Shiais Blumen- und Kräuterladen

  • "Nein, das geht so.", erwiederte Silene und brachte lediglich ein deplaziert wirkendes Lächeln zustande. Lächeln... das war ein höchst komplizierter Gesichtsausdruck und um ihren Augen den Anschein zu verleihen, dass es echt war, bedarf es eindeutig mehr Übung. Sie beschloss, dass sie demnächst wieder in eines der Gasthäuser gehen, und ihre Mimik trainieren musste. Die Einsamkeit forderte langsam aber sicher ihren Tribut. Solange sie alleine war, brauchte sie das Lächeln nicht.


    Silene nahm die Pflanzen vorsichtig auf ihren Arm, bemüht keines der Blättchen abzuknicken und nickte Shiai kurz zu, ehe sie das Lächeln wieder fallen ließ- als wäre es nie dagewesen.
    Die Erde auf ihren blassen Händen wirkte dunkler als sie eigentlich war, Silene betrachtete sie einen Moment ehe sie sie abschüttelte.

    Nur ewigen und ernsten Dingen / Sei ihr metallner Mund geweiht
    Und stündlich mit den schnellen Schwingen / Berühr' im Fluge sie die Zeit
    Dem Schicksal leihe sie die Zunge / Selbst herzlos, ohne Mitgefühl
    Begleite sie mit ihrem Schwunge / Des Lebens wechselvolles Spiel
    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • Shiai war sich nun endgültig sicher, dass sie nichts fühlen konnte. Sie konnte sich ein solches leben nicht vorstellen, wollte das auch gar nicht.
    "Dann haben wir alles," sagte sie immer noch gutgelaunt. "Nehmt ihr die Ranken?" Sie selbst griff bereits nach den anderen Pflanzen. Dann schlug sie sich leicht vor den Kopf und lachte kurz.
    "Ich habe doch einen Korb, damit erleichtern wir uns das tragen." Sie lief schnell hinter den Thresen und kam mit dem Korb zurück.
    "Da bekommen wir sogar alle Pflanzen rein. Nur die Ranken schauen etwas raus."

  • Silene verfolgte Shiais Bewegungen mit ausdruckslosen Blicken. So viel Lebendigkeit ... Lachen.
    Sie wandte den Blick nach draußen ab, versuchte nicht darüber nachzudenken. Was hätte es ihr auch geholfen, sich den Kopf darüber zu zerbrechen?


    "Gut.", entgegnete sie stumpf, "Lasst uns gehen."


    Mit diesen Worten verließ sie die kleine Hütte, lief neben Shiai her und versuchte sie nicht zu beneiden, die Gefühle die in der Edelelfe lebten nicht besitzen zu wollen.
    Als sie das Seeviertel fast hinter sich gelassen hatten, sah sie im Gehen zu ihr hinüber.


    "Sagt, wie lange führt Ihr Euer Geschäft hier schon?", fragte sie, mehr um ihrer eigenen Gedanken Willen, die Wege einschlugen, die sie nicht beschreiten sollten.

    Nur ewigen und ernsten Dingen / Sei ihr metallner Mund geweiht
    Und stündlich mit den schnellen Schwingen / Berühr' im Fluge sie die Zeit
    Dem Schicksal leihe sie die Zunge / Selbst herzlos, ohne Mitgefühl
    Begleite sie mit ihrem Schwunge / Des Lebens wechselvolles Spiel
    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • Shiai ging neben der Valisar her. Genoss die frische Luft draußen und betrachtete die vorübergehenden Leute. Als Silene sie ansprach, brauchte sie einen Moment um ihre Aufmerksamkeit wieder ihr zu widmen.
    "Den Laden?" Sie musste selbst einen Moment überlegen. "Ich glaube schon fast hundert Jahre," Als sie genauer darüber nachdachte viel ihr etwas ein. Es würden nächsten Monat genau hundert Jahre sein. Vielleicht sollte sie in ihrem Laden eine kleine Feier ausrichten. Mit kleinen Gratis-Geschenken und Tee und Kuchen.
    Sie fing an vor Freude zu strahlen. "Gut das ihr gefragt habt. Er ist nächsten Monat genau hundert Jahre alt. Ich denke ich werde eine kleine Feier organisieren. Ihr seid herzlich eingeladen." Dann sah sie die Valisar richtig an und wieder hatte sie Fragen im Kopf die sie sich nicht traute zu stellen.

  • Der kühle Blick der Valisar las in Shiais Augen. Eine Feier also ... und warum sollte man eine Valisar auf einer Feier haben wollen, wenn nicht um ihren Fluch auszunutzen?
    Nicht dass Silene das berührt hätte, vom größtenteils irrsinnigen Kodex der Valisar hatte sie sich längst verabschiedet. Ihr Tänzerinnengewand hatte sie an den Nagel gehängt und ihre Bodhrán wurde zwar regelmäßig vom Staub befreit, doch war sie wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten verstimmt.
    Silene fragte sich ob sie es überhaupt noch konnte, so gut wie sie es damals verstanden hatte die flache Trommel singen zu lassen? Und das Tanzen, ob sie es schon verlernt hatte?


    Sie schüttelte ihre Fragen ab, dennoch blieb aber die eine Frage, nach den Gründen. "Ich danke Euch Shiai.", entgegnete sie, nichts von ihren inneren Zweifeln war daraus zu hören und auf ihrem Gesicht erschien sogar ein perfektes Lächeln.
    Dennoch sah Silene in diesem Moment Fragen auf der Zunge der Edelelfe brennen. Wie leicht es doch war, sie zu durchschauen.
    Wusste sie das?


    "Sagt, Euer Blick scheint mir voller Fragen zu sein.", begann sie und sah dabei in Richtung der kommenden Straßenbiegung "Scheut Euch nicht sie zu stellen."

    Nur ewigen und ernsten Dingen / Sei ihr metallner Mund geweiht
    Und stündlich mit den schnellen Schwingen / Berühr' im Fluge sie die Zeit
    Dem Schicksal leihe sie die Zunge / Selbst herzlos, ohne Mitgefühl
    Begleite sie mit ihrem Schwunge / Des Lebens wechselvolles Spiel
    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • Nickte Shiai erst noch erfreut, da sie hoffte die Valisar würde kommen, wurde sie im nächsten Moment knallrot. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass man sie oft wie ein offenes Buch lesen konnte, aber das man ihr selbst so etwas so deutlich ansah..............damit hatte sie nun nicht gerechnet.
    "Entschuldigt.....," sagte sie verlegen und traute sich der Frau kaum in die Augen zu schuaen. "Aber man hört so viel über euer Volk und doch kann man sich nicht sicher sein, was wahr ist und was falsch. Ich hätte euch gerade heraus gefragt, doch wollte ich euch weder kränken noch verletzen." In dem Moment fiel ihr selbst auf wie widersprüchlich ihre Worte zum Charakter der Valisar standen. Sie versuchte entschuldigend zu lächeln, doch das Lächeln missglückte komplett. "Fühlt ihr wirklich rein gar nichts? Ist all eure Mimik nur gespielt," ihre Stimme klang mitleidig und gleichzeitig ungläubig. Denn egal wie sicher sie sich dieser Tatsache war, so konnte sie sich das dennoch nicht vorstellen.

  • In Silenes Gesicht rührte sich nichts. Genau diese Frage war es, die sie erwartet hatte. Es war nur natürlich, dass all die empfindenden Wesen, nicht verstanden was es hieß. Hätte man ihr, als sie noch fühlte, versucht dieses zu erklären - vermutlich hätte sie schallend gelacht.
    Nun war es an ihr, der Edelelfe das Wesen der Valisar zu erläutern. Auch wenn sie vermutete, dass sich durch die Beantwortung dieser Frage, nur noch mehr Fragen auftun würden.


    "Die ein oder andere Geschichte über uns Valisar mag war sein, ja.", begann Silene und sah einen Moment in Shiais Richtung. "Doch viele sind genauso erlogen, wie die klischeehaften Geschichten über die Nachtelfen."


    An der kommenden Weggabelung wies sie Shiai stumm den Weg, während sie fortfuhr. "Ich möchte Euch keineswegs verschrecken, doch es enstpricht der Wahrheit, dass Narion uns das Feuer der Gefühle stahl." Silene legte eine Hand auf ihre Brust, dort wo ihr kaltes Herz schlug "Wir sind seit dem nicht mehr fähig zu lieben, zu hassen... sich zu fürchten oder Schmerz zu fühlen. Es ist schwer zu beschreiben... und vorallem zu verstehen für jemanden wie Euch.
    Es ist nicht so, dass uns alles egal ist. Nein, im Gegenteil. Auch ich bemerke, wenn beispielsweise jemand leidet, ihm Schmerzen zugefügt werden. Und ich erkenne es als falsch.
    Denn eines blieb, zumindest mir, erhalten. Meine Erinnerungen an meine persönliche Einstellung, meine Gesinnung. Dies ist wohl die einzige Orientierungsmöglichkeit für mich in dieser Welt."

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    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • Shiai schwieg. Sie dachte in Ruhe über die Worte der Valisar nach. Es war wirklich nicht verstehbar für jemanden der Gefühle hattebzw. nicht vorstellbar, da hatte sie recht. Aber zu wissen, was man fühlen müsste............könnte.....
    "Ihr müsst euch sehr danach sehnen," sagte sie leise und es war nicht sicher ob die Worte überhaupt für Silene gedacht waren.

  • Die Valisar schiweg einen Moment nachdem Shiai diese Frage gestellt hatte. Ob sie sich sehnte? Wieder einer der Umstände, die sich schwer beschreiben ließen. Wenn Shiai es begreifen konnte, wie es ist keine Gefühle zu haben, so musste es sie wohl ziemlich verwirren zu erfahren, wie stark die Sehnsucht doch war, die in Silene loderte.


    "Sehnen... das ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck dafür", begann Silene mit leiser, kühler Stimme. "Die Sehnsucht, wie Ihr sie kennt und wie ich sie einst kannte ist anders. Nun ist es ein tiefes Verlangen, ein Gieren. Zerbrecht Euch nicht den Kopf darüber. Obwohl ich Eure Intelligenz nicht anzweifle... Ihr werdet es nicht verstehen. Vielleicht ist es sogar besser, wenn Ihr es nicht wisst."


    Sie wird Angst vor dir haben, Silene... große Angst., flüsterte eine leise Stimme aus den Untiefen ihrer Erinnerungen. Silene beherrschte sich besser, als sie vermutet hatte. Obwohl der Anblick der Edelelfe nicht leicht zu ertragen war, zügelte sie ihr Verlangen gekonnt.


    "Wir sind da.", sagte Silene trocken und wies nach rechts, auf das schmiedeeiserne Törchen in der brusthohen Steinmauer, die ihr Grundstück abgrenzte.


    Hier lang ...

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  • Zalida hatte nicht gewußt, was sie anziehen sollte. Also hatte sie sich für ein schlichtes, langärmliges Kleid entschieden, das mit seinen dunkelgrünen Stickereien auf schwarzem Leinen modisch, aber nicht aufdringlich anzusehen war. Aber was trug man auch bei dem Jubiläum eines Geschäftes?


    Auf jeden Fall trug man Glückwünsche herbei - und kleine Geschenke. Und so hatte Zalida sich dazu entschieden, Shiai etwas aus ihrem Laden mitzubringen. Zwei kleine Fläschchen trug sie mit sich - eines beinhaltete eine zähe, grüne Substanz, das andere eine milchigbraune Flüssigkeit. So betrat die Ashaironi den kleinen Blumenladen und fragte sich, wieviele Gäste die Elfe wohl schon hatte.

  • Draußen vor dem Haus standen ein paar Bänke bereit zusammen mit Tischen, auf den kleinen Blumensträuße standen. Im Blumenladen selber war es etwas dekoriert. Rote, gelbe und blaue Bänder hingen an den Wänden lang. Ansonsten bot der Laden logischerweise auch nicht viel Platz zum Dekorieren. Auf dem kleinen Tisch stand viel Gebäck und ein paar Kannen Tee. Neben der Eingangstür standen kleine Pflänzchen in verschiedenen Farben mit jeweils einem passenden Schleifchen drum.
    Shiai, in einem blau-schwarzen Kleid, saß auf einem der Stühle. Bis jetzt saßen nur zwei Leute draußen und die schienen sich wunderbar allein unterhalten zu können. So hatte Shiai einen recht deprimierten Gesichtsausdruck. Als sie Zalida hörte, sah sie auf und sie lächelte etwas wehmütig.
    "Guten Tag, Zalida. Wie geht es euch? Schön das ihr gekommen seid." Sie stand auf und trat auf die Ashai'roni zu.

  • Unauffällig war es nicht gerade, dass musste man zugeben, aber das sollte es auch nicht sein. Ein Edelelf mit schulterlangem schwarzem Haar, einer silbrig schimmerden Haut und freundlichen tiefblauen Augen ging neben der schneeweiß gekleideten Valisar her, eine Sylphe begleitete sie.
    Der Edelelf trug eine handliche Harfe in einer beigen Stoffhülle unter seinem Arm, währen die Sylphe, deren langes weißes Haar sich ohne jegliches Zutun des Windes bewegte, eine silberne, lange Flöte in der rechten Hand trug. Silene selbst hatte ihre bemalte Bodhrán dabei, die sie wieder gestimmt hatte und festgestellt hatte, dass sie das Instrument immer noch beherrschte.


    Und dieser recht seltsame Trupp betrat nun den Vorgarten von Shiais Blumen- und Kräuterladen. Silene malte ein bezauberndes Lächeln auf ihr Gesicht, während sie direkt auf Shiai und die Ashaironi zusteuerte.


    "Seid gegrüßt!", sagte sie mit ihrer gewohnten, geisterhaften Stimme "Ich hoffe wir kommen gelegen." Sie wies in die Runde und deutete zuerst auf die Sylphe, welche sich verbeugte. In ihren glasklaren Augen wirbelten Grün- und Blautöne wild durcheinander als sich ihre durchscheinende Gestalt aufrichtete. "Llienth aus dem Volk der Sylphen.", stellte Silene vor, dann wies sie zu dem schlanken Edelelfen. "Izarinâth Aglardas"


    Der Edelelf machte einen Schritt nach vorne und gab Shiai die Hand. "Sehr erfreut.", sagte er und man konnte die samtig warme Singstimme erahnen.

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  • "Guten Tag. Mein Name ist Shiai und dies ist Zalida." stellte sie sich und die Ashaironi vor. Ihr war es sehr unangenehm, den Künstlern keine Gäste und damit auch keine Zuschauer bieten zu können. Ihr Gesicht nahm wieder einmal einen Rosaton an.
    "Es tut mir leid, es sind noch nicht so viele Gäste da. Die kommen erst noch..." dabei klang sie selbst nicht überzeugt.

  • Auf dem durchscheinenden Gesicht der Sylphe spiegelte sich ein flüchtiges Lächeln wieder. "Seid unbesorgt, so haben wir noch Zeit uns umzusehen und einzuspielen.", sagte sie und ihrer Stimme war zwar klar und rein, aber auch ein wenig wie der Wind, flüsternd. "Euer Garten ist wirklich wunderschön."
    Und schon verließ die Sylphe schwebenden Schrittes die Runde und streifte durch den Garten vor Shiais Laden um sich die einzelnen Pflanzen anzusehen und zu berühren.


    Auch Izarinâth, der Edelelf entschuldigte sich und setzte sich an einen der Stühle, enthüllte seine Harfe und begann sie leise zus stimmen.
    Silene hingegen blieb bei Shiai und der Ashaironi. Schon wieder dieser Rosaton auf Shiais Gesicht. Es machte sie auf eine undefinierbare Art und Weise liebenswürdig... oder zumindest gab es ihr eine Aura, die Silene früher als liebenswürdig bezeichnet hatte. Die Ashaironi hingegen umgab eine ganz andere Art von Aura, Silene streifte sie mit einem vorsichtigen Blick, zuckte jedoch nicht mit der Miene.


    "Wie Llienth schon sagte, es brauch Euch nicht Leid zu tun.", wiederholte sie tonlos in die Stille herein, die nur von leisem Klimpern der Harfe gestört wurde. "Aber ich bin mir sicher, das mit der Zeit noch einige Gäste auftauchen werden."

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  • Shiai bedankte sich erfreut über das Kompliment und ließ die beiden gehen.
    "Ich danke euch, für eure Worte Silene und für eure Hilfe. Wenn ihr etwas Stärkung braucht, auf dem Tisch steht Gebäck und Tee. Ihr könnt euch gerne etwas nehmen. Ihr natürlich auch," wandte sie sich rasch an die Ashai'roni. "Ihr könnt euch auch gerne ein Pflänzchen vorne am Eingang aussuchen." Shiai überlegte ob sie noch etwas wichtiges vergessen hatte, oder ob wirklich alles gesagt war.

  • Zalida lächelte. Ein sehr ungewöhnlicher Anblick - die Ashaironie lächeln zu sehen, aber Zalida mochte Shiai aus irgendeinem Grund. Sie war eine gute Lieferantin und stets höflich. Etwas, was die Dunkelhaarige sehr schätzte.
    Die Valisar hingegen betrachtete Zalida.. nun, nicht abweisend. Eher neugierig. Sie nickte Silene zu und versuchte ein wenig SmallTalk zu betreiben.


    "Ihr seid also für die Musik zuständig? Oh, da bin ich sehr gespannt. Seid ihr ausgebildete Musikerin? Sind das nicht die zwei schönsten Dinge im Leben? Theater und Musik.." sprach Zalida und wandte sich dann wieder an Shiai. "Und die Dekoration hier kann sich mit jeder Theaterbühne messen, Shiai. Macht euch keine Sorgen, es kommen bestimmt noch weitere Gäste." Abermals lächelte Zalida.

  • Silene widmete der Ashaironi eine eingehendere Betrachtung während sie antwortete sah sie der Schlangenfrau direkt in die Augen, ohne jegliche Scheu, den sie empfand sie ja nicht.
    "Musik und Theater... und die Literatur.", ergänzte die Valisar und malte sich ein Lächeln auf die Lippen. Silene war zwar schon lange nicht mehr im Theater, doch auch nachdem der Fluch sie traf war sie oft dort gewesen. Zwar fühlte sie nicht mehr die Freuden und Leiden des Protagonisten mit, aber es erinnerte sie immer an die alten Tage ... es half ihr einen Moment lang ihr jetziges Dasein in den Hintergrund zu stellen.
    Es war ein wenig wie Trance, Meditation.
    "Ja, ich bin ausgebildete Musikerin. Ich lernte das Spielen der Bodhrán und Gesang in einer Akademie in Lyr'vilor, damals an der Oberfläche. Es gab eine Zeit, da trat ich jeden Abend in einer anderen Stadt auf, zusammen mit meinen beiden Freunden hier.", erzählte sie bereitwillig und strich sanft mit einem ihrer langen weißen Finger über die Trommel.
    Ihre Augen streiften nocheinmal beiläufig durch den Garten, ehe sie wieder an der Ashaironi hängen blieben. Silene las eine tiefgründige Persönlichkeit in ihren Augen, eine viel tiefgründigere als manch ein anderer besaß.
    Vielleicht so tief, dass man ihren tiefsten Punkt nicht sehen konnte und auch nicht das, was sie dort im Schatten ihrer Seele versteckt hielt. Silene hatte einen gewissen Blick dafür bekommen und sie konnte es nicht lassen einen jeden diesem Blick zu unterziehen und das zu sehen, was andere nicht sahen.
    Manchmal wünschte sie sich, die Welt wie jeder anderer zu sehen, ohne all das Höhere dahinter, sondern ganz naiv.


    "Was bewegt Euch dazu, zu sagen, dass Musik und Theater die zwei schönsten Dinge im Leben sind?", fragte sie interessiert und hoffte darauf zu hören, was diese beiden Dinge der geheimnissvollen Person bedeuteten.

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  • Zalida lachte. Ein kurzes, fast schon kehliges Lachen.


    "Weil beides für die Ewigkeit ist. Ein Lied kann für die Dauer eines Lebens in eurem Herzen klingen und darüber hinaus die Völker für Jahrhunderte verzaubern. Und das Theater.." Zalida stockte und als das Bild eines Satyrn in ihre Gedanken kamen, schloß sie kurz die Augen, ballte die Fäuste um Sekundenbruchteile später Silene wieder anzuschauen.


    "Ein gutes Theaterstück wird ebenfalls über Jahrhunderte bewundert werden können. Es ist vergänglich, existiert nur für einige Stunden - und doch dauert es in euren Gedanken an."
    Verzückt konnte man Zalidas Gesichtsausdruck nennen. Verzückt und ein wenig entrückt.


    "Doch.. im Endeffekt ist es vielleicht auch nichts weiter als eine unerklärliche Leidenschaft von mir." Zalidas Mimik veränderte sich, wurde.. undurchdringlicher.


    "Seit ihr auch Kundin von Shiai oder hat sie euch erst bei diesem Engagement kennengelernt?"
    Fragte die Ashaironi und musterte die Valisar interessiert. Gefühllos.. wie grausam das sein mußte. Allerdings konnte eine Valisar wohl kaum soetwas wie Ärger, Angst oder Wut verspüren, also.. war es vielleicht doch einfach nur... seltsam.

  • Shiai war sichtlich erleichtert bei den Worten Zalidas. Wahrscheinlich hatte sie recht. Es würden schon noch welche kommen. Selbst Aravilar war noch nicht da und er hatte ihr versprochen zu kommen. Und das würde er sicher......oder nicht? Vielleicht war ihm auch etwas dazwischen gekommen?
    Um sich von den aufkommenden Gedanken abzulenken, lauschte sie wieder dem Gespräch und war etwas verwundert. Solche Reaktionen und Veränderungen an der Ashai'roni hatte sie noch nicht gesehen. Bis jetzt hatte sie die Frau stets als beherrscht und selbstsicher wahrgenommen.
    Als nun das Gespräch in Richtung der Verbindung zwischen ihr und der Valisar kam, wollte sie schon antworten. Doch war sie nicht angesprochen und so schwieg sie.
    Ihr Blick glitt aus dem Fenster. Dorthin wo der Eingang in ihren Garten war. Würde er wirklich kommen?

  • Die Seherin nickte. Silene hatte aufmerksam zugehört und jede Regung der Ashaironi registriert. Doch nun wusste sie, was sie wissen wollte und beschloss es zukünftig zu unterlassen die Schlangenfrau so anzusehen.
    Sie konnte erahnen wie unangenehm es sein musste, das Gefühl zu haben, sein Gegenüber sah alles, mochte man es auch noch so gut verstecken.
    Sie war ein wenig erstaunt darüber, wie ähnlich die Gedanken der Ashaironi ihren eigenen waren. Ewigkeit ... wie recht sie hatte- Silene fühlte sich beim Klang dieses Wortes viel mehr an einen bitteren Geschmack erinnert als an das mächtige Gefühl der Unbegrenztheit.
    Sie lächelte kurz, als sie die Verbindung zwischen Shiai und ihr ansprach, was sie für angemessen hielt.


    "Gewissermaßen war Shiai meine Kundin, bevor ich ihre wurde.", erklärte sie kurz. "Ich bin Seherin."


    Die Valisar folgte Shiais Blick aus dem Fenster und sie wusste, dass sie auf jemanden ganz Bestimmtes wartete. Hatte sie das nicht selbst für Shiai gesehen?
    Es war noch gar nicht so lange her, das saß Shiai in ihrem Zelt und fragte nach ihrer Zukunft ... und sie hatte einen Seelenverwandten gesehen, eine Persönlichkeit, die Shiais erstaunlich ähnlich war.
    Ob sich ihr Schicksal erfüllte?


    Silenes Augen funkelten einen winzigen Moment, ehe sie wieder zu Zalida hinübersah und ihren Blick erwiederte.
    "Und Ihr selbst?"

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