Shiais Blumen- und Kräuterladen

  • Âls Aravilar sie dichter zog, kribbelte es in ihrem ganzen Körper. So etwas war ihr noch nie passiert und sie verstand auch nicht ganz, was da vor sich ging. Doch als er ihr mit seinen eisblauen Augen, die gar nicht so kalt wirkten, ansah, spürte sie eine Schwäche in sich aufsteigen. Und sie erahnte langsam, was ihr da passiert war. Verlegen sah sie einen Moment nach unten bevor sie ihm wieder in das Gesicht schauen konnte.
    Jedoch seine Worte.....Was das Kleid anbelangte, sie gestand ein, dass sie zwar gerne vernünftiges und hübsches trug, doch bevorzugte sie meist etwas weniger freizügiges. Ein solches Kleid traute sie sich nicht zu tragen. Aber als sie den Rest hörte, verzogen sich ihre Mundwinkel nach unten. Mit dem Unterschied, dass ihr nicht von außen schön seid? Sie runzelte kurz die Stirn, passte dieser Satz doch gerade so gar nicht. Sie ließ den Satz noch einmal in ihren Ohren nachklingen und diesmal nahm sie das nur wahr und ihr Lächeln kam zurück. "Ich danke euch, ihr seid sehr lieb," sagte sie schüchtern und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund, der sie selbst überrascht die Hand vor den Mund legen ließ.

  • Aravilar lächelte erfreut und seine Wangen färbten sich leicht rötlich, was bei der vornehmen Blässe des Elfen natürlich ziemlich deutlich zu erkennen war. Noch nie war er in der Art von einer Frau geküsst worden. Genauer gesagt, er wurde noch nie von einer geküsst. Es fühlte sich einfach wundervoll an, alles fühlte sich in diesem Augenblick wundervoll an. Er konnte ihren zarten Leib nah bei sich spüren, ihre Wärme und wie sie atmete. So nah war er noch keiner Frau gewesen und er wusste nicht, was er nun tun sollte. Er lächelte sie an und sah ihn in die Augen, dann schloß er sie. "Ihr... ihr aber auch," erwiederte er leise und mit leicht schwankender Stimme, während er versuchte seine Gedanken zu ordnen.

    Oscar für den besten Liebesdialog 2005
    Anakin: "Du bist so wunderschön."
    Amidala: "Das kommt, weil ich dich so liebe!"
    Anakin: "Nein, das kommt daher, dass ich dich so liebe!"

  • Shiai wusste selbst nicht genau was sie sagen oder tun sollte. Als sie sah, wie der Elf selber errötete, nahm ihr das etwas ihrer Nervosität. Als er ihr in die Augen sah, sie hätte darin versinken können. Sie wollte, dass die Situation so blieb. So dicht bei ihm......Shiai durfte jetzt nichts falsches machen, denn dann würde er sicherlich gehen und ob er dann noch einmal wieder kam. Mit den Fingern an dem einen Ärmel zupfend, sah sie kurz hoch und wieder runter. Erneut sah sie hoch, als sie annähernd genug Mut hatte um zu sagen:" Ich mag euch wirklich sehr gern...."
    Was er darauf wohl agen würde....?

  • Aravilar öffnete seine Augen langsam wieder und lächelte sie zuneigungsvoll an. Offensichtlich genoß sie die Situation genauso wie er, denn sonst hätte sie längst irgendwas unternommen, um ihr zu entkommen. Dies erfreute ihn besonders, denn am liesten hätte er sie nie wieder losgelassen, um sie immerzu so nah wie jetzt bei sich zu spüren. Er beugte sich langsam zu ihr vor und hauchte ihr dann sanft einen Kuss auf ihre Lippen. Einen kurzen Augenblick verharrte er so, seine Lippen lagen sanft auf den ihren, als wünschte er dieser Moment würde nie vergehen. Dann löste er sie wieder und sah Shiai wieder lächelnd an. "Ich mag euch auch sehr gern," erwiederte er leise. "Bei euch zu sein ist das Schönste, was mir je wiederfahren ist."

    Oscar für den besten Liebesdialog 2005
    Anakin: "Du bist so wunderschön."
    Amidala: "Das kommt, weil ich dich so liebe!"
    Anakin: "Nein, das kommt daher, dass ich dich so liebe!"

  • Shiai sah wie sich Aravilar langsam vorbeugte und Nervosität ergriff ihren Körper. Würde er sie wirklich küssen? Als sie seine Lippen auf den ihren spürte, schloss sie die Augen um nur dieses Gefühl zu spüren. Wissend, dass es unmöglich war, hoffte sie der Kuss würde ewig dauern. Als er dann wieder etwas Abstand zwischen ihr und sein Gesicht brachte, fehlte etwas. So sah sie ihn an und wusste auf seine Worte erst gar nichts zu sagen. Was hätte dem auch angemessen sein können? Es ging ihr genauso, doch welche Worte sollte sie wählen.
    "Mir geht es auch so....," sagte sie und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Doch wusste sie nicht was sie noch sagen konnte.

  • Alles hat ein Ende ... es ist meist die Krönung einer Sache. Nicht weil es vorüber ist, sondern viel mehr deswegen weil daran erinnert werden kann.


    Der letzte Schlag der Rahmentrommel verschallte zum Nichts, Llienth spielte die letzten Töne, die dem Vibrieren der Trommel folgten ... am Ende blieb nur noch der elfische Harfist, der die Luft mit einem feinen Gewebe aus Klängen zu füllen vermochte.
    Es war, als wagte niemand, die Klänge zu unterbrechen, zu stören, zu zerbrechen.


    Doch es kam, wie es kommen musste: der letzte Ton war gespielt.


    Silene strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, ließ des Blick kurz gleiten, dann nickte sie entschlossen und setzte sich an den Tisch des Harfisten um die Trommel beiseite zu legen.
    Llienth, die feingliedrige Sylphe hob ihre Flöte jedoch erneut an ihre Lippen und spielte ein fast verschwindend luftiges Lied. Die Klänge waren sacht, weich, wie ein Windhauch, streiften sie die Hörer und strichen sanft über deren Haut. Die Melodie entführte den Empfindsamen weit in den Himmel hinauf, zwischen die Wolken, in einer weit entfernten Welt, die niemals von einer Kuppel gehört hatte. Den Traurigen würde die Melodie dazu bewegen den Kopf zu heben, zu lauschen und zu träumen ... den Verliebten würde sie ermutigen, sanft umkreisen, mit ihm tanzen.
    Langsam sezte auch Izarinâth ein, ließ einige zarten Kläge der Harfe ertönen, fast zaghaft und unzusammenhängen, doch passten die Klänge sich perfekt in Llienths Lied ein.


    Silene derweil hatte sich wieder erhoben, ohne ihre Trommel und hatte den Ort verlassen. Sie ging um das Haus herum, vorbei an den Gästen, die, gerührt und berührt von der Musik, getanzt hatten.
    Lange war es her, als sie selbst getanzt hatte - es war zu lange her, als dass sie sich noch intensiv danach sehnen konnte. Es war ihrem Sichtfeld entschwunden, hatte sie verlassen ... oder war sie dem Tanz enwachsen?


    Jede Zeit hat ihre Aufgabe., dachte Silene und schüttelte den Kopf leicht im Selbstgespräch. Nun ist die Aufgabe meine Sicht denen zu geben, die sie benötigen ... die ihre Hilfe brauchen. Nicht jenen, die Mitleid oder Fürsorge erfahren wollten.


    Silene hatte die Mauer erreicht, die das Grundstück Shiais abgrenzte. Büsch egaben den Blick frei auf eine schmale Gasse, weitere Gärten. Alles war leer, verlassen.
    Mit starrem Blick legte sie die Hände auf den sonnengewärmten Stein und blickte hinaus in die offensichtlich bunte Welt, die für sie so farblos war. Was hatte Mallalai gesagt, als er die blaue Kühle ihres Zeltes besucht hatte?
    "Deine Welt scheint nicht grau zu sein, denn du nimmst sie in dich auf. Die Welt ist bunt und lebhaft und damit ein Teil von dir."

    Nur ewigen und ernsten Dingen / Sei ihr metallner Mund geweiht
    Und stündlich mit den schnellen Schwingen / Berühr' im Fluge sie die Zeit
    Dem Schicksal leihe sie die Zunge / Selbst herzlos, ohne Mitgefühl
    Begleite sie mit ihrem Schwunge / Des Lebens wechselvolles Spiel
    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • Auch Aravilar wusste nicht wirklich, was er nun sagen könnte und sah sie daher einfach einen schier unendlich wirkenden Augenblick still an und blickte ihr in ihre Augen und das schöne Gesicht. Ihre Lippen sah so verführerisch aus und sie schmeckten so herrlich. Und noch immer konnte er ihre Wärme und ihren schlanken Leib ganz nah spüren. Er spürte Dinge die er noch nie zuvor gespürt hatte, hatte Gefühle die er garnicht vorher gekannt hatte. Am liebsten wäre er für immer hier geblieben, hätte weiter erforscht, was da zwischen ihnen passierte. Doch war er schon viel zu weit gegangen mit seinem Annäherungsversuch. Spätestens, wenn Shiai über diesen Tag nachdachte, würde sie das auch merken. Er löste sich von Shiai und lächelte sie etwas an. "Ich danke euch für diesen wundervollen Tag und für eure Einladung. Doch ich denke, es ist besser, wenn ich mich nun... zurückziehe. Ihr habt ja auch sicher noch viel wichtigere Dinge zu tun."

    Oscar für den besten Liebesdialog 2005
    Anakin: "Du bist so wunderschön."
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    Anakin: "Nein, das kommt daher, dass ich dich so liebe!"

  • Die plötzliche Wandlung in Aravilars Verhalten verunsicherte Shiai etwas. "Ähm...ja...ich, ich sollte mal wieder nach meinen Gästen sehen," stotterte sie etwas. Ihr Blick wanderte zu jenen.
    Sie spürte wie sie innerlich zitterte und eine Unruhe sich in ihrem Körper ausbreitete.
    "Ich hoffe wir sehen uns bald wieder," sagte sie und sah ihn noch einmal an.
    Shiai griff nach Aravilars Hand noch einmal und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    "Ich wünsche euch noch einen schönen Abend," rief sie ihm zu, obwohl sie bereits beim Gehen war. Noch einmal sah sie sich um, dann führten sie ihre SChritte nach draußen.


    Dort entdeckte sie Silene. Mit immer noch hochrotem Kopf, trat sie auf die Valisar zu. "Ich danke euch. Euer Spiel war wirklich schön und den Gästen schien es auch gefallen zu haben." Und wenn sie sich so umsah, fand sie ihre Meinung bestätigt.

  • Silene hörte Shiais Schritte, hörte wie sie innehielten. Sie wandte sich zu der Elfe um, strich ihr gerötetes Gesicht mit einem kurzen, dezenten Blick, dann trafen sich ihre Blicke. Silene las in Shiais Blick viele Dinge, doch sie ließ diese nicht tiefer an ihre Seele dringen, nahm sie nicht in sich auf.
    Was hätten sie ihr dort auch gebracht? Wieder dieses Brennen, dass sich nicht kontrollieren ließ?


    "Ich danke Euch.", sagte Silene, sah über Shiais Schulter hinweg die anderen Gäste in einiger Entfernung stehen. Dann sah sie Shiai wieder an und ließ ein Lächeln über ihre Lippen huschen. "Verzeiht, ich wollte nicht den Anschein erwecken, dass mich Euer Fest langweilt, Shiai. Ich befand die Zeit passend um mich ein wenig zurückzuziehen und zu denken."


    Die Seherin ließ eine Hand über die raue Fläche des sonnenwarmen Steines der Mauer streichen. Es war wahrhaftig Zeit, Gedanken zu ordnen, zu denken, denn an die Orte, an denen die Flammen an ihren Gedanken gezehrt hatten, war eine Leere getreten, die ihre Klarheit leicht erschüttern konnte. Sie angreifbar machte.

    Nur ewigen und ernsten Dingen / Sei ihr metallner Mund geweiht
    Und stündlich mit den schnellen Schwingen / Berühr' im Fluge sie die Zeit
    Dem Schicksal leihe sie die Zunge / Selbst herzlos, ohne Mitgefühl
    Begleite sie mit ihrem Schwunge / Des Lebens wechselvolles Spiel
    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • "Oh, den Eindruck habt ihr keines Wegs erweckt!," versicherte sie hastig, wobei sie eine abwehrende Handbewegung machte. "Kann ich euch vorher noch etwas anbieten? Oder möchtet ihr gleich euren Lohn haben?" fragte sie. Dabei wunderte sie sich etwas über die Wortwahl von Silene. Hatte es etwas gegeben, dass ein nachdenken nötig machte? Jedoch behielt sie ihre Frage für sich, wollte sie doch nicht unhöflich erscheinen.

  • "Ihr braucht mein Spiel nicht bezahlen ... mir ist kein Nachteil daraus entstanden, den ihr zu begleichen hättet.", entgegnete sie mit gleichmäßig betoner Stimme, während sie Shiai in ihre Augen sah. Sie löste ihre Hände von den warmen Steinen, die es ebenfalls nicht vermocht hatten sie zu wärmen und machte eine sacht auffordernde Geste.


    "Aber vielleicht könntet Ihr mir bei einem Becher Tee erzählen, wie der Konflikt zwischen Euch und Eurer Schwester Kia enstand. Es würde mich - insofern ich Euch damit nicht zu nahe trete - interessieren, warum Zwillingsschwestern, die sich, betrachtet man sie mit den Augen der Natur, sehr ähneln sollten, so verschieden sein können."

    Nur ewigen und ernsten Dingen / Sei ihr metallner Mund geweiht
    Und stündlich mit den schnellen Schwingen / Berühr' im Fluge sie die Zeit
    Dem Schicksal leihe sie die Zunge / Selbst herzlos, ohne Mitgefühl
    Begleite sie mit ihrem Schwunge / Des Lebens wechselvolles Spiel
    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • Einen Moment fühlte sich Shiai komplett überrumpelt. Sie musterte die Valisar. Schließlich nickte sie zögernd. Obwohl es ihr merkwürdig erschien, dass dieses Volk keine Gefühle besaß, so konnte es doch nichts dafür und hieß nicht, dass sie schlechte Wesen waren, wie manche versuchten ihnen zu unterstellen.
    "Folgt mir ins Haus. Dort steht noch Tee und ich kann es auch erzählen. Jedoch muss ich euch von Anfang an darum bitten, darüber verschwiegen zu sein." Ganz konnte sie das Unbehagen aus ihrer STimme nicht verbannen. Jedoch würde es ihr sicher auch einmal gut tun jemanden davon zu erzählen. Auch wenn es eine kurze Geschichte war.

  • "Verschwiegenheit ist ein seltenes Gut... aber leicht für Wesen wie mich.", antwortete Silene und folgte Shiai, in deren Stimme sie Unbehagen analysiert hatte. Tatsächlich war Silene bisher noch kein so seltsames Zwillingspaar untergekommen, und das in all den Jahren, die sie nun in dieser Welt und unter dieser Kuppel zugebracht hatte. Interesse, wenn man dieses Wort in Silenes Sinn benutzen konnte, pochte durch ihre Gedanken, jedoch keine Neugierde. Es war mehr das banale Feststellen eines Widerspruchs zwischen zwei gesammelten Fakten, eine Erfahrung, die sich nicht mit den bisherigen überschnitt, den üblichen Kriterien widersprach und sich nicht einfach so einordnen ließ.
    Es galt zu ergründen, zu lernen, wie es geschehen konnte, dass aus Seelenverwandten solch unterschliedliche Charaktere wurden, so grundverschieden, dass sie einander nicht ertragen konnten.


    Im Haus angekommen musterte die Valisar Shiai wort- und ausdruckslos und wartete darauf, dass sie ihr diese ihre Geschichte offenbarte ... auch wenn Silene merkte, dass es der Elfe Unbehagen bereitete. Manchmal musste man eben soclhe Gefühle überwuinden um wieder frei zu sein. Wie ein junger Vogel, der die Angst vor dem Sturz überwinden musste, wenn er fliegen wollte.

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  • Shiai goss sich und Silene etwas Tee ein und reichte ihn ihr. Sie zögerte, wusste nicht wo sie anfangen sollte. Eigentlich konnte man die Geschichte auch kurz machen, fiel ihr ein. "Wisst ihr unsere Eltern waren oder sind," sie musste sich eingestehen, dass sie es selbst nicht so genau wusste, "Anhänger Narions. Nachdem Untergang der Insel waren die Anhänger Narions hier nicht sonderlich beliebt." Man hörte deutlich, dass Shiai auch jetzt nichts für dessen Anhänger übrig hatte. "So wurden wir von den anderen Elfen viel geschnitten. Während meine...Schwester dennoch stets Stolz darauf war, war es mir eher unangenehm, dass wir ständig mit Narion in Verbindung gebracht wurden." Shiai ergriff ihren Tee, drehte ihn einen Moment in der Hand und trank erst dann. Das Gefühl von damals, stieg wieder in ihr hoch. Keines der anderen Elfenkinder durfte mit ihnen spielen. Aber das spielte heute keine Rolle mehr. Sie war erwachsen.

  • Silene nahm den Tee entgegen, nahm auch ihre Worte dankend an. Ihre Unfähigkeit Gefühle zu empfinden rettete sie davor zu erschrecken, als sie Narions Namen vernahm.
    Narion.
    Es gab keinen Namen, welcher der Valisar unangenehm war, das konnte sie nicht empfinden, aber dieser Name vermittelte ihr einen Hauch von Abscheu, wenn es diese in ihrem Geist noch gab. Sie hatte genug Grund ihn zu hassen, abgrundtief zu hassen ... grausam, dass sie diesen Hass nicht empfinden konnte. Wie zynisch, dass sie diese Grausamkeit nicht empfinden konnte.
    So hatte er auch dieser Familie einen Grund gegeben sich zu spalten.
    Kia hatte dieses Gefühl gestärkt, hatte in ihr jene absurde Art von Stolz aufwallen lassen, die Silene schon in vielen anderen Herzen gelesen hatte, die Anhänger eines Gottes wie Narion waren. Es war ein berauschendes Gefühl, dass blind machte, verblendete und den Geist verschwendete wie keine Droge es vermochte.
    Das Shiai dies nicht empfand, dass es sich in ihr dagegen auflehnte war ein gutes Zeichen... sie trug einen unzerstörbaren guten Kern in sich.


    "Ich vermute,", begann die Seherin lesie, nahm einen Schluck des dampfenden Tees, der für sie fad nach Kräutern schmeckte, in Wirklichkeit vermutlich einzigartig und köstlich war, "Ihr habt Euch mehr selbst von ihr abgewandt, als sie von Euch. Es hat Euch geschmerzt, habe ich recht? Ihr habt nicht so aufwachsen können, wie Ihr es Euch gewünscht hattet."

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    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • Die Worte der Seherin erschreckten Shiai. Obwohl diese selbst nichts fühlen konnte, hatte sie die Elfe sofort durchschaut. Oder war es ben darum?
    Auf jeden Fall ließen ihre Worte Schuldgefühle und den alten Schmerz erneut aufsteigen, obwohl sie manchmal selbst ihre eigene Lüge geglaubt hatte. Sie rang um Fassung.
    "Ihr habt wohl recht. Aber sie hätte mitkommen können. Niemand zwingt sie Narion zu verehren." Shiai spürte selbst das dies nur ein hilfloser Versuch war sich selbst zu verteidigen.

  • Shiai war nahe daran, die Fassung zu verlieren, die sie dazu befähigte ihre Tränen zurückzuhalten, Alter Schmerz stieg auf, alter Gram und Silene schien es als würde Shiai diese inneren Wunden nicht anrühren wollen. Vielleicht gab sie sich Mitschuld daran, dass Kia auf dieser, der anderen Seite der Götterwelt stand, dass sie verehrte, was Shiai abneigte ... Silene begriff das Dilemma in dem sie sich befand.


    "Zwang ist oftmals nicht sichtbar, Shiai.", sagte sie und widersprach Shiais hilflosen Versuch, sich selbst zu beruhigen. "Vielleicht ist es sie selbst, die sich zwingt Narion zu verehren, vielleicht liegt es nicht an ihr ... doch seid Euch gewiss: es ist nicht Eure Schuld. Ihre Gedanken sind frei wie die Vögel, die frei entscheiden auf welchen Baum sie sich setzen, solange sie nicht aufgescheucht werden oder nur dieser eine Baum zur Verfügung steht um darin zu nisten. Doch noch immer können sie entscheiden... und in diese Entscheidung kann leztendlich niemand hineinspielen - auch Ihr nicht."


    Silene war sich nicht sicher, ob ihre Worte die angezielte Wirkung entfalten würden, aber sie war sich um so mehr sicher, dass Shiai dieses Thema behandeln musste. Für die Valisar wäre es unmöglich zu leben, ohne einen gedanklichen Konflikt ausgefochten zu haben, es lag in der Natur ihrer Gedanken, Fehler, Widersprüche zu suchen und zu beheben. Das war es oft, was den Fühlenden schadete: sie konnten verdrängen.
    Und stießen sich damit den giftigen Dorn des Grams noch tiefer ins Herz.

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  • Shiai wusste nicht genau welche Worte sie erwartet hatte, diese jedoch nicht. Sie halfen ihr nicht weiter. Konnte sie akzeptieren, dass Kia aus freien Stücken Narion verehrte. Dass sie diesem Gott wirklich gerne huldigte. Oder gab es dafür wirklich einen Grund.
    Sie war sich nicht sicher ob sie lachen oder weinen sollte. Am liebsten hätte sie das Thema gewechselt oder wäre davon gelaufen. Noch nie, niemals hatte sie mit jemandem darüber gesprochen. Und doch stand sie hier mit Silene, die sie nur wenig kannte und hatte ihr dies anvertraut.
    Ihre Hand war um die Teetasse gekrampft und ihr Blick ruhte in der warmen Flüssigkeit.

  • Silene akzeptierte die Tatsache, dass sie Shiai nicht helfen konnte, nicht gerne... aber rational kalkuliert war es vernünftig. Etwas zu tun, dass nicht rational war ... barg ein Risiko, ein unglaublich großes Risiko. Denn einmal die heiligen Regeln ihrer selbst gebrochen - würde es ein leichtes sein, sie wieder zu verletzen. Zumal alles außerhalb Silenes Kodex, der sich so sehr von dem der anderen Valisar unterschied, gefährlich war, hier würde sie die Kontrolle verlieren, sich in etwas hineinwagen, dass sich nicht erfassen ließ, was sie blind machen würde für das was sie tat.
    So groß war das Wagnis, so klein die Geste, als Silene ihren Becher beiseite stellte und die, von dessen Hitze erwärmte, Hand auf Shiais rechte Schulter legte. Eine uralte Geste, die Anteilnahme, Mitgefühl ausdrücken sollte und doch so unwirklich und falsch erschien.
    Die Seherin blieb stumm, lediglich ihre Augen sprangen zwischen Shiais Augen hin und her, suchten darin zu lesen, ob ihre Geste Wirkung zeigte oder verschallte, verrauchte, verschwand zum Nichts. Sie laß den Drang darin erneut zu verdrängen, fort zu laufen, das Thema zu wechseln, so zu tun, als wäre nichts gewesen...


    "Nun verstehe ich Euch, Shiai.", sagte sie leise, weil es nun unnötig war lauter zu reden, so nahe wie sie beisammen standen. "Ich verstehe Euch, aber ich kann nicht mit Euch fühlen. Ich hoffe, es tut Euch dennoch gut zu wissen, dass die einzige Person, der Ihr dies anvertraut habt ... zumindest verstanden hat, was in euch vorgeht."


    Die Art, wie sich die Seherin zeigte unterschied sich so völlig von der, wie sie sonst in Erscheinung trat. Wären diese Augen nicht gewesen, die kalte Stimme, die nun mehr kühle Hand auf Shiais warmer Schulter ... man hätte vergessen können was man vor sich hatte. Silene löste ihre Hand wieder von der Schulter der Elfe und löste auch ihren Blick von ihr, widmete sich wieder dem Tee in ihrem Becher... und es schien, als sei nichts gewesen.

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  • "I-Ich danke Euch," erwiderte Shiai schließlich nach einem Moment des Schweigens. Sie empfand etwas Trost, doch er war klein im Verhältnis zu der Schwere ihres Herzes. Immer mehr Bilder von früher durchstreiften ihre Gedanken und immer wieder tauchten die Fragen auf. Heute hatten sich die meisten auf Shiai's Seite gestellt, aber vielleicht war es die falsche gewesen. Doch immerhin betete nicht sie die bösen Götter an. Das war nur ein Teil von dem was in ihr vorging.
    Sie schenkte der Valisar ein schwaches Lächeln. Dann wandte sie ihren Blick auf den Garten, der sich mittlerweile etwas geleert hatte.

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