Der Park

  • Mit schmerzverzerrtem Gesicht, jedoch geduldig, lies sie ihren Arm von Lelio schienen. Hm, hat er medizinische Kenntnisse? Okina sah Argon an: „Sag mal, wo hast du dich denn die ganze Zeit rumgetrieben“, knurrte sie ihn an. „Weißt du eigentlich wie lange ich auf dich gewartet habe?“


    Ja, Okina konnte sich richtig gut an kleinen Dingen hochziehen. Sie wollte Argon anbrüllen, doch sie ließ es sein. Er konnte ja nix dafür, dass sie mit einem anderen Vogel zusammen gestoßen war, als sie nach ihm Ausschau hielt.


    Okina, hör auf immer so schnell eifersüchtig zu werden. Du siehst ja wohin das führt, hörte sie schon Argon in ihren Gedanken ermahnen.


    Lelio hatte mit dem Schienen geendet. „Dankeschön. Sagt, woher habt ihr die Kenntnisse für solch eine Behandlung? Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr erschreckt. Normalerweise verwandle ich mich nicht vor fremden Augen.“ Sie senkte den Blick und harrte dem, was da kommen mag.

  • Auf Lelios Worten hin, sprang Argon sofort auf und machte sich auf die Suche nach geeognetem Geäst. Es dauerte nicht lang und er kam mit zwei schmalen langen Ästen wieder. Sind die OK?
    Er beobachtete aufmerksam wie Lelio den Arm schiente. Er selbst hatte kaum Kenntnisse in Behandlung von Verletzungen. Daher war er äußerst forh, dass dies Lelio übernahm.
    Wie ich! Okinas Worte verwirrten ihn kurzt, hatte er doch erwartet, dass sie erst einmal ihre Leidensgeschichte erzählen würde. Als Wolf... ich war als WOlf unterwegs. Das herliche Wetter genießen. Langsam hatte er wieder alle Sinne bei sammen und sein HErz schlug wieder langsamer. Dies machte sich auch in seiner Stimmer bemerkbar, die wieder ihren ruhigen Ton annahm. Ich wollte einfach mal wieder den Wind genießen. Dabei habe ich Lelio kennen gelernt. Er grinste ihm entgegen. Er ist auch ein Wolf.
    Seine Stimme änderte sich erneut und ihr war die Neugierde anzumerken, die er mit seine Frage zum ausdruck brachte. Aber sag, weshalb hast du auf mich gewartet. Und wie ist das mit deinem Arm passiert?

  • Lelio nimmt die Äste von Argon entgegen. "Die sind genau richtig... Danke." vorsichtig legt er die Schienen an den Arm, und umwickelt sie mit dem Schilf. Dabei entging ihm das Gespräch zwischen Okina und Argon natürlich nicht.
    ´Ob die beiden wohl zusammen sind?´ überlegte er.


    Die Frage nach seinen Kenntnissen überraschte ihn. "Ich habe mit der Zeit gelernt was ich wie behandeln kann. Ich bin jetzt schon länger auf Reisen und habe mir bei den verschiedenen Völkern so manches abgeschaut... Und erschreckt habt Ihr mich nur, als Ihr so plötzlich von Himmel gefallen seid. Ich muss gestehen, bisher noch keinem Tua´tanai begegnet bin der Fliegen konnte. Deswegen würde ich empfehlen in nächster Zeit das Verwandeln zu unterlassen..." es war ihm unangenehm dies anzusprechen, doch notwendig war es wenn der Bruch schnell und gut verheilen sollte.
    Er schaute sich sein Werk noch mal an "Drückt es irgendwo? Jetzt kann ich es noch ändern. Wenn sich das ganze verschiebt solltet Ihr einen Heiler aufsuchen, oder sonst jemanden der die Schiene neu anlegen kann. In ungefähr vier bis fünf Wochen dürft Ihr sie abnehmen. Wie es dann aber mit Fliegen aussieht, müsst ihr selber wissen. Auch da kenne ich mich nicht aus." er setzte sich wieder etwas von ihr weg.

  • „Nein, es drückt nirgends.“ , murmelte Okina, immer noch völlig über den Absturz erschrocken. Ob sie sich Lelios Empfehlung annahm, wusste sie nicht. Es ist doch herrlich durch die Lüfte zu gleiten. Aber vielleicht hatte er recht. Immerhin würde der Bruch schneller heilen, wenn sie sich schone.
    „Komisch. Argon und ich sind auch schon seit langer Zeit gemeinsam unterwegs, doch haben wir kaum Kenntnisse über Verletzungen und deren Heilung erworben. Mag es vielleicht daran liegen, dass wir allein reisten und kaum ein anderes Lebewesen trafen? Ach wie dem auch sei. Ich denke mit dem Verband mag es gehen. Ich danke Euch, Lelio.“ Sie warf ihm einen freundlichen und dankbaren Blick zu. An Argon gewandt: "Du siehst doch was mit meinem Flügel...ähm...Arm los ist", knurrte sie "und daran bist Du Schuld!" Sie drehte sich um und schmollte. "Ich dachte, du seist nur mal kurz weg und nicht allein auf Reisen."
    Nun sah Okina sich um. Sie suchte nach etwas Essbarem. Ob es hier in der näheren Umgebung ein paar Beerensträucher gab oder gar Bäume mit schmackhaften Früchten?
    Da, ein kleiner Busch mit blauen Beeren...

  • Argon war sichtlich über Okina irretiert. Ich... schuld. Ja... na... ich wäre doch wieder gekommen. Das bin ich doch immer. Er lächelte ihr entgegen in der Hoffnung so ihre Stimmung etwas heben zu können. Außerdem sonst hätten wir nie Lelio kennen gelernt. Er st zum Teil in Cath'Shyrr. Argon hatte auf seinen Reisen schon einges über Cath'shyrr gehört, aber noch nie einen gesehen. Er war gespannt mehr über Lelio und die Cath'shyrr zu erfahren. Er hoffte das es Okina ähnlich gehen würde und sie ihm schnell wieder verzeihen könnte. Okina hat unter mehr Tua'Tanais gelebt als ich. Sie kann dir sicherlich allerlei mehr über unser Volk berichten als ich. Dabei sah er in Rintung Lelios und sprach wie inzwischen gewohnt mit den wölfischen Lauten weiter, mit denen sie sich zuvor unterhalten hatten.

  • „Ein Cath’shyrr“, murmelte Okina unverständlich vor sich hin und lies von dem Busch mit den blauen Beeren ab. Sie drehte sich um und sah Argon an. Erstaunlich ruhig sagte sie: „Die anderen Male hattest du erwähnt, dass du wieder kommst.“ Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und setzte sich an die Stelle, wo sie vorher saß. Sie betrachtete ihren verbundenen Arm. Mensch, Okina! Ermahnte sie sich selbst in Gedanken. Es wird Zeit, dass du deine Eifersucht in den Griff kriegst. Argon ist nicht dein Partner, sondern dein Wegbegleiter und so soll es auch bleiben!
    An Lelio gewandt: „Ihr seid auch auf Reisen? Was ist Euer Ziel? Oh, verzeiht, wenn ich so neugierig bin.“ Okina gibt sich interessiert und hofft, dass Lelio über die Szene, die sie Argon gemacht hat, hinweg sieht. Ja, es wird wohl das Bete sein, gar nicht mehr an die dumme Auseinandersetzung von eben zu denken. Lieber möchte ich etwas über den netten Cath’shyrr erfahren.

  • Der Abend war noch durchaus warm und die Kuppel über Brennan hatte einen goldenen Schimmer. Es war ein guter Tag gewesen. Der Händler hatte ein gutes Geschäft abgeschlossen, Sicil hatte den ganzen Tag geschlafen und Ta'shara hatte noch einige eigene Dinge zu erklären.
    So konnte Brennan sich den ganzen Abend lang Zeit für sich selbst nehmen - und was er an einem solchen Abend machte, stand ganz außer Frage. Er würde den Palast der Nacht aufsuchen, beten und auf eine weitere Begegnung mit seiner Göttin hoffen.


    Doch es war noch zu hell und der Park lud immer zu einem kleineren Umweg ein. Hier gab es die schönsten, freilebenden Vögel in Nir'alenar und der Mondenteich vermittelte eine Ruhe, die einem beim Gebet später sehr von Nutzen war.
    Brennan mochte den Park und ging schnellen Schrittes die Straße in Richtung Park entlang. Seine Gedanken waren irgendwo - weit weg und nicht beim hier und jetzt.

  • Amelies Laune befand sich an diesem Abend auf dem Nullpunkt. Eigentlich war ihr ein Auftritt in einer prachtvollen Villa des Adelsviertels an diesem Abend zugesichert worden - doch leider kam ihr eine andere Tänzerin zuvor. Wie konnte sie es wagen, ihr einfach so eine Gelegenheit vor der Nase wegzuschnappen? Doch noch viel mehr empörte es die Nymphe, dass sich die Besitzer der Villa auch noch auf die dumme Gans einließen.


    Sie saß am Ufer des Mondenteichs und überlegte krampfhaft, wie sie sich von diesem Ärgernis ablenken konnte. Doch ihr fiel nichts besseres ein als aufzustehen und wütend durch den Park zu stapfen. Die Haarnadeln, mit denen sie sich heute mühevoll frisiert hatte, hatte sie längst wieder entfernt - und so wippten ihre schokobraunen Locken widerspenstig bei jedem Schritt, den sie tat. Amelie hatte kurzer Hand beschlossen, sich irgendein Gasthaus auszusuchen. Vielleicht wusste man sie dort zu schätzen. Und vielleicht konnte sie sich dort auch wieder einigermaßen beruhigen.


    In Gedanken verfluchte und beschimpfte sie diese andere Tänzerin und nahm kaum wahr, was um sie herum passierte.

  • Brennans Augenmerk wurde auf ein junges Pärchen gelenkt, das turtelnd den Park betrat und er grinste. Ja, wer hätte an solch einem Tag nicht selbst gerne ein hübsches Mädchen im Arm. Würde sie ein wenig um den See herumführen, in der Dämmerung heiße Liebesschwüre austauschen und mit ansteigender Dunkelheit auch immer mutiger werden.


    Den Hals gereckt und den Blick noch auf das Paar gelenkt, nahm Brennan nur schemenhaft einen Schatten schräg neben sich wahr. Und das auch noch einen Augenblick zu spät. Schon stieß er mit jenem "Schatten" kräftig zusammen. Brennan bekam einen Ellbogen zwischen die Rippen und die Luft wurde ihm vor Schreck kurz aus den Lungen gepresst.


    Als er den Kopf nach dem Wesen drehte, mit dem er so eben zusammen gekracht war, nahm er einen dunklen Lockenschopf war, dessen Besitzer ein wenig kleiner und zierlicher gebaut war als Brennan. Eine junge Frau. Der Shirashai-Jünger grinste abermals und legte seinen ganzen Charm in die dunkle Stimme.
    "Oh, entschuldigt, Teuerste, ich hätte meine Augen wohl nach vorne richten sollen, anstatt in der Weltgeschichte umher zu schauen. Ich hoffe, ihr habt euch nicht verletzt?" Gespannt wartete er darauf, welch hübsches Gesicht ihn wohl anblicken würde.

  • Unachtsam bewegte Amelie sich immer schneller. Fast schon hatte sie das Ende des Parks erreicht. Den Mann, der ihr entgegen kam, nahm sie erst wahr, nachdem sie mit der Schulter hart gegen ihn gestoßen war. Dies machte die ohnehin schon ungehaltene Amelie nun noch wütender. Konnte er nicht aufpassen, wo er hinlief?


    Sie griff sich an die schmerzende Schulter, als sie endlich stehen blieb. Amelie, die mit dem Rücken zu dem Fremden stand, verdrehte die Augen. Bildete der Kerl sich etwa tatsächlich ein, mit seiner Entschuldigung wäre es getan? Davon hörte ihre Schulter schließlich nicht auf zu schmerzen. Aber diese Stimme ... Wieso um alles in der Welt kam ihr diese Stimme so bekannt vor?


    Nun ließ es sich die Nymphe doch nicht nehmen, sich umzudrehen und dem Kerl ins Gesicht zu blicken, der sie fasst umgerannt hätte. Jedoch nicht, ohne zuerst ein bisschen Dampf abzulassen. "Wie wäre es, wenn Ihr das nächste Mal einfach aufpasst, wo Ihr hin trampelt?", zischte sie ihn wütend an.

  • "Hola, da ist aber jemand äußerst heißblütig." Brennan lachte und sprach die Worte, die ihm durch den Kopf schoßen laut aus. Tatsächlich war er durch soetwas nicht zu betrüben. Wenn sein Gegenüber einen schlechten Tag hatte, während seiner gut gelaufen war - war es dann nicht nur fair, das er etwas von dem Frust abbekam?


    Dann jedoch sah der Händler, zu wem der Lockenkopf gehörte und für einen kurzen Augenblick verschlug es ihm die Sprache. Es dauerte nur einen Lidschlag, bis er sich wieder fing und sofort neigte er höflich den Kopf zur Seite und sah Amelie an.


    "Ihr seid es. Oh Teuerste, glaubt mir, dann bereue ich meine Unaufmerksamkeit noch viel mehr." Er war wieder zur förmlichenund weitaus kühleren Ansprache gewechselt, doch seine Augen strahlten warme Freude aus. "Allerdings hoffe ich, dass mein Anrempler nicht der Grund für euren.. nun.." Der Händler strich sich über das Kinn und vermied noch Amelie direkt in die Augen zu sehen. ".. geradezu imensen Zorn war."

  • Auf sein nächstes Kommentar hatte Amelie natürlich auch schon die passende Antwort parat. Sie sah ihn an, öffnete den Mund ... und die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie erkannte, wer da vor ihr stand. Ungläubig wanderte ihr Blick zur Seite, nur um sich gleich wieder auf Brennan zu richten. Konnte das sein?


    Amelie vergaß, dass sie eigentlich wütend auf ihn sein wollte. Während sie auf ihrer Unterlippe kaute überlegte sie, was sie von Brennans plötzlichem Auftauchen halten sollte. Gerade hatte sie sich einigermaßen damit abgefunden, dass es vor einer Woche so dumm gelaufen war und nun stand er leibhaftig wieder vor ihr. Meinte es das Schicksal vielleicht doch noch gut mit ihr? Diesen Gedanken schob sie allerdings vorsichtshalber ganz weit nach hinten. Sicher hatte er in der Zwischenzeit keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet.


    "Ich ... hatte einen schlechten Tag", erwiderte sie lediglich, während sie feststellen musste, dass Brennan es ganz offensichtlich vermeiden wollte, in ihre Augen zu blicken. "Was - was macht Ihr hier?" Kaum hatte sie diese Frage ausgesprochen, fiel ihr auf, wie unsinnig diese doch war. Was sollte jemand schon in einem Park machen?

  • Der Mann mit den dunklen Augen schmunzelte. "Einen schlechten Tag, soso. Dann ist es normalerweise nicht eure Art, wildfremde Personen auf offener Straße anzumaulen?" Er zwinkerte ihr kurz zu und strich sich über das Kinn, welches heute glatt rasiert war und nur von einem kurzen Bärtchen geziert wurd.


    "Ich? Nun, ich gehe nur ein wenig spazieren." Brennan deutete auf den Park und zuckte mit den Schultern. "Bei Dämmerung ist es hier am ruhigsten und erholsamsten." Wieder lächelte er.
    "Und ihr? Solltet ihr euch nicht schon in der Muschel auf euren nächsten Tanz vorbereiten? Oder habt ihr heute einen freien Tag?"

  • "Nein - normalerweise ist es nicht meine Art", gab Amelie energisch zurück. Auch wenn sie auf Brennan nun nicht mehr wütend war, regte sie sich dennoch über den Vorfall an diesem Tag auf. Jedoch wollte sie sich diesen Moment nicht durch schlechte Laune verderben lassen. "Ach was soll`s. Diese dumme Gans wird schon sehen, was sie davon hat", murmelte sie vor sich hin. Amelie kannte diese Person. Das war nicht das erste Mal, dass sie versucht hatte, ihr einen Auftritt wegzuschnappen. Aber es war das letzte Mal. Dafür würde sie schon sorgen. Wenn sie auch noch nicht wusste, wie.


    Amelie sah hinüber zum Mondenteich. Er lag so friedlich da, während das Licht, das immer schwächer durch die Kuppel drang, sich in den leichten Wellen widerspiegelte. Doch als Brennan sie nach der Muschel fragte, richtete sie ihre braunen Augen wieder auf ihn. "Ich arbeite nicht mehr in der Muschel - und auf einen Tanz brauche ich mich heute Abend auch nicht vorzubereiten." Bei ihren letzten Worten verfinsterte sich Amelies Gesicht für einen kurzen Moment. Sicher war Brennan in der Lage, Amelies Stimmung wieder zu heben. "Hättet Ihr etwas dagegen, wenn ich Euch bei Eurem Spaziergang Gesellschaft leiste?"

  • "Dumme Gans?" Brennan schaute skeptisch, als er meinte diese Worte von Amelie vernommen zu haben, ging aber nicht weiter darauf ein. Offensichtlich hatte jemand Amelies Laune vermiest und Brennan legte es nicht darauf an, die Erinnerung an diese Person weiter in Amelie hervorzubeschwören.


    Das übliche, charmante Lächeln des Händlers glitt über seine Lippen, während er mit den Schultern zuckte.
    "Mich begleiten? Nun, ich habe nichts dagegen - kommt." Brennan legte seine Hand sanft auf Amelies Rücken und schob sie in Richtung See. Grüne Wiesen und hohe Bäume säumten den Weg und die Vogel sangen ihr letztes Abendlied.
    Schnell hatte Brennans Hand Amelies Rücken wieder verlassen, wie als stumme Erinnerung an sein versprechen vom letzten Mal.


    "Ihr arbeitet nicht mehr in der Muscheln?" Begann er wieder das Gespräch. "Das verwundert mich. Ich dachte, jemand mit eurem Hüftschwung könnte dort ein kleines Vermögen machen."

  • Amelie war froh, dass sie ihn begleiten durfte und lächelte ihn an. Um ihre Konkurentin würde sie sich ein anderes Mal kümmern. Die Nymphe wusste, wo sie diese finden konnte. Während sie sich langsam in Bewegung setzten, spürte Amelie seine zarte Berührung und lächelte zufrieden. Um so verwunderter war sie, als Brennnan sich dann doch entschied, sie lieber nicht anzufassen. Amelie hatte eine vage Vorstellung, warum.


    Doch dann lenkte er das Thema wieder auf die Muschel. "Ich denke, die kommen dort auch ganz gut ohne mich aus", erklärte sie - und mit einem Augenzwinkern fügte sie noch hinzu: "Und mit meinem Hüftschwung habe ich in dieser Woche auch genug verdient." Außer an diesem Abend, schoss es ihr in den Kopf.


    Doch diesen trüben Gedanken wischte sie sofort wieder weg und erklärte Brennan gespielt nachdenklich: "Ich glaube - Versprechen verfallen mit der Zeit." Durchaus rechnete sie es Brennan hoch an, dass er sich scheinbar immer noch an sein Versprechen halten wollte. Jedoch hatte sie in diesem Moment nichts dagegen, wenn er seinen Arm um sie legte. Ein aufforderndes Lächeln zeigte sich in ihrem Gesicht.

  • Brennan schmunzelte.
    "Oh, jemand wie ihr es seid, wird bestimmt in einem solchen Etablissement vermisst. Andererseits.." Verschwörerisch sah er sie an. "Ein wenig zu schade seit ihr dann doch tatsächlich für den Laden."


    Er lachte und ging weiter. Auf Amelie "Aufforderung" reagierte er nicht weiter. Die Arme hatte er lose hinter dem Rücken verschränkt.
    Während sie ruhig nebeneinander hergingen, schritt die Dämmerung voran und die ersten Lichtmuscheln erstrahlten ihr Licht im Park. Brennan blieb stehen und sah auf den Mondsee. Noch reflektierte er seine Umgebung, doch bald schon würden die hellen Lichtpunkte das einzige sein, was sich in seinem Wasser spiegelte.


    "Ich genieße solch ruhige Abend." Sprach Brennan plötzlich weiter. "Versteht mich nicht falsch, auch einem Abend in einem guten Gasthaus bin ich nicht abgeneigt, aber das Einsetzen der Nacht zu beobachten ist doch etwas wunderbares, findet ihr nicht? Die Hektik des Tages wird abgestreift, die Natur macht sich daran, friedlich den Tag zu Ende gehen zu lassen. Wer könnte die Nacht da nicht lieben?"

  • Dass Brennan ihrer Aufforderung keine weitere Beachtung schenkte, nahm sie ihm nicht übel. Ruhig ging sie neben ihm her während er sprach. Auch Amelie konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen. "Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich geritten hat, als ich der Meinung war, unbedingt in einem Bordell tanzen zu wollen, wo ich doch am liebsten in gehobeneren Kreisen auftrete." Zwar kam es nicht oft vor, dass sich ihr die Chance bot, einen Auftritt bei der höheren Gesellschaft zu ergattern, aber tief in ihrem Inneren wusste die Nymphe, dass sie für höheres bestimmt war.


    Als sie am späten Nachmittag den Park betreten hatte, waren noch einige Leute dort unterwegs. Doch langsam wurde es immer ruhiger.
    Die Vögel zwitscherten nicht mehr und der Lärm der Stadt drang nur noch leise an ihre Ohren. Es war eine Zeit, in der sich Gasthäuser füllten und Orte wie der Park einsam und schweigend in der Dunkelheit verharrten und darauf warteten, dass endlich das Licht der Sonne wieder die Kuppel durchdrang. Unter anderen Umständen wäre Amelie um diese Zeit nicht mehr hier gewesen. Wenn es draußen dunkel wurde, fühlte sie sich in Gaststätten am wohlsten. Und wenn sie an einem Abend keinen Auftritt hatte, machte sie es sich zuhause gemütlich. Doch nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, in der Dämmerung im Park umher zu spazieren. "Ja. Die Nacht hat schon etwas ganz besonderes", das musste Amelie zugeben. "Doch birgt die Dunkelheit der Nacht auch Einsamkeit und Kälte." Das war wohl auch der Grund, warum sie die Nächte am liebsten in Gesellschaft verbrachte.

  • Wieviele Wesen dachten so wie Amelie? Wieviele von ihnen fanden die Nacht kalt, einsam, ja, sogar erdrückend? Doch Brennan lächelte still. War für ihn die Nacht doch soviel mehr.


    "Einsamkeit und Kälte? Kalt und alleine ist es in der Nacht nur, wenn man niemanden hat, der sie mit einem teilt. Und dann kann selbst am Tage die Kühle ins Herz steigen." Der Händler zeigte auf eine Bank, die in der Nähe des Sees stand und blieb stehen. "Was haltet ihr davon, wenn ich euch zeige, dass die Nacht nicht gleichbedeutend mit Einsamkeit ist und wir ihren Beginn gemeinsam leben? Setzen wir uns."


    Brennan war mit wenigen Schritten an der Sitzgelegenheit, nahm den Lederhandschuh, den er im Gürtel stecken hatte und wischte mit ihm über das Holz. Als er die Sitzfläche für sauber genug empfand, bot er Amelie den Platz an.
    Er selbst setzte sich neben die hübsche Tänzerin un lehnte sich zurück.


    "Tatsächlich glaube ich auch nicht, dass ihr in ein solches Geschäft gehört. Sind wir doch mal ehrlich - die Leute, die in die Muschel gehen, wollen nackte Haut sehen. Es ist ihnen egal, ob ein Tanz dabei kunstvoll ist oder ob sich der Tanzende einfach nur die Kleider vom Leibe reisst." Brennan lachte.
    "Nein, euer Tanz sollte da doch schon andere Augen erfreuen. Ich kenne ein paar Adelsleute.. vielleicht sollte ich euch dort einmal vorstellen." Sprach er weiter und verdrehte im gleichen Moment unbemerkt von Amelie die Augen. Jetzt dachte sie wohl, das wäre nur ein Angebot um ihr zu schmeicheln..

  • Amelie sah ihn an und nickte. Wie oft spürte sie auch am Tag die Einsamkeit. Allerdings passierte tagsüber soviel, dass sie dies einfach verbannen konnte. Darin war sie geübt. Im Verdrängen. Und dass Brennan die Nacht so sehr liebte, wunderte die Nymphe nicht weiter, konnte sie sich doch nur allzugut an das Gespräch in der Muschel erinnern. Und was könnte ihr in diesem Moment besser gefallen, als den Beginn der Nacht zusammen mit Brennan zu erleben. So kam sie seiner Aufforderung nach und nahm auf der Bank Platz.


    Die dunkelbraunen Locken, die bis zu ihren Hüften reichten, schimmerten leicht im schwachen Licht, während sie seinen Worten lauschte. Irgendwie konnte sie immer noch nicht verstehen, dass ein Mann wie Brennan in die Muschel ging. Er hielt ganz offensichtlich nicht viel von den Männern dort. Er ist eben auch nur ein Mann, überlegte sie Ein Mann mit Stil zwar und Anstand aber eben ein Mann... "Adelsleute?" Dieses Wort riss Amelie jäh aus ihren Gedanken. "Mir war schon immer bewusst, dass mein Tanz und ich für mehr bestimmt sind, als lediglich in einfachen Gasthäusern zu tanzen," erklärte sie Brennan etwas hochmütig. Doch wusste sie aus Erfahrung, dass es recht schwierig war, als Tänzerin, noch dazu als Nymphe einen Auftritt beim Adel zu verschaffen. Sogleich kam ihr auch wieder ihre Konkurrentin in den Sinn. "Kira würde platzen vor Neid", grinste sie Brennan an. Dabei fiel ihr ein, dass er sich wohl in diesem Moment nicht denken konnte, wovon sie redete. Doch darum kümmerte sie sich nicht weiter und fuhr fort: "Ich wäre Euch wirklich sehr dankbar, wenn ihr mich diesen Adelsleuten vorstellen würdet."

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