Ein unwissender Gast

  • "Die Männer des Sultans wären sicher nicht so schnell in meine Gemächer eingedrungen, wenn Du ein wenig leiser gewesen wärest, aber wie so oft hast Du ja nicht auf mich hören wollen."


    Eben noch war die Miene der Halb-Djirin streng und unnachgiebig gewesen, als sie sich nun unvermittelt in ein breites Lächeln verwandelte, das wohl durch die Erinnerung an jene Nacht ausgelöst worden war.


    "Allerdings haben Dich die Säbel wohl nicht davon angehalten, meine Flasche zu stehlen... die sich zuvor sicherlich schon in Deiner Tasche befand, nicht wahr? Aber sei's drum... man sagte sich ohnehin, daß die Flasche verflucht sei und ihrem Besitzer stets kein Glück brächte."


    Ishareh versuchte, das Heimweh, das die Worte des Djirin in ihr auslösen wollten zurück zu halten und blendete das Bild der Wüste vor ihren Augen aus, das dort so ungebeten erschienen war. Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt die Tänzerin auf einen Stuhl an Jamils Tisch und lehnte sich zurück, nur um den Mann zu fixieren. Dabei streiften ihre Augen auch das seltsame Wesen, das einer Fee recht ähnlich sah, jedoch viel zu groß geraten war.


    "Und wer ist Deine Freundin, Jamil? Findst Du es nicht unhöflich, sie nicht vorzustellen? Das Leben in dieser Kälte muss Dir wohl auf die Manieren geschlagen sein..."

  • Lysia hörte den Beiden zu, sah sich aber immer wieder mal um.
    Sie hasste es ignoriert zu werden. Schade, dass Lirii nicht dabei war, mit ihrer Hilfe hätte sie den Beiden bestimmt eins auswischen können. Lysia fand das Gespräch zwar irgendwie interessant, aber sie verstand einiges nicht und da sie keine Chance zu fragen hatte.....
    Gerade als sie woanders hingehen wollte, fragte die Frau den Mann nach ihr. Ob diese wohl eifersüchtig war. Immerhin schien es einmal engeren Kontakt zwischen den beiden gegeben zu haben. Mit grimmigen Blick sah sie zu Jamil, gespannt, was dieser jetzt wohl sagen würde.
    Dann jedoch überlegte sie es sich von einem Moment auf den anderen anders. Mit einem Lächeln sah sie zu der Frau und nahm ihre Hnad.
    "Hallo, mein Name ist Lysia. Wie heißt ihr?"

  • Bevor Ishareh etwas erwidern konnte, sprach der hünehafte Jamil. "Das, werte kleine Lysia, ist Ishareh. Sie stammt aus dem gleichen Land wie ich. Wir kennen uns etwas intensiver und haben einige gemeinsame Bräuche aus unserer Heimat praktiziert. Das Suchen von versteckten Fläschchen gehört zu diesen Bräuchen. Es ist sogar ein sehr geschätzter Brauch bei unserem Volk. Dabei wird eine verzierte Flasche so versteckt, dass man sie nur unter großen Mühen finden kann, wenn man sie denn findet. Ich bin ein äußerst geschickter Flaschenfinder und das hat meine verehrte Freundin Ishareh ein wenig verärgert. Ihr müßt wissen, sie mag es nicht, wenn ein Kerl wie ich, ihre sorgsam versteckten Flaschen findet."

  • "Wenn ein unverschämter Lügner diese Flaschen einfach stiehlt, wolltest Du sagen, mein Lieber, nicht wahr? Man sagt ja, daß alle Djirin flinke Zungen haben - aber Deine ist wohl schneller als der Wind, wenn es darum geht eine Ausrede zu finden."


    Isharehs Augen blitzten für einen Augenblick auf, doch es war schwer zu erkennen, ob sich Verärgerung darin gespiegelt hatte, oder lediglich Amüsement. Dann wandte sie sich jedoch der Feenelfe zu und ein Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie sich nach Art der Djirin grüßend vor ihr verneigte.


    "Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen, Lysia. Allerdings solltet ihr darauf achten, in wessen Gesellschaft ihr euch bewegt und eure Flaschen immer gut schützen, wenn Jamil in der Nähe ist. Glaubt mir, sie gehen sonst allzu schnell verloren..."


    Mit einer empor gezogenen Braue musterte sie den Djirin auf auffallende Art und Weise, bevor sie sich wieder zu Lysia umwandte.

  • Lysia sah von einem zum anderen. Das musste ja ein sehr interessantes Verhältnis zwischen den beiden sein. Der eine versuchte zu beruhigen, während der andere immer wieder auf das Thema hakte.
    Sie überlegte einen kurzen Moment, doch dann entschied sie sich doch zu fragen. Lirii war ja nicht da um es ihr zu erklären.
    "Warum sollte man denn verzierte Flaschen haben wollen? Wozu brauch man die denn? Also ich habe so etwas nicht, deswegen kann er sie mir auch nicht wegnehmen. Doch Diebstahl ist etwas sehr schlechtes," sagte sie nachdenklich und sah bei den letzten Worten zu Jamil.
    "Das macht man nicht."
    Sie musterte Ishareh noch einmal.
    "Ich habe mir schon gedacht, dass ihr aus dem gleichen Land kommt, denn ihr seid genauso dunkel wie der Mann. Ist euch denn kalt hier, wenn es bei euch so warm ist," fragte sie neugierig. Zwischendurch flatterte sie mit den Flügeln.

  • Elaiya hatte noch ein paar Lieder gespielt, die sie sorgfältig daraufhin ausgesucht hatte, dass sie möglichst unverfänglich waren. Nachdem sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, gestand sie der Dunkelelfe durchaus das Recht zu, etwas empfindlicher zu reagieren. Schließlich war sie nicht nur als Dunkelelfe benachteiligt, sondern auch noch als Blinde. Möglicherweise hatte sie, ohne es zu wollen, wirklich einen wunden Punkt berührt. Die Bardin beendete ihr letztes Lied und beschloss, dass es nun Zeit sei, eine kleine Pause einzulegen. Sie stellte die Harfe vorsichtig ab, ging zur Theke und ließ sich etwas zu trinken geben, dann ging sie an den Tisch, an dem Seide noch immer allein saß.


    "Guten Abend.", grüßte sie freundlich. "Darf ich mich zu Euch gesellen? Mein Name ist Elaiya'Shiya'Sandra."

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Man durfte sich nicht von der Annahme fehlleiten lassen, dass Seide sich von ihrer verletzten Seite weiterhin zeigen würde und die gespielten Lieder nicht mit einer professionellen Neutralität zu lauschen. Es hatte schon einige Wesen gegeben, die wunderbare Stimmen besaßen vereint mit einem fürchterlichen Charakter. Das machte die Seele nicht schöner, denn eine Stimme erhielt niemals eine angenehme Schönheit, wenn die Seelenwärme sie nicht berührte. Seide lauschte jedoch, beruhigte sich selbst zugleich und entspannte sich - ihre Reaktion war wohl nicht verborgen geblieben - vielleicht hatte die Bardin ihr auch eine Freude machen wollen durch ihr Lied.
    Ihr waren noch keine anderen Nachtelfen begegnet seit sie hier war. Zu Spekulationen ließ sie sich jedoch nicht hinreißen.


    Die Ohren lauschten jedoch auf, als das Spiel vorüber war. Es war als wären ihre Ohren zu Augen geworden, welche die Schwingungen der Luft wahrnahmen und das Gesicht folgte den Bewegungen der Halbelfe.


    Sie kam tatsächlich zu ihr hinüber. Der Kopf neigte sich ein Stück weit. Das könnte interessant werden.


    "Ich grüße Euch, Bardin. Setzt euch nur", entgegnete die Dunkle und machte somit kein Geheimnis aus ihrem Wissen. Die weisende Hand deutete auf den Stuhl an ihrem Tisch als wüsste sie genau wo er steht.
    Es klang nicht einmal unfreundlich, sondern gewogen zwischen neutraler Freundlichkeit und stummer Anerkennung. Sie meinte es wohl nicht böse mit ihr.
    "Ich werde Seide genannt."
    Eine Blinde hätte doch niemals gewusst, dass die Bardin die gleiche Person war wie die, die vor ihr stand... Anscheinend doch?

  • Elaiya war zunächst ein wenig überrascht, dass Seide sie als die Bardin erkannt hatte, die soeben gesungen hatte, doch dann überlegte sie, dass die Blinde wohl ein sehr geschultes Gehör haben musste und sie wohl an ihrer Stimme erkannt hatte. "Dabke sehr.", antwortete sie und setze sich, wobei sie interessiert die Sternenkatze musterte. "Eine überaus hübsche Begleiterin habt Ihr da... nun, Seide, es tut mir leid, wenn mein erstes Lied Euch verletzt hat. Es war von meiner Seite nur ein Versuch, Kontakt herzustellen - ich muss gestehen, ich war neugierig, Euch näher kennenzulernen, denn ich treffe nicht oft Nachtelfen hier - einen kenne ich sehr gut, und er steht mir sehr nahe, und so möchte ich gern mehr über Euer Volk lernen." Sie hatte beschlossen, es mit Offenheit zu versuchen und hoffte, dass Seide keinen Anstoß daranb nahm.

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Mallalai hatte sich für diesen Abend wieder den Zauberbrunnen ausgesucht. Er mochte dieses Gasthaus am meisten, vorallem wegen den Bäumen und den Wandmalereien, er fühlte sich hier weder eingesperrt noch unwillkommen, es war ein freundlicher Ort. Hier konnte man den anderen Gästen lauschen, den Barden, ihrer Musik. Natürlich nichts gegen die traumhaften Weiten des Meeres, das Gefühl unter Wasser zu sein, aber dennoch ein angenehmer Ort der Landbewohner, an dem er sich nicht ständig misstrauisch umsehen musste.
    Langsam schlängelte er sich anmutig zwischen den Tischen hindurch, auf keinen Fall wollte er etwas berühren. Er zog seine Kapuze über den Kopf und zog sich an einen der hinteren Tische zurück, die Wand im Rücken, seine Gestalt zog normalerweise die Blicke auf sich, besonders, wenn er mit seinen Schwimmhäuten ein Glas umfasste und seine zweifarbigen Haare waren auch ein Blickfang.
    Zuerst wollte er sehen, wer anwesend war und vielleicht konnte er einem Interessierten seine Perlen und Korallen zeigen, die er aus den allertiefsten Tiefen des Meeres holte.

    Crawling in my skin
    These wounds they will not heal
    Fear is how I fall
    Confusing what is real

    Einmal editiert, zuletzt von Mallalai ()

  • Es war auch unschwer zu erkennen, dass sie Ahnung von dem Gewicht der Klänge hatte, denn ihre Mandoline - so narbig wie ihre Seele, gezeichnet und doch gepflegt wie der größte Schatz - stand zu ihrer Seite. Bardin, flüsterte sie selbst; aber wohin die Blicke der Halbnymphe deuteten war eine andere Frage.


    Die Sternenkatze horchte auf und spielte mit den Öhrchen als ob sie ganz genau wusste, dass Elaiya über sie sprach. Es war natürlich unwahrscheinlich, dass eine Katze nachdenklich dreinblickte; aber dieses Tier wirkte ganz und gar nicht so als wäre die Welt der Wachen und die der Träumenden fern. Ein lebendiger Nachtschatten.


    "Es ist immer die Neugieride", sagte Seide, mehr zu sich selbst als zu der Halbnymphe, denn im Folgenden schüttelte sie den Kopf als wäre es gleichgültig gewesen.


    "Mir kam es vor wie Spott, denn nicht viele wohl gewogene Worte habe ich vernommen ohne dass man mich näher kannte. Versteht es nicht falsch; aber die Sterne und den Nachthimmel habe ich noch nie gesehen, die Sehnsucht danach mag ich nur ungern entzünden."


    Ob sie das verstehen konnte?


    "Aber bleibt, bleibt und stellt mir eure Fragen, vielleicht kann ich sie beantworten.
    Also gibt es mehrere Nachtelfen in dieser Stadt. Das ist gut."


    Ein Nicken folgte, nach innen gekehrt, als gelte es mehr für sie selbst als für Elaiya.

  • Von seinem Platz aus konnte der Mira’Tanar den Raum gut überblicken, seine Augen senkten sich jetzt allerdings tief in sein Honiggetränk und er leckte sich über die süßen Lippen. Welch ein herrlicher Tropfen …als er das Nachtgesicht der Blindsehenden im Zauberbrunnen erkannt hatte, musste er sein Glas umfassen und nicht mehr loslassen… Zhaide! Wieder einmal unauffällig auffällig gewandet. Nach einem herzhaften Schluck zwang Mallalai sein Gesicht auf.
    Es waren viele interessante Gäste anwesend, wenn man seine Aufmerksamkeit auf sie zwang.
    Mira’Tanar nennen das Meer ihr eigen , hörte er ferne Stimmen in seinem Geist echoen. Hier gibt es genug für dich! Mallalai schüttelte kurz den Kopf, um sie zu vertreiben.

  • Ob die Seide ihn bemerkt hatte? Vielleicht war es auch nur die Höflichkeit, die ihre blinden Augen nicht fort von dem Halbnymphengesicht trugen. Die Sicherheit konnte keinen Funken gewinnen, ließ nur noch mehr Fragen offen stehen und die Gewissheit sagte: Sie -wusste-, dass die Meeresstimme anwesend war, der Gönner des wohl schönsten Geschenkes, das man ihr jemals gegeben hatte. Unmerklich wanderte eine dunkle Hand zu einer Furche ihres Gewandes und was dort die Fingerspitzen fanden, konnte lediglich sie selbst und Mallalai wissen.
    Kurzzeitig flüsterte das Meeresrauschen nahe ihrer Finger einen nur allzu bekannten Reigen, vielleicht sogar für den Wimpernschlag einer Ahnung hörbar für die empfindsamen Ohren Elaiyas.


    Was Mallalai jedoch auffallen -konnte-, war der Umstand, dass sich das Schattentier Seides in seine Richtung gewandt hatte, so dass ihm keine seiner Regungen entging. Meinte man es nur, oder lächelte die Nachtelfen icht ein bisschen? Wohin ihre Gedanken pendelten lag nicht auf ihrem Gesicht geschrieben - Augen waren die Spiegel der Seele, sagte man; aber ihre Augen waren lediglich Totenlichter, die nichts greifen konnten.


    Für den Augenblick waren ihr die Hände gebunden; aber unbemerkt war Mallalai nicht geblieben.

  • In den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung und unwillkürlich zuckte sein unsteter Blick in diese Richtung. Diese Katze starrte ihn nun schon wieder an! Mallalai wusste nicht recht, ob er zerknirscht oder belustigt sein sollte. Also schob er sein Glas so zurecht, dass es ihr störend im Weg sein musste. Kindischerweise empfand er Genugtuung.


    Die Blindsehende sprach gerade mit der Bardin, deren letztes Lied verklungen war und die sich jetzt zu ihr gesellt hatte. Er glaubte nicht, dass sie wusste, dass er im Zauberbrunnen war und musste sich gestehen, dass er es genoss sie zu beobachten. Mal wieder. Aber es gab weit Schlimmeres seinen Abend zu verbringen.
    Nachdenklich spreizte er eine Hand flach auf das Holz des Tisches. Geh! raunte eine innere Stimme. "Nein", antworteten seine Lippen flüsternd auf Mira'Tanar. Dann tu wenigstens etwas ...


    Also sah er wieder auf, um ein Opfer für seinen Schmuck zu finden. Vielleicht die Djirin oder auch das geflügelte Wesen? Es schien neugierig genug ...

    Crawling in my skin
    These wounds they will not heal
    Fear is how I fall
    Confusing what is real

    2 Mal editiert, zuletzt von Mallalai ()

  • Ein kindliches Spiel? Spiele waren die Künste der Nachtelfe und schienen bis in die fühlbaren Astralebenen der Sternenkatze zu reichen, immerhin spielte jene mit und beobachtete Mallalai auf ihre Weise. Das Katzentier gehörte zu Seide, Zhaide, der Blindsehenden - wie auch immer der Mira'Tanar die Nachttochter bezeichnete - und somit musste es mit ihr unter einer Decke stecken. Der Beutegedanke war mit Sicherheit nicht mehr aktuell - sogar eine Sternenkatze musste einsehen, dass Mallalai ein zu großer Fisch war. ( Übrigens war nicht nur der Fädenzieher auf Seiten des Meereselfen jener Bezeichnung abgeneigt, denn Seide hatte schon die eine oder andere hitzige Diskussion mit der Sternenkatze geführt, die vehement nicht von ihrem Standpunkt abweichen wollte )


    Was geschah nun also? Die Pinselohren regten sich aufgrund jener Bewegung und die Seide ließ sich von einem Schmunzeln berühren - das bestimmt befremdlich auf Elaiya wirkte. Jene konnte sich freilich ihre eigenen Gedanken dazu spinnen. Vielleicht war die Nachtelfe nicht ganz bei Trost, wahnsinnig, oder dergleichen - eventuell sprach sie sogar in Stunden der Einsamkeit mit sich selbst. Die Wahrheit lag natürlich nicht allzu breitgefächtert auf der Hand.


    Was jedoch geschah war folgendes: Der elegante Katzenleib schob sich bedächtig durch den Raum, fort von dem Tisch an dem Seide und Elaiya saßen - direkt auf Mallalai zu. Und Seide? Seide tat so als würde sie das gar nicht bemerken, die olle Spielerin.
    Im übrigen sei hier angemerkt: Gott sei Dank war Seide eine Frau, Multitasking erster Kajüte fand man an ihrer Seite. So konnte sie mit dem gedanklichen Sinn der Szene um Mallalai folgen und zugleich dem Gespräch mit der Halbnypmphe beiwohnen.

  • "Es ist natürlich auch der Beruf der Barden, Spott zu verbreiten...", sagte Elaiya ernst, "doch niemals würde ich über Gebrechen spotten.Nein, so war es wirklich nicht gemeint. " Die Halbnymphe unterbrach sich kurz, als sie vermeinte,Meeresrauschen zu hören. Wo war es hergekommen? Doch dann zuckte sie mit den Schultern. Wahrscheinlich war das Meer außerhalb der Kuppel nur ein wenig unruhig. Noch immer lag ihr Blick auf der schönen Sternenkatze - so, dass Shir'elei an ihrer Seite schon begann eifersüchtig zu werden und ein leises Fauchen tief in ihrer Kehle hörten ließ.


    "Nun denn - es gibt in der Tat mehrere Nachtelfen in der Stadt. Zwei kenne ich ganz gut, beides Männer, einer von ihnen..." sie ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen. und fuhr nach einer kurzen Pause fort, "Nun, ich fürchte, das bedeutet nicht, dass die Einwohner der Stadt nicht die üblichen Vorurteile hätten. Fragen... hatte ich keine konkreten, ich wollte nur... versuchen, mit Euch ins Gespräch zu kommen..."


    Elaiyas Stimme verlor sich ein wenig, als sie der Sternenkatze hinterhersah. Dann riss sie sich jedoch zusammen. "Ich hoffe, das erscheint Euch nicht unverschämt."

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Von Spott und Hohn konnte Seide das eine oder andere Lied singen, Geschichten und Gedichte ließen sich mit großer Gewissheit auch finden, immerhin konnte sie aus eigener Erfahrung sprechen. Spottlieder schöpfte sie aus eigenem Ermessen und ihr Vorrat war gewaltig.
    Es entlockte ihr dennoch ein Schmunzeln, ein bitteres war es; aber immerhin noch ein Schmunzeln.


    "Wie wahr, wie wahr", kommentierte sie mit leiser Stimme. Und schüttelte dann den Kopf - schüttelte den Gedanken fort, um mehr Raum für positivere von jenen zu schaffen.


    "Zwei Nachtelfen sagt ihr? Ja, einen muss ich wohl schon getroffen haben. Seoul war sein Name", erwiderte sie prompt, ein wenig neugierig wohl hinzukommend, weil die Halbnymphe gesagt hatte, dass sie sich einem der beiden sehr nahe fühlte.
    Es war einfach eine Manie, eine kleine Sucht, die hier zugrunde lag.


    "Oh ja, Vorurteile, derer bin ich einiger begegnet, Elaiya, nicht die sonnigsten waren es. Aber ich traf auch schon strahlende Ausnahmen."


    Uh, oh, Seitenhieb - da, da drüben, hüpfte das Herz, da drüben hockt ein Meereself, eine wunderbare Ausnahme. Aber das sprach sie nicht, schwieg darüber und hütete es wie ein kleines Geheimnis.



    "Erzählt mir doch etwas über eure Kunst." Die weisende Hand deutete in Richtung des Platzes an dem sie ihre Kunst zum Besten gegeben hatte und dann senkte sich ihre Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern, "Und unter Künstlern, für Barden ist es niemals verkehrt ein bisschen unverschämt zu sein, wenn es denn jetzt so wäre."


    Meinte man nicht in diesem Augenblick den Schalk in ihrem Gesicht tanzen zu sehen? Alles in allem war Seide durchaus eine lebensfrohe Person.

  • Ohne lange zu überlegen, obwohl Spontanität nicht seine Stärke war, leerte Mallalai sein Glas, erhob sich rasch... und anmutig, kaum zu bemerken, ging er in die Knie und schnappte sich ihre Katze, die die Dummheit begangen hatte genau in seine Richtung zu wandeln. Es war ein seidenes, knochiges Wesen und Mallalai spürte, wie sich alles in dem Tierchen gegen ihn anspannte.
    "Ruhig, nur kurz, ich empfinde es als genauso unangenehm dein stinkendes Fell anzufassen", murmelte er rasch und hoffte, dass sie ihn wenigstens diesmal verstand, er wollte schließlich keine Freundschaft mit dem Knäuel schließen. Und vor allem wollte er nicht grober zupacken müssen, nur um sie bei sich zu halten.


    Schon fand er sich an ihrem Tisch wieder, kurz sah er in Richtung der Bardin, wollte nicht unhöflich erscheinen, nickte ihr zu, doch seine ganze Aufmerksamkeit galt der Blindsehenden, die jetzt so nah war!
    Seine hellen Augen funkelten unter der Kapuze hervor, während er ihr die Katze so zart wie möglich in die Arme drückte, die in diesem Moment seine Verbindung zu ihr war.
    "Blindsehende, meine Freude, dich hier zu sehen", seine Worte galten nur ihr und er sprach so leise, dass auch nur sie es verstehen sollte. "Deine Begleiterin...sie ... ich ..." Mallalai verstummte. "Erlaube mir, nachher die Augen auf deinem nächtlichen Weg zu sein." Es sollte keine Beleidigung sein, aber er wünschte es sich und alles andere hätte banal geklungen.


    Doch er wartete keine Antwort ab, sondern entfernte sich ein paar Schritte nach hinten, bevor er sich der Gruppe mit dem geflügelten Wesen zuwandte.
    Zornig auf sich selbst, ballte er seine Hände zu Fäusten, auf und zu, auf und zu.
    Wieder unter Kontrolle riss er aufrecht seine Kopfbedeckung fort und setzte ein angenehmeres Gesicht auf.
    "Ihr habt Recht", wandte er sich der Geflügelten zu. "Schöne Dinge stiehlt man nicht, man verdient sie sich!" sagte er mit einem Gedanken an Seide und griff an seinen Lendenschurz nach dem Beutel.

    Crawling in my skin
    These wounds they will not heal
    Fear is how I fall
    Confusing what is real

    2 Mal editiert, zuletzt von Mallalai ()

  • "Seoul, das ist einer der beiden, die ich kenne. Vielleicht habt Ihr auch seine Freundin getroffen, eine Nymphe?" Elaiya musste schmunzeln als sie merkte, dass Nir'alenor doch recht klein sein konnte. Etwas neugierig sah sie dann den Fremden an, der zu Seide hinüberging, sie selbst mehr oder weniger bis auf ein kurzes Nicken ignorierte und der Dunkelelfe etwas ins Ohr flüsterte, was sie nicht verstand. Sie fand dieses Verhalten ziemlich unhöflich, ging darauf jedoch nicht weiter ein. Der Fremde mit den merkwürdigen Haaren war dann auch schnell verschwunden. Stattdessen schickte sie sich an, Seides Aufforderung nachzukommen.


    "Meine Kunst ist Euch sicher nicht fremd.", sagte sie mit einem Seitenblick auf die Mandoliene. "Ich bin Zaubersängerin, was nicht mehr und nicht weniger bedeutet, dass ich neben dem normalen Geschäft eines Barden auch in der Lage bin, mit meinen Liedern magische Effekte hervorzurufen. Ich könne zum Beispiel,", sie lächelte ein wenig schief, "den Herrn, der eben an unserem Tisch war und offenbar nicht viel von Manieren hält, dazu bringen, sich unsterblich in mich zu verlieben."

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Es war einfach ein unleugbarer Umstand, dass sich Katzentiere nicht mit Fischen verstanden - zumindest sah das die Sternenkatze als Lösung aller Antisympathieprobleme an. Es löste sie zwar nicht; aber es legte die besten Weichen, um später darauf zurück zu greifen.
    Wenn man es übrigens genauer betrachtete, dann war es auch kein angenehmer Umstand, dass Mallalai das Nachttier am Schopfe packte und trug. Allgemein war bekannt, dass Sternenkatzen durchaus noblere Katzendamen und -herren waren und dieses Exemplar hatte seine eigenen Vorstellungen von Freiheit. Die Ohren wurden übrigens schon angelegt.


    Es geschah jedoch nichts weiteres, besonders, weil Seides Arme dem Krallenausfahren zuvorkamen. Dunkle Finger legten sich auf das Fell, während ein belustigtes Schmunzeln um die Mundwinkel zuckte. Wenn man es sich im Hintergrund ausmalte, hörte Seide intensives Zetern, schien allerdings nicht beunruhigt.


    Es folgte keine Antwort von den Lippen der Blindsehenden jedoch lächelte sie aufgrund seines Wunsches. Entweder war es so absurd, dass sie ihn nicht beim Wort nahm oder ... ja, sie freute sich eventuell?
    Dann kam jedoch das Nicken auf sein Anliegen. Alles sponn sich um Beherrschung. Sie war noch immer eine Bardin.


    Als er dann wieder fortgegangen war, wandte sie sich Elaiya zu.


    "Ach deswegen musste er sich schon so früh verabschieden", schlussfolgerte Seide messerscharf und grinste wieder, "Ich verstehe." Ein leises Lachen spielte hinzu, dann lauschte sie wieder den Ausführungen Elaiyas.


    "Beide Künste sind mir nicht fremd", fügte sie hinzu, verzichtete allerdings darauf näher einzugehen wie es um ihre eigenen Fähigkeiten bestimmt war. Das einzige was sie dazu beisteuerte, war: "Die Kunst ist es nicht sie zu beherrschen, sondern zu ermessen wann es besser wäre sie nicht zu nutzen."


    Sie musste nicht einmal einen scharfen Tonfall wählen, um zu unterstreichen. Sie beherrschte ihre Stimme. Und was sie damit sagte war einfach gesprochen: Bei ihm nicht.

  • Elaiyas Miene verlor bei Seides letzten Worten jeglichen Ausdfruck, nur ihre Augen wurden hart. Das war schon das zweite Mal, dass Seide sie derartig zurückwies, und sie hatte erneut keineswegs das Gefühl, etwas derart ungehöriges getan oder gesagt zu haben, um eine solche Abfuhr zu verdienen. Nun, es war natürlich auch vermessen anzunehmen, alle Dunkelelfen wären sanftmütig, nur weil sie eine zu unrecht verfolgte Rasse waren. Die Halbnymphe erhob sich. Dieses Gespräch führte zu nichts.


    "Das war nur ein Beispiel." Auch sie brauchte nicht laut zu werden und konnte trotzdem kalt und abweisend klingen. "Euer...Freund ist vor mir sicher, keine Sorge. Keine Angst, ich[/i] beherrsche meine Gesänge in jeder Hinsicht. Nun, man wird darauf bestehen, dass ich meinen Auftritt bald fortsetze. Schließlich bin ich nicht zum Vergnügen hier, sondern um Geld zu verdienen. Ich wünsche Euch noch einen vergnüglichen Abend."[/i]


    Damit war sie verschwunden, bald darauf jedoch schwebte wieder der reine Klang ihrer wohlgeschulten Stimme und ihres kunstvollen Harfenspiels durch die Schankstube. Diesmal wählte sie ihre Lieder, wie sie ihr in den Sinn kamen, ohne weiter darüber nachzudenken, ob jemand vielleicht verletzt sein könnte, wenn sie von den Schönheiten der Natur sang. Da sie im Wald aufgewachsen war, waren dies die Lieder, die ihr am vertrautesten waren und die sie nunmal am besten beherrschte.

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!