Wein, Elb und Gesang

  • Die Szenerie wurde interessanter aber Arvanor hatte keinen Blick mehr dafür. Etwas in ihm regte sich, wurde wach.


    Nein, nicht jetzt, nicht hier.


    Unter aller Aufbietung seiner Willenskraft kämpfte er gegen etwas in seinem Inneren an. Etwas das heraus wollte.


    Nein Bruder, diesmal nicht. Heute kommst Du nicht frei, ich lasse es nicht zu!


    Das Drängen wurde schwächer, dann war es verschwunden. Arvanor atmete erleichtert aus.

  • Fast wäre Siriel erschrocken, als sie die tiefen Sorgenfalten sah, die sich in Heians Antlitz eingegraben hatte. Das war doch nicht möglich? Vor ihr stand schließlich kein Mensch sondern ein Halbelb. Und selbst wenn... sogar Menschen blieben vor einer solch raschen Veränderung verschont.


    Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen , dachte sie.


    Aus den Augenwinkeln verfolgte die Elbin das Geschehen um Kairis Tochter und ihr blieb fast das Herz stehen als sie das Schwert entdeckte.


    Kalay...


    Unweigerlich tauchten die Bilder von jenem Abend im Korallenriff vor ihr auf. Doch sie würde nicht eingreifen müssen, soviel stand fest. Der streitbare Zwerg hatte sich der Sache angenommen. Siriel konnte ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken, bevor sie dem neuangekommenen Gast neben ihr - einer hellhaarigen Elbin - kurz zunickte und sich wieder an Heian wandte.


    "Durst ist ein übler Geselle, Heian, und deiner scheint recht groß zu sein. Wie kommt das?"


    Siriels eigener Durst war nicht sehr groß, dennoch nahm sie wieder einen Schluck, um den Halbelben zum reden zu bewegen. Sie wollte wissen was mit ihm geschehen war, und das kurze Funkeln in seinen Augen hatte ihr gezeigt, dass noch nicht alles in ihm von dieser seltsamen Gleichgültigkeit durchdrungen war.

  • Arvanor bekam einen weiteren Wein gebracht von einem der Schankmädchen. Er gab ihr ein großzügiges Trinkgeld, wußte er doch, das die Kleine, sie hieß Miuné, für ihre drei Geschwister sorgen mußte, da ihre Eltern bei einem Angriff der Yassalar umgekommen waren. Sie lächelte schüchtern als er ihr zuzwinkerte und dann seine Wein genoss. Er beschloss bei der nächsten Ratssitzung anwesend zu sein und das Thema der Armut wieder einmal anzusprechen und Forderungen zu stellen, auch wenn er sich damit wieder einige Leute zum Feind machen würde. Man wurde schließlich eher an der Anzahl der Feinde gemessen als an Freunden.

  • Der Ausdruck im Gesicht des Fremden hatte sich in den letzten Augenblicken schlagartig geändert. Mit einem Zwerg wollte er sich sichtlich nicht anlegen, noch dazu mit einem so scheinbar streitlustigen Exemplar dieser Spezies.
    "Aber, aber... ich meinte meine Worte doch gar nicht so ernst. Lassen wir es einfach dabei. Ich empfehle mich dann..." sprach er und machte sich so schnell wie möglich davon.


    Tassia blickte ihm noch hinterher und schüttelte den Kopf. Erst jetzt verstand sie, warum ihr immer gesagt worden war, dass Orte wie diese nichts für junge Mädchen wie sie waren. Und dennoch war der jungen Frau diese Warnung egal.


    "Habt vielen Dank, mein Herr." bedankte sich Tassia höflich. Erst jetzt sieht sie ihren Helfer genau an und bemerkte dass er wirklich ein Zwerg ist. Sie verbeugte sich vor ihm um nochmals ihre Dankbarkeit auszudrücken - auch wenn sie der Meinung war, dass sie mit dem Fremden sehr gut alleine zurecht gekommen wäre.

    Selbst zwischen tausend Sonnen
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    :tassi:

  • "Gern." antwortete Tordek. "Ich binmir sicher, dass ihr gut auf euch aufpassen könnt und sicher auch mit diesem... interessanten Schwert umgehen könnt, doch lasst es euch gesagt sein, dass ihr besser auf euch aufpassen solltet. Freilich hätet ihr diesen Kerl mit Leichtigkeit auseinander nehem n können, doch wie sieht es mit eventuelen Schlägertruppen aus? Solche Leute sind nicht zum Spaßen da und es gibt leider viel zu vielen von ihnen.
    Aber ichwill euch keine Moralpredigt halten. Was macht eine junge Frau wie ihr um diese Zeit an solch einem Ort?"

  • Es schien sich alles beruhigt zu haben. Keine Kneipenschlägerei in der Katze. Vielleicht ein glücklicher Zufall, wie Arvanor dachte. Die Schlägereien gingen manchmal äußerst heftig zu in diesem Etablissement. Er selber hatte auch die ein oder andere Schramme hier abbekommen. Selbst ein erfahrener Kämpfer wie er bekam hier sein Fett weg. Wenn auch niemand wagte ihn zu provozieren, jedenfalls niemand vom Stammpublikum. Zu gut kannte man seine Fähigkeiten wie eine Raubkatze schnell und unbarmherzig den Gegner auszuschalten. Kämpfen war kein Spiel sondern tödlicher Ernst und zum Spaß kämpfte Arvanor niemals. Aber er wollte keinen Kampf.


    Wo bleibt nur dieser verdammte Fin? Er ist doch sonst immer da.


    Er beschloss noh eine Weile zu warten.

  • Als der Zwerg erwähnte, dass Tassia ein interessantes Schwert führe, musste die junge Frau kurz lächeln. Sie hatte es ihrer Mutter heimlich abgenommen, weil es ihr sehr gefallen hatte und weil etwas in ihrem Herzen dieses Schwert in Händen halten wollte.


    "Habt vielen Dank für Euere kleine Moralpredigt, aber ich denke, mit der richtigen Taktik und ein wenig Geschick und göttlichen Beistand schafft es eine Raubkatze immer, sich selbst mehreren Gegnern in den Weg zu stellen." erwiederte Tassia Tordek und zeigte auf den freien Tisch.
    "Setzt Euch doch zu mir, wenn ihr der Meinung seit, dass ich hier gefählich lebe." scherzte sie.
    Die Frage, noch dem Grund ihrer Anwesenheit hatte sie bis zum Schluss rausgeschoben, da es keinen etwas anging, dass sie auf der Suche nach ihrer Mutter war.


    "Ich bin aus dem selben Grund hier, wie die meisten der anderen Besucher wahrscheinlich auch - um einen Becher Wein zu trinken." schwindelte das Mädchen schließlich.

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  • Arvanor wollte gerade aufstehen und die Katze verlassen, als Fin eintrat. Der hagere Halbelb war mit seiner Größe von etwa zwei Metern wahrhaftig nicht zu übersehen. In seiner rechten Hand trug er sein Markenzeichen, einen eichernen Wanderstab, mit dem er vortrefflich umzugehen wußte, wie schon so mancher Bewohner der Schatten feststellen durfte. Fin war einer seiner besten Informanten, er schien überall Kontakte zu haben und nutzte sie auch. Arvanor winkte ihm zu. Fin grinste und kam auf den Tisch zu.


    "Setz Dich, Fin. Schön Dich zu sehen. Komm, trink einen Becher mit mir."


    Fin winkte lässig und setzte sich neben den Adligen. Nach wenigen Augenblicken ging eine angeregte Diskussion los und Arvanor erfuhr einige äußerst nützliche Dinge.

  • "Nun... aber er ist ein treuer Gefährte. Das müssihr... müsst ihr zugeben." Heian hatte sichtlich Probleme damit, klare Sätze zu gestaltet. In der Tat nahm der Alkohol einen nicht unerheblichen Einfluss auf ihn. Außerdem verging ihm auch langsam die Lust auf den harten Brand.
    "Treue... das ist so eine Sache, meine Liebe. Genau wie alle diesen anderen edlen Tugenden. Wisst ihr, es gibt einen Punkt, an dem glaubt man nicht mehr daran."
    'Der Streit hatte sich dank des Zwerges geklärt... wenigstens sein Instinkt täuschte Heian also nicht.

  • Arvanor redete und palaverte eine geschlagene Stunde mit Fin und er hatte wertvolle Informationen erhalten, welche er für seine Pläne einzusetzen gedachte. Einige Leute würden sich bald wundern. Er benötigte nur noch eine gewisse Ablenkung. Er wußte auch schon wie, nur die Ausführung war ihm noch nicht möglich. Dazu benötigte er das Auftreten einer bestimmten Person und die war momentan nicht greifbar für ihn. Fin verabschiedete sich und verliess die Katze so gelassen, wie er reingekommen war. Arvanor lächelte äußerst zufrieden. Ja Alles würde gut werden.

  • Arlìn trat in ihren schwarzen Mantel gehüllt ein. Wahrscheinlich hatte sie niemand bemerkt. Sie ging zum Tresen und fragte eine Angestellte, ob ihr Chef oder ihre Chefin zu sprechen wäre. Diese sagte sie müsse sich einen Augenblick gedulden. Währenddessen sah sich Arlín in der Kneipe um.

  • Der Becher Wein neigte sich dem Ende zu und auch die Gesellschaft wurde nicht gerade besser. Auf zu viele von Alkohol eingenebelte Personen konnte Tassia gut verzichten. Langsam schob sie den leeren Becher in die Mitte des Tisches und schaute ihn noch eine Weile an, ehe sie den Entschluss fasste, doch lieber den Heimweg anzutreten. Vielleicht wäre das besser für diesen Abend.


    Langsam aber mit einer so geschmeidigen Bewegung, die einer Wildkatze gleich kam, stand die junge Frau auf. Auf einen Blick durch die Gaststube verzichtete sie nun absichtlich, sie war schon geknickt genug, auch hier erfolglos gewesen zu sein.
    An einigen Tischen vorrübergehend begab sie sich zur Ausgangstür.

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  • Als Tassia an seinem Tisch vorbeiging um sich dem Ausgang zu nähern, sprach Arvanor sie einfach an. "Entschuldigt junge Dame, aber Ihr habt eine äußerst große Ähnlichkeit mit einer alten Freundin von mir!" Er machte eine einladende Geste auf den Stuhl ihm gegenüber. "Und das Schwert meine ich auch oft genug gesehen zu haben. Kalay hab ich selber einmal in meinen Händen gehalten und es war keine gute Erinnerung um ehrlich zu sein. Also was ist, setzt Euch, wenn Ihr wollt. Ich bin neugierig. Schließlich muss ich, Arvanor Shet A´kil meinen Ruf als Wissensdurstiger immer wieder festigen." Er lächelte sympathisch.

  • Nachdem der Kerl abgehauen war, konnte Tordek wieder beruhigt auf seinen Platz zurückgehen. Die junge Dame, die belästigt wurde war im Gespräch mit einem Herrn, der etwas zu gut gekleidet schien, im Gespräch versunken und der Trunkenbold neben ihm ebnefalls mit einer hübschen Elbin. Der alte Zwerg leerte seinen Krug und schaute sich um. Nichts interessantes zu sehen, nichts interessantes zu hören. Also stand er auf. Er musste etwas frische Luft schnappen.
    Tordek ging aus der Taverne und setzte sich auf eine hölzerne Bank gleich neben der Tür.
    Die Nacht war still und klar und die frische Luft mit dem Geruch des Meeres tat ihm gut. Besonders nach der dicken Luft drinnen. Er schloss die Augen, lehnte sich zurück und atmete tief ein. Er genoss die Stille.

  • Tassia hatte eigentlich nicht damit gerechnet, hier nochmals angesprochen zu werden, schon gar nicht von dem vornehm wirkenden Mann. Sie schenkte ihm einen kurzen verwunderten Blick, ehe sie seinen Worten lauschte. Wortlos nahm sie auf dem Stuhl platz und dachte über seine Worte nach.


    "Viele Fragen, die Ihr mir da stellt, Arvanor Shet A´kil." lächelte Tassia kühl. Ihr Herz aber hüpfte wie wild in ihrer Brust umher, endlich hatte sie zumindest jemanden gefunden, der Kairi gekannt hatte.
    "Mein Name ist Tassia Raven, Tochter von Schwertmeisterin Kairi. Ihr sagt, ihr kanntet jemanden, der mich ähnlich sah und dessen Schwert ihr in den Händen halten durftet. Das kann eigentlich nur meine Frau Mutter sein. Es ist ihr Schwert - Kalay nennt Ihr es - das ich bei mir trage." erklärte sie schnell und einfach.

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  • "Ich hatte also teilweise Recht mit meinen Vermutungen. Aber Tochter? Kairi war nicht alt genug um eine Tochter in Eurem Alter zu haben. Ich dachte eher an eine Schwester, als ich Euch sah. Sehr seltsam das Ganze. Ich habe sie längere Zeit nicht mehr gesehen. Früher hatten wir das ein oder andere Mal zusammen Schwertübungen gemacht und dann von einem Tag auf den anderen war sie spurlos verschwunden. Ich habe einige meiner Informanten konsultiert aber niemand hatte sie gesehen. Es ist so, als ob der Boden unserer Welt sie verschluckt habe."

  • Damit sprach Arvanor ein Thema an, das Tassia nicht ganz behagte. Über die Vergangenheit hatte sie sich schon oft ihren Kopf zerbrochen, vorallem da schon viele Leute Andeutungen gemacht hatten, dass die Möglichkeit, dass sie Kairis Tochter wäre, sehr unwahrscheinlich wäre.


    "Informanten?" fragte Tassia interessiert nach. Dieser Mann hatte ihre Mutter gekannt und diese Tatsache machte das Mädchen sehr neugierig.
    "Sie... Wir lebten in unserem Haus im Seeviertel. Mutter ging nie weg... und Nachts, wenn es sich nicht vermeiden ließe. Und neulich..." sie sah Arvanor an und fragte sich kurz, ob es wirklich gut sei, ihm alles zu erzählen.
    "... neulich ist sie verschwunden. Ich habe keine Ahnung wohin. Sie meinte irgendwas von einer Diebin und einer Verbindung, aber ich verstand ihre Worte nicht." fuhr sie schließlich fort.

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  • "Eine Diebin? Wißt ihr den Namen dieser Frau? Ich habe sehr weitreichende Kontakte, auch in den Schatten der Stadt. Es wäre kein Problem für mich, etwas zu arrangieren für Euch." Er lächelte freundlich während hinter seiner Stirn die Gedanken kreisten. "Ja schade dass Fin schon weg ist, er kennt sich hervorragend aus hier in der Gegend."

  • Tassia machte ein nachdenkliches Gesicht. Ja, ihre Mutter hatte einen Namen genannt, aber wie hieß er noch gleich.
    "D... Draka oder soetwas glaube ich sagte sie. Ich bin mir aber nicht sicher." grübelt das Mädchen nach und sieht Arvanor dabei an.
    "Aber warum interessiert Euch das? Kanntet Ihr Kairi gut?" hackte sie nun ihrerseits nach.


    Nebenbei bestellte Tassia sich noch einen kleinen Becher Wein, auch wenn sie merkte, dass der erste Becher Wein eigentlich genug gewesen wäre.

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  • "Draka? Nunja ich glaube, diese Dame habe ich einmal kurz kennengelernt. Ich werde Fin mal darauf ansetzen. Vielleicht weiss er mehr darüber." Er trank einen Schluck vom Wein. "Ob ich Kairi kannte? Ja natürlich. Sie war eine recht gute Freundin von mir. Wir haben so manche Trainingsstunde zusammen abgehalten und auch manchen Becher Wein getrunken. Sie hatte eine kleine Schwertkampfschule, wo ich auch das ein oder andere Mal zu Besuch war. Das sie so plötzlich weg war, fand ich sehr merkwüridg. Aber sie war zuletzt auch etwas wortkarg."

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