[Corandir] Greifenreiterprüfung

  • Rhynn drückte den Korken zurück in die Öffnung und gab Owatu seinen Trinkbeutel zurück. Vermutlich blieb ihnen garnichts anderes übrig als im Nest zu schlafen, wenn sie nicht zwangsläufig spätestens Morgen in den Tot stürzen wollten. Die Katze zuckte mit den Schultern als sie seinen wütenden Tonfall hörte.
    Sie wusste es ebenfals nicht, aber die Aussicht auf ein paar Minuten, ohne sich krampfhaft festhalten zu müssen, beeinflusste sie auch dahingehend, dass ihr alle Regeln der Garde inzwischen so unnötig und kleinlich vorkamen, das sie fest entschlossen war es wirklich zu versuchen und setzte sich ein Stück weit auf. Seine mildere Stimme ließ sie wieder aufsehen. Hatte er ihr gerade Hilfe angeboten? Zuerst schrie alles in ihr, das sie seine Hilfe nicht brauchte und ein einfaches "Nein, es müsste so gehen." bahnte sich seinen Weg nach draußen. Dann trafen sich ihre Blicke und in ihrem Kopf begann es zu rattern. Genau dieses eigenbrödlerische Verhalten und dieser ehrgeizige dumme Stolz hatte sie erst in diese Lage gebracht. Fiel es ihr wirklich so schwer hilfe anzunehmen? Er hatte sich schließlich auch von ihr verarzten lassen. Aber es war eine Menge vertrauen nötig wenn sie sich an ihm abstützte... und was wäre wenn er wegen ihr fiele? Er machte auch nicht gerade den besten Eindruck, so wie er auf dem Ast saß. Auf ihren Zügen konnte man nur zu deutlich ihren inneren Konflikt sehen und ihr Schweif zuckte nun wieder ungeduldig hin und her.


    Schließlich rang sie sich zu einem zaghaften Nicken durch. Sie kämpfte sichtlich damit diese Schwäche vor ihm zuzugeben und traute sich nichtmehr recht ihm in die Augen zu sehen." Ich werde ohne deine Hilfe momentan nichtmal von dem Ast aufstehen können, geschweige denn da runter klettern, also brauche ich wohl beides." versuchte sie zu scherzen aber man hörte nur zu deutlich ihre ehrlichen Bedenken, als sie ihre versuchte ein Bein auf den Ast zu bekommen.
    "Wird schon schief gehen..."

  • Er wollte gerade seinen dargebotenen Arm wieder wegziehen, als sie ihm sagte, dass sie es auch alleine schaffte, doch er verstärkte die Geste während er sie anschaute. Genau das hätte er auch gesagt und mindestens noch zwei extra Einladungen gebraucht um sich helfen zu lassen, obwohl es eigentlich alleine nicht mehr ging. Für kurze Zeit lag ihm eine Spitze Bemerkung über Dummheiten auf der Zunge, die nur ihre eigene Bemerkung fortgeführt hätte, aber er schluckte sie herunter. Vielleicht war es gerade tatsächlich von Vorteil, dass er selbst gerade nur langsam denken konnte und auch das Sprechen nicht ohne Mühe vonstattenging, oder hatte tatsächlich gelernt, wohin ihn solche unbedachten Äußerungen brachten.
    Er war ein wenig erleichtert, als sie seine Hilfe doch endlich annehmen wollte, allerdings hatte er auch Angst davor sie nicht halten zu können. Ihm war ihr ausweichender Blick nicht entgangen und ein wenig hatte er sogar das Gefühl, dass ihre Stimme noch einen Hauch dünner geworden war, als sie eingestand, dass sie seine Hand brauchte.
    „Gibt’s eine andere Wahl?“ fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten, „Wird schon klappen.“ Fügte er mit mehr Optimismus an, als er eigentlich hatte und atmete noch einmal tief durch, in der Hoffnung, dass es dadurch irgendwie einfacher wurde.
    Seine Beine krampften sich um den Ast, auf dem er saß und der plötzliche Druck von oben, als sie seine Hand packte ließ ihn schwanken. Er musste sie näher an sich heran ziehen, als er gedacht hatte um sein Gleichgewicht wieder zu finden und nicht vom Ast gezogen zu werden. Und für einen Schrecklichen Moment hing hier Fuß in der Luft und wollte keinen Halt finden.
    Owatu lehnte sich noch ein Stück weiter zurück, den verletzen Arm weit ausgestreckt um sich irgendwie ausbalancieren zu können, ohne sich festhalten zu müssen.

  • Rhynn nickte erneut, diesmal ein wenig selbstbewusster. Es gab keine andere Wahl... Sie sah wie er sich bereit machte um ihr im Sitzen aufzuhelfen und die Katze griff nach seiner angebotenen Hand. Den linken Fuß umständlich auf den Ast stellend, versuchte sie möglichst wenig Gewichtauf seinen Arm zu verlagern um aufzustehen und eigentlich wollte seine Hilfe nur nutzen um sich auszubalancieren, doch ihre Beine waren bei weitem nicht so zuverlässig wie sie gehofft hatte. Der Schwindel kehrte zurück, was sie veranlasste sich noch mehr auf ihn zu stützen zu verlassen. Owatu schien nicht damit gerechnet zu haben, oder es war doch zu viel Belastung für ihn, denn auch er schwankte ihr ein Stückweit entgegen. Rhynn die versuchte eben dies auszugleichen verlor das Gleichgewicht taumelte und stand nurnoch mit dem ersten Fuß auf dem Holz während das andere in der Luft ruderte. Dann fühlte sie den Zug an ihrer Hand und der Tuatanai schien genau den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben, das Rhynn beide Füße wieder auf den Ast bekam. Schwankend und die freie Hand ruderte für einen kurzen Augenblick durch die Luft. Ihr war noch immer Schwindlich und sie fühlte sich benommen, doch sie stand. Und keiner war gefallen Noch immer hielt sie seine Hand und er gab ihr Sicherheit, sie atmete hörbar erleichtert aus und ein lächeln bahnte sich an. Mit der freien Hand hielt sie sich an einem dünneren Nahegelegenen Ast ein und ignorierte das brennende Ziehen ihres Oberarmes. Dann sah sie dem jungen Mann entschlossen nickend entgegen, während sie mit dem rechten Fuß einen besseren Stand suchte. " So jetzt du." sie war bereit ihn auf die Füße zu ziehen, hoffte sie zumindest.

  • Erleichtert Atmete er aus, als die Katze wieder festen Stand hatte und er entspannte sich etwas, gleichzeitig merkte er aber auch wie ihm kalter Schweiß auf die Stirn getreten war und seine Glieder fühlten sich mit einem Mal Schlaf und Kraftlos an.
    Er nickte nur kurz, als sie ihn aufforderte nun auf wieder auf den unteren Ast zu steigen, aber er brauchte einen Moment, bis sein Arm sich auch wirklich in die Richtung bewegte, in der er sollte. Zuerst tastete er an dem rauen Stamm entlang, doch der würde ihm nicht genug halt geben, da würde er auch die zweite Hand für brauchen. Dabei war es gar nicht, dass er Rhynns dargebotener Hand nicht traute, weshalb er sie nicht sofort ergriff, sondern vielmehr dass er seinen eigenen Beinen gerade nicht traute, den Zug von ihr auszugleichen.
    „Warte.“ Sagte er, als er doch ihr Handgelenk umschloss und schaute sich um, ob er sich irgendwie mit dem anderen Arm abstützen konnte, damit er ohne Schwung auf den anderen Ast kommen konnte. Aber ohne zu greifen, war das so ganz und gar nicht möglich. Also versuchte er den einen Fuß mit auf den Ast zu bekommen, auf dem er saß. Alleine der Halt, den die Katze ihm dabei bot verhinderte, dass er zu weit nach vorne kippte und vom Ast rutschte. Die Beine fühlten sich gerade an, als hätte man Steine daran gebunden, so ungelenk war er.
    „Nicht ziehen.“ Meinte er, als er den Fuß endlich in der Position hatte, wo er ihn haben wollte und sich nun langsam zu Rhynn lehnte um mit dem anderen Fuß den unteren Ast zu erwischen.

  • Verärgerung bahnte sich bei ihr an, als es so aussah als wollte er ihre Hand nicht nehmen. Doch sie bemerkte wie er mit den Händen über das Holz tastete als suche er Halt und die richtige Position für einen Griff. Rhynn war bewusst dass zu viel Schwung seinerseits sie beide über den Ast befördern konnte und sie in die Tiefe stürzen lassen, also wartete sie ab, bis er die richtige Position gefunden hatte, hielt aber die ganze Zeit den Arm ausgestreckt damit er , sollte er doch abrutschen danach greifen konnte. Dann schlossen sich seine Finger um ihr Handgelenk und die Gewichtsverlagerung reichte schon aus um ihr ein schmerzhaftes Brennen durch den linken Oberarm zu schicken, als die dehnung des Muskels an dem Wundverschluss zerrte. " Ich ziehe doch garnicht." presste sie zwischen den Zähnen hervor von der Anstrengung alleine die Haltung so zu wahren und sich mit der linken Hand am Ast festzuhalten. Sie spannte all ihre Muskeln an als er sich bereit machte auf den Ast auf dem sie stand zu kommen. Ein unangenehmer Ruck ließ den Ast wackeln und Rhynn gab sich beste Mühe seinen Schwung auszugleichen, indem sie ihn zu sich hin zog und sich gegen sein Gewicht stemmte, Rhynn zog scharf die Luft ein als die Kraftanstrengung wohl auch zu viel für ihren Rücken wurde und ihr stechende Schmerzen die Wirbelsäule entlangschickte. Für einen kurzen Moment schien es das sie beide das Gleichgewicht wieder gefunden hatten. Rhynn schwankte zwar leicht und beiden stand die Anstrengung sichtlich ins Gesicht geschrieben als, sie so nah beinander standen und gegenseitigden Halt des anderen suchten. Aber dennoch. Das Nest schien in erreichbare Nähe gerückt zu sein.

  • Wieder versuchte er mit dem verletzt Arm irgendwie das Ungleichgewicht auszugleichen, schaffte es aber nur, indem er sich mit dem Unterarm am Stamm abstütze. Tatsächlich blieb der erwartet Schmerz aus, die Blätter hatten wohl ihre ganze Wirkung entfaltet und er konnte bewusst sein Gewicht auf seinen Oberarm verlagern und beide Füße fest auf den Ast bekommen. Rhynn stand die Anstrengung und der Schmerz, den ihr die Bewegung bereitete tief ins Gesicht geschrieben. Langsam ließ er sich an dem Stamm herab, so dass er mit dem Rücken dagegen lehnen konnte. Unangenehm drückte die Borke in die Kratzer und Abschürfungen auf seinem Rücken, doch für den Moment war ihm das egal. Der wunsch sich einfach nur anzulehnen war gerade größer und die Erschöpfung stärker als der Schmerz.
    Jetzt hatten sie doch die Position getauscht, wie es Rhynns erster Vorschlag gewesen war und ein resignierendes Lachen kam ihm über die Lippen, als ihm das auffiel. Das hätten sie doch wesentlich einfacher haben können, aber er musste ja eine dumme Idee haben.
    „Schaffst du’s alleine ins Nest?“ fragte er, bereit ihr durchaus zu helfen, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Er selber fühlte sich zu wackelig um aufrecht über den Ast zu balancieren. Aber vielleicht hatte das Katzenvolk, da auch grundsätzlich weniger Schwierigkeiten mit, so dass sie das auch immer noch angeschlagen, wie sie war, schaffte. Er war froh, tatsächlich sich hier erstmal einfach anlehnen zu können. Sein Atem ging schwerer, als er das wollte und bei dem bloßen Gedanken, über den Ast zu robben fühlten sich seine Glieder an, wie nasse Seile. Außerdem war es kaum möglich zu zweit in dem Nest zu schlafen, so dass sie sich wohl abwechseln mussten.
    Auffordernd quietschten die Jungen, doch Owatu bedeutete der Grauen zu ihm zu kommen.

  • Owatu ließ ihr Handgelenk los und fast hilflos musste sie mit ansehen wie er sich am Stamm hinab rutschend auf den Ast setzte. Gut, dass sie sich an dem Geäst über ihr festhielt denn sonst wäre sie wohl zur Seite gekippt und hätte sich so schwach wie sie war nichtmal mehr auf irgendeine Weise abfangen können. Sie hörte seine Frage doch sie antwortete nicht darauf, sondern stellte ihm die Gegenfrage und sah besorgt den erschöpften Tuatanai an. " Ja und was ist mit dir?" Befürchtete er er wäre zu aufdringlich wenn er sich mit ins Nest setzte? Oder war er einfach zu erschöpft und brauchte lediglich keine Pause. Ein Gedanke der ihr weniger behagte war, dass er ihr noch immer grollte, dass er schlicht und einfach das unbequeme Sitzen ihrer Gesellschaft vorzog. Dann sah sie zu dem Nest. Für sie alle vier war es tatsächlich zu klein, sie würden schon alle miteinander Kuscheln müssen aber wenn sie die Greifen dazu brachte für eine Zeitlang aus dem Nest zu gehen. Konnten sie zumindest zu zweit halbwegs bequem darin sitzen und sich beide einen Moment ausruhen." Wenn..." begann sie zögernd und versuchte die aufkeimende Röte auf ihren Wangen zu unterdrücken. "Meinst du nicht wir hätten darin nicht auch irgendwie gemeinsam Platz?" sagte sie nun recht frei heraus. Es war ihr egal ob er es nun für eine plumpe Annäherung hielt. Aber die Müdigkeit übermannte sie mehr und mehr mit jeder Sekunde kämpfte sie, doch sie wollte nicht schlafen wenn sie befürchten musste, das Owatu in dieser Zeit vom Baum kippen würde. Die kleine Graue tipselte über den Ast und fiebte freudig den jungen Mann an.

  • Müde schaute er zu ihr hoch. „Ich bleib besser hier.“ Antwortete er. Leise, weil er es eigentlich gar nicht zugeben wollte fügte er hinzu, „Ich komme da gerade nicht rüber.“ Er wusste zwar tief in seinem inneren, dass die Zeiten vorbei waren, wo er Stärke ihr gegenüber beweisen musste. Sie beide wussten doch sehr genau, dass es ihnen schlecht ging und dass sie ihre Kraft besser für etwas anderes brauchten, als um ihre Schwäche zu überspielen. Aber es fiel ihm schwer das auch wirklich auszusprechen. Kurz fielen ihm die Augen zu, er hoffte zu mindestens, dass es nur kurz war, denn die Katze hatte sich noch nicht weiter bewegt. Aber ihm schien gerade jegliches Gefühl für Zeit verloren zu gehen. Der Vorschlag der Katzenfrau machte ihn allerdings für einen kurzen Moment wieder hellwach und seine Gedanken überschlugen sich. Das Nest war zu eng für zwei. Es sei denn, man lag dicht beieinander und… energisch schüttelte er mit dem Kopf. Das ging nicht. Das konnte er nicht machen. Nicht mit einer Frau. Hitze stieg ihm in den Kopf. Und alle konnten sie dabei sehen.
    „Das bringt uns sicherlich Ärger ein.“ Wisch er aus und schaute auf den Gardisten unter ihnen, der immer noch steif auf seinem Posten stand. Eigentlich musste er doch alles, was sie hier oben besprachen mit anhören können. Und er fragte sich, ob der Vorschlag im Nest zu liegen, innerhalb des Möglichen war, weshalb er sie noch nicht von dem Plan abgehalten hatte, oder ob er das erst tun würde, wenn sie sich bis zum Nest gequält hatten. Er war sich nur ziemlich sicher, dass der Gardist irgendetwas tun würde, sobald sie sich beide ins Nest legten. Und sein müder Kopf trug dazu nur eine Speerspitze, die von unten durch das Nest stach bei.
    Dann bemerkte er, dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war, dem Greifen zu deuten zu ihm zu kommen, weil sich nunmal Rhynn zwischen ihm und dem Greifenmädchen befand.
    „Bleib da.“ Bedeutete er ihr in der Tiersprache, was einen fragenden schiefgelegten Kopf zur Antwort einbrachte. Unsicher schaute er zu dem Ast über ihnen und fragte sich ob die Kleine von ihrem Standpunkt aus an den Ast gelangen konnte. Vielleicht auch mit einem Flügelschlag?Aber die Graue hatte schneller begriffen, was das Problem war und ihr drang zu ihm zu kommen, war wohl groß genug, dass sie sich einfach mit ausgebreiteten Flügeln von dem Ast herunterfallen ließ.
    Erschrocken machte der Gardist einen Satz zur Seite, als mit einem Mal der Junggreif vor ihm auftauchte und ängstlich schaute er zu den beiden Sträflingen hoch.
    Owatu seuzte nur. Er wusste nicht, ob die Greifin es alleine den Stamm wieder hoch schaffte und diese schien sich nun erstmal neugierig genauer ihren Bewacher anzuschauen.
    „Nimm das Vieh weg.“ Stammelte der Gardist und die Furcht stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Ich werde das melden, das ist ein Ausbruchsversuch.“
    „Ich kann nicht.“ Antwortete der Tua’Tanai und zog dann eine Augenbraue hoch. Ausbruchsversuch? Weil sein Greif vom Baum gesprungen war?

  • Rhynn hatte sich keinen Zentimeter bewegt. Wenn er es nicht schaffte hinüber zum Nest zu kommen, musste sie ihm helfen und wenn sie erst einmal darin saß konnte sie nicht garantieren, dass sie wieder aufstehen würde. Nach Owatus energischem Kopfschüttler wechselte eine zornes Röte die der Verlegenheit ab. Was hatten nur die Nicht-Cath'Shyrr immer für ein Problem, dass ihnen der Körperkontakt unabhängig der Liebelei so unangenehm war? Es ging ihm ja sogar scheinbar so gegen den Strich, dass er lieber riskierte vom Baum zu fallen statt sich zu überwinden. Rhynn machte gerade den Mund auf um ihm zu sagen, was er zuvor als Argument eingebracht hatte. Hatten sie eine Andere Wahl? Oder sowas wie: Ach, du willst lieber vom Baum kippen? Da hörte sie seinen Ausruf der eigentlich seinem Greifen gegolten hatte. Die nun nichtmehr hinter ihr stand sondern neugierig auf die Wache am Boden zutipselte. Für einen Moment vergaß sie ihre Müdigkeit und sah dem Spektakel mit gemischten Gefühlen zu bis es ihr zu viel wurde als der Gardist die pieke zückte und auf den Greifen zeigte als die kleine näher kam um den Mann zu beschnüffeln und Rhynn packte die blanke Wut. "Hey! Es tut doch garnichts! Einen Kratzer an dem Tier und ich verspreche Euch, ihr kommt nicht glimpflich davon!" Schrie sie runter zweifelsohne konnte sie wohl der ganze Platz hören, denn die Pasanten drehten sich zu dem Baum um. Die Graue zuckte kurz erschrocken zusammen und drehte sich nach den zweibeinern auf dem Ast um, entdeckte wieder Owatu und kletterte Euphorisch flatternd und quietschend den Stamm hinauf. Die Wache noch immer die Pieke in der Hand sah ungläubig zu der kleinen Frau hoch die wütend auf dem Ast balancierte. Wie sie es hasste, wenn man Gleich eine Waffe gegen ein Tier erhob, das offensichtlich nicht aggressiv reagierte. Ihr ganzer Körper zitterte, doch nicht aus Erschöpfung vielmehr aus Zorn der sie gepackt hatte.

  • Erschrocken musste er mit ansehen, wie der Gardist seine kleine Graue bedrohte und sein erster Instinkt war es sich irgendwie zwischen den Gardistenund den Greifen zu bringen, doch das Ziehen in seinem Rücken, ob der unbedachten Bewegungstellte sich rechtzeitig über seinen Instinkt. Dann schaute er verwundert zu Rhynn, die wütend den Soldaten anschrie.
    „Ana wah toko’tsee!“ rutschte es ihm gegenüber dem Gardisten heraus. Wie konnte man nur so wenig Verständnis für eine andere Kreatur haben, dass man nicht erkennen konnte, dass das Junge keinerlei Aggression hegte? Weder die Ohren waren angelegt, noch ließ sie ein knurren oder Fauchen vernehmen. Alles was das Tier ausstrahlte war Neugierde. Zugegebener Maßen waren auch neugierige Krallen scharf, aber so nah war sie ihm ja gar nicht gekommen. Owatu war erleichtert, als die Kleine wieder beschloss nach oben zu klettern und einfach nicht weiter auf den Mann mit dem Eisenhut einzugehen. Ein freundlicher Schnabelstuppser begrüßte ihn und er kraulte ihr durch das weiche Gefieder. Doch es blieb nicht bei dem einen Anstuppser . Energisch drückte sie ihren Kopf in seine Seite, so dass sich der Tua’tanai anstrengen musste nicht zur Seite zu kippen.
    „Hey.“ Meinte er, als sie sich unter seinen Arm drängte und versuchte diesen anzuheben, „Was machst du denn?“ fragte er und hatte sichtlich Mühe auf dem Ast zu bleiben. Die Greifin zwang ihn geradezu nach vorne zu kippen und mit der einen Hand den Ast auf dem er saß zu umgreifen. Zuerst fiepte sie nur, als sie ihren Kopf an seinen Rücken drückte. Der Druck war ganz sanft, wurde aber stetig größer und dann hatte er plötzlich wieder eine Stimme in seinem Kopf.
    „Ins Nest!“ forderten die hohen Laute, bereiteten ihm wieder eine Gänsehaut und er warf seinen Kopf zu der Gefiederten herum. Mit dem einen Arm abstützend versuchte er sich ein wenig weiter vor zu setzen, das Ergebnis waren wenige Zentimeter und die Erkenntnis, dass das so ewig dauern würde. Kurz überlegte er, es doch nochmal mit aufstehen zu versuchen.
    „Ich kann nicht.“ Versuchte er irgendwie zu antworten, so wie sie es tat, aber er hörte deutlich seine eigene Stimme. Vielleicht würde es später wieder gehen, wenn sie ihn einfach mal ein paar Minuten hier sitzen ließen. Jetzt hatte er schon zwei Frauen die ihn in das Nest bringen wollten.

  • Rhynns Wut pochte noch durch ihren Körper als der Gardist nochmal ansetzte irgendwas zu erwiedern. Ja sie hatte ihn bedroht, was ihm durchaus einen Vorwand geben mochte, sie bei ihren Vorgesetzten anzuschwärzen, aber er hatte die Waffe gegen ein Greifenjunges erhoben und dies schien mindestens genauso schwerwiegend zu sein, das er sich die ganze Sache nochmal durch den Kopf gehen ließ. Sie fixierte die Wache eine Zeitlang und wartete, bis sie einen protestierenden Ausruf von Owatu hörte und schwarfe Krallen die über Holz kratzten. Verwirrt drehte sie den Kopf und schenkte dem Gespann die Aufmerksamkeit. Zuerst sah es so aus, als wollte der Welpe den Tuatanai vom Ast schubsen und Rhynn machte instinktiv einen Schritt auf die beiden zu. Doch das Junge schien ihn lediglich antreiben zu wollen und die Katzenfrau hob eine Augenbraue als Owatu aufzugeben schien. Er konnte nicht? Es fehlte ihm an Kraft seine Muskeln zitterten und es schien so als wankte er leicht. Die kleine stubste ihn halbherzig an und ihre Intelligenten Augen fixierten plötzlich Rhynn, fast schon genervt wirkte sie und schrie einmal verzweifelt der Cath'Shyrr entgegen, die viel zu lange brauchen zu schien bis sie verstand was nur zu deutlich war. Vorsichtig setzte Rhynn einen Fuß vor den anderen bis sie kurz vor dem Dunkelhaarigen stand und sie griff ungefragt nach seinem Handgelenk des gesunden Arms. Die Graue schob von hinten energisch gegen Owatus Rücken und Rhynn zog ihn auf die Beine. Schwankend und ungeschickt schafften sie es irgendwie zu dem kleinen Strohgebilde und Es war ihr egal was er nun sagen würde und wenn sie selbst auf dem Ast sitzen musste damit er sich ins Nest legte. Sie beide brauchten den Schlaf. Rhynn hatte zwar durch den kleinen Wutausbruch ein wenig Kraft zurückerlangt aber ihr Körper forderte nun diese Reserve ein in dem Moment, als sie am Nest angekommen waren und Rhynn ihn ein wenig zu schwungvoll mit sich hinunter zog in das kleine kreisrunde Nest. Die Katze rutschte an den Rand soweit dies eben möglich war und genoss für einen Moment einfach keinen Muskel bewegen zu müssen.

  • Als sich so unerwartet Rhynns Hand um sein Handgelenk schloss, wollte er den arm zunächst weg ziehen, doch ihr Griff gab ihm Halt und so ließ er es zu. Was hatte er schon den beiden entgegen zu setzen? Kraft ganz bestimmt nicht. Seine Beine fühlten sich an, wie Gräser im Wind, die nichts tragen konnten und schwankend versuchte er irgendwie zu stehen. Wie genau er es schaffte, einen Fuß vor dem anderen zu setzen, das war ihm immer noch schleierhaft, auch als sie endlich in dem Nest ankamen. Die Graue fiepte freudig und auch das braune Greifenkind schien darin einzustimmen, als die beiden Sträflinge sich auf das Stroh niederließen. Für ein paar Augenblicke blieb er einfach dort, wo er gelandet war. In seinem Kopf drehte sich alles. Doch sobald der Schwindel wieder eine Bewegung zuließ versuchte er der Katze möglichst viel Platz zu lassen. Das Ergebnis war, dass sie trotzdem eng aneinander lagen und gerade mal eine Hand breit war zwischen seiner Brust und ihrem Rücken frei. Seine Oberschenkel berührten sachte, die ihren doch bei jedem Versuch das zu ändern, sagten diese, dass das vollkommen egal war. Kaum traute er sich, seinen Körper überhaupt zu bewegen um der Frau nicht zu nahe zu kommen. Doch selbst die steife Haltung war besser als der Ast. Liegen zu können tat so unendlich gut, sodass der Schwindel auch wieder nachließ. Und Rhynn schien es da haar genauso zu gehen wie ihm. Von der Katze ging ein ruhiger und gelichmäßiger Atem aus, ansonsten regte sie sich nicht mehr.
    Ein sanfter Schnabelspielte an seinem Haar und Owatu schoss es nur noch durch den Kopf, das er doch eigentlich auf die Kleine aufpassen sollte, nicht umgekehrt.
    „An’lak’kiree“ murmelte er dankbar an beide gewandt und schloss kurz die Augen.
    Wenn er sich einfach in sein Achak verwandeln würde, dann hätten sie alle Platz und könnten in Ruhe schlafen, überlegte er. Doch mit dem Bild eines geräumigen Nestes kam auch eines, von einem Aufgebrachten Gardisten, der annahm, dass er geflohen wäre. Die Tate’nar verstanden einfach das Wesen eines Tua’Tanai nicht.

  • Rhynn, verletzt und vollkommen erschöpft lag fast genauso da, wie sie ins Nest gefallen war. Sie war zu müde um sich an seiner Nähe zu stören, angesehen davon wärmte die anfängliche Berührung ihren ausgelaugten Körper, am Rande bekam sie mit wie er versuchte von ihr wegzurutschen. War es ihm wirklich so unangenehm? Oder wollte er ihr einfach ihren Freiraum ermöglichen? Nun fürs erste blieb ihnen garnichts anderes Übrig als diese Nähe zuzulassen ob sie nun wollten oder nicht. Auch wenn Rhynn nie Problene mit Körperkontakt hatte, war es für sie nun auch mehr als seltsam, so nahe bei einem, ja , man konnte sagen fremden Mann zu liegen. Denn im Grunde kannten sie sich nicht und dich fühlte sie deutlich seinen Oberschenkel an ihrem und eine Verlegenheit bahnte sich ihren Weg, doch die Erschöpfung verdrängte das Gefühl und Rhynn fiel in einen fast betäubenden Schlaf. Manch einer mochte die Cath'Shyrr wegen ihrem verschmußten Wesen und ihrer Offenen Art, wertschätzen, doch Rhynn kam dieser Instinkt ständig jemandes Nähe zu suchen häufig in die quere und war in der Garde in der jeder seinen Höflichkeits Abstand wahrte mehr als nur störend. Ihre Kraft war gänzlich aufgebraucht, was zur folge hatte das sie fror und unbewusst verlangte ihr Körper die Wärme, die der Tuatanai ausstrahlte. So kam es, dass die junge Frau sich einmal im Nest umgedreht und sich zusammengerollt an den jungen Mann schmiegte. Die linke Hand als Kopfkissen und die Rechte auf seine Seite gelegt.

  • Er wollte nur kurz die Augen schließen. Nur ganz kurz. Doch die Erschöpfung war stärker.
    Lange Zeit regte er sich gar nicht, doch dann geleitete er langsam von dem starren und traumlosen Zustand in ein wirres Gefüge aus Bäumen und Ästen, die sich unendlich weit erstreckten, die keinen Blick auf den Waldboden zuließen. Verzweifelt suchte er einen den Boden zu erkennen, doch es waren nur Äste über Ästen, mit Nadeln und dichten Blättern besetzt. Mit Dornen und Ranken. Klettern immer weiter klettern. Doch auch nach Oben war kein Himmel. Nur Kälte legte sich von Oben, wie Raureif auf die Blätter und Äste. Einzig eine kleine Stelle an seinem Bauch und der Seite schien unberührt von der Kälte zu bleiben.


    Erst als die Sonne am nächsten Morgen den Platz in goldenes Licht tauchte, öffnete Owatu langsam wieder die Augen. Die hellen Strahlen bissen geradezu in seine Augen. Er hatte das Gefühl wie ein Stein geschlafen zu haben. Seine Glieder waren Steif und er spürte noch immer die Kälte, die ihn in seinem Traum heimgesucht hatte. Er brauchte eine ganze Weile um sich darüber klar zu werden, wo er sich gerade befand und wo Rhynn war. Sein Arm war nun wieder Taub und er hoffte, dass das nur daran lag, dass er die halbe Nacht darauf gelegen hatte. Vorsichtig versuchte er sich aufzusetzen, was durchaus um einiges besser klappte als den Tag zuvor. Es bahnte sich kein Schwindel an, dafür begrüßten ihn zuerst pochende Kopfschmerzen und dann ein freundlicher Schnabel, gefolgt von einem ganzen fedrigen Kopf.
    Erst als er deutlich den Greifenkopf fühlte, wurde ihm gewahr, dass die Wärme auf ihm nicht von seinem Greifen ausging, sondern Rhynns Wärme war, die nahe an in geschmiegt zusammengerollt im Nest lag. Verlegen schaute er sich um, traute sich aber auch irgendwie nicht von ihr abzurücken, weil er sie nicht wecken wollte. Vielleicht konnte er ganz vorsichtig ihren Arm hochheben? – Nein das würde sie mit Sicherheit wecken.

  • Rhynn regte sich ein wenig und drückte sich für einen Moment ohne die Augen zu öffnen näher an das was sie für eine warmezusammengeknüllte Decke hielt. Gleich würde Liwyn an die Tür hämmern, dachte sie sich, so wie sie es jeden Morgen tat damit, sie die Cath`Shyrr das Frühstück in der Kantine nicht verpasste. Ihr Magen knurrte laut und verlangte hohl nach Nahrung. Ein seltsames ungewohntes Fiepen unmittelbar über ihr erregte ihre Aufmerksamkeit doch Rhynn wollte jede Sekunde Schlaf auskosten. Irgendwie war es seltsam wie warm sich die vermeintliche Decke an ihrer Stirn anfühlte. Verwirrt schlug Rhynn blinzelnd die Augen auf und plötzlich kehrte ihre Erinnerung zurück. Sie war nicht in ihrem Zimmer in der Kaserne und dies war definitiv keine Decke die ihr dort Wärme schenkte. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren ganzen Körper, als sie sich erschrocken von dem Tuatanai wegschieben wollte, doch der Rand des Nestes machte dies kaum möglich. Verlegen sah sie zu Owatu hoch und nahm demonstrativ die Hände von seinem Körper. " Ich .. ich.. entschuldigung..." murmelte sie und sie wurde von einem freudigen Kreischen unterbrochen als der Braune am Rand des Nestes auf und abhüpfte als hätte er nur darauf gewartet, dass die Katzenfrau aufwachte. Rhynn versuchte sich aufzusetzen, doch ihre Muskeln fühlten sich schwer wie Blei an und ihr Rücken brannte schmerzhaft an den Stellen die durch die zu schnelle Bewegegung ein paar Wunden aufgerissen worden waren. Polternd krachte die Leiter gegen den Ast und ein junger Gardist schien die Leiter zu erklimmen. Ihr junger Greif sah neugierig auf den Neuankömmling der zwei Kaninchen über der Schulter trug und in einer Hand einen Eimer. Bei dem Anblick des Futters fiebten die Welpen und krabbelten hektisch flatternd auf die Leiter zu.

  • Es dauerte allerdings nicht lange, bis die Cath’Shyrr auch erwachte und fast gleichzeitig mit dem wegziehen ihres Amres, drückte auch er sich weiter an den Rand und wusste nicht wo er hinschauen sollte. Er nickte auf ihre Entschuldigung und fühlte sich dennoch peinlich verlegen. So viel Nähe war er einfach nicht gewohnt, schon gar nicht von einer Fremden.
    Erst als er das poltern der Leiter vernahm, traute er sich wieder wirklich in die Richtung seiner Mitgefangenen zu schauen.
    Erschrocken zuckte der Gardist zurück, als die Greifen auf ihn zu kamen und so schnell er konnte versuchte er die Kaninchen von seiner Schulter zu bekommen.
    „hahahaltet..ttt, siesie!“ stotterte er und wäre beinahe von der Leiter gefallen. Der junge Soldat hatte entweder auch irgendeine Strafe abzuleisten, oder war nicht schnell genug zurück getreten, als es darum ging sich besser nicht Freiwillig zu melden. Owatu schätze ihn so ein, dass er vielleicht drei Monate in der Garde war.
    „Ruhig, ihr macht ihm Angst.“ Sprach Owatu zu den Greifen auf Belenarai, weil eigentlich hatte er keine Ahnung, wie er die Gefiederten von ihrem Futter abhalten sollte und zudem glaubte er, dass sie ihm maximal, die Kaninchen von der Schulter reißen würden, aber dem Gardisten nichts tun würden. Also galt eh alles was er sagte mehr für den Jungen, als für die Greifen.
    Aber die Greifen reagierten tatsächlich irgendwie auf seine Worte und hielten für einen Moment inne um ihn anzuschauen. Und der Gardist war nicht blöd. Den kurzen Moment nutze er um die Beute von seiner Schulter zu bekommen und über den Ast zu legen. Dann kletterte er eilig nach unten, bis die Jungen sich auf das Fleisch gestürzt hatten. Zuerst sah es so aus, als würden sie sich um eines der Beutestücke zanken wollen, bis wohl klar wurde, dass es zwei waren und jeder Junggreif sich eines schnappen konnte und mit dem Futter zurück ins Nest kamen.
    Schnell zog der Tua’Tanai die Beine ein um seinem Greifen in seinem Nest Platz zu bieten, musste dafür aber auf den Rand des Nestes ausweichen.
    Dann tauchte plötzlich wieder der Kopf des Gardisten auf, der zunächst nur Vorsichtig spähte, ob die Situation für ihn wieder sicherer war.
    „H..h..hier, habt..tt ihr einen Ei..ei..ei..mer.“ reichte er zaghaft den Holzkübel über den Rand des Nestes.

  • Rhynn war wütend auf sich selbst, wie lange hatte sie gebraucht um diesen Impuls zu unterdrücken. Nicht ständig wie selbstverständlich den Körperkontakt, der anderen zu suchen. Und gerade jetzt in so einer Situation, in der es absolut und mehr als unpassend war, ja sogar zu richtigen Problemen führen konnte war es ihr passiert. Kühl drang die Luft an die Stellen die zuvor noch gewärmt wurden und die Katzenfrau erkannte nur zu deutlich das auch Owatu diese Situation in Verlegenheit gebracht hatte, als er sie ansah. Der junge Gardist der die Leiter hinaufgekommen war, schien sichtlich eingeschüchtert von den Jungen als er hektisch die Kaninchen auf den Ast legte und den Kopf einzog. Doch die Welpen interessierten sich nur für das Fressen, zuerst schnappten sich die beiden das gleiche Kaninchen und ein kurzes Knurren an beiden Enden, ließ den Futterneid erahnen, doch der Braune überließ dem Weibchen die Beute als er das andere leblose Tier auf dem Ast baumeln sah und sprang nach vorne und schirmte es von seiner Artgenossin ab.
    Rhynn setzte sich weiter auf, jeder Muskel in ihrem Körper schien zu Schmerzen. Der junge Mann der offensichtlich dazu verdonnert worden war nach den Beiden zu sehen, schmulte nun über den Rand des Nestes nun da die Luft rein war und hielt einen Eimer hoch. Ein Eimer? Wofür?... Oh... genau in diesem Moment unterstützt von einem nur allzu natürlichen Gefühl, wusste sie wofür der Eimer war. Unverständnis schob sich in den Vordergrund. Wie sollten sie das denn hier oben bewerkstelligen? Der ganze Marktplatz konnte sie sehen. Nun zumindest schienen sie nichts dagegen zu haben, dass sie die Nacht im Nest verbracht hatten, denn sonst hätte der Gardist wohl irgendwas erwähnt. Vielleicht konnten sie die anderen Äste so biegen und irgendwie festmachen, dass das Nestzumindest von zwei seiten uneinsichtig war? Grübelnd besah sie sich der belaubten Äste. " Meinst du ... wir dürfen den Baum ein wenig.... umgestalten?"

  • „Umgestallten?“ fragte er verwundert zurück, was meinte sie damit? Er folgte ihrem Blick, aber er konnte nicht so recht feststellen, was sie suchte. Erst als, ihr Blick erneut auf den Eimer fiel, begann er langsam zu erahnen, was ihr Problem zu sein schien. Zugegebener Maßen hatte er es da sehr viel Einfacher, als sie, vor allem, wenn sie eh nur Wasser bekamen. Erst als er sich diesbezüglich umsah, wurde ihm gewahr, wie sie beide vom Ganzen Marktplatz angeschaut wurden. Es hatte etwas von einer Sondervorstellung ‚Morgendliche Greifenfütterung‘. Das bekamen die Leute nun mal nicht jeden Tag zu sehen, weshalb sich einige in die Nähe des Baumes begeben hatten. Und das sie mit auf diesem Präsentierteller saßen, war wohl noch das Zückerchen obendrauf.
    „Ich fürchte das wird schwierig.“ Erklärter er, als er sich die Äste auch genauer anschaute. Sie waren doch sehr steif und selbst, wenn sie sie irgendwie in die Nähe des Nestes gezogen bekamen, so reichten die Blätter allenfalls um so zu tun, als ob da ein Sichtschutz für die Katze wäre.
    „Mhh, dann müssten wir Äste von wo anders abbrechen.“ Überlegte er laut und glaubte zum einen im selben Moment nicht daran, dass die Garde das zulassen würde, weil sie damit den Baum beschädigen würden und zum anderen würde das vermutlich wieder bedeuten, dass sie klettern mussten. Auch wenn es ihm heute Morgen wesentlich besser ging, als noch gestern – er verspürte sogar wieder sowas wie Hunger, was einerseits gut war, weil das bedeutete, dass ihn das Fieber nicht ganz einholen würde, aber auf der anderen Seite eben auch bedeutete, dass sich demnächst sein Magen in ein schmerzendes grummelndes Knäul verwandeln würde. Gedankenverloren über das Eimerproblem versuchter er vorsichtig seinen Verletzen Arm zu massieren, damit dort wieder leben rein kam, aber er bloß nicht wieder begann zu Bluten.

  • Rhynn dachte über dieses heikle Thema nach. Nein, auch sie glaubte nicht daran, dass sie den Baum mutwillig in diesem Maße beschädigen durften, um sich aus seinen Zweigen einen Sichtschutz zu bauen, denn auch die öffentliche Demütigung schien ein Teil dieser Strafe zu sein. Im Idealfall ließ es sich dann so einrichten das sie in der Nacht ihre Notdurft verrichten konnten, wenn kaum einer am Platz war. Doch tagsüber....Rhynn besah sich des Platzes. Ihr Onkel dößte auf eben der Kiste wie noch am Tag zuvor und schien den Trubel kaum zu bemerken. Die Schaulustigen beobachteten die Greifenjungen beim fressen und manche zeigten auch auf Owatu und Rhynn und redeten über den Vorfall bei der Prüfung. Nicht alle schienen das was sie getan hatte, als schlecht anzusehen, doch ein Großteil der älteren Bürger schienen wenig angetan, von dem Bruch der Tradition. Dass eine Frau sich an einer Prüfung für Männer versucht, und offensichtlich gut dabei abgeschnitten hatte mehrte ihre Boshaftigkeit. Sogar einige Kiesel flogen hinauf, bis schließlich der Gardist sie des Platzes verwies und die kleine Truppe halbstarker Kinder mit ihren Zwillen vom Ort des Geschehens trollten.


    Es dauerte nicht lange da tipselte der Braune an der Grauen vorbei einen Schenkel des braunen Kaninchens im Schnabel auf Rhynn zu die auf dem Rand des Nestes saß. Ungeschickt stolperte er vorran und ließ die Blutige Keule auf Rhynns Schoß fallen. " Hunger." schallte es durch ihren Kopf und Rhynns Nackenhaare stellten sich auf bei dem klirrenden Gefühl. "Ich darf nicht." und selbst wenn würde sie kein rohes Fleisch essen, auch wenn sie die Geste ihres Greifen rührte, der zuerst so wehement sein Futter vor der Grauen verteidigt hatte. Dann plötzlich war diese Verbindung wieder weg als sie ihm sagen wollte das er es selbst essen sollte. Sie suchte in ihrem Kopf nach diesem Gefühl das sie zuvor verspürt hatte, doch es gelang ihr nicht. Rhynn hob den Fuß hoch un hielt ihn ihm vor den Schnabel. " Da." zögernd und vorsichtig nahm er ihr das Essen ab und verschlang, kaum das Rhynn losgelassen hatte die Keule. " Ob wir ihnen Namen geben sollten?" dachte Rhynn laut nach, suchte aber dann schließlich Owatus Blick, sollten sie sich wirklich mit einem Namen so emotional an das Tier binden? auch wenn sie nicht wussten wie es in Zukunft weiter ginge?

  • Überrascht beobachtet Owatu, wie der Braungefiederte etwas von seinem Futter zu Rhynn brachte. Obwohl sie noch Junge waren und bis vor kurzem wahrscheinlich wohlbehütet von ihrer Mutter waren, legten sie einen erstaunlichen Hüterinstinkt an den Tag, der auf die außergewöhnliche Intelligenz dieser Tiere schließen ließ. Denn nicht nur, dass sie sie versucht hatten zu verteidigen, sie versuchten auch dafür zu sorgen, dass es ihnen gut ging. Aber wie sollte man so einer Kreatur klar machen, dass nicht die Naturgesetze dafür sorgten, dass es ihnen schlecht ging, sondern die Gesetze der Stadtgemeinschaft. Zumindest schien das Braune zu verstehen, dass Kylan die Haxe nicht wollte.
    Er blickte sie an und hörte auf seinen Arm zu massieren, in den tatsächlich so nach und nach wieder Leben und leider auch Schmerz gekommen war. „Ich weiß nicht.“ Lautete seine doch recht knappe Antwort, auf der einen Seite hieß sie in seinem Kopf schon Tameqa, was eigentlich nichts anderes als graue Feder hieß, aber das auszusprechen wäre doch irgendwie seltsam. Noch fühlte sich das nicht richtig an. Nicht weil es falsch war einen Namen zu geben, sondern, weil er irgendwie das ungute Gefühl hatte, dass in dem Moment, wo er sich so sehr auf das Tier einließ und ihr offen einen Namen gab, sie ihm die Kleine wegnehmen würde. Als wäre es ein schlechtes Omen das jetzt zu tun.
    „Hast du schon einen Namen?“ fragte er, ihr Gesichtsausdruck sah unsicher aus. Doch er konnte nicht recht deuten, ob sie über einen Namen nachdachte, oder ob sie irgendwie das Gleiche ungute Gefühl wie er hatte.
    „hmmm…“ seufzte er Gedankenverloren und beobachtete die beiden Welpen, „Würden sie so viel Aufwand betreiben, dass die Jungen bei uns sein können, wenn sie sie wieder von uns trennen wollen?“ dachte er schließlich laut. Das mit dem Nest und allem wäre doch gar nicht nötig, wenn sie sie voneinander trennen wollten.

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