Der Park

  • Brennan lachte und schüttelte den Kopf. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt lief er weiter.


    "Nein, nein, auch wenn dies gerne zu den "Märchen" gehört, die man sich erzählt. Lilliande und Yanariel sind die Göttinnen der Liebe. Ihr müßt Amelie fragen, ob in deren Tempeln Orgien stattfinden." Der Dunkeläugige grinste breit und erklärte weiter.
    "Shirashai ist die Göttin der Schatten - Schatten können nur dort sein, wo Licht ist und es gibt einige ihre Anhänger, die dies auch so leben. Vielleicht seht ihr dort euren Bäcker oder sonst jemanden, der tagsüber den Schein wahrt. Mithochgeschlossener Kleidung seinen Geschäften nachgeht und immer abstreiten würde, Shirashai anzubeten. Diese Personen zeigen oft erst im Tempel ihre wahre Natur."


    Brennan strich sich über den Nacken. Eine Geste, die man oft bei ihm sah. "Nicht jeder trägt sein Herz so auf der Zunge wie ich und bekennt sich öffentlich zum Glauben. Zuoft wird Shirashai mit dem Bösen in Verbindung gebracht. Aber hat euch ein Schatten schonmal etwas getan?"

  • Mit Verwunderung musste Amelie feststellen, dass Ta'shara ganz offensichtlich Brennan gegenüber auf Abstand ging, kaum hatte er die Hand auf ihre Schulter gelegt. Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. Sei nicht so überspannt, Amelie! Du kannst nicht in jeder Frau eine Konkurentin sehen, nur weil eine andere Tänzerin dir deinen Auftritt heute streitig gemacht hat! Mit diesem Gedanken gab sie sich vorerst zufrieden und widmete sich dann interessiert Brennans Ausführung.


    Als er das Wort "freizügig" erwähnte, sah Amelie kurz an sich herab. Nun. Diesbezüglich würde man Amelie wohl tatsächlich für eine Gläubige halten. Zwar hatte sie sich für den ursprünglich geplanten Tanzauftritt für einen knielangen Rock entschieden, jedoch war dieser sehr körperbetont und das dazu passende Oberteil zeigte einen recht gewagten Ausschnitt. Die Nymphe war in diesem Moment zu sehr mit sich selbst beschäftigt, so dass sie Ta'sharas Frage keine weitere Beachtung schenkte.


    Brennan erwähnte kurz darauf die Göttinnen Lilliande und Yanariel, was Amelie aufhorchen ließ. Sie war nicht oft genug in ihren Tempeln, als dass sie wusste, ob dort derartige Orgien stattfanden. Sie erinnerte sich an das, was Brennan ihr bereits von Shirashais Tempel erzählt hatte und versuchte, sich die Erinnerungen an den Tempel der Lilliande und der Yanariel ins Gedächtnis zu rufen. Auch wenn es Ta'shara bestimmt nicht interessieren würde, fasste Amelie kurz zusammen, was in ihrer Erinnerungen haften geblieben ist: "Wenn Ihr nachher im Tempel steht, stellt Euch einfach das Gegenteil von dem vor, was Ihr seht. Dann habt Ihr eine vage Vorstellung, wie es in den Tempeln der Liebe und Schönheit aussieht. Überall duftet es nach Blumen. Alles dient in irgendeiner Weise dem Zweck der Liebe und der Schönheit. Leider kann ich nicht sagen, ob dort Orgien stattfinden. Ich war da nicht allzu oft und dann auch nicht sehr lange ... " Der Ton, mit dem die Nymphe sprach, verriet, dass sie nicht allzuviel von diesen Tempeln hielt und mit einer gewissen Abneigung in der Stimme fügte sie noch hinzu: "Romantik pur!". Amelie schüttelte den Kopf, war sie doch davon überzeugt, dass dies alles nur Heuchelei war.

  • "Ich glaube nicht an Märchen", entgegnete Ta'shara unverbindlich lächelnd. Der Rest von Brennans Erklärung interessierte sie wenig. Zwar dienten Gerüchte ihr durchaus als Informationsquelle, doch unterzog sie diese stets einer genauen Betrachtung und prüfte diese auf ihren Gehalt. Ob ihr Bäcker nun Anhänger der Shirashai war oder nicht, ob er dazu stand oder nicht und ob er des Nachts entblößt in irgendeinem Tempel tanzte, war zur Zeit nicht von primärem Interesse für sie. Interessant war der Mann bisher lediglich in Bezug auf eine Sache gewesen. Zu Ta'sharas Bedauern jedoch hatte er sich nicht als genug Mann erwiesen, um ihre brennendste Sehnsucht zu erfüllen.
    Kurz schnaubte sie, fegte den Gedanken jedoch beiseite. Vergangenheit. Selbst für eine Valisar war diese, ebenso wie die Zukunft, war sie oft schon gegenwärtig, ehe man überhaupt damit rechnete.


    Nachdenklich ging Ta'shara neben Brennan her, betrachtete ihn von der Seite. War er ihre Zukunft oder war er schon Teil ihrer Vergangenheit? Was war geschehen, seit er am frühen Abend die Wohnung verlassen hatte? Was war mit dem Orakel?... Ta'shara schüttelte leicht den Kopf, es fehlte ihr an Konzentration. Irgendwas war falsch... und je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr kam sie zu dem Schluss, dass es nicht der bevorstehende Besuch des Shirashai-Tempels war, sondern diese Frau.
    Mit den Jahren hatte Ta'shara ein feines Gespür entwickelt für das Verhalten anderer. Schon allein, um sich selbst darauf einstellen zu können und mit ihrer Gegenwart und ihren Reaktionen nicht mehr Verunsicherung hervorzurufen, als es ohnehin schon oft der Fall war. Unauffällig sah sie nun zu Amelie, beobachtete ihre Mimik, ihre Blicke, nahm die vorherigen Beobachtungen hinzu, die Reaktion auf Ta'sharas Erscheinen, Amelies Suche nach Brennans Nähe und ihr Wunsch nach seiner Berührung...


    Um Ta'sharas Lippen spielte ein kühles Lächeln. Sie hätte nicht einmal Valisar sein müssen, um in diesem Fall eins und eins zusammen zu zählen: Amelie war interessiert an dem Vogelhändler.
    Sei es drum. Das zeugte von äußerst gutem Geschmack. Etwas kompliziert nur, da auch ihr eigenes Interesse an dem Mann von eigentümlicher Intensität war, die sich nur durch diesen einen Moment erklären ließ, da Brennan einen winzigen Teil ihres anderen Ichs geblickt hatte.
    Ta'sharas Lächeln wurde freundlicher. Es würde eine interessante Erfahrung werden, herauszufinden, wie weit sie würde gehen können, gebunden durch den Kodex, um ihre Interessen zu wahren. Und lehrreich auch sicher die Erfahrung, ob Brennan wirklich der Mann war, den sie in ihm vermutete; ob er wirklich die Stärke besaß, ebenbürtig an der Seite einer Valisar zu stehen und zu bestehen, oder ob er am Ende doch fiele, wie all die anderen vor ihm.


    Die junge Valisar nahm ihren Blick von Brennans Antlitz. Auch diesen Gedanken schob sie vorerst einmal beiseite und wandte sich stattdessen an Amelie.
    "Lilliande und Yanariel. Einst hat meine Mutter ihnen gedient, bevor Narions Fluch sie traf... ich kenne sie nicht. Nicht deren Liebe und nicht deren Tempel." Sie sah zu Brennan. Er wusste um ihre Gleichgültigkeit, was Götter und Göttinnen betraf. Er wusste, dass sie für derlei Firlefanz keinen Sinn hatte. Und im Sinne dieses Gedankens fuhr sie fort.
    "Romantik... überladender Kitsch, der von der eigenen Unzulänglichkeit ablenken soll. Nichts als eine schöne Kulisse." Diese Definition hatte sie von ihrer Mutter. Doch ihre Erfahrungen haben sie gelehrt, dass ihre Mutter in dieser Hinsicht mehr als Recht hatte.

  • Interessiert widmete sich Amelie der Definition Ta'sharas, was den Begriff Romantik anbelangte. Insgeheim musste sie sich eingestehen, dass die Frau recht hatte. Romantik war tatsächlich nicht mehr als "überladender Kitsch". Diese Beschreibung war so treffend.
    Und dennoch legte Amelie großen Wert auf diesen "überladenden Kitsch", wollte sie doch schließlich irgendwann der wahren Liebe begegnen.
    Um Romantik zu erleben brauchte sie zwar keinen Tempel, in dem es nach den verschiedensten Blumen duftete, aber eine schöne Kulisse sollte sich schon bieten. Die Nymphe wusste um diese leidige Naivität, die ihr Leben begleitete, doch dies wollte sie auf keinen Fall vor Brennan und Ta'shara eingestehen, deshalb entgegnete sie lediglich: "Nun. Die Definition von Romantik liegt doch immer noch im Auge des Betrachters."


    Für einen kurzen Moment blieb sie stehen und betrachtete mit verträumtem Blick Brennan, während sie sich ausmalte, wie romantisch diese Nacht hätte werden können, wäre Ta'shara nicht dazwischen geplatzt. Doch die Zeit ließ sich nicht zurückdrehen und Amelie musste die Situation wohl oder übel akzeptieren, wie sie gekommen war. Den Blick zielstrebig nach vorne gerichtet ging sie weiter, ohne weiter auf Ta'shara zu achten.


    Ach Amelie, heute scheint irgendwie nicht dein Tag zu sein. Aber was soll`s? In ein paar Stunden beginnt ein neuer Tag - und was soll bis dahin noch großartig passieren ...

  • Brennan schmunzelte in sich hinein. Erstaunlich, wie unterschiedlich die beiden Frauen doch waren. Das würde mit Sicherheit noch ein interessanter Abend werden.
    Ta'shara würde er mit dem Palast der Nacht wohl kaum beeindrucken können, doch war dies bei ihr auch nicht sein Ziel. Bei Amelie lag die Sache anders und der Händler war sich sicher, dass das Herz der Tänzerin schneller schlagen würde, wenn sie die Pracht des Tempels sah. Er selbst freute sich auf den Augenblick, in dem er das Funkeln in ihren Augen sah. Genauso wie er sich darauf freute, die Kühle, die Ta'shara ausstrahlte mit der Kühle des Tempels verschmelzen zu sehen.


    Beide Frauen waren so unterschiedlich und doch würde Shirashai sich nach beiden die Finger lecken.


    "Natürlich ist "Romantik" etwas sehr Individuelles." Brachte er sich wieder in das Gespräch ein und dachte einen Augenblick lang nach, was Romantik für ihn bedeutete. War sie im Endeffekt nicht einfach immer nur Mittel zum Zweck?
    "Für manche reicht schon eine einzelne Kerze aus um Romantik vorzuheucheln, andere brauchen ein Bett voll Rosen und widerrum andere finden es schon romantisch, wenn ihre Frau ihnen eine deftige Schweinekeule vorsetzt." Brennan zwinkerte Amelie zu.


    "Es ist nicht mehr weit zum Palast." Sprach er dann und seine Stimme wurde wesentlich ruhiger und soetwas wie "Ehrfurcht" war herauszuhören.

  • Amelies Schritte wurden ein wenig schneller. Die Nymphe war furchtbar aufgeregt und spürte die verschiedensten Gefühle in sich aufsteigen. Zum einen freute sie sich, endlich diesen Tempel sehen zu dürfen, von dem Brennan ihr bereits in den höchsten Tönen erzählt hatte. Doch auf der anderen Seite beschlich eine leise Angst die Nymphe, hatte sie doch in ihrem Leben viel zu oft über die Götterwelt im Allgemeinen geschimpft. Zwar hatte Brennan ihr bereits erklärt, dass es Shirashai mit Sicherheit gefallen würde zu wissen, dass Amelie nicht blind den Göttern folgt, doch das beruhigte sie keineswegs. War es nicht Verrat, was sie da tat? So viele verwirrende Gedanken schwirrten in ihrem Kopf. Für Sekundenbruchteile war sie sogar versucht, umzukehren. Doch da war wieder die Neugier auf diesen wundervollen Tempel. Und vielleicht hatte Brennan mit seiner Vermutung recht. Sie würde nie herausfinden, ob sie im Tempel willkommen war, wenn sie es nicht einfach versuchen würde. Diese Neugier und der Wunsch, dort willkommen zu sein, trieben Amelie an. Denn tief in ihrem Herzen war sich die Nymphe sicher, dass Shirashai die einzig wahre Göttin in ihrem Leben sein konnte. Brennan hatte ihre Augen geöffnet und sie endlich auf den richtigen Weg geführt.

  • 'Schweinekeule', übernahm Ta'shara Brennans Gedanken.
    "Wild oder Hausschwein?" Eine wichtige Frage, denn der Geschmack der beiden Tiere war gänzlich unterschiedlich. Sie persönlich mochte das Hausschwein nicht sonderlich. Sie aß es, wenn nichts anderes zur Wahl stand, weil es ebenso satt machte, aber sie aß es ohne einen besonderen Genuss dabei zu empfinden. Sie aß auch sonst ausschließlich, weil ihr Körper nach Nahrung verlangte, aber sie wusste durchaus, was ihrem Gaumen 'Freude' bereitete und was nicht.


    Die gedankliche Beschäftigung mit dem Essen erinnerte Ta'shara daran, dass sie heute Abend noch nichts zu sich genommen hatte. Eigentlich wollte sie nach ihrem Treffen mit Yass'lân nach Hause, doch dazu war es nun nicht gekommen. Ein Umstand, der mit einem Mal Unmut in ihr hervorrief, denn sie mochte das Gefühl eines knurrenden Magens nicht sonderlich.
    Da kam es ihr sehr entgegen, dass der Tempel nun schon in Sichtweite war. Das etwas abseits gelegene Gebäude des Palastkomplexes jedenfalls schien ihr das passende Bild zu bieten. Kühle ausstrahlend und wie in einen Mantel aus Dunkelheit gehüllt, schien der Tempel neugierig machen und zugleich die zartbesaiteten Gemüter abschrecken zu wollen. Ähnlich wie der kleine Altarraum in Brennans Wohnung. Ob der Tempel seine Gäste und potentielle Jünger auch bewirtet? Die Frage lag ihr auf der Zunge.


    Ta'shara blickte zu Brennan... und verwarf den Gedanken. Ein Glitzern lenkte sie ab. Unmerklich verlangsamte die Valisar ihren Schritt. Doch weder Unbehagen noch Ehrfurcht veranlassten sie dazu, sondern lediglich ihre jahrelange Schule und ihr Instinkt, die sie geboten, eine fremde Umgebung zunächst einmal einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Und dieser Palastkomplex war Neuland. Sowohl in dem Sinne, als dass sie diesem Viertel bisher keine lokale Bedeutung beigemessen hatte, noch war es bislang für sie von beruflichem oder gar ideellem Interesse gewesen. Zugegeben, der Turm der Eleria Anuriel hatte durchaus seinen Reiz mit all den Saphiren, deren Glitzern ihre Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatte. Aber er hatte auch ganz klar den Nachteil der Transparenz. Und solange sie keinen Weg fand, sich mit einem Unsichtbarkeitszauber zu belegen, versuchte sie gar nicht erst, an die Turmspitze zu gelangen.

  • Spät war es, sehr spät. Ja Spät war es geworden. Irgendwie drehten sich seine Gedanken nur noch um dieses eine Wort. Spät. Wie Spät war es eigentlich? Bestimmt noch nicht zu spät! Dachte sich der alte schmunzelnd während er etwas Torkelnd auf einen Baum zu lief. Hach war das eine schöne Feier, so schön lustig. Ja sie hatte Spaß gemacht, einen Spaß wie er Neala gerecht wurde. Ja ihre Feiern waren doch immer die Besten.
    Holzig und geriffelt ertastete seine Hand den Baum. Doch lange beührte sie ihn nicht, da wandte Rakal ihm auch schon den Rücken zu und lehnte sich. Er hatte wohl doch etwas zu viel des guten Weines genossen. So würde er es jedenfalls nur sehr spät bis nach Hause schaffen. Noch viel Später. Dieses vermaledeite Spät.
    Nun denn heute würde er eh nicht mehr ankommen, oder war es schon Gestern, also heute schon Morgen. Ach verdammt war ja auch egal. Es hatte Spaß gemacht und das war es doch was zählte. Spaß.
    Langsam rutschte er mit dem rücken entlang den Baum hinab, bis er auf der Erde saß. Nun denn, warum eigentlich nicht. Waren seine letzten Gedanken ehe er die Augen schloss. Er war schon gespannt,w ie ein Morgen im Park wohl beginnen würde.

  • Die junge Cath'Shyrr war alleine unterwegs. Endlich alleine. Wiederum hatte sie einen langen Abend damit verbracht, neue Kontakte zu knüpfen, um das Geschäft ihres Vaters, und somit vielleicht auch bald ihr eigenes, zu unterstützen. So sehr Yarea auch in den neckischen Geplänkeln aufging, genoss sie es auch immer, wenn solche Abende vorbei waren und sie ihre Ruhe hatte.
    Leise klackten die Absätze ihrer dunklen Stiefel auf dem Kopfsteinpflaster. Kurz entschlossen lenkte sie ihre Schritte in die Richtung des mondbeschienen Parkes, dessen Baumwipfel hie und da zwischen den grossen Häusern hervorblitzten. Dort würde sie nach dieser lauten und hektischen Nacht etwas Ruhe finden. Sorgfältig zog sie die glitzernden Nadeln aus ihrem weissen Haar, das ihr bald in den gewohnten Kaskaden bis ins Kreuz fiel. Erleichtert seufzend strich sie sich eine Strähne aus den Augen, nur um sogleich inne zu halten. Was war das? Ein leises Geräusch, ein dunkles Kratzen? Die Cath blickte sich verwundert um, bis sie denn Urheber fand. Ein alter Mann, der friedlich an einen Baum gelehnt vor sich hin schnarchte. Yarea lächelte verwundert.
    Neugierig ging sie einige Schritte auf den Schläfer zu, liess sich in die Hocke nieder und nahm den Alten in Augenschein. Was er hier wohl tat? Dem untrüglichen Geruch nach Wein zu Folge wohl seinen Rausch kurieren.


    "Guten Abend,könnte man Euch behilflich sein? Beispielsweise mit einem sicheren Geleit zum eurem Bett?"

  • Langsam und träge öffnete er die Augen, erst einmal zu schlitzen, das war ja auch weit genug. Woher war nur diese Stimme gekommen. Die Stimme einer Frau. Nicht das er Frauenstimmen nicht mochte, ganz und gar nicht, diese hier war ja auch noch eine liebliche. Doch irgendwie war es im Moment nicht das, was er brauchte. Er war immer noch müde. Es war doch bestimmt noch nicht Tag. Verschwommene Schemen wurden langsam Konturenreicher. Und beim routinierten Griff in Richtung des nicht existenten Beistelltischchens merkte der Alte auch, dass dies nicht sein Bett war. Die Erinnerung zeigte sich nun auch in seinem Kopf, er war im Park eingeschlafen. Mit der Zunge schmatzend über den trockenen Mund fahrend rieb er sich die Augen. Nun konnte er sein schönes Gegenüber besser sehen. Nach einem ausgiebigen Gähnen und Strecken widmete er sich nun endlich der Fragenden. Nun meine Schöne, zu helfen ist einem Alten, wie mir, doch schon lange nicht mehr. Außer vielleicht mit etwas Schlaf. Aber Neala sei Dank, ist es ja eine Schönheit die mich davon abhält, da bin ich doch gerne bereit noch etwas länger die Augen offen zu halten und den Anblick zu genießen. Sprach der Alte mit einem Lächeln und einem wohl nicht gänzlich ernst gemeintem Zwinkern. Aber entschuldig meine unhöfischen Manieren. Der Priester erhob sich und stütze dabei sich am Baum ab. Seine Gelenke verkündeten dabei laut knacken ein Lied von seinem Alter. Endlich erhoben ging es sogleich auch wieder etwas hinunter in eine tiefe Verbeugung. Rakal der Neala und euch stehts gern zu Diensten, Schönheit. Ob die wild schwingenden Arme dabei dienten um die Balance zu halten, oder nicht vielleicht ehr etwas spotteten, war nicht zu erahnen.

  • Die Weisshaarige wartete geduldig, bis der Alte den Klauen des Schlafes entfliehen konnte. Aus seiner Sicht war es aber wahrscheinlich eher sie, die ihn aus dessen warmer Umarmung gescheucht hatte. Sie lächelte wieder, ein angedeutetes Schmunzeln nur, ein stummer Zeuge ihrer inneren Heiterkeit. Die Nacht war milde, eine sanfte Brise wehte - die Cath'Shyrr fühlte sich erfrischt und erholt, war bereit für ein neues Abenteuer, und sei es nur, einen älteren Herrn sicher nach Hause zu geleiten.


    Nun lachte Yarea wirklich, ein amüsiertes Lachen über die Schmeicheleien, mit denen der Alte nicht gerade geizte.
    Als ihr Gegenüber umständlich aufstand und zu einer Verbeugung ansetzte, fürchtete sie einen Moment lang, er würde umfallen. Doch mit schwingenden Armen konnte er sich in einer Pose halten, die der Cath ein weiteres Lachen entlockte.


    "Ich bin beeindruckt alter Mann, manch Jüngerer könnte in eurem Zustand nicht einmal mehr auf beiden Beinen stehen. Nun denn, ich frage mich, ob ich nicht eher Euch zu diensten sein könnte, ich bezweilfe nähmlich, das dies hier euer gewohnter Schlafplatz ist."


    Ein kurzer Spaziergang käme ihr jetzt gerade Recht, irgendwie war ihr nach etwas Bewegung. Sie richtete sich ebenfalls aud, und stand dem Priester nun gegenüber.


    "Nun denn Priester, wohin wolltet ihr denn, bevor ihr dem unwiderstehlichen Ruf des Schlafes erlegen seid? Und Rakal? Man nennt mich Yarea" sie lächelte ihm freundlich zu, die grünen Augen funkelten heiter.

  • Ein wirklich freundliches und zuvorkommendes Gegenüber, welches auch sehr lieblich schien, davon abgesehen, dass sie wohl die üble Angewohnheit hatte alte Männer aus ihrer nächtlichen Ruhe im Park zu helfen. Doch wie schon alles andere im Leben, nahm er dies mit Hunor, und sie tat es wohl auch. Zumindest schien sich das Schmunzeln einen festen Platz in ihrem Gesicht errungen zu haben.
    Tja, wir älteren haben eben mehr Erfahrung mit solchen Zuständen als die Jüngeren, erwiederte er mit einem Grinsen, welches ihrem in Nichts nachstand. Nun Miss Yarea, Ihr habt recht, dies hier ist nicht der von mir bewohnte Ort, oder doch, na vielleicht ein bischen. Mit der rechten Hand fuhr er scheinbar nachdenklich über sein Kinn. Eigentlich wohnte ich überall. Also auch hier. Darf ich euch in mein Wohnzimmer bitten, sprach er mit einer ausschweifenden Geste, als würde er einen größeren Raum zeigen, doch deutete sein Arm lediglich einige Bäume weiter in die Räumlichkeiten des Parkes hinein. Begleitet mich doch ein Stück, dort hinten irgendwo müsste das Esszimmer kommen. Während er sprach reichte er ihr den rechten Arm leicht gebeugt entgegen, so das sie sich einhaken konnte, wenn sie denn wollte.

  • Die junge Cath hakte sich lächelnd bei dem Alten unter und musterte dabei scheinbar interessiert die Umgebung.
    "Ihr habt wirklich einen exquisiten Geschmack Rakal, euer Heim wirkt so einladend und gemütlich, ihr habt ein gutes Händchen was Einrichtungen anbelangt." Sie zwinkerte dem Priester zu. "Kann man denn in eurem Esszimmer auch wirklich etwas zu sich nehmen? Gegen einen kleinen Imbiss wäre momentan wirklich nichts einzuwenden! Von neckischem Geplänkeln und den winzigen Häppchen an diesen diplomatischen Feiern wird doch kein Mensch satt!" Sie verdrehte die Augen und rieb sich den knurrenden Magen.
    Yarea war nicht gross, und auch die Absätze an den Stiefeln reichten nicht, um mit dem Priester auf Augenhöhe zu sein, so musste sie nun leicht aufsehen, um Rakal etwas genauer zu mustern. Der Schalk schien in seinen Augen einen festen Platz gefunden zu haben, und sein Grinsen versprach Humor. Ja, die Cath genoss den Anfang dieser Begegnung sehr wohl. Ein trunkener, alter und um keinen Spass verlegener Priester, das versprach lustig zu werden. Die Cath grinste.

  • Oh, sicherlich können wir hier etwas zu uns nehmen, nur leider ist der Vorratskeller grade leer. Sprach er sichtlich nachdenkend, den Blick gen Himmel gerichtet. Die Sterne leuchteten auf sie herab, keine einzigen Wolke trübte den Nachthimmel, nur hin und wieder verbargen die Äste und Zweige. Sein Blick wanderte hinüber zu seiner jungen Begleitung. Gütige Augen sahen zu ihm zurück. Für einen kurzen Moment fühlte er sich an seine Jugend erinnert, an die Zeit, als er noch den Zirkus besuchte. eine Zeit, in der er den Frauen bei ihren atemberaubenden Vorführungen zu sah, in eine Zeit, wo er seine erste Cathshir kennen lernte, eine Zeit voller Liebe... und Leidenschaft. Hach das waren Zeiten fuhr es durch seine Gedanken und sein Schmunzeln konnte diese Gedanken kaum verbergen. Ob diese Frau auch eine Cathshir war, sie hatte etwas Katzenhaftes, wie seine Frau damals. Doch schon wurde es interessanter. Diplomatische Feiern? Oh diese können doch langweilig seien, wenn Politiker anwesend sind. Die Reden immer so viel und am liebsten über sich. Ein kurzes aber lautes Brummen unterbrach ihn. doch es kam nicht aus den Bäumen oder gar Büschen um sie herum. Nein es war näher, es kam von seinem Bauch. Nun Ihr habt wohl recht, wir sollten uns etwas besseres zu essen suchen. Doch wir wollen doch nicht selbst kochen, sprach er erneut grinsend. Eine Dame wie ihr es seid, muss gut bedient werden. Nun denn, wo wollt ihr denn hin, vielleicht kenne ich diesen Ort ja noch nicht.

  • Die Cath schmunzelte.
    "Was für ein unglücklicher Zufall" meinte sie schelmisch.
    Sie musterte ihr Gegenüber unverfroren, als dieser seinen Blick gen Himmel wandte. Sie meinte in seinen Zügen eine Spur Melancholie auszumachen, vermischt mit dem Glück vergangener Erinnerungen. Höchstwahrscheinlich weilte er gerade in seiner Vergangenheit, und Yarea dachte nicht daran, ihn dabei zu stören.
    "Wem sagt ihr das? Diese Selbstbeweihräucherung gewisser, nun, Persönlichkeiten ist geradezu bemerkenswert. Manchmal frage ich mich, ob sie wirklich an das Gebrabbel glauben, was sie da von sich geben." Die Cath schnaubte abfällig. Gerade die alten Scheinheiligen konnte sie nicht ausstehen. Yarea war sich bewusst, das ihre kleine Gestalt und das gleissend weisse Haar auffällig war, aber sie mochte es dennoch nicht, wie eine Rarität behandelt zu werden, mit der man vor seinen Kontakten angeben konnte. Nicht das die Frauen besser waren. Sie verdrehte die Augen, als der Priester sie mit seiner Frage davon abhielt, sich erneut aufzuregen.
    "Ich bin da eigentlich offen für alles, nun, beinahe alles. Ich bin erst seit kurzem hier in der Hauptstadt heimisch und kenne mich noch nicht wirklich aus. Könnt ihr mir etwas empfehlen?"

  • Shiai wanderte wortlos durch den Park. Zielstrebig und doch unbewusst lenkten ihre Schritte sie zum Wasser. Dort setzte sie sich ins Gras. Die Beine angewinkelt, ruhten ihre Arme auf den Knien und ihre Stirn auf den Armen. Bewusst holte sie mehrmals tief Luft, versuchte beim Ausatmen ihre Sorgen mit auszuatmen. Sie ließ die Beine zur Seite gleiten und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser. Selten war sie so unzufrieden gewesen mit dem was sie sah wie jetzt.

  • Sie wandte den Blick ab, betrachtete diesen schöne Umgebung mitten in der Stadt. Und fragte sich, ob sie diese verlassen würde, wenn ihr das Geld ausging. Betteln würde sie auf jeden Fall nicht gehen.
    Als ihr Blick das nächste Mal die Wasseroberfläche streifte, meinte sie Kia zu sehen und spürte wieder das Regen einer anderen Person in sich. Vehement schüttelte sie den Kopf.

  • Erneut ließ sie ihren Blick schweifen, mühte sich auf andere Gedanken zu kommen. Dieses Mal wanderten sie zu ihrer Schwester und vielleicht hatte sie recht gehabt. Vielleicht war sie es, die den falschen Weg gegangen war und nicht ihre Familie. Aber ein Leben bei ihr konnte sie sich auch nicht vorstellen.
    Du könntest auch in die Stadt gehen, nach einem Mann ausschau halten. Einem der Geld hat. Und dich ausführen lassen. Das ist gar nicht so schwer....flüsterte ihr eine innere Stimme zu. Doch sie war nicht gewillt auf sie zu hören. Diesmal nicht. Sie mochte keine Leute, die andere ausnutzen.

  • Gemächlich schlenderte Elaioël durch den Park. Das gedämpfte Ende seines Spazierstocks verursachte kaum ein Geräusch wenn es in langsamem Takt auf den Boden traf. Der Spaziergänger nahm das ihn umgebende Leben mit seinen Sinnen war. Der Geruch der Pflanzen, die sich hier gehen den sonst allgegenwärtigen Geruch der Stadt durchsetzen konnten. Die leisen Geräusche der Singvögel, die lauteren der andern Menschen und Elfen. Eine frische Briese, die ihren Weg über die Stadtmauer in den Park gefunden hatte. Mal das weiche Gras, mal kleine Steine unter den Stiefeln. Nur die Augen sahen die Welt nicht mehr und das lag nicht an der Maske, welche jene bedeckte. Aber er hatte sich daran gewöhnt, konnte sich kaum noch daran erinnern wie es war sehen zu können.
    Als er sich dem See näherte bemerkte er, dass an der Stelle auf die er zusteuerte jemand saß. Zunächst überlegte er sich woanders hinzuwenden, doch dann dachte er sich, dass er nichts gegen ein wenig Gesellschaft einzuwenden hätte. Etwa zwei Schritte von der schwarzhaarigen entfernt blieb er stehen.
    "Guten Tag meine Dame", sprach er sie mit einer angedeuteten Verbeugung an. Er schien keinen Zweifel zu hegen, dass sich vor ihm eine Frau befand. "Ich hoffe es stört Euch nicht, wenn ich mich hier niederlasse?"

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