Die Residenz des Sarandir Eisenklinge

  • "Oh, ihr könnt es verkaufen, meine Liebe. Wenn euch jedoch harte Seesterne lieber sind, so soll dies keine Schwierigkeiten bereiten."


    Sarandir lächelte, nahm das Kästchen jedoch trotz seiner Aussage nicht wieder an sich, sondern lehnte sich nur bequem in seinem Sessel zurück. Für einen Augenblick schien er nachzusinnen und betrachtete augenscheinlich die Decke, doch dann wandte er sich wieder an die Cath'shyrr.


    "Und wenn euch eine Unterkunft Kummer bereitet, so seid mein Gast, so lange eure Anstellung währt. Dieses Haus verfügt über genügend große Zimmer, in denen es euch sicherlich an nichts fehlen wird."


    Hätte die Cath'syhrr mehr über den Adeligen gewusst, so hätte sie hinter diesem Angebot sicherlich so einiges vermutet, doch obgleich Ayala ausgesprochen attraktiv war und durchaus in das Beuteschema des Adeligen passte, hätte in diesem Augenblick keiner dieser Gedanken wirklich ins Schwarze getroffen. In der Tat sah Sarandir in diesem Augenblick wenig mehr in seinem Angebot, als der Frau, die ihm einen Dienst erweisen sollte, ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, von dem aus ihr die Mittel zur Verfügung standen, den Auftrag zu erledigen.


    "Oh, ich kann euch einiges erzählen, doch ich glaube nicht, daß diese Geschichten wirklich wahrheitsgetreu wiedergegeben worden sind. So hält sich das hartnäckige Gerücht, daß sie den Grafen Donnerfaust im Schlaf um ein Medaillon erleichtert haben soll, das er niemals abgelegt hat. Oder die Gräfin Imarkar, die über ausgeprägte Fechtkünste verfügen soll und der die schwarze Rose in einem Duell das Kleid zerschlitzt haben soll, ohne ihre Haut dabei zu Schaden zu bringen. Diese Geschichte beruht meiner Meinung nach eher auf der gehässigen Phantasie einiger Adeliger, als auf wirklichen Geschehnissen."


    Der Gedanke zauberte ein versonnen wirkendes Lächeln auf das Gesicht des Adeligen. In der Tat war die Gräfin eine wehrhafte Person, doch er konnte sich nicht vorstellen, daß eine andere Frau ihr Kleid hätte aufschlitzen wollen.

  • "Natürlich könnte ich es verkaufen, aber erstens wäre das, hm, fast eine Beleidigung Eurer großzügigen Gabe und zweitens... ich glaube kaum, dass iches über das Herz brächte, so etwas Schönes zu verkaufen, wenn ich einmal mein Eigen genannt hätte." Ayala ließ ihren Blick noch einen Moment auf dem Kästchen ruhen, das Sarandir noch nicht wieder an sich genommen hatte. Dann seufzte sie leise und sah wieder zu ihrem Arbeitgeber hinüber. Rasch setzte sie ein freundliches Lächeln auf, das überraschte Züge annahm, als sie des Adeligen Angebot vernahm.


    "Ihr seid wirklich sehr großzügig, Monsieur.", antwortete sie und sah ihm einen kurzen Augenblick lang grade in die Augen. "Ich nehme Euer Angebot gerne an, Euer Gast zu sein...", sie lächelte fein, "auch wenn Euer Haushofmeister nicht sehr avon angetan sein wird." Dann lauscx hte sie konzentriert allem, was Sarandir erzählte, auchwenn das wenig aufschlussreich war.


    "Nun... wenn wirklich so gar nichts über die Dame bekannt ist. sehe ich zwei Wege...", sagte sie langsam. "Entweder ich versuche sie in eine Falle zu locken, indem ich mich selbst als reiche Adelige und damit als potentielles Opfer darstelle - oder ich versuche nachts das Adeligenviertel zu patrouillieren." Die Cath'Shyrr verzog ein wenig das Gesicht. "Vielleicht sollte man einfach beides gleichzeitig versuchen."

  • "Ich bin mir sicher, daß ihr mühelos den richtigen Weg - und die schwarze Rose - finden werdet, meine Teure. Und sorgt euch nicht wegen Banadar... ich werde dafür Sorge tragen, daß er euch nicht belästigt. Und falls doch..."


    Ein merkwürdiges, beunruhigendes Lächeln breitete sich über Sarandirs Gesicht aus und sein Zögern dauerte für einen Augenblick an, bevor er schließlich weiter redete. Es war schwer zu sagen, was ihn in diesem Augenblick amüsieren mochte, oder was überhaupt in seinem Kopf vor sich ging.


    "... bin ich mir sicher, daß ihr euch zu wehren wisst."


    Die leichte Anspannung löste sich so, als sei sie niemals vorhanden gewesen und der Adelige lehnte sich wieder bequem in seinem Sessel zurück.


    "Wenn ihr möchtet, kann ich euch nun zu euren Gemächern bringen, damit ihr euch damit vertraut machen könnt. Und zögert bitte nicht, danach zu fragen, wenn ihr etwas brauchen solltet, was sich noch nicht dort befindet."


    Mit einer entschlossenen Bewegung erhob sich Sarandir aus seinem Sessel, nahm das Kästchen auf und hielt es Ayala unmißverständlich entgegen. Seine Augenbraue hob sich leicht in die Höhe, während ein schiefes Lächeln über seine Lippen tanzte.


    "Und in eurer Rolle als reiche Adelige aus fernen Landen könntet ihr dies hier sicherlich gebrauchen..."

  • Ayala seufzte, lächelte und konnte ihren Widerstand gegen das prächtige Halsband nicht weiter aufrecht erhalten. Sie nahm das Kästchen entgegen und konnte sich auch nicht davon abhalten, noch einmal einen Blick hinein zu werfen, ehe sie Sarandir wieder ansah. "Ja, da habt Ihr wohl recht - zu meiner neuen Rolle passt es bestimmt. Ja, ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr mir meine Gemächer zeigen würdet..." Sie erhob sich ebenfalls und musterte ihr Gegenüber. Was ihn wohl eben bewegt haben mochte? So oder so drohte dieser Auftrag keinesfalls uninteressant zu werden - schon allein der Auftraggeber war bestimmt alles andere als langweilig. [i]"Sobald ich mich etwas eingerichtet habe, werde ich versuchen, meine Pläne genauer auszuarbeiten und in die Tat umzusetzen. Und Banadar... ich befürchte eigentlich kaum, dass ich mich gegen ihn nicht zur Wehr setzen könnte.", schloss sie mit einem Blitzen in den grünen Augen.

  • "Genau das hätte ich auch niemals anders von euch erwartet, meine Liebe."


    Sarandir lächelte und öffnete dann die Tür, die wieder nach draußen auf die Galerie führte. Selbstverständlich wartete er, bis die Cath'Shyrr ebenfalls sein Arbeitszimmer verlassen hatte, bevor er sie wieder ins Schloß gleiten ließ. Die Villa schien in diesen Augenblicken still zu sein. Weit entfernt hörte man ein leises Klappern, wie von Kochtöpfen und Schüsseln, doch dies war das Einzige, das die Ruhe ein wenig störte.


    "Wenn ihr mir bitte folgen möchtet - die Gästezimmer befinden sich nicht weit von hier im Südflügel. Es wird wohl eine Weile dauern, bis ihr mit dem Gebäude vertraut seid, doch scheut euch nicht, Banadar in Anspruch zu nehmen, wenn ihr etwas suchen solltet. Natürlich könnt ihr euch frei bewegen, wenn euch der Sinn danach steht. Ich habe nichts zu verbergen."


    Mit diesen Worten und einem leisen Lachen, bei dem weiße Zähne aufblitzten, bot er Ayala seinen Arm an, um sie formvollendet durch das Haus zu geleiten.

  • Ayala nahm Sarandirs Arm und ließ sich von ihm durch das Haus führen. Unterwegs war sie zu sehr damit beschäftigt, auch noch die kleinsten Details ihrer Umgebung aufzunehmen - eine Angewohnheit der Kriegerin in ihr - und auch über den Reichtum und den Geschmack ihres Arbeitgebers zu bestaunen, um viel zu reden. Sie ließ jedoch nicht zu, dass Letzteres auf ihrem gesicht abzulesen war; das war sie ihrem Stolz schuldig.Nebenher war sie auch schon in Gedanken bei ihrem Unterfangen. Was musste sie wohl alles besorgen, um die reiche Adelige, die bei einem ebenso reichen Adeligen zu Besuch war, zu miemen? Wie machte sie am besten auf sich aufmerksam? Gut, dass es dieses Ballkleid noch gab - es war zwar exzentrisch, aber wenn ihr Plan gelingen wollte, konnte es nicht schaden, ein wenig Aufsehen zu erregen. Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Zunächst mal würde sie in den feineren Geschäften und Etablissements der Stadt von sich Reden machen...

  • "Und dies ist also der Südflügel, den ihr von nun an als eure Operationsbasis benutzen könnt, meine Liebe."


    Sarandir und Ayala waren im südlichen Teil der Villa zum stehen gekommen und der Adelige wies mit einer weitläufigen Geste auf den Bereich, der sich vor ihnen ausbreitete. Ein großzügiger Salon, der mit Kamin und allerlei bequemen Sitzgelegenheiten ausgestattet war, lag im vollen Licht des Mittags unter der Kuppel vor ihnen und gab einen atemberaubenden Blick auf die Stadt frei, die man von hier aus überblicken konnte. Hinter den Fenstern konnte man das Geländer eines Balkons erkennen, der sich zwischen dem Nord- und dem Südflügel erstreckte und die beiden miteinander verband.
    Doch allein der Salon war schon eine Sehenswürdigkeit für sich. Auf einem Tischchen aus edlem Holz stand ein Schachbrett mit fein gearbeiteten Figuren und ein weicher Teppich aus fernen Landen bedeckte den meerblauen Marmorboden und verlieh ihm einen Hauch von Wärme. An den Wänden fanden sich Darstellungen von allerlei Szenen aus der Mythologie der Meereswesen, die in Muschelrahmen angebracht worden waren und die sich mit den Muschelreliefs an den Wänden ergänzten.


    "Man nennt dieses Zimmer auch den Muschelsalon. Er wurde von meinem Großvater gestaltet, der in zweiter Ehe mit einer Mira'Tanar verheiratet war. Er hoffte, damit ihre Sehnsucht nach dem Meer ein wenig zu lindern. Es ist wohl unschwer zu erkennen."


    Er lächelte leicht und wies dann auf eine Doppeltür, die gegenüber von dem Kamin, auf dem ein Triton in eine Muschel blies und von Nixen umgeben wurde, in einen weiteren Raum führte.


    "Hinter dieser Tür werdet ihr euer Schlafgemach finden, in dem es euch sicherlich an nichts fehlen wird."

  • Ayala stieß einen leisen Pfiff aus, als sie sich in dem Salon umsah. Sie trat an eines der Fenster und sah über die Stadt hinaus, ehe sie sich wieder zu Sarandir umwandte. "Das ist wirklich atemberaubend.", sagte sie. "Euer Großvater hatte Geschmack... es ist etwas ungewöhnlich, aber sehr elegant. Hat es gewirkt? Hat es die Sehnsucht der Mira'Tanar gelindert?" Ayala lächelte und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, zu der Tür zum Schlafgemach hinüber, öffnete sie und warf einen kurzen Blick hinein. Dann trat sie in den Salon zurück und ließ ihren Blick nocheinmal über die Einr5ichtung streifen. Das schöne Schachspiel zog ihre Aufmerksamkeit besonders auf sich, obwohl sie von dem Spiel nur wenig verstand. Dann wandte sie sich wieder Sarandir zu.


    "Ich habe eine Idee.", sagte sie mit einem schelmischen Grinsen. "Gebt eine Party - eine Nachmittagsgesellschaft, ein Soirée, wie es Euch gefällt. Oder nch besser, lasst mich diese Party veranstalten. Jede reiche Adelige, die zu Besuch in die Stadt kommt, wird doch sofort bei allen wichtigen Leuten bekannt geben lassen wollen, dass sie da ist. Ich werde mich so extravagant wie nur möglich geben. Das sollte doch die Aufmerksamkeit der schwarzen Rose wecken, meint Ihr nicht?"

  • "Oh... nun..."


    Sarandir lächelte ein wenig versonnen, als er an die schöne Mira'Tanar dachte, die sein Großvater seinerzeit geheiratet hatte, nur um sie schließlich wieder an die Wellen des Sternenmeeres zu verlieren. Shirinae war tatsächlich eine außergewöhnliche Frau gewesen, was Alanvor Eisenklinge letzten Endes jedoch nicht davon abgehalten hatte, nach ihrem Weggang wieder zu heiraten. Die Männer der Familie Eisenklinge hatten nicht den Ruf, lange allein zu bleiben.


    "Er konnte Shirinae nicht halten, nein. Die Sehnsucht nach dem Meer war zu groß und so ließ er sie eines Tages gehen, nachdem beide ihr Ehegelübde vor einer Priesterin der Alaria gelöst hatten. Ich bin davon überzeugt, daß sie allerdings noch bis zum heutigen Tage zu der Stelle zurückkehrt, an dem sie meinen Großvater seinerzeit zum ersten Mal angetroffen hat. Sie war wohl diejenige, die es vermocht hätte, einen Eisenklinge zu zähmen."


    Er lachte leise und verfolgte Ayalas Inspektion ihrer neuen Räumlichkeiten dann mit seinen dunklen Augen. Auf die Feierlichkeit angesprochen, nickte er schließlich nach einem kurzen Augenblick des Nachdenkens zustimmend und seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen.


    "Eine hervorragende Idee, meine Liebe. Ich bin mir sicher, wenn jemand das Interesse des Adels auf sich ziehen wird, dann seid ihr das. Mein Haus steht zur eurer Verfügung."

  • Ayala lächelte - ein klein wenig aufreizend. Sie bagnn ihren Arbeitgeber zu mögen. "Sehr freundlich von Euch, Monsieur. Ich werde mir also etwas ausdenken - selbstverständlich seid Ihr auch eingeladen." Sie zwinkerte ihm zu. "Nun, dann werde ich mich, wenn Ihr erlaubt, ein wenig hier einrichten...." Nocheinmal ließ sie ihren Blick über die prachtvolle Einrichtung schweifen. Nur gut, dass sie einen gewissen Hang zur Verstellung hatte, sonst könnte sie dies hier niemals glaubwürdig durchziehen - jeder würde ihr sofort anmerken, dass sie noch niemals zuvor durch solche herrschaftlichen Räume gestreift war. "... und dann werde ich in die Stadt gehen und versuchen, so auffällig wie möglich zu sein."

  • "Mein Dank für eure Einladung wird euch ewig sicher sein."


    Sarandir lachte vergnügte - diese neue Nuance im Verhalten der Cath'shyrr war ihm nicht verborgen geblieben und er war sich sicher, daß es mit seinem neuen Gast im Haus nicht langweilig werden würde. Es war sehr wahrscheinlich, daß sie der schwarzen Rose in Nichts nach stand. Mit einer Verneigung ergriff er ihre Hand und hauchte einen zarten Kuss auf ihre Oberfläche, der ihre Haut nur leicht streifte. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, war das Funkeln in seinen Augen erhalten geblieben.


    "Dann werde ich euch nun alleine lassen, damit ihr eure Vorbereitungen treffen könnt. Solltet ihr mich suchen, so werdet ihr heute Nachmittag sicherlich im Rathaus fündig werden, heute Abend jedoch in meiner Bibliothek bei einem guten Glas Wein."


    Mit diesen Worten und einer weiteren formvollendeten Verneigung, wandte sich Sarandir zur Tür um, um Ayala die Zeit zu geben, ihren Erledigungen nach zu gehen.

  • "Vielen Dank.", lächelte Ayala und sah Sarandir nach, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dann wandte sie sich mit einem leisen Pfeifen, das Vogelgetriller erstaunlich ähnlich war, um, um ihr neues Reich und dessen Möglichkeiten für ihren Plan näher in Augenschein zu nehmen.

  • Brennan hatte nicht damit gerechnet, dass Amelie so schnell einen Auftrag ergattern konnte. Und er mußte ihr zugestehen, dass sie offensichtlich wußte, wie man zu den richtigen Kreisen Zugang bekam.


    Nun saß er gemeinsam mit Amelie und einem halben Dutzend Vogelkäfigen hier, im Anwesen des Sarandir Eisenklinge und wartete darauf, dass die Damen und Herren ihr Abendessen beendeten und in den Salon einkehrten.


    Er sah sich um - Eisenklinge mußte allein für die Wandbehänge ein halbes Vermögen ausgegeben haben. Brennan war durchaus wohlhabend, doch zeigte sein Heim keinen solchen Tand und Prunk. Langsam fuhren seine Hände über den Brockatbezug der Chaiselongue.


    "Ich bin wirklich beeindruckt." meinte er, mehr zu Amelie als zu der Sitzgelegenheit.
    "Wie kannst du an dir zweifeln, wenn du es schaffst, binnen einer Woche einen Auftrag in solch einer Residenz zu bekommen?"
    Er schüttelte den Kopf. Er verstand es wirklich nicht - aber vielleicht gehört das einfach zu den Eigenheiten einer Nymphe. Vielleicht spielte sie ihr Können einfach runter um den Beschützerinstinkt in jedem Mann zu wecken.


    Brennan seufzte leise, verteilte die Vogelkäfige im Raum und öffnete jeden.


    Gleich würden die Herrschaften eintreten.

  • Es war erstaunlich, wie schnell es gegangen war. Selbst Amelie wunderte sich darüber. Und nun saß sie an Brennans Seite in der Residenz des Sarandir Eisenklinge und sah sich um. Viel zu lange hatte ein solches Gebäude nicht mehr von innen gesehen.


    Auf Brennans Wort hin zuckte die Nymphe lediglich mit den Schultern. Sie hatte so lange nicht mehr getanzt und ihren Charme spielen lassen, weil sie Angst vor einem weiteren Gefühlschaos hatte und fürchtete, sie könne sich noch einmal so sehr verlieben. Doch diese Tatsache würde sie ausgerechnet dem Vogelhändler nicht offenbaren.


    Für die Zukunft würde sie wohl lernen müssen, ihre Gefühle besser unter Kontrolle zu halten. Dann würde sich auch ganz bestimmt alles wieder zum Guten wenden.

  • Die weitauslandende Tür öffnete sich und unter lautem Geschwätz kam eine Gruppe Personen in den Raum herein.


    Brennan hatte Sarandir Eisenklinge bisher noch nicht kennengelernt, doch alleine anhand der Ausstrahlung des Mannes, war es dem Händler sehr schnell bewußt, wer hier der Hausherr war.
    Dieser scherzte gerade mit einer jungen Dame, einige weitere Herrschaften folgtem dem Hausherr und seiner weiblichen Begleitung. Einige von ihnen unterhielten sich angeregt, ein paar andere machten eher einen desinteressierten Eindruck, was natürlich auch an einem opulentem Abendmahl liegen konnte, wie Brennan vermutete.


    "Meine Damen und Herren, nehmt Platz. Für unsere Abendunterhaltung habe ich mir heute etwas ganz Besonderes ausgedacht." Hörte Brennan den Hausherrn sagen und als bald setzten sich die ersten Damen der feinen Gesellschaft.

  • Es gab angenehmere Orte als Sarandir Eisenklinges Residenz. Eigentlich hatte er nichts gegen die Behausung, aber der Besitzer derselbigen, den mochte er nicht ums Verrecken. Und das lag nur an seiner notorischen Eifersucht. Man tuschelte es hinter vorgehaltenen Händen, dass Sarandir eine heiße Affäre mit ‚seiner‘ Alimea hätte. Diesem Getuschel wollte er natürlich nachspüren. Und wehe es bewahrheitete sich, dann würde der Mann seines Lebens nicht mehr froh werden. An die Haut von Alimea darf nur Wasser, Puder, Pflegeöle und Herr von Muesig.
    Die protzigen Stiegen und die zweiflügeligen Eingangstüren waren seinen Augen nicht neu, aber er hätte auch keinen Blick daran verschwendet, wenn sie aus purem Gold mit den teuersten Edelsteinen besetzt gewesen wären.
    Als sich die Türen vor ihm öffneten, hörte er neben dem normalen Geschwätz Vogelgezwitscher. Noch ahnte er nicht, was es damit auf sich hatte. Auch nicht als er die Käfige erblickte, deren Türchen geöffnet waren.
    Einige Damen hatten bereits Platz genommen, andere schickten sich gerade an diesem Beispiele zu folgen. Er wurde ebenfalls zu einem Stuhl geführt und nahm neben einem unscheinbaren Herrn Platz. Linkerhand hatte sich eine korpulente Dame auf den Sitz gezwängt. Herr von Muesig zog es vor beide zu ignorieren und einfach mal zu schauen, was sich Sarandir hatte einfallen lassen.

  • Aufmerksam beobachtete Brennan die Herrschaften, die eintraten.
    Ein rotschöpfiger Mann fiel ihm in die Augen - Brenann wußte nicht warum. Vielleicht war es sein Händlergespür, vielleicht die Aura des Mannes - vielleicht lag es aber auch an der Tatsache, dass dieser Mann als einziger gelangweilt und desinteressiert dreinblickte.


    Er positionierte sich selbst etwas hinter dem Adeligen, den er weiter im Auge behalten wollte, bevor er Amelie das Zeichen gab, dass er, bzw. seine Vögel für den Auftritt bereit waren.

  • Amelie blickte auf, als sie die Stimme des Hausherren vernahm, welcher seine Gäste bat, Platz zu nehmen, da er sich etwas ganz besonderes hat einfallen lassen. Hierbei fiel der Blick der Nymphe auf einen rothaarigen, recht gut aussehenden Mann, welcher sich nicht so recht wohl zu fühlen schien.


    Der Duft von Zitrone füllte den Raum, denn Amelie sprühte geradezu vor Vorfreude auf diesen Auftritt. Das erste Mal seit langer Zeit war es endlich wieder so weit. Und mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete sie Brennan, welcher augenscheinlich ebenfalls seine Aufmerksamkeit auf den Rothaarigen gerichtet hatte. Dann, auf sein Zeichen hin, erhob sich die Nymphe, begrüßte den Hausherren freundlich lächelnd und begann mit ihrem Tanz, welchen die wundervollen Vögel Brennans untermalten, welche Amelie das Gefühl gaben, sich mitten im Wald unter Bäumen auf einer einsamen Lichtung zu befinden. Sie schloss die Augen, wie immer wenn sie tanzte, lauschte den gezwitscherten Melodien der Vögel und bewegte sich leichtfüßig durch den Raum, schien fast zu schweben. Trotz geschlossener Augen spürte Amelie, dass die Augen aller auf sie gerichtet waren, was sie dazu bestärkte, weiter zu tanzen.

  • Herr von Muesig mühte sich nicht sonderlich, das gelangweilte Gähnen weniger gelangweilt aussehen zu lassen. Vögel. Schön, prächtig, voll im Gefieder. Der Adelsmann hatte es nicht so sonderlich mit dem Federvieh. Gerupft und gut durch sollten sie sein, war seine pragmatische Devise. Nur der höfischen Damenwelt eilte der Ruf voraus, sie sei gut zu ääääh, ja, diesen Tieren halt. Aber aussprechen sollte man das eher nicht vor ihnen, hatte man ihn gelehrt und er hielt sich daran.
    Verdammt, dieser Sarandir sah wirklich gut aus. Drahtig, gepflegt, energisch. Alles im krassen Gegensatz zu ihm. Wann war gleich seine letzte Fechtstunde gewesen? Zu lange her.


    Die Dame mühte sich indessen einigermaßen erfolgreich, anmutige Bewegungen wie einen Tanz aussehen zu lassen. Dass sie die Augen immer wieder Mal verschloss sollte wohl eine gewisse Sinnlichkeit ausdrücken. Ein einstudiertes Verhaltensmuster, weil es wohl einmal funktioniert hatte.
    Dazwischen zwitscherten immer wieder die Vögel. Er tippte seine Fingerkuppen gegeneinander und sah der Tänzerin weiter zu. „Schön, schön, macht sie das schon lange mit den Vögeln?“ fragte er seinen unmittelbaren Nachbarn näselnd, der sich hinter ihm aufgepflanzt hatte.


    Dazwischen schweifte sein Blick immer mal wieder zum Gastgeber.


    Vielleicht sollte er für Alimea ein paar aussuchen. „Gibt es die im Erwerb?“ fragte er seinen Gesprächspartner weiter, obwohl sich dieser als solcher noch gar nicht geäußert hatte. „Wenn es aber geht, ohne diese, also ich möchte niemanden beleidigen, diese ‚Ballett-Elevin‘“ und beleidigte natürlich doch.

  • Kaum hatte Amelie mit ihrem Tanz begonnen, hatte Brennan in einer fremden Sprache einige Befehle gesprochen.
    Erst hatte nur ein einziger Vogel ihren Tanz begleitet, die Nymphe umflattert, dann waren es zwei, fünf und anschließend 10 Vögel, die mal nur ihren Bewegungen folgten, dann und wann an ihrem Gewand oder ihrem Haar zupften, oder sich auf ihre Hand oder Schulter setzten, bis sie der Rhythmus dazu zwang, sich wieder in die Luft zu schwingen.


    Brennan sah einige Momente zu, jedoch sondierte er kurze Zeit später wieder die Anwesenden. Ein Großteil ergab sich einfach dem Staunen über den Tanz. Sarandir Eisenklinge hingegen schien seine Aufmerksamkeit eher auf eine junge Frau gerichtet zu haben, welche ihrerseits mit einem Lächeln dem Tanz der Nymphe folgte.


    Und nicht nur Eisenklinges Augen waren auf diese Frau gerichtet. Der Rotschopf vor ihm schien es irgendwie nicht so zu gefallen, dass Eisenklinge so nah bei ihr stand. Mißmutig sah er immer wieder nur kurz zu der Darbietung. Das konnte nur eins bedeuten - ein gefundenes Fressen für den Händler.


    "Oh, nein, nein." Antwortete Brennan ein wenig abschätzig. "Der Zufall hat uns zusammengeführt und Amelie hatte nur Zeit für einen kurzen Test. Aber offensichtlich harmoniert sie mit meinen Vögeln. Auch wenn sie scheinbar eure Aufmerksamkeit nicht wirklich erlangen kann."
    Fügte er leise hinzu und schlug die Arme übereinander. Dann lachte er leise.
    "Ihr seid nicht wirklich an den Tieren interessiert, oder?" Sprach Brennan noch halblaut und kniete sich dann jedoch an Muesigs Seite und sprach leiser. "Aber ihr solltet interessiert sein."



    Er erhob sich wieder und abermals kam ein fremd klingender Begriff über seine Lippen. "Shalua, Tikitua."
    Einer der Vögel löste sich aus dem Tanz rund um Amelie, flog auf Brennan zu, machte eine Kehrtwende, als er die sachte Bewegung dessen Hand sah und kam auf Alimeas Schulter zum sitzen.
    Sie lachte, Sarandir Eisenklinge nahm das zum Anlass, Alimea etwas ins Ohr zu flüstern, der Vogel hob wieder ab, drehte eine weitere Runde um Amelie und... es dauerte eine Zeit, aber letztendlich nahm er erst auf Muesigs Stuhllehne, dann auf dessen Schulter Platz.
    Brennans "Befehle" waren so leise und knapp gehalten, dass kaum einer den abtrünnigen Vogel weiter beachtete und stattdessen weiter Amelies Tanz beobachtete.


    Das Vöglein gurrte indessen leise in Muesigs Ohr. "Wollen wir nicht hinaus, auf den Balkon, während alle anderen abgelenkt sind?" Und im gleichen Augenblick legte Sarandir Eisenklinge seine Hand um Muesigs Schwester und führte sie hinaus.

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