Layias Baumhaus im Wald vor Nir'alenar

  • Sie warnt zuweilen vor dummem, unüberlegtem Handeln.
    Sie zu sehen verheißt eine gute Zeit.
    Sie zu ernten oder zu sammeln wird als unerwartetes Glück gedeutet, auch in der Liebe.
    Sie zu knacken kündigt schwierige Aufgaben an.
    Sie zu essen fordert auf, sich nicht zu ärgern, weil man bald für Ärger und Mühe belohnt wird.
    Ist sie taub, zeigt sie eine große Enttäuschung an.


    Layia hatte keine Ahnung, warum sie von Haselnüssen träumte. War es die Aussicht auf eine gute Zeit oder mehr das unerwartete Glück, das sich irgendwo hinter einem Blatt versteckte und darauf wartete fröhlich plaudernd in ihr Leben zu platzen, als wäre nichts dabei?
    Vereinzelt knackte es irgendwo im Geäst, raschelte es am Boden zwischen Farn und Moos. Der Wind begann wieder zu sprechen. Die Halbelfe schüttelte entschlossen den Kopf. Heute wollte sie nicht seinen Geschichten lauschen, erzählten sie doch all zu oft von Tagen in die sie sich zurücksehnte.
    Doch jetzt lag sie wach, während draußen die Nacht damit begann die Vögel in den Schlaf zu singen, und starrte Löcher in die Luft.
    Ihr Kopf fühlte sich leer und taub an, zermartert von viel zu vielen Gedanken und strapaziert von zu vielen Eindrücken und Gefühlen, die auf sei einprasselten wie Hagelkörner. Sie gab es auf, einschlafen zu wollen und machte sich stattdessen auf, ein wenig herumzustreunen. Nachts war der Wald eine ganz eigene, faszinierende Welt, gefüllt vom stetigen Rascheln der Nachtgeschöpfe und von der alles umfassenden, dröhnenden Stille.


    Als sie die glatte Rinde behend heuntergeklettert war, die Bewegungen routiniert und mit traumwandlerischer Sicherheit ausgeführt, betrachtete sie nochmals ihr Heim. Sie mochte es, war sogar ein bisschen stolz auf ihrer eigenen Hände Arbeit. Gerade groß genug, dass man darin drei Schritte von einer Wand zur anderen gehen konnte und doch so klein, dass es im Geäst und im üppigen Laub der Esche verschwand. Das Satteldach war recht flach und über und über mit Gras und wucherndem Unkraut überwachsen, während die schmale Veranda, die lediglich Platz für eine stehende Person bot, von wilden Kletterpflanzen ummantelt wurde.
    Vor der Türe am Rand des Daches bewegte sich ein Klangspiel aus Holz im Wind.
    Es war so einfach gebaut, sogar etwas schief und es knarrte und schwankte wenn der Wind den Baum berührte, und bot doch ihren einzigen Schutz und Geborgenheit, die sie sonst allenfalls im Bauch von Sicils Schiff empfunden hatte. Nur das Holz, dass sie gefunden und im Schweiße ihres Angesichts verarbeitet hatte, bildete die Wände, nur isoliert von Stroh, das die Luftlöcher stopfte und im Winter von Matten aus Schilf.


    Es war ihr Rückkzugsort, ihr Hort, ihr Nest.


    Die von großen Steinen eingegrenzte Feuerstelle, neben der sie stand schwelte noch etwas und Rauch schlängelte sich daraus empor- sie bedeckte die Glut mit feuchter Erde, bevor sie ging.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Es war bereits der dritte Tag ohne Glück. Diesmal musste die Jagt erfolgreich sein. Zulange hatten er und Okina sich nur von Beeren ernährt. Mit dem Bogen in den Händen wand er sich geschickt durch den Dickicht des Waldes. Diesmal hatte er eine Fährte, es war ein Hirsch. Argon folgte dieser Fährte schon einige Minuten, der Hirsch konnte nicht mehr weit sein. Die roten Strahlen der untergehenden Sonnen wurden nun immer deutlicher, die Baumwipfel ließen immer mehr Licht durch. Argon war noch nie soweit an den Waldrand gelangt. Doch es musste sein, denn der Hirsch war auch dorthin unterwegs. Da erblickte Argon sein Ziel, ein prachtvoller Hirsch stand da bereits außerhalb des Waldes. Den Bogen angesetzt, das Ziel anvisiert, stand Argon noch zwischen den Bäumen. Die Deckung des vertrauten Waldes wollte er nicht aufgeben, obwohl er führ einen guten Schuss noch etwas näher hätte heran gemusst. Diesmal lies er sich mehr Zeit, dieser Pfeil musste sitzen, doch plötzlich nahm er einen unangenehmen Geruch wahrnahm. Feuer, die größte Gefahr, wie es ihm von Kindesbeinen an gelehrt wurde. Der Hirsch wahr nun aus dem Sinn, Feuer ist gefährlicher als Hunger.
    Woher kam der Rauch?
    Argon folgte seiner Nase, der Geruch wurde intensiver. Diesmal verließ er die Deckung des dichten Waldes, die Abstände zwischen den Bäumen wurden immer größer. Nun sah er die Quelle, sie befand sich am Fuße eines Baumes. Ein eigenartiger Baum, dessen Wipfel eckig verliefen, ein Baumhaus. Doch wer war diese Person, sie hatte die Gefahr wohl erkannt und löschte den Brand. Nun da die Gefahr gebannt war, bemerkte er zwar den Hunger wieder, doch die Neugierde war größer geworden.
    <<Hatte nicht Okina vom Ast aus vor kurzem eine Elfe gesehen?>>
    Langsam bewegte er sich auf sie zu, den Bogen immer noch in der Hand.

  • Layia witterte den Tua'tanai schon eine ganze Weile und hatte den Geruch ignoriert, da er fern war und nicht besorgniserregend erschien. Doch nun, da die Quelle dieses Geruchs sich auf sie zubewegte, änderte sich dies abrupt.
    Sie hatte weder Angst, noch fühlte sie sich bedroht. Vielleicht war sie ein bischen genervt, weil sie in ihrer Stille gestört wurde.
    Layia richtete sich auf und straffte die Schultern, warf ihren festen Wolfsblick dem ankommenden Fremden entgegen. Seine Augen hingegen schienen, wider aller ihrer Erwartungen, von Neugierde gefüllt zu sein.


    "Mögt ihr wohl so freundlich sein und Eure Waffe herunternehmen?", meinte Layia bissig und musterte den Fremden von Kopf bis Fuß mit eindringlichen Blicken. Sie hatte Recht gehabt, ein Tua'Tanai. "Und mir dann vielleicht erklären, warum ihr Euch so anschleicht?"
    Eigenartig.
    Was er wohl hier wollte? Hatte er sie etwa gewittert? Und warum schlich er sich so an?
    Sie wartete geduldig auf eine Reaktion des Wandlers.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Ihr bissiger Ton, den sie ihm entgegen warf kümmerte Argon nicht. Dass sie ihn bemerkt hatte überraschte ihn jedoch. Sonst konnte er sich immer auf weniger Meter nähern bevor er bemerkt wurde. Vielleicht war er durch den Hunger und dem Geruch des Feuers unkonzentriert gewesen. Wie dem auch sei, nun da er bemerkt wurde konnte er auch noch weiter gehen.


    Die Waffe herunternehmen? Nun der Hirsch war inzwischen weiter gezogen und somit außer Reichweite und die Elfe war für ihn kein Ziel. Argon folgte also ihrem Aufruf, steckte den Pfeil wieder in den Köcher am Gürtelbund und schulterte seinen Bogen. Dies alles tat Argon ohne auf ihre Anfragen zu antworten. Er ging einfach nur auf sie zu. Dabei musterte er sie aus den Blickwinkeln seiner grünen Augen. Als er mit ihr auf einer Höhe war sah er sich die Glut genauer an. Argon ging sicher, dass das Feuer wirklich aus war. Doch dies diente ihm nur als Vorwand diese Elfe genauer zu betrachten. Irgendetwas stimmte nicht, da war mehr. Ein Tua’Tanai? Die Züge waren für Argon nun eindeutiger zu sehen.


    So standen nun beide nebeneinander und schwiegen sich an. Die Augen immer noch auf die Glut gerichtet sagte er: Argon Tan-Serash
    Argon drehte sich um und sah wieder Richtung Wald. Ob Okina wohl noch an ihrem Lager saß, oder ob sie ihn schon suchte?

  • Layia war zwar durchaus damit zufrieden, dass der Fremde seinen Pfeil von der Bogensehne nahm, doch ganz im Gegenteil war sie nicht besonders glücklich damit, dass er nicht auf ihre Frage antowortete.
    Sie bemerkte die Blicke, mit denen er die Glut maß, bemerkte das Unbehagen, das der Wandler mit Feuer verband. Ein Wandler im Original, kommentierte Layia in Gedanken und konzentrierte sich darauf, den Blick des Wandlers möglichst abweisend zu entgegnen. Er hatte beeindruckend grüne Augen, blattgrün, waldgrün, wandlergrün. Aber sie konnten sich ihres Erachtens nicht mit ihren Wolfsaugen messen.


    Je näher er ihr kam, desto deutlicher witterte sie den Wolf. Ein eigenartiges Gefühl durchströmte sie, der Geruch war zugleich vertraut und doch fremd, zugleich bedrohlich und vertrauenserweckend. Aber eigentlich konnte sie ihn nicht wirklich einordnen.


    Die Halbelfe wusste nicht, was sie von ihm halten sollte, geschweige denn, was er vorhatte und so zog sie die Brauen zweifelnd zusammen und betrachtete ihn stumm. Argon Tan-Serash. Nun gut, er hatte ihr seinen Namen genannt. War das nun ein Anlass ihm auch ihren zu verraten? Nein., beschloss Layia und antwortete stattdessen:


    "Erfreut euch kennenzulernen, Argon Tan-Serash."


    Layia sah ihm geradewegs in die Augen, forschend. Sie war zueggebenermaßen neugierig, vielleicht auch ein bisschen verwirrt angesichts der Tatsache, dass er offenbar nichts besseres zu tun hatte, als wildfremden Leuten, mitten im Wald, kurz vor dem Einbruch der Nacht seinen Namen zu nennen.
    Sie bemerkte seinen Blick nach hinten. Wartete er auf jemanden? In Layia stieg langsam aber sicher Misstrauen auf.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

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  • Aus sicherer Entfernung, hoch oben in den Baumwipfeln sitzend, beobachtet Okina das Treiben ihres Gefährten Argon misstrauisch.


    Sie wäre ihm nicht hinterher geflogen, wenn er schnell mit der Beute zum Lager zurück gekommen wäre. Doch so war es nicht. Statt dessen tauscht er Worte und Blicke mit einem eleganten Wesen. Der Baum auf dem Okina saß war zu hoch, als dass sie hätte erkennen können, um was für ein Wesen es sich handeln möge. Sie beschloss die Entfernung ein wenig zu vergrößern und ihre normale Gestalt wieder an zu nehmen. Nach der Verwandlung hielt sie Schritt auf den Waldrand, die sie aus den Baumkronen beäugt hatte.


    Nun, da sie den Waldrand erreicht hatte und das Mondlicht auf sie strahlte konnte man sie in ihrer ganzen Schönheit bewundern. Das Mondlicht fiel auf ihr rotbraunes, mit kupferfarbenen Strähnen, durchzogenes Haar, welches sie zu zwei Zöpfen geflochten hat und nun über ihre Schultern bis zur Hälfte des Rückens fallen. Es ist zu dunkel als dass man ihr Gesicht bis ins kleinste Detail sehen könne. Aber der Schmuck an ihren Ohren glitzert im Mondenschein. Ihre Kleidung ist in den Farben des Waldes gefärbt. Grüner Stoff und braunes Leder bedecken ihren Körper und schnüren die Beine. Am Gürtel blitzt ein kleiner Dolch, den sie aber nicht zu ziehen scheint. In den Händen hält sie eine helle Feder mit dunklen Streifen, die der eines Falken gleicht.
    Langsam aber bestimmt nähert sie sich Argon, der sich wieder Layia zugewandt hatte. Als sie hinter ihm angekommen ist, legt sie ihre hand auf seine Schulter ohne ihren Blick von dem Wesen Argons gegenüber abzuwenden.

  • Tatsächlich wich die Wolke, die sich vor den aufgehenden Mond geschoben hatte, im gleichen Moment als eine zweite Person hinter Argon auftauchte. Layia machte sicherheitshalber einen winzigen Schritt zurück um sich so unauffällig einen sicheren Stand zu verschaffen.
    Eine weitere Wandlerin, geschmeidig in ihren Bewegungen, ein Dolch an ihrem Gürtel ... sicher keine leichte Gegnerin...


    Einerseits war sie misstrauisch und war auf alles gefasst, auch einen Angriff, und ihr Körper war gespannt wie ein Bogen, den man aufs äußerste auszog. Andererseits erschien ein Angriff unlogisch, warum sonst hätte Argon seinen Bogen sinken lassen?
    Trotzdem blieb Layia vorsichtig und stand man nahe genug bei ihr, hörte man das unterschwellige Knurren in ihrer Kehle.


    Die Art wie sie sich bewegten, wie sie schwiegen und sie ansahen, all das wurde Layia so unangenehm, dass sich ihre Nackenhaare stellten. Für einen Moment fühlte sie sich bedroht, doch dann wuchs das Bewusstsein in ihr, dass sie selbst eine Raubtierseele in sich trug und hier der Jäger war, nicht der Gejagte.
    Selbst wenn der Tua'Tanai nach einem Wolf roch und die Fremde nach dem Gefieder eines Greifvogels.


    "Wie wundervoll, ein weiterer Gast. Sagt, bringt Ihr noch mehr Freunde mit? ", sagte sie vor Sarkasmus triefend und hoffend, dass diese Doppeldeutigkeit ihrer Worte bei den beiden Tua'Tanai ankam und sie verstanden. Ihr Blick spiegelte keine Freude wider, sondern schien sacht zu glühen, als sie schwach grinste. "Ich bin nicht auf Gäste vorbereitet ..."

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

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  • Ein knurren?! dachte er. Er war sich nicht ganz sicher es war ziemlich schwach.
    Nein es kommen nicht noch mehr von uns und wir sind auch keine Gäste.
    Erwiderte Argon ohne auf ihr grinsen zu reagieren.
    Er wand sich nun Okina zu. Ihre Ankunft hatte ihn keineswegs überrascht, ganz im Gegenteil, er hatte sie erwartet. Er drehte sich nun ihr zu.
    Es ist nichts. Erklang seine stimme noch ruhiger als zuvor.
    Ich ließ den Hirsch ziehen, ich roch Feuer. Ich werde den Hirsch wieder finden, er kann noch nicht allzu weit sein. Aber nicht gleich.
    Argon sah das Feuer in ihren Augen, es konnte nicht mehr lang dauern, und dann platzte es aus ihr heraus. Er ahnte das es unangenehm werden könnte. Doch er war zu Neugirig und wollte wissen was ein Tua'Tanai hier draußen trieb, wenn er nicht verstoßen worden war.
    Er richtete sich wieder an den Halb-Tua’Tanai
    Ein Tua’Tanei soweit ab von unseren Wäldern im Norden? Wieso bist du hier?

  • Nun gut... keine Gäste. Was wollten sie dann?
    Neugierde? Zugegeben, Layia selbst war auch interessiert daran, mehr darüber zu erfahren, was die zwei hier taten, doch das wäre für sie noch lange kein Grund gewesen sich so an sie anzuschleichen.
    Layia lauschte den Worten des Tua'Tanai und schwieg, während ihre Gedanken ihm fröhlich nachplapperten. Ich ließ den Hirsch ziehen, ich roch Feuer. So war das also... er war auf der Jagd gewesen.


    Das war gut für den Hirsch., dachte Layia bei sich und schmunzelte unmerklich. Die Tua'Tanai die hinzugekommen war, übergign Layia einfach... Argon war viel interessanter. Phaszinierend, wie ruhig er blieb.


    Und nun stellte Argon also eine Frage, die ihrer eigenen Frage zuvor sehr ähnlich war. Layia hatte wissen wollen, warum er sich so an sie anschlich ... Argon wollte wissen, warum sie hier war, so weit weg von ihrer eigentlichen Heimat und ganz allein. Die Wolfstochter neigte den Kopf und das Knurren wurde leiser, sie beschloss exakt so zu antworten wie Argon vorhin antwortete.


    "Layia", ließ sie hören und lächelte.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Layia also. Dachte Argon, das beantwortete zwar nicht seine Frage, aber er hatte es wohl auch nicht besser verdient, schließlich war seine Reaktion auf ihre Fragen nicht anders ausgefallen. Doch eine solche Antwort hatte er nun wirklich nicht erwartet. Für einen kurzen Moment lachte er sogar innerlich drüber. Doch er versuchte es zu verbergen, er war hungrig und wollte sich daher nicht mit Okina anlegen. Er nickte einfach nur Layia zu, zum Zeichen des Grußes. Seid gegrüßt Layia.


    Da wohl alle Fragen unbeantwortet blieben, bevor nicht die erste geklärt war, wollte er eben diese beantworten. Aber Argon konnte irgendwie nicht drauf antworten, denn eine vernünftige Antwort hatte er nicht. Feuer und Neugierde dachte er, aber ob dies als Antwort für den Grund seiner Anwesenheit reichen würde? Nun eine andere gab es nicht.
    Außerdem hielt er es für besser, Okina nicht noch mehr Grund zu geben wütend zu werden.
    Ich sollte wohl wieder dem Hirsch hinterher, sonst stehen wir ohne Abendbrot da. Sagte er halb fragend halb feststellend. In der Hoffnung Okina mit dem Angebot, sich vorerst zurück zu ziehen, zu besänftigen. Anderer Seits, war das wirklich eine gute Idee beide zusammen allein zu lassen?

  • Erst lächelte die Halb-Tua'Tanaira, dann rümpfte sie missbilligend die Nase ob der Tatsache, dass Argon scheinbar noch immer an den Hirsch dachte. Nun gut, er war vielleicht einfach hartnäckig.


    "Den Hirsch werdet Ihr sicher nicht mehr bekommen.", sagte Layia und schloss die Augen für einen Moment, witternd ob sie seine Fährte noch wahrnehmen konnte. Sie genoßß es, ihre Sinne frei fliegen zu lassen, sollten die Wandler ruhig wissen, dass sie so gut wie alles wittern konnte, was sie bereits irgendwann gerochen hatte. "Er ist fern."


    Dann öffnete sie die Wolfsaugen wieder und sah den beiden Wandlern interessiert entgegen. Sollte sie es etwa darauf ankommen lassen?
    Noch immer konnte sie die beiden nicht genau einordnen, die Frau noch weniger als Argon.
    Ihn hatte sie gerade fast lachen sehen und das gab ihm etwas vertrauenswürdiges, während die Wandlerin ihrerseits stumm dastand und sie ansah als versuche sie in Layias Augen zu lesen.
    Layia schüttelte den Kopf sacht über ihre eigenen Gedanken, eine selstame Geste, wie sie feststellen musste und fasste stattdessen einen ganz anderen Entschluss.


    "Ich weiß hier in der Nähe einen passenden Ort für einen kleinen Mitternachtsimbiss.", sagte sie ruhig. Ebenfalls halb fragend, halb feststellend. "Es ist nicht viel, was es dort gibt, doch über den größten Hunger hilft es sicherlich hinweg."

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Der Hirsch, weg? Dachte Argon. Argon sah kurz Richtung Wald und obwohl er selbst in der dunkelsten Nacht sehr gut sehen konnte, war er nicht in der Lage eine Spur des Hirsches auszumachen. Dann find ich ihn wieder. Andererseits ohne Hunger werde ich ihn vielleicht morgen schneller finden. Was denkst du? Fragte er in dem er sich nun Okina voll zu wand.
    Die Verheißung wieder etwas Fleisch zu sich zu nehmen und gleichzeitig mehr über diese andere Tua’Tanai zu erfahren, waren zu viel versprechend als das er das Angebot einfach ablehnen konnte.

  • Misstrauisch beobachtete Okina das ganz Geschehen und lauschte dem Dialog. Das Glühen ihrer Augen wurde schwächer und ihre Hand glitt vom Dolch, als sie merkte, dass Layias Knurren sich beruhigte. Ihr gefiel es ganz und gar nicht, dass sie langsam Vertrauen zu Argon aufbaute. Er ist mein Gefährte, dachte sie und niemand wird ihn mir wegnehmen.


    Zu Argon gewandt sagte sie ganz ruhig: „Die Wandlerin hat recht, der Hirsch ist weg. Ich konnte ihn von den Baumspitzen aus beobachten.“ Ein leichter Unterton der Unzufriedenheit schwang mit.


    Da beide ziemlich hungrig waren, versuchte Okina ihre Impulsivität zu verstecken und machte einen Schritt auf Layia zu. Sie musterte sie von oben bis unten, ging um sie herum und lies ihren Blick schweifen. „Layia,“ sagte sie mit bemüht freundlicher Stimme, „Ihr wisst einen Ort, der unseren Hunger stillt?“ Mit jedem Wort fiel es Okina leichter sich zu beruhigen und ihre Eifersucht zu verbannen. „Sagt an, ist der Weg weit zu diesem Ort und wäret Ihr so freundlich uns dorthin begleiten?“


    Erwartungsfroh schaute sie Layia direkt in ihre faszinierenden Augen. Einen winzigen Augenblick später ging Okina wieder zurück zu ihrem gefährten Argon und flüstert ihm zu: „Vielleicht bringt sie uns ja zu einem Ort, den wir noch nicht kennen. Lass uns mit ihr gehen.“ Sie lächelt Argon an und wendet ihren Blick wieder Layia zu.

  • Argon war froh darüber wie Okina reden, er hätte nicht gedacht, dass sie so beherrscht auf seine Interaktion mit Layia reagieren würde.
    Aber dafür war nun Argon leicht sauer, musste sie ihm denn bei der Jagd beobachten. Er mochte es nicht, wenn ihn jemand dabei im Auge behielt, dabei kam er so vor als wäre er wieder ein Kind und würde mit seinem Vater jagen, der ihn dabei immer neunmal Kluge Ratschläge gab. Einer davon war, das er sich mehr auf seine Nase verlassen sollte, doch Argon war ein Jäger der auf seine guten Augen baute, nur als Wolf lies er sich vom Geruchssinn führen.


    Er schüttelte diese Gedanken wieder schnell ab, denn er erinnerte sich nicht gern an seinen Vater. Außerdem lebte er im hier und jetzt, und hier waren nun einmal Okina und Layia.
    Er nickte Okina zu, um ihr zu bedeuten dass sie Recht hätte.
    Nun blickte er wieder zu Layia und erkannte das sie immer noch misstrauen ihnen beiden gegenüber hegte.
    Wir werden dir nichts tun, wieso sollten wir auch. Wir sind Wanderer und haben Hunger, das ist alles. Also wirst du uns nun hin führen?

  • Layias Nackenhaare sträubten sich erneut, als Okina sie von Kopf bis Fuß musterte, um sie herum ging. Unbehagen stieg in ihr auf, doch sie unterdrückte ein weiteres Knurren, als ahnte sie, dass es sie nicht weiterbringen würde. Im Gegenteil.
    Sie beließ es bei einem mahnenden Funkeln, dass für einen Bruchteil einer Sekunde in ihren Augen aufflackerte.


    "Ich hätte Euch auch nicht geraten, mir etwas tun zu wollen.", entgegnete sie auf die freundlichen Worte Argons hin, die ihr Misstrauen nichtein kleines bisschen verringerten. "Doch bevor Ihr hier an Ort und Stelle verhungert und man mir danach die Schuld daran gibt... bringe ich Euch gerne dorthin. Es ist nicht weit."


    Layia lauschte nocheinmal ins Dickicht und sog die aromatische Luft tief durch die Nase ein um sie zu analysieren, dann nickte sie und wies nach rechts, wo nach einem kleinen Stück Gebüsch ein lichter Buchenwald auf sie wartete.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Argon merkte das Layia noch immer Misstrauen hegte, doch er wusste das dieses nicht weiter durch Worte besänftigt werden könnte. Er nahm an, wenn sie alle erst einmal da sein würden, würde auch mehr Vertrauen entstehen. Er sah in die Richtung in die sie nickte. Zwar sah er dort keine Lichter aber wenn sie meinte, dass dort etwas sei, dann müsse er darauf vertrauen. Er kannte sich in dieser Gegend nicht aus. Außerdem welchen Grund sollte sie haben zu Lügen, sie war auch ein Tua’Tanai, die Lügen nicht, dachte Argon, die verheimlichen nur.
    Er ging voran, Layia und Okina folgten ihm. sie würde schon sagen, sobald sie die Richtung wechseln müssten. Argon lief schon das Wasser im Mund zusammen, als er an das essen dachte. Er bleckte sich kurz seine spitzen Zähne, die seit seiner ersten Wandlung zum Wolf mit jedem Tag spitzer zu werden schienen. Er bemerkte jedoch dass die Beiden sich mit Argusaugen zu beobachten schienen. Diese Anspannung sagte Argon nicht zu, aber vielleicht war Layia nun etwas zutrauender, wenn sie ihnen schon zeigte, wo sie essen könnten.
    Wir sind auf Wanderschaft und Zuhause nicht mehr erwünscht. Ich bin zu dir gekommen, weil ich das Feuer gerochen hatte, ich trau Feuer nun mal nicht. Und du, wieso bist du hier?

  • Layia antwortete nicht. Vielleicht war es zu früh um sie nach ihrer Geschichte zu fragen. Argon gab es auf. Er ging still weiter, einfach immer gerade aus, auf die Stelle zu, auf die Layia gedeutet hatte, doch bisher konnte er keinerlei Lichter oder irgendetwas ausmachen, das auf eine Hütte oder ähnliches hingewiesen hätte. Argon lauschte in die Nacht hinein. Sie war ruhig, nur die Schritte der drei wie sie in Richtung des Buchenwalds liefen waren zu hören. Er hörte weiter, aus der Ferne vernahm er das Heulen eines Wolfes, für einen kurzen Moment wollte Argon ebenfalls aufheulen, doch er unterdrückte diesen Reflex. Als Wolf hätte er ihm wahrscheinlich Nachgegeben ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Doch in diesem Moment war Argon nicht in Wolfsgestallt unterwegs, dementsprechend wollte er sich auch verhalten.
    Wohin führst du uns?

  • Der Wind trug den Duft von Veilchen herbei. Irgendwo klimperte leise ein hölzernes Windspiel und das Lachen der Kinder drang zu ihr in die Baumwipfel empor....


    Layias Blick ging ins Leere, sie wirkte abwesend, träumend. Als wäre sie in einer Erinnerung tief versunken und so reagierte sie auf Argons Frage nicht sofort, sondern bemerkte erst, dass eine Frage zwischen ihnen schwebte, als Argon schon die Nächste stellte.
    Layias Kopf schwirrte noch etwas, von der Erinnerung, die so spontan in ihrem Kopf aufgetaucht war und so verlor sie sich nocheinmal kurz im Anblick des Dickichts das vor ihnen lag und lauschte dem Wolsheulen, dass dort erklang.
    Sie blickte ins Dunkel, dass für sie nicht dunkel war, und musterte ihre Umgebung aufmerksam. Er war fern, doch nahe genug um sie in ihren Bann zu ziehen. Sie merkte, wie Argon dazu ansetzte zu antworten und musste innerlich lächeln.
    Aus deiser Phase war sie heraus. Sie antwortete die Rufe der Wölfe schon lange nicht mehr, denn sie wusste, dass ihr das mehr schadete als dass es ihr Freude bereitete.


    "Verzeiht mir, ich war in Gedanken.", entgegnete sie und ein Lächeln huschte schwach über ihre Lippen als sie wieder zu Argon hinüberblickte. "Nicht weit von hier gibt es das beste Nachtmahl, dass Ihr Euch vorstellen könnt. Völlig umsonst. Sagt, habt Ihr schon einmal von einer Sagus Tithonia gekostet?"

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Im Gedanken verloren, ja diese Nacht war wie dazu geschaffen. Sie war klar und doch angenehm warm. Der Mond strahlte auf sie herab und das Rascheln das Waldes schien eine Melodie zu ihrer Reise dazu zugeben. Blätter wurden hie und da von einer kurzen schwachen Böe erfasst und schienen zur Melodie des Waldes zu tanzen. Das Wolfsheulen war schon wieder vorbei. Er war beeindruckt wie leicht sie sich doch beherrschen konnte und dem Heulen nicht nachgab.
    Argon blickte zu ihr hinüber. Das Lächeln auf ihren Lippen entging ihm dabei nicht. Er freute sich anscheinend einen neuen Freund gefunden zu haben. Auch er lächelte sie an, was bei seinen spitzen Zähnen, die mehr einem Wolf glichen, doch manchmal etwas erschreckend wirkte und sprach mit freundlicher stimme.


    Nein, etwas derartiges habe ich noch nie gehört oder gegessen. Du kennst den weg doch sicherlich besser als ich.
    Mit einer leichten Verbeugung deutete er ihr, an seiner Seite zu laufen, statt hinter ihm her.
    Was ist ein Sagus Trithonika? Bei diesen Worten biss er sich fast auf die Zunge, hatte er doch Probleme dieses für ihn unbekannte Wort auszusprechen.

  • Als sich Layia die Wolfszähne zeigten, erschrak sie nicht. Sie hatte ja schon gewusst, was seine Lippen verbargen, noch ehe er sie geteilt hatte. Dass er dem Wolf so ähnlich war, war Layia dennoch unheimlich. Es war das gleiche Gefühl wie wenn sie ihr Spiegelbild morgens auf der Wasseroberfläche sah. Wolfsaugen blitzten ihr entgegen und wenn sie den Mund öffnete sah sie leicht spitze Eckzähne, die aber nur ihr selbst auffielen, wenn sie genau hinsah.


    Doch ein unterschie dwar, dass Argon mit seinem Patentier in Frieden lebte... dass er warhhaftig war, was er war. Irgendwie passte sich das Bild des Wolfes in sein eigenes nahtlos ein, wohingegen das wölfische an ihr ihr immer so fremd vorkam.
    Sie folgte der Einladung gerne und lief an seiner Seite.


    "Tithonia.", verbesserte Layia sanft und lächelte nocheinmal kurz, ehe sie das Lächeln wieder endgültig verschwinden ließ. "Ein Baum. Seine Rinde ist tief gekerbt und über und über mit Moos bewachsen, doch seine Blätter sind zartgrün wie das erste Gras im Frühling. Zur Zeit trägt der Baum Früchte."


    Layia deutete mit ihren Händen eine unsichtbare Kugel an. "Sie sind groß, süß und saftig. Sie schmecken ein bisschen nach Apfel und Birne, haben jedoch einen leicht scharfen Nachgeschmack.", ergänzte sie und sah dann schweigend zu Argon hinüber, ehe sie zu Okina linste, die sie noch immer stumm begleitete.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

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