Musik erklingt in der Stadt

  • Es ist ein heller und klarer Vormittag in der Stadt und eine Gestalt schlendert durch die Straßen. Vermutlich erkennt man sie schon von weitem, wie die Kleidung im Licht leuchtet wie ein Blatt in der Sonne. Die waldgrüne Kleidung hebt sich von der allgemeinen Farbe der Stadt durchaus ab.
    Kommt man der Gestalt näher, so erkennt man mit Leichtigkeit die Ziegenbeine des Satyrn und auch die spitzen Hörner können kaum vom grünen Hut verdeckt werden.
    In der Hand hält er eine alte Holzflöte, die er grazil zwischen den Fingern bewegt, als hätte sie kein Gewicht. In einem beinahe tänzelnden Gang wandert er durch die Straßen und wann immer er der holden Weiblichkeit begegnet lässt er ihr einen tiefen Blick aus seinen dunklen Augen zukommen und führt eine kleine, grazile Verbeugung in ihre Richtung aus.
    So schlendert er durch die Straßen, bis er vor dem Gasthaus "Zum Korallenriff" ankommt.
    "Hier ist es gut" murmelt er in seinen Ziegenbart und schlägt zweimal leicht mit dem Ring an seiner linken Hand an die Holzflöte und schließt für einen Augenblick die Augen.
    Als er sie öffnet blickt er sich kurz um und setzt anschließend die Flöte an die Lippen. Eine sanfte Melodie erklingt, sanft wie das Rauschen der Blätter im Wind und klar wie die Luft des Waldes.
    Die Melodie dauert nur ein paar Augenblicke, doch scheint sie wie eine angenehme Ewigkeit, bis er schließlich die Flöte vom Mund löst und tief die Stadtluft in sich einsaugt.
    Mit seiner klaren Stimme spricht er zur Stadt selbst, so scheint es. "Es ist mir eine Freude hier zu sein. Mein Name ist Nostrar, und ich werde ab heute hier mein Unwesen treiben." sagt er, mehr zu sich selbst oder der Gesamtheit der Welt, denn zu irgendwem vereinzelt.
    Mit einer flinken Bewegung schiebt er sein Instrument sicher in die Schlaufe seines Gürtels zurück und wendet sich der Gesamtheit der Stadt zu.


    Nach diesem kleinen Auftritt setzt er sich wieder in Bewegung, und zwar ins Gasthaus selbst, wo er sich auf den nächstbesten Platz begiebt, der einen gemütlichen Eindruck macht. Er summt eine kleine Melodie vor sich hin und beobachtet das Treiben der Schenke.

  • Zalida scheute sich ein wenig, das Korallenriff zu betreten. Seitdem Kendrim plötzlich verschwunden war, sah sie noch mehr "Geister".
    Eine zeitlang glaubte sie tatsächlich, ihr junger Lehrling wäre entführt worden um sie zu erpressen oder Rache an ihr zu üben. Aber sie hörte nichts und selbst wenn, hätte sie wohl kaum darauf reagiert. Sicher, für den Jungen hätte es ihr leid getan, aber nun gut - er war nur ein Mann. Und dann nichtmal einer, den sie gut kannte.


    Auf jeden Fall hatte ihre Paranoia nicht unbedingt nachgelassen und da der letzte Abend im "Korallenriff" auch nicht ganz nach ihren Vorstellungen verlaufen war, war sie dem Wirtshaus einige Zeit fern geblieben. Doch es nützte nichts. Ganz allein zuhause fühlte sie sich auch nicht unbedingt wohler.


    So betrat sie das Korallenriff in einem bodenlangen, dunkelgrünen Kleid, welches gewagt von einem Geflecht aus schweren goldenen Ketten am Rücken und in der Taille geziert wurde.


    Sofort fiel der Blick der Schwarzhaarigen auf einen Satyrn, der nicht unweit der Tür saß. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, kam ihr doch gleich Artemius in den Sinn. Vor wenigen Tagen hatte er ihr eine Rose auf der Türschwelle hinterlassen und die Ashaironi war mehr als erstaunt gewesen, dass Artemius sich tatsächlich an sie erinnerte und sogar ihr Heim ausfindig gemacht hatte.


    Zalida musterte den Satyrn. Eigentlich erstaunlich, dass der Ziegenfüßige nicht in Begleitung einer Frau da war. Allerdings würde sich das im Laufe des Abends sicherlich ändern. Denn das Schankmädchen, das gerade an Nostrars Tisch kam um seine Bestellung aufzunehmen, wirkte jetzt schon ein wenig nervös.


    Zalida wählte den Tisch gleich neben dem Satyrn. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Nervösität der Schankmaid und der Charme eines Satyrn noch eine amüsante Abendunterhaltung werden konnten.

  • Der Satyr musterte die Schankmaid, als sich diese näherte und schenkte ihr ein charmantes Lächeln, als sie ihn nach seiner Bestellung fragte.
    "Meine Bestellung?" antwortete er langsam, und schien zu überlegen. "Ich denke, ich gönne mir ein einfaches Glas Wein, man will ja nicht zu viel verlangen, und zudem ist es ja noch früh." Er betrachtete noch einmal die Schankmaid, ehe er fortsetzte: "Ich weiß ja nicht, inwieweit eine weitere Bestellung genehm ist, doch wenn ihr nichts dagegen hättet, so wäre ich durchaus daran interessiert, eure Begleitung zu bestellen? Eine schöne Frau wie ihr hört dergleichen vermutlich laufend und ihr seid wohl ständig damit beschäftigt aufdringlichen Verehrern abzusagen, da werdet ihr vermutlich besseres zu tun haben als einem einfachen Musiker wie mir Gesellschaft zu leisten. Von daher will ich euch natürlich keine Unannehmlichkeiten bereiten und gebe mich mit einem einfachen Glas Wein zufrieden."
    Er setzte noch einmal ein charmantes Lächeln auf die Lippen bevor er die Maid fortschickte um seine Bestellung zu holen.


    Er seufzte kurz. "Das ist also die Stadt", sagte er zu sich selbst - eine kleine Eigenart, die er sich angewöhnt hatte, solange kein passender Gesprächspartner vorhanden war. "Groß und voller Leute. Mal sehen, was ich hier noch erleben werde. Es bleibt ja genug Zeit, alles kennenzulernen"

  • Das Mädchen kam mit Nostrars Wein zurück und lächelte dem Satyrn an.
    "Bitte sehr. Solltet ihr noch was wünschen, bin ich gleich dort.. da.. " Das hübsche junge Mädchen drehte sich um und fiel dabei fast über ihre eigenen Füße. Im letzten Moment fing sie sich jedoch und errötete dann leicht.
    "Entschuldigt.. ich.. ich bin neu hier und.."


    Sie sprach nicht weiter, denn Fenir der Wirt rief nach ihr. Er hatte ein kleines Bierfässchen im Arm und trug es durch den Raum. Dabei sprach er so laut mit dem Mädchen, dass es ein jeder hören konnte, der seine Ohren offen hielt und nicht im Gespräch vertieft war.


    "Am Besten stellen wir das Fässchen hier in die Mitte. Komm, helf mir. Dort kann ein jeder die Sänger und Spielleute sehen.. " Fenir setzte das Fass ab und rieb sich die Hände.
    "Ha.. wie das klingt! Der erste musikalische Wettbewerb im Korallenriff! Wir werden heute abend Publikum haben ohne Ende!"


    Er lachte und gab dem Schankmädchen einige kleinere Aufgaben, die sie erledigen sollte, wenn gerade keiner der Gäste nach ihr rief.

  • Zalida kam nicht umhin, hinter vorgehaltener Hand zu Lächeln, als sich das Mädchen derart ungeschickt in der Nähe des Satyrn benahm.


    Jedoch erregte das nachfolgende Gespräch von Fenir und dem Mädchen noch viel mehr ihr Interesse. Ein musikalischer Wettbewerb? Heute? Hier? Zalida schallte sich selbst, dass sie so wenig ausging. Sie hatte es nicht einmal mitbekommen - hätte sie das gewußt, hätte sie sie sich etwas anderes angezogen. Denn obwohl die einzige Kunst die die Ashaironi beherrschte das Mischen von Giften war, hieß das nicht, dass sie nicht an kulturellen Ereignissen interessiert war.


    Im Gegenteil. Und seit der Zaubersängerprüfung hatte die Dunkelhaarige weder ein Theaterstück besucht, noch sonst dieser Lust gefröhnt.


    Sie lächelte erneut und bestellte ein leichtes Mahl. Es würde wohl noch ein wenig dauern, bis der Wettbewerb losging, doch wenn, dann hatte sie hier eine der besten Aussichten.. perfekt.

  • Obwohl das Korallenriff nicht unbedingt zu den Etabblissements gehörte, die sie für gewöhnlich betrat, so konnte Elaiya dem ausgeschriebenen Musikerwettbewerb dort kaum widerstehen. Selbst wenn sie die Herausforderung nicht gereuzt hätte, hätte sie teilgenommen, immerhin war dies eine Gelegenheit, sich einen Namen zu machen, und dies war für Barden ungeheuer wichtig. Also erschiensie an diesem Abend im Korallenriff, in ihrem besten Kleid aus schimmernder Seide in goldenen udn herbstbraunen Tönen. Es war schulterfrei und recht tief ausgeschnitten und schmiegte sich eng um ihre schlanke Gestalt - wahrscheinlich war es eine Winzigkeit zu gewagt, um den Regeln des Anstandes zu gehorchen, aber der halbe Auftritt war nunmal die Erscheinung. Dementsprechend hatte sie auch ihrem Haar viel Aufmerksamkeit geschenkt, und nun zogen sich zahlreiche geflochtene Zöpchen und Perlenschnüre durch ihre lange, dichte, goldblonde Haarpracht.


    Im Eingang zum Korallenriff blieb sie einen nen Moment stehen, da sie nicht ganz sicher war, an wen sie sich zu wenden hatte und wo die Musiker hinsollten. Shir'Eley, die kleine Sandkatze, drücktete sich eng gegen ihre Beine und schnupperte unsicher die mannigfaltigen Gerüche der Schänke.

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Sanft landete Ji’Sai vor dem Fachwerkhaus. Ihr langes, weißes Gewand umspielte ihren zarten Körper, das lange Haar bewegte sich leicht im Rhythmus des Windes. Naylia flatterte aufgeregt zum Eingang, nur um sofort wieder zu der Sylphe zurückzukehren und sich wild um die eigene Achse zu drehen. „Ein Musikwettbewerb, Ji, ein Wettbewerb.“ Die Fee klatschte aufgeregt in die kleinen Hände. Ji’Sai hatte Mühe ein Lächeln zu unterdrücken. Anscheinend versuchte die Fee zu tanzen, doch trotz ihrer zierlich eleganten Erscheinung wirkte das, was sie gerade tat, höchst unkontrolliert und amüsant. Für das Lächeln erhielt Ji’Sai einen bösen Blick von der Windfee, deren Haare nun einen anscheinend dunklen Ton angenommen hatten. „Warum lachst du? Meinst du nicht, dass ich daran teilnehmen könnte?“ Naylia fuhr sofort mit ihrem Tanz fort und bewegte sich erneut auf den Eingang zu. Ji’Sai folgte ihr und faltete dabei ihre Flügel zusammen. Bestimmt war es eng in der Gaststätte, doch damit hatte die Sylphe keinerlei Probleme. Es konnte nicht schaden, sich etwas Musik anzuhören. So wenig sie selbst singen konnte, so gerne hörte sie anderen dabei zu.


    So betraten die beiden Windgeschöpfe das Korallenriff. Wahrscheinlich bemerkte niemand die flüchtigen, durchscheinenden Gestalten. Nur Personen die direkt bei der Tür standen, spürten womöglich einen leichten Windhauch. Ji’Sai blickte sich einen Augenblick um. Viel war zwar noch nicht los, doch die besten Plätze waren leider schon besetzt. Während die Sylphe sich noch umsah, steuerte Naylia auf eine schwarzhaarige Frau zu, die noch alleine an einem Tisch mit gutem Blick saß. Kurz bevor sie den Tisch erreichte, drehte sich die Windfee noch einmal stürmisch um und winkte Ji’Sai wild zu. Einmal mehr wurde der Sylphe bewusst wie sehr sie ihr Leben nach der Fee ausrichtete. Aber eigentlich war sie ja froh, dass Naylia ihre Begleiterin war.


    Schließlich ging auch Ji’Sai zu dem Tisch, wo Naylia auf sie wartete und sie erwartungsvoll ansah. Ji’Sai betrachtete die Frau kurz. Sie war sehr hübsch, eine dunkle Schönheit, und trug ein wunderschön grünes Kleid. Ji’Sai ging auf sie zu. „Entschuldigung. Leider sind alle guten Tische schon besetzt.“ Ihre zarte Hand beschrieb einen weiten Bogen. „Könnten wir uns wohl mit an diesen Tisch setzen?“ Ji’Sai nickte in Naylias Richtung und bemerkte erschrocken wie diese sich bereits auf dem Tisch niederließ und sich neugierig umsah. Sie lächelte die Fremde entschuldigend an und wartete auf ihre Antwort.

  • "Sängerin?" Klang die Stimme des Wirtes hinter Elaiya.
    Das Wirtshaus war mittlerweile gut gefüllt und Elaiya war gewiss nicht die einzige Dame, die in einer prächtigen Robe gekleidet das Gasthaus betrat. Dennoch war in Fenirs Stimme wenig Zweifel zu hören und als sich Elaiya zu ihm umdrehte, grinste er sie breit an.


    "Dort drüben sitzen eure Kontrahenten bei Wein und Wasser. Wenn ihr bei ihnen Platz nehmen wollt? Und gebt ihr mir bitte euren Namen? Es kann sich nur noch um Minuten handeln."


    Fenir wirkte freundlich, aufgeregt und.. überfordert. Der Wirt war solche Ereignisse einfach nicht gewohnt. Mit viel Kundschaft konnte er umgehen, aber dazwischen auch noch Musiker anzukündigen, war etwas anderes. Eifrig tupfte er sich den Schweiß von der Stirn.


    An dem Tisch, an den er Elaiya verwiesen hatte, saßen bisher drei Sänger. Eine wunderschöne brünette Edelelfe, die mehr in ihren Spiegel sah, als sich um ihre Mitbewerber kümmerte, ein junger Ha'Danar, der eine silberne Handharfe trug und ein dicker Menschenmann, der gerade dabei war, ein riesiges Stück Braten zu vertilgen.

  • Zalida sah auf, als sie von der jungen Frau angesprochen wurde. Der Ashaironi machte es nicht viel aus, alleine zu sein, doch solche Abende waren immer amüsanter, wenn man sie in Gesellschaft verbrachte.
    Kurz, aber gründlich musterte die Giftmischerin Ji'Sai und nickte ihr dann freundlich zu. Kein Cath'Shyrr, kein ungehobelter Mann - nichts was gegen die junge Frau hätte sprechen können. Im Gegenteil, Zalida mußte sich selbst eingestehen, dass sie dem Äußeren Ji'Sais, das eine unwahrscheinliche Leichtigkeit ausstrahlte, durchaus Bewunderung entgegenbrachte.


    "Gerne dürft ihr euch setzen." Entgegnete sie dementsprechend Ji'Sai und zog ihr Getränk ein wenig näher an sich heran.
    "Mich nennt man Zalida." Begann die Ashaironi höflich ein Gespräch und verfolgte mit ihren Blicken die kleine Fee an Ji'Sais Seite.

  • Glücklich lächelte Ji'Sai. Sie freute sich, dass sie und Naylia einen so guten Platz bekommen hatten und Zalida machte auch einen netten Eindruck. Naja, die Sylphe hatte eigentlich keine gute "Menschen"kenntnis, denn sie begegnete wenigen. Aber so gut wie nichts konnte in diesem Augenblick ihre gute Laune trüben. Einen Musikwettbewerb hatte Ji'Sai schließlich noch nie erlebt. Freudig gespannt war sie auf die Sängerinnen und Sänger. Vielleicht nahm Zalida ja auch teil?


    Ji'Sai nahm neben ihr platz und drapierte dabei ihr langes Kleid sodass es nicht zu weit auslud. Dann antwortete sie: "Das ist wirklich sehr nett, Zalida. Ich bin Ji'Sai. Aber Ji reicht auch." Dann deutete sie auf die Windfee, die außergewöhnlich still auf dem Tisch saß. "Und das hier ist Naylia." Als die Fee ihren Name hörte, flog sie auf Augenhöhe Zalidas und rief fröhlich: "Hallo!" Und als ob sie den gleichen Gedanken wie Ji'Sai hatte, fragte sie: "Singst du auch?"

  • Zalida musterte die Windfee mit einem Blick, der nicht zu deuten war. Ein knappes "Angenehm." Erwiderte sie auf Naylias Vorstellung. Feen waren ihr.. seltsam. Zalida selbst besaß keinerlei magische Fähigkeiten und alles was in diese Richtung ging, weckte ihr Misstrauen.


    Doch die Ashaironi wollte sich das nicht anmerken lassen. Und so huschte ein seichtes Lächeln über ihre Lippen.
    "Nein, ich singe nicht. Ich könnte es gerne, aber die Götter haben ihre Gaben nun mal unterschiedlich gut verteilt."


    Die Ashaironi lehnte sich zurück und winkte dem Schankmädchen zu, damit es sobald wie möglich an den Tisch kommen konnte, um die Neuankömmlinge zu bedienen.
    "Ich nehme an, ihr singt auch nicht, oder?" Aufmerksam beobachtete Zalida Ji - sie hatte noch nie eine Sylphae gesehen, oder konnte sich zumindest nicht daran erinnern.

  • Deutlich konnte man Naylia die Enttäuschung ansehen. Ihre Haare schimmerten ein wenig rötlich - oder spiegelte sich nur die Farbe des Tisches in ihnen wider? - , während sie sich wieder auf den Tisch setzte und sich erneut umsah. Wahrscheinlich in der Hoffung die Sänger zu entdecken.


    Ji'Sai achtete nicht weiter auf die Fee. Einen Moment sendete sie jedoch ein kurzes Gebet an den Wind, dass dieser heute abend ruhig bleiben würde. Dann sah sie Zalida freundlich an. "Tanzen könnte ich, aber singen..." Ji'Sai schüttelte den Kopf und ihr Haar bewegte sich sachte, als ob eine leichte Brise es erfasst hatte. "Allerdings stört mich das auch nicht. Wundervollen Sängern zuzuhören ist doch genau so schön, oder?" Die Sylphe musste wieder lächeln, als sie an den Gesang dachte, der sie erwartete.


    Doch schon kurz darauf wurde sie nachdenklich. Zalida hatte dem Schankmädchen gewinkt. Das bedeutete Ji'Sai würde bald etwas bestellen müssen. Doch was? Normalerweise trank sie nur Wasser. Alkohol vertrug sie keinen - das hatte sie vor einiger Zeit bereits ausprobiert und der Abend hatte gar nicht lustig geendet. Ji'Sai schüttelte erneut den Kopf als wolle sie damit die Gedanken an Vergangenes verscheuchen. Während die Sylphe noch überlegte fiel ihr Blick auf Zalidas Getränk. Sofort kehrte das Lächeln auf ihre Lippen zurück. "Ich weiß leider überhaupt nicht, was ich bestellen soll. Was trinkt Ihr denn?"

  • Elaiya zuckte zusammen, als jemand hinter ihr sie unvermittelt ansprach. Sie wandte sich herum und zauberte rasch ein Lächeln auf ihr Gesicht. "Ja, ich gehöre zu den Sängern, die heute hier ihr Talent unter Beweis stellen wollen.", antwortete sie mit weicher Stimme. "Vielen Dank - dann will ich mich zu meiner 'Konkurrenz' gesellen. Men Name ist Elaiya Shiya'Sandra." Sie überlegte kurz, ob sie den Namen ihres bekannteren Vaters anfügen sollte, ließ es jedoch dann. Sie wollte wenn wegen ihrer eigenen Leistung Anerkennung finden. Noch einmal lächelte sie dem überfordert wirkenden Wirt zu und glitt dann in die Schankstube hinein. Sie nickte Zalida freundlich grüßend zu, als sie sie wiedererkannte und setzte sich dann zu ihren Mitbewerbern.


    "Guten Abend!", grüße sie höflich. "Ich bin Ealiya Shiya'Sandra - es ist mir eine Ehre, heute abend hier gegen Euch antreten zu dürfen." Sie lächelte, nahm sich ein Glas Wasser - Alkohol würde nur der Stimme schaden - und musterte dann unauffällig die Anderen. Die Edelelfe schien ein wengi zu sehr von sich eingenommen zu sein, ob ihr Spiel unud gesang hielt, was ihr Aussehen versprach, würde sich zeigen. Der junge Ha'Danar hatte ein wunderschönes Instrument, wenn auch aus ungewöhnlichem Material. Sie war gespannt, wie es klingen würde. Der Menschenmann allerdings verwunderte sie ein wenig. Er tat seiner Stimme keinen Gefallen, indem er sich so kurz vor dem Auftritt noch den Magen vollschlug. Es würde auf das Zwerchfell drücken und die Atmung behindern. Es gab fast nichts Schlimmeres, als beim Singen nicht frei atmen zu können, sondern wie ein Fisch aufg dem Trockenen alle paar Takte nach Luft zu schnappen. Außerdem raubte es der Stimme Fülle und Klang. Elaiya schüttelte unmerklich den Kopf. Nun, er musste es selbst wissen.

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Zalida schüttelte das dunkle Haar. "Nichtmal das Tanzen ist mir vergönnt. In dieser Kälte fühlen sich meine Glieder dafür einfach zu steiff an."
    Seufzte die Ashaironi leise.


    Dann fiel ihr Blick auf den Kelch, den sie vor sich stehen hatte und der eine goldschimmernde Flüssigkeit inne hielt.
    "Oh, süßer Traubenmet." Die Ashaironi ließ den Kelch in ihrer Hand kreisen und die goldene Flüssigkeit schien das Licht des Gasthauses bei der Bewegung in sich zu brechen.
    "Durchaus zu empfehlen, wenn ihr es sehr lieblich mögt und am nächsten Morgen keine Kopfschmerzen wollt. Es schien mir genau das richtige für einen leichten Abend mit Musik."


    Zalidas Lächeln entblößte die spitzen Giftzähne und hatte fast schon etwas bedrohliches, so freundlich wie es auch gemeint war. Als das Schankmädchen gerade an ihrer Tisch trag, bemerkte die Ashaironi Elaiya, die ihr grüßend zuwinkte. Zalida erwiderte den Gruß und wandte sich dann an Ji.


    "Ah, schaut her. Die Dame dort kenne ich. Ich traf sie bei der Prüfung der Zaubersänger und meine, dass ihre Berufung der Gesang war. Mit Sicherheit wird sie heute Abend hier auftreten. Wie war noch ihr Name.. Eli... Elaiya glaube ich." Nickte Zalida und in ihre Gedanken schlich sich ein ganz anderes Bild - Artemius. Die Ashaironi schüttelte den Kopf. Jetzt dachte sie heute schon zum zweiten Mal an den Satyrn. Wie seltsam.

  • Natürlich entgingen Ji'Sai die spitzen Zähne Zalidas nicht. Einen Augenblick lang betrachtete die Sylphe sie fasziniert und ihre mehrfarbigen Augen glitzerten. Im Moment wusste sie Zalida keinem Volk zuzuordnen - vielleicht kannte sie dieses auch noch nicht? Jedenfalls freute Ji'Sai sich nun noch mehr hierher gekommen zu sein. Angst spürte die Sylphe nicht - solange Zalida nichts tat, um sie anzugreifen, würde sie das auch später nicht.


    Süßer Traubenmet? Ji'Sai kannte natürlich Trauben, doch mit Met wusste sie nichts anzufangen. Bevor sie jedoch Zalida fragen konnte, kam das Schankmädchen und so bestellte sie das, für sie neue, Getränk. Wenn Zalida es mochte, konnte es doch nicht schlecht schmecken, oder? Lange konnte Ji'Sai sich keine Gedanken darüber machen, denn die Sängerin, die Zalida ihr zeigte, hatte nun ihre volle Aufmerksamkeit. Auch Naylia war ein Stück hinauf geflogen und betrachtete diese mit großen Augen. Leise, ungewöhnlich ehrfürchtig, murmelte sie: "Wie schön."


    Das fand Ji'Sai ebenso. Doch viel mehr interessierte sie die Prüfung der Zaubersänger, die Zalida erwähnt hatte. "Prüfung der Zaubersänger? Was ist das denn?", fragte die Sylphe und wurde noch aufgeregter. Zaubersänger - das war ein großes Wort, dahinter mussten sich großartige Sänger verbergen. Ji'Sai verfolgte Elaiya mit ihrem Blick, bis diese nicht mehr zu sehen war.

  • Zalida nickte, auch wenn Ji'Sai ihr gerade nicht den Blick zugewandt hatte.
    "Ja, die Prüfung. Soweit ich mich erinnere, wollte Elaiya sich zur Zaubersängerin ausbilden lassen und hatte für ihre Vorstellung versehentlich den Tag der Prüfung gewählt. Wenn ihr beim nächsten Mal Zeit habt, solltet ihr die Prüfungen unbedingt besuchen, sie sind jedesmal ein Ereignis."


    Zalida nippte an ihrem Getränk und besah mit einem Lächeln den Eifer, den Ji'Sai und ihre Fee an den Tag legte.
    "Wenn Elaiya tatsächlich die Ausbildung begonnen haben sollte, wird sie mit Sicherheit heute gewinnen. Zaubersänger haben die reinsten uns schönsten Stimmen überhaupt."

  • Die Schöne würdigte Elaiya keines Blickes, der Mann, der am Essen war, ebenso wenig. Nur der Ha'Danar lächelte die schöne Halbnymphe freundlich an und ließ dabei seine Hand sanft über die Saiten gleiten.


    "Setzt euch zu uns. Kommt. Es dauert wohl noch einen Augenblick, bis wir singen können - und ich muß leider anfangen.." Der Ha'Danar senkte den Blick - hob ihn aber gleich und grinste verschmitzt. Es schien Elaiya fast so, als könne der Ha'Danar nicht zwei Sekunden still sitzen oder schweigen.


    "Singt ihr? Oder habt ihr ein Instrument dabei? Vielleicht eine kleine Flöte oder so? Ich spiele nur die Harfe. Mein Gesang würde wohl alle vertreiben. Aber meine Kunst verstehe ich dennoch. Wollt ihr etwas hören? Ach nein, lieber nicht. Ich bin ja gleich schon dran.."
    Er plapperte und plapperte und aus den Augenwinkeln konnte Elaiya erkennen, dass Fenir offensichtlich die letzten Vorbereitungen traf. Das Haus war gut gefüllt - und Fenir schien so eben die Stühle für eine Art Jury zurecht zurücken.

  • Shiai öffnete die Tür zum Korallenriff und sofort kamen ihr die typischen Gerüche einer Schankstube entgegen. Auch wenn Shiai nur selten herkam, viel ihr gleich das Fass auf und auch die etwas andere Atmosphäre. Das musste wohl mit dem Musikwettbewerb zu tun haben. Wenn sie nicht zufällig darüber gelesen hätte in der Nir'alenarer Zeitung, dann wäre sie wohl nicht hergekommen. Aber so bot es ihr die Möglichkeit mal etwas Abwechslung von den sonst meist gleich ablaufenden langweiligenden zu haben.


    Suchend sah sie sich nach einem freien Platz um. Um die meisten Tische hatten sich schon Grüppchen und Pärchen angefunden, aber an einigen saßen auch noch welche allein. Etwas verunsichert trat sie weiter ein und hoffte immer noch einen freien Tisch zu finden. Dann entdeckte sie Zalida und seufzte erleichtert. Sie ging auf sie zu und blieb dann bei ihr stehen.


    "Guten Abend. Wie geht es euch?" fragte sie mit einem leichten Lächeln. "Habt ihr etwas dagegen wenn ich mich zu euch setze?"

  • „Wahrscheinlich sind wir dann gar nicht mehr in der Stadt.“ Und tatsächlich schwang ein wenig Bedauern in Ji’Sais Stimme mit. Sie hätte sich die Prüfung gern angesehen, doch zu oft trieb es sie an einen anderen Ort. Aber wer konnte schon wissen, was die Zukunft bringt? Vielleicht würde sie doch lange genug bleiben – ihr gefiel Nir’alenar. Doch sie musste schließlich nicht nur an sich denken. Naylia hatte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Umgebung gewidmet und antwortete nicht. Wahrscheinlich machte sie sich darüber keine Gedanken – das tat sie nie.


    „Wenn Elaiya tatsächlich eine Zaubersängerin ist, wäre das nicht unfair den anderen Sängern gegenüber? Ich meine, die haben dann doch gar keine Chance.“ Die Sylphe machte sich immer Sorgen um andere. Doch trotzdem freute sie sich nach wie vor. War Elaiya keine Zaubersängerin, so würde es ein spannender Wettbewerb werden und war sie wirklich eine Zaubersängerin, so würde sie der Höhepunkt des Abends werden, vermutete Ji’Sai. Aber vielleicht treten sogar mehrere Zaubersänger an? Ob es viele von ihnen gibt?


    Gerne hätte sie Zalida noch gefragt, doch da trat bereits eine Frau an ihren Tisch. Offensichtlich kannten die beiden Frauen sich. Ob Ji’Sai nun unwillkommen war? Vielleicht hatten sich die beiden verabredet und nun hatte sie sich einfach an Zalidas Tisch gesetzt? Aber da noch ein Stuhl frei war, beschloss Ji’Sai erst einmal abzuwarten. Wahrscheinlich dachte sie nur wieder zu viel nach.


    Auch Naylia sagte ausnahmsweise mal nichts. Die Frau hatte sich genau vor die Windfee gestellt, so dass diese nichts mehr sehen konnte und so blickte die Fee stattdessen die Fremde mit großen Augen an.

  • Erst jetzt bemerkte Shiai, dass Zalida gar nicht alleine am Tisch saß und wurde sofort rot. Das war natürlich peinlich. Nicht nur, dass sie das Mädchen übersehn hatte und deswegen nicht begrüßt hatte, sondern wahrscheinlich störte sie sogar.


    Sie wandte sich mit einem leicht verunsicherten Lächeln an das Mädchen. "Hallo." Als sie es genauer betrachtete, stellte sie überrascht fest, dass es sich um eine Sylphe handelte, die man nur selten in Nior'alenar fand. Eigentlich so sage man, bevorzugen sie die Natur und bleiben selten lange am gleichen Ort. Leider war ihr Gesicht wieder mal ein offenes Buch und so versuchte sie schnell wieder freundlich statt überrascht zu schauen.


    Was eine Sylphe wohl in die stadt führte?

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