Karrun blickte Rhynn bestürzt an. Hatte er ihn so schlimm erwischt? Und vor allem, warum war ihn das nicht aufgefallen? Die Worte trafen den Menschen doch härter, als er gedacht hätte. Und auch die anderen schauten etwas betreten weg.
„Das wusste ich tatsächlich nicht.“ erklärte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das klingt tatsächlich mehr nach etwas, das Paranoel tun würde, als dass was auf der Bühne passiert ist.“ fügte er an und schaute in die Runde. Nachdenklich Kauter auf seiner Unterlippe herum. Er fühlte sich schuldig nicht bemerkt zu haben, wie es seinen Leuten ging und hilflos, nichts tun zu können.
„Aber das sind alles keine Beweise. Wir brauchen irgendwas handfesteres, als unseren Verdacht. Das bestärkt mich zwar alles in meiner Annahme, dass mit den Vieren irgendwas nicht stimmt, was sie selbst nicht beeinflußen können. Aber damit überzeugen wir den General nicht. Das Problem ist, dass wir nicht einfach so, auf unseren Verdacht hin Ralinur veranlassen können in die Köpfe der Vier zu schauen. Wo kämen wir denn hin, wenn wir bei jedem Verdacht einen Bürger dieser Stadt dieser Prozedur unterziehen würden?“ Seine Stimme nahm etwas offizielles an, als würde er jemand anderes Nachsprechen. Durchaus war das auch seine Meinung, denn dieser Zauber, war doch ein Enormer eingriff in die Persönlichkeit einer Person. Nur gerade jetzt verfluchte er diese Ansicht.
„Warum ging das dann bei dir und Rhynn so schnell?“ fragte Nara’tee.
Karrun zuckte mit den Schultern und versuchte sich zu erinnern, was ihm berichtet wurde. „Ich glaube es passten einfach ein paar Gegebenheiten nicht richtig zusammen, weshalb… nein… sie haben bei mir die Spuren von dem Liebestrank im Blut gefunden… weil mein Verhalten merkwürdig war.“
„Das heißt, wir brauchen Blut und wenn wir auch sowas finden, dann hätten wir einen Beweis.“ sprang Nim auf und ließ davon ab, weiter herausfinden zu wollen, was die Cath’shyrr im Gesicht hatte. Die Finger hatte er dieses Mal bei sich gelassen. Aber er konnte den Blick nicht von dem dunklen Fleck nehmen.
„Ja, das wäre gut. … Aber bei dir hatten sie nichts in deinem Blut gefunden, oder?“ wandte sich Karrun an Rhynn.
„Wo wart ihr überall bei unserer Suche nach Hinweisen auf den Attentäter?“ wandte er sich weiterhin an Rhynn. Das war schließlich Owatus erster Außeneinsatz. Und nur da hätte es eine Gelegenheit gegeben. Verdammt, warum hatte er die ausführlichen Berichte noch nicht gelesen. Den vermutlich eh Owatu geschrieben hatte und somit als Hinweis eher fragwürdig war, oder? Das gleiche galt für die anderen Berichte. Alle verfasst von den vieren.
„Und weiß einer wo Markun und Jankris waren? Para…“ Karrun stockte und riss die Augen auf, als er wie erstarrt stehen blieb. Er wusste genau, wo alle waren..
„Was?“ fragte Rangolf ungeduldig.
„Wir waren alle auf der Lichtung!“
Die Worte, die der Hautmann sprach trafen ihn hart. Für ein paar Augenblicke starrte er den Mann vor sich nur an. Unsicher, was er darauf erwidern sollte. Er wollte es nicht noch schlimmer machen, doch jetzt fühlte er sich verraten. Er sprach davon, dass er versuchen wollte die Wahrheit herauszufinden, aber die Gelegenheit die er ihm bot, ignorierte er. Er bot geradezu einen Freibrief, weil sich doch niemand darum kümmern musste, ob es rechtens war, dass sie den Zauber an ihm anwandten. Owatu verstand nicht, warum es dann noch so schwierig war, das vor den Magierrat zu bringen. Es sei denn, all das was er heute Morgen noch gewesen war, zählte nicht mehr und in den Augen des Generals und des Rats war er somit nicht weiter als ein Verräter und schon immer gewesen.
In seinem Kopf drehte sich alles und das Denken fiel ihm immer schwerer. Fast als müsste er beim Denken durch eine Dicke Suppe schwimmen.
Wenn er gesagt hätte, ‚Ich werde es versuchen, dir diesen Wunsch zu erfüllen, aber es wird schwierig‘ ..ja das hätte er wohl so hingenommen, aber statt dessen pochte er auf Beweise, die er nicht liefern konnte Wenn er Beweise hätte, dann würde er sich bestimmt nicht wünschen, das Ralinur in seinem Kopf herumwühlt um dort irgendwas zu finden, von dem er selbst nicht wusste, ob es existierte.
„Noch nichtmal meinen letzen Wusch bist du in der Lage mir zu erfüllen. Ich bitte dich schließlich um nichts unmögliches. Wie zum Beispiel, dass ihr mir glaubt ohne Beweise. Wie soll ich das denn Bew…“ Er war lauter geworden und der letze Teil seines Satzes ging in einem Husten unter, was ihn sich schmerzerfüllt zusammen krümmen ließ.
Auch als der Hustend´reiz wieder abgeklungener , blieb er einfach so schräg gegen die wand gelehnt liegen. Den Blick gesenkt. Er wollte Leander nicht mehr in die Augen sehen. Vielleicht hätte er doch die Chance zur Flucht ergreifen sollen und es zumindest versuchen sollen. Wenn es eh nichts wert war, dass er zu den Greifenreitern gehört hatte und ihm keiner glaubte ohne Beweise.
Auf die Frage nach dem Heiler bekam Leander erstmal keine Antwort. Was sollte der schon anderes machen als Rhynn?
Es sei denn es war Rhynn, dann ja. Dann konnte er sie vielleicht nochmal sehen.
Schließlich nickte er.
„Ich werde versuchen dir das zu erfüllen.“ sagte der Hauptmann nun doch, als er die Zelle verließ.
Und Owatu starrte wieder in die Dunkelheit. Jetzt wo noch nichtmal mehr Licht durch das vergitterte Fenster zu ihm durchdrang.