Vogelhandel "Feder und Schnabel"

  • "Sie stören mich nicht, die Vögel." meinte Ta'shara schulterzuckend. Genau genommen waren sie ihr gerade egal. Zwitschern oder nicht zwitschern. Fliegen und Flattern oder eben nicht. Sie war hier, weil sie es wollte und weil Brennan es wollte. Sie hatte vor niemandem etwas zu rechtfertigen und sie hatte gewiss nicht vor, hier wie ein Dieb herum zu schleichen, nur damit die Tiere ruhig blieben. Ta'shara lachte leise. Nicht heute jedenfalls. Und für ein eventuelles anderes Mal, wusste sie nun, dass sie ganz bestimmt NICHT den direkten Weg durch die Ladentür nehmen und auch ansonsten auf alles glockig Klingende achten würde.


    "Dir vertrauen?"
    Die junge Frau betrachtete den Jünger der Shirashai eingehend. "Nein. Keineswegs." entgegnete sie kopfschüttelnd und bewegte sich geschmeidig auf ihn zu. Schlangengleich legten sich ihre Arme um den Nacken des Mannes und Ta'shara streifte sein Ohr mit einem sanften Kuss. Sie wusste, dass er sie wollte. Sie konnte es spüren! Am liebsten jetzt und hier. Aber sie wollte auch noch anderes. Sie wollte um so vieles mehr! Sie wollte...
    Der Blick der Halbvalisar war dunkel auf den Vogelhändler gerichtet ehe sie sich wieder löste und ihn anlächelte. "Lass uns von dem Wein kosten." sagte sie und drehte sich Richtung Kellertreppe.

  • "Na dann, folge mir." Ein Lächeln lag auf Brennans Lippen und er fasste Ta'sharas Hand. Sie war kühl und ihre Haut so seidig, dass es Brennan einen Schauer über den Rücken jagte.
    Die Vögel wurden nach und nach wieder ruhiger. Die warme Stimme ihres Herrn trug genauso dazu bei, wie die Dunkelheit der Nacht und als Brennan den ersten Fuß auf die Kellertreppe setzte, war kein Pieps, kein Flügelschlag mehr zu hören.


    Einige Lichtmuscheln erhellten den geräumigen Keller und gaben all seine Schätze frei.
    An der rechten Seite bestanden diese aus einem großen, alten Weinregal und einigen Fässern, die offensichtlich unterschiedliche Körner und sonstiges Vogelfutter enthielten.
    In Blickrichtung stand ein großer Schrank aus schwarzem Holz, der keinerlei Hinweis auf seinen Inhalt bot und zur Linken wurde die Aufmerksamkeit von einem Wandbehang, der auf schwarzem Grund einen silbernen Stern zeigte in den Bann gezogen.


    Brennan ging auf das Weinregal zu und ging in die Hocke um aus den unteren Reihen eine Flasche zu angeln.
    "Ah... ein 1200 - ein edler Tropfen, der nach über 50 Jahren Lagerung wohl sein Aroma vollendet haben dürfte." Und seinen Wert verfünfacht hat - dachte Brennan sprach es aber nicht auch.
    "Meinst du, der wäre etwas für dich oder möchtest du lieber etwas leichteres? Ich hätte da auch noch einen beerigen Wein aus dem Anbaugebiet der Feenelfen.." Brennan zog eine Grimasse - Feenelfen waren immer ein wenig suspekt mit ihrem kindlichen Gemüt.

  • Sie musste nicht lange überlegen: Sie kannte den Wein, den Brennan ihr bot, hatte bereits davon gekostet, als er noch jung von der Rebe war. Damals bereits ein exzellenter Tropfen. Der würde an Ort und Stelle bleiben! Ta’shara entschied, dass der Feenelfenwein eben so gut passte und deutete auf die entsprechende Flasche. "Lieber etwas Leichteres."
    Die Halbvalisar betrachtete im Licht der Muscheln den Mann, wie er erneut in die Hocke ging, den 1200er zurücklagerte und stattdessen eine andere Flasche zur Hand nahm. Irgendwas daran gefiel ihm offenbar nicht sonderlich, denn er verzog das Gesicht. Nur beiläufig kommentierte sie das mit einem "Ist etwas nicht in Ordnung damit?", denn derweil sah sich die Halbvalisar etwas genauer um. Für einen winzigen Augenblick blitzte ein Funke des Erkennens in ihren Augen als sie die schwarze Wandverkleidung entdeckte.
    "So huldigst du ihr also hier unten im Verborgenen. Oder verbirgt sich mehr hinter dem Vorhang?“
    Ta’shara wartete nicht erst auf die Antwort, sondern machte einen Schritt in Richtung Wandbehang.

  • Brennan schüttelte den Kopf ohne Ta'shara anzusehen. Stattdessen war sein Blick auf das Etikett der Flasche Wein gerichtet, die er in der Hand hielt.
    "Nein, der Wein ist in Ordnung. Es ist nur.." Der Vogelhänder stieg aus der Hocke hoch und sah nun Ta'shara an.
    "Hast du bei Feenelfen nicht gleich das Bild vor Augen, wie diese kleinen Wesen mit ihren nackten Füßen durch den Wein stampfen und dabei kichern und scherzen?" Der Dunkeläugige schüttelte sich leicht, grad so als würde ihm diese Vorstellung Unbehagen bereiten. Doch auf seinem Gesicht war ein Lächeln zu sehen.


    Er hielt Ta'shara nicht auf, als sie in Richtung des Wandbehanges ging, ja gar ihre Finger ihm entgegenstreckte.
    "Glaubst du, ich würde jemanden wie Shirashai im Keller anbeten?" Brennan lachte und folgte Ta'shara. Zärtlich legte er ihr den Arm, mit dem er die Weinflasche hielt, um die Hüfte, während seine andere Hand zum Wandbehang wanderte und ihn vorsichtig anhob.


    "Kein Geheimgang, keine geheimen Versammlungsräume, nichtmal ein loser Stein hinter dem ich mein Geld verstecke." Der Shirashai-Jünger lächelte. Es war nicht so, das dieser Keller nicht doch das ein oder andere Geheimnis verbarg - aber nicht so offensichtlich.


    "Meinen "Altar" oder wie immer du es nennen magst, steht oben in meinem Wohnbereich. Möchtest du ihn sehen?" Brennans Ohr war nun ganz nah an dem Ta'sharas und sein warmer Atem fuhr ihr sanft über den Hals.

  • Der sanfte Hauch an ihrem Hals, der Arm, der leicht um ihre Hüfte lag, der Wein, vielleicht auch Brennans unbekümmerte Art, seine Augen… Ta’shara schüttelte leicht den Kopf; neigte diesen ein wenig und strich langsam mit der Hand über den Stoff des Wandbehangs. "Nein. Natürlich glaube ich das nicht."
    Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Was war nur einmal los mit ihr?? All dies, dem sie üblicherweise mit einem Wimpernschlag und ohne jegliche Regung widerstand, löste in dieser Nacht etwas aus, das ihr völlig unbekannt war. Etwas, das sie nicht einmal einordnen konnte, weil es viel zu lange her war, dass sie so etwas verspürt hatte: ein Gefühl?! Nein. Mehr die Ahnung eines solchen… weit, weit weg in ihrer Erinnerung. Und sie war ... klein, winzig. Gerade erst zur Welt gekommen und hungrig. Hungrig nach allem, was das Leben bieten konnte und erfüllte von einer tiefen Sehnsucht nach Nähe, Geborgenheit, Liebe. Kurz schloss Ta’shara die Augen. Ein leises Seufzen floh ihren Lippen und hing für einen Moment im Raum, bis es sie zurück brachte und sie erinnerte, wer, was sie war.


    … Wie kam sie nur bloß auf all dieses dumme Zeug? Ihre Mutter hatte ihr alles gegeben, was sie zum Großwerden, zum Starkwerden, zum Leben brauchte. Gefühle gehörten nicht dazu. Und doch: alles in ihr wehrte sich gerade machtvoll dagegen, die Augen zu öffnen und wieder die Valisar zu sein!
    "Bring mich nach oben." forderte sie und hielt die Augen geschlossen.

  • "Wie du wünscht", sprach Brennan und seine Stimme klang so, als habe er ein Lächeln auf seinen Lippen.


    Er sah Ta'shara noch einen Augenblick an, wie sie so mit geschlossenen Augen vor dem Zeichen Shirashais stand und darauf wartete, was als nächstes geschah. Ehe Brennan selbst näher erfassen konnte, was er da tat, fuhr seine freie Hand unter die Kniekehlen Ta'sharas, während sich der Druck des anderen Arm verstärkte und Sekunden später fühlte sich die Halb-Valisar von den dunkelhaarigen Vogelhändler wortwörtlich auf den Arm genommen.


    Brennan trug sie hoch - was hinsichtlich ihrer üppigen Maskenballrobe nicht unbedingt eine Leichtigkeit war - doch Ta'shara schien ihm leicht und einfach zu halten wie eine Feenelfe über die er vorhin noch geschmunzelt hatte.
    Mühelos brachte Brennan die erste Treppe hinter sich und raunte Ta'shara ein leises "ob wir es diesmal unbemerkt durch die Vögel schaffen?" zu, als er aber auch schon die zweite Treppe erklomm. Ohne, dass sich das Federvieh erneut meldete.


    Oben angekommen ließ Brennan seine hübsche Begleiterin auf einem weichen Möbelstück nieder. Womöglich ein Sessel oder ein sehr weich gepolsterter Stuhl. Dann merkte sie auch schon seinen Atem erneut über ihren Hals gleiten.


    "Lass die Augen bitte noch einen Augenblick zu." Hauchte er ihr zu, bevor sich seine Schritte langsam von ihr entfernten.

  • All ihre Instinkte schlugen Alarm. Ihre Mundwinkel zuckten unwillig im ersten Moment und Ta'shara stand kurz davor die Augen zu öffnen und sich gegen Brennans Griff zu wehren. Hart und widerspenstig schlug ihr Herz gegen ihre Brust. Alles in ihr wehrte sich gegen das Gefühl nicht Herr über ihr eigenes Tun zu sein. Und doch zwang sie sich, ruhig zu bleiben. Sie wollte wissen, endlich wissen, was die Menschen so wunderbar fanden daran, sich zu ergeben. Sich hinzugeben… aufzugeben. Und sei es nur für die Dauer eines winzigen Augenblickes. Die junge Frau atmete tief durch und ihr mit dem Wein vermischtes Blut bezwang bald ihre abwehrenden Gedanken und ließ sie leichter werden. So ließ die Halbvalisar es geschehen, dass Brennans Arme sie kraftvoll umfingen und er sie unbeschadet Stufe für Stufe über das Erdgeschoss hinweg bis hinauf in seine Privaträume trug.


    Doch konnte sie kaum verhindern, dass sie mit jeder anderen Faser ihres Körpers sich zu orientieren suchte. Den Kopf an Brennans Brust gelegt, sog sie nicht nur dessen Duft ein, sondern registrierte zugleich die etwas abgestandene kühlfeuchte Kellerluft viel deutlicher. Sie wurde wärmer, je höher sie stiegen und hinter ihren geschlossenen Lidern wurde es dunkler. Sie konnte den trockenen Vogelsand, das Körnerfutter, ja sogar die Vögel selbst riechen. Die Luft schmeckte schal nach ihnen, ihren Federn. In einem nahen Käfig plusterte sich leise eines der Tiere auf und fiederte sich wieder zurecht. Hätte Brennan auch nichts gesagt, sie hätte gewusst, dass sie den Laden erreicht hatten.


    Weiter ging es die Stufen hinauf. Holzstufen diesmal. Brennans Tritte hörten sich anders an, als auf der Kellertreppe. Wieder änderte sich das Licht hinter Ta'sharas Lidern, wurde erneut etwas dunkler, ehe ein leicht flackernder rötlicher Schein anzeigte, dass sie wohl einen Raum erreicht hatten, in dem ein Kaminfeuer brannte. Die Luft war warm und geschwängert vom Duft schwelender Holzscheite. In dem Moment zerstob ein Scheit leise knisternd. Fast glaubte sie die Funken hinter ihren Lidern sehen zu können, wie ein kleines Feuerwerk. Brennans Schritte klangen gedämpft. Ein Teppich lag auf dem Boden. Sie konnte ihn selbst unter ihren Füßen spüren, als der Mann sie sanft auf ein weiches Polstermöbel setzte. Der Raum duftete nach ihm. Herb, rauchig, verführerisch. Brennans Atem an ihrem Hals und seine Stimme ließen Ta'shara kurz erschauern. Während sie mit noch immer geschlossenen Augen auf Brennans Rückkehr wartete, knisterte die Luft voller Spannung wie das Feuer im Kamin...

  • Brennan wußte was zu tun war - und so schaffte er es, mit wenigen Handgriffen eine ganz eigene Stimmung in seine kleine Wohnung zu bringen.


    Neben dem Kaminfeuer wurde die Wohnstube von zwei kleinen Lichtmuscheln und einem guten Dutzend Kerzen erleuchtet. Ta'shara saß auf einem breiten Sessel, über dem das schwarze Fell eines Hügellamms lag. Die restlichen Möbel in Brennans Reich waren allesamt modern und dennoch nicht weniger praktisch. Auch sah man ihnen an, dass der Vogelhändler offensichtlich gut betucht war - besser als man bei betreten der Handlung gedacht hatte.
    Die wenigen Teppiche, die auf den dunklen Dielen lagen, waren allesamt fein gewebt und wirkten an keiner Stelle abgenutzt. An den Wänden hing sehr wenig Schmuck. Ein gerahmte Zeichnung eines Raben im Flug war das einzige Bild, was man in seiner Wohnstube sehen konnte.


    Brennan beeilte sich. Schnell zog er den dunkelroten und dennoch halbtransparenten Vorhang zu seinem Schlafgemach zu und öffnete stattdessen die Tür zu einem anderen Raum.
    In diesem Raum war sie- sein kleines Heiligtum - die Gebetsstätte für Shiashai. Dunkelblau waren die Wände gestrichen und helle Glassplitter in denen sich das Licht brach, simulierten die Sterne, so wie sie eins auf Nir'alenar geschienen haben mußten. Ansonsten schien dieser Raum eher unspektakulär. Er enthielt ein schwarzes Schränkchen und war ansonsten leer.


    Dann holte Brennan zwei Gläser aus dem Bereich, den man wohl Küche nannte, der bei dem Shirashai-Anhänger aber eher selten genutzt wurde und stellte sie auf den niedrigen Tisch schräg vor Shirashai. Er entkorkte gekonnt die Weinflasche und schenkte aus.


    "Jetzt darfst du." sprach Brennan und lächelte schief. Er hatte auf dem Ball schon zuviel Wein getrunken um Vergeben zu können, dass er ein wenig gespannt auf Ta'sharas Urteil war.

  • Geschäftige Laute, mal hier mal da, ließen die Frau schmunzeln. Sie stellte sich gerade vor, dass Brennan etwas Ordnung schaffte, und vielleicht das ein oder andere achtlos hingelegte Kleidungsstück beseitigte oder einen Teller wegräumte. Ohne die Augen zu öffnen drehte sie ihr Gesicht in Richtung der Geräusche; ein Vorhang mal, der auf- oder zugezogen wurde… eine Tür, ein knisternder Holzscheit. Zuletzt forderte das leise Plop eines Korkens, der aus der Flasche gezogen wurde ihre Aufmerksamkeit. Ta’shara 'blickte' mit geschlossenen Augen in die Richtung, in der sie Brennan mit der Flasche vermutet. Und ein paar Gläser, wie sie gleich darauf feststellte.
    Als sie endlich die Augen wieder öffnete und sich aufmerksam umsah, fand sie beinahe alles so vor, wie sie vermutet hatte. Sogar die Art und Weise, wie der Vogelhändler sein Heim eingerichtet hatte, entsprach ihrer Vorstellung und harmonisierte mit dem Duft, den sie geatmet hatte. Leicht, angenehm, nicht überladen mit unnützem Plunder oder affigem Zierrat. Keine monströsen Hässlichkeiten an den Wänden, die einen mit ihrer Aufdringlichkeit zu erschlagen drohten und ebenso wenig zu viel der stickig-muffigen Staubsammler auf dem Boden. Das was sich ihr offenbarte, traf ihren Geschmack und die Halbvalisar nickte und zischelte zustimmend vor sich hin während sie sich erhob und zu der Rabenzeichnung ging um sie sich näher anzusehen. Sie achtete diese schwarzen Vögel. Zu groß zum Verspeisen und zu klug, wie sie fand. "Dieser hier ist ein prächtiges Tier."


    Zufrieden drehte sie sich um, und blickte anerkennend zu Brennan. "Gehört er dir?" Leise glitt sie über den Teppich zu ihm hin, nahm das Glas Wein aus seiner Hand entgegen und sah fest in seine Augen, wollte wissen, ob er den Schritt wagen würde und ihr standhalten konnte. Dass er mit seinem schiefen Grinsen gerade mehr wie ein kleiner Junge wirkte, machte ihn noch eine Spur anziehender. Ta’sharas kalte Augen senkten sich in Brennans und hielten seinen Blick fest während ein kleines Lächeln um ihre Mundwinkel spielte. "Hier gefällt es mir. Ich bleibe." murmelte sie sanft gegen seine Lippen.

  • "Das freut mich.." murmelte Brennan ebenso zurück und nutzte den Augenblick, den er Ta'shara so nah stand, in dem er die Hände an ihre Hüften legte und sie noch ein Stück näher an sich zog.
    Seine Lippen berührten ihre. Erstaunlich weich für die Lippen eines Mannes und dennoch fordernd und begierig.
    Brennan wollte Ta'shara spüren, ihren unwiederstehlichen Duft riechen, die zarte Haut auf seiner Haut fühlen, doch zeitgleich wollte er nichts übereilen. Denn er wußte nur zu gut, dass erst starkes Verlangen einen Moment noch ein wenig besonderer machen könnte.
    So löste er sich nach einiger Zeit - wenn auch widerwillig - von Ta'shara's Mund. Verträumt sah er ihr in die Augen, strich mit der rechten über ihren Rücken, bevor er sich von ihr wegdrehte.


    Die Halbashaironi meinte ein leises Seufzen zu hören, doch vielleicht war es auch nur das Knarren der Dielen, die unter dem Gewicht des Vogelhändlers ächzten. Brennan ging auf das Bild an der Wand zu. Vorsichtig strich er mit der Fingerkuppe über die detailierte Zeichnung und obwohl Ta'shara sein Gesicht nicht sehen konnte, hörte sie, dass er die nachfolgenden Worte mit einem Lächeln sagte.


    "Ja," Sprach er.."..sie gehört mir. Kalli ist ihr Name und ihr werdet sie mit Sicherheit noch zu Gesicht bekommen. Kalli mag es nicht, wenn sie nicht genauestens weiß, wer in diesem Haus ein und aus geht." Er schmunzelte und dachte an den Tag, als er dieses Bild gezeichnet hatte. Euphorisiert von der Anwesenheit Shirashais war ihm ein wahres Meisterwerk gelungen. Ihm, der sonst keinen Strich grade setzen konnte.


    Brennan ließ das Bild wieder los und in dem er sich umdrehte konnte Ta'shara sehen, dass er noch immer Lächelte. Mit großen Schritten ging er auf den Tisch zu, auf dem der bisher unberührte Wein stand. Er griff sich die zwei Gläser und reichte eines davon Ta'shara.


    "Aber jetzt ist sie ja glücklicherweise nicht hier.." Ein Grinsen glitt über sein Gesicht und er hielt Ta'shara sein Glas zum Anstoßen entgegen. "Lasst uns Trinken. Auf eine falsche Schlange und einen noch falscheren Priester Eriadnes. Und auf eine traumhafte Nacht."

  • Was für ein Moment! Was für eine Erkenntnis! Brennan schien tatsächlich imstande, nicht zu zerbrechen. Nicht, wie all die anderen Wichte, die in einem Anfall von Größenwahn betört waren von der Aussicht, eine Valisar bezwingen, sie vom Fluch Narions befreien zu können und kläglich gescheitert sind, weil sie keine Liebe für sie empfanden. Nicht wie all jene, die sich in ihrem Blick verloren, deren Seelengrund sie zum Erschüttern gebracht hatte und die auf ihrer immerwährenden Suche nach Erlösung gebrochen zurück geblieben sind.
    Nein! Dieser Mann hier war anders… stärker, sich seiner Selbst viel mehr bewusst und vor allem beherrscht! Er widerstand und das gefiel ihr und zugleich auch wieder nicht. Sie war nicht gewohnt, dass jemand ihr ebenbürtig war. Shirashai, murmelte sie leise. Sollte die dunkle Göttin mehr zu ihrem Schicksal beitragen, als ihr nur den Vater gesendet zu haben?
    Ta'shara machte einen Schritt zurück, als Brennan sie aus seiner Umarmung entließ und nach einem kurzen Moment sich eben jenem Rabenbild zuwandte, vor dem sie nur Augenblicke zuvor gestanden hatte.

    Sie schwieg. Beobachtete und schwieg. Erst als er wieder vor ihr stand, ihr das Weinglas entgegenhielt und einen Toast aussprach, ergriff sie ebenfalls wieder das Wort.
    "Was willst du Brennan, Jünger der Shirashai, Herr über die Vögel? Du bist nicht wie die anderen und trotzdem willst du scheinbar das gleiche." Ihr Blick bohrte sich in seine Augen. "Du denkst, ich sei eine falsche Schlange? Dann wisse, dass dies nur zur Hälfte der Wahrheit entspricht. Weißt du um die andere Hälfte? Was willst du?"

  • Brennan lachte, als Ta'shara ihre Worte sprach. Er lachte, wie als wenn er ihre Fragen für einen Scherz gehalten hätte. Für etwas, dass sie nicht wirklich meinte. Für Fragen voller Willkür und ohne näheres tatsächliches Interesse. Er lachte und das Lachen erstickte erst, als Brennan die Hälfte seines Glasinhaltes den Rachen hinunterstürzte.


    Für den Moment, den Brennan das Glas an seinen Lippen hielt, hielt er auch seine Augen geschlossen, doch kaum setzte er es wieder ab, blickte diese tiefschwarzen Augen Ta'shara durchdringend an. Keine Spur von Heiterkeit war mehr in seiner Stimme zu hören.


    "Was ich will, fragst du? Nun, ich bin ein Mann, also will ich ganz offensichtlich deinen Körper." Brennan trat einen weiteren Schritt auf Ta'shara zu. Das Glas noch in der rechten Hand, legte sich seine linke auf ihre Hüfte und fuhr langsam in Richtung ihres Gesäßes, wo sie jedoch vorher inne hielt.
    "Und ich bin ein Jünger Shirashais, also will ich deine Seele." Brennans Linke löste sich von Ta'sharas Körper und seine Fingerspitzen wanderten nun zu ihrer Schläfe hinauf, von wo er langsam hinab zu ihrem Kinn glitt.


    "Aber in erster Linie bin ich Brennan Targo. Und Brennan Targo will Wissen." Brennans Hand ließ das Spiel auf Ta'sharas Haut sein und kehrte zur Rechten zurück und half ihr das Weinglas zu halten. Brennans Augen aber blieben an Ta'sharas Augen haften.


    "Ich will wissen, wer du bist, Ta'shara. Du bist eine der schönsten Frauen, die ich je sah und dennoch geheimnisvoller als es Shirashai je sein könnte. Wer bist du, Ta'shara. Und was willst du? Willst du nur meinen Körper? Er gehört dir. Willst du mein Geld? Ich gebe es dir. Meine ewige Bewunderung? Sie ist schon dein. Ja, selbst zu Geld und Ruhm könnte ich dir verhelfen, wenn du diesen Wunsch nur äußern würdest. Aber da ist etwas anderes in dir. Etwas, dass ich nicht kenne.."
    Brennan seufzte nicht. Auch wenn ihm ein Seufzen auf den Lippen lag. Diese Frau, die ihm nun so nah gegenüberstand faszinierte ihn. Aber Brennan wußte nicht wieso. Vielleicht, weil sie aus irgendeinem Grund nicht die Leichtigkeit besaß, die die Frauen sonst besaßen, wenn er sie mit zu sich nahm. Die meisten waren beeindruckt von seinem Geld, seiner Wohnung. Einige mochten ihn wegen seines Aussehens. Manche fanden es gar unwahrscheinlich anziehend, dass er Shirashai vergötterte. Aber sie alle hatten eins gemeinsam. Sie alle wurden nach zwei bis drei Gläsern Wein unwahrscheinlich gesprächig und Brennan hätte alles von Ihnen erfahren können. Und selbst wenn sie noch so graue Mäuschen waren, besaßen sie alle eine tiefe Leidenschaft in sich, die Brennan bei Ta'shara einfach nicht wahr nahm.
    Und dieser Umstand machte den Vogelhändler verrückt. Je später der Abend geworden war, desto mehr wollte er Ta'shara. Aber gleichzeitig machte sich da noch ein anderes Gefühl breit. Ein Gefühl, dass der Shirashia-Jünger bisher noch nicht deuten konnte.

  • Ta’shara folgte ernsten Blickes jeder seiner Bewegungen, vermeinte einen Hauch von Unsicherheit zu verspüren, ähnlich anderen Menschen, aber längst nicht so dominant. Sie hörte sein Lachen, seine ernste Stimme und die Halbvalisar spürte, dass er die Wahrheit sprach. In allem. Und sie erbebte innerlich unter seinen Worten. Sie selbst konnte nicht lügen; der Kodex würde es nicht gestatten und es lag ohnehin kein Sinn in falscher Rede – sie hatte noch einen jeden früher oder später eingeholt. Aber sie spürte deutlich, wenn andere die Unwahrheit sprachen. Dass er sie wollte war zu erwarten und sie würde ihm geben, was er wollte. Weshalb sonst war sie mit ihm gegangen? Allein sein Körper würde alle gegenteiligen Behauptungen Lüge strafen. Das war es auch nicht, was sie irritierte.


    "Du willst meine … Seele!?"
    Würde sie Überraschung empfinden können, genau diese würde man in ihrem Gesicht erblicken können. So aber sah sie Brennan nur unverwandt in die Augen: weiß-blauer Mondstein der in schwarzen Seen versank. Ta’shara fühlte die Hand des Mannes kurz an der ihren, bevor sie ihr Glas hob um ebenfalls von dem Wein zu kosten. Im Gegensatz zu dem Vogelhändler stürzte sie ihn nicht hinunter. Er war zu kostbar und auch wenn sie keinerlei Genuss dabei empfand, war ein solches Benehmen nicht akzeptabel, verstieß es doch ebenso gegen den Kodex, wie eine Lüge.
    "… meine Seele…" meinte sie schwermütig und schloss für einen sehnsuchtsvollen Moment die Augen. Ihr Makel, ihr Mal… ihre verwundbare Stelle; die einzige verwundbare Stelle!
    Wusste Brennan vielleicht doch, worauf er sich einließ?


    Nein. Seine nächsten Worte ließen eher vermuten, dass er nicht verstand, was sie war. Das Erbe ihres Vaters verleitete viele zu falscher Annahme. Doch Brennans Offenheit imponierte ihr. So hob sie das Glas und stieß an.
    "Auf die großen Wünsche…" meinte sie und trank einen weiteren Schluck.
    "Denn ein wahrlich großer Wunsch ist es, den du hegst. So etwas hat noch niemand je von mir gewollt." Nachgiebig war der Ausdruck ihrer Augen, beinahe sanft und still betrachtete sie den Vogelhändler noch einen Augenblick, ehe sie ihn anlächelte. "Ich schenke sie dir, Brennan Targo. Wenn du sie findest, soll sie dir gehören. NUR dir!!"

  • "Nur mir?" Abermals lachte Brennan. Er sah Ta'shara noch einmal tief in die Augen und brach dann den Blickkontakt, in dem er sich umdrehte. Sein halbvolles Glas stellte er auf einen der niedrigen Tischchen ab und ging dann mit wenigen großen Schritten auf die geöffnete Tür zu. Die Tür, die seinen "Schrein" enthielt. All seine Kostbarkeiten, die er zu Ehren Shirashai dort aufbewahrte.


    "Ta'shara, ich will deine Seele nicht für mich. Ich will sie für meine Göttin." Bedingungsloser Ernst war in Brennans Stimme zu hören. "Wenn ich die Wahl hätte, dich ebenfalls zu einer Jüngerin Shirashais zu machen oder die leidenschaftlichste Nacht meines Lebens mit dir zu verbringen.. ich müßte nicht mal überlegen, um die Antwort zu wissen."
    Brennan biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich sprach er hier viel zu frei über das was er war und über seine Ziele. Natürlich hatte er der hübschen Halbvalisar erzählt, dass er Shirashai vergötterte und sie war bei weitem nicht die erste, der er das erzählte. Aber selten war er so frei und gab zu, wie wichtig es für ihn war, der Göttin der Nacht neue Anhänger zu präsentieren.


    "Ich wünsche mir schon zu lange eine Frau an meiner Seite, die nicht nur mich, sondern auch meinen Glauben bedingungslos liebt. Doch heute.. in dieser Nacht, bin ich Shirashais Anhänger nur an zweiter Stelle."


    Der Dunkelhaarige schloß die Tür. "Heute Nacht bin ich nur jemand, der eine entzückende Gesellschaft zu schätzen weiß und ein wenig mehr über sie wissen möchte." Wie um seine Worte zu unterschreichen, zog der Vogelhändler sich das falsche Eriadne-Gewand über den Kopf. Sein nackter Oberkörper war nicht unbedingt als muskelös, aber durchaus als athletisch zu beurteilen und nun sah Ta'shara das erste Mal das Amulett, dass Brennan um den Hals trug - auf Herzenshöhe ruhte ebenfalls das Symbol der Shirashai.


    Brennan nahm auch die Kette ab und legte sie vorsichtig fort.
    "Shirashai soll in dieser Nacht nicht zwischen uns stehen. Und somit bleiben nur noch zwei meiner Wünsche übrig. Deinen Körper und etwas mehr Wissen über dich."
    Endlich wich der Ernst aus Brennans Zügen und ein leichtes Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Einen Augenblick schien es, als wolle er wieder auf Ta'shara zutreten, doch stattdessen lehte sich der Vogelhändler nur gegen die nächstbeste Wand und wartete auf die Reaktion der Halb-Ashaironi.

  • "Ich weiß." antwortete Ta’shara ebenso ernst und ließ dabei offen, ob sie nun wusste, dass er ihre Seele für seine Göttin wollte oder ob er für Shirashai auf eine Nacht mit ihr verzichten würde oder beides. Es spielte auch keine Rolle. "Doch wie ich schon sagte: Du wirst meine Seele erst finden müssen. Denn ICH kann es nicht."
    Sie trank einen weiteren Schluck. Mehr mechanisch vollführte sie die Bewegung und betrat mit dem Glas in der Hand den Raum, den Brennan für seine Göttin bereitet hat. Das Lächeln ihrer Lippen erreichte ihre Augen nicht.
    "Ich verbringe die Nacht mit dir, wie ich schon viele Nächte verbracht habe." sprach sie in den Raum, ohne sich zu Brennan umzudrehen. "Ich gebe dir meinen Körper. Ich gebe dir …Wissen. Doch wenn du meine Seele willst…" ein Lachen erklang. Freudlos und klirrend hing es in dem Raum. "… suche sie. Liebe, was nicht geliebt werden soll. Behüte, was nur Verachtung verdient. Ich bin eine Valisar.“ Und damit war für Ta’shara alles gesagt, alles geklärt.
    Sollte er wirklich imstande sein, sie zu erwecken, den Fluch von ihr zu nehmen, würde ihre Seele, ihr Herz, ihr Leben ihm gehören. Gleich was seine anderen Belange waren, sie würde ihm folgen, seinen Weg zu dem ihren machen und ihn gemeinsam mit ihm beschreiten. Ohnehin war es zur Hälfte bereits ihr Weg. Shirashai. War Ta'shara nicht auch zugleich Ashaironi?


    Die junge Frau warf einen letzten Blick auf den Altarraum und ging zurück zu Brennan, der an der Wand lehnte. Sein nackter Oberkörper war eine Einladung, der Ta’shara augenblicklich nachkam. Sie küsste seine Brust, wanderte am Hals aufwärts und legte ihren Kopf in die Kuhle zwischen Schulter und Hals. Ihre Hand ruhte auf seine Brust, strich sacht darüber, spürte die Sehnen und Muskeln unter ihrer Hand. Sogar seinen Herzschlag spürte sie darunter. Doch ja, dachte sie zufrieden. Sie hatte schon unattraktivere Männer gesehen.
    "Zwischen mir und einem Mann stehen nur Verderben und Tod." Ihre Lippen suchten die seinen…

  • Und sie fanden Brennans Lippen. Der Vogelhändler nahm den Kuss, den Ta'shara ihm schenkte an, doch fehlte ihm ein wenig die Leidenschaft, die Brennan zu vor an den Tag gelegt hatte.
    Zuviele Gedanken schworren ihm durch den Kopf und er hatte das Gefühl ihm würde schwindelig.


    Atemlos löste er sich von Ta'shara, hielt sie jedoch weiter in ihrem Arm und sah sie an.
    Sie sah gar nicht aus wie eine Valisar und doch.. ihre Augen. Die Augen, in denen Brennan hatte versinken können, tatsächlich waren sie kalt. War es das gewesen, was den Vogelhändler zuvor so.. seltsam vorgekommen war?


    "Eine.. eine Valisar.." Zärtlich strich Brennan Ta'shara über die Wange und gleichzeit wurde es ihm irrsinnigerweise bewußt, dass diese Geste sie gar nicht berühren konnte, ihr gar nichts bedeutete. Brennan entließ die Schöne aus seinem Arm und trat mit großen Schritten zum Fenster. Er brauchte Luft. Mit einer Handbewegung wurden die zwei Fensterflügel nach außen gedrückt.


    Mit etwas Abstand sah Brennan erneut Ta'shara an und ihre Schönheit schien ihm abermals die Sinne zu rauben. "Eine Valisar.." wiederholte er. Alles wurde jetzt so klar. Warum war er da nicht vorher drauf gekommen? Ihr schwarzes Haar..
    "Du siehst gar nicht aus wie eine Valisar.." sprach er merklich leiser und kam Ta'shara wieder entgegen.


    Natürlich hatte er von den Legenden um die Valisar gehört. Der Fluch, der nur durch Liebe gebrochen werden konnte. Hoffte sie tatsächlich, in ihm einen Fluchbrecher finden zu können? Konnte sie überhaupt hoffen? Ach, er als Fluchbrecher, als Liebender, welch unsinnige Vorstellung. Brennan schwindelte es wieder. Tiefes Mitleid überkam ihn für Ta'shara. Gepaart mit Bewunderung, einer gewissen Angst und immer noch dieses tiefe Verlangen, was er schon seit ihrem ersten Blickaustausch gespürt hatte.


    "Komm mit mir.." Sprach er ruhig und gefasst, griff sich Ta'sharas Hand und öffnete den Vorhang, der den Weg zu seinem Schlafgemach versperrte.
    Brennan hatte sich tatsächlich Mühe gegeben. Alles deutete daraufhin, dass es durchaus sein Plan gewesen war, Ta'shara in sein Bett zu bekommen und nicht nur ein Glas Wein zu trinken.
    Kerzen flackerten, das Bett war ordentlich gemacht und ein Schälchen mit Sandelholzöl versprühte einen aphrodisierenden Duft. Welch unnützer Tand, wenn man eine Valisar verführen wollte!


    Der Vogelhändler setzte sich auf das Bett und zeigte Ta'shara an, sich neben ihn zu setzen. "Ich wünschte, ich könnte dir das geben, was du dir erhoffst." Seine Stimme war wieder ganz nah an ihrem Ohr, der warme Atem strich über ihre Haut. Aber Brennan berührte Ta'shara nicht. Seine Hand lag neben ihrer und Brennan schien es, als wolle es ihn innerlich zerreißen. Er wollte die Schöne, aber gleichzeitig schien es ihm nicht richtig ein Wesen, das nichtmal einen Funken an Leidenschaft spüren konnte so für seine Zwecke zu gebrauchen. Welch seltsamer Gedanke für einen Jünger der Shirashai, dachte Brennan und endlich kam wieder das altbekannte Schmunzeln zurück auf seine Lippen.

  • Alles war ihr bekannt. Brennans Reaktionen unterschieden sich nicht im Mindesten von denen anderer Menschen, wenn sie gewahr wurden, was sie war. Hätte er jetzt einen anderen Menschen an seiner Seite, würden beide über sie tuscheln, sich die Hälse verdrehen, auf sie zeigen und hinter vorgehaltener Hand Wetten abschließen. Das war jetzt der Punkt, da die Männer und auch manche Frauen sie als eine Herausforderung betrachteten; ein Spiel aus ihr machten. Es berührte sie nicht.


    Sie ließ Brennan den Moment, sich zu sammeln. Denn dass er betroffen war, war ohne Zweifel. Als er sich wieder zu ihr hindrehte, lächelte sie ihn an, betrachtete ihn mit leicht schief gelegtem Kopf und ließ sich von ihm bei der Hand nehmen. Widerstandslos folgte sie Brennan, als er sie in sein Schlafgemach führte. Der ganze Raum erzählte vom Wunsch des Vogelhändlers, sie zu besitzen. Ta’shara begann, ein Band ihres Kostümes zu lösen, um sich zu entkleiden. Doch Brennan forderte sie stattdessen auf, neben ihm Platz zu nehmen. Auch gut… dachte sie… zieht er dich aus. Ta’shara schloss die Augen und wartete. Aber der Vogelhändler tat nichts dergleichen. Sie spürte ihn ganz dicht neben sich, aber er berührte sie nicht. Sie spürte seinen Atem auf der Haut, doch blieb dies die einzige Verbindung. Und seine Worte.


    "Ich sehe nicht aus, wie eine Valisar. Nicht so, wie die andere auf dem Ball heute, nicht wahr? Mein Aussehen irritiert. Das kommt daher, dass mein Vater dem Volk der Ashaironi angehörig war. Also bin ich sowohl Valisar als auch eine Ashaironi. Du siehst. Ich bin nicht wirklich kostümiert… und eine falsche Schlange bin ich auch nicht." Und weil Ta’shara annahm, dass dies in den Ohren eines Menschen lustig klingen müsste, lachte sie.
    Doch schon der nächste Augenblick brachte den Ernst in ihre Stimme zurück.
    "Was fürchtest du, Brennan Targo, dass du plötzlich die Berührung scheust? Du kannst mich nicht verletzen."

  • Brennan sah Ta'shara erstaunt an und blickte dann hinab auf seine Hand. Sie hatte Recht. Dabei war es ihm gar nicht wirklich bewußt gewesen, dass er sie nicht berührte.
    Der Vogelhändler stand auf. Rastlos ging er an das Kopfende seines Bettes, nur um gleich wieder den Rückweg zum Fußende, zu Ta'shara anzutreten. Gedankenverloren packte sich Brennan an die Stelle, an der sonst der Stern der Shirashai auf seiner Brust ruhte, doch der Griff ging ins Leere.


    "Eine falsche Schlange... wenn ich das erahnt hätte, hätte ich dich kaum so genannt, es tut mir.." Brennan entsann sich, dass Ta'shara wohl weder Ärger noch sonst irgendetwas über seine Worte empfunden hatte. Er griff sich in das kurze Haar. Gefühllosigkeit war schwieriger als er bisher auch nur vermutet hatte. Der Dunkelhaarige setzte sich wieder und einen Augenblick später schien es so, als habe er endlich die richtigen Worte gefunden. Als habe er endlich seine Fassung wieder. Ein fast schon diabolisch einzustufendes Lächeln lag auf seinen Lippen.


    "Ich mache mir keine Sorgen um dich, meine Schöne. Du wärest nicht die erste Frau, die sich nach einer Nacht mit mir verletzt fühlen würde. Die meisten glauben in einem Moment das zu sehen, was sie sehen wollen, doch wenn sie einen tieferen Blick hineinwerfen, bricht ihnen das Herz. Nein, Ta'shara. Ich habe schon immer ein enormes Maß an Egoismus in mir getragen." Brennans Stimme war fest, seine Augen sahen nur Ta'shara an. Nach den Momenten der Unruhe hatte er sich nun im Griff und jedes seiner Worte entsprach der Wahrheit.
    "Sorgen mache ich mir um mich. Das ich diesmal derjenige bin, der verletzt wird." Brennan kam nicht umhin zu lachen. Er ließ sich rücklinks auf sein Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Nacken.
    "Ich bin ein Mann und wie Männer glauben nun mal gerne daran, dass wir.. das wir die Größten sind. Wir glauben in der Leidenschaft einer Frau uns selbst erkennen zu müssen. Bestätigung.. Hingabe, Leidenschaft."


    Von unten sah Brennan zu Ta'shara hinauf. "Leider bin ich nicht blauäugig genug um glauben zu können, dass ich dir deine Gefühle zurück geben kann. Und das macht es schwer für mich zu wissen, was ich über dich denken soll. Denn selbst der größte Egoist muß ein klein wenig Geben um Nehmen zu können. Ich wünsche mir, dass eine Frau nach Luft schnappt, weil ich ihr den Atem raube. Nicht, weil sie es einstudiert hat."


    Brennan löste die rechte Hand aus der Verschränkung hinter seinem Nacken und nun berührte er Ta'shara tatsächlich wieder. Er strich ihr sanft über die Finger und glitt weiter hinauf zu ihrer Schulter.

  • "Dann bin ich nicht die richtige Frau für dich."
    Ungeachtet Brennans Hand an ihrer Schulter erhob Ta‘shara sich und sah ihn an. Kein Bedauern, keine Trauer lag in ihrem Blick. Nur eine unausgesprochene Frage. Etwas an seinen Worten, seinem Verhalten entsprach nicht dem, was seine Rede vermuten ließ. Er wirkte unruhig, verunsichert. Es tat ihm … leid? ER hatte Angst, verletzt zu werden…?
    Warum?


    "Wie kannst du fürchten verletzt zu werden, wenn allein dein Egoismus mich hierher geführt hat und du nichts weiter empfindest, außer dem Verlangen mit mir das Lager zu teilen?" Ta’shara drehte sich um und ging hinüber in den Wohnraum. Schon wenige Wimpernschläge später war sie wieder zurück. In ihren Händen hielt sie die beiden Weingläser.
    "Das ist nicht logisch." befindet die hübsche Valisar und reichte Brennan sein Glas.
    "Und warum willst du irgendetwas über mich denken, wenn sich unsere Wege bereits morgen wieder trennen? Oder wünschst du, mich ein weiteres Mal zu sehen?"
    Das Bett wippte ein wenig, als die junge Valisar ihren Platz von vorhin wieder einnahm. Mit dem Bett schwappte der Wein in ihren Gläsern.

  • Ein seltsames, flappsiges Lachen war von Brennan zu hören. Er zog die Hand zurück und hielt sich die Augen zu. Ja, es war kompliziert. Warum eigentlich? Warum fiel es ihm so schwer nur auf seinen Körper zu hören und Ta'shara dann für immer zu vergessen?
    Brennan fand sehr schnell die Antwort. Hoffnung.


    "Gefühle sind nicht immer logisch." Versuchte er Ta'shara zu erklären, als sie sich wieder setzte. Er richtete sich auf, so dass er wieder neben ihr saß und griff sich das Glas, dass sie ihm reichte. Ein kurzes Nippen und er sah Ta'shara wieder in die kalten Augen.


    "Logisch wäre es wohl, einfach an meinen Spaß zu denken, dich hier und jetzt zu verführen und danach keinen Gedanken mehr an deine Person zu verschwänden. Zumindest in deiner Welt. Aber.." Brennan hatte keine Ahnung, wie er es erklären sollte. Hilflos spielten seine Hände mit dem Weinglas.
    ".. Aber ich bin nicht so." Er beschloss das waren die besten Worte. "Wenn ich nehme, will ich auch geben. Ich will dir genauso Lust bereiten, wie du mir und ich will mich nicht festlegen, ob ich dich nochmal wieder sehen möchte oder nicht. Nicht.. so.. direkt."
    Der Wein.. es mußte zuviel Wein sein. Brennan hatte das Gefühl, er könne kaum klar denken.
    Er war nunmal ein Mann der Leidenschaft und die Vorstellung, dass eine Frau ihm diese nur vorspielen würde, war ihm irgendwie nicht ganz geheuer.


    Trotzdem fasste er mit der freien Hand Ta'shara nun am Nacken und zog ihren Kopf näher zu sich. Zärtlich küsste er sie. "Warum würdest du es tun? Deinen Körper einem Wildfremden hingeben..?" Brennan sah in die eisblauen Augen und versuchte nach Antworten zu suchen. Antworten, die er in ihren Augen nicht finden konnte.

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