[Corandir] Die Greifenreiter von Corandir

  • „Es tut mir leid“ sprach Qatea an die Cath’Shyrr gewandt und Blickte auch kurz alle anderen an. „Das alles hat ihn sehr mitgenommen. Wenn es zu viele werden, dann könnte es ihn mehr ängstigen.“

    Mit einem milden Lächeln, das sanft und entschuldigend war schritt sie auf die Katze zu. „Du darfst auch bald zu ihm. Nur muss er sich erst einmal sammeln. Einen klaren Gedanken fassen, der nicht von Furcht dominiert wird.“ Die Schamanin legte eine Hand auf Rhynns Schulter und Blickte ihr tief in die Augen. „Lausche in dich hinein, Lonahe weiß am besten, wie es ihm geht.“

    Mit der anderen Hand strich sie zackig über die Wurzeln, die sie herbeigerufen hatte und langsam löste sich der haltenden griff bis sie wieder schlängelnd im Erdreich verschwunden waren und nur ein bisschen aufgeworfene Erde hinterließen.

    Qatea trat einen Schritt von Rhynn zurück, immer noch angespannt, jederzeit bereit den Zauber zu wiederhohlen, aber voller Hoffnung dies nicht tun zu müssen.

    Und nun ließ auch Selphet die drohend aufgerichteten Schopffedern wieder sinken und das tiefe knurren verstummte. Doch wachsam war der Greif immernoch. Schließlich war gerade seine Gefährtin angegriffen worden.

    „Komm, lassen wir Tameqa mal machen. Dir würde es doch sicherlich auch am meisten helfen, wenn Selphet zu dir käme, oder?“ meinte Karrun und versuchte mit sanftem Druck auf ihren Oberarm die Cath‘Shyrr dazu zu bekommen wieder einen Schritt zurück zu machen.

    „Ich mache mir auch sorgen und wen es Nara’tee wäre, der dort drin wäre und ich nicht wüsste, wie es ihm geht, dann glaube mir würde ich jetzt genauso, wie du hier stehen.“ Erklärte er weiter.

    „Aber ich habe auch Angst, dass er wieder so daliegt, wie auf Serans Tisch…“ Karruns Stimme verlor an halt bei dem Gedanken, „deshalb müssen wir auf Qatea hören.“ Führte er fort.


    Der laute Schrei Tameqas ließ ihn zusammen zucken und mit weit aufgerissenen Augen auf den Eingang starren. Was hatten sie ihr angetan? Doch dann hörte er sie nach ihm rufen und mit zitternden Fingern, der Atem immer noch schnell spähte er über die Kiste.

    Die Graue kam näher und auch wenn das Zittern nicht weniger wurde, so doch seine Angst. Ihr konnte er vertrauen, dass sie ihn nicht einsperrte, oder anband. Sie kannte das Gefühl von Freiheit und den Wind unter ihren Flügeln. Seine Hand tastete nach dem großen Schnabel und strich sanft durch die kleinen Federn, die gleich hinter dem Schnabelansatz hervorkamen.

    *du bist hier..* sandte er ihr und kroch weiter auf die Greifin zu, seine andere Hand legte sich nun in ihr weiches Brustfell, bis es Tameqa geschafft hatte so nah zu ihm zu kommen, dass sie sich eng an ihn drücken konnte. *Ja ich bin hier!* Bestätigte sie und fuhr ihm sachte mit dem Schnabel durch die Haare. Immer enger kuschelte er sich an seine Gefährtin. Etwas, dass er so sicherlich noch nie gemacht hatte, doch sie gab ihm halt. Schaffte es sogar den Schrecken der Hexe abzumildern.

    *Was ist denn los? Was ist passiert?* wollte die Greifin wissen.

    Owatus Atem wurde ruhiger und in einem Aufblitzen von wirren Gedanken zeigte er der Grauen, all dass, was ihm solche Angst machte, froh darum es nicht aussprechen zu müssen, aber es auch ein wenig loslassen zu können.

    Leises Schnurren war die Antwort Tameqas, beruhigendes Schnurren. Auch wenn das mächtige Tier unter den Bildern, die ihr Reiter ihr zeigte immer mal wieder zusammen zuckte.

    *Ich beschütze dich. Sie werden dich nicht mehr einsperren und diesem Ralinur reiß ich den Kopf ab!* Wut brandete in ihr auf, doch schnell wurde das unterschwellige Knurren wieder zu einem Schnurren und sanft breitete sie einen Flügel über ihrem Partner aus, zumindest so gut es zwischen den Kisten ging.

    Endlich tauchte weder Hexe noch Ralinur vor seinem inneren Auge auf, als er die Lider schloss und sein Geist wieder etwas mehr Ruhe fand.

  • Rhynn ballte die schmerzenden Hände zu Fäusten und zog sie zu sich an den Körper. Es klang alles so richtig was die Frau erzählte und mit einem Mal kam der Stich. Sollte sie überhaupt zu ihm gehen? Wer konnte schon sagen, ob Owatu sie überhaupt sehen wollte?Sie bildete zu viel auf sich ein. Dachte es würde ihm helfen sie zu sehen. Aber wollte sie nicht nur sich selbst beruhigen und war desswegen so darauf fixiert zu ihm zu gelangen? Er fühlte nicht wie sie. Würde es nie.Sie war wohl nicht die die ihm jetzt in den Sinn kam. Zaghaft schüttelte sie den Kopf. Nein. Sie würde nichtsmehr dergleichen tun. Sie war ohnehin viel zu anhänglich gewesen und hatte sich Dinge herausgenommen die ihr vermutlich als einfacher Kamerad garnicht zustanden. Eine Furie.... ein Bild tauchte vor ihrem Geistigen Auge auf. Ein Bild aus einem Traum.. Owatu war nicht so, doch in jedem Traum steckte die Wahrheit, oder nicht?

    Erst als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte blickte sie zu der Schamanin auf. Lonahe? Der Luchs Achak? Wie sollte sie das denn anstellen? Die Präsenz war jetzt gerade deutlicher denn je, doch wollte sie wirklich die Einzelheiten wissen? Dass er Angst hatte, hatte Tameqa gezeigt. Das er Verwirrt war, hatte Qatea gesagt. Ja natürlich ging es ihm nicht gut... Aber seine Wunden waren geheilt und er war in seinem Körper. War es nicht das was sie erreichen wollten? Nein.. zur Freiheit gehörte, dass er keine Angst mehr haben sollte. Aus dem Inneren hörten sie ein leises Knarzen, als schöbe jemand Kisten gegeneinander und langsam gaben die Wurzeln ihre Beine wieder frei.

    *Ist schon gut..* versicherte sie resignierend dem Braunen der einen Schatten über sie warf. Karruns Warme Hände legten sich auf ihre Schultern tröstlich aber nachdrücklich. Die Katze die sich nach hinten aufgerichtet hatte, stand mithilfe ihres Anführers auf. Seltsam Dumpf war die Welt. Hatte überhaupt irgendetwas noch Sinn? Als der Mann den Namen ihres Vertrauten aussprach, hob sie den Kopf zu dem mächtigen Geschöpf traurig hatte er die Ohren angelegt und ließ die Flügel hängen, als er langsam näher trat. Ja sie brauchte Selphet. Damit hatte Karrun recht, doch so gut die Versicherung gemeint war, so sehr wetterte sie gegen seine Worte. NEIN! Er verstand es nicht. Bei ihm wäre es Sorge um einen Kameraden. Bei ihr war es anders, ganz anders. Er wusste das. Und nie hatte es sich falscher angefühlt diese Gefühle zu haben. Das schreckensbild, dass vor ihrem Inneren Auge auftauchte, ließ die Katze ihre Hand nach dem Braunen ausstrecken. Er verstand sie.. tat er doch oder? * Ich fühle was du fühlst.* brummte beruhigend seine Stimme in ihrem Kopf. *Komm her.*

    Langsam setzte sie einen Fuß vor den Anderen und Selphet schubste die Arme des Mannes mit dem Schnabel von ihrer Schulter um sich um seine Freundin herumzudrücken und sie ein Stück davon zu schieben, als wollte er sie vor allem Abschirmen. Wie er es früher getan hatte, wenn er etwas hatte, das niemand anderer sehen sollte. Angenehm warm und weich, strichen die Federn über ihre Haut und mit dem mächtigen Flügel drückte der Greif sie mit sich sanft zu Boden. Wo er sich um Rhynn herum zusammenrollte und mit seinen Flügeln eine richtige Höhle bildete. Abwesend strichen ihre Finger über das Fell an seiner Schulter und gab sich vollends in seinen Schutz. Ihr Körper war wach, doch ihr Geist wollte einfach nur abschalten. *Du bist der einzige der mich versteht.* meinte die Katze und sendete all die Zuneigung für ihren Freund mit diesen Gedanken mit. Selphet brummte leise und beinahe neckisch kam die Antwort. " Das ist nur so einfach, weil ich in deinen Kopf sehen kann. Die anderen können das nicht. Aber alles versteh ich auch nicht."


    Tameqa gurrte weiter leise und stetig. Das alles tat sie gern für ihren Zweibeiner. Hatten sie jemals so gekuschelt? Früher ja, aber da hatte sie sich an ihn gekuschelt. Nun war es andersrum, sie musste ihm Halt geben und für ihn da sein. Nur langsam verebbte das Zittern und sachte rieb sie mit dem Schnabel über seinen Kopf und die nunmehr trockene Erde rieselte über ihr Fell mit jeder Bewegung, doch das war ihr egal. *Ich hab dich lieb.* sandte sie an den kleinen zerbrechlichen Menschen an ihrer Brust und schob mit einem Bein die störende Kiste zur Seite, damit sie den Flügel ganz über ihn legen konnte. *Schlaf ruhig... Niemand tut dir hier was. Ich pass auf dich auf.* Langsam sandte die Greifin einzelne schöne Erinnerungen ihres gemeinsamen Lebens an ihren Freund. Die Neugierde und diese sagenhafte Anziehung die sie empfunden hatte, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Wie er ihr zum ersten Mal den Sattel aufgelegt hatte und die Freude wie es war mit ihm zu fliegen, statt alleine. Das gemeinsame Fährtenlesen, die Übungsstunden und das Baden im Fluss...

    Lange wachte sie über ihn und irgendwann, sie musste beinahe selbst eingeschlafen sein. Stubste sie Marak im Geiste an. *Wie geht es Euch da drin? Qatea lässt fragen, ob du glaubst dass sie wieder reinkommen darf.*

    Langsam schlug Tameqa die Augen auf und blickte auf Owatu. Sie wollte ihn eigentlich nicht stören, jetzt wo er gerade so friedlich geworden war. Doch wenn sie einfach hereinkämen?

    *Owatu?* fragte sie schüchtern und knibbelte an seinem Ohr. *Die kleine Frau will wissen, ob sie reinkommen darf. Wenn nicht sag ich nein.*

  • Er war tatsächlich wieder eingeschlafen und Tameqas Wärme war ihm Halt genug gewesen um nicht von der Hexe, oder Ralinur heimgesucht zu werden. Krampfhaft hatte er sich an die Bilder von der Grauen geklammert. Ans fliegen mit ihr, oder wie sie als kleiner Welpe neugierig hinter ihm her getapst war und alles erkunden wollte.

    Irgendetwas zupfte ihm am Ohr und mit einer Handbewegung wollte er das lästige Gefühl vertreiben, bis er hart gegen Tameqas Schnabel stieß.

    „mhgh.“ Grummelte er und grub seinen Kopf tiefer in ihr Fell. Nein es sollte so bleiben wie es jetzt war. Gerade war es gut. Er sandte ihr als Antwort nur ein Bild von dem, wie er sich jetzt gerade fühlte.

    *Besser nicht* sandte Tameqa an Marak und ließ Owatu weiter schlafen.

    *Er schläft, glaube ich.* fügte sie erklärend hinzu in der Hoffnung, dass dies die Leute da draußen beruhigte.


    Kasee war den beiden gefolgt und hatte sich neben dem Greifen ins Gras sinken lassen.

    „Es schmerzt dich, dass du ihm nicht helfen kannst. Dass du nicht sehen kannst, wie es ihm geht und dass er nicht von dir in den Arm genommen werden will, oder? Dass die Einzige die er in einem solchen Moment akzeptiert, die Greifin ist.“ Sprach die Tua’Tanai-Frau durch den Flügel hindurch und Tränen liefen ihr über die Wangen. Das war wohl dass, was sie selber fühlte und geglaubt hatte im Gesicht der Cath’Shyrr wiederzuerkennen. Sie zitterte leicht, als sie sich die Tränen wegwischte und wieder begann den geflochtenen Reif zwischen den Fingern zu drehen.


    „Dann sollten wir aufbrechen und morgen wiederkommen.“ Schlug Karrun vor, nachdem er kurz Maraks Bericht erläutert hatte.

    Qatea nickte. „Ja vielleicht ist es ganz gut, wenn er jetzt einfach schläft und morgen sieht die Welt für ihn vielleicht wieder etwas besser aus.“

    Die Schamanin ließ sich vor dem Zelteingang ins Gras sinken. „Ich bleibe hier. Wenn ihr mögt, könnt ihr natürlich auch hierbleiben, ich fürchte nur, dass ich nicht mehr als diesen Boden zu bieten habe.“

    „Ich denke, wir werden in die Kaserne zurückkehren.“ Erklräte Karrun und Kerio erhob sich sogleich. Auch Nara’tee nickte. Nur Kasee blieb sitzen wo sie war und drehte den geflochtenen Armring zwischen den Fingern.

    Es war noch nicht spät am Abend, doch die Dunkelheit hatte sich mittlerweile über die Lichtung gelegt.

    „Kommst du mit?“ fragte Karrun durch Selphets Flügel hindurch und schaute anschließend den Greifen bittend an, das er es doch versuchen sollte zu der Cath’Shyrr vorzudringen.

  • Leise Schritte näherten sich raschelnd durch das Gras, doch Rhynn war es egal... Sollten sie doch kommen. Auf sie einreden oder sie dazu bringen sich zu entschuldigen. Sie hatte nichts gemacht, im Dienst war sie auch nicht. Wenn sie nach dem ganzen überhaupt noch dienen wollte. Sie könnte auch wie Caror leben mit Selphet bei den Tua`Tanai im Norden..und den ganzen Schmerz hier zurücklassen. Man würde sie beide als Jäger und Heiler akzeptieren. Doch es war nicht Karrun der zu ihr sprach, sondern die Ruhige Stimme der Frau, die sie vorher noch nichteinmal richtig bemerkt zu haben schien. Jeder Satz war wie ein Peitschenhieb und Rhynn verbarg ihr Gesicht mehr in den Armen, so dass Selphet erschrocken über ihren Schmerz den Kopf unter dem Flügel herausstreckte und Owatus Mutter mit seltsamen undeutbarem Blick ansah. Er wusste die Frau hatte recht. Mit jedem so wahren Wort aus ihrem Mund zuckte Rhynn zusammen und versank mehr und mehr in Trauer. * Sie berühren sich sogut wie nie. Die beiden würden sich nicht in den Arm nehmen.....Rhynn ist überzeugt davon dass er es hasst... Es tut ihr weh, aber sie beschwert sich nie. * sandte der Greif unbedacht ehrlich und fiebte leise weil er ihren Schmerz fühlte. *Sie macht sich große Sorgen um ihn.. aber gerade.. gehn ihr soviele Dinge durch den Kopf.... Ich weiss nicht was das alles bedeutet..* Ein leises unterdrücktes Schluchzen drang unter den Federn heraus. Rhynn wollte nicht weinen, es gab so viel von ihr Preis, doch sie konnte nicht anders. Diese Selbstzweifel und das Gefühl nichts tun zu können, obwohl sie soviel versucht hatte und diese Worte der Frau die Owatu wohl soviel besser kannte als sie. "Sie fühlt sich schuldig...und alles was sie tut bringt garnichts. Sie hat diese Dinger besorgt.. bei der lauten Frau, doch sie hat Angst dass er sie wegschickt weil sie eine... Furie ist...Was ist das denn nun wieder?* verwirrt legte der Greif den Kopf schief Noch nie hatte er Owatu so reden hören...? Geschäftig zupfte er unter seinem Flügel nach den beiden Amuletten für Owatu und Tameqa. Er würfelte irgendwie gerade alles zusammen und laß nur aus den Bildern in Rhynns Kopf. Er ließ die Ketten vor der Frau in der Luft baumeln und ließ sie los als Kasee die Hand darunter aufhielt. * Sie helfen gegen diesen Bann...Hilft ihm wieder Frei zu sein...Die ganze Schwadron trägt diese Dinger. Ich auch.*

    Der Greif schwieg als Karrun näher an die Drei herantrat und mit seinem Flügel sprach. *Willst du hier bleiben? Oder zurück?* fragte er sie doch Rhynn zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste es nicht. Wenn sie gehen würde, hätte sie das Gefühl Owatu im Stich zu lassen, für den doch insgeheim erhofften Fall dass er nach ihr verlangte. Aber wenn sie hier blieb, konnte es für Karrun so wirken, als ...

    *Ich bleib lieber bei Tameqa.. wenn sie was braucht...* mischte sich der Braune ein auch wenn es irgendwie gelogen war, dass ER hier bleiben wollte. Rhynn wollte es auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte. *Wenn sie zurück will flieg ich sie rüber.* nickte Selphet entschlossen und zog seine Reiterin näher an sich. Der Schwadronsführer verschwand mit den anderen im Wald und ihr wurde bewusst, dass die Frau noch immer neben ihr saß. " Es tut mir leid, dass ich Euch nicht informiert habe, als das auf der Bühne passiert ist..." brachte sie in einem Moment zwischen zwei Schluchzern hervor, was ihr schon seit Tagen auf er Seele brannte. " Es wäre meine Pflicht gewesen zu Euch zu kommen..."


    Tameqa kugelte sich etwas bequemer zusammen und rieb ihren Schnabel kurz über Owatus Hinterkopf. Keiner würde es jetzt noch wagen ihm Weh zu tun... Sie würde ihn nie wieder alleine lassen. Nie wieder würde Marak es schaffen sie von ihm abzuhalten, auch wenn ihre Ohren noch immer schmerzten. Sie brauchte garkeine, sollte er sie doch abzwicken. Der Groll schwoll in ihr an, auf diesen blöden Magier.. und diesen Gehörnten vollidioten.. Ja eigentlich alle, die ihn zu Dingen gezwungen hatten die er nicht wollte. Besonders diese Frau mit den hellen haaren und den giftgrünen Augen die ihm das alles angetan hatte. Es wurde Dunkler im Zelt und die Kohlebecken waren gänzlich erloschen, immer ruhiger wurde es auf der Lichtung und schließlich schlief auch die wachsame Tameqa hinter den Kisten ein.

  • „Ja das hätte ich mir gewünscht.“ Antwortete Kasee ehrlich. „Aber ich würde es niemals von euch verlangen.“ Fügte sie an. „Und ich weiß jetzt, wie viel passiert ist. Nara’tee erzählte es mir. Vielleicht war es besser, dass ich erst später erfahren habe, dass es Owatu auf der Bühne war.“

    Sie vergrub die Hände unter den Beinen und dachte nach. Der Greif hatte ihr so einiges gesagt und aus vielem wurde sie nicht so ganz schlau. Die beiden Amulette fest in der Hand verschlossen begann sie zu reden: „Das hat er von seinem Vater. Der tut sich auch unglaublich schwer Nähe zuzulassen. Aber eigentlich ist er nicht so. San’tuu ist nur viel zu stolz um diese Verletzlichkeit zuzulassen. Dann müsste er sich ja eingestehen, dass so eine kleine Berührung mehr in ihm auslöst, als alles andere.“ Kurz huschte ein Lächeln über die Lippen der Frau, wie sie so von ihrem Mann sprach.

    Die eine Hand hielt immer noch die Amulette, die andere war mitleriweile dazu übergegangen durch das feine Gras zu fahren und nach einiger Zeit des Schweigens fügte sie leise hinzu: „Ich weiß nur eines, er spricht ständig von dir, wenn er bei uns ist.“

  • Ja sie hätte es ihr sagen müssen...Doch sie hatte nie wirklich ein Wort mit ihr gewechselt.. so wie sie es jetzt tat. Energisch strich sie sich mit dem Stoff ihres Tuches über die Augen und richtete sich unter dem Flügel etwas auf. Es fühlte sich so sicher an hier drinn. Aber es war ungemein unhöflich. Die Frau draußen redete gegen einen Berg voller Federn. Innerlich wollte sie der Frau zuerst widersprechen. Owatu hatte so garnichts von seinem Vater .. der Mann war unsympatisch und einfach so ganz anders.. Naja gut der Stolz.. Owatu war ungemein stolz, doch das war sie auch. Desswegen geriet sie mit ihm ja auch sooft aneinander. Irgendwie konnte sich Rhynn nicht vorstellen, dass San`tuu auch nur irgendeine weiche Seite hatte. Doch etwas musste die Frau ja an dem Habicht finden, dass sie über das alles hinwegsah.
    Je länger sie über diesen Umstand nachdachte... ja er hatte vielleicht mehr von seinem Vater als ihm lieb war. Mit den Fingerspitzen fuhr sie sich kämmend durchs Haar. Sie musste dringend Baden... Absurd wie man gerade jetzt auf solch einen Gedanken kam. Wo sie gerade ihren Flügelmann mit seinem Vater verglich.. oder sich selbst mit Owatu. Wie er wohl über das ganze Thema dachte? Vertrugen sie sich alle untereinander nur desswegen nicht weil sie sich so ähnlich waren?.

    Erschrocken blickte die Katze gegen die durchscheinenden Federn. Owatu sprach von ihr? Das war doch absurd...
    Sachte stieß die Katze gegen die Unterseite des schützenden Daches bis Selphet langsam den Flügel anhob und umständlich über den beiden Frauen in der Luft hielt. Ein letztes Mal strich sie sich mit der Flachen Hand über das Gesicht und blickte dann zu der Frau die vor ihr saß. Warme freundliche Augen Owatus Augen, wenn auch ihr Gesicht gezeichnet war, von den Schmerzen der letzten Tage. " Weil ich ihm das Leben so schwer mache?" fragte die Katze schwarzseherisch und senkte den Blick. Bis Selphet mit dem Flügel gegen ihren Kopf stieß und entrüstet schnaubte. "Hey." schimpfte die Greifenreiterin und rieb sich über die Stelle *Hoppla.* grinste der Braune und sah in die Luft. " Ich weiss dass er es nicht leicht hat, mit so jemandem wie mir." zuckte Rhynn mit den Schultern und drehte den Stoff in den Fingern.

    "Ihr glaube.. ihr beide habt es nicht leicht... in eurer .. Situation." meinte die Tua`Tanai und spielte auf die schwierigen Umstände an und daran dass die anderen, die ganze Gesellschaft und die Garde es den beiden nicht leicht machte. Sie hätten sich wohl viel leid erspart, wenn Frauen bei den Greifenreiterin üblich wären.

    "Hm."machte Rhynn und ihre Finger spielten mit dem Lederbeutel um ihren Hals. Trotz alledem hasste Owatu sie nicht.. Sollte sie darüber nicht froh sein?

  • Die Nacht brachte Regen mit sich, der prasselnd auf die im Gras schlafenden fiel. Erst waren es nur leichte tropfen, doch nach und nach wurde der Regen stärker. Qatea war die erste, die Aufstand. Es war nicht gut, wenn sie alle völlig durchnässt wurden. Das zerrte an den Kräften, das zerrte am Geist. Die Lichtsäule war gerade am Anfang sich zu erhellen, bis es ganz Hell war würden noch ein paar Stunden vergehen.

    Leise schlug sie das Fell vor dem Eingang auf und schlich sich vorsichtig hinein. Die große dunkle Silhouette Tameqas zeichnete sich leicht in nahe an der Zeltwand ab. Nur eine einzelne Öllampe brannte noch und ward flackernd Licht an die Wände. Owatu konnte sie nicht entdecken, aber sie konnte sich gut vorstellen, wo er war.

    *Tameqa?* versuchte die Schamanin die Graue anzusprechen und sogleich bewegte sich der Schatten.

    *Wir bleiben ganz hier vorne und werden nicht näher zu dir und Owatu kommen, es sei denn er möchte das* erklärte sie kurz.

    *Ist gut, er schläft* antwortete die Greifin, die nur zu deutlich den Grund für die Zweibeiner, herein zu kommen, hören konnte.

    Dann verließ Qatea wieder den Zelteingang und weckte Kasee: „Komm leg dich rein, bleib einfach in der Nähe vom Eingang.“

    Müde blickte die Frau auf und nickte dann.

    Anschließend kniete sich die Schamanin neben Rhynn nieder: „Magst du auch mit hinein kommen? Es wäre wohl besser für dich.“

    Begann sie es als Möglichkeit zu formulieren, doch würde sie ein unbegründetes Nein nicht einfach akzeptieren.

    *Du siehst auch so aus, als ob dir der Regen so gar nicht gefällt* wandte sie sich nun an Selphet, auf dessen Federn sich die Tropfen in großen Perlen sammelten, bis sie in einem kleinen Rinnsal hinunter liefen.

    Den Flügel hatte er schützend über die Katze ausgebreitet, so dass diese wohl am wenigsten von dem Wasser betroffen wurde, bis auf das, welches auf ihren Schwanz fiel, der außerhalb des Flügeldachs gerutscht war.

    Selphet schüttelte den Kopf *es ist Bäh. Aber es geht schon.* Erklärte er und Blickte auf den Flügel. Für Rhynn ertrug er das ungeliebte Wasser.

    *Muss es nicht.* Antwortete Qatea und sandte ihm das Bild vom inneren des Zeltes.

  • Ein wenig mehr Rollte sich Rhynn an dem warmen Bauch des Braunen zusammen um der klammen kriechenden Kälte zu entkommen die mit dem Regen kam. Doch der leichte Windzug fuhr unter den Federn hindurch und ließ sie leicht Zittern. Warum hatte sie sich eigentlich keine Decke mitgenommen, wo es doch hätte sein können, dass sie hier übernachten mussten? Jetzt war es auch schon zu spät...

    Die unverkennbaren Schritte der Schamanin kamen näher und plötzlich hob sich leicht der Flügel an. Der Regen fiel in schweren Tropfen neben ihr in die Wiese und erst jetzt drehte sich Rhynn schläfrig zu der Frau um. Mit hineinkommen? Wohin? Sie folgte dem Fingerzeig Qateas und sofort schüttelte Rhynn den Kopf. War er denn schon so weit? Die letzten Stunden war alles Still gewesen sie kontne sich unmöglich vorstellen, dass Owatu das wollte. Es wären viel zu viele Leute in dem Zelt. Es sieh so als als unterhielt sich die Tua`Tanai mit ihrem Greifen und die Katzenfrau richtete sich auf um das Tuch mehr um ihren Körper herum zu wickeln. Es brachte überhaupt nichts.

    " Ich glaub ich sollte nicht..." lehnte die Katze ab und sah zu ihrem Freund hinauf, der jedoch fast sehnsüchtig hinüberstarrte auf das kleine Licht bei dem Zelt. Ein Platz der Trockenheit und Wärme versprach. Sie konnte nicht zu Owatu.. die Angst krallte sich in ihre Brust, ließ sie lieber dieses Wetter in Kauf nehmen, als da hinein zu gehen. Was wenn er sie wirklich nicht sehen wollte? Wenn ihre Anwesenheit, ihn nur an schlimme Dinge erinnerte. Dinge die ihm Angst machten, jetzt wo er sich vielleicht wieder beruhigt hatte. Wenn sie ihn zurück in diesen Zustand trieb nur weil sie da war? Dass er berechtigte Angst vor ihr hatte, Nun da er sich vermutlich an alles erinnerte, nun da Rarlinur in seinen Geist geblickt hatte. Nein. besser nicht. Was wenn er sie nicht dahaben wollte und das auch zeigte? Vielleicht sollte sie einfach zurück in die Kaserne fliegen? Aber wenn er nach ihr fragte?

    "Ich will mich nicht mehr aufdrängen." erklärte Rhynn ihre bestimmtes Kopfschütteln doch Selphet beugte den Nassen kopf zu ihr herunter und sah sie fast flehendlich an.

    " Ihr bekommt noch eine Verkühlung, das Zelt steht euch offen. Seid nur leise und haltet euch beim Eingang." nickte Qatea, die offensichtlich auch nicht viel vom Regen hielt und ging geduckt zurück zu dem Zelt.

    *Wir sollten reingehen... Wir stören ihn doch nicht, wenn wir direkt am Eingang liegen.* beschwor der Greif seinen Zweibeiner und erhob sich, als wäre das entschiedene Sache. * Und es wäre trocken..* schloss er und machte einen Schritt auf das Zelt zu doch Rhynn blieb sitzen. *Ich kann nicht, Selphet.* meinte sie trotzig und zog die Schultern nach oben, nun da die Wärme weg war. *Wir sollten zurück zur Kaserne.. oder wir suchen uns Schutz im Wald. Ich will da noch nicht rein, solang er Angst vor allem hat.* versuchte sie ihn auf ihre Seite zu ziehen doch der Greif drehte sich zu der kleinen Frau herum. Angst vor mir hat....Ungeschützt prasselte der Regen nun auf ihren Kopf und ihre Schultern und ließen sie noch mehr zittern. *Was wenn ich ihm nur auf die Nerven gehe.. oder alles schlimmer mache?Wenn er mich garnicht dahaben will?*

    *Warum solltest du das tun? Wir sitzen direkt am Eingang?* fragte er und schüttelte das Wasser aus dem Fell.

    *Ich hab kein Recht da drinn zu sein... Kasee und Qatea und Tameqa haben es.. Ich nicht.* sprach sie voller bitterkeit und Selphet schnaubte beleidigt. Er fühlte ihren Schmerz.. Sie wollte ihn sehen und doch wieder nicht.. Doch er wusste nicht was er tun sollte.. Sie musste mit ins Trockene.. wollte aber nicht.. Warum nicht?! Mit hängendem Kopf trottete der Greif auf den Eingang zu. Vielleicht wenn ihr so kalt wurde, dass sie es nichtmehr aushielt? Irgendwann musste sie doch aufhören so stur zu sein?

    Alleine drückte sich der Braune zwischen dem Leder hindurch und suchte sich einen Platz links vom Eingang und setzte sich auf seinen Hintern. * Sie will nicht. Ich glaub sie hat Angst.* gab Selphet weiter und suchte traurig den Blick seiner Schwester. Zuvor hatte sie ihn davon getrieben... Aber sie wusste doch immer Rat oder? Und wenn er hilfe brauchte war sie immer für ihn da. Zumindest schien sie die Zweibeiner ein bisschen besser zu verstehen...

    * Was mach ich denn jetzt mit ihr?.. Sie sitzt da draußen im Regen und traut sich nicht rein, weil sie Angst hat Owatu zu verschrecken.. Sie glaubt sie darf nicht hier sein...Ich verstehs nicht...*

  • *Warum glaubt sie, dass sie nicht hier sein darf* Fragte Tameqa ihren Bruder.

    *Es ist bestimmt nicht sie, die ihm Angst macht. Es ist diese grünäugige Frau, die, die Ihn gequält hat. Und es ist dieser Magier, der ihn gequält hat. Er hatte Angst, dass man ihn wieder festbindet, dass…*

    Die Graue ging dazu über einfach all die Bilder, die Owatu ihr gezeigt hatte an ihren Bruder weiter zu geben. Der Tisch mit den Eisenfesseln, das Blut, die Puppe, der Trank. Das Loch mit den engen Gitterstäben, die Wachen, der Schmerz. Und auch der Wirrwarr der Gedanken, die Owatu plagten weil er selbst gewollt hatte, dass man ihn festband. Weil er sich selbst nicht trauen konnte, weil er Angst hatte Rhynn weh zu tun und weil in sich selber Gefangen war. Sich nicht trauen konnte und den anderen nicht mehr vertraute. Weil sie Angst vor ihm hatten und ihn deshalb banden. Und sie recht daran taten, aber er nichts dagegen tun konnte. Und das sie ihn zwangen, wenn er nicht tat, was sie wollte, auch wenn er nichts gegen sein Tun machen konnte.

    Es war eine Mischung aus, ihrem Bruder klar machen, worum es ging und ein wenig war sie froh ihre Sorge mit jemandem Teilen zu können.

    Selphet schauderte innerlich, als er die Bilder sah.

    *Vielleicht würde es sogar helfen, wenn sie hier wäre.* Meinte Tameqa selbst ziemlich ratlos, wie sie ihrem Freund helfen sollte. Gegen all das, was er erlebt hatte konnte sie doch nichts tun. Sie konnte nur hier liegen und schützend einen Flügel über ihn ausbreiten. Und sie konnte jeden vertreiben, der ihm angst machte. Aber sie glaubte nicht, dass Rhynn ihm Angst machen würde. Warum sollte sie? Die Graue wusste, wie sehr er ihr vertraute. Und warum sollte das jetzt nicht mehr so sein? Ihr vertraute er schließlich auch immer noch. So sehr, dass er wieder ruhiger geworden war, seit dem er sich an sie gekuschelt hatte. So sehr, dass eine leichte sanfte Berührung ihres Schnabels ausgereicht hatte, als er im Schlaf wieder angefangen hatte zu zucken und zu zittern.

    Auf der anderen Seite der Türe hatte sich Kasee wieder hingelegt. Doch schlief die Tua’Tanai nicht, sondern Blickte starr auf den dunkeln Schatten, der Tameqa war. Ihr Atem war abgehackt und hin und wieder durchzog ein zittern ihren Körper. Langsam erhob sich Qatea wieder von ihrem Platz und ging herüber zu der lautlos weinenden Frau um ihr sachte über den Rücken zu streichen. Viel mehr konnte sie gerade nicht tun, wenn sie nicht wollte, das Owatu aufwachte und sich durch Krach oder Licht erschreckte.

  • Stetig fielen die Regentropfen auf die Katze hinab, die noch immer auf dem Fleck saß, wie Selphet sie zurückgelassen hatte. Starrte auf das Loch in dem sie alle verschwunden waren. Eigentlich sollte sie zum Waldrand gehen und sich einen umgefallenen Baumstamm suchen, oder irgendetwas das als Deckung diente. Doch irgendwie konnte sie den Blick nicht von dem schwachen Licht abwenden. Wenn sie vielleicht doch?....

    Nein.

    Sie wollte nicht diese Schuld auch noch auf sich laden. Wenn sie das Zelt betrat und er sie sah... Was wenn er sich verwandelte und davon flog? Für einen Moment sponnen sich die Gedanken weiter, die leeren Augen blickten starr an die Decke. Sie war nur sein Flügelmann.. es war schon richtig so.. Die Katze erhob sich entschlossen sie musste ein halbwegs trockenes Plätzchen finden. Es war ja nicht das erste Mal das sie draußen schlief, auch im Regen, auch ohne Selphet.

    Ich hab ihn nicht geheilt, damit du an einer Erkältung stirbst...

    Die Worte in ihrem Inneren ließen sie Schaudern. Der Flaum auf ihrem Körper sträubte sich in alle Richtungen.

    Das ist meine Sache. widersprach Rhynn dem Luchs als ein schmatzendes Stapfen ihr, über die Wiese folgte.

    *Komm mit rein..* Selphet versuchte all die Stärke in seine Gedanken zu legen, als er sich hinter Rhynn aufbaute. *Tameqa glaubt es ist in Ordnung. Owatu schläft sowieso..*

    Die Katze stieg über die Felsen hinweg und schüttelte weiterhin den Kopf. *Nur weil es für Tameqa in Ordnung ist muss es für ihn nicht auch gelten.. Qatea hat gesagt, wir sollen sein Schweigen als `NEIN` werten und das tu ich. Wenn er nicht explizit mich sehen will, werde ich da nicht reingehen.* erklärte die Katze siegessicher und riss ein verdorrtes Gebüsch unter zwei Baumstämmen heraus. Vielleicht wenn sie dort einige Äste darüberlegte und die großen Blätter von dahinten.. wäre das vielleicht ein einigermaßen trockenes Plätzchen...

    *Hörst du jetzt mal damit auf?!* knurrte der Braune und legte die Ohren an. *Er hat Angst vor dieser Frau.. und dem komischen Magier mit dem Bart.. der dir auch wehgetan hat.. Sie alle haben euch wehgetan! Die jenige die am ehesten versteht, was er durchgemacht hat bist du !!*Rhynn zuckte erschrocken zurück als Selphet sie Anknurrte und sie gegen einen Baum drängte. Das hatte er noch nie gemacht! Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihren gefiederten Freund an ihr Atem ging schnell und mit einem Mal war die Kälte verschwunden. *Tameqa hat mir seine Erinnerungen gezeigt! Es ist genauso schlimm wie das was du erlebt hast! Nur dass du so stark sein willst um damit alleine fertig zu werden! Denkst mehr an IHN als an dich! Geh da rein jetzt!* fauchte er und schnappte nach dem Stoff der sich nunmehr nass um ihren Körper wickelte. Zog sie beinahe rücksichtslos mit sich wie eine Greifenmutter ihr Junges. *Wir schlafen in dem einen Eck Owatu in dem anderen.. das sind viele Meter dazwischen.. und wenn nur eine Spur Protest oder Angst von ihm kommt. bin ich der letzte der dich aufhält zu gehen. Aber du weisst nicht wie er reagiert... und eigentlich bist du ein riesiger Feigling! Sei jetzt still und geh da rein!*

    Immer weiter hatte der Greif sie durch den Regen auf das Zelt zu gezogen Manchmal seine Vorderläufe zur Hilfe nehmend und manchmal sie einfach mit dem Flügel weiterschiebend und ignorierte das Zetern der Frau die mit den bloßen Füßen über das glitschige Gras schlitterte.

    Fassungslos starrte sie auf die unerbitterliche Miene des Greifen, der sie so bestimmt durch den Eingang schob und sie lautlos nach links drängte. Er würde nicht nachgeben, diesmal nicht. Wie ein Wächter legte der Braune sich zwischen seinen Zweibeiner und dem Ausgang. Eine Zeitlang starrte Rhynn ihn einfach nur an und er starrte zurück. Wenn es Owatu und seiner Freundin gut tat.. wenn sie beide hier drin waren , verstand er nicht wieso sie sich so quälte.. Mit dem Gesicht zur Zeltwand, ließ sie sich letztendlich auf das Fell sinken und rollte sich darauf zusammen.

  • Das steige Tropfen des Regens auf die Zelthaut war wie das Trommeln von Qatea für den Tua’Tanai. Es vertrieb die Müdigkeit und brachte Hunger und Durst mit Und trotzdem schien zwischen den Beinen Tameqas die Welt für einen Augenblick in Ordnung. Für einen Moment konnte er einfach nur mit geöffneten Augen daliegen und an nichts denken. Doch fast im gleichen Moment, in dem er sich dieser Schwerelosigkeit bewusst wurde, wurde ihm auch bewusst, warum es sich so leicht angefühlt hatte. Er brauchte Mut um sich ein wenig aus dem Fell der Greifin zu lösen und aufzurichten. So ganz verstand er noch nicht, wo er eigentlich war und warum. Irgendwas fehlte ihm in seinen Erinnerungen. Doch nach dem, was er zuletzt wusste hätte er seine inneren Fühler besser nicht ausstrecken sollen. Wieder drängte er sich näher an Tameqa, als das Gefühl von Ralinur in seinem Kopf präsenter wurde.

    *Dir geht’s immer noch nicht besser* stellte die Graue fest und strich ihm mit ihrem gefiederten Kopf vorsichtig und sachte an der Wange vorbei.

    Im ersten Moment wusste er nicht so recht, was sie damit meinte und blickte nur starr in das dichte Fell vor ihm. Irgendwie war ihm noch nie aufgefallen, dass die Spitzen von Tameqas Fell viel heller waren, als der dichte Flaum, der sich nahe an ihrer Haut befand. Leicht strich er mit den Fingern durch die Strähnen und ließ die Haare an seiner Hand vorbeigleiten.

    *Die Schmerzen sind weg.* antwortete er schließlich.

    *Qatea hat dich geheilt.* erklärte die Grau. *Seran hat das zugelassen?* warum kam ihm ausgerechnet der Gedanke an den Stabsheiler jetzt und wie er ihn einmal erlebt hatte gegen magische Heilung wetternd. Der Tua’Tanai legte die Stirn in Falten. Dass er ihn zu seiner Schamanin gelassen hatte, war irgendwie seltsam und sah dem Satyren nicht ähnlich.

    *Hat er wohl. Ich glaube Rhynn hat ihn dazu gebracht* mutmaßte die Graue.

    Rhynn! Er hielt die Luft an. Er hatte ihr weh tun wollen, sie sogar töten. Jetzt waren es nicht mehr nur Tameqas Bilder in seinem Kopf, sondern auch seine Eigenen. Eine ganze Weile starrte er nur vor sich hin und konnte diese Bilder in seinem Kopf nicht loswerden.

    Erst ein Rascheln aus der anderen Ecke des Zeltes ließ ihn Aufsehen und unterbewusste spannte sich jeder Muskel in ihm an.

    Das fahle Licht, welches nur schwer seinen Weg ins Innere des Zeltes fand gab ein paar Schatten in der Nähe des Eingangs preis. Einer der Schatten ähnelte dem Kopf eines Greifen, aber da konnte er sich auch einbilden. Die Augen zusammenkneifend versuchte er mehr zu erkennen, doch es blieb bei dem vagen Umriss. Schnell huschte sein Blick zu dem Zweiten Ausgang, den Qatea ihm gestern geöffnet hatte. Dieser war nicht blockiert. Erleichterung.

    Doch er würde um die Kisten herumgehen müssen um dort hin zu gelangen. Qatea hatte gesagt, dass er gehen konnte, wohin er wollte. Gerade kamen ihm Zweifel und die Frage, wo er denn hin sollte? Das er sich mittlerweile an den Kisten hochgezogen hatte und nun hockte, jederzeit bereit einen Satz über die Kiste zu machen und doch auf den zweiten Ausgang zuzuhechten wurde ihm erst bewusst, als Tameqa ihm im Geiste leise bat *Bleib hier, ich beschütze dich, du musst nicht weg*

    Ein wenig ließ er sich wieder niedersinken, so dass er auf seinen Waden aufsaß.

    „Guten Morgen Owatu.“ Begrüßte Qatea ihren Schützling mit sanfter Stimme, „Es hat geregnet, deshalb sind wir rein gekommen. Aber wir werden nur die Ecke hier in Anspruch nehmen. Ich konnte doch deine Mutter und Rhynn nicht im Regen schlafen lassen.“ Erklärte die Schamanin und Owatu starrte auf die Schemen, die sich vor der Wand abzeichneten. Dann musste der Greif Selphet sein und die zierliche Gestalt, die aufrecht saß und wohl in seine Richtung Blickte seine Mutter.

    „So! Ich mach uns jetzt allen mal einen Tee.“ Verkündete die Schamanin und stand auf.

    Jeden Schritt der Frau, den sie  zur Feuerschale tat um die Glut wieder anzufachen und neues Holz nachzulegen, beobachtete der Tua’Tanai. Doch sie kam nicht auf ihn zu und ließ ihn völlig in Ruhe, sondern kümmerte sich wirklich nur um das Feuer.

  • Rhynn war schlagartig wach, als sie Qatea Owatus Namen sagen hörte. Nicht dass sie sonderlich tief geschlafen hätte, aber gerade pochte ihr das Herz bis zum Hals. Krampfhaft starrte die Greifenreiterin auf die Decke und wagte es nicht auch nur mit der Schweifspitze zu zucken. Ja, Selphet hatte recht. Sie hatte Angst vor seiner Reaktion und Owatu war wach...

    Qatea versuchte ihm zu versichern, dass sie nicht näher kommen würden und genau daran würde sie sich halten. Wenn nur der Regen aufhören würde, würde sie sogar das Zelt verlassen. Dann konnte der sture Greif nichtsmehr sagen. Die Cath’Shyrr fühlte seinen Kopf in ihrem Rücken, ob er damit versuchte sich für die rabiate Art vor ein paar Stunden zu entschuldigen? Noch nie hatte er sie angeknurrt und schon garnicht so mit ihr geredet. Doch eigentlich ärgerte sie nur, dass er mit allem Recht gehabt hatte. Nur langsam schob sie ihre Hand in den Rücken und trag auf die weichen Federn. Sie wollte ihm nicht böse sein... Leise klappernd kam Qatea näher und stieg über den Schweif Selphets hinweg um der zierlichen Frau eine hand auf die Schulter zu legen.

    „ Gehst du mir kurz zur Hand? Ich muss die Zollnüsse knacken und meine Hände sind schwach. Kasee braucht ein Beruhigungsmittel.. du kannst auch eines haben wenn du willst.“ lächelte die alte Frau und hielt ihr eine Holzschüssel entgegen.

    Rhynn nahm ihr das Gefäß aus der Hand und drehte sich unsicher auf den Rücken. Die Frau wartete nichteinmal eine Antwort ab! Eigentlich wollte sie doch nur wieder hier raus. Zuerst war die Schamanin so erpicht darauf Owatu von allem abzuschirmen und jetzt waren einfach zuviele Leute hier.. wie sollte er da wieder zu sich finden? Starr auf die Schüssel schauend richtete sie sich langsam auf. Sie traute sich nicht den Kopf zu heben, zu groß war die Angst doch Owatu zu sehen und zu erkennen wie sehr er sich verändert haben könnte. Ablehnung und Angst in seinen Augen zu sehen. Vorsichtig nahm sie das kleine Scharfe Messer aus seinem Lederfutter und suchte nach dem Spalt in der Harten glatten Schale der Zollnuss. Die Nuss im Inneren wirkte zerstampft und Aufgekocht wie ein angenehmes Beruhigungsmittel, dass sogar kaum Müde machte, aber sie war selten und äußerst schwer aus ihrer Harten Schale zu lösen. Die Spitze des Messers verkeilte sich in dem Spalt und Zum Glück schnitt sie sich nur leicht in die Handfläche als sie bei der zweiten Nuss mit der Klinge abrutschte. Doch nach einer geschätzten Ewigkeit hatte sie die fünf Nüsse aus der Schale gelöst. Langsam und in beinahe schleichenden Bewegungen schlich die Katze unbehaglich an der Zeltwand entlang auf die zwei Frauen zu und hielt der kleinen Frau das Ergebnis entgegen. „ Hier. Iss etwas, Kind.“ Qatea tauschte mit ihr gegen ein Stück Trockenfleisch und etwas dünnes Brot. Eigentlich hatte sie garkeinen Hunger... und dennoch biss sie geistesabwesend ab. Kasee weinte noch immer und Rhynn sah mitfühlend zu der Frau, die in eben diese Richtung sah, die die Katze so stur vermied. Langsam ließ sich RHynn neben Kasee auf die Bank sinken und legte der Frau eine Hand auf die Schulter. Sie war völlig aufgelöst, es tat ihr absolut nicht gut hier zu sein, das konnte jeder sehen. Tröstend strich sie der Frau über die ebenso braune Haut und wusste nicht was sie sagen sollte. Da konnte man nichts zu sagen. Alles klang falsch und albern und ein „ es wird schon wieder.“ brachte sie einfach nicht über die Lippen. Sie war sich da selbst nicht so sicher.


    Es dauerte nicht lange, da reichte Qatea rhynn zwei Becher und ging gut ersichtlich auf die Greifin zu.

    „ Hier. Etwas Tee. Der gleiche wie Gestern. Etwas Brot, gewürztes Fleisch und ein paar Beeren. Mehr kann ich dir leider vorerst nicht anbieten.“ sie stellte die Schale und den Hornbecher auf eine Kiste ein gutes Stück von Owatu weg, aber näher gehen wollte Qatea auch nicht. „ Vielleicht ist Selphet so gut und jagd dir etwas Tameqa.“

    Der Braune gurrte leise. Regen mochte er nicht.. würde es aber tun. * Hast du Hunger?*

  • Er beobachtete ganz genau, was die Leute in der Ecke taten. Sie hatten Angst vor ihm, oder? Deshalb hatten sie das alles mit ihm gemacht. Aber wenn er auch nur einen Schritt zu ihnen ging, würden sie wieder irgendwelche Maßnahmen ergreifen um ihn daran zu hindern ihnen weh zu tun. Er fühlte sich alleine und ausgestoßen. Aber gelichzeitig war das auch gut. So konnte er keinem was tun.

    Wieder lehnte er sich an Tameqa an. Die einzige, die wohl stark genug war um ihn aufzuhalten, oder?

    Er vergrub das Gesicht in den Händen und starrte zwischen den Fingern auf den Boden. Was für Möglichkeiten hatte er denn? Entweder er ging fort, oder er ergab sich ihnen und ließ sich wieder einsperren, damit er niemandem was tat. Kurz schielte er zu dem zweiten Ausgang würden sie ihn wirklich gehen lassen? Aber wohin? Und was, wenn sein Weg ihn einfach nur wieder zu dieser blonden Frau führen würde? Ein Schaudern ergriff ihn. Nein dann ließ er sich lieber wieder von Leander in das dunkle Loch sperren.

    Qatea hatte gesagt, er wäre frei. Aber das war er nicht. Nein ganz und gar nicht. Er konnte nicht tun, wonach ihm war, selbst, wenn er gewusst hätte, was das gerade war.

    Die Stimme der Schamanin ließ ihn wieder aufschauen. In einiger Entfernung stellte sie ihm etwas zu essen hin. Ja sie hatte Angst vor ihm.

    Noch eine Weile blieb er sitzen wo er war. Auch er hatte Angst. Aber er hatte auch Hunger.

    Schließlich siegte der Hunger über die Furcht, dass irgendwas mit dem angebotenen Essen nicht stimmte, dass ihn der Tee einschlafen ließ, oder die Beeren bewegungsunfähig machten. Qatea war nicht so. Das wusste er!

    Langsam erhob er sich, den Blick starr auf die Kiste mit der Nahrung gerichtet, die Ohren aber auf jede Bewegung der anderen fixiert. Er wollte sie nicht direkt ansehen, vielleicht machte es ihnen Angst? Oder, was die Wahrheit war, hatte er Angst vor ihren Blicken. Die Anklagend und Strafend sein mochten.

    Vor der Kiste ließ er sich nieder und musste feststellen, dass die Sorge mit den Beeren wirklich vollkommen unbegründet war. Es waren Gurlanbeeren, die er vor allem für ihre Süße kannte.

    Eilig nahm er die Früchte auf und stopfte sie sich in den Mund, so dass der Saft klebrig auf seinen Fingern zurück blieb.

    Tameqa war dem Dunkelhaarigen ein wenig gefolgt, ließ sich aber in einigem Abstand nieder.

    Langsam wurde er wieder etwas ruhiger, als er merkte, das sich ihm keiner Nähern wollte und er griff nach dem Fleisch um es mit Tameqa zu teilen.

    *Es reicht, wenn du jagen gehst, wenn es aufgehört hat zu regnen* sandte die Graue an ihren Bruder.

    Qatea hatte ihm den Rücken zugewandt und zerrieb irgendetwas in einer Schale. Und Rhynn saß bei seiner Mutter, die sich beständig über die Augen rieb. Die Tua’Tanai blickte zu ihm hin, und schnell wandte Owatu den Kopf ein wenig zur Seite, als er sah, dass sie Aufstand und zaghaft ein paar Schritte auf ihn zu machte. Ihre Hände strichen nervös über ihre Unterarme und ihre ganze Haltung war angespannt. „Darf ich zu dir kommen?“ fragte sie mit dünner Stimme.

    Owatu ließ das Brot, dass er gerade zum Mund gehoben hatte, wieder sinken. Er wollte ja sagen. Aber was, wenn er sie verletze, wenn sie zu nahe kam?

    Er konnte ihre Trauer und Verzweiflung deutlich spüren. So hatte er sie nur einmal bisher erlebt und da war sein Vater nach einer Mission Tagelang nicht heimgekehrt.

    Hilfesuchend Blickte er sich zu seiner gefiederten Freundin um und fast zeitgleich ging Kasee in die Knie um an Ort und Stelle zu verharren, bis sie eine klare Antwort bekam.

    *Du musst mich aufhalten* bat er die Greifin.

    *Wovon?* fragte diese irritiert zurück.

    *Wenn ich ihr weh tue, wenn es auch nur irgendwie so aussieht* er konnte die Angst dabei nicht zurück halten und Tameqa nickte und so nickte auch Owatu.

  • Rhynn starrte auf den Rücken der Frau, die sich langsam und lautlos erhoben hatte. War sie zu weit gegangen? Sie wollte sie doch nur trösten.

    * Siehst du...* sandte sie in der Annahme, dass auch Kasee mit ihrer Geste deutlich machte, dass sie ihre Nähe unpassend fand, an den Braunen. * Ich sollte nicht hier sein... lass uns rausgehen. Lassen wir sie in Ruhe.* Rhynn strich sich erschöpft über die Stirn, die getrockneten Haare klebten an ihren Schläfen, doch Selphet hob nur neugierig den Kopf.

    „ Sie geht zu ihm...“ stellte er leise ja fast staunend fest und Rhynn sah zu Qatea die zwar von ihrer Arbeit aufsah, aber einfach nur ein wissendes Lächeln aufgesetzt hatte. Nichts ging über den Mutterinstinkt...Kurz folgte Rhynn mit den Augen dem Weg der Frau, doch sie versperrte leider oder zum Glück den Blick auf ihren Flügelmann. Rhynn wittmete sich schnell der kleinen hellroten Schnittkante auf ihrer Handfläche, als der dunkle zerzauste Kopf auftauchte. Sie konnte das nicht... Wer wusste schon, was mit ihm genau passiert war? Was wenn dieser Zustand irgendetwas ausgelöst hatte? Eine verschobene Wahrnehmung. Erinnerungsverlusst.. was war wenn er sie garnicht kannte? Sie hörte Kasee leise nach seiner Erlaubnis fragen. Doch er antwortete nicht mit Worten. Er hatte überhaupt noch nicht geredet... der Heilerinstinkt meldete sich zurück. Es konnten alle möglichen nebenwirkungen geben. Wer wusste schon was der achak mit ihm gemacht hatte? Welchen Preis Owatu noch für seine körperliche Gesundheit bezahlt hatte?



    Ihr Sohn nickte und fast ein kurzes erleichtertes Ausatmen ließ ihre Nasenflügel beben. Er schickte sie nicht weg!

    „ Dann komm ich näher. Wenn es dir zu nahe ist, gib mir ein Zeichen.“ begann sie ruhig aber ihre Stimme zitterte. Qatea hatte sie peinlich genug darüber aufgeklärt, wie vorsichtig sie alle mit ihm umgehen mussten. Aber dass er ihr überhaupt zuhörte war doch gut, oder? Am liebsten hätte sie ihr Kind in den Arm genommen, doch das konnte sie nicht. Vielleicht später. Langsam und mit geöffneten Handflächen näherte sie sich, als sei er ein Reh. Als sie das gefühl hatte, das sei nah genug. Ging sie in die Hocke und striff sich das Armband ab.

    „ Das hab ich für dich gemacht.“ erklärte sie und Lächelte sanft. „ Es ist aus der Rinde unseres Baumes... ich.. dachte mir es gefällt dir vielleicht. Wenn du es nicht willst, kannst du es auch Tameqa an den Sattel hängen.“

    Das geflochtene Band aus der dunklen sehnigen Rinde war etwa drei Finger Breit und verziert mit hellen Perlen und zwei eingearbeiteten Federn. Eine dunkle Mauerseglerfeder und eine kleine Habichtsfeder schwebten anmutig mit der Bewegung mit als sie es ihm langsam hinhielt.

    „ Du musst es auch garnicht nehmen. Wie du magst. Aber... es ist schön dich zu sehen. Hast du denn noch Schmerzen?.“

  • Qatea war neben der Cath’Shyrr in die Hocke gegangen und reichte der Frau einen kleinen Tiegel mit einer schmalzigen Substanz. „Dann wird es nicht heiß.“ Raunte sie ihr zu, hielt dabei den Blick aber auf Kasee und Owatu gerichtet. Es war gut, dass sie einen Schritt auf ihn zugemacht hatte. So kam er vielleicht etwas aus sich heraus. Und das sie ein Geschenk für ihn hatte, der ihre Familie bedeutete war eine Geste, die keinen Zwang beinhaltete. Vielleicht sogar ein bisschen Halt versprach.

    Dass er nichts sagte, machte ihr allerdings Sorgen. Es kündete davon, dass er extrem unsicher und jegliches Selbstbewusstsein verloren hatte.


    Sie hatte Angst vor ihm. Seine eigene Mutter. Es schnürte ihm die Kehle zu. Sie hatte Furcht, dass er sie wegstoßen würde, weil er unberechenbar war. Wieder senkte er den Blick. Er wollte ihr doch nichts tun. Sein Atem ging schneller und er horchte in sich hinein. Gab es irgendein Anzeichen dafür, dass er nicht mehr Herr seiner selbst war? Oder konnte er das noch nicht mal vorausahnen?

    Er war angespannt bis auf die letzte Faser und gleichzeitig rannen ihm Tränen über die Wangen, als er sich nach vorne beugte und nach dem Armband griff. Eilig zog er sich wieder zurück und setzte sich wieder. Es war nicht über ihn gekommen. Trotzdem blieb die Angst und zu mehr als einem Nicken war er irgendwie nicht in der Lage. Sachte strichen seine Finger über die Perlen und die Federn. Und weiter sammelte sich Wasser in seinen Augen, so dass er gar nicht recht erkennen konnte, was er da in den Händen hielt.

    Erst mit etwas Verzögerung reagierte er auf ihre letzte Frage und schüttelte den Kopf. Nein schmerzen hatte er nicht mehr. Langsam strif er das Band über seine Hand und fuhr mit den Fingern darüber, dann blieb sein Blick an seinem eigenen Arm hängen. Da waren mal dunkle Linien gewesen. Tief unter die Haut gestochen. Doch nun? Nun war es einfach nur seine unversehrte, mit Erde verdreckte Haut. Owatu konnte den Blick nicht lösen, denn es gab keinen Sinn in seinem Kopf. Warum? Wo? Weshalb? Fragte er sich immer wieder und fand keine Erklärung, nur seltsame Schwere.

    War das bei seinen Beinen auch so? Und seiner Brust? Die Antwort lautet ja und hektisch ging sein Kopf von einer Stelle zur nächsten.

    Kasee nickte, „Ja, ich sehe dich auch so.“

    Nun war Qatea aufgestanden und doch etwas eiliger auf den Tua’Tanai zugegangen, so dass dieser kurz zusammen schreckte, als sie so plötzlich in seine Nähe kam: „Es tut mir leid, wir konnten dich nicht vorwarnen. Aber der Preis ist ein geringer, dafür, dass du lebst, oder?“ fragte sie und Ungläubig starrte Owatu die Schamanin an. Was hatte sie mit ihm gemacht?

    Er wollte aufspringen, durch den zweiten Eingang entfliehen, doch er sackte nur zitternd in sich zusammen. Sogleich machte Tameqa einen Satz auf ihn zu, doch auch Kasee war nicht länger zu halten und ohne weiter über ihr Tun nachzudenken schloss sie ihren Sohn in die Arme, das unterschwellige Knurren von Tameqa ignorierend.

    *Er will das nicht!* fauchte die Graue in ihrem Kopf nur die Tua’Tanai wusste es besser „Doch!“ antwortete sie der Greifin und starrte sie für einen Moment an, bis sie sich wieder voll und ganz auf ihren Jungen konzentrierte und mit leichten Fingern durch die Haare strich.

    Owatu zitterte noch immer und wusste nicht, ob er es gut finden sollte, dass seine Mutter ihn hielt, oder ober er sich von ihr befreien wollte.

    Zwei Gefühle kämpften in ihm gegeneinander an. Er fühlte sich geborgen und sicher. Geliebt und beschützt. Aber auch ausgeliefert und Hilflos. Machtlos und gezwungen.

  • Rhynn nahm der Schamanin den Tigel aus der Hand und begann ohne Sorgfalt das Gel auf den Schnitt aufzutragen. Und wenn er sich entzündete, war es auch schon egal... Eigentlich machte sie das nur, weil sie nichtmehr diskutieren wollte. Jeder sagte ihr sie sollte sich so oder so verhalten. Sie wusste schon garnichtmehr was richtig oder falsch war. Obwohl ihre Gedanken weit weg waren, waren ihre Ohren bei Kasees ruhige Stimme... doch Owatu antwortete nicht. War das normal? Selbst Qatea hatte ihre Arbeit beiseite gelegt und beobachtete ihren Schützling. Nur zaghaft wagte Rhynn es den Kopf zu heben. Ein Rauschen erfüllte ihre Ohren, als sie sah wie Owatu sich das Armband schnappte und sich wieder zurückzog. Er wirkte wie ein verschrecktes Tier und es tat sich der Boden vor ihr auf. . Er weinte.. und er war nichtmehr er.. Angstvoll, Eingeschüchtert. Trauer.. Die Greifenreiterin schluckte schwer. Niemals hätte sie geglaubt so einen Ausdruck in seinem Gesicht zu sehen. Er hielt etwas in der Hand und erst als er es sich über den Arm strich, erkannte sie was es war. Das Armband von Kasee. Doch dann riss er die Augen auf, Fuhr sich erschrocken über den Körper und Rhynns Hand legte sich an ihren Mund. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, er war stolz auf seine Tatoowierungen.. sein einziger Schmuck und das was ihn bis zu einem Gewissen Maße ausmachte... Oft hatte sie die Linien mit den Augen nachgezogen und nun er sah ganz anders aus.Fremd. Zu seiner Freiheit hatten sie ihm das auch noch genommen. Es schmerzte so unglaublich, dass sie wieder mit den Tränen kämpfte und als Owatu plötzlich zum Ausgang stürmen wollte, sprang die Katze auf, wollte einen Schritt auf ihn zumachen. Doch er kam nicht weit. Ein Anblick den sie wohl nie vergessen würde. Zitternd sank er in sich zusammen und so schnell konnte man garnicht schauen, da war seine Mutter bei ihm und auch die Greifin, stellte sich fast über ihn. Ihre Hand presste sich mehr auf ihren Mund und für einen Moment schloss Rhynn die Augen. Sie hörte Tameqas Verteidigung und Kasees Konter. Niemand wusste mehr wirklich was zu tun war. DOCH! Sie wusste was zu tun war! Sie hatte ihm das angetan! Dieses Hexenmiststück. Es war ihre Schuld, dass er so leiden musste.

    *Tameqa..* begann die Katze und immer mehr festigte sich ihr Entschluss.. *Ich bring dir dieses Miststückvon einer Hexe. Und du wirst sie leiden lassen. Wenn ich sie vor den anderen in die Finger bekomme, werde ich nicht den offizielen Weg gehen. Ist mir egal ob sie mich aus der Garde werfen, wenn wir das nur Rächen können.*

    Nun waren es die reine Wut die sie beherrschte. Owatu hatte das alles nicht verdient. Er hatte nie jemandem etwas zu leide getan. Sie konnte ihm nicht direkt helfen.. Aber vielleicht anders?

    * Vielleicht nur einige Gedanken die ihm vielleicht helfen können. Aber ich will ihm nicht noch mehr Angst machen, indem ich mich ihm nähere....Es tut mir leid, dass seine Zeichnungen weg sind. Ich wusste nicht, dass er auch einen solchen Preis zahlen muss. Ich dachte es betrifft nur mich.* Rhynn zeigte der Greifin das Gespräch mit dem Luchs und die ganzen Vorbereitungen auf diese Heilung. *Karrun und wir alle haben Tagelang nicht geschlafen und es gibt einiges das durchaus Grund zur Hoffnung gibt. Etwas das er vermutlich gerade nicht sieht. Aber wir müssen ihn nichtmehr anbinden. Das war es doch was ihm im Lazarett so wehgetan hat. Diese Amulette, schirmen diese Hexenmagie ab. Wir könnten gemeinsam nach der Hexe suchen, die ganze Schwadron gemeinsam.* erklärte sie weiter und legte die beiden Amulette die für Tameqa und Owatu bestimmt waren aufein Naheliegendes Fell so das die Graue es sehen konnte.

    * Wir stehen alle hinter, vor und neben ihm. Und wir haben eine möglichkeit gefunden dass wir die Hexe aufspüren könnten. Aber ohne unseren besten Fährtenleser geht das nicht.*

    Selphet schmiegte sich an sie und sah geduckt zu ihr auf. Er spürte diese Mischung aus Wut, Angst und Trauer nur zu gut und das schien ihn zu verwirren.

    *Egal was passiert ist.. ich... steh zu ihm. Wenn ich etwas tun kann oder lassen soll.. hilf mir.. und sag es mir. Ich fühl mich so fehl am Platz.. und hab Angst was falsch zu machen.. Hier tut ihm niemand was... er muss keine Angst vor uns haben....*


    Leise begann Kasee zu singen und strich beruhigend durch das erdige Haar ihres Sohnes während sie ihn leicht in den Armen wog. Hoffend er würde sie nicht davon stoßen. Sie war doch seine Mutter.. Sie hatte sich um ihn gekümmert als er Krank war.. war immer für ihn da gewesen und wäre es auch jetzt. Obwohl er ein Mann war... Er brauchte die Zuwendung und den Halt, davon war sie überzeugt.

  • Er hörte nicht auf zu zittern, er konnte nicht, und er versuchte es auch erst gar nicht dagegen anzukämpfen. Den Kämpfen brachte gar nichts.

    *Hey Flieger* spürte er Tameqa *Du brauchst keine Angst zu haben. Ich beschütze dich doch. Und die anderen Beschützen dich auch! Rhynn holt dir diese Hexe. Hat sie gesagt. Und sie sagte, dass sie etwas hat, dass dich vor ihrem Einfluss schützt. Sie werden dich nicht mehr einsperren!*

    Es dauerte eine ganze Weile, bis er begriff, was Tameqas Worte und das Bild von den zwei Amuletten, die auf einem Fell lagen, bedeuteten. Zaghaft hob er den Kopf. Tränen hatten lange Linien in sein dreckiges Gesicht gewaschen. *Wirklich?* fragte er unsicher nach. Aber bei dem Gedanken wurde sein zittern wieder etwas ruhiger und die wiegenden Bewegung seiner Mutter trat in den Vordergrund.

    *Ja. Karrun und Rhynn haben tagelang nicht geschlafen um eine Lösung zu finden. Und sie meint ihr könnt alle gemeinsam die Hexe jagen.*

    Wollte er das? Gerade verspürte er keinerlei Gefühl auf Rache. Er wollte einfach nur nicht mehr gefangen sein. Und keine Angst mehr haben müssen, dass er jemanden umbrachte, den er liebte. Und er wollte nicht mehr, dass man Dinge mit ihm tat, auf die er keinen Einfluss hatte. Und doch blieb immer noch das Gefühl, dass er sich all dem ergeben musste. Dann war es nicht so schlimm. Weil er dagegen nicht kämpfen konnte. Er verlor eh.

    *Und Rhynn sagt, dass sie nicht wusste, dass du auch einen Preis zahlen musst.* Fügte Tameqa an und sendete ihm das Bild voll Nebel und einer Luchsgestallt, die mit der Katze sprach. Die verlangte, dass sie seinen Sohn findet, dafür, dass er ihn heilte. Die ganzen Vorbereitungen auf die Heilung ließ sie besser weg. Zu groß war die Ähnlichkeit, mit dem, was Owatu ihr gezeigt hatte und was ihn so bedrückte.

    Owatu drehte den Kopf herum. Eben hatte er sie doch noch gesehen, oder? Doch außer Fell und Federn und den Armen seiner Mutter konnte er nicht viel erkennen.

    *Ist sie hier?* fragte er, irgendwie fehlte ihm noch immer die Kraft aufzustehen. Oder war es die Angst, sich dafür aus dieser Geborgenheit zu lösen? Tameqa und Kasee waren gerade seine Eierschale. So musste sein Achak diese Barriere nicht wieder um ihn errichten. Bis zu einem gewissen Grad schafften sie es, die Machtlosigkeit und Gezwungenheit, fern zu halten.

    *Komm her* bat Tameqa die Cath’shyrr. *ich glaube er würde dich gerne sehen.*

  • Tameqa schwieg eine Weile und Rhynn überlegte fieberhaft, was sie ihr denn noch sagen könnte, das ihm vielleicht sie Zuversicht wieder geben konnte. Dass Karrun sich ein Bein ausgerissen hatte und sich wie ein Löwe für sie alle eingesetzt hatte? Dass er Unschuldig war und der General das einsehen musste? Nein.. irgendwie würde ihm das alles ein Schlechtes Gewissen einreden oder schlimme Erinnerungen wecken.. Der General war schließlich schuld, dass es überhaupt so weit gekommen war. Rhynn lehnte sich gegen Selphets Schulter. Eigentlich war alles gesagt, vermutlich war das schon zu viel und es war fraglich ob Tameqa das überhaupt würde ansprechen können. Der Blick der Katze ruhte auf Kasees Schulter die über die Kisten hinaus ragte und leicht vor und zurück wippte. Unwohl zog sie sich das improvisierte Kleid zurecht und strich dem Braunen über die Nackenfedern. *Wir sollten ihnen ein bisschen Zeit geben.. meinst du nicht?* fragte sie schließlich ihren Freund, der diesmal resignierend nickte. Das war so ein inniger Moment und sie konnte hier offensichtlich wirklich nichts machen. *Wir könnten etwas zu essen auftreiben und nach Karrun sehen.* Auch diesmal nickte der Greifenkopf langsam.

    Rhynn löste sich von dem warmen Fell und wollte nach ihrem Beutel greifen, als sie schlagartig inne hielt. Hatte Tameqa gerade mit ihr geredet?

    *Mich?* fragte sie ungläubig. Er wollte sie sehen? Glaubte sie das oder hatte er es gesagt?

    *Ja, wen denn sonst?* antwortete die Graue und blickte durchdringend in ihre Richtung.

    So wie die Hoffnung in ihr aufkeimte, so wetterten ihre Befürchtungen gegen sie. Ihre Füße schienen wie blei und sie schien alles wie durch einen Tunnel wahrzunehmen, als sie langsam, den Gegenständen ausweichend auf die kleine Gruppe zu ging. Es rauschte in ihren Ohren und das Lampenfieber trocknete ihre Kehle aus. Was sollte sie ihm denn sagen? Was wenn sie was falsches machte? Unbewusst griff sie nach den Amuletten die sie abgelegt hatte und drehte sie zwischen den Fingern. Qatea hob den Kopf und blickte zu der Katze. War es anklagend? Oder wollte sie sie wieder aufhalten? Gute 5 Schritt von den anderen entfernt. Blieb Rhynn wie verwurzelt stehen, nur dass diesmal kein Zauber nötig war. Dann sah die Schamanin zu der Greifin. offensichtlich redeten sie gerade miteinander und schließlich lächelte die alte Frau und nickte.

    Nun waren die Füße schwer wie Blei, wollten sich kaum von ihrem Platz lösen lassen. Der ganze Platz um Owatu herum war besetzt, also kletterte sie lautlos über eine Kiste und kam schließlich neben Tameqas Hinterläufen zum stehen. Beugte sich leicht nach vorne und ging neben der Kiste in die Hocke, wollte sich aber nicht dazwischen drängen. Das wäre Falsch.. Kasee ihren Platz wegzunehmen.

    *Sag ihm ich bin hier..* sandte sie der Greifin, die sich sogleich leicht zur Seite beugte und einen Flügel einklappte. Diesmal konnte Rhynn ihn von nahem sehen und ihre Finger schlossen sich fest um die Anhänger. Die Angst in seinen Augen.. und wie es seinen ganzen Körper riss.. am liebsten hätte sie es Kasee gleich getan und ihn in den Arm genommen. Aber auch das wäre wohl falsch. Er akzeptierte das bei Tameqa und Kasee, aber bei ihr wäre es falsch.

    *Da ist sie...* meinte Tameqa sanft und blickte iritiert zu Rhynn als sie der Greifin die Ketten entgegenhielt, es wäre wohl besser wenn sie nicht direkt nach Owatu griff, oder ihm zu nahe kam.

    "Sie wurden geprüft und sie funktionieren. Jeder von uns trägt eines." erklärte die Katze und gab sich mühe möglichst selbstsicher zu sprechen denn irgendwie war sie schon stolz auf ihre Errungenschaft. " Sie hat so keinen Einfluss mehr auf dich." Ein zartes Lächeln zog ihre Mundwinkel nach oben, wollte ihn aufmuntern und fast krampfhaft verknotete sie die Finger ineinander um nicht doch die Hand nach ihm auszustrecken. " Wir müssen sie nur auf euch beide anpassen. Aber das hat Zeit.. solang du hier bist passen die Geister auf dich auf."

  • Noch immer fuhr Kasee ihrem Jungen durch die Haare und er war wieder ruhiger geworden. Das Gefühl, dass er weit weg musste ebbte ab. Tameqa hatte den Kopf gehoben und Blickte über seine Mutter hinweg. Wohl zu Rhynn? Oder zu Qatea? Owatu veruschte sich einfach nur auf seinen Atem z konzentrierten, die Nagst nicht wieder zunehmen zu lassen, weil er nicht wusste, was als nächstes passierte. Irgendwie traute er dem Frieden, den er gerade spürte nicht. Aber er konnte dem Gefühl nachspüren, wieder frei Atmen zu können, ohne bei jeder Bewegung Schmerzen zu haben. Sich darauf konzentrierend wusch es alles andere hinweg. Bis Tameqa ihn auf seine Flügelmann aufmerksam machte. Eilig blickte er hoch und drehte sich ein Stückchen um sie zu sehen.

    In einem Kleid, oder in diesem Fall einem Tuch, das weich um ihre Hüfte viel, hatte er sie noch nie gesehen. Das sah ihr auch so gar nicht ähnlich, doch es war eindeutig ihre Stimme, die sogleich seine Aufmerksamkeit auf die Amulette lenkte. Zuerst auf jene, die sie vor dem Schnabel der Greifin baumeln ließ, ihm hin hielt, aber doch irgendwie unerreichbar fern aus seiner Position und dann auf jenes, dass sie selbst um den Hals trug und das auf dem Tuch, vor ihrer Brust auflag.

    Damit sollte er wieder sicher sein über sein tun? Diese kleinen Wurzelstücke sollten ihn vor dem Einfluss der Hexe beschützen? Wo hatte sie die her? Und was machte sie so sicher, dass sie wirkten?

    Zaghaft streckte er einen Arm danach aus und zog ihn dann doch wieder eilig zurück. Allerdings nicht aus Furcht, sondern weil er sich nun vollends drehen wollte und aufsetzen.

    *Wo hast du die her?* fragte er, wollte es an Rhynn senden, wie zu Tameqa, weil ihm Gedanken viel einfacher kamen, als Worte über seine Lippen. Und gleichzeitig kam er näher um nach einem der Amulette zu greifen.

    Mit neugierigen Fingern strich er über das Wurzelstück und über die eingeritzte Rune, deren Bedeutung ihm nicht bekannt war. Konzentriert drehte er das Schutzamulett zwischen den Fingern und betrachtete es von allen Seiten. Es war ein längliches Stück Holz, bleich und mit einer Starken Maserung, ein langes Lederband war daran befestigt und somit offensichtlich, was damit zu tun war. *So?* fragte er dennoch, sich nicht darüber bewusst, dass seine Frage niemals auf diese Weise bei Rhynn ankommen würde und legte sich das Band um den Hals.

    Dann schüttelte er den Kopf. Müsste er nicht irgendwas fühlen? Es war doch nur ein Stück Wurzel, oder? Ws wenn er sich darauf jetzt verließ und es nicht wirkte? Verließ, nur weil er hoffte, dass es so einfach war? Was hatte ihm denn die Hoffnung auf Erklärungen und Lösungen in der letzten Zeit eingebracht? Owatus Blick war wieder gen Boden gewandert.

  • Zuerst hatte Rhynn gehofft, Tameqa würde das überreichen der Amulette übernehmen, doch die Graue sah nur wieder zu ihrem Reiter, der selbst die Hand nach den Ketten ausstreckte. Doch in dem Moment, als Rhynn ihren Mut zusammennahm um ihre Hand in Richtung Owatuu zu führen. Zuckte er mit der Hand zurück. Starr verharrte die Katze in der Position. Hatte sie etwas falsch gemacht? Sich vielleicht zu schnell bewegt? Doch ihr Flügelmann schien sich nur aufrichten zu wollen und Kasee zog den Arm zurück um ihren Sohn freizugeben.

    *Er will wissen wo du die her hast.* meinte Tameqa der dieses Verhalten offensichtlich Sorge bereitete.. Warum sagte er denn nichts? Konnte oder wollte er nichtmehr sprechen? Rhynn ließ langsam den Arm in seine Richtung sinken und gab ihm so die Möglichkeit nach der Wurzel zu greifen. " Von Asmira.." begann Rhynn zu erzählen und beobachtete den Tua`Tanai wie er sich den Schutzzauber umhängte. Erleichterung. Zumindest schien er soweit vertrauen zu haben, dass es nichts böses bewirken würde. Sie hatte auch nie geglaubt, dass er sie so nah an sich ranlassen würde. So verschreckt wie er wirkte. " Die Sippenführerin von meinem Bruder ist eine Runenmagierin. Sie hat die Amulette für uns angefertigt und Kerio, Karruns Vetter hat sie auf ihr Wirken geprüft." Doch sein Kopfschütteln ließ Rhynn verunsichert zu Tameqa sehen.

    *Glaubt er mir nicht?* fragte sie fast verzweifelt die Graue, nur um dann den Blick zurück zu Owatu wandern zu lassen.

    *Ich glaube dass er nicht weiss, was er glauben soll...er versteht nicht wie das wirken soll...*

    "Hilft es dir, wenn ich Tameqa die Bilder schicke?" fragte Rhynn leise und griff sich an den Lederbeutel.

    Noch ohne eine Antwort abzuwarten, sandte sie Tameqa eine Abfolge von Bildern und Gesprächen die sie zuerst alleine mit Asmira geführt hatte. Dann das Gespräch mit Karrun und seine Idee Kerio mit einzubeziehen. Kerios Ritual und schließlich wie sie jeden einzelnen der Schwadron eingewiesen hatte, das Amulett auf sich selbst zu binden. Sogar der Magiescheue Nim hatte das mit sich machen lassen.

    " Es funktioniert" versichterte sie erneut und drehte unsicher die Handfläche nach oben, allerdings ohne sie zu ihm auszustrecken. Wie gerne hätte sie seine Hand genommen um ihm das zu versichern und doch blieb sie in ihrer Position sitzen. "Es wird dich und deinen Geist von allem hexischem Einfluss abschirmen... Sie kann dich zu nichtsmehr zwingen was du nicht willst. Niemand wird das mehr, versprochen. Jeder der das Versucht bekommt es zuerst mit mir zu tun...."

    *Es ist nur ein Blutstropfen nötig um das Amulett mit ihm zu verbinden... Ich weiss nicht ob ihm das Angst macht... vielleicht bringst du ihm das schonender bei...* meinte Rhynn sorgenvoll an die Geflügelte gewandt und atmete tief ein bevor sie mit einfühlsamer aber unbestreitbarer Stimme nocheinmal an Owatu die Worte richtete.

    " Ich bin doch dein Flügelmann. Lass mich das alles wieder gut machen."

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