Vogelhandel "Feder und Schnabel"

  • "Haben wir nicht all unsere Flüche?" Antwortete Brennan kühl und schüttelte den Kopf. "Und dennoch ist es ja gerade Sinn und Zweck der Flüche, gefährlich zu sein." Der Händler sah in seinen Weinkelch. Die süße Flüssigkeit lud ein zum Philosophieren und doch wollte er das weder Amelie noch Argon antun. Wenn Brennan philosophierte, lief es sowieso nur auf ein Thema hinaus. Die ewige Nacht.


    "Bei Shirashai, seht uns an." Lachte Brennan deshalb und startete einen neuen Versuch von der scheinbar unbequemen Tatsache, dass Amelie eine Nymphe war abzulenken.
    "Wir haben Wein, Essen und eine wunderbare Gesellschaft und werden bei dem Gedanken trübsinnig, ob eine schöne Frau Jäger oder Beute ist." Er zuckte mit den Schultern und legte sein jungenhaftes Grinsen auf.
    "Fakt ist doch, dass Amelie eine begehrenswerte Frau ist, Nymphe hin oder her. Und das wir uns glücklich schätzen dürfen, dass sie einem einfachen Händler der im Vogeldreck wühlt und einem Wolf, der durch die Stadt wie ein neugieriges Kind tapert, überhaupt Aufmerksamkeit schenkt."


    Der Dunkeläugige verneigte sich leicht vor Amelie und warf ihr eine Kusshand zu.

  • argon musste laut lachen. Jeder hatte seinen Fluch. Vor einigen Jahren hatte er sein Selbst als Fluch gesehn, gebetet das es weg geht. Lang hatte es gedauert bis er seinen Fluch als ein Talent angeshen hatte, sehr lang. Viel Kraft hatte es Argon gekostet. Nicht jeder Fluch ist das was er scheint. Eriadnes Segen ist nicht immer sofort als dieser zu erkennen. Argon sah zu Amelie. Brennan hatte wohl recht, es war Glück, dass er sie am See getroffen hatte. Und der Vogelhändler hatte wohl recht, Argon benahm sich wahrscheinlich wie ein kleines Kind, das neue Atraktionen bestaunte und so war es ja auch für ihn, alles erschien ihm neu, denn das war es ja auch für ihn. Ja es war wohl Glück, dass Amelie und ich zusammen trafen, sonst wäre ich wohl nie in der Stadt gelandet.

  • Auch wenn Amelie das Denken schwer fiel, versuchte sie den Worten Brennans zu folgen. Gefährlich ... Ja das war es. Sie durfte die Gefühle nicht an sich heranlassen, die ihr gefährlich werden konnten. Wenn sie es schaffen würde, kühler zu sein, würde sie ihr Leben sicher besser meistern können ... Doch das Lachen Brennans riss sie jäh aus ihren Gedanken. Jäger oder Beute? Das war es. Die Nymphe musste sich entscheiden. Und der Gedanke, die Beute zu sein, gefiel ihr ganz und gar nicht. Amelie wurde bewusst, dass sie ihr Leben von Grund auf ändern musste.


    Ja. Es war wohl tatsächlich so, dass Amelie sich heraussuchen konnte, mit wem sie ihre Zeit teilte. Brennan und Argon waren bei weitem nicht die einzigen, die ihre Anwesenheit als Glück empfanden. Die Nymphe hatte also überhaupt keinen Grund, sich wegen ihres Daseins trübe Gedanken zu machen. Im Gegenteil. Dies alles konnte sie für sich nutzen. "Ich sollte meine Lebenseinstellung von Grund auf ändern", verkündete sie den beiden. Und auch wenn der Alkohol von ihr Besitz ergriffen hatte, konnten sie heraus hören, dass Amelie auch meinte, was sie sagte.

  • Ein Schmunzeln konnte Brennan nicht unterdrücken. Amelies plötzlicher Beschluß klang felsenfest und doch meinte Brennan eine gewisse Naivität zu herauszuhören. Konnte man eine Lebenseinstellung so von einem Tag auf den anderen ändern?
    Vielleicht. Brennans Blick streifte die Nymphe flüchtig. Vielleicht? Nein, eigentlich hatte Brennan bei Amelie keine Zweifel, dass sie tun konnte, was sie wollte. Das Schmunzeln versiegte und Brennan legte Amelie die Hand auf den Unterarm.
    "Was immer du willst, Shirashai wird dir beistehen." Flüsterte der Händler leise der Tänzerin zu.

  • Argon sah verdutzt zu Amelie, was sollte das? Sprach da der Alkohol aus ihr, so betrunken roch sie doch noch gar nicht und auch sonst wirkte sich nicht so, als sei sie sich über ihre eigenen Worte nicht mehr sicher. Seine Augen ließen sie nicht los. Sie meinte es wohl ernst. Was wollte sie denn ändern? Sie erschien ihm nicht so, als hätte sie viele Probleme im Leben, außerdem, dass sie nicht wusste, wo sie hingehörte. Aber was wusste er schon von ihr, er kannte sie doch erst wenige Stunden. Dennoch wuchs sein Interesse für sie immer mehr. Mit einem Schmunzel sprach er zu ihr. Was willst du denn änder, was ist es das dich so sehr stört an deinem Leben? Auch er hatte einst den Wunsch an seinem Leben etwas zu ändern, doch er musste nur lernen, damit zu leben.

  • Amelie sah den Vogelhändler an. Ja natürlich. Nun, da sie wusste, in Shirashais Tempel jederzeit willkommen zu sein, brauchte sie doch sicher in ihrem Leben nichts und niemanden mehr zu fürchten. Vielleicht sollte sie den Palast der Nacht abermals aufsuchen. Alleine. Und dann dort in aller Ruhe beten, sodass die Göttin ihren Wunsch erhören konnte. „Sicher hast du Recht“.


    Doch nach diesen Worten richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder Argon. „Was mich so sehr stört an meinem Leben?“ Konnte er es sich denn immer noch nicht denken? „Ihr beiden habt es doch gerade eben zum Ausdruck gebracht, als ihr euch nicht entscheiden konntet, ob ich mich in Acht nehmen muss oder nicht … Jäger oder Beute …“. Bei ihren letzten Worten sah sie zu Brennan, der die passenden Worte dafür gefunden hatte. Nach einer kurzen Pause, in der sie ihren Becher leerte, fügte sie mit Nachdruck hinzu: „Und ich habe keine Lust, die Beute zu sein!“ Ihre Augen blitzten kurz auf, während sie zu Argon sah.

  • "Das wirst du nicht sein, Amelie. Nicht mehr." Brennans Stimme hatte diesen warmen, weichen Unterton, den sie so häufig annahm, wenn er von seiner Göttin sprach. "Shirashai läßt nicht zu, dass ihre Kinder nur die reiche Beute skrupelloser Wesen voll von Gier sind. Shirashai wird ihre Hand gütig über dich halten und der Welt zeigen, wer wirklich in dir steckt. Eine wunderschöne Frau, die verehrenswert und gefährlich ist."


    Der Händler lächelte. Er wußte, dass Amelie es schaffen würde. Das sie die selbstangelegten Fesseln mit Shirashais Hilfe abstreifen konnte - waren sie doch jetzt schon weit gelockert. Und er empfand soetwas wie Stolz, was nicht weiter für den Händler verwunderlich gewesen wäre, wenn es nicht eine ganz andere Art von Stolz gewesen wäre, wie die, die er normalerweise spürte. Es war nicht der Stolz, Shirashai einen neuen Jünger gebracht zu haben. Es war nicht der Stolz, den er sonst aufgrund seiner Göttin empfand. Er war tatsächlich stolz, jemanden wie Amelie zu kennen. Eine Frau in der soviel mehr zu stecken schien, wie das hübsche Gesicht zunächst zu versprechen schien. Und er wußte, dass von Amelie noch viel zu erwarten war.


    Auch sein Blick glitt hinüber zu Argon. Ob ein Wolf soetwas nachvollziehen konnte? Wenn selbst Amelies Nymphenanziehungskraft auf ihn versagt blieb, war es dann überhaupt möglich, dass er spüren konnte, wie stark die hübsche Tänzerin tief im Inneren war?

  • Argon lehnte sich schmuszelnd in den Stuhl zurück. Sein Blick gen Decke bewunderte er einwenig die Farbenbracht die sich do so vom Dickicht des grünen Waldes unterschied. Seine stimme erklang amüsiert aber auch leicht verwundert. Wie schlecht geht es uns denn? Wir haben gegessen und getrunken. Ihr besitzt ein anscheinend sicheres Haus und habt Geld um in der Stadt klar zu kommen. Sollten wir nicht über glücklichere Momente reden können, als über Opfer zu debatieren. Argon fühlte sich langsam schwer ums Herz. Ja fast schon depriemirt erschien ihm die Stimmung. So etwas hatte er nciht gewollt. Ging es allen in der Stadt so. Immer mehr gewann er den Eindruck die Stadt sei nichts für ihn.

  • Amelie gönnte sich eine kurze Zeit, um über Brennans Worte nachzudenken. Nun würde sich beweisen, ob es richtig war, Shirashai ihren Glauben zu schenken. Doch tief in ihrem Inneren spürte die Nymphe, dass Brennan recht hatte. Die Göttin würde ihr beistehen. Für einen kurzen Moment verspürte sie die Sehnsucht, Shirashai höchstpersönlich zu sehen. Zu gerne wüsste sie um die Wirkung der Göttin, wenn sie unmittelbar vor einem stand. Amelie bedachte Brennan mit einem nachdenklichen Blick. Er wusste es. Ob auch irgendwann ihr diese Ehre zuteil wurde? „Wie ist es, ihr gegenüber zu stehen?“ Diese Frage brannte ihr schon seit dem Besuch im Palast der Nacht auf den Lippen und nun hatte sie sie endlich gestellt.


    Doch noch bevor Amelie eine Antwort erfahren konnte, meldete Argon sich zu Wort. „Oh. Ich glaube du hast Recht“, warf Amelie in den Raum, bevor sie den letzten Schluck aus ihrem Weinkelch leerte. Wie oft hatte sie sich nachgeschenkt? Vielleicht war es unklug, so viel zu trinken. Immer noch verspürte sie ein leichtes Schwindelgefühl. „Aber du musst wissen Argon. Nicht immer geht es in der Stadt so betrübt zu“, erklärte sie ihm. Sie wollte nicht, dass er es jetzt bereits bereute hier zu sein, hatte er bis jetzt doch kaum etwas von Nir’Alenar sehen können.

  • "Nein, nein!" Brennan nickte. "Natürlich ist die Stadt nicht trübsinnig. Im Gegenteil. Und ihr habt recht, auch wir wollen es nicht weiter sein." Der Händler lachte und drehte sich um, sah weder Argon noch Amelie an.
    "Die Stadt bietet soviel Schönes. Bibliotheken, Theater, feine Restaurants mit hervorragendem Essen. Sagt, Argon, ward ihr schonmal in einem wirklich guten Gasthaus? Der Wolf in euch würde sich sicherlich über ein zartgebratenes Filet freuen.."


    Weiterhin grinste der Händler und holte aus einem Schrank eine Flasche Wein, die er entkorkte und den Inhalt in die Karaffe goß. "Darf ich dir noch etwas einschenken, Teuerste?" Fragte Brennan Amelie und hielt ihr den Krug entgegen.

  • "Oh nein. Ich denke ich habe genug", lehnte sie Brennans Angebot lächelnd ab.


    Bei dem Gedanken an ein zartgebratenes Filet verspührte Amelie ein leichtes Hungergefühl. "Brennan hat recht. Und ich habe dir versprochen, die Stadt zu zeigen. Möchtest du gerne in ein Gasthaus?" Die Nymphe dachte nach. Welches Gasthaus könnte Argon gefallen? Nach einer längeren Pause fügte sie noch hinzu. "Weiter außerhalb gibt es die Weide. Es ist wirklich sehr schön darin und eigentlich gibt es dort keinen Trübsinn". Eigentlich ... Amelie dachte an den Abend, an dem der Yassalar mit seinen Begleitern dort auftauchte ... doch davon erzählte sie lieber nichts, denn in der Weide war es mit Sicherheit nicht immer so ... chaotisch. Die Nymphe selbst jedoch war in der Weide immer wieder gerne gesehen und freute sich jedesmal aufs Neue, wenn sie dort einen Auftritt hatte. Strahlend sah sie die beiden Männer an. "Was haltet ihr davon?" Und um den Herren ein wenig auf die Sprünge zu helfen, fügte sie noch hinzu: "Ich werde auch für euch tanzen".

  • Brennan schüttete sich erneut ein.
    "Hei, das klingt nach einem allzu verlockenden Angebot! Ich durfte Amelie bereits einmal beim Tanzen sehen und" Brennan klopfte Argon auf die Schulter. "Kann ich nur sagen, dass es sich wirklich lohnt. Also wenn ihr Lust habt, Argon, ich wäre dabei."


    Wie ein Schuljunge grinste Brennan breit über das ganze Gesicht. Mittlerweile hatte er schon einige Gläser Wein getrunken und auch wenn er noch nicht betrunken war, so konnte man seinen Zustand doch gefahrlos als "angeheitert" bezeichnen.


    "Wenn ihr einen Augenblick Zeit hättet, würde ich noch Ta'shara und Sicil fragen ob sie mitkommen.." Ein wenig voreilig waren die Worte über Brennans Lippen gekommen und schelmenhaft grinsend sprach er weiter: ".. wobei Sicil wahrscheinlich schläft und Ta'shara habe ich den ganzen Tag noch nicht gesehen." Brennan blickte zu Amelie hinüber. Warum sollte er auch Ta'shara mitnehmen, wenn ihn die Anwesenheit einer anderen Dame schon genug in Aufregung versetzte? Man nahm ja schließlich auch nicht den Wein mit ins Gasthaus.
    Das Lächeln wich nicht und Brennan strich sich über den Nacken.
    "Aber ein anderes Hemd würde ich mir gerne vorher anziehen.."

  • Argon fand die Idee ebenfalls sehr gut. Hatte er doch Amelie noch nie tanzen sehen, eigentlich hatte er überhaupt nur wenig Tanz bisher gesehen.
    Hmm ich bin schon richtig gespannt. Und wenn ihr das sagt, wird es sicherlich stimmen, erwiederte er Brennan. Kurz darauf drehte er sich grinsend zu Amelie Und dieses Mal trage ich auch meinen Bogen allein. Die Leute reagieren doch alle recht unterschiedlich auf Wölfe. Er hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da erhob er bereits sein Glas und prostete den beiden zu, um es kurz darauf zu leeren. Im gewissen Maße war er sehr froh darüber, dass er nur Wasser getrunken hatte. Denn so viel wie die beiden getrunken hatten, hätte er mit sicherheit nicht vertragen. Er war sich nicht sicher, danach noch so sicher auf den beinen zu stehen, doch er war auch noch nie wirklich betrunken. Um es ganz genau zu sehen, hatte er noch nie Alkohol getrunken. Argon betrachtete Amelie neugierig von Oben bis Unten. Seine Augen wanderten jeden Teil ihres Körpers ab und er versuchte sich vorzustellen, wie sie wohl tanzen würde.

  • Amelie grinste wissend, hatte sie doch genau gewusst, dass Brennan einem solchen Angebot nicht widerstehen konnnte. Doch wich das Grinsen von einer Sekunde auf die andere einem eher schmollenden Gesichtsausdruck, als die Nymphe hörte, was Brennan da sagte. Ta'shara fragen? So hatte sie sich den Abend nicht vorgestellt ... Musste sie denn immer dabei sein? Zum Glück hatte Brennan jedoch schnell wieder seine Meinung geändert, was Amelies Gemüt wieder einigermaßen beruhigte. Es reichte schließlich, dass sie bei ihm wohnte. Sie musste nicht ständig an dem Vogelhändler kleben.


    Der Tua'Tanai vertrieb mit seinen Worten jedoch die an Eifersucht grenzenden Gedanken der Nymphe. "Lass dich überraschen", zwinkerte sie Argon zu.

  • "Bin gleich wieder da!"
    Brennan ließ Argon und Amelie alleine und eilte die Treppe hinauf. Oben angekommen lachte er. Tatsächlich hatte er schon jetzt genug getrunken. Er würde aufpassen müssen, wenn er die Treppe wieder hinab ging.


    Im Wohnbereich angekommen war es nicht schwer festzustellen, dass sich hier seit heute Morgen nichts verändert hatte. Ta'shara war immer noch nicht da. Der Händler beschloss ihr schnell einen Zettel zu schreiben (nicht, dass er es gemußt hätte, aber ihm war wohler dabei) und ging dann in sein Schlafzimmer, wo er das alte Hemd auf den Boden warf und sich ein frisches überstreifte. Schwarz - Brennan besah sich im Spiegel und fuhr sich noch einmal durch das Haar. Für eine tatsächliche Verabredung hätte er sich besser rasiert und sicherlich auch andere Beinkleider gewählt, sollte dies ja nur ein Abend unter "Freunden" werden, auch wenn Brennan sich Amelie nur schwer als einfache "Freundin" vorstellen konnte.
    Zufrieden mit seinem Äußeren ging er schnell zu der verschlossenen Tür, hinter dem seine Shirashai-Betstätte war, öffnete sie und sprach einige leise Worte, bevor er die Tür wieder hinter sich zu warf und wieder die Treppe nach unten nahm. Nicht wesentlich langsamer, aber doch vorsichtig genug um nicht mit dem Gesicht zu erst unten zu landen.


    "Wollen wir?" Brachte er fast atemlos heraus und vergewisserte sich währenddessen, ob auch alle Vogelkäfige verschlossen waren.

  • Argon sah Amelies Zwinkern etwas verwundert entgegen. Aber in der Stadt war wohl alles überraschend und auch manchmal verwirrend für ihn. Doch sicherlich würde sich dies aufklären, wenn sie erstmal da wären. Und der Gedanke, Amelie tanzen zu sehn, lies ihn stimmte ihn gleich noch positiver auf das bevorstehende ein. Das Brennan den Tisch verließ und hoch ging, bekam er nur beiläufig mit, wohl aber sienen Abstieg. Er wirkte etwas, nunja, konzentriert die Treppe nicht herunter zu fallen, doch im großen und ganzen bewegte er sich recht sicher. Abgesehn von diesem kurzen Blick zu Brennan blieben Argons Augen auf Amelie gerichtet, wie die eines Wolfes, der seine Beute ins Visier nimmt. Argon stellte sie sich tanzen vor, es muste sicherlich wohl anzublicken sein. Doch nun lößte er seinen Blick und stemmte die Hände auf dne Tishc um sich aufzurichten. Wollen wir? Mit diesen Worten reichte er Amelie die Hand um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein.

  • Als Brennan wieder die Treppe herunterkam, ergriff Amelie die Hand Argons und stand auf. Ihre Blicke verfolgten Brennan, der die Vogelkäfige kontrollierte. Kurz widmete sie sich noch Pardu, lächelte das Vögelchen an und verabschiedete sich. Dann wandte sie sich wieder an die beiden Männer. "Gehen wir".


    Mit beschwingten Schritten bewegte sich die Nymphe auf die Tür zu, öffnete diese und trat ein paar Schritte hinaus. Der Abend war herangebrochen. Sicher würde die die Weide gut besucht sein. Perfekt für einen Auftritt.

  • Sie mussten sich knapp verpasst haben, denn als Ta'shara von ihren 'Erledigungen' heimkehrte, lag der Vogelhandel verlassen da. Vorbei an den sorgsam abgedeckten Käfigen ging Ta'shara die Treppen hinauf in die Wohnräume. Brennans Mitteilung fiel ihr sogleich ins Auge. Unwillkürlich musste sie lächeln, doch entledigte sie sich zunächst einmal ihrer Kleidung, räumte Brennans achtlos dahingeworfenes Hemd beiseite und nahm ein Bad. Sie hatte keine Eile. Egal, was auf dem Zettel geschrieben stehen würde, sie würde heute auf keinen Fall mehr das Haus verlassen.


    Ta'shara blätterte die Seite ihres Buches um. Die Nacht war schon weit fortgeschritten, doch wartete die junge Valisar nicht auf Brennan. Er hatte sie informiert, warum also sollte sie warten? Eine solche Erwartungshaltung war nicht Teil ihrer Abmachung, die ihr erlaubte, bei ihm zu leben und die ihnen beiden die Möglichkeit einräumte, ein eigenes Leben zu führen.
    Um so weniger verstand sie, warum ihr Blick dennoch bei fast jedem Geräusch vor dem Haus zum Fenster hin ging und dort blieb, gleich wohl als wolle das Auge ihren Körper folgen machen, dort nachzusehen. Ta'shara legte das Buch beiseite und erhob sich bedächtig. Doch nicht, um ans Fenster zu gehen. Das wäre gar nicht nötig, denn sie erkannte Brennan an seinem Schritt.
    Ihr Magen knurrte. So ging sie in die Küche und bereitete sich ein kleines Nachtmahl. Ihre Gedanken wanderten währenddessen zu dem Buch, das sie las. Eines von Brennans vielen Büchern. Sie hatte wahllos danach gegriffen und aus dem Regal gezogen. Nicht, dass sie sich vom Inhalt überraschen lassen wollte. Nein. Sie wollte eine Bestätigung. Eine Bestätigung, dass Brennan nicht wie viele andere wahllos irgendwelche Lektüre in seinem Regal sammelte. Ein Umstand, der ihr nicht gefallen hätte. Doch auch im Bezug auf seine Bücher hat Brennan sie bislang nicht enttäuscht.


    So lag sie nur wenig später mit der 'Abhandlung über die Zusammenhänge der Verehrung der Shirashai mit der wahren Natur der Nacht%u2018 im Bett. Gänzlich gefesselt von der Lektüre vergaß sie das Glas Wein, das auf ihrem Nachttisch stand. Sie merkte nicht einmal, dass sie immer wieder einnickte, bis das Buch endgültig auf ihre Brust sank und sich unter Ta%u2019sharas gleichmäßigen Atemzügen sanft hob und senkte.

  • Wer eine Vogelhandlung führte, wußte, dass es nicht viel schlimmere Fehler gab, als des nachts zuviel Krach zu machen. Die Vögel schreckten auf, wurden unruhig, fanden keinen Schlaf und der nächste Tag wurde damit gestaltet, alle Vögel wieder irgendwie in den normalen Tagesrhythmus hinein zubekommen.
    Seit Sicil hier arbeitete, war das etwas einfacher. Er hatte eine erstaunlich beruhigende Wirkung auf die Vögel und selbst wenn er mitten in der Nacht seine Flöte spielte, interessierte das das Federvieh nicht im geringsten.


    Dennoch war Brennan es gewohnt, keinen Lärm zu machen, wenn er nach Hause kam.
    So nahm er den Hintereingang um das Schellen des Glöckchens zu verhindern, zog sich bereits dort das feste Schuhwerk aus und ging leise durch den Laden. Die Treppe kannte er mittlerweile gut genug um die Stufen, die laut knarrten zu vermeiden und so war es Brennan auch heute gelungen seine Wohnung zu erreichen ohne das auch nur ein Tier aufgewacht war.


    Im Schlafraum brannte noch das seichte Licht einer Muschel und der Händler fragte sich, ob Ta'shara noch wach war. Vorsichtig lugte er an dem Vorhang vorbei und sah die Valisar friedlich schlafend im Bett liegend, eines seiner Bücher neben sich.
    Er schmunzelte. Nicht im entferntesten hätte er daran gedacht, dass ihm nach diesem Abend überhaupt noch etwas aufheitern konnte. Zusehr war er mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt. Aber gerade die gefühllose Valisar schaffte es, ihm zur späten Stund noch ein Lächeln zu entlocken.


    Brennan nahm ihr das Buch vorsichtig weg und legte es auf eines der Tischchen. Dann zog er Hemd und Hose aus und schlüpfte unter die Decke. Neben sich spürte er die Körperwärme der Valisar und für einen Augenblick war er versucht, näher zu ihr zu rücken um etwas von dieser Wärme teilzuhaben, doch ließ er es.
    Stattdessen stützte er sich auf seinem Ellbogen ab und besah sich das ebenmäßige Gesicht Ta'sharas solange, bis ihm selbst langsam die Augen zu fielen.

  • Nur ein leises, undeutliches Murmeln ließ erkennen, dass Ta'shara unbewusst mitbekam, als Brennan zu Bett ging. Doch erst als der Mann selbst schon fast einschlief, war Ta'shara soweit erwacht, dass sie die Augen aufschlug. Es war, als würde sie in einen dunklen Brunnen sehen. Brennans Blick war auf sie gerichtet. Tief und unergründlich. Unergründlich auch das leichte Lächeln darin. Sie hob die Hand und legte sie auf seine Wange, strich sacht darüber. "Hmmm%u2026 ich hab geträumt von dir%u2026", meinte sie und atmete tief durch, versuchte sich zu erinnern, aber %u2026 wie Nebel, dachte sie, die keine Träume kannte.


    "Wusstest du, dass Träume wie Wolken sind? Man kann sie nicht festhalten%u2026 da ist nur so etwas Unbestimmtes, das fortweicht, kaum dass man sich nähert%u2026" Nur ein leichtes Empfinden war verblieben, das Ta%u2019shara als befriedigend einstufte. Andere würden es wohl als 'schön' oder 'gut' oder auch 'warm%u2018 beschrieben haben, aber Ta'shara wusste mit dieser Art Wärme nichts anzufangen. Selbst jetzt nicht, da sie sie zu spüren glaubte, weil sie kaum richtig wach war und mehr ihr Unterbewusstsein das Sagen hatte. Einzig ein kleines Lächeln, das merkwürdigerweise in ihren Augen stand zeugte von etwas Angenehmen, das ihr wohl im Traum wiederfahren sein muss. Sie gähnte und sah Brennan an, der noch immer auf seinen Ellenbogen gestützt auf sie herunterblickte. "Was überlegst du?", wollte sie wissen.

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