Sie schoss durchs Wasser wie ein Pfeil, so wie Mallalai es ihr einst gezeigt hatte, als er sie mitgenommen hatte, tief in die Stadt der Mira'Tanar. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Kea fühlte sich frei, so frei wie seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr, welcher dennoch weiterhin schwer auf ihrer Kinderseele lastete.
Gleichwohl war sie froh, ihren Vater gefunden zu haben. Diesen Ausflug ins Meer hatte sie unternommen, nachdem sie ihm Bescheid gesagt hatte -so wie sie ihren Vater kannte, war er nicht weit fort und bewachte sie, sein einziges Kind. Die Korallen, die bunten Fische, jede noch so kleine Kleinigkeit zog Keas Aufmerksamkeit auf sich und so erkundete das Kind seine neue Heimat auf eigene Faust.
Für einen Moment hielt sie inne, als ein blau-silbriger Diskusfisch vor ihrem Gesicht anhielt und strahlte den Fisch an, stupste ihn gar mit einem Finger. Der Fisch blieb noch kurz, dann schoss er seinem Schwarm hinterher. Kea schwamm weiter.
Wie schwerelos man sich im Wasser fühlte. Manchmal fragte sie sich, wie sie all die Zeit bei ihrer Mutter an Land ausgehalten hatte. Obgleich sie wusste, das auch das Land seine Vorzüge und Schönheiten hatte.
Zwischen einigen Schlingpflanzen schoss das grünweiß schillernde Wesen hindurch, drehte eine Pirouette nach oben und entging so den Pflanzen, welche sich um ihre Beine schlingen wollten.
Mit einem Mal wurde das Wasser kühler und dunkler. Kea hielt schlagartig in ihrem unbeschwerten Toben inne. Ein Frösteln lief über ihren Rücken, der kalte Schauer einer unangenehmen Vorahnung. Der Blick des Mädchens schweifte nach oben...
Kea erstarrte.
Silbriges Haar, schwarze Haut... und die kalten Augen starrten genau auf sie herab. Ein Mann und eine Frau.
Und sie kannte den Mann - unglücklicherweise. Kea sank zum Meeresgrund herab, als könnte sie den beiden Yassalar so entgehen. Und dann entkam ein Schrei ihren Lippen. Ein lauter, schreckenserfüllter, panikartiger Schrei. Und die Yassalar ließen sich herabsinken... auf das kleine Mädchen zu.