Geschäftstreffen

  • Geschäftstreffen


    Mileïs hatte sich wie immer große mühe mit ihrer Garderobe gegeben. Doch wie es dem etwas strengerem Anlass entsprach, trug sie heute keines ihrer seidenen Elfenkleider. Nein, ungewöhnlicherweise war ihr Kleid aus Menschenstoff – schwarzem Samt um genau zu sein.


    Trotz diesem Umstand wirkte die junge Halbelfe irgendwie fehl am Platz. Zum einen war außer einer hünenhaften Hafenarbeiterin weit und breit keine andere Frau in Sicht, zum anderen sah man Mileïs deutlich an, dass sie der gehobenen Schicht entstammte. Und so kam es, dass sämtliche Hafenarbeiter einen großen Bogen um die Dame machten und ihr schonmal den ein oder anderen spöttischen Blick zuwarfen.


    Doch was kümmert es mich? dachte Mileïs und lächelte innerlich. Ihr Gesicht allerdings blieb unbewegt, während sie aufmerksam den Ausführungen ihres Kapitäns lauschte. Er war der Grund, warum sie sich im Seeviertel herumtrieb – wobei herumtrieb kaum das richtige Wort war.


    Sie hatte den Mann vor einigen Monaten angeheuert, damit er als Kapitän auf ihrem Neuerwerb fungierte – dem stattlichen Handelsschiff >Sirroname<. Mileïs musste der Versuchung widerstehen zu lächeln, bei der Erinnerung was sie alles mit ihrem Erbe angefangen hatte.


    Zwar hatte sie sich einige Jahre nicht um ihr Vermögen kümmern können – die Jahre, die sie in der Schule der Kurtisanen verbracht hatte. Sie bereute kein einziges, doch sobald ihre Lehre abgeschlossen war, hatte sie sich dem Ausbau von ihres Vaters Hinterlassenschaft gekümmert, welche im großen und ganzen aus einem kleinen Vermögen, einem hübschen Landhaus und einem ordentlichen – wenn auch in der letzten Zeit etwas vernachlässigtem – Handelsnetz bestand.


    Natürlich hatte er sich nicht mit den reichen Großhändlern messen können, doch zu Wohlstand hatte es gereicht.


    Normalerweise begnügte Mileïs sich damit im Hintergrund die Fäden zu ziehen und einen Verwalter vorzuschicken, doch in dieser Sache wollte sie sich ein eigenes Urteil bilden. Die >Sirroname< sollte nämlich auf eine Reise gehen, welche nicht ohne Risikos war – aber dafür auch umso mehr Gewinn einbringen würde, wenn sie gelang.


    Es war das "wenn", das Mileïs störte. Doch bis jetzt hatten Kapitän, Schiff und Mannschaft einen guten Eindruck gemacht und sie glaubte das Wagnis eingehen zu können. Warum auch nicht? Mileïs war reich genug um den Schaden wieder ausgleichen zu können, der bei einem Verlust entstehen würde. Nicht schnell und auch nicht ohne Probleme, doch sie könnte es schaffen.


    Wie sagt noch das alte Sprichwort? "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!" Entschlossen reichte sie dem Kapitän die Hand und verabschiedete sich huldvoll von der Mannschaft. Nun waren sie doch ein wenig beeindruckt und Mileïs sah es mit Genugtuung.


    Ihre Zofe Miriël – wenn Zofe denn das richtige Wort war – folgte der Halbelfe wie ein Schatten. Ein Schatten für eine Tochter des Schattens! dachte Mileïs und nun fiel es ihr wirklich schwer nicht zu lachen.


    So oder so schlenderte Mileïs, mit ihrem Verwalter und Miriël, im Schlepptau langsam über die Hafenanlagen.

  • Es war ein ruhiger Tag bisher gewesen, so wie Aran die Tage am liebsten mochte. Stress konnte er garnicht haben, das machte aus guten Tagen nur schlechte und nervende. Es sei denn natürlich, er selbst war der Unruhestifter, dann sah die Sache wieder ganz anders aus, zumindest für ihn persönlich. Aber in letzter Zeit war Aran ja ein relativ braver Mensch gewesen, die Geschäfte liefen auch so ganz gut und natürlich wusste er auch die guten Seiten des Lebens zu würdigen, als Mitbesitzer eines exquisiten Hauses in der Stadt. Auch wenn er natürlich noch das ein oder andere kleine krumme Ding am laufen und hier im Hafen beste Kontakte vorzuweisen hatte. Einer dieser Kontakte war es auch, der das heutige Geschäftstreffen verabredet hatte. Und nun stand Aran hier herum, in der Nähe von Pier dreizehn, dem Treffpunkt, und lehnte gelangweilt an einer alten Wand. Entweder war er zu früh hier oder seine Geschäftspartner kamen zu spät. Aber das war eigentlich egal, im Endeffekt war es ein und das selbe. Es ging offenbar auch nur darum, Beziehungen zur Eisenklinge-Familie herzustellen. Er hatte da zwar noch keine wirklichen Kontakte, aber das band er nicht jedem direkt auf die Nase, ganz im Gegensatz zu seiner Familienzugehörigkeit. Vielleicht würde sich ja ein nettes Geschäftchen ergeben und Sarandir würde er noch früh genug kennenlernen. Gelangweilt lehnte er an der Hauswand und ließ seine Blicke schweifen, schaute einem kurzen Rock nach, der sein Blickfeld streifte, ein willkommener Moment der Abwechslung, bis dieser Kerl kam, mit dem er sich hier treffen sollte.

  • Den Weg zum Hafen hatten sie schnell gefunden. Nach dem sie gestern Nacht vom Hafen zum LAden sind, brauchten sie nur die Strecke zurück zu gehen. Außerdem musste man nur seiner Nase folgen, immer Richtung Seeluft.
    Darcas lief den Hafen entlang. Pier 9, Pier 10. Es konnte nicht mehr weit sein. Hoffentlich hatte Falkohn ihm auch den richtigen Treffpunkt genannt. Die Seeluft war angenehm, vor allem wenn man eigentlich gewöhnt war sich unter Wasser fort zu bewegen. Darcas blickte hinaus zur See und erinnerte sich wie erfrischend es doch war. Kurz spielte er mit dem Gedanken die Reststrecke bis zum Pier 13 im Wasser fort zu setzten. Aber seine Begleiterinnen würden das mit sicherheit nich begrüßen. Außer vielleicht Liah, sie folgte ihm still und mit einem leicht genervten Gesichtsausdruck. Saniya die neben ihr lief, schien da doch wesentlich besserer Laune zu sein. Das Kleid das sie angezogen hatte war sehr elegant und etwas aufreizend. Flyn die sich um Saniyas Hals geschlungen hatte wirkte wie ein enger perlzieger Schal. Pier 12. Darcas fing an sich um zu sehen. Eigentlich wusste er gar nicht wen er hier genau treffen würde, aber sicherlich würde er diese Person erkennen. Es war ein reges Teiben am Hafen. Überall liefen Dockarbeiter entlang und schleppten Säcke voll irgentwelcher waren die mit den Schiffen angekommen waren. Andere Leute schienen auch grad zu verhandeln, meist ging es dabei um den Transport von irgentwelchen Gütern. Ab und zu stand auch mal ein Kind da und betrachtete die Schiffe, bevor es von einer besorgten Mutter wieder zurück gezogen wurde, weil es zu nah an den Steckrand gekommen war. Alles schien beschäftigt. Wenn sein Geschäftspartner schon da war, würde dieser sicherlich auf Darcas warten und sich nicht in andere Geschäftsgespräche verwickelt haben. Pier 13. Tatsächlich stand dort ein Mann an der Wand gelehnt, der so einigen Röcken hinter her sah.
    Das dürfte er sein, sagte er zu seinen Begleiterinnen. Er ging direckt auf den Mann zu. Guten Tag, Darcas verbeugte sich, Darcas Aatelisto mein Name. Ich denke sie haben auf uns gewartet.

  • Wortlos schlenderte sie hinter Darcas her, wieder in Richtung Hafen. Die Tasche hatte sie dabei über die Schulter geworfen, die andere Hand steckte in ihrer Hosentasche. Sie pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die unter dem Hut hervorlugte und musterte den Mann, dem sie nun gegenüber standen. Bei dem Gedanken daran, wie die Gruppe auf einen Fremden wirkte, musste sich schmunzeln. Saniya in ihrem doch sehr freizügigen Kleid, mit einem Marder auf der Schulter, daneben sie selbst, als krasser Gegensatz zu der schönen Frau, in ihrem schmutzigen Kleidern, klobigen Stiefeln und dem abgewetzten Hut auf dem Kopf und dann Darcas, der sich keine Mühe machte, seine dunkle Haut und sein silberweißes Haar zu verstecken.
    Wenn dieser Anblick die Verhandlungen nicht beschleunigen würde. Jemand der sich von zwei Yassalar nicht einschüchtern oder zumindest beeindrucken ließ, musste schon ein ziemlich harter Brocken sein. Das vermutete sie jedenfalls, hatte sie doch keine Erfahrung mit den Landbewohnern.
    Wie ein Händler wirkte ihr Gegenüber nicht gerade. Aber wie sollte sie schon beurteilen, wie die Händler in Nir'alenar aussahen. Sie hoffte bloß, dass Darcas nicht wieder versuchen würde sich wichtig zu machen und damit die Verhandlung stören würde. Sie sah zur Seite und suchte seinen Blick, doch der ruhte auf dem fremden Mann. Ihre Lippen kräuselte sich, während sie die Hand aus der Hosentasche zog und sie in die Hüfte stemmte.

  • Auf dem Weg durch die Stadt hatte Flyn sich gar nicht satt sehen können, an all dem Trubel und Treiben um sie herum. Noch nie hatte sie so viele Wesen auf einem Fleck gesehen! Obwohl die Straßen fast schon überfüllt waren, kamen sie erstaunlich schnell voran - was nicht zuletzt daran liegen mochte, dass die Bewohner einen großen Bogen um die beiden Yassalar machten. Flyn wunderte sich, warum sich auf den Mienen der Stadtbewohner so etwas wie Furcht, oder zumindest Unbehagen abzeichnete, sobald ihre Blicke Darcas und Liah streiften. So schrecklich sahen sie doch nun auch wieder nicht aus. Noch ein Rätsel, dass es zu ergründen galt...


    Als sie schließlich am Hafen angekommen waren, wartete ihr Kontaktmann schon auf sie. Flyn musterte ihn aufmerksam, von Sanyias Schulter aus. Leichtfüßig sprang sie hinab auf den Boden und schlenderte auf den Mann zu. Sie schnüffelte an seinen Stiefeln und an seinem Hosenbein, so wie sie es bei jedem tat, den sie nicht kannte. Der Geruch eines Fremden verriet viel über ihn. Und dieser Mensch bildete da keine Ausnahme. Er hatte den unverkennbaren Geruch der Hintergassen und Spelunken dieser Stadt an sich, eine Mischung aus Hafenluft, schalem Wein und billigem Frauenparfüm. Übertüncht wurde dieser Geruch aber von etwas, das nach Luxus roch, Flyn aber nur schwer zuordnen konnte, da sie noch nie mit wirklich reichen oder adligen Leuten zu tun gehabt hatte. Wie das nun zusammen passen konnte, war Flyn ein Rätsel, da sie noch nie von reichen Kaufleuten oder Adligen gehört hatte, die sich in Hafengassen herumtrieben. Wenn sie an solche Leute dachte, kamen ihr eher die Geschichten ihres Clanhändlers in den Kopf, der von teuren Kleidern und großen Festen erzählt hatte.
    Irgendwie sagte ihr der Geruch dieses Menschen, dass man sich vor diesem Mann in Acht nehmen sollte.

    "Forgive, O Lord, my little jokes on Thee, and I'll forgive Thy great big joke on me."
    ~ Robert Frost ~

  • Saniya war bei bester Laune, während sie mit Flyn auf den Schultern hinter Darcas und Liah her spazierte. Nun waren sie wieder am Hafen, da, wo alles begonnen hatte. Doch das lag alles so weit zurück.


    Sie genoss sichtlich die Situation, in die sie hinein gestolpert ist, einschließlich der Blicke, die die seltsame Gruppe auf sich zog. Die meisten schienen verwundert, da sie sicher ein merkwürdiges Bild abgeben würden. Andere wichen erschreckt vor den beiden Yassalar zurück und hier und da erblickte Saniya auch den ein oder anderen Mann, der ihr lächelnd zuzwinkerte.


    Etwas unsicher schaute sie an sich hinab. Vielleicht war das Kleid doch nicht das richtige für dieses Treffen. Doch nun konnte sie es nunmal nicht mehr ändern. Pier 11. Pier 12. Sie tat es Darcas nach und schaute sich ebenfalls suchend um. Ein nervöses Kribbeln machte sich in ihrer Magengegend breit. Wie sollten sie ihren Geschäftspartner in diesem Treiben nur finden? Überall schienen die Leute hier Geschäfte zu machen. Doch dann fiel ihr Blick auf einen Mann, der allein an Pier 13 stand und scheinbar großen Gefallen daran fand, jedem Rock hinterher zu starren. Wie ein Geschäftsmann wirkte er nicht unbedingt. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Konnte das wirklich ihr Geschäftspartner sein?


    Als Flyn von ihren Schultern sprang, blieb Saniya stehen und beobachtete von ihrem Platz aus, wie der Marder sich dem Fremden vorsichtig näherte. Begeistert wirkte Flyn nicht gerade, als sie ihn beschnupperte. Auch Saniyas Begeisterung hielt sich in Grenzen, als sie sich wieder in Bewegung setzte. Was sollte es schon? Da mussten sie jetzt durch. Als sie sich dem Mann näherte, versuchte sie, ihre Unsicherheit mit einem freundlichen Lächeln zu überspielen, doch sie war nicht sicher, ob ihr das gelang.

  • Aran schaute gerade einem besonders wohlgebauten Mädchen nach, als ihm eine wirklich absonderliche Gruppe ins Auge fiel, die offenbar direkt auf ihn zu strebte. Er versuchte sich nichts weiter anmerken zu lassen, der Blick wanderte schnell wieder zu einem anderen Mädchen, bis der Führer dieser Gruppe ihn dann ansprach. Auf dich gewartet? dachte Aran bei sich. Auf dich habe ich ganz sicher nicht gewartet, Yassalar. Er sprach seine Gedanken jedoch nicht aus. Er stieß sich von der Hauswand ab und musterte die Gruppe kurz, um dann Darcas anzusehen und sich seinerseits ebenfalls tief vor ihm zu verbeugen, doch wirkt dies von ihm sehr übertrieben, seine Arme wendeln dabei merkwürdig durch die Luft und als er wieder richtig steht, lächelt er den Yassalar amüsiert an. Sein Blick wirkt irgendwie trüb und verschwommen, als hätte er etwas getrunken und auch der Geruch nach Rum ging von ihm aus. Zumindest wirkte er nicht sehr klar, doch wer ihn näher kannte, wusste dass man sich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen sollte. "Was sind wir doch für wohlerzogene Bürschchen," meinte Aran lachend. "Ich bin Captain Aran Eisenklinge. Ihr werdet sicherlich schon von mir gehört haben. Ich bin sehr bekannt. Captain Aran Eisenklinge. Ich habe gehört, ihr seid hier, um geschäftliche Dinge mit mir zu besprechen. Nun denn, ihr seid hier, ich bin hier, dann kann es ja endlich losgehen. Ich habe mich schon etwas gelangweilt."


    Arans Blick fiel auf den Marder und er schüttelte etwas sein Bein, um das Tier zu verteiben. "Oho. Was für ein schönes Tier. Gehört das zu euch? Offensichtlich. Doch solltet ihr vorsichtig mit euren Haustieren sein, es könnte passieren, dass man sie tottrampelt. Das habe ich schon oft hier im hafen gesehen. Kein schöner Anblick. Wirklich nicht. Ihr solltet eure Haustiere nicht an solche Plätze mitnehmen. Habt ihr denn keinen Käfig oder sowas? Wir wollen doch nicht, dass dem kleinen Ding was passiert." Er lächelte ein wenig, sah Liah kurz an, heftete sie als uninteressant an, wanderte dann mit dem Blick weiter zu Saniya. Seine Augen begannen leicht zu glänzen und sein Blick fuhr über die Gestalt der Frau, es war unverkennbar, dass das freizügige Kleid seine Wirkung hatte. "Was haben wir denn hier?" murmelte er leise und trat auf Saniya zu und neigte leicht sein Haupt, griff ohne zu Zögern nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss darauf. "Seid gegrüßt, schöne Dame. Darf ich mich euch vorstellen? Captain Aran Eisenklinge. Stets zu euren Diensten, Mylady." Er strich sich kurz mit den Fingern über seinen Kavaliersschnauzer und schenkte ihr ein charmantes Lächeln.

  • Missbilligend beobachtete Saniya, wie ihr Gegenüber versuchte, den Marder zu vertreiben. Wenn ich Flyn wäre, würde ich mir das nicht gefallen lassen, dachte sie bei sich. Zuerst überlegte sie, das Tier wieder auf ihre Schultern zu heben, um Flyn zu schützen, doch dann dachte sie daran, dass sie sich bestimmt ganz gut selbst wehren könne. Außerdem war sie nicht sicher, wie der Marder reagieren würde, wenn sie ihn einfach so anfasste. Sympatisch war der Mann nicht gerade. Captain Aran Eisenklinge. Ja. Diesen Namen konnte sie sich merken. Er hatte ihn ja oft genug erwähnt. Schien mächtig stolz darauf zu sein.


    Während Saniya noch besorgt nach Flyn Ausschau hielt, erkannte sie aus den Augenwinkeln, wie er sie anstarrte. Seine Blicke wanderten an ihr herab und schienen keinen Zentimeter ihres Körpers aus zu lassen. Was haben wir denn hier? Auf diese Frage hatte sie rasch die passende Antwort parat und öffnete den Mund, um dieser freien Lauf zu lassen. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie sich zurückhalten wollte, machte den Mund wieder zu und schaute ihn weiterhin missbilligend an. Er griff nach ihrer Hand und stellte sich abermals vor. "Ich kenne Euren Namen bereits", antwortete sie trocken, während sie ihre Hand wegzog und die Arme vor der Brust verschränkte. Sie wich einen Schritt zurück, um Abstand zu gewinnen, während sie bei sich dachte: das kann ja heiter werden.

  • Liah bemerkte wie sein Blick schnell über sie hinweg glitt. Natürlich, das hätte sie sich auch denken können...sie sah nicht puppenhaft genug aus.
    Begleitet von einem entnervten Stöhnen rollte sie die Augen, als er damit fertig war, Saniya zu mustern, als könne er durch ihre Kleidung hindurch sehen. Ihre Augen verengten sich etwas, während sie den Mund öffnete und lauter, als unbedingt nötig gewesen wäre sprach. Herrgott, seid Ihr jetzt fertig? Wir sind hier um Geschäfte zu machen und zufälliger Weise ist die Ware hier bei mir und nicht in ihrem Dekollete versteckt. Oder sollte ich vielleicht erst mein Hemd bis zum Bauchnabel aufknöpfen, damit ihr mir zuhört? Nach dieser Tirade machte sie einen Schritt auf ihn zu, holte den Beutel heraus und streckte ihm den Arm entgegen.
    Dabei legte sie den Kopf leicht schief und sah ihn mit einer Mischung aus noch verbliebenem Ärger und auch Spott an, als sie seinen Geruch nach Hochporzentigem bemerkte. Einen kurzen Augenblick fragte sie sich, ob der Geruch des Glases vom gestrigen Abend wohl auch noch aus ihrer Kehle strömte.
    Sie wusste genau, dass Darcas später ihre fehlenden Manieren bemängeln würde. Aber ihr Geschäftspartner schien kaum mehr zu haben als sie, also warum sollte sie sich zurück halten? Er hielt sich sicher für einen harten Kerl....mal sehen ob man ihn nicht weich klopfen konnte.

  • Flyn fauchte den Captain erbost an, als er sie mit dem Schütteln seines Beines vertreiben wollte. Pah, Käfig, dachte sie, wenn du das nochmal machst, werd ich dir schon zeigen, wie sich das Gebiss eines Marders von dem eines Schoßhündchens unterscheidet! Sie keckerte noch einmal wütend und wuselte mit demonstrativ hoch erhobenem Schweif zurück zu ihrer kleinen Gruppe. Flink hangelte sie sich an Darcas Kleidung hoch und macht es sich auf seiner Schulter bequem. Von hier hatte sie den Mensch bestens im Blick. Als er auf Sanyia zusteuerte entrang sich ihrer Kehle unbewusst ein leises Knurren, das aber sicherlich nur Darcas hören konnte, wenn überhaupt.
    Sollte Saynia ihre Hilfe brauchen, Flyn wäre zur Stelle gewesen. Sie erkannte aber, dass ihre Freundin die Situation ganz gut im Griff hatte und beschränkte sich auf einen düsteren Blick.


    Liah schien recht unbeeindruckt vom Gebaren ihres Geschäftspartners und lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf den eigentlich Grund ihres Zusammentreffens - den Beutel mit Schmuck und die Geschäftsvereinbarungen. Flyn war gespannt, wie es nun weiter ablaufen würde.

    "Forgive, O Lord, my little jokes on Thee, and I'll forgive Thy great big joke on me."
    ~ Robert Frost ~

  • Darcas war doch etwas erboßt über das Verhalten, welches Aran an den Tag legte. Wollte er sich über ihn lustig machen. Doch er schluckte es erst einmal herunter. Dennoch brauchte er ihn, schließlich, sollte er ihm Waren veräußern. Überrascht war er jedoch darüber, dass sich der Captain als ein Eisenklinges vorstellte. Ein Familienmitglied also, das dürfte die Sachen doch erleichtern. Kein lästiger Unterhändler. Dennoch musste er zugeben, noch nie von einem Aran gehört zu haben.
    Als er kurzdrauf Flyn als ein Haustier einordnete und auf Saniya zu ging, fing Darcas an zu lächeln. Alles klapte in gewisser weise so, wie er sich das vorgestellt hatte. So lange er Flyn nicht als einen Tua'Tanai erkannte, war sie ein weiterer Trumpf in seinem Ärmel. Auch das Saniya ihn offensichtlich in seinen Bann gezogen hatte, war von ihm gewünscht. Jeder schien seine Rolle in seinem Spiel zu spielen, egal ob bewusst oder unbewussst, Hauptsache es funktioniert. Gut die Maschinerie war angelaufen. Flyn war inzwischen auf seine Schulter geklettert und knurrte leise.
    Er wollte soeben auf Arans Begrüßung antworten, als Liah das Wort ergriff. Sein Lächeln wurde nun zu einem fiesen Grinsen. Selbst sie tat das, was er erwartet hatte. Dennoch sollte er bevor es zur Verhandlung kommt, noch einige Worte dazu sagen. Wenn ich vorstellen darf, das ist Liah, sie wird die Verhandlungen mit euch führen. Saniya habt ihr ja bereits begrüßt und die Marderdame auf meiner Schulter ist Flyn und sie kann sehr gut auf sich selbst aufpassen... Darcas unterbrach für einen Moment, da ihm eine Frau unweit der Gruppe aufgefallen war. Er blickte über die Schulter von Aran hinweg. Eine Frau in schwarzem Samt, gefolgt von einer Zofe. Er konnte nicht genau sagen warum, doch irgentetwas war an ihr, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er sah ihr für wenige Sekunden nach, bevor er sich wieder Aran zu wandte. Wie gesagt, kommen wir zum Geschäftlichen. Wir wollen Waffen von euch erstehen, Schwerter, Degen, Dolche, Säbel.

  • Mileïs blieb etwas von dem Pier der Sirroname entfernt stehen. Sie blickte direkt in die Augen ihres Verwalters, der sich nervös am Kopf kratzte. "Nun?" fragte sie und zog eine Augenbraue hoch.


    Die junge Halbelfe vermied es stets ihre Meinung zu äußern, bevor ihr Verwalter gesprochen hatte, um dem Mann nicht die Chance zu geben ihre Worte einfach nachzuplappern.


    "Ich denke, Mylady, das Geschäft sollte gewagt werden. Der Mann wirkt fähig und klug. Er wird das Risiko nicht unnötig vergrößern."


    Mileïs nickte und schenkte dem Mann den Anflug eines Lächelns, was heißen sollte: Sie zog die Mundwinkel ein paar Millimeter nach oben, während ihre Augen unberührt blieben. "Gut. Morgen wirst du ihm eine Nachricht schicken. Das Schiff fährt nächste Woche, das muss er einhalten. Nun geht."


    Mit einer Geste beendete sie das Gespräch und der Verwalter verbeugte sich vor ihr. Dann verschwand er zwischen den Kais. Er verbeugte sich sowieso bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit, wie die junge Halbelfe unwillig bemerkte. Langsam ging er ihr auf die Nerven.


    Nein, sie konnte nie lange mit ihm aushalten. Zeit sich interessanteren Dingen zuzuwenden. Die "interessanteren Dinge" waren auch bald gefunden, und zwar in Gestalt einer kleinen Gruppe, bestehend aus zwei Menschen, einem Wesen, das sie nicht eindeutig zuordnen konnte, einem Marder und – was das erstaunlichste war – zweier Yassalar. Es war schon außergewöhnlich nur ein Exemplar dieser streitbaren Rasse auf den Straßen Nir`Alenars zu finden, zwei dagegen waren ein kleines Wunder.


    Mileïs beobachtete die Gruppe aufmerksam. Es entspann sich ein Gespräch zwischen den verschiedenen Mitgliedern der Gruppe, während der Marder den Menschenmann beschnupperte. Und der Menschenmann.....


    Mileïs konnte aus gutem Grunde behaupten mit Männern und ihren Gelüsten sehr vertraut zu sein. Dieser Mann hatte eindeutig eine Vorliebe für schöne Frauen, zu denen dieses Wesen ja eindeutig gehörte, wenn Mileïs auch schon schönere Frauen gesehen, vor allen Dingen aber auffälligere.


    Eines aber musste man diesem Mädel lassen: Sie verstand es sich zu kleiden. Mileïs musterte das für einen Hafen doch recht luftige Kleid aufmerksam. Nun, Mode eben.


    Mileïs konnte nichts von dem Gespräch mithören, so beschränkte sie sich darauf die gemachten Gesten zu beobachten. Einer der Yassalar (der männliche natürlich) sah ihr für einen Moment nach, als sie sich wieder in Bewegung setzte, in Richtung der kleinen Gruppe.


    Sie nahm nicht den geraden Weg, nein sie schlängelte sich mit Miriël im Schlepptau durch die Menge und blieb am benachbarten Steg stehen, wie um sich das Meer anzusehen. Das hatte den Nachteil, dass sie die Gruppe nun nicht mehr ansehen konnte, doch nun würde sie wenigstens etwas von dem Gespräch mitbekommen.

  • Aran lachte leise und nickte Saniya zu. "Natürlich, natürlich kennt ihr meinen Namen bereits. Ihr seht mir ganz wie eine gut informierte Dame aus, ich hätte wissen müssen, dass ihr euch bereits bestens auskennt und schon von mir gehört habt. Selbstverständlich, verzeiht mir meine Unachtsamkeit!" Er zwinkerte ihr charmant lächelnd zu und verbeugte sich tief vor ihr, wendete sich dabei schon ab und wendete sich Liah zu. Mit einem amüsierten Lächeln sah er sie kopfschüttelnd an. "Was hören meine Ohren denn da? Eine solch... liebliche Stimme, die derart gartige Worte wiedergibt? Wir wollen doch höflich bleiben, meine Liebe, ja das wollen wir ganz sicher! Vergesst nicht, dass nicht ich euch treffen wollte, sondern man an mich herangetreten ist. Ihr seid ein sehr freches Mädchen, das ist mal sicher." Schelmisch grinsend griff er nach dem Beutel, den Liah ihm reichte und warf einen kurzen Blick hinein, während er sich wieder zu Darcas drehte. "Liah also, sie wird die Verhandlungen führen? Ein direktes Mundwerk hat sie ja, das muss man ihr lassen," meinte er leise lachend. "Ihr wollt also Waffen kaufen, ja? Und was wollt ihr damit anfangen? Ihr wollt doch hoffentlich hier keinen Aufstand damit anzetteln? Der Ordnung in der Stadt schaden oder ähnliches. Ich muss das fragen, ich kann ja nicht Waffen an Leute verkaufen lassen, die ich garnicht kenne. Das versteht ihr sicherlich..." Er grinste Darcas amüsiert an. "Ah, und seht doch! Das Haustier hat ihren Herrn gefunden. Ja ist das nicht niedlich? Herzallerliebst!"

  • Sein Grinsen wurde noch etwas fieser. Er würde sich noch wundern, Flyn ein Haustier. Wir sind nicht hier um uns mit höfischen Gepflogenheiten und Redenswendungen gegenseitig zu schmeicheln, wir wollen über den Kauf von Waffen verhandeln. Er ging etwas näher an Aran heran. Dabei hoffte er, dass Flyn ihn nicht gleich anspringen würde. Es kam ihm vor, als würden sie beobachtet werden. Er sah sich kurz um. Darcas erblickte nur eine Frau, die ihnen den Rücken zugekehrt hatte. Doch er wandte sich abermals wieder Aran zu. Ihr müsst keine Angst haben, wir werden diese Ortschaft schon nicht zerlegen, zumindest nicht mit euren Waffen. Dazu brauchte er die Waffen nicht, er hatte einen eigenen Degen, der reicht ihm vollkommen. Wir bauen den Waffenladen in der Stadt wieder auf und der Warenbestand nähert sich rapide dem Nullpunkt. Wir benötigen also Nachschub.
    Abermals drehte er sich zur Frau am benachbarten Stag um. Wer war sie und vor allem warum fiel sie ihm immer wieder auf?

  • Nach der spitzen Bemerkung von Liah musste Saniya zugeben, dass sie beide ausnahmsweise einer Meinung waren. Ein bisschen ärgerte sie sich, dass sie sich die freche Antwort, die sie vorhin eigentlich hatte geben wollen, verkniffen hatte. Allerdings war sie nicht sicher, wie Darcas auf Liahs Reaktion zu sprechen war, deshalb blickte sie in dessen Richtung. Doch er schien gelassen, ja fast zufrieden. Es schien alles so zu laufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Irgendwie beschlich Saniya auch der leise Hauch einer Ahnung, was er von ihr erwartete. Nichts leichter als das, dachte sie lächelnd, das kannst du haben.


    Immer noch schaute sie zu Darcas, während sie sich überlegte, wie sie den Captain am besten um den Finger wickeln könne. Ihre Blicke folgten den seinen und sie erkannte in der Nähe eine Frau, die scheinbar seine gesamte Aufmerksamkeit stahl. Er unterbrach sich sogar kurz mitten im Gespräch. Es hatte den Anschein, als wolle die Frau auf die Gruppe zukommen, doch sie betrat den benachbarten Steg und betrachtete das Meer. Für Saniya war die Fremde nun nicht mehr weiter von Bedeutung, doch Darcas konnte scheinbar seine Blicke nicht von ihr lassen. Was war nur so besonderes an dieser Frau? Saniya wurde neugierig, trat näher an Darcas heran und fragte: "Kennt Ihr diese Frau?"

  • Darcas schüttelte leicht den Kopf. Nein. War seine knappe Antwort zu Saniya. Aran war anscheinend leicht abzulenken und Darcas wollte das er sich auf die Gruppe oder zu mindest auf Saniya konzentrierte und nicht auf die Fremde. Dennoch beschlich ihm das Gefühl das mit dieser Frau irgentetwas war. Er konnte es nur nicht genau erfassen. Sie einfach anzusprechen war momentan viel zu auffällig. Er musste vorsichtig sein. Wieso wusste er nicht, aber es erschien ihm klug, vorerst sich zurück zu halten. Dann fielihm Flyn ein, sie konnte sich doch sicherlich unbemerkt zu ihr hin schleichen und heraus finden, ob seine Sorgen begründet waren. Leise flüsterte er Flyn zu. Siehst du die Frau dort hinten, im schwarzem Samt. Irgentetwas stimmt mit ihr nicht. Kannst du bitte für mich mal nach sehen. Er erwähnte seine Bedenken nicht weiter, es reichte wenn er sich sorgen machte. Sie erinnerte ihn irgentwie an Falkohn, wenn dieser etwas aus heckte, was meist gegen Darcas ging.
    Er setzte ein freundliches Gesicht auf und konzentrierte sich wieder auf die Gruppe.

  • Haustier?? Ein bedrohliches Fauchen entrang sich Flyns Kehle, die Antwort auf Arans spöttische Bemerkung. Als Darcas sich dem Mann näherte zog der kleine Marder unwillkürlich die Lefzen zurück, so dass ihre nadelspitzen Fangzähne sichtbar wurden. Ihr Schweif glich inzwischen einer Flaschenbürste und ihr Rücken hatte sich zu einem steilen Bogen gekrümmt. Noch so eine Bemerkung, Mensch, und dein hübsches Gesicht ist die längst Zeit hübsch gewesen! keckerte Flyn erbost - was natürlich außer ihr niemand verstand. Gerade noch rechtzeitig lenkte Darcas ihre Aufmerksamkeit auf die junge Frau, die in ihrer Nähe stand. Was soll denn schon nicht mit ihr stimmen, wunderte sich Flyn, sprang aber trotzdem zu Boden. Unauffällig streunte sie über den Pier und tat so, als steuerte sie einen Haufen alter Taue an, in dem sich sicherlich ein paar Ratten versteckt hatten. Die beachtete Flyn aber nicht weiter, sondern huschte weiter auf die Frau zu. Rasch erklomm Flyn einen Stapel Kisten, um einen besseren Blick auf die Frau zu haben. Groß und schlank wie eine Elfe war sie, hatte aber das Haar und die Augen eines Menschen. Flyn beäugte sie von ihrer Kiste aus misstrauisch. Die Frau trug vornehme Stoffe und hatte eine Körperhaltung, die mit diesen Stoffen durchaus übereinstimmte. Ob sie eine Adlige war? Irgendetwas schien dem Marder in ihr jedoch nicht ganz geheuer und Flyn vertraute da auf ihre Marderinstinkte. Denn es mochte vielleicht gelingen, einem Menschen etwas vorzugaukeln, ein Tier überlistete man nicht so schnell. Flyn stellte sich noch ein wenig mehr in den schwachen Lufthauch, der zu ihr herüberwehte und hob witternd die Nase in die Luft. Sie erschnüffelte den süßlichen Geruch, den vor allem die weiblichen Bewohner dieser Stadt anscheinend sehr schätzen und der den Eigengeruch nahezu überdeckte. So auch bei dieser Frau. Es war schwierig zu sagen, wer oder was sie war, da sie kaum Anhaltspunkte zur Einordnung lieferte. Nur so viel stand fest - eine Hafenarbeiterin war sie mit Sicherheit nicht.


    Ob die andere Frau, die wenige Schritte hinter der menschlichen Elfe oder elfischen Menschin - oder was auch immer sie war - stand, wohl mehr über die in schwarzen Samt gekleidete Frau preisgeben würde? Aufmerksam musterte Flyn sie, konnte aber auch hier nicht genau sagen, was diese zweite Frau darstellte. Für eine Dienerin war sie zu gut gekleidet und auch ihr Parfüm war zu üppig. Andererseits würde eine solche Frau wie die Rothaarige wohl kaum an den Hafen kommen, so gänzlich ohne Begleitung, oder etwa doch? Flyn war verwirrt. Versteh einer diese Städter...


    Flyn zog sich ein wenig zurück und fuhr fort, die Frauen zu beobachten.

    "Forgive, O Lord, my little jokes on Thee, and I'll forgive Thy great big joke on me."
    ~ Robert Frost ~

  • Einen Moment lang sah sie ihn einfach nur mit leicht geöffnetem Mund und heftig blinzelnd an. Hörte dieser Mann sich gern reden oder glaubte er wirklich er hätte auf jeden eine so charismatische Wirkung?
    Wenn er so weitermachte, würde sie ihm zeigen was für ein loses Mundwerk sie hatte...sonst würden die Verhandlungen sich ja ewig hinziehn.
    Darcas gab noch ein paar erklärende Worte von sich, dann wandte er sich ab und starrte einer Frau hinterher. Lag es an der Jahreszeit oder am Wetter oder gab es einfach so viele göttliche Schönheiten in der Stadt, dass die Männer ihre Blicke nicht steuern konnten? Sie schüttelte sachte den Kopf und wandte sich wieder ihrem Geschäftspartner zu, darauf hoffend, dass seine gesamte Aufmerksamkeit nicht auch der Gestalt in schwarzem Samt galt.
    Ich kann Euch gerne beweisen, dass Eure Waffen bei mir in guten Händen sind, meinte sie mit einem fast provozierenden Unterton. Aber wenn Ihr kein Interesse daran habt Geld zu verdienen, sollte ich mich vielleicht lieber an einen anderen Händler wenden, hm?

  • Mileïs unterdrückte ein Schmunzeln, als sie die "Verhandlungen" mit anhörte. Ein Mann, der allzu sehr an Frauen interessiert war und seine Gesprächspartner am laufenden Band verärgerte und ein vorlautes Mädel, das seinen Mund nicht halten konnte. Gute Güte, wie sollte man denn so zu einer Einigung kommen?!


    Sie hörte sich die Worte der Yassalar amüsiert an und hätte wohl gelächelt, hätte sie es zugelassen. Warum nutzte sie nicht einfach die offensichtlichen Vorlieben des Mannes für sich aus? Oder war die andere Frau deshalb mitgekommen? Nun, wenn ja, dann hatte sie offensichtlich schon angefangen ihren Zweck zu erfüllen.


    Mileïs schüttelte leicht den Kopf. Sie bewegte sich nicht, bis Miriël hinter ihr entzückt aufschrie. "Seht nur Herrin, ein Otter!" rief das Mädchen "Wie der wohl hierher kommt?". Mileïs wendete ihren Blick von den Wellen, welche sie eh nicht mehr richtig betrachtet hatte und wandte sich ihrer Zofe zu. Geschickt zauberte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht, das sehr echt wirkte.


    "Das ist ein Marder, Miriël." sagte sie nachsichtig. Erst als das Mädchen sich auf den Boden hockte und die Hand nach dem Marder ausstreckte, fügte die Kurtisane noch etwas hinzu: "Pass bloß auf, diese Tiere haben spitze Zähne. Er scheint zu der Gruppe dort zu gehören." Bei diesen Worten deutete sie majestätisch auf die Händlergruppe.


    Miriël hatte bei den Worten ihrer Herrin schnell die Hand zurückgezogen und näherte sich dem Marder jetzt langsamer, vorsichtiger.

  • Was bitte? Otter? Wie kam das Mädchen denn darauf? Hatte sie noch nie einen Marder gesehen? Flyn schüttlete sich ungläubig, kam aber zutraulich näher und beschnüffelte ausgiebig die ausgestreckten Finger. Solange ihr das Wesen nichts tat, würde auch sie vom Gebrauch ihres Gebisses absehen. Das Mädchen lachte vergnügt und streckte die Hand noch weiter vor, um Flyn zu kraulen, doch der Marder schreckte zurück. Nicht anfassen! keckerte Flyn. Ich bin doch keine Katze! Flyn schaute das Mädchen aufmerksam an. Auch sie hatte ähnliche Gerüche an sich wie ihre Begleiterin, die für Flyn aber ebenso wenig aufschlussreich waren. Vielleicht würde sie mehr erfahren, wenn sie sich unterhielten. Dafür brauchte sie aber einen plausiblen Grund, um bei dem Mädchen zu bleiben. Was soll's, dachte Flyn. Tu ich eben doch so, als ob ich gerne gekrault werde. Sie kam wieder näher und kauerte ich in Reichweite des Mädchens auf die Holzplanken des Piers.

    "Forgive, O Lord, my little jokes on Thee, and I'll forgive Thy great big joke on me."
    ~ Robert Frost ~

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!