[Abenteuer] Der Fluch von Miriador

  • Die Sylphe blickte den Meereselfen mit großen Augen an und nickte überrascht. "Ich danke Euch sehr. Und ja, das stimmt. Die Freiheit des Windes ist mir lieber als der harte Erdboden." Ji'Sai richtete sich etwas unbeholfen auf und öffnete ein wenig die schimmernden Flügel damit Mallalai sie sehen konnte, blieb dann neben dem Meereselfen hocken. Sie lächelte zart und ihre Augen nahmen die Farbe schimmernden Blaus an. Türkis und Dunkelblau vermischten sich und leuchteten ihm entgegen.


    Naylia war in der Zwischenzeit näher heran geflogen und betrachtete den Meereselfen nun neugierig. Oder genauer gesagt, sie betrachtete den klappernden Schmuck in dessen Haaren. Und so schnell dass Mallalai es nicht hätte verhindern können, saß die kleine Windfee auf seinem Kopf und zog an einer Koralle. "Was hast du denn da?", lachte sie ihm entgegen, ließ dabei nicht von seinem Haar ab.

  • Flügel entfalteten sich vor seinen Augen und Mallalai begriff, dass jene zarten Gebilde sie wahrscheinlich zu tragen vermochten. Sein Blau blickte ihm aus ihren Augen entgegen. Konnte er nachempfinden wie es war auf dem Wind zu gleiten?
    Das Innerste musste vor Freude jubeln, wie ein Sprung aus dem Meer hinein in die Leere, wenn die Zeit still zu stehen scheint, wenn man den Atem anhält, bevor der Schwung den Körper weiterträgt und man endlich die kalten die Winde spürt. Höher hinauf zu schrauben ohne das Folgen des schweren Falls, den Sternen näher zu kommen als er sich vorstellen konnte, den Augen hinauf folgen.
    Die Sehnsucht schrieb sich in Mallalais Augen, ohne dass er es verhindern konnte, denn hier an Land fühlte er den Druck seines Körpers um vieles mehr als es im Wasser jemals der Fall sein könnte. Wehmut griff nach ihm, egal wie sehr er sich sträubte, doch bevor er bitten konnte, ob sie ihm die Worte des Beschreibens schenken wollte, wie es war, kribbelte es auf seinem Kopf und aller Zauber seiner Gedanken war verflogen. Gut so. Wie hatte er dem nachgeben können, unter all den Fremden, all den Trockenen, die nur Unbehagen ihm gegenüber fühlten? Er nahm Abstand von dem Windwesen.


    Einem Fischchen gleich, welches an ihm knabberte und zupfte, saß dort die kleine Gestalt, die er zuvor nur flüchtig bemerkt hatte, und lachte. Kein so ungewöhnliches Gefühl, doch Misstrauen all dem gegenüber, was ihm hier begegnete, ließ ihn vielmehr erstarren, selbst wenn es glockenhell klang.
    "Es ist kein Spiel, Windfee", meinte er rau. "Die Höflichkeit gebietet es auch dir, zu fragen, bevor man berührt, was ein anderer seine eigenen Schätze nennt."
    Vielleicht war er bereit ihr sogar eines der Meeresdinge zu schenken, denn ihre freche Art imponierte ihm, jenem, der nur schwer so leicht aus sich herauszugehen wusste. Sie war gleich den spielenden Kindern in Kina'mallei, die fröhlich um die Häuser jagten, laut rufend den Tag begrüßend umherschwammen, neugierig alles anstarrten, was ihnen neu war.

  • Ji verfolgte wie Mallalai zu träumen begann. In seinen Augen schien sich plötzlich und unerwartet Trauer zu spiegeln und ohne zu wissen warum, bekam die Sylphe Mitleid mit dem Meereswesen. Aus einem verborgenen Grund empfand sie das Bedürfnis ihn zu trösten. Hatte es etwas mit der Menschenfrau zu tun? Oder mit dem, was Ji gesagt hatte? Doch bevor sie etwas sagen oder tun konnte, wurde beider Aufmerksamkeit auf die Windfee gerichtet. Das Zurückweichen Mallalais führte Ji'Sai auf Naylia zurück und wieder einmal schämte sie sich für ihre Begleiterin. Doch als der Meereself sie rügte, unterdrückte Ji nur mühsam ein Lächeln. Innerhalb kürzester Zeit bekam Naylia nun zum zweiten Mal zu spüren, was es für unangenehme Folgen haben könnte jemanden zu ärgern.


    Die Windfee ließ nach seinen harten Worten von Mallalais Haarschmuck ab und flog in sein Blickfeld. Die Unterlippe weit nach vorne geschoben, musterte sie ihn aus den klaren Augen. Sie kam noch ein wenig näher und piekste ihn in die Nase. Einem trotzigen Kind gleich schaute sie ihm entgegen. Aus misstrauischen Augen schienen plötzlich dunkle Rottöne ihre Wut zu beschreiben und auch ihre Haare schienen feuerrot zu leuchten. Aber so schnell sie wütend geworden war, so schnell änderte sich ihre Stimmung wieder. Die Neugierde siegte anscheinend über den Trotz. Und so verblassten Augen- und Haarfarbe bis lediglich ein zartes Orange übrig blieb. Aber dennoch fragte sie nicht, so wie Mallalai es verlangt hatte. Ihr Stolz war einfach zu groß. Naylia starrte ihn nur weiter an, sah abwechselnd von seinen Augen zu dem Schmuck in seinem Haar und wieder zurück.


    Ji'Sai wusste, dass Naylia ihn sich zu gerne weiter angesehen hätte. Aber sie wusste ebenso, dass sie Mallalai nie fragen würde. "Es tut mir leid", entschuldigte sie sich bei dem Meereselfen. "Manchmal weiß sie sich wirklich nicht zu benehmen." Sachte schüttelte sie den Kopf, ihre Haare wogen dabei wie in einer leichten Brise - obwohl kein Wind wehte. Dann erhob sie sich langsam - sie konnte nicht länger hocken - und stellte sich vor: "Mein Name ist übrigens Ji. Und das ist Naylia." Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die Windfee, die jedoch nicht reagierte. Mit einem kurzen Blick zu dem Gnom, fügte dann leiser hinzu: "Seinen Namen kenne ich noch nicht, aber er wollte sich offensichtlich mit Euch unterhalten." Ji lachte leise und offen.

  • Lenardos hatte die Situation mit einem verhaltenen Grinsen verfolgt und mußte sich bei dem Verhalten der Fee nun wirklich kräftig das Lachen verkneifen.


    "Ihr seid herzallerliebst beste Naylia. Ich bin froh jemanden wie euch getroffen zu haben. Ich hoffe die Dame hat Erfolg bei der Suche nach meinen Augegläsern. Tja, es gibt soviele Dinge zu sehen in Nir'Alenar, der legendären Stadt, zum Beispiel möchte ich die alten Gebäude sehen, und Eleria Anuriels Turm. Am liebsten würde ich mit Dame Anuriel selbst sprechen. Hach, es gibt doch gewiss ein Viertel der Gelehrten und Bibliotheken, oder? Und ihr, Meereself. Es stört mich euch bei eurer Rasse ansprechen zu müssen, Könnt ihr mir euren Namen verraten, oder wenigstens euren Rang, so ihr einen habt, dann könnte ich wenigstens ein wenig persönlicher sein. Die Welt unter dem Meeresspiegel würde mich auch interessieren, aber die Götter haben mich nicht mit Kiemen gesegnet, deshalb wird mir das wohl vergönnt bleiben."


    Der Gnom machte ein niedergeschlagenes Gesicht, welches aber nur kurz erschien, dann strahlte er die Personen wieder an.
    Die Leute hatten genug gesehen, die Menschen und anderen Rassen gingen größtenteils wieder ihren Arbeiten nach und nur die Kinder zeigten noch reges interesse an der kleinen Gruppe an dem Brunnen.

  • Mallalai ließ es ergeben über sich ergehen, denn gegen den Wind kam die stärkste Welle nicht an, sie müsste sich in ihre Tropfen teilen, um hindurchzudringen, was nicht in seinen Möglichkeiten lag. Keinem widerspenstigen Kind wollte er Beachtung schenken, um es gar noch zu ermuntern; so blieb sie Wind wie Luft für ihn, selbst als sie es voller Übermut wagte, ihn in die Nase zu zwicken, sein Blick sah weder den Wandel ihrer Miene, noch den ihrer Haare. Dabei würde es bleiben, bis ihre Höflichkeit der seinen entsprach. Dieser Eindruck verstärkte sich durch die verzeihenden Worte ihrer Begleiterin, welche Mallalai an eine Mutter mit ihrem unfolgsamen Kind erinnerten. Natürlich war der Vergleich nicht zutreffend, dies wusste auch der Mira'Tanar, der die Wasserfeen kannte.
    Seine Hand hob sich in die Höhe, um die Brise, die ihr Haar fliegen ließ, zu spüren, doch kein Wind berührte seine Handfläche. Die Luft stand still. Welch ein Wesen vermochte den Wind zu seinem eigen zu machen?


    "Schatten und süßes Wasser, Ji", antwortete er mit verwunderter Tonart. Wäre es nur so, dass auch er das Meer mit sich führen könnte, wo er sich bewegte, ein verzweifelter Wunsch, während er tiefer lauschte, in den Brunnen hinter ihm, Steine sicher in seinem Rücken ... ich bin da rief das Wasser ihm zu, welches auf seine Sinne beruhigend wirkte. So konnte Mallalai nicht verhindern, dass seine Hand über die langsam trocknende, schuppige Haut fuhr, sein Gesicht gehetzt wirken musste. Ablenkung war von Nöten wollte er nicht aufspringen, um einzutauchen in das lockende Nass ...


    ... doch in diesem Moment sprach der kleine Mann, in Sätzen wie Wasserfälle, so dass Mallalai kaum zu folgen wusste. So konzentrierte er sich auf dessen Lippen, in der Hoffnung die Formung der Worte könne ihm helfen zu verstehen, was seine Ohren nicht vermochten aufzunehmen. So entschied er sich einfach Ji zu antworten, die sich vorgestellt hatte. Vielleicht stellte es auch den kleinen Mann zufrieden.


    "Man ruft ihn Mallalai", erklärte er seinen Namen leise, wollte kaum mehr sagen, um es ihm nicht gleich zu tun. Seine Kehle schluckte unwillig.

  • Kyria kehrte nach einigen Minuten zurück und verzog das Gesicht bei dem Bild das sich ihr bot. Der Meereself war immer noch da. Der alte Mann stand bei ihm. Vielleicht hätte sie vorhin doch etwas gegen ihn unternehmen sollen. Doch sie hatte auch keine Lust mit der Stadtwache Bekannschaft zu machen. Langsam kam sie näher, die Arme vor der Brust verschränkt.
    "Ich weiß jetzt wo wir einen Glasschleifer finden," sagte sie kühl mit einem Blick auf das Meereswesen.
    Dabei sah sie die Flügel von Ji und ein erstaunter Ausdruck machte sich in ihren Zügen breit. Sie war schon viel herumgekommen, doch hatte sie es nie geschafft eine aus diesem Volk zu sehen.

  • Ein wenig amüsiert beobachtete Ji'Sai wie Mallalai die Hand hob und den Wind zu spüren versuchte. Offenbar hatte er noch nie jemanden ihres Volkes getroffen. Was kein Wunder war. Zwischen ihnen lagen Welten - sie würde nie in die seine gelangen, ebenso wie ihm die ihre versagt blieb - und auch die Sylphe war bisher nur wenigen Meereselfen begegnet.


    Als der Gnom zu sprechen begann, lauschte sie ihm aufmerksam. Obwohl Ashti'viana ihr weitaus lieber war, konnte sie ihm gut folgen. Doch das, was er beschrieb, kannte Ji selber nicht. Nir'Alenar war ihr wahrscheinlich ebenso unbekannt wie dem kleinen Mann. Aber es war auch nicht an ihr zu antworten. Schließlich waren seine Worte an den Meereselfen gerichtet, der, wie sie nun feststellte, einigermaßen verwirrt aussah. Hatte er überhaupt etwas verstanden? Als er jedoch antwortete zerstoben ihre Zweifel. Mallalai. Es erinnerte Ji an die sachten Wellen die ans Ufer gespült wurden, nur um sogleich wieder zurückgezogen zu werden.


    Erschrocken sah Ji'Sai, dass die Menschenfrau zurückkehrte. Hoffentlich würde der Wind ihre Gemüter nicht erneut aufbrausen, dachte sie. Aber anscheinend hatte die Frau eine Lösung für das Problem des Gnoms gefunden. Ji fragte sich, was sie nun tun sollte. Sich ihm anschließen? Zumindest für eine kurze Zeit? Seine Worte hatten sie neugierig gestimmt.


    Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie den überraschten Ausdruck auf dem Gesicht der Frau sah. Die Sylphe bewegte ein wenig ihre Flügel, die nun das Licht einfingen und bunt schimmerten. Sie erinnerten an ihre Augen, die ebenso alle Farben zu besitzen schienen. Dabei grinste Ji die Frau an. Es gefiel ihr, wenn sie andere beeindrucken konnte.

  • "Oh, das ist sehr warmherzig und Herzallerliebst von euch meine Gute!"


    Lenardos sah grob in Kyrias Richtung und lächelte, zumindest hoffte er dass er Kyria anlächelte, denn sein Blick begann sich schon nach mehreren Metern zu trüben


    "Dann würde ich vorschlagen, wir machen uns auf, ihr seid eine so illustre Gesellschaft, dass ich als Neuankömmling auf dieser 'Insel' ", er sagte Insel mit einer belustigten Färbung der Stimme, "nicht eure Bekanntschaft und Kameradschaft missen möchte. Würdet ihr mir die Ehre erweisen, ihr den man Mallalai ruft und ihr beiden Ji'Sai und Nalyia und natürlich auch ihr, die ihr mir doch diesen Vorzüglichen Dienst erwiesen habt einen Glasschleifer zu finden, nun sagt mir noch, wo müssen wir hin und wie heißt der Mensch der dies Handwerk ausübt?"


    Er sah wieder in Richtung Kyria während er die Hand zu Mallalai ausstreckte um ihn zu der Grupe einzuladen.

  • Mallalai erzitterte sichtlich. Sein Blick huschte unruhig hin und her. Die Brise brachte schließlich die fremden Gerüche der Stadt mit sich, unbeweglich und still stand der Mira'Tanar, und starrte zu den Lichtern, die seine neue Zukunft bedeuten mochten. Und er war unschlüssig hervor zu treten, hatte nicht damit gerechnet, schnappte trotz Lungen nach Luft. Mallalai mochte kaum seine scharfen Sinne dafür öffnen, das Meeresrauschen zu verdrängen, welches gegen ihn brandete. Seine Eingeweide drohten ihn schmerzend zusammen zu krümmen, wenn er dem nachgab ... was sein Wunsch war, was sein Wille gebot. Eine Ehre erweisen ... konnte er es ausschlagen? Was hatte er mit den Trockenen zu schaffen?


    Er sprach ausdruckslos:"Auch jener ist ein Neuankömmling, nicht vertraut mit der Stadt, kaum im Stande Euch zu leiten." Selbst in seinen Ohren erbärmlich armselig. "Doch wenn es Euer Wunsch ist ..." Er war der letzte Mira'Tanar, der noch hier verweilte ... sie hatten ihn nicht gerufen, anscheinend ungewillt sich in sein Gespräch einzumischen. Panik erfasste ihn wieder ... so wechselhaft wie Ebbe und Flut ... seine Kiemen flatterten. Er atmete tief ein und aus, seine Hände ballten sich zu Fäusten, öffneten sich, schlossen sich ... "Aye, habt Dank für Eure Einladung."


    Doch wollte Mallalai das Positive darin sehen, auf unerwartete Weise konnte auch er die Stadt kennenlernen. Ein schneller Seitenblick zu Ji, in der Hoffnung, dass ihre Brise ihn begleiten würde, wenn er schon nicht den mächtigen Wind, der über dem Meer wehte, spüren konnte.

  • Naylia kam sogleich angeflogen und ließ sich auf Ji'Sais Schulter nieder. Leise verkündigte sie ihren Unmut den Gnom zu begleiten. Ihr war anscheinend die Lust an einem Abenteuer vergangen.
    Ji jedoch war tatsächlich sehr neugierig geworden. Und sie mochte den Gnom irgendwie und deswegen entschied sie einfach ihn zu begleiten. Wenn es ihr langweilig werden würde, konnte sie die kleine Gruppe schließlich immernoch verlassen. Die Sylphe verbeugte sich leicht und erwiderte: "Wir werden Euch sehr gerne begleiten."
    Naylia stieß nur ein genervtes "Pffft" aus und rollte sich auf Ji'Sais Schulter zusammen.

  • Als die Gruppe mehr oder minder den Brunnen verlassen wollte, kam eine Person auf sie zu, die in dunkles Violett gehüllt war und die von den Leuten ehrfürchtig platz gemacht bekam, ein Umhang in eben der gleichen Frbe hing um Seine Schultern und sein Gesicht wurde von der Kapuze vollständig verhüllt, die er über sein Haupt gezogen hatte. An seinem Gürtel hing ein Auffälliger Beutel und er steuerte direkt auf die versammelten fünf Personen zu. Bei ihnen angekommen, legte er die Kapuze ab, und sah alle nacheinander an. Wache Augen in einen fein geschnittenen Gesicht blickten durchdringend in die Augen der Anwesenden, Lenardos, Ji'Sai, Kyria, Mallalai und Naylia. Dann holte er Luft, straffte die atlethischen Schultern und begann:


    "Der Erste war einst trocken, dann nass, dann trocken. Er wurde errettet vor dem ewigen Schlaf.
    Der Zweite hat Wasser und Luft zum atmen. Unsicherheit und Furcht trüben seine Entscheidung.
    Die dritte ist zart und stark zugleich. Sie blüht auf wenn der Wind sie berühren darf.
    Der Vierten wurde etwas geschenkt. Mit Freundschaft vergilt sie diese Schenkung.
    Die Fünfte kann sich mit dem Schwerte verteidigen, für Freunde steht sie zu ihrem Wort.
    Die Grupe der Fünfe wird anwesend sein, in die heiligen Hallen bringt sie sofort."


    Die Gestalt machte eine einladende Handbewegung und bedeutet der Gruppe ihm zu Folgen.

  • Mallalais Miene verfinsterte sich zusehends, als er sich in den Worten erkannte, denn er glaubte sie zu Unrecht ausgesprochen. Nicht nur eine neue Herausforderung, ein neuer Ort musste bewältigt werden, schwer fiel es zu atmen, kein Widerstand gegen den man anschwimmen musste, dennoch mehr schwer als leicht wurden die Bewegungen. Oh ja, natürlich sei jeder Schritt begleitet von Unsicherheit.


    Erleichtert, dass Ji bereit war, sie zu begleiten, tat er genau diesen ersten Schritt in die gewiesene Richtung. Der Geck vermochte ihn kaum zu beeindrucken, denn Kleidung besagte nichts über den Wert einer Persönlichkeit. Schicht um Schicht davon konnte hinweg gespült werden, abgetragen von Meer und Wind.

  • Aufmerksam beobachtete Ji'Sai die Gestalt, die auf sie zukam und auch Naylia hatte sich aufrecht hingesetzt und starrte auf den lilafarbenen Mantel. Seine Worte verwirrten Ji zunächst - bis sie meinte sich selbst darin zu erkennen. Und Naylia bestärkte diesen Eindruck als sie nach dem vierten Satz mit großen Augen fragte: "Sind wir gemeint?" Die Windfee konnte es anscheinend ebenso wenig wie die Sylphe glauben. Woher kannte der Unbekannte sie, woher wusste er so viel über sie? Aber obwohl Ji überrascht war, fürchtete sie ihn nicht. Aus irgendeinem Grund wollte sie ihn dennoch begleiten. Und da auch Mallalai sich bereits einige Schritte entfernt hatte, folgte sie ihm und dem fremden Mann. Naylia gluckste an ihrem Ohr - anscheinend freute sie sich. Ihre Abenteuerlust war offensichtlich ebenso schnell zurückgekehrt, wie sie zuvor verschwunden war. Ji drehte sich noch einmal zu der Frau und dem Gnom um, um zu sehen, ob sie auch folgen würden. Dann setzte sie gespannt ihren Weg fort.

  • Kyria blieb verwundert stehen und ihr Blick verdüsterte sich. Eigentlich wollte sie nur dem Gnom helfen. Reichte es nicht, dass sie das Meereswesen mitnahmen? Nun kam auch noch ein in Kutte gekleiderter, der mit wirrer Zunge sprach und wollte, dass sie folgen. Am besten wäre es gewesen, wenn sie einfach gegangen wäre. Nichts band sie an die Gruppe. Doch ebenso war sie auch neugierig, was er von ihnen wollte. So setzte auch Kyria den Weg in die angewiesene Richtung fort.

  • Lenardos schaute nur verwirrt drein. Er war gerade hier gestrandet und nun erfuhr er, dass er bereits erwartet wurde...unsicher stand er auf, strich sich die Tunika über dem Hintern wieder glatt und folgte der kleinen Gruppe, die sich um ihn versammelt hatte um dem Violett gewandeten Menschen zu folgen. Wohin würde die Reise wohl gehen?


    Der vermummte schritt wieder in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren und achtete darauf, dass die anderen ihm Folgten. Die Gefolgschaft machte eine kleine Entdeckungsreise durch die Strassen von Nir'Alenar, irgendwann bemerkten sie, dass sie im Philosophenviertel waren, wann sie das Philosophenviertel betreten hatten wusste keiner zu sagen. Sie nahmen Nebenstrassen und waren in einem Bereich des Philosophenviertels, an dem keiner der anwesenden sich jemals befunden hatte. Der Vermummte steuerte direkt auf ein Gebäude zu, das aus violett leuchtendem Stein errichtet zu sein schien und betrat den Ort durch die Frontpforte, unter dem Haupttor waberte dunkel violetter Nebel und der Raum, in den der Mann sie führte war mit Kerzen erleuchtet und mit violettem Bodennebel geflutet. Er drehte sich zu ihnen herum und sagte:


    "Bitte nehmt Platz, ich werde ankündigen, dass ich euch gefunden habe, die Priesterin wird euch dann empfangen."


    Mit diesen Worten drehte er sich herum und betrat den Hauptsaal des Tempels, die Gruppe im Vorraum sich selbst überlassend.

  • Kyria kannte den Weg nicht, den sie gingen. Sie war zwar schon mal in Nir'alenar gewesen, doch hatte es sie zu der Zeit mehr ins Seeviertel oder in die Schwarze Katze gezogen.
    Der herauswabernde Nebel und diese Geheimnistuerei machten sie noch misstrauischer. Als der Verhüllte sie nun auch nocgh warten lassen wollte, reichte es ihr. "Wie wäre es wenn ihr uns erst mal sagt, worum es geht?! Warum werden wir erwartet? Niemand wusste, dass wir aufeinander treffen würden!" rief sie ihm hinterner.

  • Mallalai umschlang mit den Armen seinen Oberkörper, damit er sich nicht gänzlich ausgeliefert fühlte. Seine Augen huschten über die Umgebung, die Häuser, suchten nach vertrauten Hinweisen, dass jene Stadt der seinen ähnelte, doch sie war regelrecht befremdlich, ihr fehlte jegliche leichte Schönheit. Trocken. Darin lag wohl das Problem. Die Luft reizte ihn zum Husten.


    Doch als sie einen Raum betreten sollten, dessen Boden von einem violetten Nebel verdeckt wurde, zögerte der Mira'Tanar. Er fürchtete geschlossene Räume, denn die Erinnerung lastete schwer auf ihm. Feuer gebannt in Kerzen, in ihm sträubte sich alles ... so schien es nicht verwunderlich, dass das Meereswesen sich an die Wand neben der Tür drückte, die Zähne fest aufeinander gebissen.

  • Ji'Sai folgte den anderen stumm. Sie hatte keine Ahnung, wo sie waren, die Straßen waren ihr allesamt unbekannt. Innerlich war sie angespannt, aufgeregt - schließlich wusste sie nicht, was sie nun erwartete. Und sie grübelte nachwievor, woher der Fremde so viel über sie wusste.


    Nach einiger Zeit hatte die kleine Gruppe offenbar ihr Ziel erreicht. Die Sylphe öffnete erstaunt den Mund und betrachtete das Gebäude genauer. Der violette Nebel faszinierte sie am meisten und dennoch zögerte sie bevor sie hineintrat. Eigentlich verursachten ihr Räume nur bedingt Unbehagen. Doch jetzt und hier zweifelte sie, dass alles was sie in dem Gebäude erwartete gut war. Und falls Gefahr lauerte, wäre sie in den Räumen eingeschlossen - ihre Fähigkeit zu fliegen wäre nutzlos. Ji verspürte ein wenig Angst, letztendlich siegte jedoch die Neugierde. Schließlich gingen auch die anderen - Naylia eingeschlossen - hinein und so betrat sie ebenfalls den Vorraum.


    Während sie sich noch umsah, verließ der Mann die Gruppe und Ji hörte, wie die Menschenfrau ihm hinterher rief. Auch wenn Ji'Sai sich etwas unbehaglich ihr gegenüber fühlte, war sie in diesem Fall ihrer Meinung. Sie hätte auch gerne eine Antwort auf diese Fragen. Sie sah sich kurz um und ihr Blick fiel auf Mallalai, der nicht sehr glücklich schien. Mit ein paar federleichten Schritten war die Sylphe bei ihm und berührte leicht seinen Arm, während ein leichter Windhauch ihn zu berühren schien.
    Flüsternd sprach sie zu ihm: "Ihr seid nicht der Einizge, dem diese Räume nicht behagen. Aber es passiert uns schon nichts. Ich bin mir sicher." Und obwohl sie eigentlich daran zweifelte, kamen diese Worte voller Überzeugen, was sie selbst überraschte. Ji blieb neben Mallalai stehen und sah wieder zu der Frau und dem Unbekannten.

  • Lenardos hatte ein unerfindliches Leuchten in den Augen. Er war gespannt darauf was noch passieren würde und seine Abenteuerlust war geweckt.
    "Ach kommt, habt euch nicht so, es wird ganz sicher ein vortreffliches abenteuer werden, bei dem man viel erleben und lernen kann."
    Er hatte ein undeffinierbares Lächeln auf dem Gesicht und setzte sich auf eine der Steinbänke um zu warten was passieren würde.


    Die Unruhe die die Anwesenden überkommen hatte und die Angst vor dem Unbekannten wich nach und nach in den Hallen, in denen sie sich befanden. Alles was blieb war ein leichtes Unbehagen darüber, was da kommen mochte, doch der Tempel, so erschreckend seine Erscheinung auf den ersten Blick auch sein mochte war ein Platz der Ruhe an dem Menschen Hilfe finden konnten.


    Plötzlich meldete sich ein Mann zu Wort, den keiner der Gruppe hatte hereinkommen sehen oder hören. Er sprach aus einer Ecke, die, da würde Kyria ihr Augenlicht verwetten, vor einer Minute noch leer war.


    "Geehrte Anwesende. Ihr müsst euch nicht fürchten, doch habt bitte noch ein wenig Geduld, die Priesterin der Minaril ist momentan noch mit Bittstellern beschäftigt. Ich bin hier um eure Fragen, soweit es mir möglich ist zu beantworten und eure unbegründeten Sorgen zu zerstreuen."


    Er trat einen Schritt in den Vorraum hinein und stand mitten unter ihnen. Seine Erscheinung war genauso Atlethisch und gutaussehend wie die des Akoluthen, der sie hergeführt hatte, auch seinen Kleidung entsprach eins zu eins der Kleidung des ersten, schwarze enge Unterkleidung unter einem dunkelvioletten Umhang und ein Auffälliger Beutel an seiner Seite. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er seine Kapuze vom Kopf gezogen hatte und den Fünfen ein einladendes, ebenmäßiges Lächeln zuwarf.

  • Dankbar sah er Ji an, die Brise ihrer Berührung gab ihm Trost hier zwischen den steinernen Wänden. Woher konnte sie diese Überzeugung nehmen, mit der sie sprach? Aber ihre Leichtigkeit war bezaubernd, das wollte er sich eingestehen.
    "Wenn wir zu lange hierbleiben", sagte er leise, "dann werde ich wahnsinnig werden, Ji. Dieser Ort bedrückt mich. Es ist besser, wenn du an meiner Seite bist, aber es wird nicht ausreichen." Er hatte seine Zweifel, was die Sicherheit anging, was sich noch steigerte, als der Mann von der Göttin Minaril sprach.
    Mallalai schüttelte den Kopf, seit wann konnte diese Göttin Geheimnisse aufdecken? War sie es doch, die verschleierte, Träume und Visionen gab. Er runzelte die Stirn, denn Träume waren jenseits allen Verstehens. Und Vertrauen lag jenseits Mallalais Erfahrungen.

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