Das Haus des Lichts (alt)

  • Der Tempel der Eriadne mag zwar nicht das größte Gebäude in Palastviertel sein, doch es ist sicherlich eines der schönsten. Aus weißem Marmor erbaut, der von einem zarten Geflecht goldener Adern durchzogen wird und von zierlichen Säulen getragen, ist das Haus des Lichts der glanzvolle Mittelpunkt des Eriadne Glaubens.
    Kristallene Kugeln sind in die Fassade eingelassen und hüllen sie jederzeit in einen sanften Schein, der die goldenen Linien schimmern lässt und die kunstvollen Reliefmuster betont. Großzügige Rundbogenfenster, die mit Ziergittern versehen worden sind, erlauben aus dem Inneren die freie Sicht auf die großen Gartenanlagen mit den duftenden Blumenbeeten und dem kleinen Teich, der neugierigen Blicken durch dichte Hecken und Bäume entzogen ist. Seerosen treiben auf der Wasseroberfläche und verströmen ein betörendes Parfum. Statuen beobachten stumm das Kommen und Gehen an diesem belebten Ort, an dem sich stets Künstler in großer Zahl versammeln und Aufmerksamkeit suchen. Musik erklingt zu jeder Tageszeit, manchmal durch den Gesang aus dem Tempel ergänzt, wenn eine Zeremonie zu Eriadnes Ehren stattfindet.
    Beinahe erinnert dieser Ort an einen Park, weniger an das Gelände eines Tempels. Und so kommen viele Bewohner der Stadt an diesem Flecken zusammen, bewundern Darbietungen und Kunstwerke und genießen die fruchtbare Atmosphäre, die hier vorherrschend ist.
    In der Nacht schweben weißlich leuchtende Kugeln über die Tempelanlagen und tauchen sie in ein sanftes Licht, das die sauberen weißen Wege beleuchtet. Es ist ein zauberhafter Anblick, der zu später Stunde häufig Besucher und Liebespaare in die Gärten lockt.
    Auch das Innere des Tempels ist einen Besuch wert. Fresken mythologischer Darstellungen verwandeln die Wände in eine beeindruckende Geschichte Niel‘Anors. Skulpturen und Gemälde ziehen das Auge an. Manche sind uralt und wurden von den größten Künstlern Beleriars geschaffen, derer man sich mit Ehrfurcht erinnert.
    Aber es ist vor allem der Altarraum mit der beinahe lebendig wirkenden Statue der Eriadne, der als Wunder gilt. Denn die transparente Kuppel des Tempels zeigt nicht das allgegenwärtige Meer. Hoch über dem Kopf der Göttin kann man ein Abbild des Himmels erblicken, der über Beleriar läge, wenn sich die Insel noch über dem Ozean befinden würde.
    Viele Sehnsüchtige kommen an diesen Ort, um die Wolken und die Sterne zu betrachten, die ihnen genommen worden sind. Andere sehen hier zum ersten Mal mit eigenen Augen, was sie niemals selbst erleben durften.
    Nie ist es in diesen Hallen völlig dunkel. Selbst in der tiefsten Nacht werden die Gänge von einem schwachen Schein erhellt, der die Dunkelheit nicht eindringen lässt. Es ist wahrhaft der strahlende Tempel der Göttin des Lichts, frei von Schatten und Schwärze.
    Neben den Wohnräumen der Priesterschaft befindet sich in direkter Nachbarschaft des Tempels ein Krankenhaus, in dem alle Priester Eriadnes in Nir‘alenar zeitweise ihren Dienst versehen. Dieses Krankenhaus darf von jedem aufgesucht werden, der Hilfe benötigt und es wird keinerlei Gegenleistung verlangt. Sogar Falila Mondtänzer, die Hohepriesterin der Eriadne, scheut sich nicht, selbst Hand an die Kranken zu legen und ihrer Berufung zu folgen.

  • Kaera blieb kurz vor dem Tempel stehen, schloss die Augen und lauschte. Der Gesang, der den Tempel meistens umgab, war herrlich und beruhigte die Nymphe eigentlich immer. So war es jetzt auch. Ganz gleich, welche Eile sie gerade noch beherrscht hatte, so ging sie nun gelassen in den Tempel hinein. Vor der Statue der Eriadne kniete sie nieder und blickte zu ihr auf. In Gedanken sprach sie ein Gebet des Dankes und bat um Schutz. Dann erhob sie sich und sah sich nach ihren Begleitern um. Da entdeckte sie auch einen Novizen.
    "Seid gegrüßt. Mein Name ist Kaera Lavan... Sagt, können ich und meine Freunde mit eurer Hohepriesterin sprechen? Es gibt da ein wahres Problem auf der Insel und wir erhoffen uns einen Rat von ihr...", fragte sie und blickte den Novizen voll Hoffnung und Sorge an. Der Duft von Walderdbeeren umschwirrte die Nymphe. Sie hoffte inständig, dass sie mit Falila Mondtänzer sprechen konnte. Ansonsten würde es wohl schwierig werden, etwas zu unternehmen.

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  • Seoul betrat den Tempel knapp hinter Kaera. Kein Gebet und kein Tempel konnte im Moment den Sturm in ihm beruhigen. Zu viel schwirrte in ihm herum und eins wurde ihm ganz deutlich.
    Was wenn der luch wirklich hätte gelöst werden können. Er hätte mit Kaera ein richtiges Leben führen können anstatt der eine am Tage und der andere in der Nacht. Es gab so viel was er nie mit ihr erleben würde können.....und dann wäre die Sorge beseitigt. Und das Tageslicht. Er würde ungehindert hineinschauen können und sehen wie alles im Lichten aussieht.
    Doch damit durfte er sich jetzt nicht beschäftigen. Es ging darum die Göttin aufzuhalten und danach Sicil wieder zur vernunft zu bringen.
    "Es ist wirklich sehr dringend und bedarf größter Eile."

  • Elaiya stand hinter Karea und Seoul ziemlich unglücklich im Tempel der Eriadne. Shir'elei hatte sie auf dem Arm und fest an sich gedrückt. Ihr war bewusst, wie unpassend sie mit den zerzausten Haaren, dem verheulten Gesicht und dem zerissenen Kleid im Tempel wirken musste, aber sie konnte es nicht ändern. Und es machte ihr längst nicht so viel aus, wie das normalerweise der Fall gewesen wäre. Und auch die Musik, die sie sonst ihn höchste Verzückung versetzt hätte, vermochte sie kaum zu berühren. Eher fühlte sie sich noch hoffnungsloser, als sie den sanften Harmoinien lauschte. Sie hatte für Sicil gesungen, und ihr Lied hatte ihn in der Umklammerung der Göttin nicht erreicht...
    Im Moment war sie jedenfalls froh, dass die Anderen das Reden übernahmen und sie ihren Gedanken nachhängen konnte.

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  • Goldenes Haar schmiegte sich um das Gesicht der Novizin, die besorgt zu den Ankömmlingen blickte.
    In ihren Augen lag eine gewisse Verständnis, obwohl die drei nicht einmal erwähnt hatten, warum sie zur Hohepriesterin wollten. Sie lächelte gütig und zeigte den Dreien an, ihr zu folgen.


    "Ihr habt Glück. Ich habe Falila eben noch gesehen und sie wird euch sicherlich gerne empfangen."


    Die Novizin mit dem weißen Gewand führte Elaiya, Kaera und Seoulzu einer weißen Tür, die sich jedoch öffnete, bevor die junge Frau sie überhaupt berührte.
    Eine rotgelockte Frau trat ihnen entgegen und die Novizin trat ihr lächelnd entgegen.


    "Diese Drei erbitten euren Rat in.. einer scheinbar eiligen Sache." Falila nickte der jungen Frau nur gütig zu und ließ sie dann gehen.
    Mit einem Lächeln schritt sie den Anwesenden entgegen.


    "Seid mir gegrüßt in den heiligen Hallen Eriadnes. Wie darf ich euch helfen?"

  • Seoul trat einen Schritt hervor und ging in die Knie.
    "Geehrte Falia Mondtänzer, wir kommen mit einem großen Probolem zu euch, dessen wir alleine nicht habhaft werden können. Die Göttin der Nacht ist in der Stadt. Ein Freund hat sie auf dem magischen Spektakel getroffen und wurde sofort von ihr verhext.
    Es war ein glücklicher Zufall, dass er befreit wurde. Die Göttin bewegt sich immer noch irgendwo in der Stadt. Wir machen uns große Sorgen, dass sie weiteresUnheil stiftet oder unseren Freund erneut in ihren Bann schlägt."
    Erst jetzt sah Seoul wieder auf. Während seiner Worte hatte er die ganze Zeit auf den Boden geschaut.

  • Kaera verneigte sich vor der Hohepriesterin, um dann Seouls Worten zu lauschen und ihre Reaktion zu sehen. Sie war eine wunderschöne Frau, aber Kaera sah auch das Licht, dass sie irgendwie zu umgeben schien. Als sei sie von Eriadne auserwählt... "Darf ich uns vorstellen... Mein Name ist Kaera Lavan, dies ist Seoul und dort ist Elaiya Shiya'Sandra. Wir sorgen uns auch, weil unser Freund, ein Nachtelf, gegen Shirashai kämpfen will. Das Problem ist natürlich, dass wir nicht wissen wo sie ist und auch nicht wissen, wie wir unseren Freund von seinem Vorhaben abbringen können... Vielleicht solltet Ihr noch wissen, dass ein Mann, ich kenne seinen Namen nicht, aber ich schätzte er ist von hoher Abstammung, sie vom Spektakel fortlockte. Er war es auch, der unseren Freund von Shirashais Zauber befreite. Uns fiel nur die Göttin des Lichtes ein und somit Ihr, die Hohepriesterin der Eriadne, die Ihr vielleicht Rat wisst", schloss die Nymphe ihre Vorstellung. Es schien ihr sowieso, als wüsste falila bereits davon, dass Shirashai in der Stadt war und Kaera hielt es durchaus für möglich, dass sie dies durch Eriadne erfahren hatte. So sah sie Falila mit ihren braunen Augen hoffnungsvoll an.

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  • Auch Elaiya machte einen ehrerbietigen Knicks vor Falila und versuchte nun doch, ihre Haare wenigsten etwas in Ordnung zu bringen und sich die Tränen wegzuwischen. Erneut war sie froh, dass die beiden anderen erzählten, was vorgefallen war, jedoch fügte sie zum Schluss leise hinzu: "Ich weiß nicht, was Shirashai meinem Freund angetan hat und ob davon etwas zurückgeblieben ist. Zuerst erkannte er mich nicht wieder und nun ist er so kalt und ganz insich zurückgezogen. Und er möchte sich von uns fernhalten - um uns nicht in Gefahr zu verbringen. Doch damit wird er letztendlich sich selbst zerstören. Diesen Kampf kann er nicht gewinnen..."
    Die Halbnymphe senkte wieder den Kopf. "Reicht es ihr denn nicht schon, alle Dunkelelfen zu ewiger Nacht verdammt zu haben? Warum muss sie jetzt auch noch ihre grausamen Spielchen treiben?"

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  • Falila lächelte gütig und zeigte den Anwesenden an, dass sie sich wieder aufrichten konnten.


    "Ihr müßt nicht vor mir nieder knien. Kommt mit, wir werden uns setzen.."
    Sprach die Hohepriesterin und deutete auf eine weiße Bank, wo sie sich gleich niederließ. Das schneefarbene Gewand, dass sie trug umfloß ihren Körper, als habe es kein Gewicht.


    Als die Drei der Rothaarigen von Shirashai und Sicil erzählten, legte sich die Stirn der Hohepriesterin in Falten. Angestrengend hörte sie zu und nickte nachdenklich.


    "Ich hatte schon angenommen, dass Shirashai wieder auf der Insel sei. Ein.. Gefühl..
    Dass sie euren Freund in ihre Fänge gebracht hat, tut mir leid. Aber ihr erwähntet, dass er sich wieder befreien konnte?"
    Sie strich sich eine rote Strähne aus dem Gesicht.


    "Das ist gut. Sehr gut. Shirashai ist nicht unbedingt eine Göttin, die für ihre Ausdauer bekannt ist. Wenn ihr Glück habt, hat sie euren Freund bereits vergessen.."


    Die Hohepriesterin lächelte Elaiya an und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
    "Er wird wieder zu euch finden. Ganz bestimmt. Schenkt ihm eure Güte. Seid seine Freunde und zeigt ihm euer Verständnis. Lasst die Wärme in euren Herzen auch sein Herz erobern und Shirashai wird niemals mehr Macht über ihn gewinnen können."


    Mit einer geschmeidigen Bewegung stand Falila auf und ging an eine kleine Nische in der Wand. Als sie zurück zu den drei Wartenden schritt, hielt sie eine Zaubermuscheln in der Hand. Ein warmes Licht entströmte der Muschel, als die Hohepriesterin sie leicht öffnete.


    "Nehmt dieses als Zeichen der Hoffnung und dafür, dass es auch in dunkelster Nacht immer ein Licht gibt.
    Ich fühle, dass euer Freund derzeit in Sicherheit ist. Ihr werdet ihn finden und ihr werdet ihm mit eurer Güte und Liebe helfen können."

  • Kaera wusste nicht warum, aber sie ergriff Seouls Hand und hielt sie fest. Dieses Licht, es war so wunderschön und die Wärme, die davon ausging, erfüllte das Herz der Nymphe. Sie dankte Eriadne für diese Stütze und ihre Wärme, die sie in der Not schon immer gefunden hatte.


    "Habt Dank, werte Hohepriesterin. Ich bete, dass Shirashai nicht noch mehr Unheil bringt, als sie es schon getan hat."


    Kaera ließ Seouls Hand los und erhob sich. Sie zweifelte nicht an Falias Worten. Wenn Sicil in Sicherheit war, war sie erstmal beruhigt. Jetzt mussten sie ihn nur noch finden und mit ihm reden. "Wir sollten gehen. Ascar wird wissen wo er ist..." Kaera war sich nicht sicher, wieviel Vertrauen die anderen beiden in die Göttin oder ihre Hohepriesterin hatten, doch sie war über 400 Jahre als und hatte dies Vertrauen noch immer ungebrochen in sich. Wenn sie an Elaiyas Stelle wäre, würde sie kochen vor Wut und Sicil wahrscheinlich innerlich den Kopf abreißen. Doch sie war nicht an ihrer Stelle. Seoul war in ihrer Nähe. Auch wenn sie sich nicht sicher war, ob oder wie weit er Sicil verstehen konnte. Dennoch beschloss Kaera, ob sie Sicil nun kannte oder nicht, ihm den Kopf zu waschen. Seine Worte waren für Elaiya sehr verletzend gewesen und sie würde nicht akzeptieren, dass dieser Nachtelf durch seinen Hass und seine Verzweiflung sich selbst in Gefahr brachte und der halbnymphe... also ihrer halben Schwester im Geiste... den Boden unter den Füßen fortreißen würde. Dies war ihr geschehen und sie würde zu verhindern wissen, dass es vor ihren Augen noch einmal geschah.

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  • Elaiya lauschte stumm den Worten der Priesterin und sie schafften es, ihr ein bisschen Sicherheit wiederzugeben. Sie war ja bereit, Sicil alle Wärme zu schenken, die sie zu geben hatte, und wenn das ausreichte, Shirashais Macht zu brechen, nun, dann bestand tatsächlich Hoffnung. Und obwohl sie noch vor kurzer Zeit verzweifelt genug gewesen war, eine Suche nach dem Nachtelfen für hoffnungslos zu halten, nahm sie sich jetzt vor, es dennoch zu versuchen. Dankbar erwiderte sie Falilas Lächeln, und als sie ihnen das Licht der Zaubermuschel schenkte, wusste sie für einen winzigen Moment, dass alles wieder gut werden würde. "Ich danke Euch.", sagte sie so leise zu der Proesterin, dass wohl nur sie es verstehen würde. "Ihr habt mir Hoffnung wiedergeschenkt, dass es doch noch ein glückliches Ende geben mag. Bestimmt ahnt Ihr, was er... es mir bedeutet."


    Damit straffte sie sich und zeigte nun ein entschlossenes Gesicht - dem man die Spuren des Kummers immer noch ansah, aber von dem die Verzweiflung langsam wich. "Ja, wir sollten gehen.", stimmte sie Kaera leise zu. "Nur, wenn er in Sicherheit ist... vielleicht sollten wir ihm noch ein wenig Zeit gönnen. Er hat über hundert Jahre allein kämpfen müssen... und sowas vergisst man nicht so schnell. Ich wüsste gerne, wo er ist..." Unwillkürlich ging ihr Blick zu Ascar. "Aber haben wir das Recht, so bald nach ihm zu suchen?"


    Nachdenklich blickte sie zum Fenster hinaus. Draußen wurde das erste Rot der Morgendämmerung sichtbar. Schließlich schien sie einen Entschluss zu fassen. Aber es kann ja nicht schaden, zu sehen, wohin Ascar uns führt und dann zufällig in der Nähe zu sein, wenn er uns braucht.", fügte sie mit dem Anflug eines verschmitzten Lächelns hinzu.

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  • Seoul dpürte den Händedruck Kaeras und gleichzeitig die Wärme die von der Muschel ausging.
    Was Sicil anging war er beruhigt, aber da war noch etwas, was ihm durch den Kopf ging.
    "Verzeiht ehrenwerte Falia," er verbeugte sich erneut leicht, " aber ich habe noch eine Frage an euch bevor wir gehen. Es geht mir nicht nur um unseren Freund. Wisst ihr, wie lange SHirashai bleiben wird? Wenn sie noch mehr unheil anrichtet.....können wir dann gar nichts tun?" Aus seiner Verbeugung sah er zu ihr auf und aus seinen Augen schimmerte die Sorge vor allem Kaera und seine Freunde, aber auch um die anderen Bewohner Nir'alenars.
    Er richtete sich wieder auf und sah sie hoffnungsvoll an und doch fürchtete er gleichzeitig die Antwort.

  • Die Nymphe hatte geahnt, dass Seoul solch eine Frage stellen würde und sie konnte ihn verstehen. Aber ihrer Meinung nach war diese Sache erst dann wirklich ein Problem für die Stadt und die Bewohner der Insel, wenn wirklich etwas gegen diese geschah. So wie sie es verstanden hatte, hatte Sicil versucht den Fluch zu brechen und es war doch klar gewesen, dass so etwas in der Art passieren würde. Das, was Kaera über Shirashai wusste, war, dass sie machtgierig und kaltherzig war. So jemand spielte gern mit den Nicht-Göttern und in diesem Fall war nunmal Sicil der Unglückliche.
    Trotzdem verstand sie Seouls Frage und wartete ab. Ascar war noch nicht zu ihr zurückgekehrt, aber irgendetwas sagte ihr, dass er nicht mehr lang fort sein würde. In Gedanken rief sie ihren treuen Freund. Auch wenn sie keine Magie besaß, war sie mit Ascar so tief verbunden, dass er sie erspüren musste. Draußen wurde es wieder hell. Wahrscheinlich würde Ascar Sicil suchen müssen, da er sich in die Dunkelheit zurückziehen würde... Leise seufzte die Nymphe.

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  • Tatsächlich kam Ascar gerade beim Tempel an. Er war völlig erschöpft und vor allem niedergeschlagen. Er war diesem Nachtelfen fast die ganze Nacht gefolgt und anfangs hatte es ihm sehr viel Spaß gemacht, doch bei einem Turm dann, hatte er ihn verloren. Schließlich war er zum Spektakel zurückgekehrt und hatte Kaera gesucht. Er war ihrem Duft bis zum Tempel gefolgt und legte sich nun davor.


    Kaera hatte ein seltsames Gefühl und verschwand ohne ein Wort wieder im Tempel. Sie trat nach draußen und sah ihren Hund dort liegen. Schnell rannte sie zu ihm und streichelte ihn, seinen Namen flüsternd. "Mein Hübscher, es macht nichts, dass du ihn verloren hast. Ich bringe dich heim, dort kannst du dich ausruhen. Wir warten kurz auf die anderen, ja? Ach mein Kleiner..." Sie setzte sich neben ihn und kraulte sein Fell. Ascar entspannte sich. Die Nymphe hatte so etwas geahnt. Das einzige, was sie wusste, war, dass er bei einem Turm gewesen war. Das war das vorherrschende Bild in seinem Kopf. Sie würde sich von der Suche zurückziehen. Kaera war sich nicht ganz sicher, ob sie ihren Freund den ganzen Weg würde tragen können, aber zuerst wollte sie Elaiya und Seoul von dem Turm berichten. Was für einen Turm gab es in der Stadt? Sie überlegte, während sie wartete.

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  • Seoul schaute überrascht wie Kaera auf einmal aus dem Tempel rannte.Er fragte sich waws passiert war, aber es musste wichtig sein, sonst wäre sie nicht gegangen.
    Trotzdem welchen Grund konnte es dafür nur geben? Vielleicht hatte Ascar Sicil gefunden oder aber ihr war etwas anderes wichtiges eingefallen.
    Er hoffte Falila würde eine rasche Antwort parat haben, damit er nachschauen konnte.
    Aber irgendwie konnte Seoul sich das nicht vorstellen.

  • Falila legte Elaiya die Zaubermuschel in die Hand und strich der Halbnymphe sanft über die Wange.
    "Sucht euren Sicil. Aber bedrängt ihn nicht. Die Dunkelheit ist stürmisch, doch die Morgendämmerung braucht ihre Zeit, bis sie ein Herz erfasst. Habt Geduld mit ihm und gebt ihm die Zeit, die er braucht. Dann wird eure Liebe wachsen.."


    Dann wandte sie sich Seoul und seiner Frage zu.


    "Eine Göttin ist nicht berechenbar, werter Seoul. Wahrscheinlich weiß nicht einmal Shirashai, wie lange sie auf der Insel umherschreitet. Wahrscheinlich weiß nicht einmal sie, wann es ihr langweilig wird, die Sterblichen nach ihrem Willen tanzen zu lassen."


    Die Hohepriesterin sah die drei Anwesenden ernst an.
    "Haltet euch besser von ihr fern. Selbst ein noch so starker Charakter kann einer Göttin nicht wiederstehen. Und er kann sie erst recht nicht bekämpfen."


    Mit einem gütigen Lächeln machte die Rothaarige eine Geste des Segnens und deutete auf die Tür.
    "Aber ihr solltet nun gehen. Man wartet auf euch..."

  • Seoul nickte und richtete sich wieder auf. Es war nicht das was er hören wollte, aber er musste sich damit zu frieden geben. Eins stand fest. Er würde sich an ihre Worte halten.
    Seoul wollte kein Risiko eingehen und sich oder andere gefährden. Er konnte nur beten, dass nichts weiter passieren würde.
    "Ich danke euch, für euren Rat. Auf wiedersehen."
    Er wandte sich um und ging zur Tür, wo er auf Elaiya wartete.
    Er wollte endlich zu Kaera um zu sehen, warum sie so schnell raus gerannt war.
    Seoul öffnete die Tür und trat heraus. Dort sah er Kaera bei ihrem Hund und ging eiligen SChrittes auf sie zu.
    "Was ist passiert? Geht es eurem Hund gut?"

  • Elaiya nahm die Muschel und machte erneut einen Knicks. Si8e würde versuchen, den Rat der Prieserin zu befolgen, aber Geduld zu haben in solch einer Angelegenheit war nicht einfach. Erstmal musste sie hoffen, dass sie überhaupt wieder zueinander fanden. "Ich danke Ecu nocheinmal, ehrwürdige Falila." sagte sie leise. "Euren Rat werde ich zu befolgen versuchen." Damit wandte sie sich um und schloss zu Seoul auf, der am Tempeleingang auf sie wartete. "Wenn wir Sicil wiederfinden - könnt Ihr ihn überreden, seine Pläne für einen Kampf gegen Shirashai fallen zu lassen? Ich glaube, dass Euch das eher gelingen könnte als mir, wo Ihr doch auch ein Nachtelf seid? Ich möchte um keinen Preis, dass er nocheinmal ihre Aufmerksamkeit weckt..."


    Sie traten hinaus, und draußen war auch Kaera, die eben so rasch den Tempel verlassen hatte. Es sah so aus, als wäre irgendwetwas mit Ascar. Sie ließ Seoul an dieser Stelle den Vortritt und hielt sich etwas im Hintergrund. Hoffentlich war dem Tier nichts geschehen. "Geht es ihm gut? Hat... hat er Sicil gefunden?", wagte sie es jedoch schließlich leise zu fragen.

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  • Aus den Gedanken gerissen sah sie auf. Ascar wedelte mit dem Schwanz. "Nein, mit ihm ist nichts, mal davon abgesehen, dass er fast die ganze Nacht hinter Sicil hergelaufen ist und dieser war scheinbar von Unruhe erfüllt. Jetzt ist er vollkommen erschöpft. Wahrscheinlich hat er Sicil auch deswegen verloren, er ist einfach müde und hungrig. Das einzige, was ich weiß, ist, dass Sicil bei einem Turm war. Die Sache ist nun die, dass Ascar einen Turm nur als Turm ansieht, wenn er ganz allein steht, also wenn nicht direkt daran noch ein Gebäude ist. Hunde sehen ja bekanntlich nicht gut, aber er hat den Turm umrundet und festgestellt, dass Sicil darin verschwunden ist. Leider hat er sein Herauskommen verpasst... aber vielleicht ist er ja noch drinnen oder aber zumindest noch nicht lange wieder unterwegs und da es jetzt hell wird, wird Sicil sich wohl ein Gebäude suchen, in dem die Sonne ihn nicht wirklich erreicht", erklärte Kaera und Ascar setzte sich auf. "Das war alles, was ich von ihm weiß. Und nun muss ich Euch wohl verlassen. So leid es mir tut und so gern ich Euch auch helfen würde, so lieb ist mir auch mein treuer Gefährte und genau diesen werde ich jetzt heimbringen. Ascar hat sich eine Pause verdient..."Kaera sah Elaiya an. "Die Hohepriesterin gab Euch die Muschel, das wird Euch helfen. Lasst Euch nicht in Eurer Liebe beirren. Traut und folgt Eurem Gefühl. Es wird Euch den Weg zeigen, da bin ich mir ganz sicher. Ich wünsche Euch viel Glück dabei, Sicil ein Stückchen Sonne zu schenken." Dann wandte sie sich an Seoul und nahm seine Hand. Leicht traurig, aber dennoch lächelndfügte sie hinzu: "Ich bin froh, dass wir uns diese Nacht wiedergesehen haben, auch wenn sie nicht ruhig war. Verzeiht, dass ich Euch nicht weiter begleite, aber so wie ihr eurem Freund Sicil helft, helfe ich nun Ascar. Auch wenn Ascars Erschöpfung neben Sicils Vorhaben winzig erscheinen mag...Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich ihn bis nach Hause tragen kann, aber ein Stückchen schafft er auch noch zu Fuß. Auf bald..." Sie drückte Seouls Hand und ließ sie dann los. Am liebsten hätte sie sich kurz an ihn geschmiegt wie beim Spektakel, doch das ließ sie bleiben. Stattdessen sah sie ihren Hund an. "Komm Ascar. Gleich kannst du dich auf deinem Fell ausruhen." Ascar ging gemächlich Richtung Künstlerviertel, ob er noch lange laufen würde, war ungewiss. Die Nymphe fragte sich wahrlich, warum sie kein Pferd hatte, denn damit wäre das Transportieren ihres Hundes weniger anstrengend. Kurz vor einer Hausecke blieb der buntgefleckte Hund stehen und sah zu seiner Freundin auf. Die Nymphe lachte. Sie wusste ihren Hund mit den 16 Kilo lebend Gewicht zu tragen. Ascar kletterte einige Stufen hinauf, so dass Kaera ihn auf ihre Schulter legen konnte, wie manche wohl einen Nerz tragen würde. Das mochte seltsam aussehen, doch es funktionierte; die Frage war nur wie lange, da die Nymphe ihren Hund eher selten weite Strecken trug.

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  • Seoul war hin und hergerissen. Sollte er nun Elaiya begleiten und Sicil suchen oder Kaera helfen den Hund zu tragen.
    Er schaute zur Kuppel. Lange hatte er nicht mehr.
    Er traf eine Entscheidung.
    "Elaiya, ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich Kaera folge. Natürlich mache ich mir auch Sorgen um Sicil. Doch lange kann ich euch nicht mehr begleiten, denn bald ist Tageslicht. Ich denke ihr könnt ihn noch besser davon abbringen als ich, denn auch wenn ich ein Nachtelf bin, ist die Bindung zwischen euch stärker. Sollte es nicht klappen, sucht mich in meinem Haus im Seeviertel auf. Es ist klein und die Scheiben sind dunkel. Bitte, verzeiht."
    Mit diesen Worten verabschiedete sich Seoul unsicher ob er nun das richtige Tat oder nicht.
    Er lief hinter Kaera hinter her.
    "Wartet, soll ich euch helfen beim Tragen des hundes?" fragte er als er aufgeschlossen hatte.
    "Ich wollte euch noch etwas sagen. Ich fand trotz der Umstände es trotzdem schön den Abend mit euch zu verbringen." Er sah sie an und wartete.

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