Bäckerei der Gefühle

  • In leuchtendem Grün wiegt sich das hölzerne Kleeblatt im Wind. Bäckerei der Gefühle wurde in geschwungener Schrift in das Holz gebrannt und läßt keinen Zweifel über diesen Ort aufkommen.
    Was sollten auch für Zweifel an einem nagen, wenn der köstliche Geruch frischer Backwaren schon von weitem den hungrigen Besucher in die Richtung der Bäckerei führt.


    Doch ist es nicht nur der Hunger nach Nahrung, den die schöne Syndra hier zu stillen weiß. Es ist der Hunger nach Gefühlen. Der Hunger nach mehr...
    Syndra selbst ist eine Augenweide - kastanienbraunes Haar fällt glatt ihr schmales Gesicht herab, in dem die dunklen Augen groß und tief wie Seen wirken.
    In ihrem altmodischem Kleid wirkt sie fast wie ein Geist aus vergangenen Tage, doch wirkt sie mit ihrem ständigen Lächeln auf den Lippen lebendiger als jedes andere Wesen und man ist schnell dazu geneigt, ihr alles abzukaufen, was sie in ihrem Laden anbietet.


    "Süß oder salzig?" Fragt die Schöne dabei oftmals und diese einzige Information reicht ihr schon um ihren Kunden etwas Gebäck einzupacken. Süß oder salzig sind für Syndra jedoch keine Geschmacksrichtungen. Es sind Gefühlsrichtungen.
    Wählt man "süß", sieht Syndra einem einen Augenblick lang tief in die Augen, bevor sie ihre Wahl trifft. Fällt die Wahl auf "salzig" erfasst Syndra die Hand eines jeden Kunden, bevor sie die Backware in selbige legt.
    Aber seit gewarnt! Nicht alle Gefühle, die Syndra als süß empfindet, mögen auch für euch süß sein. So kann ein herrlicher Kirschstrudel die tiefste Melancholie in euch aufrufen, die ihr jemals gespürt habt, die saftige Zimtschnecke euch in bittersüße Verzweifelung stürzen und eine Sahneschnitte zu tiefem Hass führen.


    Liebt ihr es lieber "salzig"? Vielleicht ist dann die Würze eures Lebens ein tiefes Glücksgefühl in Form von schmackhaften Laugengebäck oder der Starke Drang nach Freiheit ausgelöst durch ein unscheinbares Pfefferplätzchen. Vielleicht ist es aber auch genau andersherum - denn schlußendlich weiß nur Syndra alleine, welches Gefühl sie ihren Kunden verkauft.

  • Nach einem kurzen Arbeitstag in der Bibliothek entschloss sich Tordis über den Jahrmarkt nach Hause zu gehen. Schließlich hatte sie die Kunde vernommen und wollte sich diese Spektakel nicht entgehen lassen.


    Sie betrat den Jahrmarkt der verlorenen Seelen und wunderte sich. Normalerweise herrscht buntes Treiben und großer Rummel, doch hier scheint noch alles ruhig zu sein - und sehr düster. Auch wenn es nicht den Anschein erweckt, doch Tordis mag das Dunkle, Geheimnisvolle. Vorbei an einem Karussel und an vielen Zelten, lockt der Duft einer Bäckerei. Hmmmm....es duftet herrlich köstlich...Schokolade...Vanille...


    Sie nähert sich immer weiter der Bäckerei und langsam meldet sich auch ihr Magen und verlangt etwas köstliches. Soviele Köstlichkeiten, die angeboten werden. Tordis kann sich einfach nicht entscheiden. Sie lächelt der Dame hinter den Backwaren an und lässt wieder ihren Blick über das Angebot schweifen.

  • Syndra lächelte Tordis freundlich an. Ihr langes braunes Haar fiel lose über die Schulter und das altmodische Kleid, welches die junge Frau trug, wurde von einer ebenso altmodischen Schürze geschützt.


    "Süß oder salzig?" Frage sie die junge Frau und deutete auf ihre Gebäckstücke. Schmackhaft lagen dort die unterschiedlichsten Plätzchen, Brötchen, Schnecken und Törtchen nebeneinander.

  • "Gebt mir doch bitte eine Hand voll dieser gut aussehenden Plätzchen! Halt! Ach nein, lieber ein kleines Schokoladentörtchen. Ja, etwas süßes zum Feierabend." Nach längerem Hin und her entschied sich Tordis für ein kleines Törtchen mit viel Schokolade und einer Sahnehaube. "Danke vielmals!" Genießerisch beißt Tordis ein Schokolade und einer Sahnehaube. "Danke vielmals!" Genießerisch beißt Tordis in das Törtchen.

  • "Bitte sehr." Syndra lächelte und ein seltsam hintergründiges Funkeln trat in ihre Augen, als sie Tordis das Törtchen übergab.


    "Feinste Schokolade von den Perleninseln." Fügte die junge Frau erklärend hinzu und reichte Tordis Wechselgeld sowie eine Serviette. "Lasst es euch schmecken, aber schlingt nicht zu sehr. Nicht, dass es euch auf den Magen schlägt."

  • Ein knurrender Magen - so etwas konnte Layias beste Laune in das genaue Gegenteil vekehren. Missmutig mahlte sie mit den Backenzähnen und sah sich gründlich um, denn sie hatte die gebotenen Köstlichkeiten schon längst gerochen, bevor sie das Tor des Jahrmarktes durchschritten hatte. Sie trieb sich schließlich nicht umsonst auf diesem Jahrmarkt herum - auch wenn irh der Name irgendwie seltsam vorkam.
    Jahrmärkte - sie erfüllten Layia stets mit einer speziellen Mixtur aus Gefühlen.
    Zunächst war da die kindlich-verspielte Neugierde, die sie schließlich auch hierher gebracht hatte. Sie fand es einfach zu interessant, was die anderen alles taten, sodass sie selbst kaum Zeit fand, selbst eine der Attraktionen zu betrachten. Sie war zwischen den Ständen umhergestrolcht, hatte anderen Besuchern zugesehen, wie sie das Karussel bestiegen oder eines der zahlreichen Zelte betreten hatten ... hatte hin und wieder leise gelacht, wenn sie sich erschreckt hatten, oder wenn sie sich besonders ungeschickt angestellt hatten - bis sie schließlich den köstlichen Duft einer Bäckerei vernommen hatte.
    Das war jenes zweite, besondere Gefühl der Erinnerung, dass die Halbwandlerin mit sich trug. Irgendwo in ihrem Gedächtnis kam ihr dieser Geruch bekannt vor - es war eng mit Erinnerungen an ihren Vater verknüpft, sie meinte, sie konnte sein Lachen hören, wenn sie diesen Geruch nur tief genug in sich aufnahm.
    Sobald sie diese Erinnerung geweckt wusste, kam das dritte Gefühl dazu - eine Art nostalgische Melancholie, die ihre Phantasie Bilder malen ließ. Bilder, in denen sie mit ihrem Vater und ihrer Mutter umhertollte und lachte. Zu verblasst und verblichen schienen diese Bilder, um real zu wirken.


    So steuerte Layia mit schlafwandlerischer Sicherheit die Bäckerei der Gefühle an, über dessen Pforte das grüne Kleeblattschild verkündete, dass sie gefunden hatte, was sie schon über den ganzen Platz hinweg gewittert hatte.
    Die Halbtua'tanai verharrte einen Schritt entfernt und inhalierte den köstlichen Duft der Backwaren tief, bis ihre Lungenflügel zwickten. Ja, sie musste einfach da hinein ...
    So trat sie schließlich entschlossen ein, betrat die Wolke aus Düften, die ihre Sinne so benebelten, dass sie für einen Moment vergaß, dass sie nicht alleine war und tief seufzte als wäre sie soeben eine schwere Last losgeworden.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Hmm...köstlich wie die Schokolade und die Sahne sich im Munde Tordis’ vereinten. Genießerisch leckte sie sich die letzten Krümel des Törtchens von den Mundwinkeln, als plötzlich ein merkwürdiges Gefühl in ihr hochstieg. Sie tat einen kleinen Schritt zurück und stolperte dabei über einen kleinen Ast, der hinter ihr lag. Wütend fuhr sie herum. Sie hob den Ast auf und wollte ihn über dem Knie zerbrechen. „Warum liegt mir immer alles im Weg?!“, brüllte sie den Ast an, der sich nicht zerbrechen lies. Wütend darüber schleuderte sie den Ast von sich weg. Es schien, als sei es ihr egal, ob sie allein am Backstand war. Trotzig darüber, dass der Ast nicht weit genug wegflog, stampfte Tordis mit dem Fuß auf. Sie war plötzlich auf alles wütend, was ihr in den Sinn kam. Die Bibliothek. Ständig und immer wieder nervten ihre Benutzer, weil sie ein bestimmtes Buch nicht fanden. Sollen die doch ihre Augen richtig aufmachen! dachte sie sich. Oder die ein oder andere Männerbekanntschaft. Warum haben sie sich nicht getroffen wie verabredet?
    Die Wut in ihr fraß sich durch ihren ganzen Körper und schlug letztendlich in Frust um. Tordis wischte sich eine kleine Träne von der Wange und schaute zu Syndra, der netten Verkäuferin, als erwarte sie eine Erklärung ihres Wutanfalls. So ein Blödsinn, dachte Tordis, sie kann doch nichts dafür. Lieber nehme ich noch einen Zimtstern, um mich zu beruhigen.

  • Syndra begegnete Tordis Wutanfall mit nichts anderem als einem Lächeln. Erst als Layia die Bäckerei betrat, wandte sich der Blick der schönen Brünetten von Tordis ab und fixierte Layia.


    "Süß? Oder lieber Salzig?" Sprach sie die junge Frau an und hielt ihr zwei Gebäckstücke entgegen. Das eine hatte eine herrlich glänzende Zuckerglasur, während das andere offenbar eine gefüllte Teigtasche war, an der zur Verzierung Blätter und Blumen aus Teig angebracht waren.


    Als Todis sich ein zweites Mal anstellte, sah Tordis zu ihr hinüber und schmunzelte geheimnisvoll. "Möchtet ihr etwa noch etwas Süßes?"

  • Layia fühlte sich etwas benebelt und verwirrt, doch sie war wach genug um der Frage der Verkäuferin zu folgen. Ihre Augen fixierten zunächst das von einer herrlich klebrigen, süßen Glasur überzogene Gebäckstück, während sie mit ihren spitzen Eckzähnen auf der Unterlippe herumkaute, dann die Teigtasche mit der hübschen Verzierung aus Teig ... und entschied sich für letzteres. Die Blätter und Blüten zogen sie einfach mehr an als die süße Glasur.
    Außerdem, rein rational betrachtet machten salzige Sachen schneller satt - süße weckten den Appetit erst recht.
    Und rein irrational roch das zweite einfach besser, wie Layia fand und ihr lief bereits das Wasser im Mund zusammen. Der Wolf in ihrem Inneren begann freudig mit dem Schwanz zu wedeln und hechelnd die Ohren aufzustellen.
    Heute würde sie ihm diesen Gefallen einfach tun.


    "Salzig.", sagte sie und nickte mehr der Teigtasche als der Verkäuferin zu.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Auch Losifa verirrte sich an diesem Abend, wie sie sich schon so oft in Nir’alenar verirrt hatte. Doch der Ort war ein anderer, geheimnisvoll, düster, nachtumgeben, wie sie es noch nie gesehen hatte. Natürlich zog es sie an, vom ersten Moment an wollte sie diesem rätselhaften und doch so anziehenden „Jahrmarkt der verlorenen Seelen“ auf den Grund gehen. Denn trotz allem war die Dunkelheit immer noch ihres. Schleichend, schlüpfend und durch schwarze Lüfte gleiten – so mochte sie es. Am liebsten hätte sie sich in die Schlange verwandelt.


    Die Attraktionen konnte man allerdings nur in Menschengröße genießen und so betrat sie das Gelände auch, schlich vorsichtig und aufmerksam durch das Dunkel. Es gab so viel zu sehen, zu hören, zu riechen! Die Stille hauchte ihr verführerisch ins Ohr und ... war das leichter Modergeruch? Nein, jetzt wehte auf einmal der Duft von herrlichem Gebäck und Süßigkeiten herüber. Schon fast reiner Instinkt folgte sie ihm und betrat die Bäckerei. Der Anblick des bildhübschen, jedoch altmodisch gekleideten Mädchens hinter der Theke brachte sie wieder in das Menschsein zurück. In der Zeit verirrt, eine verlorene Seele. Auch sie irrte im Grunde umher: ein weiterer Grund, die Bäckerei zu erkunden.


    Bald nachdem sie eingetreten war, kam die unvermeidliche Frage. Süß ... salzig? In diesem Zustand war sie versucht, etwas Süßes zu kosten, die ungewohnte Zuckrigkeit einmal auf der Zunge zu spüren und unter dem Geschmack zu erschaudern. Die meisten Süßigkeiten bekamen ihr nicht gut. Jedoch, schon Atem zur Antwort holend, entschied ihre Zunge sich im letzten Moment anders. „Etwas Salziges“, verlangte sie mit einem freundlichen Nicken, erwartete mit Schlangensinnen die Bewegungen der Bäckerin.


    Erst, wenn sich jemand in dem Raum ebenfalls bewegte, würde sie denjenigen bemerken. Zu gefesselt war sie von den Esswaren.

  • Lustlos schlenderte Seoul auf den Jahrmarkt zu. Eigentlich hatte er mit Kaera hingehen wollen, doch er hatte sie wieder einmal nicht zu Hause angetroffen. Darum hatte er erst gar nicht kommen wollen. Doch Ablenkung war etwas, was er im Moment viel suchte. Ansonsten hätte er auch kaum die Damen und den komischen Erik kennen gelernt.
    Karusell alleine war nicht lustig. Eigentlich gab es nur wenige Dinge die alleine auf einem Jahrmarkt Spaß machten.
    Doch dann stieg ihm ein köstlicher Duft in die Nase. Frisch, süß und lockend. Wie lang war es her, dass er frisches Gebäck gegessen hatte. Er wusste es nicht genau, aber es war schon eine ganze Weile. Schließlich konnte er ja schlecht einfach auf den Markt gehen.
    Darum steuerte er auf die Bäckerei zu. Verführerisch sah das Gebäck aus und noch mehr die Verkäuferin. Erst dann bemerkte er Losifa, deren Antlitz er noch nicht vergessen hatte.
    "Guten Abend, hat euch auch der Duft angelockt," fragte er mit einem Lächeln und sah dann weiter. Da entdeckte er jemanden, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte.
    "Layia? Seid ihr das." Erinnerte sich an diesen Abend mit Sicil zurück. Lang war es her. Ja, auch von seinem Freund hatte er schon eine ganze Weile nichts mehr gehört. Seit dem Duell.

  • "Zweimal salzig. Bitte sehr die Damen." Mit einem unergründlichen Lächeln reichte Syndra Layia und Losifa die Teilchen. Während Laiyas Gebäckstück eine Füllung aus gedämpften Gemüse mit geschmolzenen Käse bekam, schmeckte Losifas Gebäck leicht nach Fisch mit einer Prise eines sehr exotischen Gewürzes.


    Syndra nahm den Blick von den jungen Frauen und sah den Nachtelfen an.
    "Für euch habe ich etwas ganz besonderes, wenn ihr wünscht." Ein bezauberndes Lächeln traf Seoul und auf einmal wirkte die junge Frau in dem altmodischen Kleid so zierlich und zerbrechlich, dass man ihr gar nicht zutraute, dass sie die schweren Backbleche mit den verschiedensten Gebäckstücken ständig hin und her trug.

  • Layia griff nach dem Gebäckstück, und lächelte dankbar. Bvor sie jedoch hineinbeißen konnte wurde sie des Nachtelfen gewahr, der die Bäckerei soeben betreten hatte.
    "Seoul?", fragte sie ungläubig, obwohl sie sich sicher war, dass er vor ihr stand. Für einen Moment war sie kurz davor zu vergessen, dass sie diese leckere Teigtasche in den Händen hielt. Sie war drauf und dran vor Freude zu hüpfen. "Meine Güte, haben wir uns lange nicht mehr gesehen!" Sie grinste über beide Ohren, musterte kurz Losifa, die Seoul zuerst begrüßt hatte, ehe sie wieder auf den Leckerbissen in ihren Händen herabsah.
    Layia schnupperte nochmal intensiv daran - und biss herzhaft hinein.
    Im gleichen Moment in welchem der milde Geschmack des Gemüses, die salzige Nuance des Käses ihrem Mund füllte, fühlte sie sich wie in einer anderen Welt. Geräusche, Düfte ... alles war nur noch Beiwerk in einem tiefen, sanften, blumigen Traum, der sie umfing. Selbst der Geschmack des Gebäckstücks spielte nur noch eine Nebenrolle und ihr innerer Wolf, der sich zuvor noch herumtänzelnd gefreut hatte, sank zu einem schlafenden Fellteppich zusammen.
    Ein seliges Lächeln erschien auf ihren Lippen und ihre Augen schlossen sich halb, als sie wieder zu Seoul sah, der ein einziger verschwommener Fleck vor ihren Augen war. Es kümmerte sie nicht.
    "Herrlich ...", seufzte sie und setzte sich an Ort und Stelle auf den Boden, weil ihre Füße sie nicht mehr tragen wollten und ihre Knie wegknickten. Sie gähnte ebenso genüsslich, wie sie vorher in das Gebäckstück gebissen hatten und offenbarte dabei ihre Eckzähne jedem, der sie dabei beobachtete, ehe sie sich mit beinahe provozierender Langsamkeit an einen zweiten Bissen machte.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • "Ich danke euch sehr. Natürlich werde ich es annehmen," antwortete er und während sein Blick über die zierliche Gestalt glitt, bekam er ein schlechtes Gewissen. Wie konnte man der Frau alleine eine so anstreckende Arbeit überlassen. Er musste sich zusammen reißen um ihr nicht seine Hilfe anzubieten. Immerhin hatte er ja einen Beruf. Aber vielleicht war sie ja doch jetzt zu diesem Zeitpunkt angebracht, jedoch waren momentan keine schweren Arbeiten zu verrichten. "Ich bin beeindruckt. Sagt führt ihr diese Bäckerei allein? Die Blecke müssen doch schwer sein und ebenso das Kneten des Teiges."
    Es fiel ihm schwer sich wieder auf Layia zu konzentrieren. Selten hatte er sie so entspannt gesehen. Nein, eigentlich sogar noch nie. Es war ihr wohl in der Zwischenzeit wohl ergangen.

  • Da war ...! Aufgeschreckt fuhr sie herum, als die Tür sich öffnete und kalte Luft von draußen hineinschwappte. Losifa zwang sich die menschlichen Sinne fast auf, und die Stimme, die sie kurz darauf vernahm, tat ihr Übriges. Schließlich war ihr zweites Ich trotz allem unfähig, nur eine der Sprachen auf Beleriar auch so wiederzugeben, dass andere sie verstanden. War ein aussichtsloses Unterfangen, das.


    Seoul war es also, der hereingeschneit kam. Der dunkle Mann, der, zusammen mit dem hellen Mädchen, ihre Aufmerksamkeit im Gasthaus auf sich gezogen hatte. Jetzt wirkte seine Erscheinung noch düsterer, noch verdächtiger. Doch so waren sie nun einmal, sein Volk. Offenbar passte er ebenso gut auf den Jahrmarkt wie Losifa selbst. Ein kleines Lächeln blieb für ein paar Augenblicke an ihren Lippen hängen und sie antwortete: „Ebenfalls einen schönen Abend.“ Dann stutzte sie. Der Duft? Ja, natürlich, der war es gewesen ... Sie murmelte etwas in die Richtung, fand die richtigen Worte nicht gleich.


    War deshalb für den Moment froh, ihr Gebäckstück entgegenzunehmen. Eine nähere Untersuchung ergab einen unvermeidbaren Fischgeruch und dazwischen noch etwas anderes ... Am liebsten hätte sie es mit gespaltener Zunge angestupst, um zu probieren. Doch nicht hier. Da waren die Vorurteile, sie wusste um die Vorurteile, und ließ ihre Zunge, wo sie war. Biss stattdessen wie jeder normale Mensch auch erst einmal ein kleines Stückchen ab. Schmeckte gut, originell. Sonst aß sie nie Fisch.


    „Mich würde interessieren, was Ihr an einem Ort wie diesem überhaupt treibt“, wandte sie sich dann wieder an Seoul. Während sie auf die Antwort wartete, knabberte sie weiter an ihrem Fischgebäck herum.

  • Tiefgründig lächelte Syndra Seoul an.
    "Ab und an habe ich ein wenig Hilfe." Erwiderte sie brav und eine leichte Röte legte sich auf die blassen Wangen.


    "Mögt ihr es süß oder salzig?" Fragend sah sie Seoul an.

  • Seoul gefiel die Tatsache nicht, dass es ungewöhnlich war für eien Nachtelfen an einem solchen Ort aufzutauchen. Aber es war wohl so. Und was sollte er ihr scon sagen. Das er mit seiner Geliebten verabredet war? Das ging aber niemanden etwas an und außerdem konnte man eigentlich auch nicht mehr von Freundin oder Geliebter sprechen.
    "Wieder einmal ist es die Zerstreuung," antwortete er mit abweisenden Blick. Nahm sich aber rasch wieder zusammen und schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln, bevor er sich wieder der Bäckerin zu wandte.
    "süß, hätt ich gerne," antwortete er der Hübschen.

  • Die Worte der anderen Anwesenden plätscherten an ihren Ohren vorbei, viel zu entspannt, viel zu zufrieden mit sich und der Welt war sie, sodass sie sich genüsslich den letzten Happen in den Mund schob und sich keine Gedanken um die Blätterteigkrümel machte, die sie auf dem Boden, auf ihrer Kleidung und um ihren Mund herum verteilt hatte.
    Als sie fertig gekaut und den letzten Rest geschluckt hatte, schleckte sie sich in wölfischer Manier den Mund und streckte die Beine aus. So auf dem Boden sitzend wurde ihr erst bewusst wie herrlich die große, bunte Welt um sie herum war. So hatte sie das noch nie betrachtet. Sie kam sich ein wenig vor, als habe sie jene Kräuter genossen, die diffuse Gestalten ihr einst andrehen wollten, aber sie fühlte sich unglaublich wohl.
    Die Welt schien hoch, weit, und alle Gesichter sahen gütig zu ihr hinunter, während sie ihnen selig entgegenblickte. Alle Schmerzen - welche Schmerzen? - waren vergessen, die bedrückenden Kapitel der Vergangenheit ausradiert und lediglich die guten blieben, drängten an ihr Bewusstsein und wollten sie umarmen. Misstrauen war verflogen, selbst der Wolf in ihrem Inneren schien ihr nun zahm und verschmust, sodass seine Anwesenheit ihr eine Wonne war. Sie ließ ein glückliches Summen ertönen.


    Seoul, der sich etwas Süßes bestellt hatte erntete einen verklärten Blick von ihr als sie zu ihm aufsah. "Wozu suchst du Zerstreuung? Ist die Welt nicht schon amüsierend genug?" Layia ließ ein leises Lachen hören, das sie so selten hören ließ, das ihr aber immer mehr zu gefallen begann. "Ich meine - seh' dich doch mal um?"
    Sie ließ den zufriedenen Blick streifen, lächelte breit und genoss den Anblick der schönen Bäckerei, der Bäckerin, die andauernd lächelte, streifte Losifa mit einem stillen Blick und kehrte schließlich zu Seoul zurück. "Siehst du es nicht?"

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • "Etwas Süßes wollt ihr haben? Sehr gerne." Die Bäckerin schien einen Augenblick lang zu zögern, besah sich Seoul richtig und gab ihm dann ein süßes Brötchen. Im Teig waren Schokoladen und Mandelstücke und oben drauf eine knackige Kruste aus Zucker und Zimt.


    "Lasst es euch schmecken.." Syndra schmunzelte und warf einen gütigen Blick auf Laiya. "Auf das ihr auch so Gefallen an meinen Backwaren findet, wie diese Dame."

  • Jemand beobachtet dich ... Jemand ... beobachten, Augen im Dunkeln ... sieht Dich!


    Augen weiteten sich, flüssiges Gift glitzerte heraus. Da war jemand! Niemand war hier allein. Alle wurden gesehen, und doch blieb derjenige unbemerkt. Die Bäckerei wurde von jemandem benutzt. Wozu? Nebensache! Hastig fuhr Losifa herum, musterte jede Ecke, jeden dunklen Spalt. War dort etwas aufgeblitzt? Sie konnte nicht sehen, was sich in diesem Schatten oder unter jener Kante verbarg. Lag etwas auf der Lauer? Gefährlich? Oder boshaft?


    Zu viele Fragen. Einfach zu viele. Sie war etwas verwirrt. Rieb sich die Schläfen, blinzelte. Ein Blick bohrte sich in ihren Nacken. Dieser Schmerz! Was war zu tun? Sie musste diesen Augen entkommen, vor dem Unsichtbaren davonlaufen! Andernfalls würde sie nie Frieden finden.


    Doch ein kleiner Teil sträubte sich. Wozu war sie schon hier? Nur um gleich wieder wegzulaufen, sehr sinnvoll. Es musste einen Sinn geben! Wie im Fieber huschten ihre Augen im Raum umher, die Wärme, die der Ofen ausstrahlte, trieb ihr glänzenden Schweiß auf die Stirn. Wischte hastig drüber und verschmierte noch mehr. Weiße Hand sah sie. Gespenst? Nein, ich drehe schon durch. Alleine ist man schwach. Seltsame Gedanken.


    Da bekam sie plötzlich ein Stück Stoff in die Hand. Angst, Angst, Angst rauschte von anderer Seite heran. Keine Zeit mehr. Klammerte sich panisch an dieses Stoffstück. Schien wohl Kleidung zu sein. Kurzer Blick hoch, die Augen fieberten. Hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Delirium. Doch es roch vertraut, ein wenig Ruhe lag darin. Konnte halbwegs klare Gedanken fassen.


    Als ihr Blick hinauf wanderte, blickte sie in ein dunkles Gesicht. Seoul.

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