[Corandir] Die Greifenreiter von Corandir

  • Die kühle Luft von draußen hatte bei der kurzen Öffnung der Tür keine Chance auch nur einen Hauch ihrer Wirkung mit hinein zu tragen. Nein, es war nur das Anfachen des Sehnens nach Abkühlung. Quälerei, mehr nicht.

    Owatu war nicht wieder völlig zu seinem eigentlich platz zurückgekehrt. Der Tua’Tanai hing immer noch ein wenig Schräg gen Rhynn gelehnt und stütze sich auf einem Arm ab.

    Das die Katze sich unentwegt zwickte entging ihm nicht. Das war nicht gut. Sie sollte sich nicht selbst wehtun. Irgendwie ertrug er den verkrampften Ausdruck in ihrer Körperhaltung nicht. Und als sich erneut ihr Hand zu ihrem Arm bewegte schloss er die Seine darum, drückte sie feste an ihren Arm. Sie sollte das nicht tun. Und er hoffte, dass er sie verstand, als er mit einem Kopfschütteln versuchte ihr in die Augen zu Blicken. Sein Gesichtsausdruck war milde und besorgt, bis zu dem Augenblick, als er das Orange in ihren Augen ausmachen konnte.

    Gerade war er außer Stande irgendwie seine Gefühle, seine Stimmung, zu überspielen und so folgte der anfänglich verwundert gekräuselten Stirn schnell ein unbehagliches wegzucken.

    Irritiert starrte er Rhynn an. Was war mit ihr geschehen? Er kannte nur zu gut ihre Augen und sie waren niemals orange gewesen. Fragend und gelichzeitig mit einem Anflug von Furcht in den Augen, deutete er auf die Mandelförmigen Augen der Cath’Shyrr.

    Fast im gleichen Augenblick ging Jankris neben der Greifenreiterin in die Hocke und wollte ihr einen Becher mit wahrscheinlich Wasser anbieten.

    ‚Das musst du sie schon selber Fragen‘ kamen ihm die Worte der Schamanin in den Sinn. Hatte sie das gemeint? Dass sie sich verändert hatte? Warum hatte sie sich so verändert? Was war in der letzten Zeit passiert?

    „Was..?“ fragte er mit belegter Stimme und schwerer Zunge, auf Tanay. Mehr Worte wollen sich nicht formen lassen, denn zum einen fühlte es sich irgendwie komisch an. Nicht mehr so falsch, wie noch vor ein paar Tagen, aber merkwürdig Schwergängig, zum anderen aber, wirbelte Jankris Kopf gleich zu ihm herum und griente seinen Kameraden mit einem er-hat-gesprochen-Grinsen an.

  • Die Asche auf dem Holzscheit, tanzte flatternd auf der Glut und es wurde immer schwerer für Rhynn die Kontrolle zu behalten. Das Räucherwerk vernebelte immer mehr ihre Sinne und die Hitze tat das übrige dazu. Die Nuancen von schwarz über Rot zu fast weissem Glühen, ließ es so wirken als würden die Abbilder von Greifen durchs Feuer tanzen lassen, fast als wollte irgendetwas sie dazu bringen loszulassen und ihr zeigen, dass nicht alles daran schlecht war. Die Plötzliche Berührung ließ die Katze zusammenzucken und zuerst warf sie einen Blick auf die Hand die sich auf ihre gelegt hatte, und dann daran hoch. Es beschämte sie, dass er sie dabei erwischt hatte und doch wusste sie nicht wie sie sonst, dagegen steuern konnte.Alle waren der Meinung sie sollte das hier zulassen, doch sie wollte das nicht. Die Berührung war seltsam fremd und dennoch vertraut . Angenehm.... Langsam lockerte sie ihre Finger unter seiner Hand und für eine Sekunde blieb ihr Blick an seinen Lippen hängen. Und obwohl es vor ihren Augen bereits flackerte, versuchte sie sich an diesen Halt zu klammern und diese Bilder zu verdrängen die in ihr Aufloderten. Dieser Drang, war nicht nur von der Hexe ausgegangen und wie es in ihrem Magen gezogen hatte, als sie ihn geküsst hatte, war präsenter denn je. Doch das Hochgefühl, dass er ihr gerade aufmerksamkeit schenkte, setzte schlagartig aus, als er zusammenzuckte und sie erschrocken ansah. Was hatte sie nun wieder falsch gemacht? War es nicht das, was er wollte? Hatte sie wieder etwas falsch gedeutet? Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Entsetzen, Angst und Unsicherheit, nur wieso? Rhynn musste schlucken und betreten sah sie zur Seite. Es war falsch sich zu früh irgendwelche Hoffnungen zu machen. Vermutlich würde es nie wieder so sein wie zuvor.

    Der Finger mit dem er auf sie zeigte, fühlte sich anklagend an. Doch Rhynn saß ratlos auf ihrem Platz. Jankris war neben ihr, und stupste sie mit dem Becher an, doch Rhynn sah nur auf ihren Flügelmann, zuckte sogar abwehrend mit dem Handrücken gegen den Becher. Er hatte gesprochen...

    "Was meinst du mit `Was?"wollte sie wissen und antwortete reflexhaft in seiner Sprache und sah ihn fragend an, beugte sich sogar leicht in seine Richtung, denn seine unvollständige Frage frustrierte die Cath`Shyrr. Jankris lächeln erstarrte, er hatte Rhynn wohl auch noch nie Tanay sprechen hören und iritiert blickte er zwischen den beiden hin und her.

    "Ich kann nicht in deinen Kopf schauen." zuckte sie mit den Schultern. Wie konnte Owatu von ihr verlangen, dass sie wusste was er wollte? Das war schon schwer wenn er redete und noch schwerer wenn er nur auf sie deutete mit diesem Ausdruck in seinem Gesicht, der so schmerzte. Er hatte Angst.. vermutlich vor ihr. Genau das wollte sie in seinen Augen nicht lesen.

    Was nur machte ihm angst?

    Unsicher fuhren ihre Hände an die Oberarme, und strichen darüber. Wie sollte sie ihm das erklären? Sie verstand es ja selbst nicht genau..

    " Ich tu dir nichts." warf sie total überfordert ein, weil sie irgendwas sagen wollte aber nicht wusste was. " Soll ich wegrutschen?.. Mit jemandem Platz tauschen?" fragte sie unsicher und blickte zu Boden. Ein Teil in ihr wollte sich verteidigen, doch gerade fühlte sie nur wieder diese Trauer, dass er sie abwies. Vorsichtig drückte sie sich vom Boden ab und ging einige wackelige Schritte Rückwerts von dem Tua`Tanai weg die Hände beschwichtigend erhoben, als hätte sie es mit einem Scheuenden Pferd zu tun. Der Schwindel ließ sie sich schließlich an Paranoels Schulter einhalten, während sie versuchte ihre Füße zu sortieren.

    " Rhynn, bleib.. sitzen." versuchte der Elf ihre Hand einzufangen, doch die Greifenreiterin wollte weiter, war aber zu schwach um allzuweit zu kommen, wie in Zeitlupe ging sie zwischen dem Schwadronsheiler und Karrun zu Boden, den Blick noch immer auf Owatu gerichtet.

    " Ich mache ihm Angst... siehst du das nicht?" blaffte sie das Spitzohr beinahe an und versuchte sich seinem Griff zu entwinden.

  • Wie sollte er da ausdrücken, was er mit ‚Was‘ meinte? Waren es ihre Augen, oder sie im ganzen?

    Ein paarmal öffnete er den Mund und versuchte tief Luft zu holen, wenn er ihr doch einfach nur schicken konnte, was er sah, und was er dabei fühlte. Mit Tameqa war es so unendlich viel leichter. Da konnte er nichts Falsches sagen, weil sie alle Ebenen kannte.

    Nun wurde ihr verlangen, dass er ihr sagte, was er meinte, fordernder. Hätte er doch bloß nichts gesagt. Und der Gedanke machte seine Zunge noch schwerer. Ja blockierte ihn geradezu. Dass sie mit ihm gerade flüssig Tanay gesprochen hatte entging ihm dabei völlig.

    Er schloss die Augen, versuchte sich wieder zu sammeln und vielleicht doch noch ein Wort herauszubekommen. Doch da war nur dieser Druck und das Drängen. Er konnte sie doch nicht fragen ‚Was stimmt nicht mit dir?‘ Nein das fühlte sich als Frage vollkommen falsch an. Aber sie war irgendwie anders. Der Luchs beugte sich fauchend über sie und Owatu wandte den Blick ab.

    Nein sie sollte nicht wegrutschen. Doch sein Kopfschütteln kam zu spät. Viel zu spät. Rhynn hatte sich schon erhoben und ging auf wackligen Beinen fort. Lies ihn hier alleine zurück, mit dieser Frage und Unsicherheit brach über ihn herein. Warum ging sie? Warum wollte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben?

    Er wusste warum! Schließlich hatte er sie angegriffen.

    Starr Blickte er auf den Boden. Er hatte sie verloren. Natürlich war sie jetzt anders. Es würde nie wieder so sein, wie zuvor. Und das was er sah, war der Ausdruck dessen.

    Langsam kroch er wieder auf seinen eigentlichen Platz zurück und starrte vor sich auf den Erdboden, der nicht von Fellen bedeckt war.

    Jankris kam ihm hinterher und wollte dem Tua’Tanai den Becher reichen, doch Owatu ignorierte den Drachenmann. Schweißtropfen sammelten sich auf seiner Nasenspitze und perlten zu Boden. Möglicherweise mischte sich auch eine Träne darunter, aber das konnte niemand sehen.

    Und er kämpfte nicht gegen die Vision, die sich anbahnte an, denn sie war die Wahrheit.

    Mit erhobenem Säbel stellte er sich gegen Rhynn, ihr Gesichtsausdruck, eine Maske des Entsetzens. Wie konnte er nur?

    Der Säbel fuhr auf sie nieder. Immer und immer wieder.

    Und bei jedem Mal kauerte er sich ein kleines bisschen mehr zusammen.


    Noch ehe der Elf etwas sagen konnte, ließ sich Qatea vor der Cath’Shyrr in die Hocke sinken.

    „Du hast dich verändert und das versteht er nicht. Erklärs ihm. Er ist auf dich zugekommen. Das ist ein riesiger Schritt für ihn. Du bist die erste, auf die er von sich aus aktiv zugegangen ist. Und dann wird er festgestellt haben, dass dich das hier alles, auch verändert hat. Vermutlich am Meisten von allen.“

    Die Worte der Schamanin waren ruhig, denn sie hatte genau beobachtet und es hatte ihr vor dem Zeitpunkt gegraut, zu dem er Rhynns Veränderung bemerkte. Dafür war seine Reaktion aber sehr viel gefasster gewesen, als sie befürchtet hatte.

    Und ein zweites mal konnte sie nicht zulassen, das die Cath’Shyrr, weil sie zu sehr mit sich und ihrem Problemen beschäftigt war,. die zarten Andeutungen, die Owatu äußerte, dass er sie doch gerne bei sich hatte, übersah. Denn das war wahrscheinlich eines der Probleme der Frau.

    „Er wollte dich nicht wegschicken, im Gegenteil“ Beruhigend strich die Schamanin der Greifenreiterin ein paar Strähnen aus dem Gesicht und blickte sie an, als ihre Hände auf Rhynns Schultern zum Ruhe kamen.

  • Paranoel hatte gerade den Mund geöffnet, da tauchte plötzlich Qatea neben ihr auf. Eine Hand zunächst an ihren Arm gelegt stützte sie die Cath`Shyrr, die ihren Blick nicht von ihrem Flügelmann abwenden. Warum nur... Was hatte sie getan, dass ihm solche Angst machte? Hätte sie nicht zu ihm sehen dürfen, als er sie angesprochen hatte? Was hatte er erwartet? Doch als Qatea so eindringlich auf sie einredete, huschten ihre Augen zu der Schamanin. Sie hatte sich verändert? Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass Qatea ihm bereits erzählt hatte, was in der Zwischenzeit passiert war? Hatte er desswegen auf sie gedeutet? oder vielmehr auf ihre Augen? Hatte sie sich so sehr verändert? Warum hatte sie nicht einen Spiegel verlangt?

    " Aber..." begann sie stockend und klappte den Mund wieder zu, als die Worte der Frau in ihr Bewusstsein drangen. Sie war die Erste? Was war mit Kasee? Er musste doch wenigstens auf seine Mutter zugegangen sein, oder? Rhynn zog die Knie an ihre Brust und schneller ging ihr Atem. Was sollte das nun heissen? Warum schickte er sie dann immer weg? Es wirkte andauernd so, als wollte er sie nicht in seiner Nähe haben.. War es nicht schon immer so gewesen, dass ihm nur allzu schnell die Nähe zu viel wurde? Nun war es nichtmehr nur die Körperliche Nähe.. dass hatte sie zumindest gedacht... Bis jetzt. Die braunen Augen ruhten auf der Frau die ihr die Haare aus dem Gesicht wischten und ihre Worte versprachen zu viel. Das konnte unmöglich sein... eigentlich wollte sie den Kopf schütteln, doch das wagte sie nicht.. Man widersprach der Schamanin nicht. Sie sagte, er wollte sie nicht wegschicken und doch hatte er es getan. Oder lag der Fehler einfach nur bei ihr? Dass sie ihn falsch verstand? Ihm keine Zeit gegeben hatte?

    " Ich machs nur noch schlimmer, wenn ich jetzt zu ihm gehe...Er hat Angst vor mir." murmelte die Katze und schaffte es nichtmehr dem Blick der alten Frau standt zu halten.

    " Nein." antwortete die Tua`Tanai bestimmt und hob ihren Kopf wieder an. "Du machst es schlimmer, wenn du hier sitzen bleibst. Was verbundenes auseinanderreissen, hinterlässt Löcher, die man nie wieder kitten kann. Und die Achak`zee`Naneyqa ist dafür da, zwei Welten zu verbinden... Nicht nur die Welt der Achak mit unserer.. Es gilt für viele Welten. Und Jetzt komm.", fordernd beendete sie ihre Ansprache und zog an den Schultern der Greifenreiterin, die viel zu überrumpelt, kaum Gegenwehr leistete.

    Rhynn wäre ohne die feste Führung der Frau vermutlich nach zwei Schritten auf Paranoel gefallen, doch viel zu schnell fand sie sich vor Owatu wieder. Sie hatte noch garnicht überlegen können, was sie zu ihm sagen sollte. Ihr Herz schlug schnell ein stumpfes Ziehen in ihrem Magen, brachte übelkeit. Er wollte das doch alles garnicht, kamen ihr da die Zweifel, als sie auf den zusammengekauerten Mann blickte.

    "Owatu." verlangte die Schamanin sanft seine Aufmerksamkeit und scheuchte den Drachenmann mit wedelndem Federfächer zur Seite. und ließ sich schräg zu dem Mauersegler nieder.

    "Rhynn würde dir gerne erklären, warum sie sich so verändert hat...." meinte sie Sanft und blickte zur Katze hinauf, die wie versteinert vor dem Feuer stand. Wie nervös und ängstlich sie war, konnte mann an ihrer leicht gekrümmten Haltung sehen und daran, wie sich ihr Schweif eng an ihre Beine schmiegte, statt sie sonst üblich mit fast neckischer Schwanzspitze hin und herzu tanzen.

    "Aber sie befürchtet, dass du Angst vor ihr hast. Sie will nichts falsch machen. Desswegen weicht sie dir aus." brachte sie das Problem der Katze auf den Punkt, fast so als könnte sie in ihren Kopf blicken. "Ich hole sie jetzt her, gib ihr die Möglichkeit es zu erklären und verurteile sie nicht, dafür was sie getan hat." auch dies war eine Feststellung, eine die Rhynn so garkeinen Mut machte. War es verwerflich gewesen? War es etwas schlechtes, einen Handel mit Lonahe einzugehen, damit er gerettet werden konnte? Sie wollte das irgendwie nicht glauben... Nein sie meinte es auch jetzt noch ernst, dass sie alles für ihn tun würde. Und wenn das der Preis war, dass er sie nun mied, sollte es so recht sein. Es war ihr lieber er lebte und schob sie von sich fort, als dass er noch immer in diesem Zustand, leiden musste. Eingesperrt in seinem eigenen Körper, der ihn so quälte.

  • Überall war Blut. Rhynns Blut! Es sickerte langsam in den Boden vor ihm. Das Gefühl, dass er sie verloren hatte war überwältigend und bestimmte alles. Es gab nichts anderes mehr, bis er eine Berührung an seiner Schulter bemerkte. Doch wer auch immer das war, es waren mit Sicherheit nicht die Hände seiner Flügelmann, denn die war weg.

    Sicherlich wären seine Gedankengänge nicht so drastisch und niederschmetternd, ohne den Duft der Rauschkräuter in der Nase. Doch ohne diese Kräuter hätte er wohl den letzten Schritt auch nie gewagt. Dinge, die ihm nicht bewusst waren und die dennoch sein Handeln beeinflussten.

    Bestimmt wollte er die Hand von seiner Schulter wischen, als er die Stimme Qateas erkannte.

    Ihr war er tatsächlich gewillt zuzuhören. Es war in den letzten Tagen so oft ihre Stimme gewesen, die ich angeleitet hatte und die ihn wieder aus dem tiefen Loch, in das er gefallen hatte sanft nach oben gebracht hatte. Es brauchte noch ein Moment, bis der Mauersegler aufblickte. Doch dass sie wieder hier bei ihm war, das wollte er selber sehen.

    Und die Erklärung der Schamanin ließ ihn wirklich den Blick auf Rhynn werfen. Sie war nicht gegangen, weil er sie angegriffen hatte und sie nun nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte?

    Er nickte und strich sich schweiß und Tränen aus dem Gesicht. Rhynn wirkte wirklich angespannt und unsicher und wenn Qatea nicht gesagt hätte, dass diese starke Frau Angst davor hatte was falsch zu machen, dann hätte er ihre Körperhaltung vermutlich so gedeutet, dass sie Angst vor ihm hatte.

    Ihm auswich, weil er sie hatte töten wollen.

    Ein wenig schwindelte es ihm, als er zu Rhynn hochblickte. Oder war es einfach nur das flaue Gefühl in seinem Magen, gegen dass er ankämpfen musste. Noch immer sah er sich mit hoch erhobenem Säbel, noch immer floss ein kleines Rinnsal Blut neben ihm in den Boden, Geisterhaft und unheilsam. Aber Rhynn stand lebendig vor ihm. Vielleicht war es auch dass, was ihn schwindlig machte.

    Owatu legte behutsam die Hände auf die Knie, aber ganz konnte er damit die Anspannung nicht vertreiben. Er wollte nur nicht wieder ein Gefühl vermitteln, dass sie veranlasste zu gehen. Was meinte Achak`zee`Naneyqa damit, dass er sie nicht verurteilen sollte für das, was sie getan hatte? Was hatte sie getan? Schlimmer als das, was er tun musste, konnte es doch nicht sein.

  • Die Zeit schien still zu stehen. Das Feuer brannte in ihrem Rücken, sie stand viel zu nah an dem Holzhaufen doch näher herangehen traute sie sich nicht. Am liebsten wär sie gegangen, raus aus dem Zelt und weg von hier und im Wald verschwinden mit Selphet, der sie verstand. Doch dann nickte er. Diesmal deutlicher und verständlicher als noch zuvor und dann hob er den Kopf. Sein Blick schien den ihren anzuziehen und obwohl ihr Stolz gegen diese Gefühlsoffenbarung der Schamanin rebellierte konnte sie sich nicht bewegen. Schließlich streckte Qatea die Hand in ihre Richtung aus und löste die unsichtbaren Fesseln. Zögerlich streckte die Greifenreiterin ihren Arm aus und legte die zitternden Hände auf die Handfläche der Tua‘Tanai. Ein sanfter aber nachdrücklicher Zug brachte Rhynn weg von dem Feuer als sie ihr bedeutete sich Owatu gegenüber hinzusetzen.

    Sie war vom Feuer abgerückt doch die Hitze blieb. Die alte Frau erwartete von ihr dass sie etwas erzählte, doch was wenn sie etwas falsches sagte? Interessierte ihn das überhaupt?

    Ihr Mund war trocken und jetzt wünschte sie sich, Jankris nicht abgewiesen zu haben. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen und unsicher strichen ihre Fingerspitzen über ihre Handfläche, als sie nach Den passenden Worten suchte. Sie hatte sich verändert, ja aber warum genau? Wo sollte sie anfangen? Wie hatte Qatea es ihr erklärt?

    „ Ich.... Der Grund warum meine Augen..“ begann sie leise und mit fast heiserer Stimme in Belerianai doch ihre Gedanken waren so zäh, dass sie sich erneut räusperte, die Allgemeinsprache war plötzlich so schwierig und voller Tücken...

    „ Qatea hat die Geister gebeten dich zu heilen.“, brachte sie nun heraus, Lohane unterstützte sie dabei die Richtigen Worte zu finden, denn plötzlich war alles soviel klarer in der Sprache der Tua‘Tanai auch wenn ihr noch nicht klar geworden war, dass sie diese Worte benutzte

    „Es war jemand nötig, der mit den Geistern für dich spricht, als du es nicht hrm... konntest.“

    Nervös kratzte sie sich an der Schläfe. Warum hatte Qatea das so komisch zu ihm gesagt? Dass er sie nicht verurteilen sollte? Rhynn öffnete wieder den Mund doch diesmal kam kein Wort heraus. Was war denn so schlimm daran? Du hast dich voll auf jedes Risiko eingelassen!

    „ Ich habe Rhynn zu deiner Zuru-„ begann die Schamanin als sie sah wie die Katze sich mit den Worten quälte, doch die Greifenreiterin legte der Frau eine Hand auf den Arm. Sie konnte das alleine.. wenn es wirklich so schlimm war, sollte sie es von ihm selbst hören. Und sie bereute es nicht.

    „ Qatea hat mich zu deiner Zuru‘zakaate erklärt.“ meinte sie nun mit fester Stimme und legte die unruhigen Hände auf ihren Oberschenkeln ab.

    „ Ich habe mit dem Luchsachak geredet der dich geheilt hat und...“ die Katzenfrau stoppte.

    Wie sollte sie das folgende sagen, ohne dass es anklagend klang? Er würde sich schuldig fühlen...

    Doch diesmal schaltete sich die Schamanin ein, es wäre weniger Schmerzhaft und würde zu noch weniger Missverständnissen führen und sie merkte wie Rhynn versuchen würde die Wahrheit zu verschleiern.

    „Sie hat für dich einen Handel mit den Geistern abgeschlossen, Owatu. Die Heilung deines Körpers, gegen eine Bedingung, die sie erfüllen muss. Nur diese Veränderungen... Augenfarbe, Diese Ohren und dass sie Tanay spricht, kommen von Lonahe, dem Luchsachak und sie sind so auffällig weil sie kein Tua‘Tanay ist. Desswegen scheint sie dir so anders.“ schloss nun die kleine Frau, die die Hand der Cath’Shyrr zu tätscheln begonnen hatte. Rhynn hielt dabei seinem Blick stand. Sie wollte nicht verunsichert wirken oder so als ob sie bereute, dass für ihn getan zu haben. Denn das tat sie nicht.

  • Erwartungsvoll schaute er auf Rhynn. Sie wollte eigentlich nicht, doch Qatea trieb sie dazu an. Sonst war es Karrun, der sie beide dazu zwang miteinander zu reden, doch dieses Mal saß der Mensch so wie die anderen da und starrte gebannt auf die beiden Kameraden. Das ihn nun alle anblickten bereitete dem Tua‘Tanai Unbehagen, doch dann ließ sich die Cath’Shyrr vor ihm nieder und alles um sie herum trat in den Hintergrund und verlor an Bedeutung.

    Irgendwie war es schon Rhynn, die da vor ihm saß, doch nicht so ganz, oder? Drückendes schweigen legte sich in dem Zelt nieder, als die Frau nach Worten suchte. Ja alles war viel einfacher, wenn man so wie mit den Greifen sprach, nicht wahr? Fragte er sie im Geiste und versuchte das befremdliche Gefühl, was von ihr ausging zu ignorieren. Doch es resultierte nur darin, dass er unruhig mit den Händen über die verschwitzen Beine rieb.

    Doch schließlich begann sie zu sprechen, wenn auch holprig, bis sie in flüssiges Tanay wechselte.

    Doch die Worte waren schwerwiegend, so dass ihm diese Tatsache gar nicht wirklich bewusst wurde.

    War es so schlimm gewesen? Hatte Seran nichts mehr machen können? Hatten sie ihn deshalb hier her gebracht? Wirbelten die Gedanken durch seinen Kopf, als Rhynn sagte, dass jemand für ihn sprechen musste, weil er es nicht mehr konnte.

    Sie hatte für ihn mit den Geistern gesprochen? Aus zu vielen Erzählungen kannte er, wie fordernd die Geister sein konnten. Denn die, die hier blieben und keinen neuen Schützling fanden, die waren ruhelos und noch nicht bereit gänzlich von ihrem alten Leben loszulassen.

    Owatus Augen huschten kurz zu der Schamanin. Sie hatte das zugelassen. Und ja, sie erklärte nun auch, dass, was Rhynns Andeutungen ihn schon befürchten ließen.

    Und nun wurde ihm das Ausmaß erst richtig bewusst Qatea hätte das niemals zugelassen, wenn sie einen anderen Weg gewusst hätte ihn zu heilen. Und wenn es keinen anderen Weg gegeben hatte, dann wäre er vermutlich jetzt tot, ohne Rhynn.

    Fassungslos starrte er die Katze an, leicht schüttelte er mit dem Kopf, weil ihn diese Erkenntnis so überwältigte.

    Für ihn hatte sie dieser Bedingung zugestimmt. Das hätte sie nicht auf sich nehmen dürfen. Er fühlte sich schuldig, dass sie das für ihn auf sich genommen hatte. Aber gleichzeitig auch Dankbar.

    Aus dem Kopfschütteln wurde ein Nicken und Owatu strich sich mit den Fingern über die Augen.

    Er hätte eigentlich diese Bedingung erfüllen müssen sollen. Nicht sie. Warum musste sie jetzt für etwas bezahlen, damit es ihm besser ging?

    In diesem Moment wünschte er sich die Schmerzen wieder zurück, damit sie von ihrem Versprechen entbunden war.

    Qatea hatte unbemerkt eine Handvoll Kräuter über der Glut verteilt und wedelte nun den nur allzu bekannten Geruch der Geisterkräuter zu ihm herüber.

    „Sag ihr, was du fühlst.“ Forderte die Schamanin Owatu mit leiser Stimme auf.

    Und wo sich eben noch sein Mund vollkommen trocken und seine Zunge viel zu schwer angefühlt hatte um auch nur ein Wort hervorzubringen, da fiel es ihm mit einem Mal leicht zu sprechen: „Ich will nicht, dass du für mich einen Preis zahlen musst. War es so schlimm, dass es keinen anderen Weg gab?“

    „Ja.“ Betsätigte Qatea kurz, womit eindeutig klar war, dass er im Begriff gewesen war zu sterben.

    Owatu griff nach den Händen der Cath’shyrr und noch bevor sie sich wirklich wehren konnte zog er sie ganz an sich heran und schloss beide Arme um ihren zierlichen Körper: „Das kannst du doch nicht für mich tun.“

    Tränen liefen ihm über die Wangen, als er seine Umarmung festigte und ihren Überhitzen und von Schweiß nassen Körper an seinem Körper spürte.

    „Was war seine Bedingung? Ich mach das für dich!“

  • Wie würde er nun reagieren? Er sah sie an und doch konnte sie seinen Blick kaum deuten. Sein fassungsloser Gesichtsausdruck ließ sie das schlimmste befürchten. Konnte das wirklich so schlimm sein? Was war denn so verwerflich daran? Er schüttelte den Kopf und Rhynn machte sich Innerlich darauf gefasst, dass die Bombe gleich hochgehen würde. Die Schamanin hatte sie losgelassen. Ja vielleicht war es besser, wenn sie nicht dabei war. Dann nickte er und es wirkte fast als wollte er Kraft sammeln und doch sprach er nicht. Wieder kam ihr der Gedanke einfach zu gehen, es ihm leichter zu machen. Sie hatte sich erdreistet in seinem Namen zu den Geistern zu sprechen und dass missfiel ihm vermutlich. Wenn sie jetzt gehen würde, musste er sich nicht dazu durchringen sie abzuweisen. Ein Zuru`zakaate wurde nur jemand der der Person sehr nahe Stand. Vetrauen und Verantwortung.... Was wenn sie das in seinen Augen nicht war? Doch Kasee versuchte dem Tua`Tanai zu helfen, indem sie ihn aufforderte seine Gefühle auszusprechen. Das würde er nicht... Das tat er nie... Doch mit dem Rauch legte sich eine Leichtigkeit über ihren Geist. Es war ihr sogar egal, dass ihr Flügelmann sie vermutlich gleich vor all ihren Kameraden von sich stieß. Dann musste sie wenigstens nichts erklären. Doch dann sprach er.. Mehr als nur ein Wort. Vollkommen überrumpelt konnte sie ihm einfach nur zuhören, und die Bilder die vor ihrem Auge aufblitzten bestärkten nur das `Ja` der Schamanin. Er fühlte sich schuldig... oder wollte er nicht, dass sie das für ihn getan hatte? Er war schon beinahe Tod, es hatte nicht viel gefehlt. Bleich mit blau angelaufenen Lippen und soviel Blut, dass sie glaubte es immernoch klebrig auf ihren Händen zu fühlen. Kurz hob sie sie an uns sah darauf, sie waren dunkel verklebt von geronnenem Blut. Seinem Blut. Ein Haufen schwarzer Federn lag zwischen ihnen.

    Schlagartig löste sich die Wahnvorstellung auf, als sich seine Hände fest um ihre Schlossen. Da war kein Blut mehr, keine Federn... und Ruckartig wurde sie nach vorne gezogen. Zuerst versteifte sich ihr ganzer Körper, denn damit hätte sie als letztes Gerechnet. Er war nah, viel zu nah. Ihr Puls schnellte in die Höhe und pochte in ihren Ohren. Das überschritt Grenzen.. es war verboten. Sie durfte ihm nicht so nah sein und die Männer sahen sie alle. Aber gleichzeitig brachte es diese schiere Erleichterung. Diese Umarmung war soviel mehr als nur ein Danke und es wischte die Bedenken der letzten Tage hinfort. Die Kräuter vertrieben die Befürchtungen und diese Blockade und brachten die Katze dazu dass sie es zulassen konnte. Langsam legte sie ihre Hände auf seinen Rücken und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Die Hitze war nun nebensächlich und sie genoß zum ersten Mal die Nähe, die er zuließ ja sogar von sich aus veranlasst hatte.

    Ganz leise begann sie zu schnurren und ihre Arme verstärkten wie seine den Druck um seinen Körper.

    "Wenn nicht für dich..." begann sie neben seinem Hals und ließ die Aussage offen. Nur keinen Streit riskieren, jetzt wo sie sich so wohl fühlte. Er stieß sie nicht weg..

    Rhynn lächelte und rieb leicht ihre Stirn gegen seine Haut. Das Angebot war unnötig.. Sie würde auch die Bedingung von tausenden Achak erfüllen.. für ihn. Ihre Hände strichen über seinen Rücken und krallten sich schließlich an seinen Schulterblättern fest.

    "Er will nocheinmal mit seinem Sohn sprechen..." begann sie und legte ihren Kopf ab. Eine kurze Pause folgte, als müsste sie überlegen, doch eigentlich fürchtete sie den Moment indem er sie wieder aus der Umarmung entlassen wollte. "Nur ich kann das tun." erklärte sie und hoffte er verstand, dass der Achak mit ihr verbunden war und er ihr das nicht abnehmen konnte. "Hör auf dir die Schuld zu geben. Es war meine Entscheidung. Würd`s jederzeit wieder tun." Das Schnurren schwoll weiter an und erneut drückte sie ihn fest.

  • Sie so nah bei sich, gab ihm Sicherheit und als Rhynn ihre Hände ebenfalls um ihn schloss, wollt er sie gar nichtmehr loslassen. Ihre Brust vibrierte gegen seine, als die Cath’Shyrr anfing zu schnurren. Ohne sie wäre er jetzt tot und würde vermutlich als Ruheloser Achak umherirren, weil so viel zwischen ihnen war, was er ihr nie gezeigt hatte. So viele Missverständnisse.

    Die Kräuter vertrieben die Angst davor, dass er mehr als nur Kameradschaft für sie empfinden konnte, wenn er sie zu nah an sich heran ließ. Ja sowas war gerade völlig egal. Auch, dass der gesamte Schwadron sie hier so sehen konnte. Egal und unwichtig und vollkommen außerhalb seines momentanen Denkens.

    Deutlich konnte er ihren schnellen Herzschlag an seiner Brust spüren, oder war es sein eigener? Denn auch sein Puls raste, als sie ihm klar machte, dass sie das jederzeit für ihn wieder tun würde. Er wusste, dass er wohl ewig in ihrer Schuld stehen würde, auch wenn sie jetzt schon begann, dass abzustreiten. Er musste ihr dabei helfen, wenn er es schon nicht übernehmen konnte. So musste er doch auf jeden Fall dabei helfen den Sohn zu finden.

    Immer noch hielt er sie in seinen Armen und Qatea trieb die heiße Luft, die sich über ihnen im Zelt gesammelt hatte zu ihnen hinunter. Wie eine trockene Feuersbrunst brannte die Hitze auf sie beide nieder und gab dem Tua’Tanai für einen Augenblick das Gefühl, mit Rhynn zu verschmelzen und ein einziger Körper zu sein, der der Hitze wiederstehen musste.

    Seine Haut glühte, doch loslassen wollte er nicht, das ging irgendwie nicht.

    „Das ist das zweite Mal, dass du mich rettest.“ Stellte er fest und ihm war dabei einerlei, ob sies wusste, oder nicht, dass er der Mauersegler gewesen war, den sie vor Rangolf in Sicherheit gebracht hatte.

    Die Kräuter und die Hitze ließen alles um ihn herum drehen und wenn er jetzt seinen Halt losließ würde er unweigerlich umfallen, fortgerissen, oder von der Glut verschlungen werden.

  • Sollte es sie nicht eigentlich stören? Schließlich waren sie beide nackt und sich viel zu nahe. Doch dieses Gefühl von ihm abzurücken gab es garnicht. Diese Distanz die sie über die Jahre aufrechtgehalten hatten, empfand sie gerade als so unnötig und wie wichtig dieses Verhalten war für das Leben in der Garde war nur gerade so weit weg. Rhynn fühlte seinen Herzschlag und dann fegte die Hitze über sie hinweg. Die Schamanin setzte das Ritual fort offensichtlch in Hochstimmung, dass es einmal irgendwo in der nähe laut schwappte, als sie den Rest aus dem Wassereimer über Karrun ausleerte. Qatea hatte gemerkt wie sein Fuchs unruhig um die beiden herumgeschlichen war und sie befürchtete der schwadronsführer könnte auf die idee kommen die beiden zu unterbrechen, gerade wo sie es geschafft hatte, dass Owatu und rhynn sich aussprachen. Auch wenn sein unruhiger blick nur daher rührte, dass er sich Sorgen machte.

    Leise klapperten ihre Perlen als sie um das Feuer herumtanzte, doch für Rhynn gab es nur ihren Flügelmann, alles andere blendete sie aus, obwohl die heisse Luft auf ihrem Rücken brannte, drang sie nicht zwischen sie. Nichts konnte gerade die Verbindung lösen und nun strichen ihre Finger über seine nasse Haut. Es war so beruhigend in seinen Armen und das Gesicht versteckt in seinem dunklen Haar. Nichts und Niemand konnte ihr gerade etwas anhaben, sogar der Luchsachak war gerade kaum mehr fühlbar.

    „ Wenn wir jetzt schon eine Strichliste führen, musst du richtig zählen...“ lachte sie leise und schüttelte den Kopf. „ Rhynn 1 , Owatu 3.

    Dass ich dich vor den Bienen auf dem Greifenbaum gewarnt habe zählt nicht.“ leicht tippte sie mit dem einen Finger auf seine Rückenmuskeln um ihre Worte zu unterstreichen. „ Du hast mich vor vielmehr bewahrt. Das kann man garnicht aufwiegen.“ versuchte sie zu erklären und drehte leicht den Kopf, als wollte sie zu ihm aufsehen, bemerkte dann aber, dass sie die Umarmung lockern würde müssen und beließ es dabei. Sie schloss die Augen, das flimmern wollte einsetzen... doch sollte sie jetzt wirklich noch dagegen ankämpfen? Wenn sie hier nichts sicher war, wo dann ? Vielleicht sollte sie ganz locker lassen und den visionen eine chance geben?

  • Owatu schloss die Augen und wusste nichtmehr, wie die Zeit verging, ob sie überhaupt verging. Was war eigentlich Zeit? Es gab nur noch ihren Herzschlag an seiner Brust, das leichte Vibrieren ihres Schnurrens und die Hitze. Langsam sackte er ein wenig mehr in sich zusammen. Aber loslassen wollte er nicht.

    „Ich habe richtig gezählt.“ Wiedersprach er ihr leise und wusste nicht so recht, wo er seiner Flügelmann denn auf ähnliche Weise das Leben gerettet hatte? Ihm fiel nichts ein. Sachte schüttelte er den Kopf. Aber mit ihr jetzt darüber streiten, dass wollte er auch nicht.

    Bunte Punkte tanzten vor seinen Augen und immer mehr kippte er zur Seite. Riss Rhynn unweigerlich, wenn sie sich nicht aus seiner Umarmung löste, mit sich auf die Felle und den weichen dunklen Erdboden.

    Es war nicht nur Schwindel, der ihn ergriffen hatte, sondern eine seltsame Stimmung, die über den Tua’Tanai gekommen war.


    „Du bleibst zuhause, du kannst doch nicht mitten in der Nacht…“ warf ihm sein Vater entgegen.

    „Doch!“ unterbrach er ihn und gleichzeitig keimte Wut in ihm hoch.

    „Du machst das alles, wegen eines Mädchens, stimmts?“

    „Und wenn es so wäre?“ jetzt wandelte sich die Wut in Trotz. Sein Vater hatte ihm Garnichts zu sagen. Hatte er ihn jemals mit auf die Jagd genommen? Nein! Immer war er alleine losgezogen, hatte ihn noch nicht mal gefragt, ob er nicht mitkommen will. Wie sehr hatte er sich das gewünscht. Und nun, wo er sich einen anderen Jagdgefährten gesucht hatte, da ließ er ihn auch nicht gehen. Aber er war nun mal eine Eule und sie ein Flughund. Sicherich passte das nicht perfekt zusammen und sicherlich lag ihr die Nacht noch viel mehr im Blut, als ihm. Aber er würde sich jetzt nicht von den Reden seines Vaters aufhalten lassen.

    Energisch griff er nach der Speerschleuder und drehte dem Vater den Rücken zu. Er war alt genug, wirklich aufhalten konnte er ihn nicht. Und er würde es ihm schon zeigen. Auch er hatte das Zeug zu einem Jäger. Warum nur konnte sein Vater seine Natur nicht anerkennen?

  • Langsam öffnete sie die Augen ohne wirklich zu sehen. Fieberhaft überlegte sie, durch das Flimmern hindurch, was er damit meinte `Ich habe richtig gezählt` Neindas hatte er nicht. Es gab keine Situation, in der sie ihn hatte retten können. Doch die Konzentration wurde von den Kräutern hinweggeschwemmt. Es fühlte sich sogar an, als schwankte der Boden.. Nein.. Owatu schwankte, oder war sie es? Nur kurz wollte sie dagegen Arbeiten und ihn in dieser Position halten, ehe sie von seinem Gewicht mit hinunter gezogen wurde. Sie hatte einfach nicht die Balance mit den Beinen aufbringen können, nachdem sie so seltsam umschlungen voreinander gesessen hatten, um ihn am Fallen zu hindern. Doch der Aufprall war weich und dieser Sog zog sie weiter hinfort. Das war auch gut. Vielleicht sogar besser, weil sie nicht verkrampft das Gleichgewicht halten musste und der Schwindel nun toben konnte wie er wollte. Sein Herzschlag begleitete sie schließlich in die Vision hinein und die Sicherheit seiner Umarmung, machte das alles so viel einfacher. Da war kein Blut... Kein sterbender Mauersegler, und die Sorge war eine andere.


    " Koto`hu!" fauchte der Luchs schon fast durch das Leder nach draußen, ehe er es energisch zur Seite stieß um seinemSohn zu folgen. " Das ist leichtsinnig ! Dumm! Komm wieder zurück !" rief der besorgte Mann in die Dämmerung hinaus und griff nach der dicken Fellkleidung seines Sohnes und knüllte sie zornig zusammen. Wieder hatte er es getan.. war dahin gegangen wohin er ihm nicht folgen konnte. Verstand er nicht, wie gefährlich das für ihn war? Er war kein guter Flieger, fast blind und die Jagd war einfach zu gefährlich für ihn... und er hatte bisher nicht herausfinden konnen, wo die Schneeeule hinflog. Nur kurz strichen seine gezeichneten Hände über das bestickte Leder und ließ es auf die Kiste im Inneren der Behausung fallen.

    " Warum musste es dieser Achak sein?" murmelte er laut und fast schien es, als verschmolzen die Stimmen von Lonahe und Owatus Vater in dieser Aussage. Was sollte er nur mit ihm machen? Er konnte mit ihm nicht jagen, es war einfach zu gefährlich und alleine gehen lassen konnte er ihn auch nicht.

    " Und wenn du ihn doch einmal mit auf die Jagd nimmst?" kam zögerlich die Stimme von dem Felllager die neben sich auf den Platz klopfte.

    "Er will sich beweisen.. und dass kann er nur so."



    Schnell flog die Schneeeule über den Baumwipfeln hinweg, zwischen den Baumstämmen war es zu gefährlich füreinen Flieger der die Entfernungen nicht abschätzen konnte und doch, konnte ihn niemand von seinem vorhaben abhalten, doch dies waren Erinnerungen die Wirr die Erlebnisse von drei Individuen vereinten. So wandelte sich die Abenddämmerung zur Morgendämmerung. und ein dürrer Schatten schlich unter der Eule durch die Nacht.

    " Hilfst du mir oder nicht?Wenn du auf ihrer Seite bist, kannst du gleich wieder gehen." keifte Rhynn ihren Bruder an und lehnte sich gegen eine Fellwand Trerazin, hatte ihr zwar geholfen, aus dem Fenster zu klettern, doch ganz wohl war ihm bei dem ausdrücklichen Verbot nicht.

    " Mutter hat doch gesagt du sollst das nicht machen.. Sie sagt das ist zu gefährlich für dich..." sichtlich unwohl fühlte sich der Cath`Shyrr und folgte doch seiner Schwester ins Stadtzentrum. Bald ging die Sonne auf und die Einschreibung war heute. " Das ist mir egal. Ich werde Einhornreiterin.. und sobald mein Name da drauf steht, kann sie einen Handstand machen und ändert es nichtmehr."

  • Wütend stapfte Kotu’hu hinaus. Der einzige Gedanke der Schneeeule war, dass er es seinem Vater schon beweisen würde. Er konnte ihn nicht immer behüten. Er war genauso ein Jäger, wie der Luchs und es gierte ihm danach seinem Instinkt zu folgen. Er würde sich nicht schon wieder aufhalten und Tarunee hatte ihm Mut gemacht, dass viel mehr konnte, als sein Vater ihm zutraute. Wenn man eine Körperliche schwäche hatte, musste man sie halt irgendwie ausgleichen. Sie glaubte an ihn und dass er es auch halb blind schaffen kann, ein erfolgreicher Jäger zu sein.

    Frustriert ließ er die Speerschleuder fallen und breitete die schwingen aus, als er sich in sein Achak verwandelte um dem Gezeter seines Vaters zu entkommen. Er würde es ihm schon zeigen!


    „Was tust du hier?“ energisch wurde Owatu von seinem Vater aus der Tür gezogen und fast schon hart gegen die Wand des Gebäudes gedrückt.

    „Ich hab mich eingeschrieben!“ antwortete der Sohn und versuchte seine Überraschung und auch ein wenig die Furcht vor dem Vater mit einem trotzigen Blick zu überspielen.

    „Ich habe es dir Verboten! Das ist nichts für dich!“ presste San`tuu zwischen den Zähnen hervor, weil er nicht zu laut werden wollte.

    „Du hast ja keine Ahnung! Ich schaffe das schon!“ entgegnete Owatu ihm und versuchte sich aus dem festen Griff zu befreien. Doch die Hände des Greifvogels schlossen sich noch fester um seine Oberarme und der Schmerz, den sein Vater damit verursachte brachte den Mauersegler nur dazu ihm böse funkelnd in die Augen zu Blicken. Er wehrte sich nicht dagegen, aber er gab auch nicht in seiner Meinung nach.

    „Du gehst jetzt da rein und lässt dich wieder streichen.“

    „Nein, das werde ich nicht!“

    San’tuu zerrte ihn von der Wand weg und wollte ihn Richtung Tür wenden.

    „Wie sieht das denn aus? Wenn du deinen eigenen Sohn vor allen zwingst, sich wieder auszuschreiben?“

    Der Griff lockerte sich, damit hatte er einen Nerv bei seinem Vater getroffen.

    „Das wird ein Nachspiel haben!“ drohte er ihm, wandte sich dann aber ab und wieder brach, die Enttäuschung, die sein Vater immer für ihn empfand über ihn herein


    „Sie macht sich doch nur Sorgen um dich.“ Versuchte der Katzenmann noch einmal seiner Schwester klar zu machen, dass Mutter, dass nicht aus Böswilligkeit machte. Denn gerade bestand die berechtigte Befürchtung, dass Rhynn das alles nur tat um ihr etwas auszuwischen. Zudem ihre Mutter ihm ebenso wenig zugehört hatte, als er versucht hatte, ihr klar zu machen, dass Rhynn dieses hier nun mal, umso mehr wollte, je mehr sie nein sagte. Dabei war gerade die Einhorneinheit wohl die ungefährlichste der Stadtgarde. Zum Glück war sie eine Frau und konnte sich deshalb nicht in den Kopf setzen zu den Greifenreitern zu gehen. Was sie vermutlich unweigerlich getan hätte, so wie sie gerade drauf war. Kopflos, Unüberlegt und Trotzig.

  • San`tuu ließ den drohend erhobenen Finger sinken, ein Nerv im Augenwinkel zuckte von Zorn ehe er sich dann abwandte. Vielleicht gab es noch eine Möglichkeit dieses Unheil abzuwenden. Owatu konnte nicht zu den Greifenreitern, er würde schon an der Prüfung scheitern, so schmächtig und verletzlich wie er war. Das würde sich wohl kaum verwachsen in den nächsten Jahren. Nein, die Sorge die Rhynn durch Lonahe nur zugut nachvollziehen konnte, ließen den stolzen Habicht das schlimmste befürchten. Zerfleischt von den Wilden Greifen, drangsaliert von Soldaten die eigentlich seine Kameraden sein sollten... Nein, in diesen Einheiten würde sein Sohn nur untergehen. Ganz anders in der Einheit für die er ihn vorgesehen hatte. Dort konnte er ein Auge auf alle haben und seine Beziehungen würden ihn vorranbringen, außerdem kannte er den Anführer der Späher. Ja dafür war er gemacht.. und nicht um als Greifenfutter zu enden....


    "Ihr wärs lieber ich säße zuhause und koche für die ganzen Mäuler, die es da zu stopfen gibt. Ihr lacht mich schon mein ganzes Leben lang aus... der einzige der mich versteht ist Meyra!" legte die kleine Katze die Ohren an und setzte schnell die Füße voreinander umd zu der Einschreibung zu kommen. Ja Onkel Caror verstand sie . Ermutigte sie sogar und brachte ihr Dinge bei, die nützlich waren.Was sollte sie schon mit Kochen, Nähen und Sticken anfangen? Nein.. das war ihr Schicksal!

    Mit einem Sprung brachte siesich vor einem wütend stapfenden Tua`Tanai in Sicherheit. Endlich... zufrieden verschränkte sie die Hände im Rücken und grinste breit. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt,als ihre Mutter sie am Arm packte und zu sich herum drehte.

    " Bist du total des Wahnsinns?!" fletschte die Frau die Zähne und verpasste ihrer Tochter einen Klaps gegen den Hinterkopf. " Hast du dich eingeschrieben?! OBWOHL ich es verboten habe?? Weisst du eigentlich was mit Soldaten passiert? Du bist kein Krieger! Du sollst ein schönes Leben mit einem Mann an deiner Seite führen und nicht sterben!" die Kräuterhändlerin hatte inzwischen alle auf der Straße dazu gebracht sich umzudrehen und der auseinandersetzung zu lauschen. " ICh brauch keinen Mann! ICh will zur Garde!" keifte Rhynn ebenso laut zurück und versuchte sich aus dem Griff zu winden, doch die Krallen ihrer Mutter drangen in ihre Haut.

    "Weisst du was mit Soldaten passiert?!" verlangte die Frau zu wissen und zerrte ihre Tochter in eine Gasse.

    Es wurde Finster.. mit jedem Schritt den sie zwischen den Häusern hindurchmachte und plötzlich waberte ein Nebel um ihre Füße.

    " DAS passiert!" meine die Cath`Shyrr und schubste sie in ein felsiges Loch. Plötzlich fand sie sich in dem Gewölbe wieder. Hektisch drückte sich die Katze gegen eine Wand. Es war dunkel kalt und roch genauso modrig. Ihre Augen waren weit aufgerissen als sie versuchte sich umzudrehen und aus dem Loch zu klettern, in das sie hineingestoßen worden war. Doch da war keines mehr.


    "Puh.. harter Kerl.." lachte Tsuu und klopfte dem verschreckt aussehenden Mauersegler auf die Schulter und blickte kopfschüttelnd San`tuu hinterher. "Tsuu." enthusiastisch streckte der Baummarder ihm die Hand entgegen. " Die kriegen sich wieder ein.. das tun sie alle." erklärte er zuversichtlich und deutete auf die Schlange vor der Einschreibung. Viele Eltern redeten voller Sorge auf ihre Kinder ein, während andere Stolz die Zöglinge zum Tisch begleiteten. In der Ferne zerrte eine Frau oder war es ein Djirin? ein Mädchen in eine Gasse und deren Gezeter drang noch bis zu ihnen durch.

    "Greifenreiter?.. "

  • Modriger Geruch stieg von den Wänden. Rhynns Hände lagen in schweren Ketten unfähig sie zu bewegen. Die Kühle des Steinbodens stieg durch ihr zerfetztes Hemd. Schritte hallten schwer auf dem Boden. Schritte die näher kamen und ein schleifendes Geräusch mit sich brachten.

    Ein Schatten tauchte vor der Cath’Shyrr auf und die Umrisse von zwei Männern schälten sich aus der Dunkelheit vor ihr. Zwischen ihnen hing eine weitere Gestalt. Leblos, die Beine auf dem Boden schleifend.

    Erst als sie den Mann neben Rhynn zuboden gleiten ließen, konnte die Greifenreiterin in dem zugeschwollenen und blutverschmierten Gesicht Karruns Gesichtszüge erkennen. Ein leises Wimmern kam von dem Menschen, als sein Körper den Boden berührte.

    Auch die Hände des Kameraden waren blutverklebt, als die Männer schwere Eisen um seine Handgelenke schloss. Nur langsam und schwach hob und senkte sich der Brustkorb des Gefangenen.

    Ohne Vorwarnung griffen die Hände des einen Mannes nach den Ketten um Rhynns Handgelenke und zogen die Katze daran hoch in eine aufrechtere Haltung.

    „Wetten die hält nichtmal ansatzweise so viel aus, wie dieser Sturkopf?“

    „Sicher, aber dafür wird’s mit ihr mehr Spaß machen.“ Entgegnete der Andere mit süffisantem Lächeln. Der starke Parfümgeruch des Dijirn schlug der Katze entgegen, als er sich zu ihr herunterbeugte und nach ihrem Kinn griff.


    Owatu nickte auf die Frage des anderen Tua’Tanai hin. Doch er glaubte nicht, dass sein Vater sich wieder einkriegen würde Und er sollte Recht behalten.

    „Ich hab dir tausendmal gesagt, dass ich einen Platz bei dir Garde habe, wenn ich dich schon nicht davon abbringen kann.“ Schimpfte der Habicht auf ihn ein. „Aber was macht mein Sohn? Er findet, er schafft das schon und schlägt meine guten Ratschläge in den Wind. Wäre ja nicht so, als wüsste ich ziemlich gut, wie es bei der Garde zugeht. Das ist nichts für dich!“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus und Wut in gleichen Teilen und Owatu kam sich nun ziemlich klein, missverstanden und verachtet vor. Die Gesichtszüge des jungen Tua’Tanai verhärteten sich immer mehr, während er gegen die Enttäuschung ankämpfte. Ja irgendwo tief in sich drin, hatte er gehofft, dass sein Vater doch ein wenig stolz auf ihn war, weil er sich selbst das hier zutraute und den Mut hatte sich einzuschreiben.

    Aber ihm schlug nur die Enttäuschung entgegen.

    „Ja, ich weiß, wenns nach dir ginge, würde ich dann irgendwo bei der Garde die Schreibarbeit übernehmen, oder so. Weil das deiner Meinung nach meinem Wunsch entgegen kommt, zur Garde zu gehen. Für dich wäre das ein Kompromiss. Aber für mich ist es das nicht!“

    Zuerst war seine Stimme nur leicht belegt, aber er merkte wie ihm immer mehr der Hals zu schwoll, bis er schließlich mit geballten Fäusten, die er starr nach unten richtete an seinem Vater vorbei stapfte um sich noch im Gehen in sein Achak zu verwandeln und nur einen Lendenschurz zurücklassend aus dem Fenster zu entschwinden.

  • Hektisch versuchte sie zu Karrun zu gelangen, doch die Ketten hielten sie nur wenige Zentimeter vor ihren verletzten Schwaronsführer ab.

    Die Angst wandelte sich in Hass. Wie war das möglich, dass sie sich gleich zweimal so überrumpelt hatten? Die Katze zerrte anden Ketten, und das Metall schien sich in ihre Haut zu brennen. Ein Schmerz in der linken Seite ließ sie aufschreien, als der Mann ihre Arme nach oben riss. Sie bekam kaum Luft und ihr blieb nichts weiter übrig als gegen den Schmerz anzukämpfen und den anderen pockennarbigen Mann anzusehen, dessen Gesicht sie zwar kannte, der allerdings nicht mit in dem Gewölbe war. Er trug die Kleidung der Soldaten aus Corandir und grinste dümmlich als er die Frau lüstern musterte.

    "Na komm zier dich nicht so... es wird dir gefallen." lachte er hämisch und strich ihr mit seinen Fingern über die Wange, nachdem der Djirin es geschafft hatte, ihren Kopf anzuheben. Ein Schauer kroch über ihren Rücken und schnell ging ihr Atem, soweit das die gebrochenen Rippen zuließen. Wann hatte siesich die Rippen gebrochen? Es wollte ihr nicht einfallen..und warum war sie in dem Tua`Loch?

    "Owatu?" hauchte sie leise und versuchte sich in dem Gefängnisumzusehen, doch hier war niemand sonst, außer der Mensch der verletzt und vermutlich bewusstlos neben ihr lag.

    " Oh.. der kleine Vogel kommt auch gleich.. der will doch sicherlich nicht verpassen, was wir mit dir vorhaben. Ich habs ihm schließlich versprochen..." lachte der Soldat und stieß den Djirin an. " Und du bekommst deine Rache.. Zwei Viecher mit einer Klappe."

    In ihrem Inneren brodelte der Luchs, wollte sie beschützen und doch schaffte er es nicht an die Oberfläche zu brechen. Gerade als der Mann die Hand wegziehen wollte, schaffte es Rhynn sich aus dem Griff zu winden und verbiss sich in der Hand des Djirin.



    Ein Dichtverwobenes Netz tauchte wie aus dem Nichts vor dem kleinen Schwarzen Schatten auf und lenkte schwungvoll seinen Flug um die Kurve.

    " HA! Hab ich dich.. hast geglaubt du kannst entwischen, was?? Nein.. Nein.. Das kommt nicht in frage! " lachte der andere Soldat aus dem Tua`Tanai-Gefängnis gehässig und verschloss den Kescher schnell mit mehreren Drehungen. " Du hast deine Brotkrümel verschmäht.. und wir haben dein Vogelbad saubergemacht.. Oh.. und eine kleine Überraschung haben wir auch noch für dich...weil du den Weibel auf uns gehetzt hast." Schnellen ja fast hüpfenden Schrittes brachte er seine Beute zu den Langbauten, die als Arresst dienten.

    Der Mann schloss die vergitterte Tür hinter sich und lachte laut aus.

    " War viel zu einfach! Schmächtiges Kerlchen..."

    " Dann kann er sein Mädchen verarzten... die machts sonst nicht mehr lange. Und wir wollen doch noch ein bisschen... Spaß mit ihr haben.." der Djirin drückte Owatu die Medizintasche in die Hand und deutete auf die wütend funkelnde Katze. Deren Blick nur kurz und flehendlich zu ihrem Flügelmann huschte. Leicht schüttelte sie den Kopf. Das was sie erwartete, wollte sie lieber nicht erleben. Konnte er ihr nicht irgendein Kraut geben? Vielleicht diekleine Flasche die versteckt im Futter der Seitentasche war?.. Dann musste sie das nicht bei bewusstsein durchstehen.

  • Panisch wühlte Owatu in der Medizintasche. Rhynn sah wirklich nicht gut aus, was hatten sie ihr angetan? Und vor allem, was wollten sie ihr noch antun?

    Hatte er nicht irgendwas, womit er die Ketten aufbekommen konnte in dieser Tasche? Eine Nadel? Ein Messer?

    Bedacht zog er das Skalpell aus der Scheide. Nein, er wusste nicht, wie man mit solchen Hilfsmitteln ein Schloss knacken konnte. Doch er wusste was anderes.

    Die Klinge hinter dem Handgelenk verborgen stand er auf und machte einen halben Schritt weiter auf seine Flügelmann zu, um dann aber in einer schnellen Drehung an den pockennarbigen Soldaten heranzuspringen und ihm das Messer in den Hals zu stecken.

    Der Mann schrie auf, als ihm Blut aus der Wunde quoll und reflexartig griff seine Hand nach dem Messer, welches Owatu losgelassen hatte.

    „Du Bastard!“ schrie ihn der Dijrin an, während sein Kamerad röchelnd zu Boden ging.

    Ein harter Schlag an den Kopf, ließ den Tua’Tanai taumeln und zu Boden Stürzen, Seine Wange brannte und er musste hart dagegen das Flimmern ankämpfen, dass alles um ihn herum verwirbeln ließ. An die Wand drückend versuchte er sich wieder hochzuziehen, doch außer dass er die kühle Wand im Rücken spürte hatte er jegliche Orientierung verloren.

    „Dafür wirst du büßen!“ drang die Stimme des anderen Soldaten zu ihm durch. „Und damit hast du ihr Schicksal besiegelt. Komm her und schau dir an, was ich mit ihr mache!“ brüllte der Soldat ihn an und riss den Tua’Tanai hoch um ihn vor Rhynn zu zerren.

    Nur verschwommen, konnte Owatu die Gesichtszüge der Katze erkennen.

    „Nein!“ rief er fast flehentlich und versuchte sich irgendwie in der Kleidung oder der Rüstung des Mannes festzukrallen um den Soldaten vor der Cath’Shyrr zu Fall zu bringen.

    Doch dieser stieß ihn nur mit einem harten Tritt weg und hilflos musste der Greifenreiter mit ansehen, wie sich das Ekel über die Frau beugte, an ihren Ketten zog, um sie weiter von der Wand weg zu bekommen.

    Er musste gegen das dröhnen in seinem Schädel ankämpfen, gegen den Schwindel. Er durfte dem nicht nachgeben. Nicht jetzt! Keuchend stemmte er sich auf alle Viere.

    „Hast du immer noch nicht genug?“ wandte sich der Dijrin zu ihm um. Ja, wenn du dafür von ihr ablässt, schoss es ihm durch den Kopf und verstärkte seine Bemühungen auf die Beine zu kommen.

    Und es wirkte. Der Mann drehte sich wieder um und schoss geradewegs auf ihn zu, packte ihn am Hals und drückte zu. Mit aller Macht, die Owatu aufbringen konnte, griff er in die zudrückenden Hände und wollte sie von seinem Hals entfernen. Panik überschwemmte ihn, als er immer weniger Luft bekam und seine Bewegungen immer unkoordinierter und kraftloser wurden.

  • Nicht. Mahnend schüttelte die Katze den Kopf, als siesah wie Owatu das Skalpell versteckte. Er konnte unmöglich gegen drei alleine ankommen. Warum gab er ihr nicht einfach das Mittel? Schmerzlich verzog die Katze das Gesicht. Sie hatte gesehn, was der Djirin mit jemandem machte, der ihm in die Quere kam. Und was war eigentlich aus ihrem Schwur geworden ihn umzubringen? Kurz ließ sie den Kopf hängen und riss ihn ruckartig wieder nach oben, als sie den Aufschrei der Wache hörte. Blut sickerte zwischen den Fingern des jungen Mannes hervor und tränkte Rüstung und Boden.

    "Nein! Du Dreckskerl!" rief die Katze und versuchte sich aufzurappeln. Der kalte Stein schrammte über ihren Rücken, weil sie die Wand nutzte um sich daran hochzudrücken. Owatu schlug hart auf den Boden auf, noch bevor sie loslaufen konnte. "Du feiger..." knurrte sie und versuchte die Kettenhalterung aus der Wand zu reissen, indem sie den Fuß gegen die Mauer stemmte. Doch das Eisen rührte sich kein Stück. "DAS ÜBERLEBST DU NICHT!" fauchte die Katze und trat nach dem den übrig gebliebenen Soldaten, der auf sie zuschritt,nachdem er Owatu brutal abgeschüttelt hatte. Doch der zog heftig an der Kette und wischte ihr Standbein zur Seite, dass sie auf dem Boden landete. Schwarz flimmerte es vor ihren Augen, Ihr Brustkorb brannte und für einen Moment hoffte sie, dass sie bewusstlos werden würde. Doch diese Gnade wurde ihr nicht zu Teil.


    Karrun wachte gerade rechtzeitig aus der Bewusstlosigkeit auf. Reflexartig drehte er sich auf seinen Rücken und nahm alle Kraft zusammen um mit einer Beinschere nun den Djirin von Owatu zu reissen und ihn mit seinen Beinen zu würgen. So stark die Verletzungen auch waren, soviel Kraft hatte er noch um seine Leute zu beschützen. Kampflos ergab er sich dem nicht. Der Djrin ließ ab von dem Mauersegler und schlug nun auf alles ein was er erwischen konnte, doch der Schwadronsführer klammerte sich an diese eine Chance.

    "Reiss dich zusammen Owatu! " bellte der Greifenreiter mit zusammengebissenen Zähnen und nickte in Rhynns Richtung. " Hilf ihr!"

    Die Katze lag sich windend und schlagend unter dem Soldaten, der zuerst grob versuchte an dem Stoff ihrer Hose zu ziehen, ehe er bemerkte, dass das Kleidungsstück alles in allem von dem Greifenreitergürtel beharrlich an seinem Platz gehalten wurde. Der Mann war so beschäftigt in seiner Rage, dass er alles andere ausblendete und ihr nun das Messer an die Kehle drückte.

    " Hör auf .. oder ich zerschneid dir deine schöne Haut..." der Mann geiferte schon förmlich und setzte das Messer an dem festen Leder an.

    " Du lässt die ganze Schwadron ran.. da darf ich doch auch mal.."

    Rhynn wurde schlecht und der Schwindel erfasste sie. Der Mann hatte sich auf ihre Beine gesetzt und hielt beharrlich die Kette fest. Egal wieviel sie zappelte, sie konnte ihm nicht entkommen.

  • Plötzlich war der Druck auf seinem Hals weg. Gierig schnappte er nach Luft, die brennend in seine Lunge strömte. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, Blut rauschte in den Ohren und er wusste immer noch nicht, wo eigentlich oben und unten war. Wollte sich einfach nur noch fallen lassen und dem Schwindel ergeben.

    Die Stimme des Schwadronsführers drang schneidend zu ihm durch. Hustend versuchte er den Menschen zu fixieren um besser verstehen zu können, was er meinte. Doch alles was er erkennen konnte, war ein Knäul aus Beinen, aus dem ein Kopf hervorschaute. Wo war Karrun denn jetzt hergekommen? Eben war der Mensch doch noch nicht dagewesen, schoss es ihm durch den Kopf und gleichzeitig mahnte er sich selbst, dass er jetzt keine Zeit hatte, sich über solcherlei Dinge zu wundern. Halb blind tastete er auf dem Boden, bis seine Hände in Wasser griffen. Eilig griff er die Schüssel und stemmte sich gegen die Schwärze, die ihn zu Boden ziehen wollte. Vorwärtstaumelnd stolperte er zunächst auf Karrun zu, bis der Mann ihm endlich klar machen konnte, dass Rhynn viel mehr Hilfe brauchte.

    „DA!“ rief Karrun und deutete mit seinen Blutverschmierten Händen von sich weg.

    Der Schwere Mann saß auf Rhynns Beinen und löste mit einer Hand den Gürtel, während er mit der anderen ihre kettengebundenen Hände im Zaum hielt.

    Ohne Vorwarnung stürzte sich der Tua’Tanai mit seinem ganzen Gewischt auf den Dijrin, zog ihm die Schüssel über den Schädel und riss den Mann anschließend rückwärts von der Katze hinunter.

    Berstend zersplitterte das Tongefäß in Scherben, als es zuerst auf den Boden aufschlug und anschließend beide Männer hineinstürzten.

    Der Mann unter ihm bewegte sich nichtmehr und Blut sickerte leise nicht nur aus der Platzwunde an der Stirn, sondern auch aus seiner Schulter und seinen Armen.

    Dass die Scherben auch in seiner eigenen Hand steckten, merkte Owatu garnichtmehr. Alle um ihn herum drehte sich, als er zur Seite kippte und von dem Feind kippte.


    Er spürte, wie er zu Boden gedrückt wurde. Irgendwas hielt ihn fest. Aber jetzt wollte er sich auch nicht mehr dagegen wehren. Er konnte einfach nicht länger gegen diese Übelkeit ankämpfen.

    Und seine Glieder wurden schlaffer, als er endlich den Kampf verloren gab.

    „Owatu, komm wieder zu uns zurück.“ Rief eine Stimme nach ihm, begleitet von hellen rhythmischen Rasseln.

    Alles tat ihm weh, die Luft brannte in seinen Lungen, doch so nach und nach ebbte der Schmerz ab und verwand dahin, wo her hergekommen war. Noch immer zwischen Traum und Wirklichkeit schwebend wurden so langsam die Umrisse um den Tua’Tanai klarer. Qatea beugte sich zu ihm herunter und auch Nara’tees Gesicht konnte er nun erkennen. Für einen Moment verstand er nicht, warum es so heiß war und, als er neben sich Paranoel sprechen hörte: „Rhynn! Komm wieder zu dir!“

    Wandte sich Owatu erschrocken um. Er musste wieder auf die Beine, musste ihr helfen!

    Doch Nara’tee hielt ihn zurück und drückte ihn bestimmt wieder auf den Boden zurück.

    „Alles ist gut.“

    Owatu schüttelte mit dem Kopf. „Rhynn!“ rief er nach der Katze und versuchte sie irgendwo hinter Nara’tee oder Qatea ausfindig zu machen. Doch er konnte nur Paranoels rücken und Karruns Gesicht erkennen, welches nicht mehr so zugerichtet aussah.

    Langsam gewann der Tua’Tanai auch an Orientierung zurück, aber der Schrecken über das gerade durchgestandene saß tief in den Knochen.

  • Gierige Hände griffen nach ihr und erschreckend schnell löste sich die Enge des Gürtels um ihre Hüfte. Schwer Atmend versuchte sie sich von dem Mann wegzudrücken und presste die Beine aneinander doch er war viel stärker als sie. Flehen und heulen wollte sie nicht, doch ein leises Wimmern durch die Lippen gepresst, entkam ihr trotz allem. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, wenn er sein Gewicht verlagern würde, bekam sie vielleicht die Möglichkeit sich zu wehren. So sehr sie auch versuchte Taktiken und Zweikampfübungen in ihr Gedächtnis zu rufen, wurde gerade alles von Panik überschattet. Dann plötzlich riss etwas an ihr, Der Djirin die Augen schreckgeweitet starrte über sie hinweg und wurde dann umgerissen, ihren Gürtel noch immer in der Hand fiel er um. Schnell rutschte die Katze rückwerts und sah sich nach einer Waffe um. Es gab nichts, doch das war auch nichtmehr nötig. Der Djirin lag reglos am Boden und Owatu stand gebeugt über seinem niedergerungenen Gegner. Wie in Zeitlupe kippte ihr Flügelmann zur Seite. Erschrocken sprang Rhynn auf. Ihre Fesseln lösten sich auf und gerade so schaffte sie es Owatu aufzufangen, doch noch bevor sie beide auf dem Boden aufkamen, war er es der mit toten Augen in die Luft blickte.

    "Nein...NEIN! Owatu?" flehte die Katze und schüttelte ihre Arme auf denen er Tua`Tanai lag.Doch es kam keine Reaktion von ihm. Mit zitternden Händen und verschleiertem Blick tastet sie nach seinem Hals. Nichts...

    " Owatu..." flüsterte sie nun und die Tränen liefen überihre Wangen. Panisch drückte sie den leblosen Mann gegen ihren Körper ihre Wange berührte dabei seine Stirn. Sie hatte ihn nicht retten können..

    "Hilfe!!" schrie sie verzweifelt und sah sich ruhelos um doch es kam keine Antwort. Die Leichen waren verschwunden.. Ja sogar Karrun war nirgends zu sehen. Wer konnte helfen??


    "Qatea!!!" rief Rhynn panisch laut aus noch völlig in ihrer Vision gefangen, so dass der Elf erschrocken zusammenfuhr. Pure Angst und Verzweiflung begleiteten diesen Namen. Wenn ihn jemand von den Toten zurückholen konnte, dann Qatea.

    " Rhynn! Wach auf!!" Karrun hatte nun nach ihrem Kopf gegriffen und klapste mehrfach leicht gegen ihre Wange.

    "WEG du Tölpel!" schimpfte die Schamanin schon fast und hüpfte mit erstaunlicher leichtigkeit über Owatus Beine hinweg und drängte den Schwadronsführer zur Seite. Die Katze lag verkrampft auf der Seite, ihre Beine schützend vor den Körper gezogen und sie zitterte. Ihr Gesicht Nass von kaltschweiss und Tränen.

    " Weisst du wie gefährlich das ist jemanden aus einer Trance zu wecken?!" schimpfte sie während sie eine Hand an Rhynns Stirn führte.

    " Nicht anfassen!" mahnte die Tua`tanai und murmelte einige Worte in Tanay. Und mit dem letzten Wort atmete Rhynn einmal schluchzend ein vergrub das Gesicht weiter in den Händen. Für sie war der Übergang von Vision zu Wirklichkeit fließend und als Qatea erneut ihren Namen sagte, sanft und ruhig. Blickte die Katze erst auf. Zuerst flutete sie die Erleichterung, doch dann als sie in ihre Arme blickte war da nichtsmehr. Owatu war weg.

    " Wo.. wo..Nein.. wo ist er?!?" verzweifelt rappelte sich die Katze auf als hätte sie etwas verlegt, dass es nun zu suchen galt. Doch Rhynns Muskeln fühlten sich kraftlos an und so taumelte sie rutschend und stolpernd rückwerts. Paranoel und Karrun griffen zeitgleich nach ihren Armen und wollten sie stützen, doch jetzt bauschte die ganze Erinnerung in ihr auf. Hektisch entriss sie sich diesen Berührungen. Sie ertrug keine Männerhand auf ihrem Körper und noch im rückwertsrutschen bedeckte sie ihre Blöße. " Nicht.. anfassen.." flehte sie wobei ihr Tonfall kurzzeitig fast hysterisch wurde und ihre Ohren legten sich eingeschüchtert an. Sie fühlte die kühle Zeltwand an ihrer Seite und schließlich vergrub sie ihr Gesicht in den Armen. Owatu war tot.. und weg war er auch, das konnte nicht einmal Qatea wieder richten.

    " Es ist meine Schuld...alles meine Schuld." kam es leise wimmernd aus dem Eck.


    " Bleib liegen..." brummte der Hyänenmann und hielt seinem Volksmann einen Becher mit Wasser unter die Nase. " Rhynn ist hier. Lass Qatea das machen.." Bestimmt schüttelte der Tua`Tanai den Kopf und ließ testend seine Schulter los. "Ich hab sie noch nie so unruhig gesehen. Kommt nicht oft vor, dass Qatea ein Ritual abbrechen muss."

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