Layias Baumhaus im Wald vor Nir'alenar

  • Argon versuchte sich den Baum vorzustellen und das Bild das in seinem Kopf erschien, kam ihm sehr bekannt vor. Er nahm den Bogen von seiner Schulter in de Hände. Dabei fasste er nur die Stelle an, an der sich einige Blätter durch das Harz fest mit dem Holz verbunden hatten und sah ihn sich genauer an. Die eigentliche Oberfläche des Holzes aus dem er bestand war nur schwer zu erkennen. Das Harz in dem der Bogen komplett gehüllt war, reflektierte an einigen stellen das Licht des Mondes und verzerrte die darunter liegenden Konturen. Dennoch war sich Argon sicher, das der von Layia beschriebene Baum, derselben Art angehören musste.
    Argon verlor sich im Gedanken und erinnerte sich daran, wie er einst als kleiner Tua’Tanai allein acht Tage durch den Wald zog um ein Werkzeug vom Wald zu erhalten, welches die darauf folgende Ausbildung bestimmen sollten. Waren doch die meisten Werkzeuge die sich in der Hand seiner Familie befanden aus seiner Sicht nicht mehr als Stöcker oder Steine oder einfach nur beides zusammen gebunden, war sich Argon bei seinem Bogen von Anfang an sicher, das es ein Bogen und kein heruntergefallener Ast war.


    Argon vernahm die Worte von Layia kaum noch, bis sie „scharf“ sagte. Er leibte scharfes Essen, war es doch so selten im Wald zu finden.
    Den Bogen immer noch in Händen wandte er sich an Okina:
    Kennst du eine derartige Frucht? Mir kommt der Baum bekannt vor. Wieder betrachtete er seinen Bogen und halb zu Okina und halb zu Layia gerichtet ergänzte er: Ich wusste jedoch nicht das dieser Baum auch Früchte trägt.

  • Selbst in Gedanken versunken schlenderte Okina den beiden hinterher. Mit knurrendem Magen lauschte Okina der Beschreibung Layias. Vor ihrem geistigen Auge schoss ein Baum aus dem Erdreich hervor. Man würde drei oder gar vier Wesen von ihrer Gestalt benötigen um den Baum
    umringen zu können. Dicke Rinde legte sich um seinen Stamm. An den Ästen hingen große saftige rote Früchte und schöne große Blätter, die stabil genug schienen und auch als Schale dienen könnten. Erst als Argon Layia bittet neben ihm zu her zu laufen, wird sie aus ihren Gedanken gerissen. Ist Layia doch tatsächlich auf Argons Bitte eingegangen, dachte Okina bei sich. Langsam stieg in ihr die Eifersucht hoch. Wie kann sie es wagen? Er ist mein Gefährte! Sie stellte sich provokant zwischen Layia und Argon und funkelte sie giftig an. Eifersüchtig gestimmt wandte sie sich an Argon: "
    Nein, mein Freund, ein derartiger Baum, der solche Früchte trägt, ist mir nicht bekannt. Doch freu ich mich ihn endlich real vor mir zu sehen und nicht nur vor meinem geistigen Auge."
    Wieder ertöne ein leises Grummeln in ihrer Magengegend. "Worauf warten wir noch? Lasst uns rasch weiter gehen. Ich habe einen riesen Hunger und könnte einen ganzen Bären verspeisen. Du doch sicherlich auch, nicht wahr, Argon?", lächelte Okina ihm zu.

  • Argon war sichtlich verlegen, wollte er doch Okina keinen Grund zur Eifersucht geben.
    Ähm, Hunger, ja natürlich bin ich hungrig. Erklang seine stimme überraschend zurückhaltend.
    Argon hatte keineswegs Angst vor Okina, aber wusste er doch, dass es sich nicht lohnte mit ihr drüber zu diskutieren. Er gab da lieber klein bei, denn diese Konfrontation mit ihr wollte er nicht. Schließlich kannten sich Okina und Argon schon seit Jahren und waren in diesen Zeiten nur allzu oft aufeinander angewiesen gewesen und werden dies auch in Zukunft noch sein.
    Er schulterte wieder seinen Bogen, diesmal besonders Aufwendig, um unter dem Vorwand niemanden treffen zu wollen, sich ein paar Schritte wieder von Beiden entfernen zu können. Inzwischen waren die drei Tua’Tanai im Buchenwald angekommen. Er hoffte das sich ihre Stimmung mit vollem Magen bessern würde, daher hielt er Ausschau nach dem von Layia beschriebenen Baum, bedacht darauf Layia dabei nicht anzusehen um Okina etwas zu besänftigen.

  • Auf Okinas giftigen Blick hin bleckte Layia kurz aber eindeutig die Zähne, ehe sie ihr zulächelte als wäre nichts gewesen. War das Eifersucht? Das Gefühl kannte Layia nicht aus eigener Erfahrung, hatte es jedoch bereits gespürt. Ein widerliches Gefühl, verbunden mit einem unhöflichen Gebahren.


    "Dann lasst uns aufbrechen...", sagte Layia und löste sich von der Seite der beiden Tua'tanai und ging vorraus. Sie legte ein durchschnittliches Tempo an den Tag, so schnell, dass sie rechtzeitig ankamen bevor Okina den Hungertod starb, jedoch nur so schnell, dass sie weiterhin miteinander reden konnten. Als sie sie das Gesicht den beiden abgewendet hatte, wiederholte sich das Mienenspiel von vorhin. Erst bleckte sie ihre Zähne und ließ kaum hörbar ein leichtes Knurren an die Oberfläche dringen, dann lächelte sie breit.


    Es amüsierte sie, wie die beiden miteinander sprachen und sie beschloss, dass es umso interessanter wurde, je mehr sie auf Okinas Verhalten einging. Eine eigenartige Frau, wie Layia fand. Der Blick der Tua'Tanai war dem eines Raubvogels so ähnlich, dass Layia befürchtete, dass ihr jedes Detail ihrer Mimik auffallen würde, wenn sie diese nicht ganz unter Kontrolle hatte.
    So ließ Layia ihr Gesicht versteinern und streifte Argons Bogen mit bewundernden Augen, bemerkend, dass er darauf bedacht war seine Gfährtin zu besänftigen indem er versuchte Layia nicht anzusehen. Der Bogen musste schwer zu spannen sein, so wie seine Stärke im Verhältnis zu der Krümmung war. Layia vermutete starke Arme und Schultern unter Argons Hemd.


    "Einen prächtigen Bogen, den Ihr da besitzt, Argon.", sagte sie und unterstrich ihr Kompliment gekonnt mit einem Brauenzucken.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«


  • Argon war doch etwas verwirrt von Layias Gebahren. Erst knurren dann lächeln? Doch war er auch erleichtert, dass ihr immer noch zum Lächeln zu Mute war.
    Ja ein guter Bogen, er besitzt eine große Reichweite, aber ohne Okina wäre er fast wertlos. Er blickte rüber zu Okina und sprach lächelnd weiter.
    Sie hat von uns beiden die Fingerfertigkeit, die Pfeile zu bearbeiten und ohne Pfeile ist ein Bogen nicht sehr nützlich.
    An Layia gerichtet. Aber sag, wie... was zum...
    Argon hatte die ganze Zeit nicht darauf geachtet, wo er hin trat und nun war es zu spät. Der Geruch einer gegorenen Frucht drang in seine Nase. Er war mitten in eine auf dem Boden liegende getreten. Nun empfand er es doch als leichten Nachteil, barfüßig unterwegs zu sein. Ob das eine Frucht war die Layia beschrieben hatte? Er richtete seinen Blick nach vorn und tatsächlich erhob sich nur wenige Schritte vor ihnen ein stattlicher Baum. Soweit Argon es beurteilen konnte, war der Baum mindestens 8 m hoch, genau konnte er es aber nicht sehen. Die Baumspitze war durch das dichte Geäst nicht auszumachen. Die Rinde war wie beschrieben vom Moos überwachsen, die Farbe der Blätter konnte man jedoch in der Dunkelheit nicht genau bestimmen. Insgesamt umfasste der Baum gute 11 bis 12 Armlängen. Argon blickte weiter und erspähte in dem Wipfel des Baumes einige Früchte. Die Hand ging automatisch zu seinem Bogen, doch er zog ihn nicht. Nein, Pfeile dafür zu verwenden, ist nicht klug. Er liess die Hand sinken und ging näher an den Baum.
    Das ist er doch? wandte er sich an Layia, doch bevor sie antworten konnte machte er sich bereits daran, an der Rinde hoch zu klettern. Zwar hatte Argon nicht die Krallen des Wolfes, aber seine Nägel waren stabil genug, um sich mit Zehen und Finger an der Rinde fest zu krallen. So kletterte er Meter um Meter höher, bis er auf einem Ast stand, der unter einer Frucht entlang lief. Vorsichtig balancierte er den Ast entlang, doch konnte er die Frucht mit seinen Fingern noch nicht erreichen. Argon nahm den Bogen, damit sollte die Frucht den Stubs bekommen, der sie fallen lassen sollte, doch dabei verlor Argon fast das Gleichgewicht. So funktionierte es nicht. Er ging den Ast zurück bis zur Rinde und ketterte höher bis er auf dem Ast stand an dem die Frucht hing. An der Rinde immer noch mit der Hand festgekrallt, stampfte er einmal kräftig auf, so das der Ast leicht in Schwingung geriet. Dies wiederholte er noch einige Male bis die Schwingung so stark war, das die Frucht runter fiel. Diese Prozedur wiederholte Argon Ast für Ast. Neun Früchte müssten reichen, dachte er. Aber da Okina und Layia sicher zu Beginn nicht wussten, was er vorhatte, liess er auf diese Weise lieber 12 fallen. Für den Fall, dass zu Beginn einige nicht gefangen wurden.
    Danach kletterte er wieder herunter, was etwas langsamer ging, da er um den Baum zu schonen, sich dort festkrallen wollte, wo er sich auf dem Weg nach oben bereits festgekrallt hatte. Die letzten 2m liess er sich einfach fallen. Auf den Füßen gelandet, sah er den Zweien entgegen.
    Und, habt ihr alle?

  • Okina konnte Pfeile fertigen, warscheinlich sogar richtig gute, perfekte Pfeile. Das gab ihr in Layias Augen ein bisschen mehr Grund um Respekt vor ihr zu haben. Layia selbst war von ihrem Bogenmeister damals auch darin unterwiesen worden, hatte jedoch niemals einen wirklich guten Pfeli zustande gebracht. Sie flogen, ja. Und sie flogen auch in die richtige Richtung. Aber eben nie genauso gut und so weit wie die ihres Meisters, so sehr sie sich auch anstrengte.
    Seit Layia damit aufgehört hatte, sich von Fleisch zu ernähren lag ihr Bogen jedoch unbenutzt in ihrem Baumhaus und sie wusste auch nicht, ob sie das Schießen noch sonderlich gut beherrschte.


    "Ja, das ist er.", entgegnete sie, doch zu dem Zeitpunkt war Argon schon dabei, die knorrige Rinde hinaufzuklettern und ihre Worte erreichten ihn womöglich nicht mehr. Ihr Blick schwenkte zu Okina hinüber, maß sie einen Augenblick, dann folgte sie wieder dem Geschehen über ihren Köpfen und versuchte herauszufinden, wo die ersten Früchte fallen würden.


    Sie tigerte unter dem Bätterdach umher, den Blick stets an Argons Gestalt geheftet.
    Dann eine Bewegung am Rande ihres Gesichtsfeldes. Layia erfasste die fallende Frucht zielgenau und fing sie vorsichtig auf, bemerkend, dass sie bereits etwas überreif war. Vermutlich verhielt es sich mit den anderen genauso.
    Bei den nächsten paar Früchten war sie vorsichtiger, schließlich wollte sie nicht dass eine der weichen Früchte in ihrem Haar oder uaf ihrer Kleidung endete.


    Insgesamt fing Layia 5 der großen Früchte, eine sah sie fallen, doch erreichte sie nicht, woraufhin sie auf dem Waldboden zerschellte und lecuhtend rotes Fruchtfleisch verspritzte.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Als Argon seine Augen öffnete lag er am Lagerfeuer. Was war geschehen? Sein Kopf dröhnte und er war müde, doch Erinnerungen an den gestrigen Abend und die Nacht waren nur spärlich vorhanden. Er erinnerte sich einige Früchte vom Baum geholt zu haben und diese zusammen mit Okina und Layia am Feuer gegessen zu haben. Sie hatten sich auch unterhalten, aber worüber? Argon konnte sich nicht daran erinnern. Vielleicht war es was Lustiges, denn Argon erinnerte sich noch daran gelacht zu haben, aber worüber, oder gab es dafür vielleicht gar keinen Grund. Argon richtete sich auf und das Hämmern in seinem Kopf wurde noch stärker. War das etwa ein Kater. Argon war als Tua’Tanai noch nicht erwachsen und so hatte er, als er noch bei seiner Familie lebte, nie Alkohol zu trinken bekommen und während seiner Reise kam er auch nie dazu. Waren etwa einige der Früchte die er gestern aß gegoren. Er kannte ihren eigentlichen Geschmack nicht, so hätte er reife auch nicht von gegoren Früchten unterscheiden können. Doch dies war nun egal. Argon stand auf und lief einige Schritte und entfernte sich vom Feuer. Okina musste das Feuer gemacht haben, sonst hätte er nie so nah dran gelegen. Nur Okinas Feuern vertraute er, als angehende Priesterin des Narion kannte sie sich mit Feuer aus. Argon lief auf den Baum zu, von denen er am Vortag die Früchte geholt hatte, doch dieses Mal würde er den Früchten widerstehen. Es lief sich wesentlich leichter nun da sein Hunger weg war. Es war noch dunkel die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch Argon wusste es konnte nicht mehr lange dauern. Argon fing an wieder den Baum rauf zu klettern. Layia und Okina lagen noch am Feuer. Doch er wollte sich den Sonnenaufgang von dort oben aus ansehen. Als Kind war er gerne früh aufgestanden um den ersten Strahlen nach zu jagen, heute begnügte er sich mit dem zusehen. Der Sonnenaufgang hier unter der Kuppel mitten im Meer war einfach wundervoll. Die Sonne ging nicht einfach am Firmament auf, sonder kam wesentlich höher erst zum vor schein, irgendwo zwischen ihrem Zenit und dem Horizont. Zu Anfang ist es immer nur ein kleiner Punkt der sich durch das Blau des Wassers schlängelt und einen einzelnen Strahl auf das Land lenkt. Eigentlich ist es sogar nur ein Lichtkegel der durch die Wellen gebrochen in allen Farben erstrahlend über die noch dunklen Landschaften zieht. Kireala sucht ihre Schützlinge bevor die Sonne alles erhellt, meinten seine Eltern immer, aber Argon wusste das selbst dieser Strahl bereits zur Sonne gehörte. Dies war auch nur der erste, dutzende sollten folgen. Der ursprüngliche Punkt den die Sonne darstellte schwellte mehr und mehr an, doch durch das verzerrende Wasser war es mehr eine rote Wolke aus Licht die dutzende Lichtkegel in sämtlichen Farben des Regenbogens in die Dunkelheit schickte, die nie stillstehend über alle Wälder, Städte und Gebirgszüge hinweg zogen. Diese spiel dauerte immer nur wenige Minuten bevor sich die Wolke aus Licht am Himmel verdichtete und zu der bekannten konzentrierten Sonne wurde, die wirklich alles Dunkle verdrängen konnte. Wenn es soweit war, schien eine Wand auch Licht langsam vom Osten des Landes in den Westen zu ziehen. Vereinzelt huschten dann noch Lichtkegel vor dieser Wand her, bevor auch sie von der Helligkeit eingeholt wurden.
    Argon war nun an eine der höchsten Astgabelungen angekommen. Mit dem Rücken lehnte er an dem einen Ast und seine Füße lagen auf dem Anderen. So aufrecht sitzend sah er über den Wald hinweg. Das Farbenspiel des ersten Strahls begann.

  • Okina fuhr hoch. Das Feuer brannte noch so, wie sie es am Abend entzündet hatte. Sie sah sich um. Wo war Argon? Sie blickte zu Layia und beobachtete eine Weile wie sie schlief - so freidlich. Okina näherte sich Layias Ohr:„Layia", flüsterte Okina. „Layia wach auf. Argon ist verschwunden.“ Nur ein gemütliches Schnaufen drang von Layia herüber. Okina sah sich abermals um, doch Argon konnte sie nicht erspähen. Sie warf wieder einen Blick auf die nun nicht mehr schlafende Layia. In Okinas Gesicht konnte man den Schrecken über den verlorenen Gefährten sehen. Wo ist er nur geblieben? Entschlossen sagte Okina „Ich werde noch einmal zurück gehen und nach ihm suchen.“

  • Layia seufzte im Halbschlaf. Eine warme Gemütlichkeit hüllte sie fest ein, hielt sie fest, doch nicht gefangen. es war eine freiwillige Gefangenschaft. Ihre Gedanken wanderten wieder davon, schweiften ab in die Traumwelt. Sie erinnerte sich an ein Feuer, an die Früchte der Sagus... Lachen. Und eine allumfassende Müdigkeit - Müdigkeit!?
    Verdammt!


    Layia sprang urplötzlich auf und sah sich hektisch um, prüfend ob nicht irgendwo das leiseste Anzeichen einer Gefahr war. EInen Moment kämpfte sie mit dem Gleichgewicht und die Welt verschwand für einen Atemzug in Dunkel. War sie etwa am Feuer eingeschlafen? MIt diesen wildfremden Leuten an einem Feuer liegend?
    Die Wolfstochter knirschte mit den Zähnen und sah zu Okina hinüber. Ihre Erinnerungen kehrten nun vollständig zurück.


    Wie dumm von mir. Wie dumm und unbeherrscht., sagte Layia sich und fasste sich an den dumpf pochenden Kopf. Gefährlich. Dummes Ding.


    "Ich weiß wo er ist.", knurrte sie und war mit wenigen Schritten ab Stamm des Baumes angelangt und kletterte behend hinauf. Ihre Bewegungen waren präzise, dafür, dass sie bis vor kurzem noch geschlafen hatte und ihr Kopf zu dröhnen begann als hätte sie zu lange laute Musik gehört. Sie war erfüllt von einem gewissen Zorn. Wut auf sich selbst.
    Wie hatte das passieren können? Wie nur?
    Layias Körper reagierte verlässlich, schnell huschte sie die Rinde hinauf und folgte Argons Fährte. Sie gab sich einen Moment dem Gefühl des Jagens hin, des Hetzens, doch schnell war sie wieder in der Realität angelangt und der Wolf in ihr winselte schlaftrunken.
    Sie war bei den Ästen angelangt, die mächtig und kräftig viele Blätter und Früchte trugen. Sie begann sich von einem Ast zum anderen hinauf zu ziehen und zu schwingen, immer genau richtig greifend und ihre stabilden, langen Fingernägel ins Holz verankernd.


    Sie hatte ihn gefunden. Layia richtete sich auf, stand nun aufrecht auf einem recht schmalen Ast, hinaufblickend in die Krone des Sagus-Baumes. Dort oben saß Argon und blickte den ersten Strahlen der Sonne entgegen. Sie kannte das Bild, das sich von hier aus bot genau.
    Sie musste extrem auf ihr Gleichgewicht achten, denn der Ast war zu schmal, als dass sie ihre Füße nebeneinenderstellen konnte.
    Layia schwankte kurz gefährlich, als sie Welt wieder zu verschwimmen drohte, doch sie bekam einen benachbarten Ast zu greifen, der sie vor dem Absturz bewahrte.
    Sie stand noch immer unterhalb von Argons Sitzplatz und betrachtete ihn still.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Der Anblick von hier oben war unbeschreiblich. Einfach Perfekt, plapperte Argon noch leicht schlaftrunken vor sich hin. Er gähnte kurz und streckte sich, wobei er aufpassen musste nicht vom Ast zu fallen. Es hatte sich gelohnt hier herauf zu kommen. Argon blickte nun in Richtung ihres Nachtlagers, wo immer noch das Feuer brannte. Okina und Layia konnte er dort jedoch nicht mehr ausmachen. Noch während er sich die Frage stellte, wo sie denn hin seien, hörte er ein Rascheln unter sich. Argon blickte den Baum hinunter und sah Layia. Guten Morgen. Was Besseres fiel ihm einfach noch nicht ein. Es schien als würden seine Gedanken sich langsamer formen als sonst. Eine gewisse Trägheit schien ihn festhalten zu wollen.
    Er richtete sich auf und kletterte einige Äste herab. Bis er auf einen stand, der etwas mehr als einen Meter schräg über den von Layia war. Er hockte sich auf diesen Ast und krallte sich mit der einen Hand am Stamm und der anderen am Ast selbst fest. Ein herrlicher Sonnenaufgang. Ich hoffe doch, dass ich euch nicht geweckt habe, als ich losging. Argon lies den Ast los und fasste sich an die Stirn, das hämmern in seinem Kopf wollte irgendwie nicht besser werden. Wenn er so aussah, wie er sich fühlte, musste er Layia grade einen schrecklichen Anblick bieten. Ich komme wieder runter zu euch. Aber sag, was ist Gestern Nacht eigentlich alles passiert, …irgendwie …ist es …mir… abhanden gekommen. Gemeinsam kletterten sie wieder herab. Es war nun irgendwie schwerer. Rauf gekommen war Argon ohne groß nachzudenken, oder auf seine Bewegungen zu achten. Doch nun merkte er, dass es ihm schwer fiel, sein sonstiges Geschick an den Tag zu legen. Verdammte Früchte, fluchte leise knurrend vor sich hin. Aber immerhin, sein Hunger war gestillt. Dafür war er auch dankbar und hoffte dass Layia sein kurzes fluchen nicht mitbekommen hatte. Von Layia war er ziemlich beeindruckt, sie sah trotz dieser Nacht, die ihn selbst so mitgenommen hatte, sehr erfrischt aus, und bewegte sich so behände, wie man es nur von einem geübten Kletterer erwarten konnte.

  • Nun da Layia, die Wolfstochter, wieder auf dem weichen Waldboden stand und der Zorn, der sie vorher beherrscht hatte nachließ, merkte auch sie, wie weich ihre Knie noch waren.
    Argon sah auch schon besser aus, wie Layia in Gedanken bemerkte. Sie fuhr sich mit der Wand übers Gesicht, in der Hoffnung sie könne so die Müdigkeit abstreifen, die ihr noch immer in den Knochen saß, doch es blieb bei dem Versuch.


    "Genau weiß ich es auch nicht mehr.", antwortete Layia verspätet und begann damit ihre Gliedmaßen zu dehnen. Bei den Schultern und Armen begonnen lockerte die die beleidigten Sehnen und Muskeln, die es so gar nicht mochten, dass Layia sie kalt und unvorbereitet beansprucht hatte. "Ich vermute die Früchte waren doch etwas reifer, als ich sie in Erinnerung hatte."


    Layia sah nachdenklich auf den Berg an Schalen und Kernen hinab, der unweit der Feuerstelle ruhte. "Oder wir haben schlichtweg zu viele davon gegessen. Ihr beide habt auch wie ein rudel ausgehungerter Wölfe zugegriffen."
    Die Halbelfe veruschte sich an einem Grinsen, dass jedoch verunglückte als sie einen stechenden Schmerz in ihrem Kopf bemerkte. Verdammte Kopfschmerzen, dachte sie zähneknirschend und rieb sich die Stirn. Nachher würde sie noch ein kaltes Bad nehmen und sich mit ien bisschen Tee verpflegen. Igrendwie musste man das ja hoffentlich wieder loswerden können.


    Sie sah zu Okina, deren Geischt noch immer ein bisschen Sorge widerspiegelte, die sie für ihren Gefährten empfunden hatte. So plötzlich war er zwar gar nicht verschwunden, doch auch ihre Sinne mussten noch ein wenig von den Früchten am vergangenen Abend vernebelt sein. Layias erinnerungen waren noch immer nnicht ganz da, doch sie meinte ihr ausgelassenes Lachen im Kopf widerschallen zu hören.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

  • Argon schmuzelte leicht, als er erwiderte: Ja ein ausgehungerter Wolf in Humanoiderform. Danach ließ er ein Knurren von sich hören, das ehr verspielt klnag. Mit einem kurzen Satz, ließ er sich die letzten paar Meter auf den Boden fallen. Angekommen schwankte er kurz. Es war wohl doch keine so gute Idee in diesem zustand zu springen. Bevor er jedoch umkippte fing er sich wieder und stellte sich grade hin. Er sah zu Okina hinüber, die am Fuße des Baumes auf sie gewartet hatte. Ich denke wir sollten noch etwas warten bevor wir weiter reisen. Im momentanen zustand schaff ich es sicherlich auf ebener Strecke zu stolpern oder schlimmeres. Seine Worte klangen keines Wegs sonderlich ernst, dennoch war ein noch etwas verschlafener Unterton heraus zu hören. Ich muss erstmal wieder alle Sinne zusammen bekommen. Das in sorgen liegende Gesicht Olinas fiel ihm nicht auf. Sein Durst und die immer noch andauernden Kopfschmerzen schon. Hast du noch ein paar Kräuter bei dir, dann könnten wir einen Tee aufsetzen, der würde sicherlich uns allen gut tun. Und hoffentlich diese verdammten Schmerzen lindern.

  • "Nein, leider ist mein Kräutervorrat aufgebraucht. Aber während ihr im Baum geklettert seid, habe ich unweit von hier eine kleine Waldlichtung erspäht." Okina muss sich gerade zurück verwandelt haben, denn sie zog eine Falkenfeder aus ihrem Haar. "Vielleicht finden sich dort einige nützliche Kräuter. Wollen wir beide sofort aufbrechen oder brauchst du noch ein wenig Ruhe." Sie sprach gezielt mit Argon, da sie ein wenig eifersüchtig auf Layia war. Ihr warf sie nur einen scharfen Blick aus dem Augenwinkel zu, als wolle sie sagen 'Das ist alles deine Schuld Layia'.

  • Ich denke ich brauch noch kurz einen Moment um wieder all meine Sinne zu sammeln. Seine Stime hatte etwas beruhigendes an sich. Der Sonnenaufgang von da oben war wirklich schön, dass musst du gesehen haben. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Hoffe du hast dirnicht alzu viele Sorgen gemacht. Er wollte dieses Thema schnell hintersich bringen, daher schnitt er auch schon das nächste an. Und gut geschlafen?

  • Argons Stimme gefiel Okina außerordentlich gut. Er sah auch schon wieder besser und entspannter aus. "Das glaube ich dir gerne, dass der Sonnenaufgang atemberaubend gewesen sein muss." Auf die Frage, ob sie sich Sorgen gemacht hatte, antwortete Okina nicht. Sie genoss es, Argon in der Morgenröte zu betrachten und blinzelte zu ihm hinauf. In diesem Moment kehrte das Vertrauen wieder zu ihr zurück, was sich all die Jahre der gemeinsamen Wanderung zwischen den beiden Freunden aufgebaut hat. Nun schaute Okina auch Layia nicht mehr so strafend an. "Ich habe geschlafen wie ein Stein."

  • Ihrer Stimme war nichts Strafendes oder gar ärgerliches zu entnehmen, was ihm sehr zufrieden stimmte. Ja ich auch.
    Dieses Gespräch ging so noch etwas weiter. Dabei kam es den beiden nicht auf den Inhalt sondern lediglich darauf an, dass sie wieder normal und vertraut miteinander sprachen. Argon ging ein paar Schritte auf und abwärts und sog die frische Morgenluft ein, die ihm sichtlich gut tat. Nach wenigen Minuten fasste er den Entschluss mit Okina die Lichtung auf zu suchen. Wir holen nur schnell ein paar Kräuter zum Tee, wandte er sich freundlich an Layia. Es wird nicht lange dauern.


    Nach wenigen Minuten hatten sie bereits die von Okina ausgemachte Lichtung. Während sie einige Kräuter aus dem Boden rissen und in ihre Taschen steckten, vernahm er ein knackendes Geräusch. Argon dachte sich nichts dabei. Als er es jedoch ein zweites Mal hörte, stutzte er auf. Was war das. Mit einem Satz sprang er in das Dickicht des Waldes und rannte los. Den Bogen gespannt blieb er vor dem Übeltäter stehen. Sein Lachen halte von überall zurück. Ein einfacher Baum hatte ihn so aufgeschreckt. Um ganz genau zu sein, ein Haselnussbaum. Zwei Nüsse waren bereits herunter gefallen und auf einem Stein aufgekommen. Als sie Argon nach ihnen bückte, erklang erneut ein leises Knacken, das den Fall einer weiteren Nuss ankündigte. Sie landete direkt in seiner Hand. Lächelnd und mit den drei Nüssen in der Tasche kehrte er zur Waldlichtung zurück.

  • Auch Okina zuckte zusammen, als sie das Geräusch vernahm, nur dachte sie sich nichts dabei. „Ah, Salbei. Der wird Layia und Argon gut tun“, sprach sie leise vor sich hin und schaute sich nach weiteren Kräutern um. Wieder erschrak sie, als Argon wie von der Tarantel gestochen, mit gespannten Bogen, los rannte. Wo ist er denn hin? Okina erhob sich und blickt in die Richtung in die Argon rannte. Sie konnte nicht viel erkennen, da die Sonne sie blendete. Argon verschwand im Dickicht und Okina war allein auf der Lichtung. Sie wollte gerade sich auf den weg machen und ihm folgen als sie ein Lachen hörte. Okina wusste sofort, dass es nichts Böses war. Es war Argon. Was hat er gesehen, dass er so laut auflachen musste, dass selbst Layia es hätte hören können? Ist er einem witzigen Wesen begegnet? Gespannt wartete sie auf seine Rückkehr und seinen Bericht.

  • Argon kam wieder zurück auf die Lichtung. Oh es war nichts. Okinas Frage stand ihr in's Gesicht geschrieben. Ich habe nur eine Kleinigkeit gefunden, ich zeig sie dir später. Hast du genügend Kräuter, dann können wir ja wieder zurück gehen und den Tee zu bereiten

  • Okina fühlte förmlich die Fragezeichen, die um ihren Kopf kreisten. So hat sich Argon noch nie verhalten. Normalerweise würde er ihr sofort zeigen, was er gefunden hat. Doch diesmal ist es anders. Mit einem verschmitzten Lächelnauf den Lippen hakte er sich bei Okina unter. Sie ließ jedoch von ihm ab, dreht sich um und ging zurück zu der Stelle an der sie gerade noch Kräuter geschnitten hatte. Hätte sie doch beinahe den wertvollen Dolch, in den Narions Zeichen eingraviert sind, vergessen. Während sie auf Argon zu kam, formte sie die Frage nach dem Ergeinis mit ihren Lippen. Aber Argon scheint nicht gewillt zu sein zu antworten und das Geheimnis erst lüften zu wollen, wenn sie sich wieder in Layias Gesellschaft befinden würden. Also hakte sie sich nun ihm unter und beide gingen den Waldweg, den sie gekommen waren wieder zurück.

  • Layia nickte ein wenig verdrießlich, als die beiden Tua'Tanai losgingen um Kräuter zu sammeln. Sie selbst hätte ihnen zwar sagen können, wo die besten Pflänzchen standen, aber sie tat es nicht. Warum sollte sie auch?


    Ihre Wege würden sich trennen, Layia würde wieder im Dickicht verschwinden und untertauchen in ihr ganz eigenes Gedankenreich... wieder alleine. Warum sollte sie den beiden mehr Wertschätzung entgegenbringen als jedem anderen Geschöpf?
    Und außerdem war es besser, wenn die beiden Wandler nicht wussten, wo ihre besten Quellen waren. Nun, da sie wussten, wo Layias Baumhaus war, wo sie sich versteckt hielt und wohin sie vertrauensvoll floh ... wäre es grauenhaft zu wissen, dass sie auch Layias andere Kraftorte besuchen, berühren, begehen würden.


    Layia wartete also geduldig auf die zwei Wandler, pfiff ein leises Lied und sah in den von sachter Morgenröte berührten Himmel auf. Sie dachte einen Moment an den echten, wahren Himmel, der sich über der Kuppel spannte, die unendliche Weite, die der Horizont dort umfasste ... und versank in grüblerische, finstere Gedanken.
    Eigentlich hatte sie erwartet, dass der Morgen ihr weitaus sonnigere Gedanken schenken würde, doch dem war wohl nicht so.


    Ihr Kopf wummerte immer noch leise und ihre Knie fanden nur langsam zur gewohnten Stabilität zurück. Sie ließ ihren Blick wie ein Raubvogel gleiten, suchte ihre Umgebung nach Bewegungen ab.
    Da, endlich, kamen Okina und Argon wieder zurück.


    "Seid Ihr fündig geworden?", fragte sie in neutraler Tonlage, fast wie eine beiläufige Frage, die einen rein rhetorischen Zweck hatte, doch maß sie dabei Okina mit einem sehr zweideutigen Blick. Sie hatte deren anklagende Augen von vorhin nicht vergessen, auch wenn Okina jetzt von aller schlechter Laune befreit schien. Erst jetzt fiel Layia Okinas schmucker Dolch auf. Ein rätselhaftes Zeichen war darauf eingraviert, etwas wie eine schwarze Klinge und Flammen, die sie umschlangen. Etwa Narions Zeichen?
    Layia blinzelte kurz und sah den beiden wieder völlig neutral entgegen, als sei nichts geschehen.

    Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. - Antoine de Saint Exupéry, »Der kleine Prinz«

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