Sprach er weiter und schritt auf Amina zu.

  • Im selben Augenblick, in dem Amina das Buch berührt hatte, begannen irgendwo im Laden ein Paar Flügel zu rascheln und ein schwarzer Schatten flog an ihr vorbei. Etwas irritiert blickte Amina auf und zuckte im nächsten Moment zusammen, als die Stimme des Vogelhändlers hinter ihr erklang.


    Bei den tausend Masken Askalars! So etwas war ihr doch noch nie passiert! Mit großen Augen starrte sie ihr Gegenüber an, nicht fähig, ein Wort der Verteidigung über ihre Lippen zu bringen, was sie innerlich noch mehr ärgerte.


    Seine Worte klangen hart und kalt. Und zu allem Überfluss trat er auch noch auf sie zu. "Ich ...", begann sie, hielt jedoch kurz inne, besann sich. 'Reiß Dich gefälligst zusammen', ermahnte sich Amina. Dann grinste sie den Ladenbesitzer belustigt an. "Ich? Euch ausspionieren? Ich bitte Euch! Wäre ich dann so dumm gewesen, mich von Euch erwischen zu lassen?" Ihr Blick glitt abermals auf das Buch. "Nun ... Ich gebe zu, dass mich die Neugier gepackt hat. Das ist wohl wahr", seufzte sie. Und dies entsprach wenigstens zum Teil der Wahrheit.

  • "Ihr solltet diese Neugierde abstellen, wenn ihr tatsächlich wollt, dass ich euren Vogel ausbilde." Sprach Brennan und die dunklen Augen funkelten gefährlich.
    "Ich helfe nicht gerne den Leuten, die mir mit falschen Auskünften das Genick brechen könnten."


    Kalli, Brennans schwarzer Rabe kam wieder angeflogen und nahm auf der Schulter des Händlers Platz. Als wollte sie zustimmen, krähte sie leise.


    "Es wäre tatsächlich besser für euch, ihr würdet diese Laden für heute verlassen und darauf hoffen, dass ich dieses unschöne Zwischenspiel bis morgen wieder vergessen habe. Libell!"
    Brennan ließ den Vogel noch einmal zu Amina fliegen.

  • Wie ein kleines Mädchen ... So fühlte sich Amina und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Nicht nur, dass sie auf ganzer Linie versagt hatte. Nein! Sie war auch noch außerordentlich dumm, dem Ladenbesitzer so viel Naivität zu unterstellen, sie tatsächlich alleine hier zu lassen. Hoffentlich hatte Askalar an diesem Tag seine Augen woanders. Egal wo. Nur hoffentlich nicht bei ihr. Sie schickte ein kurzes Stoßgebet in Richtung der Zimmerdecke.


    "Ja das sollte ich wohl", gestand sie nickend, während ihre Augen seinem Blick auswichen. "Aber ich wollte Euch gewiss nicht schaden". Ihr Blick fiel auf den Raben, der auf seine Schulter geflogen war und leise krähte. "Es tut mir aufrichtig leid". In diesem Augenblick kam Libell zu ihr geflogen und sie umgriff den kleinen Vogel sanft mit ihren Händen. "Bitte ... Ich brauche Libell. Kann ich irgendetwas tun, um mein Verhalten wieder gut zu machen? Die Zeit zurück zu drehen ist mir leider nicht möglich". Nun wagte sie doch wieder einen scheuen Blick in das immer noch erboste Gesicht des Vogelhändlers.

  • Brennan lachte kühl.
    "Mir würden sicherlich ein Dutzend Dinge einfallen, die eine hübsche Frau wie ihr als Wiedergutmachung tun könntet." Abschätzend besah er sie von oben bis unten.
    "Doch wenn ihr den Vogel wirklich haben wollt, solltet ihr jetzt gehen." Brennan wandte sich um und sprach den Befehl, mit dem Libell in seinen Käfig zurück kehrte.


    "Wir werden es morgen erneut versuchen. Und vielleicht bitte ich euch dann tatsächlich um einen kleinen.. Freundschaftsdienst zur Wiedergutmachung."
    Die junge Frau beachtete der Vogelhändler nicht mehr. Er war tatsächlich verärgert. Vielleicht auch ein Stück weit über sich selbst, dass er das Buch hatte offen liegen lassen und die tatsächliche Natur der Kundin nicht erkannt hatte. Vielleicht war heute auch einfach nicht sein Tag.
    Aber vielleicht konnte er das "Angebot" Aminas auch zu seinem Vorteil ausnutzen....

  • Seine Worte und die Art, wie er sie betrachtete, ließen Amina schlucken. Sie konnte sich denken, an was der Vogelhändler da dachte. Doch ob ihr Libell so wichtig war, diesem Mann, den sie kaum kannte, derlei Dienste zu erweisen, die sich soeben in ihrem Kopf ausmalten, darüber musste sie dann doch noch einmal nachdenken.


    Aber sie würde wieder kommen. So viel stand fest. Vielleicht war er ja am nächsten Tag wieder bei besserer Laune. Und dann würde sie sehen, welchen kleinen Freundschaftsdient er in Erwägung zog. Oder auch nicht. Doch nun war es erst einmal an der Zeit zu gehen. "Bis morgen", rief sie ihm hinterher, bevor sie den Vogelhandel verließ.

  • Etwas unverständliches wurde von dem Mann mit dem Herz für Shirashai Amina hinterhergebrummelt.
    Er war froh, als sie aus der Tür hinaus war. Eines konnte er sich ganz sicherlich nicht in seinem Geschäft erlauben: Indiskretion. Inständig hoffte er, dass Amina keine wichtigen Namen aufgeschnappt hatte, auch wenn er seine Vögel an normale Bürger, die einen Hauch Exotik in ihrem Leben wollte, genauso verkaufte wie an stinkreiche Adelige oder hinterlistige Größen der Unterwelt. Jeder konnte in diesem Buch stehen. Und doch war es Brennan unangenehm.


    So gab es nur eins, was er tun konnte um auf den nächsten Besuch Aminas besser vorbereitet zu sein. Er musste sich informieren, wer sie war, ob sie ihren richtigen Namen genannt hatte und was sie mit Informationen aus seiner Hand anstellen konnte.
    Noch immer schlecht gelaunt, griff Brennan sich den dunklen Gehrock und schritt aus der Tür.

  • Sich aufmerksam umschauen, wanderte sie durch die Strassen des Händlerviertels. Vielleicht würde sie ihn ja hier… Kyleja unterbrach diesen Gedanken und schalt sich selbst eine Närrin. Nir’alenar war eine viel zu grosse Stadt um jemandem zufällig zweimal über den Weg zu laufen. Sie musste auf Minarils Segen hoffen.
    Ihre Gedanken wanderten von ihrer gestrigen Begegnung zum Brief ihrer Schwester. Sie sollte ihr baldmöglichst antworten. Es war bereits viel zu lange her, dass sie Nachrichten von sich hatte verlauten lassen.
    Das fröhliche Gezwitscher von Vögeln weckte ihre Aufmerksamkeit. Sie befand sich direkt vor einer Vogelhandlung, wie überaus passend.


    Neugierig trat sie näher und spähte ins Innere des Gebäudes. Bereits von aussen konnte man einen Blick auf den ein oder anderen Käfig erhaschen. Es mussten unzählige Vögel in diesem Haus leben und auf einen Besitzer warten.
    Langsam öffnete sie die Tür, vorsichtig um die Tiere nicht zu verschrecken, und trat ins Innere des Hauses.
    „Einen guten Tag wünsche ich“, rief sie mit fröhlicher Stimme in den Laden hinein.
    Ein freundliches Lächeln auf den Lippen blickte sie sich nach dem Besitzer dieses Handelshauses um.

  • Es war Xandros, der an diesem Tag die Vögel versorgte.
    Brennan war irgendwo im oberen Teil des Hauses und Xandros nahm an, dass er wieder mal seinem Glauben fröhnte.
    Sorgfältig säuberte er die Käfige, noch sorgfältiger maß er das Futter für jedes einzelne Tier ab.
    Voller Konzentration summte er dabei ein seichtes Lied vor sich hin und zuckte leicht zusammen, als er plöztlich eine freundliche, junge Stimme durch den Laden klingen hörte.


    Der Bärtige drehte sich um und ein offenes Lachen stand auf seinem Gesicht, als er die hübsche Frau den Laden betreten sah.
    "Oh, fühlt euch willkommen! Kann ich euch irgendwie helfen?" Sprach er, schloss den Käfig, an dem er gerade arbeitete und schritt auf die Nymphe zu.

  • Der Mann, der sie begrüsste, war bärtig und um ein ziemliches Stück grösser als sie selbst. Doch dies tat dem freundlichen Lächeln der Nymphe keinen Abbruch.
    „Seid ihr der Besitzer dieses Ladens?“, fragte sie und trat einen weiteren Schritt in das Geschäft. Neugierig besah sie sich die verschiedenen Vögel um sie herum. Die Luft war erfüllt von ihrem Zwitschern und das Gefieder der Tiere schillerte in den verschiedensten Farben.
    „Ich hätte da nämlich die ein oder andere Frage“, erklärte sie und richtete ihre dunkelblauen Iriden wieder auf den Mann der sie so freundlich begrüsst hatte.

  • Xandros schmunzelte und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger durch den Bart.
    Trotz seiner Jugend hatte er schon kleine Lachfältchen an den Augen.


    "Den Besitzer habt ihr leider nicht vor euch stehen. Der sitzt oben und prüft seine Bücher. Doch wenn ihr nicht gerade Fragen zu Buchhaltung habt, kann ich euch mit Sicherheit auch weiterhelfen."
    Er wischte sich die Hände am grauen Hemd ab, bevor er eine Hand Kyleja entgegenstreckte.


    "Xandros. Ich arbeite hier schon einige Zeit und kenne die Vögel besser als meine eigene Familie. Es würde mich freuen, wenn ich euch weiterhelfen könnte."
    Seine blauen Augen funkelte kurz auf. "Wobei mir Brennan es mit Sicherheit nicht verzeihen wird, wenn ich ihm solch eine hübsche Kundin vorenthalten."

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