Grelles, ekelhaftes Tageslicht. Viel zu schnell war es wieder Tag geworden und dieser Kerl, der angetrunken in der Bar so mit seinem Vermögen geprahlt hatte, war nicht etwa nach Hause unterwegs sondern wankte auf der Straße mal hierhin, mal dorthin und Kurai wurde es langsam leid, ihm zu folgen. Sie hätte sich einfach seine Geldbörse schnappen sollen und gut. Aber sie hatte unbedingt wissen wollen, wo er wohnte, falls es dort wirklich noch mehr zu holen gab. Das wurde wohl nichts, wie es aussah, denn sie hasste es, wenn es derart hell wurde, hatte sich die Kapuze bereits tief ins blasse Gesicht gezogen und selbst Shitsu begann sich irgendwo zwischen ihren Haaren nahe ihrem Ohr zu beklagen, dass ihm das Licht in den Augen stach. Eine ganze verplemperte Nacht und nun musste sie sich einen Unterschlupf suchen, denn beim letzten war sie zuvor aufgestöbert worden. Meist sah sie es nicht ein, sich ein Zimmer irgendwo zu mieten. Viel zu hart verdient war das Geld, das sie sich zusammen stahl. Sie war gerade in eine dunklere Seitengasse eingebogen, als sie etwas an ihrem Bein spürte. Verwundert sah sie hinab, um ein kleines, rötliches Fellknäuel vorzufinden, das sich daran festklammerte, als bedeute es sein Leben. Irritiert hob sie eine Augenbraue. "Ksch", machte sie leise. "Ich bin kein Baum." Doch das Eichhörnchen schien das nicht zu interessieren. Shitsu spähte vorsichtig heraus, zog sich dann jedoch wieder zurück, weil es ihm noch immer viel zu hell war und Kurai ging langsam in die Hocke und stubbste das Tierchen vorsichtig mit einem Finger an. Ziemlich klein wirkte es. War es halb verhungert oder noch ein Junges..? Sie vermochte es nicht zu sagen, hatte sie sich doch nie weiter mit Getier auseinander gesetzt. "Was willst du denn..? Hier gibts kein Futter.", erklärte sie, auch wenn das Tier sie natürlich nicht verstehen konnte. Was mache ich hier..? Dachte sie seufzend bei sich und sah sich um. Sie wollte einfach nur aus dem Licht raus und jetzt das..!
Gerade überlegte sie, wie sie das Tierchen überzeugen könnte, ihr Bein wieder loszulassen, da sprang es auch schon los. Verdutzt blinzelnd über diesen plötzlichen Sinneswandel sah sie ihm hinterher, wie es die dunkle Gasse entlang hüpfte und am anderen Ende der Gasse wieder hinaus und Zielgerichtet unter einem Bretterhaufen verschwand. Was denn nun..? "Merkwürdiges Tierchen, findest du nicht..?" Von Shitsu kam nur ein Brummeln, das für ihn um diese Tageszeit typisch war, und so stand sie langsam wieder auf und heftete die Augen auf den puscheligen roten Schweif, der sich gerade leicht zuckend auf einem der Bretter bewegte, bevor er wieder verschwand. War dort etwas..? Am ende etwas das sich zu Geld machen ließe..? Sie ging weiter und ihr Blick blieb an einer Schuspitze hängen. Neugierig geworden beugte sie sich vor und betrachtete mit gerunzelter Stirn den Bretterhaufen.. bevor sie eine behandschuhte Hand ausstreckte und eines der größeren Bretter griff, um es beiseite zu schieben. Ein bewusstloses Gesicht kam zum Vorschein. Doch das, was sie von der Kleidung sah, ließ zu ihrer Enttäuschung nicht gerade auf Wohlstand schließen. Dennoch schob sie die Bretter nach und nach beiseite und sah den Fremden mit gerunzelter Stirn an, während das Eichhörnchen auf seiner Brust gelandet war. War es womöglich dressiert..? Davon hatte sie noch nie gehört.