[Corandir] Die Greifenreiter von Corandir

  • Karrun blickte Rhynn bestürzt an. Hatte er ihn so schlimm erwischt? Und vor allem, warum war ihn das nicht aufgefallen? Die Worte trafen den Menschen doch härter, als er gedacht hätte. Und auch die anderen schauten etwas betreten weg.
    „Das wusste ich tatsächlich nicht.“ erklärte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das klingt tatsächlich mehr nach etwas, das Paranoel tun würde, als dass was auf der Bühne passiert ist.“ fügte er an und schaute in die Runde. Nachdenklich Kauter auf seiner Unterlippe herum. Er fühlte sich schuldig nicht bemerkt zu haben, wie es seinen Leuten ging und hilflos, nichts tun zu können.
    „Aber das sind alles keine Beweise. Wir brauchen irgendwas handfesteres, als unseren Verdacht. Das bestärkt mich zwar alles in meiner Annahme, dass mit den Vieren irgendwas nicht stimmt, was sie selbst nicht beeinflußen können. Aber damit überzeugen wir den General nicht. Das Problem ist, dass wir nicht einfach so, auf unseren Verdacht hin Ralinur veranlassen können in die Köpfe der Vier zu schauen. Wo kämen wir denn hin, wenn wir bei jedem Verdacht einen Bürger dieser Stadt dieser Prozedur unterziehen würden?“ Seine Stimme nahm etwas offizielles an, als würde er jemand anderes Nachsprechen. Durchaus war das auch seine Meinung, denn dieser Zauber, war doch ein Enormer eingriff in die Persönlichkeit einer Person. Nur gerade jetzt verfluchte er diese Ansicht.
    „Warum ging das dann bei dir und Rhynn so schnell?“ fragte Nara’tee.
    Karrun zuckte mit den Schultern und versuchte sich zu erinnern, was ihm berichtet wurde. „Ich glaube es passten einfach ein paar Gegebenheiten nicht richtig zusammen, weshalb… nein… sie haben bei mir die Spuren von dem Liebestrank im Blut gefunden… weil mein Verhalten merkwürdig war.“
    „Das heißt, wir brauchen Blut und wenn wir auch sowas finden, dann hätten wir einen Beweis.“ sprang Nim auf und ließ davon ab, weiter herausfinden zu wollen, was die Cath’shyrr im Gesicht hatte. Die Finger hatte er dieses Mal bei sich gelassen. Aber er konnte den Blick nicht von dem dunklen Fleck nehmen.
    „Ja, das wäre gut. … Aber bei dir hatten sie nichts in deinem Blut gefunden, oder?“ wandte sich Karrun an Rhynn.
    „Wo wart ihr überall bei unserer Suche nach Hinweisen auf den Attentäter?“ wandte er sich weiterhin an Rhynn. Das war schließlich Owatus erster Außeneinsatz. Und nur da hätte es eine Gelegenheit gegeben. Verdammt, warum hatte er die ausführlichen Berichte noch nicht gelesen. Den vermutlich eh Owatu geschrieben hatte und somit als Hinweis eher fragwürdig war, oder? Das gleiche galt für die anderen Berichte. Alle verfasst von den vieren.
    „Und weiß einer wo Markun und Jankris waren? Para…“ Karrun stockte und riss die Augen auf, als er wie erstarrt stehen blieb. Er wusste genau, wo alle waren..
    „Was?“ fragte Rangolf ungeduldig.
    „Wir waren alle auf der Lichtung!“




    Die Worte, die der Hautmann sprach trafen ihn hart. Für ein paar Augenblicke starrte er den Mann vor sich nur an. Unsicher, was er darauf erwidern sollte. Er wollte es nicht noch schlimmer machen, doch jetzt fühlte er sich verraten. Er sprach davon, dass er versuchen wollte die Wahrheit herauszufinden, aber die Gelegenheit die er ihm bot, ignorierte er. Er bot geradezu einen Freibrief, weil sich doch niemand darum kümmern musste, ob es rechtens war, dass sie den Zauber an ihm anwandten. Owatu verstand nicht, warum es dann noch so schwierig war, das vor den Magierrat zu bringen. Es sei denn, all das was er heute Morgen noch gewesen war, zählte nicht mehr und in den Augen des Generals und des Rats war er somit nicht weiter als ein Verräter und schon immer gewesen.
    In seinem Kopf drehte sich alles und das Denken fiel ihm immer schwerer. Fast als müsste er beim Denken durch eine Dicke Suppe schwimmen.
    Wenn er gesagt hätte, ‚Ich werde es versuchen, dir diesen Wunsch zu erfüllen, aber es wird schwierig‘ ..ja das hätte er wohl so hingenommen, aber statt dessen pochte er auf Beweise, die er nicht liefern konnte Wenn er Beweise hätte, dann würde er sich bestimmt nicht wünschen, das Ralinur in seinem Kopf herumwühlt um dort irgendwas zu finden, von dem er selbst nicht wusste, ob es existierte.
    „Noch nichtmal meinen letzen Wusch bist du in der Lage mir zu erfüllen. Ich bitte dich schließlich um nichts unmögliches. Wie zum Beispiel, dass ihr mir glaubt ohne Beweise. Wie soll ich das denn Bew…“ Er war lauter geworden und der letze Teil seines Satzes ging in einem Husten unter, was ihn sich schmerzerfüllt zusammen krümmen ließ.
    Auch als der Hustend´reiz wieder abgeklungener , blieb er einfach so schräg gegen die wand gelehnt liegen. Den Blick gesenkt. Er wollte Leander nicht mehr in die Augen sehen. Vielleicht hätte er doch die Chance zur Flucht ergreifen sollen und es zumindest versuchen sollen. Wenn es eh nichts wert war, dass er zu den Greifenreitern gehört hatte und ihm keiner glaubte ohne Beweise.
    Auf die Frage nach dem Heiler bekam Leander erstmal keine Antwort. Was sollte der schon anderes machen als Rhynn?
    Es sei denn es war Rhynn, dann ja. Dann konnte er sie vielleicht nochmal sehen.
    Schließlich nickte er.
    „Ich werde versuchen dir das zu erfüllen.“ sagte der Hauptmann nun doch, als er die Zelle verließ.
    Und Owatu starrte wieder in die Dunkelheit. Jetzt wo noch nichtmal mehr Licht durch das vergitterte Fenster zu ihm durchdrang.

  • „ So wars auch gedacht...du hattest genug um die Ohren...“ zuckte die Cath’Shyrr mit den Schultern und fügte noch ein ehrliches „ Tut mir leid.“ an und rieb sich über die Stirn. Konnte das nicht irgendwann aufhören? So heftig hatte Paranoel sie doch garnicht getroffen oder? Zu dem Schwindel, kam nun ein Jucken um die Naht hinzu, ein Zeichen dafür, dass die Betäubung langsam schwand. Sie konnte sich nicht erinnern wo ihre Medizintasche hingekommen war... aber entweder war sie noch im Arrest, im Lazarett oder Leander hatte sie irgendwo hingebracht. Da wäre es einfacher an Paranoels Tasche heranzukommen, oder Karrun um Erlaubnis zu bitten, sie an seinen Schrank in der Stube zu lassen. Nachdenklich ruhte ihr Blick auf ihrem Schwadronführer. Ja ohne Beweise wäre es schwierig, dass hatte Leander schon gesagt, aber auch, dass er sehen wollte was er tun kann.
    „ Die Prozedur bei uns ist noch nichtmal genemigt worden, weil es viel zu schnell ging, hat Leander erzählt... Rarlinur war nur bei uns weil er auf Paranoels Wort vertraut hatte, oder so und weil es sehr offensichtlich war, das was nicht stimmt.“ fügte sie noch schnell an Karruns Erklärung an. Ungeduldig zupfte Rhynn an dem Strohballen herum, wie gern hätte sie sich jetzt einfach hingelegt um einzuschlafen. Doch, dass kam jetzt absolut nicht in Frage. Sie mussten eine Lösung finden und die Kameraden aus dem Arrest holen.
    „ Ich weiss nicht ob sie mich nochmal reinlassen, nachdem was passiert ist. Leander war da sehr deutlich.“ erklärte sie geknickt und warf ein paar Halme. Den Gedanken hatte sie nichteinmal gefasst, dass sie das Blut brauchen würden und selbst wenn, wäre die Probe jetzt mit ihrer Tasche unerreichbar.
    Rhynn schüttelte den Kopf. „ Nicht, dass ich wüsste... aber sie haben mir auch nicht alles erzählt... Owatu könnte wissen ob sie noch was anderes Gefunden haben.. der war bei dem Alchemisten. Vermutlich auch, Seran, Paranoel und Leander.“ nachdenklich zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. Selbst wenn... wer wusste schon ob es wirklich an einem Trank lag? Wie lange waren Tränke überhaupt nachweissbar?
    Überrascht von der plötzlichen Ausfragerrei sah sie auf und hob ratlos die Schultern.
    „ Äääh..“ versuchte sie ihre Gedanken zu sammeln. „ Wir sind dem Flusslauf gefolgt... bis wir auf ein paar Händler getroffen sind. Der jüngste hatte Geisterkräuter dabei... aber sonst weiter war nichts ungewöhnlich dann, haben wir die Wolfstuatanai aus der Bärenfalle befreit, sind weiter zu meinem Onkel um sie dort zu behandeln. Dann haben wir die Tannengrund Brüder getroffen und in Gewahrsam genommen... dann ist Owatu Euch holen gegangen... mehr wars im Grunde nicht.“ schloss die Katze ihren knappen Bericht und zuckte bei Karruns Ausruf zusammen und legte die Ohren an.
    „ Der Nebel!“ entfuhr es der Katze und Hzrontis stampfte mit den Hufen auf. „Du.. meinst.. die Dreckskerle haben nicht nur mit euch irgendein krummes Ding abgezogen?!“
    Karrun nickte eifrig und hatte angefangen den Satyrn an seinen Schultern zu schütteln.
    „ Ja es passt alles! Die vier waren alleine auf der Lichtung und ihre Gedächtnisse sind auch verändert worden! Zeit genug hatten sie! Wir haben zuerst gedacht sie hätten sie wegen uns oder den Gefangenen betäubt... aber da steckt mehr dahinter!„
    „ Wenn sie sie mit einem Bann belegt haben und es einfach schon geplant hatten! Das muss doch nachweisbar sein!“ Rhynn war aufgesprungen, und obwohl ihr diese Aussicht viel neue Energie geschenkt hatte und sie sogar grinsen ließ. Musste sie sich einen Moment bei dem braunhaarigen Menschen einhalten um das Gleichgewicht nicht einzubüßen.
    „ Leander muss das erfahren! Er hat gesagt er schaut was er tun kann! Dass ist doch einGrund für Rarlinur oder nicht?!„ fragte sie euphorisch und ihre Hände krallten sich in den Stoff seines Ärmels.


    Die Hufe des Heilers scharrten über den unebenen Steinboden, als er aus der gemeinschaftszelle der Gefangenen trat. Die Verletzungen der Männer waren nicht Lebensbedrohlich, aber schwer genug um sich darin bestätigt zu fühlen, selbst hergekommen zu sein, statt Filreas zu schicken, der hätte den Offenen Bruch des Zwergen niemals schienen können, unter diesen Umständen.
    „ Ich stelle Euch eine Leibgarde zur Verfügung. Diesen hier haben wir nicht angekettet.“ murmelte Meister Horgund und griff nach dem Schlüssel an seinem Gürtel. Seitdem die beiden Stadtwachen ihm den Schlüssel gestohlen hatten, trug der alte Greifenreiter nun jeden Schlüssel nah am Körper. „ Naou‘ru wird dafür Sorgen, dass er weder angreifen noch entwischen kann.“ der alte Mann winkte ungeduldig einem Tua‘tanai in Greifenreiterrüstung, dessen Züge scharfkantig und langezogen zugleich wirkten, während es stets so schien, als würden sich seine Aufmerksamen Augen in jeden Hineinbohren. Zweifellos, hätte Owatu selbst dann Schwierigkeiten, gegen ihn zu bestehen, wenn er im vollen Begriff seiner Kräfte wäre. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme... noch soeinen Vorfall wie zuvor brauchten sie definitiv nicht in den Akten.
    „Ich lasse Euch wieder raus, wenn ihr soweit seit.“ erklärte der kleine Mann und Seran sah win wenig eingeschüchtert zu dem Tua‘Tanai, der keine Miene verzogen hatte. Dass soetwas weklich nötig war? Der Kerkermeister drehte den Schlüssel im Schloss herum und der Greifenreiter überließ sich selbst den Vortritt. Den Knöchernen Speer demonstrativ vor sich haltend, baute er sich vor Owatu auf.
    „ Ana saru‘tsee!“ wies er den Gefangenen an ehe Meister Seran Kopfschüttelnd den Raum betrat. Offensichtlich war das dem Heiler doch zu viel unnötiger Aufriss, für jemanden der nichtmal richtig Atmen konnte. Es war nur zu ersichtlich wie schlecht es dem jungen Mann ging der da in der Zelle kauerte.
    „ Du bist schon behandelt worden?“ fragte er recht tonlos und deutete auf die Armschlinge ehe er vor Owatu in die Hocke ging.
    „ Was wurde genau gemacht und was tut genau weh?“

  • Karruns Hände schlossen sich kräftig um Rhynns Arme, die irgendwie freudig, aufgeregt und gleichzeitig wacklig auf den Beinen wirkte. Als sie ihm so nah war, fiel ihm auch auf, dass sie einen dunklen Flecken im Gesicht trug. Etwas, was der Katze eigentlich nicht ähnlich sah.
    Der Wettkampf heute Morgen und nun das hier mussten ihr auch ziemlich zugsetzte haben, dass sie nicht merkte, dass sie dreckig im Gesicht hatte. Man mochte wohl gerne sagen, dass das völlig unkatzenhaft war, aber andererseits war es auch Rhynn, die war in vielen Dingen nicht Cath’Shyrrhaft.
    „Ja auf jedenfalls!“ pflichtete Karrun ihr bei, „Aber als erstes wird es wohl der der General erfahren. Er wollte uns sehen. Und da ich ahne was er will, wollte ich zuerst mit euch sprechen. Aber so haben wir ihm tatsächlich was zu berichten. Und ja ich hoffe, dass er das als Grund anerkennt um Rarlinur mit einzubeziehen.“
    Dann wendete er sich der Leiter vom Heuboden zu und ließ die Katze ganz langsam los. Ein bisschen hatte er trotzdem die Befürchtung, dass dem General dies immer noch zu vage war. Denn sie hatten auf der Lichtung auch keine weiteren Hinweise gefunden, was wirklich geschehen war.
    „Kommt.“ Forderte er seine Leute auf und setze den ersten Fuß auf die oberste Sprosse.
    „Wir gehen am Stall vorbei, dann kannst du dir nochmal das Gesicht waschen.“ Schlug er vor und deutete auf Rhynns Wange.
    Einzige Hoffnung, dass der General ein offenes Ohr für ihre Entdeckung hatte, war dass er sie jetzt noch sehen wollte. Draußen war es fast dunkel, aber General Lorancius hatte die Untersuchungen nicht auf morgen verschoben, sondern arbeitete wohl selbst auch fieberhaft daran.
    Im Kopf ging er nochmal ihre Punkte, die sie als Indizien hatten durch, als er unten auf die anderen wartete.
    Paranoel hatte nicht Salutiert. Jankris war besoffen zum Dienst erschienen, wegen eines Mädchens, was man nicht tat, wenn man so etwas vor hatte… oder man betrank sich gar nicht wegen des Mädchens, sondern weil man Mut für die Tat brauchte? Der Punkt war wackelig.
    Sie waren nicht ansprechbar und wirkten mit kalten Augen wie tot. Owatu war auf der Bühne ‚zu sich gekommen‘, Paranoel erst später.. nein das war nichts. Markun hatte den Anschein eher den Bürgermeistersohn oder den Bürgermeister, als den Kharadpriester angreifen zu wollen. Das war ein starker Punkt.
    Alle vier können sich nicht erinnern. Sagen sie zumindest. Aber das konnten Rhynn und er ja auch nicht richtig, deshalb war das ein Punkt für sie, oder?
    Rhynn hatte Owatu fesseln müssen, damit sie ihn behandeln konnte… nein, sie hatte gesagt, dass er Angst hatte ihr weh zu tun. Konnte das Berechnung sein um unschuldig zu wirken?
    Und Paranoel ist im Arrest wieder durchgedreht. Das machte man doch nicht, wenn man unschuldig wirken wollte.
    Ernüchternd stellte er fest, dass sie tatsächlich nur Dinge hatten, die für eine Unschuld sprachen, wenn man an eine Unschuld glauben wollte. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass das wichtige Dinge waren, die die Unschuld der Vier aufzeigten. Aber sie waren alle mit ein paar Argumenten vom Tisch gewischt. Tatsächlich war die Tatsache, dass es ausgerechnet die Vier waren, die sich merkwürdig verhielten, die waren, mit denen sie auf der Lichtung übernachtet hatten. Das war ein Punkt, dem sie nachgehen mussten. Hoffentlich ging der nicht in die Falsche Richtung. Wie brachte er diesen wichtigsten Punkt beim General an, so dass dieser nicht sofort den Zeitpunkt erkannte, bei dem sie sich verschworen hatten? Seine Miene wurde bleich, als er sich an die Spitze des kleines Trupps setzte.


    Nun hatte sich die Kälte der steine um ihn herum völlig in seinen Gliedern festgesetzt. Der Gefangene hatte sich so gut es ging zusammen gerollt und die freie Hand unter seinen Kopf geschoben. Zu den schmerzenden Rippen hatte sich nun auch eine gewissen Dumpfheit in sein Kopf geschlichen. Mit geschlossenen Augen versuchter er einfach nur irgendwie die Zeit zu überdauern. Konnte aber auch nicht so wirklich schlafen. Das Geräusch von Hufen auf dem Steinboden kam näher und Owatu war sich ziemlich sicher, dass der General wieder etwas von ihm wollte. Doch er konnte dem Mann nicht mehr sagen. Woher denn bitteschön?
    „Cha.“ Antwortete er der Wache, den der Gehörnte mitgebracht hatte und rührte sich nicht weiter. Erst als der Mann sehr nah auf ihn zukam und das Licht der Laterne über ihn hinwegspielte blickte er auf.
    „Meister…?! … Geht wieder!“ sagte er erschrocken und wollte von ihm abrücken. Doch seine Glieder waren zu steif für eine schnelle Bewegung und ließen ihn sich noch nicht mal ohne aufzukeuchen anheben. Owatu hatte so sehr auf Rhynn gehofft. Nicht, weil sie irgendwas für ihn tu konnte, sondern einfach nur, damit sie da war.
    „Was tut genau weh?“ wiederholte Seran den letzten Teil seiner Frage noch einmal.
    Warum hatten sie denn ihn und nicht wieder Rhynn geschickt? Schoß es ihm durch den Kopf.
    „Fass mich besser nicht an….“ Erklärte er nun ihm auch, was er Rhynn schon klargemacht hatte. Bei Leander zuvor – es schien eine Ewigkeit her zu sein – hatte er diese Angst nicht verspürt, wieder was zu tun, was er nicht wollte. Vermutlich, weil die Erleichterung, dass er ihn vor den beiden Wachmännern bewahrt hatte, diese Angst in den Hintergrund gestellt hatte.
    „Lass… mir einfach was …von dem Schmerzmittel …da und geh wieder.“ Versuchte er ihn nochmal wegzuschicken. Aber so schwer, wie ihm die Worte über die Lippen kamen, würde der Heiler nicht so leicht abzuwimmeln sein. Nicht Seran, der zwar sicherlich nicht gerne einem Verräter half, aber meistens doch seinen Schwur zu Helfen über alles andere stellte.
    Owatu drehte den Kopf dem Tua’Tanai zu, der mit drohendem Sperr breitbeinig vor ihm stand. Ein wenig erinnerte er ihn an seinen Vater. Zumindest in jungen Jahren.
    „Ana Rach,… wethak tu… tavtao, ir tu ..wah nuk’tsee waasela saru,… nahee.“ Wandte er sich an den Greifenreiter.
    „Was hat er gesagt?“ wollte sogleich Meister Seran wissen und blieb stur neben ihm Hocken.
    „Ich soll ihn niederstechen, wenn er eine falsche Bewegung macht.“ Übersetzte der Tua’tanai.

  • Rhynns Grinsen wurde immer breiter.
    „ Na dann los!“ meinte sie und zog aufgeregt an seinem Arm. Jetzt würde sich alles auflösen! Sie würden Owatu und die anderen da rausholen können! Wieviele Lücken der Plan noch beinhaltete, wurde von der aufgekeimten Hoffnung einfach in den Hintergrund gedrängt. Ihr Vertrauen in den Schwadronsführer war berechtigt gewesen und wären die anderen Männer nicht hier hätte sie ihn wohl stürmisch in die Arme geschlossen. Soviele Hinweise konnte der General einfach nicht ignorieren! Und wenn er die ganze Schwadron einer neuen Überprüfung würde unterziehen müssen, würde sie mit Freuden erneut Rarlinur in ihre Gedanken lassen. Doch dann erstarrte sie. Wie glaubwürdig wäre ihre Aussage, wenn der General erführe, dass sie .... Würde der Mann es sich nehmen lassen, selbst den Zeugen zu spielen? Wenn ja, würde er sehen, dass ihre Taten und Überzeugungen weit über Kameradschaft hinausging. Doch konnte das die Wahrheit beeinflussen? Sie wusste dass Owatu nichts dafür konnte, doch.... was würde dann passieren? Man würde sie vor den Ausschuss zitieren und in eine andere Schwadron versetzen... weg von Owatu... Schnell schob sie diesen Gedanken beiseite. Wenn es Owatu und die anderen vor dem Tod bewahren würde, wäre es wohl ein geringer Preis. Ihre Finger kneteten nachdenklich über ihren Unterarm. Ja dann wäre es halt so...
    Karrun ließ sich die Leiter hinab und seine Worte ließen Rhynn verwundert die Stirn runzeln. Wie das Gesicht waschen? Schnell fuhr sie sich mit dem Ärmel über Mund und Nase. Sie hatte noch nichtmal in einen Spiegel gesehen, seit Heute morgen. War das denn so wichtig? Sich jetzt das gesicht zu waschen? Eigentlich hätte sie Baden gehen müssen und ihre Kleidung wechseln. Offiziell waren sie garnichtmehr im Dienst... vorsichtig setzte einen Stiefel auf die oberste Sprosse und ließ sich langsam vom Heuboden ab.
    Je näher weiter sie liefen umso mehr schien ihr Herz zu pochen. Der General würde jedes Wort auf die Waagschale legen, jede falsche Formulierung konnte die Sache zum scheitern bringen. Hoffentlich würde Karrun reden... er konnte das viel besser... Ihr Weg führte sie durch die Dunkelheit und je näher sie dem Stall kamen, umso mehr quälte sie ihr Gewissen. Sie hatte keine Zeit um mit Tameqa zu sprechen, immer näher kamen sie dem Gebäude und Rhynn sah sich hektisch um, vielleicht konnte die Greifin sie ein Stück begleiten, dann würde sie sie beruhigen können.
    * Tameqa? Selphet?! Marak!!* immer wieder versuchte sie eine Verbindung zu einem der Drei aufzubauen, doch keiner antwortete. Vielleicht versuchten die beiden die Greifin abzulenken. Schnell tauchte sie die Hände in der Wasserfass neben dem Tor der Stallung und fuhr sich fahrig über die Unverletzte Gesichtsseite. Es würde nicht viel bringen und für einen Moment verstärkte sich sogar der säuerliche Geruch, aber das kalte Wasser war wohl zum ersten Mal in ihrem Leben soetwas wie angenehm. Es klärte ihren Kopf und gab ihr zumindest das dürftige Gefühl von Sauberkeit.
    „Kylan! Schritt halten! “ rief ihr Karrun zu, als sich die Truppe schon wieder in Bewegung gesetzt hatte. Er hatte doch gewollt dass sie sich wusch?! Zwei weitere volle Hände Wasser landeten auf ihrem Brustharnisch um die Überreste wegzuschwappen und im Laufschritt holte sie zu den anderen auf.
    Karrun schien aufgeregt, als er an die geschnitzte Holztür klopfte die zu dem Besprechungsraum des Generals führte. Er rieb mit dem linken Fuß über den Boden und kaute ungeduldig auf seiner unterlippe herum. Plötzlich ging sie Türe auf und Licht flutete hinaus in den dunklen Flur.
    „ Sie sind da General...“ warf ein hagerer Mensch mit halbglatze über die Schulter und ließ den angeforderten Besuch eintreten.
    „ Hat ja lang genug gedauert.“tat der imposante Satyr seinen Missmut kund und erhob sich aus seinem Hochlehnigem Stuhl. Rhynn folgte Rangolf durch die Tür und stellte sich neben die anderen in die Reihe zum stillstand. Langsam ging der Mann vor den sechs Greifenreitern auf und ab ohne die Leute wirklich anzusehen. Für Rhynn machte das den reinen Anschein, einer Machtdemonstration. Als würde er gerade über die Zukunft der Anwesenden entscheiden.



    Seran seufzte leise.
    „ Und du glaubst du könntest so überhaupt irgendeine Bewegung machen?“ fragte der Satyr und kratzte sich über den Lockenkopf. Owatu sah wirklich schlimm aus, wieso machte er sich da überhaupt solche Sorgen? Das einzige was er wohl zu stande brachte war, sich von einer auf die andere Seite zu rollen, wenn überhaupt. Aber es stand dem Heiler nicht zu hier irgendwelche Überlegungen anzustellen. Seine Anweisungen waren klar. Sich um die Verletzten zu kümmern, damit trat auch seine persönliche Meinung in den Hintergrund
    „ Ich bin Heiler... also lass mich meine Arbeit machen... außerdem kann ich mich selbst verteidigen, keine Sorge...“ gab er nun beinahe genervt zum Besten und stellte seine Tasche neben sich auf den Boden. Seine Schonhaltung ... das flache Atmen die provisorische Armschlinge.
    „ Ich tippe auf Schulter oder Rippen...dafür atmest du recht gleichmäßig... aber nicht so als hättest du keine Schmerzen... Du hast also Schmerzmittel bekommen... Rippenbruch mit Prellungen.“ murmelte er geschäftig vor sich hin. Doch Owatu schien immernoch keine Anstalten zu machen, sich behandeln zu lassen.
    „ So Bürschchen... ich hab nicht ewig Zeit... ich habe einen Eid geleistet und ich gehe erst wenn du mich dich behandeln lässt, verstanden?! Es ist spät... ich bin Müde und hab den ganzen Tag sture Halbstarke behandelt... und du bist ein Greifenreiter und solltest wissen, wann es besser ist sich behandeln zu lassen. Bei Rhynn ignoriere ich langsam die diskutiererei aber du musst damit jetzt nicht anfangen.“ drohte er mit erhobenem Zeigefinger und hob die lampe etwas höher.
    „ Wer hat dich behandelt und mit was und wo tuts weh?!“

  • „Ich muss euch ja nicht lang erklären, was Sache ist.“ Begann der Gehörnte mit auf dem Rücken verschränkten Armen. „Verräter in den eigenen Reihen zu haben, bedrückt uns alles sehr. Und ich weiß, wie schwer das zu glauben ist.“ Nun blickte er doch jeden einzelnen an, bis er vor Karrun stehen blieb und sein Blick länger auf dem Menschen ruhte. Starr erwiderte der Mann den Blick des Generals und sagte nichts. Erst einmal wollte der Anführer – ob er das gerade war oder nicht, war tatsächlich ungeklärt – abwarten, was sein Vorgesetzter sagte und vielleicht herausbekommen, in welche Richtung seine Stimmung ging.
    „Ihr hattet den meisten Kontakt zu den Vier. Deshalb ist es sicherlich für euch besonders schwer, doch ist euch irgendwas aufgefallen an Ihnen? Haben sie sich öfter zusammen getroffen? Das Gelände verlassen? Ich würde gerne herausfinden, ob sie irgendeine Gemeinsamkeit haben.“ Forderte er die Männer auf. Doch noch gab er keinem die Gelegenheit vorzutreten um zu berichten. Dazu kannte er seine Leute doch zu gut. Denn die Männer kannten sich zum Teil schon sehr lange und auch wenn sie sich verraten fühlen mussten, so erwiderte man diesen Verrat nicht unbedingt gleich. Vor allem nicht, wenn man an dem Verrat zweifelte und das taten diese Leute.
    „Hauptmann Leander trat mit der Bitte an mich heran, Meister Ralinur hinzuzuziehen, es wäre wohl auch der letzte Wunsch von einem der Männer gewesen. Ein Umstand, der mich durchaus glauben lässt, dass sie wirklich nicht wissen, was vorgefallen ist. Oder zumindest nicht mehr so genau. Ich brauche aber mehr für den Magierrat, als eine unbestimmte Amnesie, die bei jedem unterschiedlich stark ist.“ Erläuterte er weiter und blickte nun tatsächlich erwartungsvoll in die Runde.
    Karrun trat einen Schritt vor und Blickte den General an. Für ein paar Augenblicke versuchte er noch die Worte in seinem Kopf zu sammeln. Und dann viel ihm auf, dass Markun, der gerne mal ziemlich schnell bei der Sache war, weil er glaubte das wäre der richtige Zeitpunkt etwas zu tun, oder zu sagen. Gar nicht zwischen seinem übrig gebliebenem Schwadron stand.
    Erwartungsvoll fixierte der General seinen Untergebenen, bis Karrun endlich zu sprechen begann: „Es gibt eine Gemeinsamkeit, die die Vier haben und die die Künste des Meisters tatsächlich rechtfertigen würden.“ Begann er überlegte dann aber nochmal genauer an seiner Formulierung.
    „Es waren Paranoel, Owatu, Markun und Jankris, die mit uns beiden, „ er deutete auf Rhynn und als er die Katze ansah hielt er in seiner Bewegung hin Kurz huschte Erschrecken über seine Züge, als er endlich erkannte, dass das kein Dreck in Rhynns Gesicht war. „… Rhynn… äh… auf der Lichtung übernachtet hatten.“
    Der Mensch hatte sich wieder dem General zugedreht, der nun seine Stirn in Falten legte, als würde er nachdenken, was der Mensch ihm damit sagen wollte.
    „Die Lichtung mit dem Aufkommendem Nebel von der ihr entführt wurdet?“
    Karrun nickte: „Genau, was, wenn unsere Entführung nur ein Ablenkungsmanöver war?“
    Die Lippen des Genrals kräuselten sich in aufkeimender Wut.
    „Um uns davon abzulenken, was sie mit den Vier gemacht haben!“ schoss der Mensch nach, als ihm auf ging, dass sein Vorgesetzter, dass auch falsch auslegen könnte.


    Nein er wusste, dass er sich gerade nicht bewegen konnte, aber das nahm ihm trotzdem nicht die Angst, dass er es vielleicht doch tat.
    „Ich weiß nicht, was ich tue.“ Antwortete er dem Satyr leise und sein Blick wanderte wieder zu seinem Volksmann. Er war in der Zweiten, aber sein Name wollte ihm gerade partout nicht einfallen.
    Den Vortrag des Heilers versuchte er zu ignorieren. Er sollte einfach wieder gehen.
    Doch das würde er nicht, nein satt dessen stellte er Mutmaßungen an um selbst seine Fragen zu beantworten. Und mit jedem Wort, was er sagte, wurde klarer, dass der Mann einer der Dickköpfigsten unter seinem Volk sein musste.
    ‚War Greifenreiter‘ berichtigte er den Heiler in Gedanken.
    Trotzdem antwortete er ihm schließlich: „Rhynn sagt zwei oder drei gebrochene Rippen.“
    „Na also, geht doch!“ kommentierte Seran seinen triumph.
    „Was hat sie dir gegeben? Und was hat sie gemacht?“ fragte er weiter nach.
    „Äh…. Roltrawurzel und…“ er schüttelte schwach den Kopf, denn er hatte keine Ahnung, was sie ihm gegeben hatte.
    „Luransaft? Neakolis?“
    Owatu zuckte mit den Schultern und Seran verzog betrübt das Gesicht.
    „Hat sie den Bruch gerichtet?“
    Ein Kopfschütteln war die Antwort. Und er war sehr froh darum gewesen, dass sie es nicht getan hatte. „Sie sagte… das die Lunge in Ordnung ist, manuu.“
    „Dann wird ich mir das jetzt mal ansehen.“ Erklärte Meister Seran und befreite vorsichtig Owatus Arm aus der Schlinge. Der Heiler hatte Recht. Er hatte selbst dem nicht viel entgegen zu setzen, trotzdem war er froh, dass der Tua’Tanai mit seinem Speer dabei noch etwas näher kam.
    Schießlich zupfte der Heiler das klebrig nasse Hemd von seiner Haut um sich selbst ein Bild zu machen. Seine Finger strichen nur ganz leicht über die Schwellung, was allerdings schon ausreichte, das Owatu die Luft anhielt.
    „Hat sie dir irgendwas auf die Rippen geschmiert?“ fragte er nach und zerrieb Überreste von Paranoels Paste zwischen den Fingern.
    Owatu nickte, konnte er doch gerade nicht sehen was der Heiler gefunden hatte.
    „Du musst weiteratmen.“ Erklärte Seran und verstärkte den Druck und Rhynns Schmerzmittel hatte dem nichts mehr entgegen zu setzen. Ächzend biss er die Zähne zusammen. Scheiß auf atmen!
    „mmh….. 7 und 8 sind auf jedenfall durch, bei der 9 und der 6 bin ich mir nicht ganz sicher, dafür ist die Schwellung zu groß. Ich werde das richten müssen. Eigentlich müsste ich es auch aufmachen um sicher zu gehen, das nichts abgesplittert ist….“ Murmelte er mehr zu sich selbst, als Information an seinen Patienten, denn der betete gerade nur noch, dass er das bitte nicht tun würde, während er darauf wartete, dass der Schmerz, wieder weniger wurde und der Schwindel aufhörte, nachdem er dem verlangen Luft zu bekommen nachgegeben hatte.
    „Aber das kann ich nicht hier unten.“
    Da war der Dunkelhaarige auch gar nicht böse drum. Zudem Serans Arbeit hier unten eh Perlen vor die Säue wäre und in ein paar Tagen vollkommen zunichte gemacht.
    „Die anderen Verletzungen sind älter?“ es klang mehr wie eine Feststellung, als eine Frage und doch drehte Seran ihn etwas weiter auf den Bauch um seinen Rücken zu beleuchten.
    „Die Rippen schmerzen sicherlich am meisten, aber tut dir noch was anderes weh?“ fragte er, als er die weiteren Blutergüsse begutachtete. „Nieren? Magen?“
    Owatu schüttelte den Kopf, „das hat Rhynn schon… saru, manuu.“

  • Rhynn musste sich regelrecht zwingen die Haltung zu bewahren, als der General die Vier als Verräter betitelte. Die Wut kroch langsam in ihr hoch und verdrängte die Müdigkeit. Sie waren keine Verräter, nicht freiwillig. Doch er wollte es garnicht glauben und das war es was sie so zur Weissglut trieb. Er hatte doch seine Entscheidung bereits getroffen! Ihr Blick war stur auf den Wandteppich Ihr Gegenüber gerichtet, während sich ihre Fäuste immer fester ballten. ‚Sei einfach still... Karrun macht das schon... er wird ihn überzeugen können...‘ mahnte sie sich selbst und gab sich Mühe ruhig zu atmen. Mit den Augen fuhr sie über das Muster des Wandbehangs und versuchte sich so abzulenken, und erst jetzt da ihr Herz raste fiel ihr auf, wie ihre rechte Gesichtshälfte zu pochen begann. Die Oberflächige Betäubung hatte nachgelassen und die Haut schien zu glühen und spannte unangenehm.
    Schließlich erwischte sie sich selbst dabei, wie sie den General ansah, als Rarlinur zur Sprache kam. Schnell drehte sie wieder den Kopf um Haltung anzunehmen. Wie eine Unheilvolle Wolke schwebten diese Wörter über ihrem Kopf, und dämpften die kurze Freude, darüber dass Leander tatsächlich mit dem General gesprochen hatte.
    ‚ Der letzte Wunsch....‘ Rhynn hatte mit Owatu über Rarlinur gesprochen und die Aussicht, dass eine Gedankenlesung die Wahrheit ans Licht bringen könnte. Doch das als letzten Wunsch anzusetzen, ließ die Katzenfrau befürchten, dass ihr Flügelmann aufgegeben hatte. Vielleicht weil er glaubte, dass sie das nicht schaffen würde... Aber sie hatte es ihm Versprochen, ja sich selbst geschworen, dass sie ihn da rausholen würde. Ihre geschundenen Muskeln verkrampften mit jedem Augenblick mehr und jetzt wo sie stillstehen musste, war das einzige, dass sie wirklich noch wach hielt, dem General im Inneren zu widersprechen und zu hoffen, dass der Satyr einfach endlich den Blöden Satz sagen würde, dass er den Magier holen, Owatu und die anderen ins Lazarett bringen lassen und sie endlich entlassen würden. Sie sollten zurück zu der Lichtung... dieses Versteck erneut aufssuchen und diese Mistkerle aufspüren. Auch wenn alles in ihr nach Schlaf verlangte, sie würde sich nicht eher eine Pause gönnen, bis das alles durchgestanden war.
    Dann endlich machte Karrun den Mund auf und sie konnte gerade so dem Drang widerstehen ihren Schwadronsführer verwundert anzusehen. Warum stotterte er plötzlich?! Bei solchen Aussagen durfte man nicht zögern!
    Doch glücklicherweise schien der General relativ unbeirrt fortzufahren, ja er schien sogar ernsthaft darüber nachzudenken.
    „ Eure Überlegung, D‘Ragor, ist interessant. Aber nicht unbedingt zu deren Vorteil.“ knurrte der Satyr und machte einen Schritt auf den Menschen zu. Ihre Nasen berührten sich beinahe und für einen Moment schienen sich die beiden Männer anzufunkeln, bis Karrun nachgab und durch seinen Vorgesetzten hindurchzusehen schien.
    „ Ich, sage nicht, dass es ein eindeutiger Beweis ist für ihre Unschuld ist, General, lediglich ein guter Grund den Magier hinzuzuziehen, weil es eindeutig ausreicht um Zweifel zu schüren.“ gab er nun mit fester Stimme antwort und schien immer Mutiger zu werden.
    „ Mit allem gebührlichem Respekt. Ihr könnt es Euch nicht leisten, Verräter hinrichten zu lassen, wenn auch nur der Hauch einer Möglichkeit bestünde, dass diese Leute Unschuldig sind. Unruhen dieser Art, führen zu Rebellionen, sowohl vom Volk, als auch von den anderen in der Garde, wenn soetwas an die Öffentlichkeit dringt. Und das ist bereits der Fall.“erklärte er Militärisch und blickte den General wieder direkt an. Es war nicht gelogen. Sie hatten die Wachen verdoppeln müssen, weil sie zum einen Bürger davon abhalten mussten, zu den Arrestzellen vorzudringen und zum anderen die Unmut in den eigenen Reihen. Gerade was Paranoel und Markun betraf, wurde bei vielen Soldaten deutlich, wieviele doch an der Endgültigkeit zweifelten, dass diese Männer zu soetwas im Stande waren.
    „ Es wäre ein Vorschlag zur Güte, wenn ihr vor dem Volk verkündet, dass ihr einen Gedankenleser hinzukommen lassen wollt, um alle Zweifel zu Räumen. Es würde die Moral und eure Glaubwürdigkeit festigen.“ nun schien Karrun in Fahrt geraten zu sein, warf ein argument nach dem anderen auf den Tisch und beobachtete dabei den Satyrn ganz genau.
    „ Abgesehen davon, könnte es zu einem Verfahren kommen, warum Ihr nicht gleich die Vier Männer mitüberprüfen ließet, nachdem Klar war, dass Kylan und ich unter einem Bann standen. Herr... Damit könnte man Euch eine Teilschuld an den Angriffen geben.



    „ Aber es stört dich doch sicherlich nicht, wenn ich mich davon selbst überzeuge.“ erklärte er Augenrollend und begann auf ähnliche Weise wie Rhynn zuvor seinen Bauch abzutasten.
    „ Manchmal..... dauerte es einige Stunden, bis die Blutung die Innereien beeinflusst und die jungen Heiler sind häufig zu ungeduldig und sind zu ... zimperlich.“ erklärte er und drückte etwas fester in seine Magengrube, doch als Owatu nicht heftiger als erwartet reagierte, lehnte er sich leicht zurück und tränkte ein Leinentuch mit Wasser.
    „ Aber in diesem Fall, hast du wohl Glück... oder Rhynn geht mit ihren Patienten deutlich umsichtiger um, als mit sich selbst...“ der Satyr seufzte leise, denn in seinen Augen war die Cath’Shyrr in letzter Zeit viel zu oft im Lazarett gewesen. Langsam begann er den kühlen Lappen über die verletzte Seite steichen zu lassen. Als erstes musste der Dreck weg... und nachdem er nicht wusste, was Rhynn genau verwendet hatte, musste er auf nummer sicher gehen. Systematisch und mit möglichst wenig Druck befreite er die Haut von der klebrigen Paste.
    „So... da wir nicht drumherum kommen...“ erklärte der Satyr bedauernd und reichte dem Tua‘Tanai ein Stück dickes Leder, dass als Beissholz fungierte.
    „ Leg dich auf den Rücken und Arme über den Kopf...Das fixieren ist leider nötig, denn wenn du dich zuviel bewegst.... verletze ich dich wohl mehr, als ich dir helfe.“ erklärte der Heiler nachdrücklich und sah dann zu seiner Wache.
    „ Wenn Ihr die Schulter und die Arme festhalten würdet, wäre mir sehr geholfen.“

  • Der General hob das Kinn um seinen Blick mehr von oben herab auf Karrun treffen zu lassen. Sein Gesichtsausdruck sagte deutlich, dass er die Drohung verstanden hatte. Aber vor der Dritten nicht darauf eingehen wollte. Doch zu hart stampfte er mit dem Huf auf, als er sich von dem Menschen abwandte.
    „Ihr seid seid da wirklich überzeugt von, oder? Euch ist schon klar, dass diese Untersuchung dann für die ganze Dritte gilt?!“ erklärte er die Konsequenz dieses Vorgehens.
    Karrun schluckte und unterdrückte den Drang zu seinen Leuten zu schielen. Er würde sich für seine Männer dieser Prozedur immer wieder unterziehen. Doch er hatte auch nicht mehr preis zu geben, schließlich war die letze Gedankenlesung gerade mal ein paar Tage her. Die Spuren von Paranoels Faustschlag war ja noch nichtmal verschwunden.
    „Jawohl, Herr General!“ salutierte da als erstes Rangolf. Der Mann mit dem größten Geheimnis hier war kurz vorgetreten und hatte die Hand an die Stirn geführt. Karrun war stolz auf den Menschen und nach und nach trat ein Jeder von der Dritten vor und bestätigten mit einem kurzen Salut, das sie damit einverstanden waren. Die Drohung des Generals verpuffte augenblicklich in der Luft. Ja das waren seine Leute, die hielten zusammen.
    Und es zeigte einmal mehr, wie sehr sie hofften, dass die Vier unschuldig waren.
    Der Satyr schritt einige Male vor ihnen auf und ab.
    „Für euch ist die Sache wohl sehr eindeutig!“ begann er.
    „Doch einzig, das sie sagen, sie könnten sich nicht erinnern, Das sie behaupten dies nicht geplant zuhaben ist halt kein Beweis. Das Unfassbare an verrat ist ja gerade, dass man es den Leuten nicht zugetraut hätte!. Ja vielleicht gibt es gründe für einen Zweifel, an die man sich nur allzugerne klammert. Aber es gibt mehr Beweise, die Dagegen sprechen.“
    erklärte er und trat dann mit fast schon wütender Miene vor.
    „Einer zum Beispiel: Das beide Angriffe mit vergifteter Klinge geführt wurden!“
    Die Stimme des Generals donnerte nun geradezu durch den Raum.



    Owatu ließ die neuerliche Untersuchung über sich ergehen. Schließlich war das Abtasten zwar unangenehm, aber nicht besonders Schmerzhaft. Auch wenn Rhynn das irgendwie besser gemacht hatte.
    Der kalte Lappen, der dem folgte, ließ ihn frösteln, fühlte sich aber gleichzeitig auf der spannenden und geschwollenen Stelle auch angenehm an. Trotzdem musste er die Zähne zusammen beißen, als Seran begann das Tuch zu bewegen.
    Doch ein wenig erschrocken blickte der Tua’Tanai den Heiler an, als dieser ihm das Leder ins Blickfeld hielt.
    Ein schwerer Stein schien in seinem Magen zu drücken – Ja er hatte Angst vor den Schmerzen.
    Aber da würde wohl kein Weg dran vorbei führen. Meister Seran schien entschloßen, dass das notwendig war, hier und jetzt und fliehen konnte er nicht vor ihm. Zögerlich nahm er mit der Rechten das Lederstück entgegen. Seine Hand zitterte leicht als er es zwischen die Zähne schob.
    Neben ihn wurde ein Speer abgelegt und Owatu hatte sich noch nicht ganz auf den Rücken gedreht, als der Greifenreiter hinter ihm auch schon seine Arme packte und zu Boden drückte. Ein abgehacktes Ächsen, welches halb im Leder unterging, entkam ihm bei der plötzlichen Bewegung.
    „Sei nicht so grob!“ fuhr Seran den Krieger an und setze sich sehr viel vorsichtiger auf die Beine des Verletzen.
    „Es tut mir leid, dass ich dir nicht noch was gegen die Schmerze geben kann, aber ich weiß nicht, was Rhynn dir gegeben hat und irgendwas zu geben wäre grob fahrlässig.“ erklärte der Mann und schob eine Hand unter den den Brustkorb seines Patienten. Owatu versuchte den Worten des Heilers zu folgen, ja sich von ihnen ablenken zu lassen, aber irgendwie waberte die Bedeutung nur ganz langsam zu ihm durch.
    „Entspann dich. Ruhig Atmen! Ganz ruhig!“ legte Meister Seran ihm seine warme Hand auf die Brust. Doch Owatus Herz raste und er war wieder in die stockende Atmung verfallen, die angespannt und aufgeregt war.
    Er versuchte den Anweisungen des Heilers folge zu leisten, aber er hatte as Gefühl, dass er nicht konnte.
    Und dann kam doch plötzlich und völlig unvorbereitet der Schmerz, vor dem er sich so geflüchtet hatte. Begleitet von einem Knirschen, das ihm in den Ohren rauschte und Owatu konnte nicht mehr anders, als all seine Pain hinauszuschreien, weil er anders den Schmerzen nicht entkam.
    Es flimmerte vor seinen Augen und alles verschwommen. An Atmen war nicht mehr zu denken. Schmerz brandete durch seinen ganzen Körper und Schwindel trieb ihn in die Schwärze.
    Sein letzen Gedanke, der noch aufflammte war: ‚So kann ich wenigstens keinem was tun.‘

  • Rhynn hielt die Luft an. Solche Manöver konnten gehörig nach hinten losgehen. Denn es war zugleich eine Provokation oder noch viel Schlimmer, eine unterschwellige Drohung, als auch ein direkter Apell an seinen Vorgesetzten. Möglichst unauffällig stieß sie ihren Atem wieder aus, als der General vergleichsweise ruhig reagierte. Sie hatte sich schon alle neben den anderen im Arrest sitzen sehen.
    Ja wir sind davon absolut überzeugt, gab sie dem Satyrn im Geiste antwort und straffte etwas mehr ihre Schmerzenden Schultern.
    Obwohl Rhynn zuvor noch absolut überzeugt davon war, sich erneut dieser Prozedur erneut auszusetzen und auch mit den Folgen leben zu müssen, erstarrte sie bei den Worten des Satyrn. Blut rauschte in ihren Ohren und mit einem festen Griff um ihren Gürtel versuchte sie das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Wieder und wieder schossen Bilder vor ihrem Geistigen Auge vorrüber. Sie würde ihre Sachen packen müssen und in einen anderen Bereich der Kaserne umziehen, müsste sich den Respekt unter anderen Greifenreitern neu verdienen und würde Owatu viel seltener sehen wenn er sie nicht sogar für ihre Gefühle verachtete, weil es genau das war, was ihnen immer vorgeworfen worden war... und Karrun... es wäre einfach nichtmehr das selbe... Doch Rangolfs beinahe überdeutlicher Salut riss sie wieder aus ihren Gedanken. Es ging hier nicht um sie und ihre Bequemlichkeit... es ging darum ihre Männer zu retten. Die Entschlossenheit verdrängte die Furcht und Rhynn trat gleichzeitig mit Hzrontis nach vorne um ebenfalls ihre Zustimmung zu geben. Warum hatte sie überhaupt gezögert?
    Rhynn zuckte ungewollt zusammen, als der General so plötzlich lospolterte. Unverständnis spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder. Gift? Woher? Wann? Wer? Nun das wann konnte man recht einfach beantworten... Paranoel hatte zuvor bewiesen, dass dieser Zustand keine einmalige Sache war... wer sagte denn nicht, das das in den letzten Tagen schonmal der Fall gewesen sein konnte? Doch wen genau meinte er nun? Jankris hatte niemanden verletzt... also fiel er weg. Paranoel hatte die Priesterin erwischt und zweifelsfrei, hätte der Elf wohl das größte Wissen gehabt, wie man Gift herstellen konnte. Markun war auf den Bürgermeistersohn losgegangen, doch Nara‘tee hatte ihn aufgehalten.. blieb nur Owatu und der hatte den Priester mit dem Säbel geschnitten.
    Der General ließ seine Worte wirken und genoss sichtlich das angespannte Schweigen.
    „ Ich erbitte die Erlaubnis zu sprechen, General!“ rief Rhynn energisch aus noch bevor sie wirklich darüber nachgedacht hatte, was sie Sagen wollte.
    Der Satyr seufzte und ging ganz gemächlich auf die Katzenfrau zu und stellte sich vor sie. Langsam neigte er den ganzen Oberkörper und fixierte die kleine Frau unheilvoll.
    „ Ich weiss nicht, ob ihr Euch in diesem Zustand damit einen Gefallen tut, Greifenreiter. ....“ er ließ die Wörter förmlich über seine Zunge gleiten und beinahe schien sich der Spott In sie hineinzubohren. Nie war ihre Beherrschung nötiger gewesen als jetzt. Rhynn presste die Lippen aufeinander um Ihrem Zorn keine Luft zu machen.
    „ Erlaubnis erteilt...“ endete er schließlich gönnerhaft, nachdem Rhynn weiterhin dem Blick des Mannes schweigend standgehalten hatte. Doch was wollte sie eigentlich nochmal sagen? Ihr Kopf schien wie leer gefegt.
    „ Bei allem gebührlichem Respekt, General.“ begann Rhynn und baute sch etwas auf.
    „Ich wurde vorhin Zeuge dessen, dass diese Gemütswandlung keine Einmalige Sache ist. Und trotzdem oder gerade desswegen bin ich überzeugt davon. Man sieht es ihnen an, dass sie nicht sie selbst sind! Das würde erklären, dass durchaus Vorbereitungen hätten getroffen werden können ohne dass es irgendwer mitbekommt, nichteinmal sie selbst.“
    Die Züge des Satyrn nahmen auf einmal etwas seltsam albernes an und leicht schob er die Unterlippe vor.
    „ Ist das die berühmte Weibliche Intuition, GreifenreiterIN?“ fragte er mit seltsamen Unterton und Rhynn stieg die Hitze in den Kopf. Die Katze war wie hin und her gerissen zwischen sich gegen diese Beleidigung zur wehr zu setzen und zu schweigen um es nicht noch schlimmer zu machen.
    „ Nein ist es nicht, General und falls doch, solltet Ihr ab jetzt uns alle Greifenreiterinnen nennen. Denn es ist uns allen aufgefallen. Sie reagierten nicht und ihre Augen waren wie tot.“ meldete sich plötzlich Hzrontis und trat einen Schritt nach vorne.
    Der General schnaubte leise und schüttelte über diese Worte den Kopf.
    „Um was für ein Gift handelte es sich? Ihr selbst mich gebeten, den Kharadpriester zu behandeln... und ich konnte keinerlei Vergiftungssymptome feststellen.“wollte Rhynn nun wissen, denn so ganz fügte sich das nicht zusammen. Wer würde schon ein Gift nehmen, dass nicht sofort wirkte? Wo doch bei General O‘Maru eines genommen worden war, das ihn beinahe sofort tötete?
    „ Ich weiss zwar nicht, was das Euch angeht, aber vor Gericht hättet ihr es eh erfahren.“ ungeduldig ging der Satyr auf und ab und griff schließlich nach einem Pergament auf dem Tisch. Kurz fuhren seine Augen über die Tinte.
    „ Das eine war ein Kräuterdestilat... dass der Alchemist eindeutig als das hochpotente Gift der Ophalio-Knospe identifizieren konnte.
    Und auf den zweiten Säbel... hat man Sp-... hat man die Substanz der ‚ Ehrlosen‘ nachweisen können.“ für einen Moment hatte Rhynn das Gefühl, der stattliche Mann hätte sich verhaspelt, doch eine Tatsache ließ sie erneut einen Schritt nach vorne machen.
    Wieso zwei verschiedene Gifte? Das ist Schwachsinnig. Irgendwie ergab das alles keinen Sinn... doch wenn es sich um Owatus Säbel gehandelt hatte, konnte sie wenigstens diese Sache aus dem Weg räumen?
    „ Meinen Berichten könnt ihr entnehmen, dass wir vor drei Tagen ein unangenehmes Zusammentreffen mit einem Herren hatten, der Eben letzteres Gift an seiner Kleidung trug. Da ist es nie gänzlich auszuschließen, dass Spuren darauf zurück bleiben. Aber es war unmöglich genug um Schaden anzurichten!“
    Der General hob verärgert und gleichzeitig nachdenklich die Augenbrauen. Doch gerade als er den Mund aufmachen wollte, trat Karrun vor. Er hatte die Berichte um O‘Marus tot in mehrfacher Ausführung gelesen und er war beim dem Gift dass er erwähnt hatte sogar beinahe zusammengezuckt.
    „ Das Gleiche Gift, wie das, das die Valisar benutzt hatte um O‘maru zu töten.“kam es beinahe gefasst und endlich wandt sich der Satyr von der Cath’Shyrr ab. „ Was wollt ihr damit sagen?“ knurrte er.
    „ Das ich nun gänzlich der Annahme bin, dass sowohl die Valisar, als auch wir zwei von der gleichen Frau, beeinflusst worden sind, wie meine vier Männer, die ihr in der Arrestzelle in Verwahrung haltet. Die Gleichen Ausgangspunkte. Das Gleiche Gift. Das Gleiche Ziel.

  • Der Satyr tastete nach dem Puls seines Patienten und zogen kurz danach die Augenlieder auseinander. „ Ihr könnt ihn loslassen.“ wies der Satyr den andere Greifenreiter an. Naou‘ru ließ nur zögerlich von dem Gefangenem ab und griff noch in der Hocke nach seinem Speer. Bei Verrätern musste man schließlich auf alles gefasst sein. Meister Seran stemmte sich hoch und nur einen Moment Berührten seine Finger dabei den Feuchten Boden. Und prüfend rieb er den Stoff des Hosenbeines zwischen den Fingern. Sein Patient war beinahe klatschnass...Eine Zumutung... Ja einsperren konnten sie ihn wenn sie wollten, aber dieser hier würde sich den Tod holen, bevor er auf den Richtplatz treten konnte.
    „ Holt eine Pritsche und trockene Kleidung.. oder ne Decke... was auch immer der Kerkermeister erlaubt.“ knurrte nun der Satyr seinen Wachmann an mit einem Blick der kaum Widerrede duldete.
    „ Aber ich s...“ wagte es tatsächlich der Greifenreiter zu widersprechen.
    „ ICH bin der HEILER und DAS ist mein PATIENT! Pritsche! Kleidung! Frisches Wasser sofort!“
    Horgund alarmiert durch den Lärm öffnete plötzlich die Türe und sah erschrocken ins Innere. „ Ich weiss nicht ob der General das genehmigt..“
    „ Dann genehmige ich Euch bereits ein Grab zu schaufeln... denn ne Lungenentzündung überlebt er unter diesen Umständen sicher nicht...! Das ist eine Zumutung einen Menschen in so ein Loch zu stecken! Schimmel und Feuchtigkeit.. Kälte und kein Licht... das ist Folter! Ich verlange nicht, dass man ihn ins Lazarett bringt wo er eigentlich hinsollte!“ polterte der Stabsheiler gereizt und war aufgestanden um den Wächter zur Tür zu schieben.
    Horgund überlegte kurz und nickte dann.
    „ Auf Eure Verantwortung hin.“
    „ Danke.“ meinte Seran mit überspitztem Tonfall und zerschnitt die nasse Tunika , damit er sie ihm nicht umständlich über Kopf ausziehen musste und damit riskierte erneut die Rippen zu verschieben. Leise vor sich hingrummelnd, befreite der Satyr langsam seinen Patienten von der Nassen Kleidung und der unbequemen Rüstung. Bis schließlich eine weitere Wache umständlich ein Gestell in die Zelle bugsierte und begann die Pritsche aufzustellen.
    „ Fin ich nich gut... nem Verräter ‘s auch noch g‘mütlich machen zu woll‘n.“ murrte der Mann und spannte das Leder über das Holz.
    „ Ich bin sicher, jeden Interessiert, was ihr gut findet und was nicht...“ Seran ließ sich davon kaum beirren und wies Naou‘ru an, ihm zur Hand zu gehen und den bewusstlosen Owatu auf die Pritsche zu legen.
    „ Hier... was anderes konnt ich nicht auftreiben.“ erklärte Horgund und hielt dem Heiler eine dünne abgesteckte Decke hin.
    „ Meint Ihr er könnte sich damit stranguliern?“ fragte der Kerkermeister und skeptisch lag aein Blick auf dem Bewusstlosen und Seran schüttelte den Kopf.
    „ Der kann sich kaum Bewegen... würd mich wundern, wenn er überhaupt alleine aufstehen kann.“
    Nach wenigen Minuten, beugte sich der Heiler über den Tua‘Tanai, seinen Arm hatte er wieder in eine Schlinge gelegt und die Decke über ihm ausgebreitet.
    „ He... Owatu... genug geschlafen... ich kann dich hier nicht bewustlos rumliegen lassen..“ erklärte er und tauchte eine Pipette in eine Flasche und ließ einen einzelnen Tropfen von dem Inhalt auf die Lippen des Mannes fallen.
    Die Atmung des Mannes beschleunigte sich langsam und nach und nach regte sich sein Patient wieder.Offensichtlich wenig erfreut von dem Brennendem Gefühl das das Mittel auf den Lippen und der Zunge verursachte.

  • Der General Schritt auf Karrun zu. Irgendwie wirkte er leicht gereizt, doch dann legte er nachdenklich die Finger vor dem Mund.
    Komm, das ist doch alles kein Zufall, betete Karrun. Das wirst du doch als berechtigten Zweifel sehen müssen. Der General konnte doch unmöglich seine eigenen Leute hinrichten lassen, obwohl er die Mittel an der Hand hatte um die Wahrheit herauszufinden. Wenn er das tun würde, so schwor sich der Mensch, dann würde er seine Drohung mit der Rebellion wahr machen. Dann war dies nicht die Garde in der er dienen wollte und die ganze Stadt ihren Schutz nicht wert.
    Du kannst dich nicht hinter deinen Regeln und Vorschriften verstecken! sagte er dem Satyr im Geiste. Wie oft waren dem Menschen diese Regeln schon zuwider gewesen. Doch jetzt trieb der Anführer der Garde es zu weit. Der Mann suchte Beweise für ihre Unschuld? Er sollte mal lieber Beweise für ihre Schuld suchen!
    Karruns Augen verengten sich zu Schlitzen. Das er das immer noch in Betracht zog, Paranoel, Owatu, Markun und Jankris den Prozess zu machen, ohne sicher zu gehen, dass all die Dinge, die sie hier vorbrachten, der Wahrheit entsprechen konnten.
    Schließlich drehte der General sich zu der Dritten um und ohne ein weiteres Wort über seine Gedanken zu Karruns Einwände zu verlieren sagt er: „Ihr könnt wegtreten, D’Ragor du bleibst!“
    Die Miene des Satyrn wurde Steinern und er wartete darauf, bis die Greifenreiter den Raum verlassen hatten.
    Karrun schüttelte kurz den Kopf und schloß die Augen, als Nara’tee etwas sagen wollte, so das der Mann zum Glück den Mund wieder Schloß und als erster den Raum verließ.
    Die Zeit schien unendlich langsam dahin zu fließen, in der der General einfach wartete und nichts weiter tat. Doch schließlich ging er zur Tür und befahl seinem Gehilfen Leander zu hohlen.
    Die beiden Männer starrten sich eine ganze Weile an. Karrun war sich nicht sicher, ob es vielleicht ein gutes Zeichen war, das er den Hauptmann kommen ließ. Auf jeden Fall wollte er es nicht noch schlimmer machen, indem er irgendwas sagte. Also stand er regungslos auf dem Fleck, auf dem ihn der General hinbefohlen hatte. Der Mann schien endlich mal einen Nachdenklichen Ausdruck zu machen.
    Ein wenig außer Atem betrat Leander schließlich nach einiger Zeit den Raum. Kurz salutierte er: „Herr General, du wolltest mich sehen, Herr!“ trat er ein.
    Der Satyr nickte. „Rührt euch.“ meinte er, doch Karrun blieb so stehen, wie zuvor. Ein wenig hatte er Angst, wenn er lockerer stehen würde, die Kontrolle über sich zu verlieren, je nachdem, was der oberste Anführer jetzt vorhatte.
    „Ich sehe, das ihr versucht Beweise zu sammeln, die die Unschuld der Vier Greifenreiter darlegen. Doch nichts davon scheint wirklich ein deutlicher Beweis zu sein. Man kann all dies, zu beiden Seiten auslegen.“
    Begann er und Karrun kochte innerlich. Das ist nicht dein Ernst!
    „Allerdings gebe ich euch in den Punkten recht, dass diese Punkte berechtigte Zweifel aufwerfen.“ Der Mann schritt langsam auf und ab und kam nun vor Karrun zu stehen. Der Mensch realisierte nur ganz langsam, dass der General wirklich gerade die Zweifel eingeräumt hatte.
    „Und nein, ich werde nicht meine Männer hinrichten lassen, wenn es die Möglichkeit gibt, die ganze Wahrheit herauszufinden.“ er blickte dem braunhaarigen Mann tief in die Augen. Und dem Schwadronsfüher fiel es nun nicht schwer, den Blick zu erwidern.
    „Hauptmann, geht bitte Meister Ralinur holen. Wer von den Vieren ist in der besten Verfassung um das durchzuhalten?“
    „Jawohl Herr General!“ Salutierte Leander und war schon im Begriff sich umzudrehen. „Ich… dem letzen Stand der Dinge, den ich habe, nach. …Dürfte das Paranoel sein. Meister Seran ist glaube ich gerade bei ihnen.“
    Ein erleichtertes Lächeln huschte über die Züge des Hauptmanns.
    Und auch Karrun fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt würde sich das endlich alles aufklären.


    „Wie kann man eigentlich nur so engstirnig sein?“ polterte Hzrontis los, als sie das Gebäude verlassen hatten und wieder auf dem Hof standen. „Ich meine, ich weiß, wie starrköpfig Stayre sein können. Aber das der so die Augen verschließen muss? Nicht mal einen Hauch wollte er nachgeben. In seinen Augen sind sie schuldig!“ der gehörnte Greifenreiter konnte seine Wut nicht länger zurückhalten.
    Nara’tee schüttelte zustimmend den Kopf. „Und vor allem, was Bitteschön ist so schwierig daran einem diesen letzen Wunsch zu erfüllen? Ich meine, Regeln und Vorschriften hin oder her, aber sowas schlägt man doch nicht aus, oder? Was glaubt ihr, wer von den vieren war das?“
    Ranglos kratze sich am Kopf: „Könnte Paranoel gewesen sein. Der hat sowas schließlich schon ein paar Mal als Zeuge mitgemacht.“
    „Glaubte der General wirklich, dass wir das nicht mit uns machen lassen würden und lieber unsere Kameraden unschuldig streben lassen würden, als uns von so einem Fingerfuchtler in den Kopf schauen zu lassen?“ Fragte Nim in die Runde und deutete mit dem kopf, dass sie mehr zu den Stallungen gehen sollten.




    Nein, er durfte nicht schlafen. Auf gar keinen Fall durfte er schlafen. Immer weiter versuchte er dagegen anzukämpfen, stammte sich gegen die Fesseln. Grüne Augen, ein süffisantes Lächeln. Schmerz kroch durch seine Brust und brachte Leere mit sich. Ein Auflachen. Drei blutrote Tropfen fielen auf sein Gesicht, benetzten die Lippen, doch das Blut brannte wie Feuer auf seinen Lippen…


    und er begang den Fehler mit der Zunge das Brennen lindern zu wollen. Wann hatte die Hexe es geschafft, das er doch weggetreten war? Verdammt, was hatte sie getan? Schoß es ihm durch den Kopf. Angestrengt versuchte er die Augen aufzureißen. Er musste hier weg, war sein einziger Gedanke. Doch die Lider waren viel zu schwer und nur verschwommen nahm er überhaupt etwas war. Doch das brennende Gefühl von Metall an seinen Gelenken war endlich Weg. Egal, ob er was sehen konnte oder nicht… Sein Herz raste vor Panik und er musste diese Gelegenheit nutze um zu fliehen. Die Kerzen blendeten ihn und doch versuchte er sich mit den Händen abzustürzen. Eine wurde von irgendwas aufgehaltene der mit der anderen bekam er kühles Leder zu greifen. Sein Atem ging stoßweiße und kämpfte gegen den Schmerz an, der sich immer weiter von seiner Brust ausbreitete.
    „Tsee…!“ brachte er mühsam, aber bestimmt vor und griff sich nun doch mit der anderen Hand auf die Schmerzende Stelle.
    Ganz liese vernahm er, das jemand seinen Namen rief und irgendwas drückte ihn wieder zurück auf den Tisch.
    Verdammt, er war viel zu schwach um dagegen anzukämpfen…
    Und langsam bildete sich die Frage in seinem Kopf, wogegen er eigentlich kämpfte?
    „Owatu?“ hörte er nun deutlicher seinen Namen und er wandte den verschwommenen Blick in die Richtung. Eine Hand spürte er an seinem Hals, die andere auf der Schulter und druck auf den Beinen, der ihn effektiv daran hinderte diese zu bewegen. Nach und nach wurde Meister Seran deutlicher. Was machte er hier? Und warum? Ein bisschen beruhigte sich sein Atem, aber der Schmerz blieb dabei bestehen, so das er nur Stoßweiße Luft holen konnte.
    So richtig klar denken konnte er immer noch nicht, als ihm der Heiler, die Augenlieder aufzog und grelles Licht ihn schlagartig dazu veranlassen wollte, sie wieder zu schließen.
    „Weißt du, wo du bist?“ fragte Seran, aber der Tua’Tanai verstand die Frage irgendwie nicht, oder? Ganz langsam schob sich wieder das Geschehene in sein Bewusstsein. Zaghaft nickte er. Das letze, an dass er sich erinnern konnte, war, dass der Meister ihm die Rippen richten wollte.
    „Tua-Loch.“ brachte er hervor und sein Mund fühlte sich unglaublich trocken an.

  • Wie ‚ Wegtreten‘? Nein! Du kannst uns doch jetzt nicht wegschicken?! Flehentlich sah Rhynn zu ihrem Schwadronsführer, fast so als erwartete sie seinen Einspruch. Soetwas wie ‚ Was ihr sagen wollt, könnt ihr auch vor meinen Leuten sagen.‘ oder ‚ sie haben ein Recht dazu eure Entscheidung zu erfahren‘. Doch es kam nichts. Nur widerwillig ließ sie sich von Nim mit nach draußen ziehen und der blöde Elf zog sie doch tatsächlich weiter, als sie ein Ohr an den Türspalt drücken wollte. Wollten die anderen nicht auch wissen, was da drinn vor sich ging? Die Katze folgte mit verschränkten Armen und missmutig verzogenem Gesicht den anderen hinunter in den Hof.
    „ Und warum verdammt nochmal, schickt er uns raus? Der glaubt doch nicht, dass Karrun uns das verschweigt!“ fauchte die Greifenreiterin und trat mit dem Fuß nach einem Stein.
    „ Sag nicht ‚letzter Wunsch‘!“ blaffte Rhynn den Tua‘Tanai an und ihre Hand fuhr wieder an die Schläfe, der schnelle Schritt und die Aufregung ließ ihren Schädel beinahe explodieren. Sie wusste selbst nicht genau warum sie gerade die Formulierung so aufregte. Ihre Kleidung war schweissnass und die kühle Nachtluft ließ sie frösteln.
    „ Ich ... habe mit Owatu über Rarlinur gesprochen.... “ fügte sie an Rangolfs Äußerung an und rieb sich über die Oberarme.
    Bei der Frage des Elfen sah sie jedoch auf.
    „ Hast du das schonmal gemacht?“ fragte sie ihn und es wurde aus ihrem Tonfall nur zu deutlich, dass sie diese Sache durchaus ernst nahm.
    „ Eh... Nein.. aber...“ stotterte er herum und zupfte an einer Haarsträhne herum.“ wir halten doch zusammen...“ rettete er sich schließlich und Rhynns Gesichtsausdruck wurde milder.
    „ Ja WIR halten zusammen....“ nickte die Frau und stützte sich für einen Moment an seinem Unterarm ab. Eigentlich hatte sie ihm Bekräftigend auf den Oberarm Klopfen wollen, doch ihr Knöchel hatte der Bewegung nachgegeben. Sie hatte wohl noch nie ähnliche Schmerzen erlebt, wie die als Rarlinur die Barriere durchbrochen hatte. Es gab mit Sicherheit einige die lieber darauf verzichten würden.
    „ Vielleicht... solltest du dich ein bisschen ausruhen?“ begann der Elf vorsichtig und lehnte sich zur Sicherheit ein Stück nach hinten, als fürchtete er ihre Reaktion.
    „ Du hast da ganz schön was abgekriegt.“ fügte er an, als glaubte er er würde das so besser machen.
    Doch die Katze ließ schlagartig seinen Arm los um sich aufzurichten.
    „ Es geht mir gut!“ log sie und legte einen Zahn zu. „ Ich will mich nicht ausruhen..Ich muss zu Tameqa... wenn jemand was von Karrun hört.. ich bin bei ihr... oder schau ob ich meine Medizintasche wieder bekomme...“
    Ohne darauf zu achten ob ihr die Männer folgten, schob sie das große Tor auf, dass zu den Stallungen führte und die feuchtwarme Luft umspielte sie für einen Moment. Die Katze eilte zwischen den Boxen entlang und schließlich fand die Katze die Graue auf ihrem Schlafplatz. Es schien als haben sie Marak und Selphet zwischen sich eingeklemmt und der Schwarze Greif hatte seinen Kopf auf ihren Rücken gelegt, als wollte er sichergehen, dass sie auch bei ihnen blieb. Möglichst leise schob sich Rhynn in die Box, doch Tameqa hob sofort den Kopf und blickte direkt den Besuch an.
    „ Nein nein...Bleib...“ flüsterte sie mit erhobenen Händen und kam näher.
    *Es tut mir leid.... dass ich solange gebraucht hab, aber ich bin aufgehalten worden... zweimal...* erklärte sie uns sandte der Grauen bedauern. Marak drehte nun leicht den Kopf und funkelte mit seinen stechenden Augen die Greifenreiterin an.
    *Sie haben mich zu ihm gelassen... nicht lange.. aber ich habe mich um seine Verletzung gekümmert und.... er vermisst dich...* versuchte sie die Greifin zu beruhigen und legte ihr eine Hand an den Schnabel. Wieviel konnte sie ihr denn sagen? * Wir holen ihn da raus... versprochen....*


    „Gut.“ erklang nun sanfter seine Stimme. Schweiss stand dem Heiler auf der Stirn und nur langsam wagte es der Satyr den Arm des Tua‘Tanai loszulassen doch seine Beine gab er noch nicht frei. Es hatte plötzlich so gewirkt, als hätte der Mann Alpträume und damit er sich nicht zuviel bewegte hatten sie ihn festhalten müssen.
    „ Normal atmen.“ mahnte er Owatu erneut und versuchte überdeutlich selbst Luftzuholen.“ Es ist alles in Ordnung... du warst bewusstlos. Aber wenn du weiter so hektisch bist muss ichs nochmal machen.“
    Kurz ruhte der Blick des Heilers auf der Wache. Naou‘ru hielt Krampfhaft die Schultern seines Volksmannes fest und ließ erst locker als der Satyr auffordernd gegen seine Unterarme klopfte.
    „ Ich glaube Eure Dienste werden nichtmehr benötigt.“ forderte er den Mann auf zurückzutreten ehe er sich wieder an seinen Patienten wandte.
    „ So... Keine Ruckartigen Bewegungen. Nicht auf die verletzte Seite legen... immer gleichmäßig atmen.... Ich habe mir erlaubt dich von den Nassen Kleidungen zu befreien... Hast du Schmerzen?“ fragte er umsichtig und fuhr mit der Hand in Owatus Nacken um ihn vorsichtig aufzurichten, damit er aus dem Wasserbecher trinken konnte.
    „Ich werde schauen, ob ich Rhynn finde.. wegen den Schmerzmitteln...“

  • Marak ließ sie sich kein Stück weiter fortbewegen. Auf der einen Seite war der dunkle Greif an seiner Seite ungemein tröstlich, genauso, wie ihren Bruder zuhaben. Auf der anderen Seite, war Marak, aber auch sehr viel hartnäckiger gewesen und keinesfalls, wie Selphet auszutricksen. Sie wusste auch nicht so genau, wie lange sie so jetzt hier verbrachten, aber eine gewisse Frustration hatte sich bei ihr eingestellt, die fast alles um sie herum ausgeblendet hatte, bis auf das bekannte Geräusch von Rhynns Stiefeln auf dem Lehmboden des Stalls. Das war unverkennbar und ran sofort zu ihr durch.
    *Wie geht’s ihm? Wo ist er, wo haben sie ihn hin gebracht? Kann ich zu ihm? Was hat er gesagt, was passiert ist? Ist er immer noch so durcheinander? Was haben sie mit ihm gemacht?* wollte sie gleich wissen und überschlug sich geradezu in ihren Gedanken. Ein wenig versuchte sie sich nun unter Maraks Druck von oben doch weiter zu drehen. Leise knurrte sie den schwarzen Greif an. *Ich will doch nur zu Rhynn* Aber der Dunkle blieb unnachgiebig, zu oft hatte sie in den letzten Stunden versucht ihn irgendwie loszuwerden.
    Dann wurden noch mehr Schritte laut. Vorne weg, eindeutig Karrun und Nara’tee, aber auch der blde Rangolf war mit dabei.
    „Hier bist du!“ begrüßte Karrun die Cath’Shyrr und seinem Tonfall nach zu urteilen war er erstens aufgeregt und zweitens euphorisch. Ohne das er der Katze Zeit zum rechtfetigen ließ sprach er weiter: „Du magst es nicht glauben, aber der Dickkopf lässt endlich Ralinur hohlen!“ Und ein erleichtertes Lachen stahl sich, soweit die Greifin das erkennen konnte, auf sein Gesicht.
    Tameqa fauchte den Menschen an. Sie hatte noch nicht die Antworten vorn Rhynn erhalten, die sie gerne hätte und wen interessierte dieses Rarigur? Der Schwadronsführer sollte sich mehr Sorgen um Owatu machen und um Paranoel und den kurzen Mann und Jankris.


    Langsam realisierte er, was anders war. Der harte Steinboden war verschwunden und satt dessen schmiegte sich nun glattes Leder an seine nackte Haut. So ganz verstand er nicht, was eigentlich passiert war… aber das war ja nun jetzt nicht das erste Mal. Und immer noch sickerten Serans Worte nur ganz langsam zu ihm durch.
    Er nickte leicht auf Serans Anweisung und der Frage nach Schmerzen. Nicht so stark, wie zuvor, aber immer noch genug, dass er sich jeder Atemzug anfühlte, als würde jemand sein Brustkorb zerreißen.
    Dankbar, den komischen Geschmack im Mund endlich loszuwerden trank er, was auch immer ihm Seran gerade unter die Nase hielt und stellte überrascht fest, dass es sich nur um kühles Wasser handelte. Doch das war gerade das beste Wasser, was er jemals getrunken hatte.
    „Hab… hab ich dich angegriffen?“ stellte er die Frage, die er gerade am meisten fürchtete, nachdem seine Zunge nicht mehr ganz so schwer war.
    „Nein.“ Erwiderte Seran und schüttelte mit dem Kopf, ein wenig Verwunderung über diese Frage lag in seiner Stimme. Zunächst war er unsicher, ob er das dem Heiler glauben sollte. aber schließlich ergab die erklärung, dass er Bewusstlos war, doch mehr Sinn. Zumindest hoffte er, dass es so war und er nicht wieder irgendwas getan hatte, von dem er nichts wusste... nur das andere hileten sie ihm auch vor. Dann würden sie es jetzt auch tun. Wenn nicht Seran, dann zumindest der andere Greifenreiter.
    „Ich seh morgen wieder nach dir.“ Erklärte er, sammelten seine Sachen ein und verließ die Zelle um möglichst bald Rhynn zu finden.
    Owatu blieb in Dunkelheit zurück und versuchte sich nicht auszumalen, was morgen sein würde, bis er schließlich tatsächlich einschlief.

  • Das ganze Ausmaß von Tameqa‘s Sorgen schwappte über die kleine Frau herein und damit kamen die Schuldgefühle. Auch wenn sie wohl kaum die Möglichkeiten gehabt hätte früher zu ihr zu gehen, hatte sie die Graue hier in Unwissenheit zurückgelassen. Rhynn blickte in die großen sorgenvollen Augen. Es ging ihr doch genauso. Doch was konnte sie ihr erzählen? Sie hatte das Recht alles über Owatu zu erfahren. Ihre größte Befürchtung lag allerdings darin, Wenn sie ihr die Bilder von ihrem Reiter zeigte, wie er mit schmerzverzerrtem Gesicht in diesem Verschlag festgehalten wurde, könnte sie das dermaßen aus der Bahn werfen, dass es ihr egal war, welche Hoffnungen sie und die anderen auf Rettung hatten. Sie würde ihn befreien wollen und überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen.
    „Er ist..“ begann Rhyn nun wo sie glaubte einen Gedanken gefasst zu haben, als sie der plötzliche Ausruf hinter sich herumwirbeln ließ. Erschrocken war ihre Hand für einen Moment an die Brust gewandert und mit verdutztem Gesichtsausdruck sah sie hinauf in das freudige Gesicht ihres Schwadronsführer. Wo war er jetzt plötzlich hergekommen? Vielleicht hatte ihr Kopf doch mehr abbekommen, dass sie das getrappel von drei Männern nicht mitbekam? Nur langsam sickerten seine Worte in ihr Bewusstsein und langsam erhob sie sich aus der Knienden Position.
    „ Er... lässt Rarlinur holen? Wirklich?“ und mit dieser Aussage und dem stolzem Nicken des Mannes, durchflutete sie die pure Freude. Ihre angespannte Haltung und auch die Kopfschmerzen verschwanden in dem Moment vollkommen. Mit einer Mischung aus Lachen, kichern und glucksen, warf sie sich dem Menschen entgegen. Ignorierte den Schmerz der erneut an ihrer Gesichtsseite entbrannte und schlang beide Arme um ihn. Karrun keuchte ob der stürmischen Umarmung kurz auf, denn auch seine Verletzungen machten ihm wohl noch deutlich zu schaffen.
    „ Jetzt holen wir sie da raus!“ brachte Rhynn voller Überzeugung hervor und erst jetzt legten sich kurz zögerlich seine Arme um ihre Schultern.
    Ja jetzt gab es keinen Zweifel mehr, der Magier würde etwas finden und die vier würden freigelassen.
    „ So und JETZT, bring ich dich ins Lazarett!“ verkündete der Mann schalkhaft und Ruckartig festigte sich der Griff des Mannes um ihre Taille hob sie hoch und wollte sie über die Schulter werfen.
    „ Was?! Nein! Warte!“ prostestierte sie und versuchte sich von ihm wegzudrücken, doch ausnahmsweise lag es diesmal nicht an ihrem Stolz, dass sie nicht ins Lazarett gehen wollte, sondern daran Tameqa jetzt alles sagen zu können.
    „ Keine Widerrede... Du bist doch abgehaun,oder?“ Presste Karrun zwischen den Zähnen hervor und schien sichtlich mit der Cath’Shyrr zu Kämpfen, weil sie sich nicht zum Ausgang ziehen lassen wollte.
    „ Ja... aber rangolf hat mir geholfen!“ warf Rhynn ein und bekam den Stützbalken zu fassen, ihre Krallen schlugen sich in das Holz. Tameqas beinahe panischen Gefühle brandeten gegen ihren Geist„ Lass mich mit Tameqa reden, oder Marak muss ihr die Ohren Abbeissen! Danach komm ich mit!“
    Erst jetzt schien Karrun auch ein Auge für die Greifen zu haben. Tameqa hatte es irgendwie geschafft, sich unter Marak herauszuwinden und der Schwarze hatte sie nun an den Ohren gepackt und versuchte sie davon abzuhalten in den Gang hinauszukriechen.
    Schlagartig ließ der Zug auf ihren Armen nach und Rhynn wurde losgelassen.
    *Tameqa... warte nicht.Marak lass sie los!*forderte Rhynn und versuchte den mächtigen Schnabel des Männchen wegzuschieben. * Erst zuhören... nicht ausrasten... Jetzt wird sich alles klären... wir holen ihn da raus..* versuchte sie der Grauen begreiflich zu machen und legte ihre Stirn auf ihren Gefederten Kopf. Langsam gab sie die Bilder der letzten Stunden an die Greifin weiter. Unverblümt und ehrlich. Ihre Befragung bei Horgund. Vor allem aber der Besuch bei Owatu. Der Zusammenhalt der Männer und die Gewissheit dass Rarlinur würde in seinen Kopf sehen und die Unschuld ihres Reiters beweisen würde. Wobei Rhynn jedoch nicht ihre Angst verbergen konnte, vor ihrer eigenen Gedankenlesung.
    „ Wir holen ihn da raus...“ sprach sie es nun laut aus und hob den Kopf der Grauen etwas an.

  • Marak zog schmerzhaft an ihrem Ohren. Sie hasste das, wenn er das tat und in den allermeisten Fällen schaffte er es auch sie damit erfolgreich zurück zu halten, oder zur Vernunft zu bringen. Doch nicht heute. Und wenn er ihr das Ohr abbeißen würde. Es war ihr egal. Sie wollte jetzt wissen, was mit Owatu war. Und sie musste hinter Rhynn her, bevor dieser Mensch sie aus dem Stall gezerrt hatte. Sah er denn nicht, das sie nicht gehen wollte?
    *Du kannst nicht… bleib hier… Wie gehts Owatu? Wo ist er?* flehte sie die Katze ihr alles zu erzählen und nicht wieder in Unwissenheit hier zurück zu lassen.
    Endlich konnte Rhynn den Menschen davon überzeugen sie loszulassen. Und sie fauchte den Schwarzen noch einmal an, dass er sie endlich gehen lassen sollte. Erst als die Frau bestimmt Marks Kopf wegdrehte ließ das Männchen los. Eilig schüttelte sie den Kopf um den Schmerz aus dem Ohr zu vertreiben, bis Rhynn die Stirn auf ihre legte und ihr all das, was sie seit her erlebt hatte zeigte. Das meiste davon verstand sie nicht. Vor allem warum sie ihm das antaten. In dieses Loch zu stecken, wo er sich anscheinend noch nichtmal richtig rühren konnte. Wieso konnten sie ihn nicht an einem anderen Ort festhalten?
    *Warum da unten?* fragte sie erschüttert über all das, was Rhynn ihr gezeigt hatte. *Warum hilft ihm da keiner?* fügte sie an und meinte, dass sie ihn mit Schmerzen zurücklassen musste. Sie wollte nicht, das es ihrem Freund schlecht ging und verstand nicht, wie die anderen das zulassen konnten. Beziehungsweise, warum die anderen nichts dagegen tun konnten, wo es doch nicht daran lag, das er unerreichbar war. Das mit den Regeln und Beweisen ergab auf dieser Ebene keinen Sinn für sie. Um seine Unschuld zu beweisen ja, aber um ihm die Schmerzen zu nehmen?
    Tameqa sprang auf, als Rhynn sagte, dass sie ihn da raus hohlen würden, doch sogleich spürte sie wieder Marak an ihrer Seite.
    „Ja wir hohlen ihn da raus.“ bestätigte nun auch Karrun, „Aber… wir sind dran.“ erklärte der Mensch und deutete der Greifin sich wieder hinzulegen. Der Braunhaarige legte seine Hand auf den Schnabel des Schwarzen Greifen, dann nickte er dem mächtigen Tier zu.
    *Vielleicht klärst du noch Aronus, Naraniwen und Faranka auf* bat er die Graue *Und ich bringe Rhynn ins Lazarett, damit sie morgen die Kraft hat Owatu zu helfen*
    *Morgen erst?* fragte Tameqa bestürzt.
    *Ich befürchte ja*meinte Karrun bedauernd und deutete auf das Mondlicht, das fahl in den Stall schien.
    „Komm Kylan.“ forderte er die Katze nun nochmal auf ihr Versprechen einzulösen, ihm ins Lazarett zu folgen.
    „Du siehst wirklich fertig aus.“
    Dumpfes Hufgetrappel wurde auf dem Lehmboden lauter: „Ach hier bist du. Wie konnte ich auch annehmen dich im Lazarett zu finden?“ fragte Meister Seran, sichtlich etwas aus der Puste, als er näher kam.
    „Also doch geflohen!“ erkannte Karrun und griff der Katze unter die Arme, das sie nicht mehr fliehen konnte.




    Vergessen und zurückgelassen stand die kleine Heilertasche unter einer Pritsche, auf der irgendwann mal Rhynn gelegen hatte. Nicht nur, dass ihr Innerstes vollkommen zerwühlt war und einer der Bandagen nur achtlos hineingestopft oben wieder herausquoll. Nein auch stach ein Messer tief in eine der Seitentaschen und ritze das Futter. Schwere Stiefel hatten sie immer weiter unter die Liege befördert und so blieb ihr nur noch Fußangelnd den Tragriemen unter der Bettgestell hervorschauen zu lassen.
    Feine Elfenschuhe traten in die Schlaufe, schoben sich unter das Leder und ein Ruck zerrte sie wieder hervor aus der Dunkelheit. Wütende Hände griffen nach der Tasche und nachdem sie einige Augenblicke in der Luft schwebte wurde sie hart auf einen Tisch gestellt.

  • Rhynn blickte kurz über ihre Schulter, als sie Karruns Stimme wieder so nah bei sich hörte.
    *Weil sie ihn für Schuldig halten... aber es tut mir auch weh, dass sie ihn so behandeln.* versicherte sie der Greifin und strich über die weichen Federn. Schmerz und unverständnis lag auf ihren Zügen, als sie dem schwadronsführer zuhörte. Was meinte Karrun damit ihm morgen zu helfen? Durfte sie etwa doch wieder zu ihm? Oder hatte Karrun irgendetwas vor.
    * Ich hab ihm was gegen die Schmerzen gegeben. Er steht das durch und der Magier kann seine Unschuld beweisen. Bis dahin wäre es vielleicht besser, wenn du es den beiden nicht so schwer machen würdest.*
    Hoffentlich verstand die Greifin das nicht falsch. * Wir kriegen noch beide Ärger von Owatu, wenn du total zerrupft bist und nurnoch lange Schlappohren hast* fügte sie schnell noch an und kraulte die Graue unterm Schnabel. Nur einen Kurzen Blick konnte sie auf Selphet erhaschen der versuchte sich hinter Marak durch die Boxentür zu quetschen.
    * Pass auf deine Schwester auf.*sandte sie ihm, doch auch aus seinem Gesicht war die Sorge herauszulesen.
    Nur langsam erhob sie sich, nach Karruns Aufforderung und ihr Blick traf auf den des Mannes.
    „ Das ist nur ein Kratzer.“ winkte die Cath’Shyrr mit einer energischen Handbewegung ab, als Seran um die Ecke gerannt kam. Rhynn hob abwehrend die Hände als Karrun seinen Vorwurf loswurde.
    „ Was nein! Ich hab gefragt! Und die Heilerin hat gesagt ich kann gehn!“ entrüstete sie sich und deutete mit einer Hand auf Rangolf.
    „ Fragt ihn er war dabei.“ Nara‘tee drehte überrascht den Kopf zu dem groben Mann und hob fragend die Augenbrauen, doch Rangolf zuckte nur mit den Schultern.
    „ Halt mich da raus.“ brummte er und wandte sich langsam zum Gehen. Karruns griff um ihren Arm verstärkte sich als er die Frau mit sich zog.
    „ Was hast du Owatu für Schmerzmittel gegeben?“ wollte der Gehörnte wissen, noch völlig außer Atem hielt er sich den Bauch.
    „ Was ist mit ihm?!“ fragte Rhynn erschrocken und sie machte einen Schritt auf den Heiler zu. Hatte sie ihm was falsches verabreicht? Ging es ihm schlecht?
    „ Ich hab ihm die Knochen gerichtet... aber Ich konnte ihm keine anderen Mittel geben, weil ich nicht wusste, was er bereits von dir bekommen hat. Desswegen hab ich nach dir gesucht.“ erklärte er sich knapp.
    „ Roltarwurzel und Ubron zwei Einheiten und eine einheit theorinwurzel in Wasser... und auf die Prellung Samtminze, damit die Schwellung abnimmt.“ erklärte sie schnell und Seran nickte.
    „ Geht ihr jetzt wieder zu ihm?“ fragte sie hoffnungsvoll und ergriff schnell ihre Chance.
    „ Ich komm mit!“

  • Der Satyr schüttelte mit dem Kopf: „Das Ubron sollte eigentlich reichen, dass er die Nacht schlafen kann, sobald er sich wieder beruhigt hat und nicht zu viel bewegt. Viel mehr davon sollten wir ihm nicht geben ohne ihn beobachten zu können.“ Angespannt rieb er sich über den Nacken, „und viel mehr als Richten, kann ich da unten nicht tun…. Dabei müsste eigentlich das Blut, was sich unterm Rippenfell langsam sammelt unbedingt abgelassen werden.“ Letzteres murmelte er leise vor sich hin und war garnichmal so sehr für die Anderen als Information gedacht.
    Ja er machte sich sorgen um seine Patienten, egal ob sie nun Verräter waren, oder nicht. Und das mit den Sorgen galt auch Rhynn. Die Frau vor ihm machte keinen guten Eindruck.
    „Wann hast du das letzte Mal was gegessen? Oder getrunken?“ fragte er die Cath’Shyrr und ahnte die Wahrheit schon. Vermutlich seit dem Mittag beides nicht, so wie er das Mädchen kannte. Er war nur gespannt, ob sie ihm die Wahrheit auch sagen würde. Fast im gleichen Moment beschloss der Stabsheiler, dass es ihm egal, war wie die Frau antwortete.Wenn er eines über Rhynn gelernt hatte, dann, das man ihr ebsser erst agr nicht die Chance gab, sich irgendwie da rauszureden. Die Frau besaß ein unglaubliches Talent dafür sich selbst völlig zugrunde zu richten und kein bisschen auf sich selber acht zu geben. So dass man sie einfach manchmal dazu zwingen musste. Sie hatte die Naivität von Kanghlai ausgenutzt, woraufhin die angehende Heilerin zurecht einen Vortrag von Elandil erhalten hatte, allerdings war Seran der Meinung, dass es durchaus in der Pflicht des Elfen lag seine Schülerin bei so Sachen zu beaufsichtigen. Wenn er sich es recht überlegte, hatte er sogar Ealndil zuerst nach Rhynns verbleib gefragt und dann hatte dieser Kanghlai zurechtgewiesen.
    „Du gehörst in ein Bett.“ Hakte Seran sich nun auf der anderen Seite von Rhynn ein und wollte sie sie sanft, aber bestimmt vorwärts schieben. „Ich kenne jemanden, der mir Morgen bei einer Operation helfen will. Und wenn du nicht beisammen bist, kann ich dich nicht brauchen!“ erklärte er und wusste leider noch nicht so genau, wie er Markun und Owatu ins Lazarett bekommen sollte. Bei der Anklage, die gegen die Männer im Raum stand, war es vermutlich der Heeresführung egal ob sie die Gefangenschaft überlebten oder nicht. Andererseits hatten die Männer aber auch das Anrecht auf einen ordentlichen Prozess.

  • Bei dem Kopfschütteln des Heilers bildeten sich auf Rhynns Stirn Falten des Missmuts. Zuerst hatte sie geglaubt, er wollte sie einfach nicht mitnehmen, doch der Heiler hatte offenbar selbst nicht vor heute nochmal zu seinen Patienten zu gehen. Aber sie hätten ihnen sagen können, dass Rarlinur hinzugezogen würde. So mussten sie jetzt die ganze Nacht in dem Loch sitzen, ohne diesen Hoffnungsschimmer.
    Bei Serans Gemurmel blickte die Katze wieder auf und die Sorge über ihren Flügelmann schwoll an. Wie schlimm der mehrfache Bruch tatsächlich gewesen wäre, hätte sie erst am nächsten Tag sagen können. Doch Meister Seran war nicht umsonst der Stabsheiler, wenn er soetwas nicht bereits erkannt hätte.
    „ Ehm...“ begann Rhynn ausweichend und sah zwischen ihren Kameraden hin und her. Das letzte Mal hatte sie gegessen.... Ja, Mittag... da war die Welt noch in Ordnung gewesen. Gescherzt und gelacht hatten sie und ihr größtes Problem war gewesen, wie sie Therandriel würden loswerden können. Kurz schwirrte ihr Owatus verlegener Gesichtsausdruck durch den Kopf. Wer hatte denn in so einer Situation schon den Kopf dafür irgendetwas zu essen? Doch jetzt wo er es sagte, bemerkte sie zum ersten Mal wirklich wie trocken ihr Hals nach Wasser verlangte.
    „ Ich... hatte keinen Hunger...“ antwortete sie schließlich und das entsprach auch der Wahrheit. Langsam bugsierten sie die beiden Männer Richtung Lazarett und Rhynn verkniff sich ein ‚ Ich bin aber nicht müde!‘, denn gegen beide Männer würde sie niemals ankommen. Doch dann deutete der Heiler etwas an und Rhynn klappte der Mund auf. Sie durfte ihm assistieren? Er hatte vorhin davon gesprochen, bei Owatu einen Eingriff vornehmen zu müssen. Meinte er diese Operation? Sie würden sie mit Seran zu ihm lassen?
    „ Ich darf Euch bei dem Eingriff helfen?“ fragte sie überrascht nach und ein Lächeln wollte sich auf ihre Lippen schleichen. Sie hatte ihrem Onkel bei vielen Eingriffen geholfen, doch dies hier versprach gleich Zwei Möglichkeiten. Zum einen konnte sie Seran bei einer komplizierten Arbeit über die Schulter sehen und zum anderen würde sie Owatu sehen.
    „ Nur, wenn du ausgeruht bist und dich nochmal Untersuchen lässt...“ gab der Heiler recht nüchtern seine Bedingungen preis.
    Wie sollte der Heiler das nur bewerkstelligen, die Gefangenen in einen Raum bringen zu lassen, der für seine Zwecke deutlich besser geeignet war? Ins Lazarett selbst, wäre keine gute Idee, dort gab es zuviele andere Patienten und für sen General wäre die Fluchtgefahr ein enormes Risiko... sein erster Weg würde wohl erneut zu dem Satyr führen, damit er ihn von der Medizinischen Notwendigkeit würde überzeugen können.
    Rhynn brachte nichtviel mehr als ein Nicken zustande, dass waren totschlag Argumente, gegen die man kaum ankommen konnte. Wenn sie das tatsächlich durfte, würde sie auch alles über sich ergehen lassen, was dem Heiler gerade so einfiel. Also ließ sich die Frau zurück in den Heilerbau führen.
    Die Lampen waren auf kleine Flamme gedimmt und ein Großteil der Betten waren belegt, als Seran sie auf einem der Pritschen platznehmen ließ.
    Karrun zog den Sichtschutz zu beiden Seiten zu und Seran betastete ihre geschwollene Wange.
    „ Viel zu viele Stiche...“ schnallzte er mit der Zunge und zog probeweise an einem der Knoten. Rhynn presste die Lippen aufeinander und versuchte den Schmerz weitestgehend zu ignorieren. Ja das hatte sie ebenfalls vermutet.
    „Was hat dich getroffen?“wollte der Heiler wissen und Rhynn sah einmal fragend zu Karrun.
    „ Ehm... könnte ein Faustschlag gewesen sein.“mutmaßte sie und Seran zog die Nase kraus.
    „ Ich hätt mich doch selber drum kümmern sollen...“ raunzte der Satyr und beendete seine übergenaue Untersuchung mit allerlei Fragen.
    „ Du bleibst heute Nacht hier.“ meinte der Heiler und ließ es wie einen Befehl klingen. Um ehrlich zu sein war der Katzenfrau das sogar ganz recht, denn die Aussicht darauf ganz alleine in der verlassenen Stube zu schlafen behagte ihr so garnicht. Die ganze Zeit wich ihr der Schwadronsführer nicht von der Seite. Sie hatte es ja gewusst, dass der Mann ihr nichteinmal die Chance ließ zu verschwinden, wo sie es doch diesmal tatsächlich nichtmehr vorhatte. Mehrfach musste Rhynn Karrun versichern, dass sie hier bleiben würde, bis der Mann endlich nachgab und den Rückzug antrat.

  • Er war gespannt, wie die Neuen wohl so waren. Ein alter Mann, nein halt, das konnte nicht sein, der hatte nur weiße Haare, so wie Markun. Wie kam er denn auf Alt? War doch sehr eindeutig, dass das ein Jungspund war, der ihn da gerade zuwinkte. Doch im nächsten Moment verzog sich das Gesicht des Windvölklers zu einer Grimasse des Schreckens und Owatu verstand nicht wieso. Was war passiert? Bis er das Blut an seinen Händen sah. Ein rotes Rinnsal lief den Säbel hinunter und vor ihm lag tot Hzrontis und Karrun. Die Augen aufgerissen, Blut lief war ihnen aus den Mundwinkeln und eine riesige rote Lache hatte sich unter den leblosen Körpern gebildet. Undgläubig starrte er auf seine Kameraden. Er hatte das getan!? Der Säbel fiel klirrend zu Boden. Nicht nur diese beiden waren tot. Ebenso Markun und Paranoel. Die hellen Haare blutverklebt hatte sich der Elf an die Brust gefasst, und er ein viel zu großes Loch klaffte. ‚Ich war das nicht… Neinnn!‘ wollte er schreien, doch irgendwas schnürte ihm die Kehle zu, so das er kein Wort hervor brachte. Er wollte nur noch schreien, aber auch das gelang ihm irgendwie nicht. Sein Herz raste als er sich langsam umdrehte. Wo war Rhynn? Er hatte bitte nicht auch Rhynn umgebracht. Nein hatte er nicht, stellte er erleichtert fest, als er die Katze neben sich stehen sah. Seine blutige Hand griff nach ihrer Schulter um sie zu ihm zu drehen. Er wollte sie anschauen. Warum wandte sie sich ab? Ganz langsam drehte die Cath’Shyrr ihm den Kopf zu. Blut ran über ihr Gesicht und ein Ohr fehlte. Doch dazu ihren Namen auszusprechen kam er nicht mehr. Ein brennender Schmerz fuhr in seine Seite und völlig erstarrt blickte er auf das Messer, das die Greifenreiterin ihm zwischen die Rippen hatte fahren lassen…


    Völlig schweißgebadet und zitternd erwachte Owatu. Der Schmerz war echt, aber er konnte das Messer nicht greifen. Erst nach ein paar Augenblicken sickerte langsam zu ihm durch, wo er war und das Traumgespinnst verblasste langsam, aber der Schrecken blieb hartnäckig. Alles tat ihm weh und er fühlte sich unglaublich kraftlos. seine Seite pochte und Schrie. Langsam aber sicher hatte Rhynns Schmerzmittel seine Wirkung verloren und er wusste wieder nicht, wie er vernünftig Atmen sollte, geschweige denn wieder einschlafen.
    Das Morgenlicht sickerte langsam durch die kleinen Löcher am Fenster und er fragte sich, wie oft er eiegentlich wegen eines solchen Traumes erwacht war. Mit der Rechten Hand versuchte er die Decke weiter über seine Schulter zu ziehen. Sie versprach wärme, hielt dieses Versprechen aber irgendwie so gar nicht.
    Sein Mund war unglaublich trocken, irgendwo hatte Seran doch diesen Becher hingestellt und die Schale mit Wasser. Mühsam und wieder die Luftanhalten, damit der Schmerz nicht die totale Überhand gewinnen konnte, drehte er sich auf die Unverletzt Seite um über den Rand der Pritsche zu schauen. Neben der Wasserschale gab es noch etwas viel besseres. Rhynns Roltrawurzeln!
    Einen Moment überlegte er, ob er den Arm aus der Schlinge nehmen sollte um danach zu greifen und entschied sich dann doch dagegen. Sean hatte gesagt, er sollte sich nicht so viel Bewegen und die Geschundenen Rippen gaben dem Heiler recht. Wieder zurückdrehend versuchte er nun blind nach dem Wasser zu tasten und den Becher zu füllen. Wie es den anderen wohl ging? Wie oft hatte er geträumt, dass er einfach alle umgebracht hatte und doch fühlte es sich so an, als ob das nicht das war, was wirklich passiert war gestern.


    Meister Seran stand mit einer Schüssel Haferbrei mit Früchten vor Rhynns Bett. Sie hatte tatsächlich einmal auf ihn gehört und war hier geblieben. Nun hätte er die Katze nur allzu gerne weiterschlafen lassen. Nur wusste er auch, dass er sie nie wieder mit so einem Versprechen dazu bekam mehr auf sich zu Achten, wenn er jetzt ohne sie zu Owatu gehen würde. Eine geschlagene halbe Stunde hatte er an den General anreden müssen, dass es notwendig war den Zwergen und den Tua’Tanai im Lazarett, beziehungsweise in einem Nebenraum, weiter zu behandeln. Ja er hatte durchaus die Situation so gefährlich wie möglich für die beiden geschildert, aber anders war dem Dickkopf auch irgendwie nicht bei zu kommen. Und das obwohl dieser ja schon selbst die Zweifel, die es gab sah und offenbar Ralinur dazugezogen hatte. Oder es vor hatte. So genau war nicht klar geworden, wie da der Stand der Dinge war. Offenbar hatte Leander den Magier hohlen sollen, aber gestern Nacht war er nicht mehr aufzutreiben gewesen. Nur, weil er etwas ganz anderes hatte durchsetzen wollen, war Meister Seran nicht vollkommen aus der Haut gefahren, dass man ihn in dieser Angelegenheit nicht hinzugezogen hatte. Zum Beispiel um die wichtige Frage zu klären, wen man von den Vieren am Gefahrlosesten dieser Prozedur unterziehen konnte. Zum Glück war die wahl auf Paranoel gefallen, dessen Zustand das tatsächlich am besten verkraften würde.
    Der Heiler fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als er näher an Rhynn heran trat und sich auf die Bettkante setze.
    „Rhynn?“ schüttelte er sie sachte an der Schulter.
    „Ich hab hier was zu essen für dich.“ erklärte er und hielt ihr die Schüssel weiter unter die Nase und tastet gleichzeitig im alten Heilerreflex nach ihrem Puls.

  • Eine sachte Berührung ließ die Cath‘Shyrr langsam den Kopf von einer auf die andere Seite drehen, ohne jedoch die Augen zu öffnen. Schwer lag ihr Körper zwischen den Laken und irgendwie wollten sich ihre Gliedmaßen kaum rühren, als wären sie noch gefangen in dem erschöpften Tiefschlaf der letzten Stunden. Aber sie musste... Seran hatte ihr versprochen, dass sie mit zu Owatu durfte...Einzig Rhynns Nase zuckte, denn der Geruchssinn meldete sich wohl als erstes zurück und der Magen verlangte nach Nahrung. Wasser sammelte sich in ihrem Mund und mühsam versuchte sie zu schlucken. Sie hörte eine vertraute Stimme doch nur zäh wollten sich ihre Augen öffnen. Sie Blickte auf Serans Oberarm und endlich schaffte sie es den schweren Arm zu ihrem Kopf zu führen um sich schlaftrunken über das Gesicht zu reiben. Ein scharfer Schmerz mischte sich mit dem dumpfen Dröhnen des Kopfes, als Rhynn unbedacht über die Wange rieb. Jemand hatte den Vorhang gänzlich zugezogen und schwach leuchtete das erste Licht des Tages durch die Luken.
    „ Vorsichtig.... oder willst du dass die Naht aufgeht?“ wollte der Heiler kopfschüttelnd wissen und griff nach Rhynns Hand um sie an die Schüssel zu führen. Die Katzenfrau schüttelte den Kopf und griff die Schüssel fester.
    „ Ich hab jemanden in deinen Raum schicken lassen.“ meinte der Satyr und deutete auf die Garnitur frische Kleidung, die über einer Stuhllehne hing. „ Und waschen kannst du dich auch.“ Direkt daneben stand eine Waschschüssel und einige Leinentücher bereit.
    „ Danke.“ krächzte sie Greifenreiterin und räusperte sich und tauchte den Löffel in den Brei.
    „ Du hast eine halbe Stunde... dann sollten wir uns auf den Weg machen.“ nickte der Heiler und drehte erneut den Kopf der Frau bevor sie den Löffel zu ihrem Mund führen konnte. Eigentlich hatte sie die Hoffnung, je schneller sie aß und sich fertig herrichtete umso schneller würde sie zu den Kameraden kommen.
    „Wir werden viel Licht brauchen, Wollt ihr ihn da unten behandeln?“ fragte Rhynn und hob die Augenbrauen und wie erwartet schüttelte der Heiler den Kopf.
    „ Man wird sie verlegen... das ist kein Ort für so eine Prozedur und dort ziehen sie sich alle Infekte zu.“
    Rhynn nickte und schob sich den ersten vollen Löffel in den Mund. Nachdenklich kaute sie die Beeren und kam nicht umhin den Heiler zu mustern. Wie hatte er das nur wieder geschafft? Er hatte die Erlaubnis bekommen die Männer verlegen zu dürfen? Männer die unter Hochverratsverdacht standen? Und sie durfte nun offensichtlich wirklich mitkommen und nun sah sie den Satyrn doch ein wenig mit anderen Augen. Ja er war hartnäckig und in ihrem Fall oft nervig und unnachgiebig, aber vermutlich hatten genau diese Eigenschaften dafür gesorgt, dass sie ihren Männern helfen konnten.
    „ Ruf mich, bevor du die Kleidung anlegst, dann kann ich deinen Rücken einschmieren.“ bat der Satyr und erhob sich vom Bett, die Stirn zeigten tiefe Furchen und sorgfältig strich er den Vorhang hinter sich glatt.



    Das Sichtfenster wurde ruckartig aufgeschoben und ein Schemen war hinter dem vergitterten Draht auszumachen, dann wurde ruckartig klimpernd ein Schlüssel im Schloss herumgedreht.
    „ Du wirst verlegt, Bursche.. Legt ihn auf die Trage... aber langsam.“ wies Horgund zwei Männer an, während zwei weitere Wachmänner neben ihm standen. Auch wenn Meister Seran behauptet hatte, dass der Gefangene nirgends würde hinfliegen können, wollte der alte Greifenreiter kein Risiko eingehen. Naou‘ru war wieder hinzugezogen worden und ein weiterer Greifenreiter mit kantigem Gesicht hielt breite Riemen in der Hand.
    „ Keine falsche Bewegung...“ knurrte einer der Träger seine Drohung an den Mauersegler und breitete die Trage auf dem Boden neben der Pritsche aus. Große Hände fuhren unter die Schulterblätter Owatus und die anderen Griffen nach seinen Füßen um ihn nicht ganz so sanft, wie es wohl Seran verlangt hätte umzubetten. Notdürftig wurde der Tua‘tanai wieder zugedeckt und die Trage wurde angehoben, damit der Mensch die Riemen um ihn fixieren konnte. So eingepackt wurde der Tua‘ Tanai aus der vergitterten Zelle getragen stets unter den Wachsamen Augen des Falken, führte die Prozession die Gefangenen einem nach dem Anderen in den Nebenbau. Der Eingang wirde flankiert von Zwei Wachen und es schien so, als hätten sie nachträglich vor zwei der Fenster Gitter angebracht.
    „ Ins Hintere Zimmer.“ wies eine Frauenstimme den Tross an und deutete auf eine Tür.
    Der Raum war deutlich heller auch wenn er etwas deprimierendes ausstrahlte, ob der Schmucklosigkeit, war es um längen besser, als die Arrestzellen.


    Eiligen Schrittes folgte die Greifenreiterin dem Heiler eine Hand an den Gurt ihrer Heilertasche geklammert und die andere trug eine Schwere Tasche von Seran. Sie fühlte sich nun in frischer Kleidung wesentlich besser, die Wange und der Kopf schmerzten kaum noch, nachdem Mittel das ihr Seran verabreicht hatte. Ein wenig fühlte sie sich, so wie unter dem einfluss von Carors Geisterkräutern und das war Beweis genug dafür, dass ihr der Satyr zu den Schmerzmitteln wohl auch ein Beruhigungsmittel untergemischt hatte. Einen Fehler zu machen, weil man ungeduldig oder nervös wurde, konnte das Leben eines Kameraden bedeuten und irgendwie war es ihr willkommen. Es hemmte diesen ‚was wäre wenn Gedanken‘.
    Die Wachen traten zur Seite, als sie den Heiler sahen und ließen sie ohne großes Federlesen ein, offensichtlich war alles bereits geklärt und Rhynn folgte dem Satyrn durch den Langen Gang in eines der Zimmer. Die Fenster waren vergittert vermutlich damit Owatu nicht entwischen konnte, wenn er sich verwandelte.
    Rhynn half dabei dem Meister den großen Tisch und einige Utensilien vorzubereiten, erwischte sich aber immer wieder dabei, wie sie bei jedem Geräusch zur Tür sah, immer in der Hoffnung sie würden Owatu da durch tragen.

  • Mit halb geschloßenen Augen kaute er auf der Wurzel herum, so ekelhaft der Geschmack war, so sehr sehnte er sich ihre Wirkung herbei. Wie konnte man nur so kraftlos von ein paar gebrochenen Rippen sein?
    Dieser Morgen fühlte sich nicht so an, als ob es ein guter Morgen werden würde. Er fragte sich, was wohl heute passieren würde. Seran hatte gesagt, er würde nochmal kommen. Aber das hatte auch Rhynn gesagt. Oder hatte er sich das nur gewünscht? Dieses Loch machte ihn Wahnsinnig. Sie glaubten ihm nicht und er wusste schon selbst nichtmehr, was eigentlich gewesen war. Wieder begann er sich in den Gedankenstrudel zu drehen.
    Was sie wohl machen würden, wenn sie nur noch einen Mauersegler vorfanden? Für einen Moment stellte er sich die wütenden Gesichter vor… aber der Gedanke brachte keiner Genugtuung, denn es half ihm nicht. Er würde sich als Mauersegler auch nicht besser fühlen und hatte dann noch nichtmal die Möglichkeit auf der Wurzel zu kauen. Owatu seufzte und wollte ein weiteres Mal nach dem Wasser fischen, als sich der Spalt in der Tür öffnete. Sein Herz begann noch schneller zu schlagen, als es ohnehin schon tat und mit der Rechten wollte er sich abstützen um aufzusehen. Das war nicht Serenas Stimme und sie klang in seinen Ohren unheilvoll. Verlegt? Wohin? Warum? Es gab kein anderes Tua-Loch. Leicht panisch blickte er den alten Mann an. „Wohin?“ fragte er mit belegter leiser Stimme, doch entweder interessierte es den Mann nicht, oder er hatte ihn nicht gehört. Brachten sie ihn zum Prozess? In einen Verhörraum? Nein letztere hätten sie auch hier gemacht.
    Die Riemen in der Hand des Menschen machten ihm angst und erinnerten ihn nur allzudeutlich an die beiden Wachen von gestern. Eigentlich hatte er versuchen wollen aufzustehen. Sich nicht auf eine Trage legen lassen und erhobenen Hauptes hier heraus gehen. Aber der Tua’Tanai, dessen Name ihm immer noch nicht einfallen wollte, machte ihm klar, dass sie ihm seinen Stolz nicht lassen würden. Der Hass, den die Männer ihm gegenüber ausstrahlten zeigten sie auch deutlich, wie sie mit ihm umgangen. Und dieser Hass traf ihn für einen Augenblick härter, als der Schmerz, der durchs einen Körper fuhr, als sie ihn anhoben. Die Genugtuung den Schmerz zu zeigen wollte er ihnen nicht geben, auch wenn es ihn all die Kraft, die er noch hatte kostete das Ächzen zu unterdrücken und die Zähne zusammen zu beißen, als Horgund ihm die Lederriemen um den Körper legte.
    Zur Seite starrend hatte er bemerkt, wie sich hinter ihm wohl noch andere angeschloßen hatten, aber er konnte nichts erkennen.
    Wieder die Sonne auf seinem Gesicht zu spüren sollte ihn eigentlich glücklicher machen. Doch die Angst, was jetzt passieren würde hatte ihn fest im Griff. Wenn Rhynn oder Leander es geschafft hätte den Magier hinzuzuziehen, dann wäre der Robenträger, doch sicherlich unten im Loch aufgetaucht. Auch wenn es dem Fingerfuchtler sicherlich zuwider war in einem solchen Loch zu arbeiten. Aber durch diesen Gedanken, war die Hoffnung, das jemand endlich Klarheit bringen würde immer weiter gesunken.
    Dann tauchte der Steinbau der Heiler vor ihnen auf und sie hielten tatsächlich darauf zu. Vielleicht hatte Meister Seran das hier alles Bewirkt? Oder Rhynn? Ja es musste Rhynn gewesen sein, dachte er, als sie ihn durch die Tür trugen. Sie war die einzige, die ihm geglaubt hatte.



    Eine wenig Bilsenkrautextrakt folgte dem Wasserschierling und dem Neroni in das kleine Gefäß. Vorsichtig rührte der Satyr die Zutaten um.
    „Ich weiß noch nicht, mit wem wir anfangen müssen. Das kommt auf ihren Zustand an.“ begann er besorgt. „Aber, was ich von dir möchte ist, dass du ein Tuch mit diesem Sud hier benetzt und es dem Patienten vor Mund und Nase hältst. Verstanden?“ begann er seinen Vortrag. „Du bist dafür verantwortlich zu prüfen, wie die Atmung und der Puls ist und sollte das Mittel in seiner Wirkung wieder nachlassen, hältst du das Tuch wieder vor Nase und Mund. Weißt du wie du erkennst, das sie langsam wieder klarer werden? Und weißt du warum, man sie die Betäubung nicht die ganze Zeit einatmen lassen darf?“ kam jetzt ein bisschen der Lehrer in ihm durch. Aber vor allem hatte er noch nie mit Rhynn bei sowas zusammen gearbeitet. Da war es essentiell zu wissen, wie der Wissensstand des anderen war. Mit einer Metallplatte deckte er das Gefäß ab und blickte die Greifenreiterin an. Es waren ihre Kammeraden. Sie würde alles tun, damit es ihnen besser ging. Das wusste er, trotzdem hatte er ein bisschen die Befürchtung, dass sie das alles überfordern könnte. Doch andererseits wollte her hierbei Elandil nicht als Assistenten haben. Der Elf war zwar ausgebildeter Heiler, aber in seinem Urteil doch recht starr. Und nach allem, was Seran gestern von Karrun und Leander gehört hatte, waren die Zweifel berechtigt, dass diese Männer unschuldig waren. So, wie sich alle Vier bei seiner Behandlung gestern verhalten hatten, hatte auch der Heiler schon Zweifel gehabt, dass die Greifenreiter unter einem Bann oder Drogen, oder sonst etwas gestanden hatten. Wer machte sonst Bitteschön freiwillig den Vorschlag, dass man ihm einen Halsreif anlegte, weil man ihn wegen des Bruchs nicht an den Händen fesseln konnte?
    Umso schlimmer war es, dass sie die Verletzen dieser Tortur ausgesetzt hatten.
    „Bei Markun müssen wir höchstwahrscheinlich schauen, wie die Wudnränder aussehen. Ich hab den Bruch gerichtet, aber es ist echt eine Zumutung jemand mit einem offenen Bruch in einem solchen Loch sitzen zu lassen. Kann auch sein das das nicht nötig ist. Aber besser er ist da unten raus, denn das Fieber das er da unten bekommen würde, würde ihn vermutlich umbringen.“
    Sorgfältig sortierte er ein paar kleine Messer.
    „Bei Owatu…“ der Heiler blickte von seinem Tun auf und beobachtete die Frau, wie sie auf den Namen reagierte, „Ich befürchte, aber es muss nicht so sein, das sich Blut unterm Rippenfell gesammelt hat, das muss da raus, dafür brauchst einen Schnitt und einen Federkeil.“ Jetzt sah er die Katze eindringlich an. „Es ist sehr wichtig, das er sich nicht bewegt, wenn ich den Federkiel zwischen die Rippen schiebe. Was kann sonst passieren?“ Stellte er ihr die Frage, die ihr die Wichtigkeit verdeutlichen sollte, indem sie selbst darüber nachdachte.
    Geschäftige legte er weitere Utensilien bereit und breitete schließlich ein Tuch über den Behandlungstisch aus, als die Türe aufging und seine beiden Patienten endlich hereingetragen wurden.
    Sie machten wirklich beide keinen guten Eindruck. Waren viel zu bleich.
    „Rhynn…“ brachte Owatu leise mit einer gewissen Erleichterung über die Lippen, als er die Katze neben dem Tisch stehen sah. Und das erste mal seit dem er auf der Bühne gelegen hatte, kam ihm der Gedanke, dass jetzt wieder alles gut werden würde.

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