[Corandir] Die Greifenreiter von Corandir

  • Rhynn beobachtete jeden Handgriff des Mannes neben ihr, reichte gelegentlich den Stößel oder ein Fläschchen. Es war faszinierend von dem Satyrn zu lernen. Auch wenn sie vieles bereits wusste, ging er die Dinge doch ganz anders an und war so ganz anderer Lehrer als Caror. Einzig der Punkt worin sie sich ähnelten war dass er ebenso nachdrücklich bei seinen Fragen war, bezüglich der Nebenwirkungen oder Gefahren. Er schien es überdeutlich auszudrücken und führte sogar Kleinigkeiten an, wie das richtige Stampfen der Kräuter im Mörser um auch all die wichtigen Nährstoffe herauszubekommen.
    Die Katzenfrau nickte eifrig. Ja das überwachte sie bei Caror auch meistens.
    „ An mehreren Dingen.“ führte Rhynn an und zählte die einzelnen Anzeichen an den Fingern auf. „ Pupillenreaktion, Atmung, Puls, Schluckreflex, Zittern der Hände oder Mundwinkel.“ obwohl sie sich absolut sicher war, ertappte sie sich dabei wie ihre Stimmlage eher den fragenden Ton annahm.
    „und Anspannung der Muskeln... desswegen immer eine Hand am Patienten.“ fügte der Meister an und Rhynn bestätigte eifrig nickend dass sie verstanden hatte. Und beantwortete seine zweite Frage:
    „ Weil die Betäubung sonst ins extreme umschlägt... Atemstillstand oder hyperventilation... und es dadurch das Gehirn schädigen kann. Außerdem führen die Dämpfe zu Reizung der Lunge und Speiseröhre.“
    Seine Fragen lenkten sie etwas ab und wäre die ganze Sache nicht so ernst und würde es hier nicht um Owatu und Markun gehen, hätte sie das ganze sogar genossen. Vielleicht gab es ja irgendwann die Möglichkeit nocheinmal bei seinen Aufgaben zu assistieren?
    „ Wenn die sich unter den Umständen nicht entzündet haben, dann wohl nur wegen seinem Zwergischen Sturkopf.“ bestätigte sie seine Vermutung und breitete ein Leinentuch auf den kleinen Bestelltisch aus, damit Seran die Werkzeuge ausbreiten konnte.“ Gut dass Ihr sie da rausgeholt habt.“ erklärte sie Dankbar.
    Nur kurz huschten ihre Augen zurück zur Tür, als der Heiler Owatu erwähnte. Eilig wollte sie die Flaschen neu sortieren, doch der Blick den sie auf sich spürte ließ sie zum Heiler sehen. Er erwartete das sicher.
    „ Ich konnte wegen der Schwellung nicht viel erkennen...“ entschuldigte sie sich unnötigerweise und biss sich auf die Unterlippe.
    „ Desswegen die Betäubung möglichst auf ebenmäßiger Konzentration halten.“ bestätigte sie und nickte. Langsam tat ihr der Nacken weh, weil sie sooft seine Worte bestätigen wollte. Doch es war ihr wichtig, dass er merkte dass sie dies ernst nahm. Sie war dankbar um diese Chance und auch wenn vieles zuvor zwischen ihnen vorgefallen war, jetzt gerade war er ein Lehrmeister und sie die Schülerin.
    Bei dem Gedanken daran, wie Seran Owatu einen Federkiel zwischen die Rippen presste zuckte sie unwillkührlich zusammen. Sie wsr eigentlich überhauptnicht zart besaitet, aber es ging hier um ihren Flügelmann.
    „ Weil Ihr sonst die Lunge, Blutgefäße, Nerven oder andere Organe beschädigen könntet.“ erklärte sie und rieb sich über den Unterarm. Und plötzlich kam das Lampenfieber. Was wenn sie etwas falsch machte? Sie fühlte das Blut durch ihre Adern rauschen, als Seran sie erneut berichtigte.
    „ Vor allem weil der Keil abbrechen könnte und wir ihn wieder herausholen müssten, desswegen nehme ich den biegsameren Kiel und keine Glasröhrchen.“ erklärte er und ließ das Laken flattern.
    Die Frauenstimme ließ Rhynn herumdrehen und zur Tür sehen.
    Für einen Moment starrte sie fassungslos auf die Szenerie. Ihr Flügelmann Kalkweiss verschnürt mit breiten Lederriemen wurde auf einer Trage in den Raum gebracht. Ein zögerlicher Schritt wollte sie zu ihm bringen und doch blieb sie abrupt stehen um sich zu dem Heiler umzudrehen. Fast als erwartete sie seine Erlaubnis.
    „ Worauf wartest du? Bereite ihn vor. Ich geh zu Markun.“ nickte der Satyr beinahe ungeduldig in die Richtung des Tua‘Tanais und erst mit diesem Signal war sie mit großen Schritten bei den Männern. Die zwei Träger legten ihn unsanft mitsamt ledertrage auf dem vorbereitetem Bett ab. Und in Rhynn schwoll die Wut schlagartig an, da konnte auch das Beruhigungsmittel nicht viel gegen ausrichten, als sie sah wie Owatu gegen die Schmerzen ankämpfte.
    „ Geht das auch vorsichtiger?“ blaffte sie den Groben Mann an. „ Euch sollte man Mal so rumschubsen, wenn man Euch drei Rippen gebrochen hat.“
    „ Um den Is doch egal...“ nuschelte der Mann und wechselte einen Blick mit seinem Kameraden, der Bände sprach. Die Riemen wurden gegen Handgelenk und Fußfesseln ausgetausch und Rhynn zerbrach es das Herz ihn so zu sehen.
    Die Wachen traten den Rückweg an und erst jetzt sah Rhynn den Tua‘Tanai der an der Tür seinen Posten bezogen hatte. Arroganter Kerl... war das erste was ihr zu dem Mann einfiel. Zögerlich legte Rhynn eine Hand auf den Oberarm von Owatu.
    „ Hey du...“ begann sie zögerlich und tastete mit der anderen Hand nach seinem Puls.
    „ Wie gehts dir?“ fragte sie beinahe Schüchtern und griff nach dem Rand der Decke um sie bis zur Hüfte umzuschlagen. „ Seran glaubt, dass es nötig sein könnte, einen kleinen Eingriff vorzunehmen.“ vorsichtig strich die Katzenfrau über seine Seite die nun tief blau angelaufen war und deutlich die Spuren zeigte, wo die Brüche verliefen.
    „ Und der General hat zugestimmt, dass sie Rarlinur holen...“ flüsterte die Katze als sie sich leicht zu ihm hinunter beugte um den Puls diesmal an seinem Hals zu fühlen. Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht und spröde waren seine Lippen. Rhynn griff nach einem Lappen und versuchte großzügig den Bereich um die Schwellung zu reinigen.

  • Owatu schloss die Augen, als sie die Riemen lösten und so endlich den Druck auf seine Seit wieder etwas abmilderten. Zuerst erschrak er, als sie ihm die Lederriemen um die Gelenke legten doch es war besser so da stimmte er den Männern zu.Trotzdem hätten sie das Leder nicht so grob und fest zuziehen müssen und nur zu gerne hätte er sich die klebrigen Haare wenigstens für einen kurzen Moment aus dem Gesicht gewischt. Sie glaubten also, dass er nicht fliegen konnte, wie es ihm gerade ging. Wenigstens etwas, dass sie ihm glaubten. Aber die Verachtung, die sie ihm entgegen brachten ertrug er nicht länger. Deshalb schloss er die Augen und hörte mit Freude, wie Rhynn die beiden Wachen anblaffte. Die Freude war allerdings nicht daraus geboren, dass die Männer ärger von der Cath’Shyrr bekamen, weil sie so grob mit ihm waren. Sondern, weil es ihm deutlich zeigte, dass Rhynn immer noch und trotz all der schwerwiegenden Vorwürfe zu ihm hielt. Sie war gerade die Einzige, die ihm noch ein bisschen halt und Zuversicht gab. Ohne sie hatte er tatsächlich schon fast aufgegeben, dort unten im Loch.
    Endlich kam Rhynn näher. Ihr leichter schnürender Gang ließ sie immer ein bisschen so wirken, als ob sie auf der Pirsch war. Erleichtert stellte er fest, dass sie noch beide Ohren besaß und tatsächlich stahl sich sowas wie ein Lächeln auf seine Lippen als sie mit sanfter Stimme sprach. Gerade brauchte er nicht mehr um endlich mal als das Schlimme auszublenden.
    Seine Augen wanderten langsam über ihr Gesicht und das Lächeln erstarb wieder. „Was… ist.. dir… denn zugestoßen?“ presste er mühsam hervor und wolle eigentlich die rechte Hand heben um auf die Stelle in ihrem Gesicht zu deuten, bis diese von dem Riemen zurückgehalten wurde. Die Frage, wie es ihm ging hatte er somit geschickt überspielt. Irgendwie wollte er das ganze Ausmaß seines Elends nicht vor ihr ausbreiten. Doch bei ihren nächsten Worten grub sich die Angst über all das hier noch ein wenig tiefer in seine Eingeweide. Und er konnte sein Erschrecken nicht gänzlich verbergen. Was meinte sie mit kleinem Eingriff? Sie hatten doch bitte nicht vor ihn aufzuschneiden?
    Bestimmt wollte er mit dem Kopf schütteln, aber es wurde nur ein zaghaftes Zucken, was gänzlich unterging in seinem Schauder, als sie mit den Fingern über die geschwollene Stelle fuhr.
    „Wenn.. du den findest…. Der.. mich… so.“ begann er, brach aber ab, als sie ihm zuflüsterte, dass sie es geschafft hatten Ralinur dazu zu ziehen.
    „Wo ist er?“ fragte er fast tonlos zurück und blickte sich nach der roten Robe um. Hatten sie ihn deshalb hier hoch gebracht? Vermutlich schon, oder? Und der Magier ließ sich natürlich mal wieder Zeit.
    Markun schrie kurz auf und Owatu wandte den Kopf zu dem Zwergen. Dem kleinen Mann schien es noch schlechter zu gehen, als ihm. Und wo waren die anderen, fragte er sich.
    „Wo ist Paranoel? Jankris?“ Das mit Ralinur galt doch sicherlich auch für die anderen, oder? Aber wo waren sie dann?
    Noch ehe die Katze ihm eine Antwort auf seine unverständlichen Fragen geben konnte, rief Seran ihr etwas zu und forderte ihre Aufmerksamkeit: „Was sagt sein Puls? Ist der schwach, aber schnell? Hat er kalte Finger? Wie ist seine Atmung? Macht seine Lunge Geräusche?“ wollte der Heiler wissen und blickte dabei nicht von seinem eigenen Patienten auf. Seine Stimme war dabei emotionslos und forderte auch so die Fakten.
    „Danke Rhynn… das du mir geglaubt hast.“ Sprach er leise zwischen den Atemstößen mit denen er versuchte möglichst tief einzuatmen. Doch jetzt, wo Ralinurtatsächlich Realität war, bekam er auch Angst, vor dem Wirken des Magiers. Wenn Rhynn schon mal zugab, dass etwas weh tat, dann mussten das wirklich bestialische Schmerzen sein.
    „Ist es schlimmer als das, wenn er in deinem Kopf ist?“ fragte er stockend und wieder einmal wurde seine Hand von dem Riemen aufgehalten.

  • Rhynns Blick blieb an dem kaum merklichen Lächeln haften, nur um sich danach selbst für das aufgeregte Herzklopfen zu scholten. Dafür war doch jetzt kein Platz... eigendlich wollte sie dafür nie wieder Platz machen. Denn genau dieses aufregende Gefühl wäre schuld daran, dass man sie nun versetzen würde. Verwundert folgte sie seinem Blick und wie allein hob sich ihre Hand zur eigenenWange und sein besorgter Gesichtsausdruck schaffte es die Cath’Shyrr abzulenken.
    „ Das ehm ... unser Spitzohr hat nen ordentlichen Haken...“ druckste sie hervor und vergaß dabei einen Großteil ihrer Aufgaben.
    „ Ist nicht so schlimm.“Versuchte sie ihn zu beruhigen. Zuviele Dinge schwebten auf einmal durch ihren Kopf und ihr Gesichtsausdruck schien etwas schuldbewusstes anzunehmen. Wenn sie den finden würde der was? Ihre Augen huschten über seine Seite. Derjenige der ihm die Rippen gebrochen hatte? Hatte er vergessen dass sie es gewesen war? Sie war schuld daran dass er diese Schmerzen hatte. Betretenes Schweigen folgte auf diesem Satz. Ihr war in dieser Situation nichts anderes eingefallen, doch hätte es soviele Möglichkeiten gegeben ihn festzusetzen ohne diesen Schwachpunkt zu nutzen. Doch wieso hatte sie es nicht getan? Weil sie ihn zu vorsichtig angegangen war am Anfang, das hatte zu dieser Impuls und Verzweiflungstat gebracht. Es war schon berechtigt, dass man keine Gefühle dieser Art für Kameraden haben sollte. Alle anderen hätte sie wohl schnell und präzise Entwaffnen können. Doch bei ihm hatte sie Angst gehabt ihn mit dem Säbel zu verletzen.
    „ Er beginnt bei den anderen.“ antwortete sie mit ruhiger Stimme und tauchte den Lappen erneut in das kühle Wasser. Seran würde nicht zulassen, dass Owatu und Markun in diesem Zustand der Gedankenlesung unterzogen werden würden und das war gut so. Vielleicht würde sie das nächste Mal dem Heiler einmal weniger widersprechen, wenn er sie behandelte. Ihr Blick huschte hinüber als Markun zu schreien begann und ihr Blick ruhte auf dem Satyrn, der den Verband von Markuns Arm gelöst hatte. Er verstand sein Handwerk und war ein guter Mann, allein was er Heute alles für ihre Leute getan hatte ließ sie eine tiefe Dankbarkeit verspüren.
    „ Sie-..“ wollte Rhynn erklären und fuhr ruckartig zusammen, als sie Serans fordernden Ton hörte. Warum wrang sie hier zum dritten Mal den Lappen aus?


    „ Ehm... Puls schwach aber stetig.“ überschlug sie sich fast mit ihren einen Worten und beobachtete schnell seine Atmung um Seran die Antworten geben zu können die er verlangte.
    „ Er atmet kurz und flach aber nichtmehr so schnappatment wie ganz am Anfang. Das Ubron wirkt also nichtmehr.“
    Die Katzenfrau nahm seine Hand prüfend in ihre. Und sie konnte nicht verhindern, dass sich eine leichte Röte auf ihre Wangen legte. Wie sollte sie sich denn so konzentrieren?
    „ Die Hände sind etwas zu kühl für einen Tua‘Tanai...“ brachte sie hervor und ihr Blick fielen auf die hervortretenden Adern auf seinem Handrücken und ohne Umschweife fand sie den Schuldigen. Ruckartig hob sie den Kopf als sie seine leisen Worte vernahm und ein Lächeln bahnte sich an. Was sollte sie denn darauf antworten? Worte schienen so nichtig, aber was sie tun konnte war seine Hand bestätigend zu drücken. Bald würde er sie nichtmehr so ansehen.... wenn Rarlinur erst die Prozedur bei ihr würde wiederholen, mit einem Amtlichen Zeugen. Dann wäre die Katze aus dem Sack und damit aus der Schwadron. Als könnte Owatu ihre Gedanken lesen, fragte er nach den Schmerzen der Prozedur. Ja es war bestimmt schlimmer. Aber das konnte sie ihm doch nicht sagen? Sie wollte ihm Mut machen und ihn nicht noch weiter runterziehen und doch wollte sie ihn nicht anlügen. Rhynn nickte also vorsichtig und flüsterte „ Aber wenn wir damit eure Unschuld beweisen können, ist das ein Preis den wir durchaus zu zahlen bereit sind. Und du stehst das auch durch.“ Rhynn lehnte sich leicht zurück und fixierte nun den Tua’Tanai in der Tür um an ihre vorherige Aussage laut anzuknüpfen.“Liegt aber vermutlich daran, dass die Riemen zu fest angezogen wurden!“
    Überfordert strich sie sich durch das Haar und als sie selbst die Hand auf den Riemen legte um ihn zu lockern rührte sich der Wachmann.
    „ Ihr dürft die Riemen nicht lockern!“ protestierte er und hob seinen Speer.
    „ Dann tut Ihr es! Aber es schnürt die Blutzufuhr ab.“ hielt sie seinem Stechendem Blick stand und deutete auf ihren Flügelmann.
    Wie ein Jäger glitt der Mann auf sie zu und Rhynn senkte den Kopf nicht, als er sich viel zu nah an ihr vorbei drückte um den Riemen zu lockern. Wie sie es hasste, diese offene zur Schaustellung von körperlicher Überlegenheit ihr gegenüber. Da blieb sie schon aus Trotz an ihrem Platz stehen.
    „ Die Fußfesseln sind locker genug.“ stellte er fest und ging ums Bett herum um auch den anderen Arm zu überprüfen.
    „ Das Lungengeräusch,Rhynn?!“ verlangte der Heiler nun nachdrücklicher und die Katze wandte den Kopf. Das konnte sie hier doch nicht machen oder? Ach was stellst du dich so an? Du bist Heilerin.
    Sorgfältig strich sie sich die Haare hinters Ohr und ging um das Bett herum.
    „ Mehrmals Tief durchatmen bitte...“bat sie Owatu und legte ihre linke wange auf seine rechte Brust. Ihre Hand stützte sich dabei auf dem Rand der Pritsche ab und lauschte seiner Atmung.
    „ Kein auffälliges...“ verkündete sie schließlich und richtete sich auf.

  • Ihre Hand in seiner zu spüren war irgendwie tröstlich, auch wenn sie es nur tat, weil sie ihn untersuchen musste. Aber aus irgendeinem Grund schaffte sie es, dass die Angst, was hier mit ihm geschah endlich mal ein wenig in den Hintergrund trat. Verwirrt schaute er sie an, als sie ihm erklärte, dass sie den Preis zu zahlen hatten. Das ergab irgendwie keinen Sinn. Sie musste sich mit dem Wir versprochen haben. Oder gab es noch einen Haken an der Sache? „Was musstet ihr tun, damit Ralinur kommt?“ fragte er bestürzt und malte sich aus, wie Sie und wen auch immer sie mit Wir meinte - Vielleicht Leander? - dem General kurzerhand eine Lügengeschichte aufgetischt hatten, damit der Magier dazukam. Sich Beweise ausgedacht hatten, oder irgendetwas in diese Richtung. Und dass sie nun erwarteten, dafür eine Strafe zu bekommen, wenn das heraus kam.
    „Rhynn!… Du hast doch hoffentlich…nichts dummes getan!?“ fragte er bestürzt mit dünner Stimme. Was, wenn all ihr Glaube an ihn, völlig umsonst war? Was, wenn Ralinur nur eine Bestätigung für seine Tat fand?
    Vielleicht war dieser Zustand der Unwissenheit doch ganz gut? Er hatte Angst davor, dass der Magier nur einen Beweis für seine Schuld fand. Und solange das nicht geschehen war konnte er immerhin hoffen, oder?
    Doch dann kam der andere Greifenreiter wieder zu ihm her und sein verachtender Blick, als er ruckartig die Riemen löste, machte ihm klar, dass er doch gerne wissen wollte, ob dieser Hass gerechtfertigt war.
    Schweigen breitete sich über sie aus, während der Krieger an ihm die Schnallen verstellte und Owatu war froh, als der Mann wieder seinen Posten bezog.
    Am liebsten hätte er seinen Arm um die Schulter der Cath’Shyrr gelegt, als sie ihre Wange und vor allem das Ohr wieder auf seine Brust legten. Sie war so schön warm und auch wenn sie mal wieder verlangte, dass er tiefer einatmete, wollte er, das sie mit ihrer Wärme blieb.
    „Puls nicht schnell? Sagst du?“ Stand plötzlich Seran hinter der Katze, „Gut, dann ist es noch nicht kritisch und es geht ihm besser, als ich befürchtet habe.“ erklärte er und griff jetzt selbst nach seiner Hand um auf seinem Daumennagel herumzudrücken und ein unverkennbares Seran-mhh, verlauten zu lassen. Ein Muh, das er leider schon viel zu oft gehört hatte und das meistens sagte, dass er nicht zufrieden war mit dem, was er herausgefunden hatte. Dann verließ er die beiden wieder um zu dem Tisch mit den Utensilien zu eilen. Kurze Zeit darauf kam er zurück und drückte Rhynn einen von Zwei Bechern in die Hand: „Gib ihm noch was von dem Ubron.“ meinte er und schritt dann eilig mit dem anderen Becher auf Markun zu.
    Fast zur selben Zeit klopfte es kurz an der Tür und nachdem die Tür zaghaft einen Spalt breit aufgeschoben wurde, erschien Karruns brauner Haarschopf um den Spalt zu füllen. Schnell überprüfte der Mensch die Lage und schlüpfte dann gänzlich durch die Tür. Dem Krieger, der neben der Tür stand, warf er einen kritischen Blick zu, dann legte er schnur stracks die paar Schritte zurück, die ihn bis hin zu dem Tisch führten.
    „Sie haben mich von der Lesung ausgeschloßen.“ erklärte er missmutig und strich nervös über seine Tunika. „Wie geht es den beiden?“
    „Nicht gut genug, dass sie hier von diversen Leuten belagert werden.“ erklärte Meister Seran und hatte sich lediglich zu dem Schwadronsführer umgedreht, musste er doch befürchten, dass gleich auch noch der Rest der Dritten zur Tür hereingeschneit kam.
    Karrun senkte den Blick und fühlte sich offenbar hier auch gleich wieder herausgeschmissen. Fast schon in der Wegdrehbewegung fügte der Heiler allerdings noch etwas an. „Aber du kannst uns helfen, ihn gleich da hin zu legen.“ Sein Finger deutete auf den Tisch.
    „Nein! lass mich.“ protestierte Markun, „Gib mir einfach nur noch mehr von dem Zeug.“
    Owatu musste feststellen, das der Zwerg ähnlich dachte, wie er. Bevor er nicht wusste, was Ralinur herausfinden würde, wollte er auch auf gar keinen Fall auf diesen Tisch.
    „Du spürst deine Finger fast nichtmehr, das können wir nicht so lassen!“ fuhr Heran den Zwergen nun etwas leicht gereizt an. Anscheinend führte er schon länger diese Diskussion.

  • Die Wärme seiner Haut hallte auf ihrer Wange nach und ihr war fast so, als konnte sie sein Herz noch schlagen hören. Oder Konzentrierte sie wich nur desswegen auf solche Details, damit sie sich mit seiner Frage nicht auseinandersetzen musste? Auf seine Frage hin hatte sie sich nur auf die Lippe gebissen. Sie würden die ganze Schwadron dieser unangenehmen bis Schmerzhaften Prozedur unterziehen. Aber sie hatten alle einheitlich ihre Zustimmung erteilt. Was war schon ein paar Minuten Schmerz gegen vier Leben? Und auch lebenslange Schmach war ein guter Preis dafür, wenn sie ihn nur retten konnte. Also Nein... sie hatte nichts Dummes im direkten Sinne getan und davon war sie überzeugt. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und die Cath’Shyrr war ganz froh darum, dass Meister Seran an das Bett trat.
    „ Nein nur schwach.“ bestätigte sie ihre Worte erneut und auch Serans Blick sprach Bände. Rhynn hätte Owatu jetzt wohl etwas gegeben um das Herz zu stärken. Aber wie sich das genau auf die Betäubung auswirken würde, könnte unberechenbar sein. Rhynn schluckte gegen den Kloß an. Sie durfte jetzt nicht daran denken, doch sie fühlte seinen Blick auf sich als sie den Becher abnahm und dem Meister zunickte. Die Katzenfrau sah zur Tür und Rhynn schüttelte den Kopf über diese Tatsache und der Schwadronsführer nahm ihr damit jegliche Hoffnung, Owatu bei dieser Prozedur beistehen zu dürfen. Vielleicht sollte sie ihm doch versuchen das Gefühl zu erklären, damit er es leichter hatte? Sie hörte den Protest des Zwergen und betreten blickte sie wieder zu Owatu. Den Becher in der einen Hand ging sie leicht in die Knie.
    „ Langsam trinken.. ich helfe dir lass einfach locker.“ erklärte sie und strich ihm die Klebrigen Haare von der Stirn ausgehend und weg von seinem Hals, damit sie ihre Hand unter seinen Nacken schieben konnte. Irgendwie bereitete ihr dieses Verhalten unbehagen, es lang zuviel Zärtlichkeit in ihren Bewegungen, doch er hatte die letzten Stunden soviel Schmerz durchlitten, da wollte sie nicht auch noch an seinen Haaren ziepen.
    „ Nicht anspannen...“ mahnte sie ihn, weil sie spürte wie er versuchte mitzuhelfen. Langsam führte sie den Becher an seinen Mund und ließ ihm die Zeit der er brauchte um den scharfen Sud zu trinken.
    „ Rarlinur wird die ganze Schwadron überprüfen.... das schien die Bedingung zu sein.“ brach es nun doch aus ihr heraus und langsam legte sie seinen Kopf ab und griff nach einem Tuch um damit seinen Mundwinkel abzutupfen„ Wir haben alle zugestimmt. Ich habe dir doch gesagt ich mache nichts Dummes... Und ich würde es noch hunderte Male tun, wenn es nötig ist.“ ihre Stimme war dünn und drang kaum durch das Zetern des Zwergen. Zu frisch war die Erinnerung an den Schmerz und das was aus dieser Lesung würde folgen.
    „ Einmal mit Anpacken, bitte.“ verlautbarte der Heiler und blickte auffordernd zur Katze und dem Wächter.
    „Es befinden sich vier Türen und zwei davon sind verschlossen, also packt mit an Greifenreiter, er kann garnicht entkommen.“ wurde Seran nun wütender, weil der Tua‘Tanai sich nicht rühren wollte. Nur kurz drückte Rhynn die Hand ihres Flügelmannes im vorbei gehen und packte bei dem Zwergen mit an um ihn auf den Tisch zu heben.

  • Es stimmte also, sie hatte etwas dummes gemacht, er kannte diesen Gesichtsausdruck. Immer wenn sie sich so auf die Lippe biss, dann wollte sie ihm irgendwas nicht sagen. Und da sie eine schlechte Lügnerin war sagte sie meistens einfach gar nichts. Zu dumm, das der Heiler näher kam, bevor er sie zur Rede stellen konnte.
    Und als Karrun den Raum betrat, nachdem Seran wieder gegangen war, war der Gedanke an Rhynns Dummheit auch schon fast wieder verflogen. Viel mehr brannte nun die Frage, wen von den beiden Anderen Ralinur gerade in der Mangel hatte und warum Karrun nicht dabei sein durfte. Rhynn lenkte ihn aber auch von dieser Frage ab, indem sie mit dem Becher näher kam und endlich die störenden Strähnen aus seinem Gesicht zupfte. Was ihn nur aufregte, war dass er noch nichtmal in der Lage war seinen eigenen Oberkörper anzuheben. Der Schmerz zog unerbittlich und die Hände konnte er nicht zur Hilfe nehmen. Also blieb ihm nichts anderes, als sein volles Gewischt in ihre Hand zu geben und sich den Kopf stützen zu lassen.
    Wie scharf das Zeug war hatte er schon fast wieder vergessen gehabt. Aber er wusste auch um die Erleichterung, die der Sud brachte, weshalb er sich zwang den Becher zu leeren. Wenn es nur nicht so in der Kehle brennen würde, dass er am liebsten dieses Gefühl weggehustet hätte. Nur den Fehler zu husten hatte er in der Nacht ein oder zweimal gemacht und er hatte geglaubt fast ersticken zu müssen, oder an den Schmerzen zu sterben.
    „Kann ich noch was Wasser haben?“ raunte er ihr zu und hörte dann ungläubig, dass alle aus der Schwadron überprüft werden sollten.
    „Warum?“ das war eine merkwürdige Bedingung, die anderen waren doch nicht Amok gelaufen, warum mussten sie das nun auch über sich ergehen lassen? Irgendwie ergab das keinen wirklichen Sinn in seinem müden Kopf. Warum hatten sie dem zugestimmt? Und warum reichte es bei den anderen, das sie zustimmten, aber bei ihm noch nichtmal, wenn er darum bat? Irgendwie bildete sich ein Knoten in seinem Kopf. Und das Rhynn es nur so leise aussprach machte es nicht besser. Langsam ließ sie ihn wieder auf das Bett zurücksinken und wurde dann von Seran weggerufen. Er wollte das sie blieb. Und versuchte ihre Hand festzuhalten, doch mit den Riemen an den Gelenken hatte er nicht genügen Spielraum dafür.
    Zu viert mussten sie den Zwergen auf den Tisch hieven, weil dieser seine einzige Chance zum Protest darin sah nicht mitzuhelfen.
    „Das könnt ihr nicht machen!“ versuchte er seinem Widerspruch nochmal Nachdruck zu verleihen.
    „Rhynn wird dich Betäuben, du wirst davon so gut wie nichts spüren.“ erklärte Seran nun, etwas milder, wo er anscheinend glaubte den Grund für Markuns Weigerung zu kennen.
    Aber Owatu glaubte das es was anderes war. Dem Zwergen war normalerweise nicht so bang vor sowas. Oder ging es ihm da ähnlich, wie ihm selbst? Bei einem bevorstehendem Kampf verspürte er, obwohl immer der Tod über allem schwebte, nicht so eine Angst, wie davor unter Serenas Messer zu landen. Möglicherweise lag es daran, dass er da mehr das Gefühl hatte durch eigenes Geschick die Kontrolle zu haben und vor allem jetzt gerade kam er sich absolut ausgeliefert vor. So musste es dem Zwergen auch gehen. Dazu die Ungewissheit, ob all das hier überhaupt was brachte. Ob der zusätzliche Schmerz nicht einfach nur noch mehr Quälerei war, bis man sie in ein paar Tagen eh Hinrichten würde. Wenn sie ihnen was gutes tun wollten, dann sollten sie sie nach seiner Meinung gerade besser einfach mit Schmerzmittel volllaufen lassen. Vielleicht sogar viel zu viel davon geben. Rhynn hatte mehr als einmal erwähnt, das zu viel auch nicht gut war.
    Owatu hatte den Kopf gedreht und beobachtete, wie die drei Männer dem Zwergen am Tisch fixierten. Dieses mal schien auch Seran das für notwendig zu erachten und Markun ergab sich langsam in sein Schicksal.
    Der Tua’Tanai ging wieder auf seinen Posten zurück und fuhr damit fort grimmig zu schauen. Für einen Moment fragte sich Owatu, ob der Mann hier eine Strafe absitzen musste.
    Seran zog den Beistelltisch mit den bereitgelegten Werkzeugen näher an sich heran und reichte dann Rhynn eine Schale auf der irgendwas zum Abdecken lag.
    „Ich sag dir, wenn du beginnen kannst.“ wies der Heiler die Katze ein und Karrun machte Anstalten sich doch ein bisschen weiter von diesem Geschehen zu entfernen.

  • „ Später...“ erklärte sie mit gesenkter Stimme und möglichst ohne die Lippen zu bewegen auf seine Frage nach dem Grund. Es war bestimmt nicht gut, wenn irgendwer außerhalb der Schwadron mitbekam, dass Karrun ja beinahe eine Rebellion angedroht hatte, wenn der General nicht in Erwägung zog, Rarlinur holen zu lassen . Und der Wachmann schien besonders lange Ohren zu bekommen, wenn es um den Hauch eines Details ging. Rhynn füllte den Becher zur Hälfte mit Wasser um ihm auch dabei zu helfen. Zuviel durfte er nicht trinken, das konnte zu komplikationen führen.


    Es war nicht einfach den Zwerg von der Trage auf den Tisch zu hiefen. Der Mann schien wirklich aus Stein und wäre er nicht verletzt, hätte Karrun den sturen Kerl wohl mit einem heftigen Ruck von seiner Trage befördert. Das konnte sie förmlich von seinen Lippen ablesen, die hatte er nähmlich zusammengepresst, als versuchte er zwanghaft eine Zurechtweisung in seinem Mund zu behalten.
    Während die Riemen festgezurrt und auch ein Brustgurt bei dem kleinen Mann umgeschnallt wurde. Zog sich Rhynn die Schale zurecht und legte einige Tücher daneben bereit.
    Vorsichtig hob sie die Abdeckung von der Schüssel nur um sie bei seiner Anweisung wieder zu schließen.
    „ Ja, Meister.“ erklärte sie dass sie verstanden Hatte und schob eines der Tücher durch den Schmalen Spalt zwischen Schale und Abdeckung.
    Beim Benetzen des Tuches war Schnelligkeit die Devise. Denn die Dämpfe die von der Schale aufstiegen, konnten auch denjenigen betäuben, der eigentlich den Patienten betäuben sollte. Doch Rhynn hatte genau diese Aufgabe hunderte Male gemacht und ihre eigene Methode entwickelt.
    Seran breitete ein Tuch über dem zuckenden Zwerg aus und desinfizierte seine Hände großzügig mit dem scharfriechendem Alkohol.
    „ Lasst das! Ich brauche das nicht! Kipp den Schnaps drauf und gib mir auch nen Schluck!“ protestierte der kleine Mann und ließ das Tuch verrutschen.
    Rhynn griff über Markun hinweg und legte das Tuch erneut auf und blickte ihren Kameraden mahnend an als sie versuchte sein Zucken und Zappeln zu unterdrücken.
    „ Hör auf... du wirst nicht spüren! Aber wenn du den Bruch verschiebst, dann kann es sein dass du den Arm verlierst... er wird unbrauchbar! Du Hornochse.“ schimpfte die Katze doch der Zwerg schien so völlig außer sich, dass er sie vollkommen ignorierte.
    „ Das bringt nichts... wir betäuben ihn gleich.“ nickte der Satyr seiner Gehilfin zu und Rhynn zog an dem vorbereitetem Stoffzipfel während sie oben auf die Abdeckung drückte. Das Tuch, das durch den engen Spalt gezogen wurde,rang sich also von selbst aus und Rhynn war nicht gezwungen mehr Dämpfe als nötig einzuatmen. Seran schien einen Moment verblüfft von dieser Methode schüttelte dann aber den Kopf und legte das Tuch erneut zurecht und griff nach einem der Bestecke.
    Die Greifenreiterin hatte Mühe dem Zwergen das Tuch über Mund und Nase zu legen und er schien wirklich eine geraume Zeit dagegen zu kämpfen. Doch dieses Gefecht war aussichtslos. Der Zwerg erschlaffte unter ihren Händen und seine Atmung wurde ruhiger.
    „ Gut... du kannst es runter nehmen. Immer eine Hand am Patienten...“ verdeutlichte der Heiler und verbreiterte die Wunde mit seinem Messer. Und ließ offensichtlich das Wundsekret ab. Doch Rhynn hatte ihre Aufgabe zugeteilt bekommen, also überprüfte sie regelmäßig und mit einer seltsamen Routine, die Lebenszeichen des Greifenreiters. Puls... Reflexe... Atmung..... Tuch wieder in die Schüssel....


    Karrun wurde käseweiß und seine Schritte rückwerts führten ihn immer Näher an Owatu heran. Man konnte sehen wie er mit sich kämpfte, eigentlich wollte er dem Zwergen beistehen, doch offensichtlich ertrug er den Anblick nicht so wirklich. Schließlich schien er sich der Situation zu ergeben und zog sich einen Hocker mit dem Fuß näher und tiefe Sorgenfalten hatten sich auf seiner Stirn gebildet, als er seinen Ellenbogen auf Owatus Lager abstützte.
    „ Ich weiss nicht wie die das können...“ schüttelte der Mensch den Kopf mit einem Blick auf Rhynn und Seran.
    „ Tut mir leid....“ erklärte er tief getroffen und seufzte leise.
    „ Wir konnten euch nicht früher rausholen... und... irgendwie.. naja...“ der Mensch fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht. Auch der Mann wirkte so als habe er die ganze Nacht nicht geschlafen, ein Eindruck der von den nunmehr gelbgrünen Blutunterlaufenen Augen verstärkt wurde.

  • „Halt das mal.“ drückte Seran ihr den Griff einer der Zangen in die Hand und führte anschließend ihre Hand dort hin, wo er sie brauchen konnte um die Wunde weiter aufzuhalten. Mit einer spitzen Pinzette fischte er einen fingernagelgroßen Knochensplitter aus dem Blut, welches Knochen und Muskeln umgab und versuchte dann mit einem Tuch ein wenig von dem Lebenssaft aufzusaugen, das er wieder mehr sehen konnte.
    „Ah..“ machte Seran plötzlich, als hätte er irgendwas entdeckt und die Anspannungen die Einzug in seinem Gesicht genommen hatte wandelte sich ein bisschen zu einem Triumph. Dann blickte er sich plötzlich zu Karrun um nur um festzustellen, das der Mann für diese Aufgabe nicht geeignet war. Er musste das alles nochmal strecken um das eingeklemmte Gewebe frei zu bekommen und noch einmal verfluchte er dieses dunkle Kellerloch, wo sie die Männer hatten eingesperrt. Sein Blick wanderte weiter zu Naou‘ru, doch dem Mann vertraute er in dieser Sache gerade ganz und gar nicht. Also blieb wohl nichts anderes, als die Rollen zu tauschen.
    „Rhynn komm mal hier herüber, halt dass, ich muss das nochmal auseinander ziehen und du schauen, dass sich das Gewebe löst.“ erklärte er kurz und deutete mit der Pinzette auf die Stelle, die er dafür verantwortlich machte, dass der Zwerg ein taubes kribbeln in den Fingern spürte. Dann hielt er ihr auch den Griff der zweiten Zange hin.
    Ein leichtes Zucken ging durch Markuns Körper, während Seran umgriff und den Ellbogen des Verletzen mit einer Hand packte und die andere in die Armbeuge legte.



    Owatu blickte den Menschen an, als der näher zu ihm heran kam und sich nun auf einem Hocker nieder lies.
    „Danke, das ihr dafür überhaupt gesorgt habt.“ meinte Owatu. Die Worte alleine zeigten ihm, dass auch Karrun nicht glauben wollte, was er gesehen hatte und das gab ihm ein kleines bisschen mehr Hoffnung, dass Ralinur auch irgendwas finden würde, was Bewies, dass sie das nicht geplant hatten. Zumindest das hoffte er, kam dabei heraus.
    „Mit wem haben sie angefangen?“ wollte er wissen, er hatte das richtig mitbekommen, dass Karrun nicht dabei sein durfte.
    „Paranoel und der General macht höchstpersönlich den Zeugen.“ erzählte der Mensch und fuhr sich besorgt mit der Hand in den Nacken. Das gefiel ihm offenbar überhaupt nicht und auch Owatu gruselte es davor, das der Satyr in seinen Kopf schauen würde. Irgendwie war diese Vorstellung für einen Moment noch schrecklicher, als das absurde Bild, das er immer von Ralinur im Kopf hatte, der mit seinen langen Fingern geradewegs in seinen Kopf griff.
    „Wann haben sie damit angefangen?“ wollte der Dunkelhaarige nun wissen. Ein bisschen hoffte er, dass vielleicht schon bald ein Ergebnis vorlag. Aber würden sie es ihm sagen? Wenn es einen Beweis für ihre Unschuld gab sicherlich doch, oder? Und wenn nicht?
    „Ungefähr zur gleichen Zeit, als sie euch verlegt haben. Die sind mitten dabei.“
    Owatu verstand und nickte. Er musste also noch warten. Noch gab es keinen Grund sich sorgen zu machen über das Ergebnis und warum man sie hier weiterhin im dunkel ließe.
    „Kannst du… ähmm…“ irgendwie war es erniedrigend, „Mir die Decke wieder höher ziehen?“ fragte er den Menschen und verfluchte jetzt doch die Fesseln. Ihm war kalt und das einfachste, was es dagegen zu tun gab, konnte er nicht selbst tun.
    Vorsichtig, als wäre er zerbrechlich zog der Schwadronsführer die Decke bis zu seinem Hals.
    „Besser?“
    Owatu nickte, zumindest etwas wärme brachte es.
    „Gebrochene Rippen sind echt fies.“ begann Karrun nun, „Hatte ich auch mal, brauch ich auch nicht wieder.“ Dann beugte er sich weiter vor um ihm leise zuzuraunen: „Und das wegen eines Mädchens. Zack…“ er deutete einen Faustschlag auf seine rechte Seite an.
    „Von dem Mädchen? Was hast du getan?“ fragte Owatu überrascht und war viel zu laut geworden, so dass sich gleichzeitig ein Hustenreiz ankündigte. Das erste Bild, was ihm irgendwie in den Kopf kam, war, wie sie ihm eine Überbriet, die Frage war nur warum. Aber er musste dem Husten nachgeben und der Schmerz verdrängte dabei jegliche lustige Vorstellung. Dabei hatte das Ubron gerade angefangen vernünftig zu wirken.
    „Die Frage ist eher, was hat der andere getan? Das war vielleicht ein Arsch, sag ich dir.“ erklärte er und legte etwas erschrocken seine Hand auf Owatus Oberarm.
    „Soll ich dir Wasser bringen?“
    Der Tua’Tanai nickte und versuchte den zweiten Hustenreiz zu ignorieren.

  • Rhynn griff wie automatisch nach dem Griff, der ihr entgegengehalten wurde und nahm das Tuch von Markuns Gesicht.
    „ So?“ erkundigte sie sich ,weil sie kaum einen richtigen Blick auf den Wundbereich werfen konnte. Als der Meister nickte. Versuchte sie krampfhaft, die Position ihrer Hand zu halten, während die andere sich über Markuns Halsschlagader und die Muskelstränge legten. Dass sie Mal eine Zange halten musste, war auch bei Caror mal vorgekommen, wobei er gerade bei solchen Dingen lieber selbst die Kontrolle über die Werkzeuge hatte, jedoch war es schwierig beide Aufgaben zu übernehmen. Als der Meister sich plötzlich umzusehen begann, legte die Frau die Stirn in Falten. Schließlich winkte der Heiler und überrascht versuchte sie umständlich um den Tisch herumzugehen und die Schüssel irgendwo auf der anderen Seite zu platzieren.
    Was hatte er denn jetzt vor? Fragte sie sich und nahm schweigend die Pinzette ab, seine Hand führte ihre für einen Moment und schließlich erkannte sie was er meinte. Gewebe hatte sich zwischen dem gesplittertem Bruch eingeklemmt. Als der Heiler seine Hände um den Ellenbogen legte und einen Huf gegen das Tischbein stützte, wurde ihr klar was er erwartete. Aber wie sollte sie dann den Zwerg überwachen?
    „ Ich ziehe langsam den Knochen auseinander und du schaust dass der Nerv frei kommt und die Knochen wieder richtig aufeinander treffen. Bereit?“
    Rhynn schob die Zange eine Spur tiefer und drückte das Fleisch auseinander und setzte die Pinzette an. „ Ja...“ presste sie hervor und konzentriert lag ihr Blick auf dem Operationsbereich ihre Nerven waren zum zerreissen gespannt. Wenn es um soetwas ging, nutzte ihr Onkel meist einen Flaschenzug, oder ein Brett, um ein Gelenk wieder einzukugeln. Da stand sie meist dort wo der Heiler gerade war. Doch das freihändige Einrenken, war schon eine sehr empfindliche Sache. Der Tisch knarzte leise, als der Heiler kontinuierlich an dem Arm zog. Zuviel Zug war gefährlich und eine falsche Bewegung, konnte die Knochen verrutschen lassen.
    Die Bruchkanten lösten sich voneinander und gaben das Gewebe frei. Vorsichtig schob die Katze die flache Seite der Pinzette hinter den Knochen. Sie sah nicht viel, denn das Frische Blut sammelte sich langsam in der Wunde und Rhynn kniff die Augen leicht zusammen sie fühlte den Strang sah ihn aber nicht mehr.
    „ Ich hab ihn... aber ich seh nichts mehr...“ kam die leicht überforderte Antwort. „ Ich kann die Zange nicht loslassen um abzutupfen...“ sie wollte den Kopf drehen doch Serans ruhige Stimme erklang.
    „ Rhynn? Ganz ruhig... behalt deine Hände im Auge. Du hast den Nerv nach hinten gelegt?“
    „ Ja...“ antwortete sie knapp und sie hatte das Gefühl ihre Hände verkrampften jeden Moment.
    „ Guut...“ seine Stimme war fast ein Brummen.
    „ Der Knochen hat also Platz und wird nichts einklemmen?“
    „ Er müsste Platz haben ja.. ich hab die Zange und die Pinzette dazwischen. Aber ich sehe trotzdem nichts.“ die ganze Situation überforderte sie etwas. Das war das erste Mal dass sie ganze alleine am Brennpunkt arbeiten musste.
    „ Du musst nichts sehen... ich lasse jetzt langsam nach. Kein Druck auf den Knochen.“
    Rhynn brachte nurnoch ein nicken Zustande und sie hielt gebannt die Luft an. Leise kratzten die Bruchstellen aufeinander und obwohl Seran bereits den Arm wieder losgelassen hatte. Verharrte die Katze in dieser Position. Der Heiler griff nach einem Tuch und entfernte das überschüssige Blut und nahm ihr die Werkzeuge aus den Fingern.
    „ Gut... gut gemacht.“ lobte er und obwohl Rhynns Arme brannten griff sie wieder nach der Schüssel mit dem Betäubungsmittel. Den Blick noch immer verdutzt auf den Heiler gerichtet ging sie um das Kopfende herum. Das war ein Lob gewesen oder? Caror lobte sie nie... wenn er sie nicht tadelte war das Lob genug. Seran hatte sie gelobt! Kurz huschte ihr Blick zurück zu Owatu. Wollte dieses Ereignis mit ihm teilen, doch sein Anblick versetzte ihr einen Stich. Wie konnte sie nur jetzt so euphorisch reagieren, wo es ihm so schlecht ging? Schlagartig erstarb ihr Lächeln und sie konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe. Sie rang den Lappen aus und legte ihn wieder über Markuns Mund und Nase. Bis sich seine Atmung wieder beruhigte.



    Karrun drehte sich auf dem Hocker um und goss etwas Wasser in den Becher, froh darum etwas nützliches tun zu können. Doch schlagartig zuckte der Schwandronsführer zusammen, als Seran ihn anfuhr. Der Heiler hatte das Wasser plätschern hören und blickte nun von seiner Aufgabe auf
    „ Was hast du vor?“ fixierte er den Mann und Karrun drehte langsam den Kopf.
    „ Ich gebe Owatu Wasser.“ erklang seine beinahe fragende Antwort doch Seran schüttelte den Kopf.
    „ Ein halber Becher Wasser reicht fürs erste. Wir betäuben ihn nachher... Ich kann ihn während der Operation nicht drehen für den Fall dass er bricht. Also weg mit dem Becher! Ich brauch die Flasche zum Spülen.“
    Er öffnete die Hand in Rhynns Richtung und funkelte den Mann an. Geknickt ließ er die Schultern hängen und stellte den Becher ab.
    Ein entschuldigender Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
    „ Ich habs versucht...“ seine Hand drückte tröstend den Oberarm seines Kameraden und er zwang sich zu einem Lächeln. Doch eine Sache brannte dem Mann die ganze Zeit auf dem Herzen. Er haderte mit sich selbst ob er es wirklich ansprechen sollte. Sie hatten ihm seine Verletzung verheimlicht. Nach ihren Angaben war es um ihn zu schützen, doch hätte Rhynn es nicht erzählt, hätte das enorme Zweifel aufwerfen können. Wenn Owatu und Paranoel sich heimlich trafen und sonst keiner Wusste was sie wirklich taten.

  • „Na dann hoffen wir mal, dass wir den Übeltäter gefunden haben und Markun seinen Arm behalten kann.“ murmelte Seran und entnahm vorsichtig die Werkzeuge aus der Wunde und begann mit dem Nähen. Präzise setze er einen Stich neben den anderen, so als wäre dies schon fast eine meditative Aufgabe für den Meister. Anschließend nahm er den Mörser zur Hand, in dem er zuvor eine dicke Kräuterpaste angerührt hatte und strich den Balsam auf die Naht, nachdem er all das Blut, welches den Arm hinabgelaufen war, sauber weggewischt hatte. Ein starker herber Geruch ging von der Paste aus und wurde erst schwächer, als der Heiler ein paar Windungen einer Bandage um den Arm gelegt hatte.
    „Halt die bitte hier oben. Richtig fest, die dürfen nicht verrutschen.“ bat Meister Seran nun seine Gehilfin als er die Holzleisten zum Schienen an den Arm legte. Ebenso bedacht, wie er die Naht gesetzt hatte begann er nun einen weiteren Verband straff um die Schienen zu legen.
    „Gib ihm noch was, auch wenn wir fast fertig sind. Aber wir müssen ihn wieder da rüber bringen und da ist es besser, das der Dickkopf sich nicht bewegt.“ erklärte er als die Leisten von alleine an Ort und Stelle hielten und er nur noch den Stoffstreifen fixieren musste. Denn Markun hatte wieder begonnen etwas reger zu werden. Doch in seiner Stimme lag kein Vorwurf an die Katze, das sie ihre Aufgabe nicht richtig erfüllt hätte, oder so. Ganz im Gegenteil, wenn er den Tisch nicht gleich wieder brauchen würde, hätte er Markun auch hier langsam wieder wach werden lassen, je weniger er von dem Kräutersud einatmen musste, desto besser.



    Owatu wurde noch ein bisschen blasser, als er Serans Worte hörte. Bei Rhynn klang das noch nach einem Vielleicht und nachdem der Heiler festgestellt hatte, dass es ihm besser ging, als er befürchtet hatte, war die Hoffnung aufgekommen, das draus ein Nicht-Nötig wurde. Doch jetzt klangen Serenas Worte nach einem festen Vorhaben.
    Panik brandete bei dem Gedanken ihn im hoch und kurz zerrte er unterbewusst an den Riemen Es war Seran, der Verstand was er tat, versuchte er sich selbst zu beruhigen, doch die irrationale Angst war stärker und ihm wurde ein bisschen schlecht. Es war einfach die Tatsache, das er noch nichtmal wusste, was mit ihm los war und wenn er dir sterben würde, das auch nie erfahren würde.
    Woher sollte er dann wissen, ob sein Achak es überhaupt Wert war eine anderen Tua’Tanai zu beschützen?
    „Du hättest mir das ruhig sagen können.“
    riß Karrun ihn wieder aus seinen dunklen Gedanken.
    „Was?“ fragte er erschrocken. Was hatte er ihm nicht gesagt? Wusste er etwas, was er getan hatte, von dem er selbst nichts mehr wusste?
    „Wie schlimm ich dich erwischt haben.“
    Irritiert zog Owatu die Augenbrauen zusammen und verstand nicht, wovon der Mann sprach.
    „Wenn ich von sowas nicht weiß… wie soll ich… Das du du und Paranoel euch heimlich trefft um die Verletzungen zu behandeln, die ich dir zugefügt habe…“
    Er fuhr sich mit der Hand über Kinn und Mund, „Das hätte unserer Beweisführung, das ihr die Tat nicht geplant habt fast das Genick gebrochen.“ erklärte er.
    „Ihr könnt doch nicht solche Geheimnisse hinter meinem Rücken haben. Zumindest nicht, nur weil ihr mich schonen wollt. Ich versteh nicht, wie ihr auf die Idee kommt, dass das nötig wäre und wenn Rhynn nicht gewesen wäre, dann…“
    Der Schwadronsführer stockte und brach ab. Er hatte sich ein bisschen in Rage geredet und schielte nun zu der Cath’Shyrr. Offenbar war ihm letzteres raus gerutscht.
    Aber das war Owatu gerade herzlich egal. Ob Rhynn nun ihr Wort gebrochen hatte, oder nicht. Er hatte gerade ganz andere Sorgen und jetzt sollte er sich auch noch erklären, warum er Karrun nichts gesagt hatte?
    Aber wenn er wenigstens so dieses aus der Welt schaffen konnte… kurz schloß Owatu die Augen eigentlich war er viel zu müde um darüber nachzudenken.
    „Was hätte ich den tun sollen? Zu dir kommen? Schau mal, wie du mich zugerichtet hast?“ erwiderte er und irgendwie klang das nicht so locker und belustigt, wie er gerne gehabt hätte. Ja es klang sogar ein bisschen vorwurfsvoll, was er aber gar nicht beabsichtigt hatte, sondern der Mühe geschuldet war, die er brauchte um die Worte hervorzubringen.

  • Rhynn schob die benutzten Tücher die Seran zur Seite gelegt hatte mit dem Ellenbogen über den Tischrand in die bereitgestellte Wanne. Und schüttelte eines der gefalteten frischen Tücher auf um sie in die Reichweite des Heilers zu legen. Gepackt von einem Ehrgeiz dem Lob auch weiterhin gerecht zu werden, wollte sie sich vor dem Meister beweisen. Ihre Hand legte sich prüfend auf die Stirn des Zwergen, als der Satyr mit dem nähen begann.
    „ Ich glaube seine Temperatur ist gestiegen....“ informierte sie den Mann, der jedoch kaum von seiner Arbeit aufblickte.
    Der Duft des Balsams ließ Rhynn mehrfach tief einatmen. Das hatte ihr schon immer gefallen. Wie Kräuter es immer schafften dass die Luft wieder sauber und frisch roch. Es weckte Erinnerungen und klärte gleichzeitig den Kopf. Die Katze zog erneut die Augenlider des Zwergen auseinander als der Meister den letzten Stich setzte. Das sollte reichen... meinte die Katze und legte das Tuch auf das Schälchen ehe sie Seran zur Hand ging. Gemeinsam schienten sie den Oberarm und Rhynn beobachtete den Zwergen wie er langsam wieder wachwerden zu schien.
    „Noch einmal bis er komplett betäubt ist?“ fragte sie auf die Anweisung des Heilers hin und tauchte das Tuch wieder in den Kräutersud.
    „Nein, nur kurz auflegen...“ erklärte er und verknotete das Ende der Bandage.
    „ Ist gut.“ nickte Rhynn und presste das Tuch aus um es über Mund und Nase auszubreiten. Kaum hörte der Mann auf sich zu regen, nahm sie es wieder herunter.


    Karrun knetete seine Finger und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er konnte seine Reaktion verstehen. Aber er hatte eigentlich nur diese Unstimmigkeit aufklären wollen. Sie mussten ganz besonders jetzt zusammenhalten und geeint sein.
    „ Ja, das wäre mir tatsächlich lieber gewesen...“ erklärte er schulterzuckend. „dann würde das nicht so über mir schweben....“ erklärte er ruhig und zog vorsichtig die Decke wieder zurecht. Seit Tagen hatte der Mensch das Gefühl, unfähig zu sein und nichts bewirken zu können. Man Misstraute ihm und seinem Urteil hatte ihm jetzt notdürftig, das Kommando über die Dritte zurückgegeben. Hätte er die Gruppe doch nicht auf der Lichtung landen lassen sollen. Vermutlich hätte er Owatu und Rhynn noch nicht alleine fliegen lassen sollen. Dann wäre Tameqa nicht verletzt worden und sie hätten nicht auf dieser Lichtung notlanden müssen.... doch jetzt war es zu spät... Und obwohl es nötig gewesen war, Rhynn als Spitzel in die Arrestzellen zu schicken machte er sich Vorwürfe, weil Rhynn dabei verletzt worden war. Egal welche Entscheidung er traf, es schien nie ohne einen Haken abzulaufen.
    „Es gibt nicht schlimmeres als Differenzen in der Gruppe. Deswegen, durfte Rhynn auch gegen Rangolf antreten... Ich habe ewig auf Paranoel eingeredet, dass er die zwei nicht vor den Ausschuss zitiert um ihnen das zu verbieten. Und es scheint funktioniert zu haben. Sie haben sich seitdem nicht gegenseitig beleidigt... und Scheinbar war Rangolf sogar bei Rhynn im Lazarett. Auch wenn sie das gleich ausgenutzt hat um sich von dort wegzuschleichen....“ erzählte er und rieb sich über den Unterarm, sein Blick ruhte auf der Cath’Shyrr, als er sacht den Kopf schüttelte. So eine sture Frau...
    „ Alle nochmal anpacken!“ dirigierte der Heiler und deutete auf Rhynn. „ Du nimmst den Arm.“
    Karrun klopfte auf die Stuhllehne als er zu den Männern aufschloss und Markun an den Beinen hinüber zu der Liege trug.


    Rhynn legte vorsichtig den Arm ab während Naou‘ru begann die Fesseln wieder anzulegen. Schnelle Schritte führten die Gehilfin zurück zum Tisch und mit einer Ausladenden Bewegung sammelte sie das Blutige Laken ein um es in die Wanne zu werfen und den Tisch weiter vorzubereiten.

  • Der Tua’Tanai hörte dem Mann neben sich zu und suchte nach Worten sich zu erklären.
    „Ich hab es gar nicht extra vor DIR verheimlicht.“ meinte er schließlich. „Auch Rhynn wusste da ein paar Tage nichts von… es.. es ..sollte einfach keiner sehen. Paranoel hat es nur zufällig entdeckt.“ erklärte er sich und brachte dabei völlig durcheinander, das es eigentlich Rhynn gewesen war, die es zufällig entdeckt hatte. Aber gerade fiel ihm das Denken auch zunehmend schwerer.
    Als er ihm allerdings das mit Ranglos und Rhynn erzählte musste er lächeln, auch wenns ihm nur zaghaft über die Lippen kam: „Ja das hat geklappt… hatte es sich doch gelohnt.“ Owatus Mundwinkel schoben sich tatsächlich noch ein bisschen weiter nach oben, als er hörte, wie Rhynn mal wieder aus dem Lazarett entkommen war.
    „Ja wenn man sie nicht festbindet, dann…“ sein lächeln erstarb. Nein das wünschte er keinem und Rhynn hatte genau das auch schon hinter sich. Wortwörtlich ans Bett gefesselt zu sein.
    Dann nahm der Heiler ihm seinen Gesprächspartner wieder weg und Owatu beobachtete, wie sie den Zwergen wieder zurück auf die Pritsche legten.
    „Rhynn..?“ reif er nach seiner Flügelmann, soweit man das rufen nennen konnte, was er hervorbrachte.
    Die anderen waren noch bei Markun beschäftigt, aber die Katze hatte begonnen den Tisch sauber zu machen. Er fürchtete den Grund dafür und ja, er wollte das gerne noch etwas hinauszögern. Je länger sie dafür brauchen würde, desto höher war die Chance, dass er noch erfuhr, wie das bei Paranoel gelaufen war, oder?
    Doch er war anscheinend zu leise gewesen mit seinem rufen. Noch einmal versuchte er es lauter, auch auf die Gefahr hin, dass das wieder einen Hustenreiz heraufbeschwören könnte: „RHYnn..?“
    Der Tua’tanai schluckte, als er aus den Augen winkeln Meister Seran nun auf sich zukommen sah.
    „So jetzt zu dir.“ kniete er sich neben den Mann, „Ich hoffe ich muss bei dir nicht auch wieder anfangen zu diskutieren.“ stellte er fest und tastete nach dem Puls an seinem Hals.
    Diskutieren würde ja wahrscheinlich nicht viel bringen. Sie würden eh machen, was sie wollten mit ihm. Hatte man aber ja schon bei Markun gesehen.
    Sein Herz begann schneller zu schlagen, als der Heiler die Decke zurück schlug um sich seine Verletzung nochmal genauer anzusehen. Das Schmerzmittel schaffte es, das seine Berührung nicht ganz so schlimm war, wie gestern in der Zelle. Dafür ließ ihn die fehlende Decke frieren.
    Zaghaft schüttelte er mit dem Kopf. Nein Diskutieren wollte er nicht aber: „können wir noch was warten?“
    Serenas Augenbraue wanderte nach oben. „Bis es dir noch schlechter geht? Bestimmt nicht!“
    Owatu schüttelte mit dem Kopf. „Nein bis klar ist,,… was mit uns los ist… vielleicht lohnt sich das was du vorhast ja…auch überhaupt nichtmehr.“ erklärte er dünn und ihm wurde bewusst, dass er gar nicht so genau wusste, was der Heiler beabsichtigte. Und das war nur ein Punkt seiner Sorgen, der andere war halt, das es ihm viel leichter fallen würd sich dem hier zu ergeben, wenn er etwas mehr Klarheit über das geschehene hätte.

  • Rhynn rieb mit dem Tuch über die nun saubere Zange und legte sie zurück an ihren Platz. Die alten Tücher hatte sie Komplett ausgewechselt. Das leise Raunen aus Owatus Richtung ließ sie ruckartig den Kopf heben. Hatte er gerade ihren Namen gesagt? Der Heiler schritt an ihr vorbei auf das Lager ihres Flügelmannes zu. Nun war die Frau hin und hergerissen zwischen ihrer Aufgabe den Tisch vorzubereiten und dem Drang nachzusehen wie es ihm ging. Sich leicht zur Seite neigend und den Kopf reckend, versuchte Rhynn an Meister Seran vorbei einen Blick auf Owatu zu werfen. Die Cath’Shyrr spitzte die Ohren, doch das einzige was sie von hier aus mitbekam waren die Worte des Meisters. Wieder diskutieren? Warum sollte Owatu diskutieren? Schnell griff sie in den Korb und zog eines der sauberen Laken heraus um es auszuschlagen und mehr schlecht als recht über dem Tisch auszubreiten, als sie Serans beinahe empörten Ausruf hörte. Sie musste wissen was da los war. Ihre Beine bewegten sich wie von alleine und innerhalb einer Sekunde hatte sie die Distanz überwunden. Ein letzter Prüfender Blick über die Schulter und auf den Tisch folgte, doch ihre Ohren waren bereits bei den Beiden. Doch was sie hörte gefiel ihr ganz und garnicht. ‚...vielleicht lohnt sich das was du vorhast ja…auch überhaupt nichtmehr...“ ihr Herz setzte einen Schlag aus und seine Worte hallten in ihrem Kopf nach. Wut und Unverständnis zu gleichen Teilen ließen sie den Mann fassungslos ansehen. Ihre Hände krallten sich in den Stoff ihrer Hose. Er hatte aufgegeben... warum? Jetzt wo sie das alles bereits erreicht hatten?! Wo sie soviel riskiert hatten? Rarlinur würde die Wahrheit herausfinden und sie würden alle wieder frei kommen... und er hatte nichts besseres zu tun, als solche Sätze vom Stapel zu lassen. Er könnte sterben, wenn er diesen Eingriff verweigerte. Ihr Schwanz peitschte aufgebracht hin und her als sie gleichermaßen den Kopf schüttelte.
    „ Bist du schon fertig?“ fragte der Heiler überrascht und Rhynn presste ihre Antwort durch die Zähne immernoch Owatu fixierend.
    „ Ja Meister.“
    „ Das kann nicht gründlich von statten gegangen sein...erklär ihm was gemacht werden muss.“ schüttelte der Satyr den Kopf und erhob sich seufzend um offenbar ihre Arbeit überprüfen zu gehen. Rhynns Brustkorb hob und senkte sich sichtbar mit jedem Atemzug und zuerst schien es als wollte sie sich wütend abwenden, nur um bereits in der Drehung innezuhalten und nun doch Serans vorherigen Platz einzunehmen. Rhynn stützte sich auf das Gestell als sie sich zu dem Dunkelhaarigen herunter beigte und wollte drohend den Finger heben, ließ es aber dabei ihn anzufunkeln.
    „ Jetzt hör mal zu...“ bemüte sie sich um Fassung und versuchte es möglichst so dass nur er es hören konnte aber, nur es war zu deutlich, wie aufgebracht sie war. „ Ich will soetwas nie wieder von dir hören. Du willst aufgeben? Jetzt?! Dir ist klar... dass du an einer Blutvergiftung oder einem Schock sterben wirst, wenn du dich weigerst das JETZT machen zu lassen?“ für einen Moment wurden ihre Augen glasig doch schnell riss sie sich wieder zusammen und griff nach seiner Hand. Sie zwang sich tief einatmend zu einer ruhigeren Tonlage und tatsächlich klang es bittend.
    „Du wirst mich hier nicht alleine lassen. Es ist nur ein kleiner Schnitt unter Betäubung... es gibt Leute die riskieren viel mehr um deine Unschuld zu beweisen... also wenn du die Kraft nichtmehr aufbringen kannst, daran zu glauben dass alles gut wird.. vertraue deinen Leuten und .. mir...“ ihr Daumen fuhr nun stetig über seinen Handrücken. „ Du legst dich auf den Tisch... schläfst ein... und wachst wieder auf, wenn alles vorbei ist...“
    Schlagartig wurde die Tür aufgestoßen und eine Elfe hing an der Türklinke und suchte hektisch den Raum ab. Ihre Augen waren gerötet und ihr Gesichtsausdruck lag irgendwo zwischen freude und tiefer Erschütterung. Rhynn erkannte sie sofort. Paranoels Frau.
    „ Karrun schnell! Der General er will dich sprechen! Er...“ sie wedelte mit der Hand und brachte offensichtlich kein weiteres Wort mehr heraus. Karrun kam ohne zu zögern der Forderung nach und rumpelte zur Tür und verschwand in dem Gang.

  • Jetzt wo Rhynn näher kam hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er sie von ihrer Aufgabe ablenkte und nun Ärger von Seran bekam. Das hatte er nicht bedacht und auch nicht beabsichtigt. Das mit dem Ärger schien ihm zumindest im ersten Moment so, doch irgendwie lag kein Gram in der Stimme des Meisters.
    Dafür zuckte er unter ihrem plötzlichem Tadel zusammen. Trotzdem wollte er ihr im ersten Augenblick erwidern, dass es doch egal war, ob er nun an einer Blutvergiftung oder auf dem Richtblock starb. Bis er erkannte, dass sie wirklich in das ganzem Herzen an seine Unschuld glaubte. Eine ganze Weile blickte er sie an. Sie glaubte mehr an ihn, als er es selber tat. Und er würde sie und die anderen Beschämen, wenn er jetzt so tat, als wäre diese Hinrichtung beschlossene Sache. Erst ihre Worte machten ihm noch mehr klar, dass er nicht hier oben liegen würde, wenn sie und die anderen nicht für ihn gekämpft hätten.
    Er schüttelte mit dem Kopf. Nein ganz aufgegeben hatte er noch nicht. Er fühlte sich nur so unglaublich kraftlos und die Ungewissheit, was wirklich gewesen war und was noch schlimmes kommen würde kostete ihn jede Energie, die er aufbringen konnte.
    Die protestierenden Worte, die ihm gekommen waren Schlucke er wieder herunter. Und aus irgendeinem Grund kam ihm Paranoels Rat wieder in den Sinn, das er viel zu oft, zu schnellSprach und das was er wirklich meinte nicht bei Rhynn ankam. Weil er nicht lange genug darüber nachdachte, was er sagte. Er schloss die Augen und versuchte es einen Moment mit nachdenken.
    „Ich hab tsee… Aufgegeben.“ Erklärte er ihr, „Wegen dir!“
    Ja so war es auch, wenn sie nicht gewesen wäre, dann hätte er schon in der Zelle den Verstand verloren. Halt nein eigentlich hätte es heißen müssen ‚Dank dir‘. Er hatte sich schon wieder falsch ausgedrückt.
    Doch zum berichtigen kam er nicht. Denn die Angst, dass das mit dem Hinlegen, nichts mitbekommen und wieder aufwachen, nicht so war klopfte immer lauter werdend an. Vor allem das nicht mehr aufwachen.
    Aber für sie würde er sich dem Eingriff nicht verweigern. Unter einer Bedingung: „Versprichst du mir… das niemand Qatea holt… wenn… wenn.“ So recht wusste er nicht, wie er es ausdrücken sollte und erschöpft schloss er noch einmal die Augen, „Wenn Ich schuldig bin und sterbe.“ Er versuchte so viel Festigkeit wie möglich in seine Stimme zu legen, was ihm nur mäßig gelang.
    „Dann geh ich zu dem Tisch.“ Er zweifelte daran, da sie ihn gehen ließen, aber das sollte auch nur seine nicht Weigerung ausdrücken. Und das gat auch gar nichtmal nur für den Fall, dass er die Betäubung nicht überleben sollte, er hate schon so oft gehört, dass jemand nicht mehr aufgewacht war, sondern auch für den Fall, dass sie ihn Richten würden. Aber dazu das klar zu stellen kam er gar nicht, denn die Tür sprang auf und irgendjemand kam herein Er glaubte die Stimme zu kennen, die er hörte, aber er konnte die Person nicht sehen. Wer verlangte da bloß so aufgelöst nach Karrun?
    Den Menschen sah er nur wie einen Schatten an seinem Blickfeld entlanghuschen und ein wenig versuchte er sich aufzurichten, was nicht gelang, dank der verdammten gebundenen Hände.
    „Was? Wer war das?“ fragte er an Rhynn gewandt. Doch fast gleichzeitig trat Seran hinter die Katze und legte ihr eine Hand auf die Schulter: „Bereit?“

  • Rhynns Blick lag noch eine geraume Zeit auf dem Türspalt, auch nachdem Naou‘ru die Tür wieder zugeschoben hatte. Ihr Kopf schwirrte von dem was gerade passiert war zum einen, hatte die sonst so unerschütterlich wirkende Elfe furchtbar aufgelöst gewirkt und zugleich hatte sie ein Leuchten in den Augen. Vielleicht hatte sie einen Schock und es stand gerade schlimm um Paranoel, oder das sie hatten bereits ein Ergebnis...Und zum anderen wollte Owatu ihr gerade wirklich ein ‚Was-wäre-Wenn-Versprechen‘ abringen. Wenn sie jetzt den Kopf wieder zu ihm drehte, verlangte er wohl eine Antwort. Doch dass er sich stattdessen nach dem Besuch erkundigte ließ sie nun doch wieder zu ihm sehen. Und ruckartig fuhr sie zusammen, als sich unerwarteter Weise eine Hand auf ihre Schulter legte.
    „ Gleich... einen Moment noch, bitte.“ drehte sie den Kopf und sah dem besorgtem Heiler entgegen. Es schien ihm nicht ganz recht zu sein, doch besser er ließ den beiden noch zwei Minuten, damit Rhynn ihn überreden konnte, als wenn er nachher Knochen sortieren musste, weil der Tua‘Tanai sich dagegen wehrte auf den Tisch gelegt zu werden.
    „ Zwei Minuten....“ nickte der Satyr und trollte sich langsam zum Tisch.
    Rhynn presste die Lippen aufeinander und starrte auf ihre Hand die immernoch auf seiner lag. Schlagartig stellte sie die Bewegung des Daumen ein wollte ihn aber nicht loslassen.
    „ Paranoels Frau... sie wirkte aufgelöst und zugleich aufgeregt... ich hab sie so noch nie gesehn...“ erklärte sie und ihre Ohren legten sich an. Er wollte dieses Versprechen, doch es auszusprechen, würde bedeuten, dass sie eingestand, dass es tatsächlich so sein konnte. Dass Owatu dies alles in vollem Wissen und mit einer Planung getan haben mochte, dass sie sich getäuscht haben könnte und er sie belogen und hintergangen haben könnte. Alles in ihr sträubte sich gegen diesen Gedanken. Sie wollte das nicht glauben und doch konnte sie es in seinen Augen lesen, wie ernst er das meinte.
    „ Für den Fall.... dass du tatsächlich bewiesen schuldig wärst. Und dies alles in vollem Bewusstsein getan hättest. “ zwang sie sich die Worte nun doch auszusprechen. „ Ja, dann verspreche ich dir, schleife ich deine Leiche persönlich vom Richtblock durch die ganze Stadt und trete sie in die Jauchegrube, bevor dich auch nur ein Schamane in die Finger bekommt um dein Achak von deinem Körper zu lösen. Dafür, dass du mich hintergangen und belogen hast....“ eindringlich und vollkommen ernst sah sie ihn an. Ja wenn es wirklich so wäre, hätte er das wohl nicht anders verdient. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals bei dem Gedanken daran, aber zum Glück wusste sie es besser.
    „ Aber wenn du unschuldig bist... und ich weiss dass es so ist... steppst du mit mir auf einem Bierfass im Eberkopf, sobald wir das hier geklärt haben und du wieder gesund bist. Ich hab dein Schadenfrohes Grinsen sehr wohl gesehen... und sei froh drum, dass es nur steppen ist... denn ich könnte auch verlangen dass du für mich singst oder nochmal Schnurrst ... oder deine Decke an mich abtrittst.“ ein Überzeugtes Grinsen umspielte ihre Züge als sie ihre Hand gänzlich in seine Schob.
    „ Einverstanden?“

  • Was machte den Paranoels Frau hier? Suchte sie nach ihrem Mann? Vermutlich hatten sie sie nicht zu ihm gelassen und absolut im Unklaren darüber, was passiert war, oder warum sie ihren Mann eingesperrt hatten.
    Jetzt, so wie es Rhynn aussprach, versetzte ihm sein eigener Wunsch doch einen Stich. Er betetet, dass er sie wirklich nicht hintergangen hatte. Nein auf keinen Fall durfte das so sein. Leicht zitterten seine Hände und er drehte beschämt den Kopf weg, er konnte ihr für einen Augenblick nicht länger in die Augen sehen. Was, wenn es tatsächlich so war, wie er befürchtete? Aber wie konnte er jetzt mit ganzem Herzen hoffen, dass das nicht so war und gleichzeitig irgendwann diese Tat geplant und begangen haben?
    Er nickte bestimmt. Auch wenn ihm schon so ein bisschen anders wurde, bei dem Gedanken, wie sie mit seinem Körper umgehen wollte, wenn das alles Wahr war. Aber er hatte es ja selbst so gewollt.
    Ihr ‚Aber‘ hingegen riss ihn wieder aus dieser unheilvollen Vorstellung. Sie schaffte es sogar, dass er für einen Augenblick lächeln konnte und die dunkle Wolke, die die ganze Zeit über ihm schwebte ein Stück weit weggeschoben wurde.
    „Meine Decke?“ fragte er ungläubig und das Lachen wurde zu einem kurzen Husten. Für einen Moment musste er gegen den neuerlichen Schmerz ankämpfen, dann erwiderte er ihren Händedruck.
    „Du darfst auch meine Decke haben, wenn ich mit dir auf… dem Fass… gesteppt hab.“ Erklrärte er sich einverstanden.
    Und doch spannte sich sein ganzer Körper an, soweit es die Schmerzende Seite zuließ, als nun wieder Seran und der andere Greifenreiter an seine Liege traten. Er würde sich nicht wehren, aber wirklich begrüßen tat er das Vorhaben immer noch nicht.
    Naou’ru löste die Riemen und nachdem Meister Seran ihm vorsichtig die Arme auf den Bauch legte, war klar, dass sie ihn tragen und nicht selbst herübergehen lassen würden. Der Greifenreiter rechnete offenbar immer noch damit, dass er jederzeit aufspringen und fliehen würde. Denn als Owatu ganz unterbewusst die Gelegenheit ergriff sich endlich mal mit der rechten Hand über sein Gesicht zu fahren um die ganzen klebrigen Haare von der Nase und den Wangen zu bekommen, die einfach unglaublich störend waren, spannte der Krieger sich sogleich an. Der Mann ließ fast im gleichen Augenblick seine Beine los seinen Arm wieder einzufangen.
    Seran schüttelte kurz mit aufeinandergepressten Lippen den Kopf. Anschließend schob er seine Hände unter seine Schultern. „Vorsichtig!“ mahnte er seinen Gehilfen und hob ihn an.
    Owatu hielt die Luft an, bis sie ihn endlich auf den harten Tisch ablegten. Ein frösteln überkam ihn, so ganz ohne Decke und das kühle Laken von unten spürend.
    Während der Greifenreiter eilig wieder seine Beine fixierte, nahm Seran mit Bedacht seine Hände über seinen Kopf um ihm zuerst einen Gurt unter über die Brust, direkt unter den Armen lang, anzulegen und dann seine Hände zu binden.
    „Es tut mir leid, aber du darfst dich einfach nicht besonders viel bewegen können.“ Erklärte er.
    Owatu nickte, er hatte sich damit einverstanden erklärt, sich nicht gegen das, was der Heiler vor hatte zu wehren, aber sein Herz raste und pumpte Angst durch seinen ganzen Körper.

  • Zumindest hatte sie es geschafft ihn zum Lächeln zu bringen. Gequält und anstrengend wirkte es und sein kurzes auflachen, wandelte sich in ein Husten, aber wenigstens sah sie für einen Augenblick nicht diese herzzerreissende Trauer.„ Ja, die ist wärmer als meine...“ raunte sie ihm lächelnd zu. Natürlich war das nicht so. Die Decken waren alle absolut einheitlich, aber dass er sich an einem Scherz versuchte und auf ihre alberne Forderung einging, ließ sie erleichtert ausatmen. Sie hatte ihn aufbauen wollen, und ihm ein kleines bisschen Hoffnung zurückgeben, vielleicht hatte sie es sogar geschafft. Der Druck auf ihrer Hand war ungemein tröstlich und ihr Blick lag auf seinen braunen Augen. „ Dann gebe ich das Fass in Auftrag.“ grinste sie und blickte nur kurz darauf über die Schulter, als Serans Schemen in ihrem Augenwinkel auftauchte. Nur langsam erhob sie sich von dem Hocker um dem Meister Platz zu machen und auf seinen Ungeduldigen Gesichtsausdruck hin, nickte die Cath’Shyrr zaghaft. Jetzt war es soweit und ihr Herz begann schneller zu klopfen, denn das Lampenfieber und die Angst meldete sich zurück. Was wenn sie etwas falsch machte? Damit der Meister seine Arbeit verrichten konnte, müsste sie Owatus Hand los und ihn an ihren Platz lassen, doch irgendwas in ihr sträubte sich dagegen. Die Angst zeigte sich zu deutlich in seinem Gesicht, doch als nun der andere Greifenreiter sie zur Seite drängte, musste sie schließlich doch widerwillig den Griff lockern. Verärgert starrte sie den Mann an und verschränkte die Arme vor der Brust. Was für ein Ekel... das war wohl der nächste, mit dem sie Greifenrodeo spielen musste, um ihm seinen arroganten Gesichtsausdruck auszutreiben. Vor sich hin grummelnd folgte sie den Männern zu dem Tisch und bemerkte erst dort, etwas, dass ihr schlagartig die Hitze zu Kopf steigen ließ. Sie hatten die Decke auf dem Bett zurückgelassen und Owatu trug rein garnichtsmehr. Und völlig unbekümmert, hatte sie in seine Richtung geblickt. Scharf die Luft einsogend, huschte ihr Blick nun betreten zur Decke. War ein Lendenschurz oder eine Hose denn zuviel verlangt? Wenigstens ein Tuch? Überfordert fuhr sich Rhynn durchs Haar und vermied tunlichst einen weiteren Blick auf ihren Flügelmann zu werfen, der nun auf dem Tisch lag. Jetzt sei doch nicht so prüde.... schimpfte sie sich selbst und versuchte diese aufkeimende Hitze zu unterdrücken.Wenn er sich verwandelte, war er immer nackt... und sie lebte seit Jahren mit drei Männern in einem Zimmer, da wünschte sie sich durchaus, dass sie behaupten könnte, die würden sich immer bedeckt halten. Aber dem war natürlich nicht so. Außerdem war sie auch Heilerin... Ja das war ein gutes Argument. Das darf dich garnicht so aus der Bahn werfen.
    Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und ihr Blick ruhte kurz auf dem Zwerg. Müde blinzelte Markun und beobachtete noch halb betäubt den Trubel an dem Operations Tisch. Den Kopf beinahe Zwanghaft auf einer Höhe haltend, nahm die Cath`Shyrr ihren Platz neben Owatu ein und überprüfte kurz den Topf mit dem Betäubungsmittel. Seran legte zwar Owatu den Gurt um die Brust, doch nun fühlte sich Rhynn als würde man ihr die Luft abschnüren. Es war unrecht, dass man ihn so festbinden musste... Den Brustgurt verstand sie noch irgendwie, denn Seran hatte zum wiederholten Male verdeutlicht wie wichtig es war dass er sich nicht bewegte, aber diese Arm und Beinfesseln....Owatu nickte und Rhynn senkte den Kopf um ihren Flügelmann anzusehen. Unsicher schwebte ihre Hand beinahe zitternd neben seinem Gesicht. Die Ohren angelegt, überlegte sie wo sie sie am besten Platzieren sollte....und gleichzeitig kam ihr die Befürchtung, dass es ihn stören könnte , wenn sie ihn berührte. Der Drang sich dafür zu entschuldigen und ihr tuen zu erklären wurde so unglaublich stark... doch sie musste dies tun um seine Lebenszeichen zu überwachen.
    " Nicht erschrecken..." machte sie sich bemerkbar und legte ihre rechte Hand an seinem Hals um nach dem Puls zu tasten. Schnell und überraschend Kräftig pochte sein Blut durch die Ader und sorgenvoll ruhte ihr Blick auf dem Tua`Tanai. Eine Gänsehaut kroch über seine Wange und die Schultern, doch daran dass er frieren könnte, dachte sie gerade garnicht. Owatu fror nie...Aber es war auch gerade alles andere als Angenehm... keiner konnte ihm unbehagen oder Angst Übel nehmen. " Herz deutlich schneller aber kräftig." gab sie an den Heiler weiter der mit einem Tuch und scharfem Alkohol den Bereich um den geplanten Einschnitt desinfizierte.
    " Ruhig atmen....... versuch an was schönes zu denken..... Lass einfach locker..." Wie von alleine legte sich ihre Linke nun an seinen Kopf und sie versuchte garnicht erst dem Drang zu widerstehen, sacht mit den Fingerspitzen durch das dunkle Haar zu streichen.
    " Ich wär soweit Rhynn..." erklärte der Heiler und Rhynn nickte und strich den Lappen aus.
    " Ich leg dir jetzt das Tuch über Nase und Mund..." erklärte sie und hielt das Stück Leinen so dass er es sehen konnte. " Ich bin die ganze Zeit hier... einfach normal weiter atmen... Bereit?"

  • Mittlerweile hatte er eine Möglichkeit gefunden, wie er Atmen konnte, ohne, dass der Schmerz ihm gleich sagte, besser gar nicht zu Atmen. Einen großen Anteil daran hatte sicherlich auch das Mittel, was Rhynn ihm gegeben hatte, doch nun, wo er hier lag schaffte er es nicht ruhig und langsam zu atmen. Es war ihm fast so, als würde er bei jedem Atemzug zusätzlich vor Anspannung zittern.
    Und Ihre Hand an seinem Hals machte es tatsächlich nicht besser, weil es ihm noch deutlicher machte, dass er gleich die Kontrolle verlieren würde. Er war doch bereit Rhynn zu vertrauen. Im Kampf traute er ihr blind. Warum machte es ihm jetzt solche Angst, dass er nicht mitbekam, was sie mit ihm machen würden? Aber zu verlangen, dass sie ihn nicht betäubten, kam auch nicht in Frage, die Vorstellung war ebenso furchtbar. Dennoch konnte er den Drang nicht unterdrücken zu schauen, was Seran mit dem Tuch auf seinem Brustkorb machte. Die gefesselten Hände hinderten ihn allerdings effektiv daran, den Kopf weit genug zu heben.
    An was schönes Denken? An was sollte er denn da denken? Gerade spukten in seinem Kopf nur die fürchterlichen Träume, die er gehabt hatte umher und die bedrückende Dunkelheit aus der Zelle. Selbst bei dem Gedanken ans fliegen kam gleich darauf der Gegengedanke, dass er wohl nie wieder fliegen würde. Erst als sie begann ihm über den Kopf zu streicheln schaffte sie es, ihn an die Geborgenheit zu erinnern, die er empfunden hatte, als sie ihn vor Rangolf gerettet hatte und ein wenig löste sich seine Anspannung.
    Er nickte, als sie ihn fragte ob er bereit wäre: „Ich vertrau dir.“


    „Ihhhrschschschweine!“ brachte Markun halb nuschelnd hervor. Offenbar war der Zwerg wieder wacher und hatte sich langsam aber sicher ein wenig orientiert. Nun war er wohl zu der Erkenntnis gekommen, dass sie ihn gegen seinen Willen behandelt und ihm ein Loch in der Erinnerung hinterlassen hatten. Seran wandte den Blick zu seinem anderen Patienten und Blickte dann zu Naou’ru. „Bringst du ihm etwas zu trinken?“ seufzte der Heiler und bekam als Antwort einen Blick von dem Greifenreiter, der nichts anderes hieß, als: Ich bin hier als Wache, nicht um die Verräter zu pflegen!
    Doch der Mann tat wie ihm geheißen wurde und Seran widmete sich wieder seiner Aufgabe.

  • Bildete sie sich das ein oder wurde er unter ihrer Berührung ruhiger? Sein Puls änderte sich nicht, aber er wirkte nichtmehr ganz so gehetzt. Vielleicht war es doch nicht falsch gewesen... Ihr Blick lag auf ihren Fingern, die fast hypnotisierend über sein Haar strichen. Nicht nur ihn schien das zu beruhigen, sondern auch Rhynns Händezittern legte sich langsam. Und der Wunsch ihm das alles ersparen zu können, mehrte sich... aber das ging nicht. Der Eingriff war notwendig, ebenso wie die Gedankenlesung. Und auch das was darauf folgen würde, wenn Rarlinur erneut in ihren Kopf blicken würde, war unumgänglich. Es war in Stein gemeißelt...
    Ein wenig verträumt lag ihr Blick auf ihrem Flügelmann und ihre Augen zeichneten die Linien nach, die seine Wangen zierten. Und plötzlich war es ihr egal, was wohl die anderen Männer im Raum über ihr Verhalten dachten. Es würde sowieso rauskommen was sie fühlte und den Leuten würde es bestätigen, was sie ohnehin immer gemeint hatten zu wissen. Schließlich nickte er und seine Worte erwärmten sie. Ich vertrau dir... Und die Katze sah seine Worte geschrieben auf Papier vor ihrem geistigen Auge Ich bin stolz auf dich.... und dann sah sie ihn lächeln, stehend auf dem Innenhof der Kaserne und sie fühlte noch immer das Gewicht seiner Arme auf den Schultern. Aber ich glaub an dich....
    " Ich pass auf dich auf..." murmelte sie leise und bedeckte vorsichtig Mund und Nase mit dem Tuch. Es war ein Versprechen und sachte strich sie mit dem Daumen über seine Schläfe, um auch die letzten störenden Haare von seiner Stirn zu wischen.
    Die rechte legte sich für einen Moment wieder an den Hals, um seinem Puls nachzufühlen. Seine Atmung wurde ruhiger und auch die verkrampften Muskeln im Nacken wurden weicher. Doch er schlief nicht ein... Für einen Moment länger, ließ sie das Tuch auf der Stelle liegen. Doch das wurde ihr zu heikel und sein Puls wurde immer schwächer. Eilig zog sie ihm das Tuch weg. Und sah ihren Flügelmann an. Seine Augen waren noch leicht geöffnet.. " Hätten wir ein neues Mittel anrühren sollen?" fragte sie erschrocken und intensivierte das Kraulen über seinen Kopf, ähnelte nun mehr einer Massage. " Owatu?" fragte sie mit zittriger Stimme und Rhynns Herz begann zu rasen. Er reagierte nicht! aber er blickte starr zur Decke hinauf und blinzelte sogar gelegentlich.
    " Was wieso?.. fragte Seran und blinzelte überrascht.
    Was hatte sie getan?! Gerade noch hatte sie ihm versprochen auf ihn aufzupassen und jetzt ging gerade alles schief. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht!Das musste der Heiler doch sehen?!
    " Owatu? Er reagiert nicht! Aber seine Augen sind offen! Ich kann das Tuch nicht noch länger da liegen lassen!" ging sie nun den Heiler aufgelöst an der so wenig von Begriff zu sein schien.

  • Der süßlich schwere Geruch des Betäubungsmittels drang ihm in Mund und Nase. Etwas tief drin in ihm wollte dagegen ankämpfen. Aufbegehren gegen die alles einfordernde Schwere, die sich über ihn legte.
    ‚Ich pass auf dich auf‘ war das Letze, was er von Rhynn noch wirklich bewusst mitbekam und ein wenig trugen ihn diese Worte in das merkwürde Rauschen, was ihn umfing. Alles begann vor seinen Augen zu verschwimmen und ein Gefühl, wie im Sturzflug erfasste ihn für einen Moment, bis sich die Farben wieder aufzulösen schienen und alles hinfort gespült wurde. Zuerst konnte er ihre Berührung noch deutlich fühlen. Sie war da. Sie war das längste das blieb, bis sich auch das ins Nichts aufzulösen begann.
    Dann verflog der Geruch, der ihn immer weiter in dieses Nichts treiben wollte. Die murmelnde Stille wurde wieder zu Rauschen und für einen Moment war ihm so, als ob jemand seinen Namen rufen würde. Das war doch sein Name, oder? Alles schien in so unglaublicher Ferne, dass er selbst gar nicht mal so genau wusste, was gerade eigentlich war. Eine sanfte Berührung machte ihm wieder klar, wo sein Kopf war. Aber wo der Rest von ihm war, das konnte er gar nicht so genau sagen. Schatten schoben sich in sein unklares Blickfeld.
    Irgendwas berührte ihn an der Seite, stupste in zaghaft an und sendete eine unbekannte kühle aus.


    Langsam aber sicher beruhigte sich der Mann und das Betäubungsmittel zeigte seine Wirkung. Die Atmung wurde normaler und ruhig. Meister Seran setze zu seinem ersten Schnitt an. Vorsichtig und nicht zu tief, bis er alarmiert aufschaute, da Rhynn irgendein Problem hatte. Schnell hielt er ein Tuch auf den Schnitt. Wenn es jetzt ein Problem gab, dann musste er als erstes wieder die Blutung stoppen. Aber Owatu machte auf ihn nicht den Eindruck, als würde etwas nicht stimmen. Bis sein Atem noch langsamerer wurde.
    „Nein, Nicht länger!“ fuhr er sie an und presste mit der einen Hand das Tuch auf den Schnitt und tastete mit der anderen nach dem Puls am Hals seines Patienten. Wusste sie denn nicht, das die Tua’Tanaii anders auf das Mittel reagierten? So wie ihr die Haare zu Berge standen und mit der leichten Panik in der Stimme, offenbar nicht. Was sie ihm wohl gegeben hatte, wenn sie ihm zum einen Urbon verabreicht hatte und zum anderen betäuben musste? Oder war letzteres noch nicht vorgekommen?
    „Nicht länger, als bei Markun eben.“ Erklärte er und nahm die schärfe, die er eben noch in der Stimme gehabt hatte wieder völlig raus. Es war sein Fehler gewesen, sie nicht darauf hingewiesen zu haben. Zum Glück wurde der Puls des Mannes wieder ein bisschen kräftiger. Sie hatte es noch nicht zu lange aufgelegt. „Er wird.. sollte nie ganz weg sein, aber wenn Atmung und Puls ruhig aber stabil sind, dann ist alles gut.“ Erläuterte er ihr.

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