[Corandir] Greifenreiterprüfung

  • Zuerst war es die Bandage, die nun auch im Rhynns Brustkorb lag, die sich in dem Zweilicht deutlich abzeichnete. Und so ganz konnte er nicht ausmachen, ob sie überhaupt noch Wach war. Aber da ihr der Elf den verband nicht angelegt hatte, war das, was die Satyra sprach wohlmöglich tatsächlich wahr. Und dann fand er endlich ihren Blick.
    Er wollte ihren Worten glauben, Aber erst ihr sarkastischen Worte, überzeugten ihn.
    „Danke.“ antwortete er ihr und auch halb an die Heilerin gewandt, als ihm auf ging, dass sie die Satyrenfrau wohl zu ihm geschickt hatte.
    „Was glaubst du machen sie mit uns?“ stellte er die Frage, die doch irgendwie die ganze Zeit über allem schwebte, während er nach dem Flächen griff.
    „Vermutlich wäre es auch nicht schlimmer, wenns Gift wäre.“ nahm er ihre Anspielung auf und kippte sich den Inhalt des Flächen in den Mund. Die brennende Schärfe lies ihn husten, was ihm gleich Sterne vor die Augen trieb, weil sein Körper die heftige Bewegung gar nicht mochte und er begann den Fehler nach den Gitterstäben zu greifen. Allerdings war das kalte Metall an seiner Hand zur zeit nicht das unangenehmste Gefühl, welches ihn plagte.
    „Nein jemanden zu vergiften läge mir fern.“ meinte die Heilerin und obwohl sie sanft sprach, konnte man doch ein wenig heraushören, dass sie das in ihrer Berufsehre kränkte.
    Langsam lies er sich zu Boden sinken und gab der Frau die Phiole zurück.
    „Ich muss jetzt gehen.“ sagte sie an die beiden gewandt und noch lange Klang das tippeln von Hufen auf Stein in seinem Kopf nach.
    Erst als die Frau völlig weg war schmiegte sich seine kleine Graue wieder an ihn.
    „Mein Vater sagte, sie können uns die Greifen nicht wegnehmen.“ erzählte er Rhynn, war sich aber nicht sicher, ob sie das noch mitbekam, oder ob sie schon wieder eingeschlafen war, so wie ihr Kopf am Gitter lehnte, konnte das gut sein.

  • Rhynn hörte gedämpft seine Worte und schlug schläfrig die Augen auf, den Kopf noch immer gegen die kühlen Stäbe gelehnt. Sie wollte seinen Worten glauben, hoffte das kleine Federknäuel behalten zu können, auch wenn sie unabsichtlich zu dem Tier gekommen war, hatte sie die es bereits in ihr Herz geschlossen. Ihr Hand fuhr durch sein Bauchfell und ein schnurren ließ ihre Finger vibrieren. " Was sollte sie davon abhalten?" fragte sie Owatu und Ihre Augen fixierten den Tuatanai, ehe sie sich über die Stirn strich und sich versuchte etwas aufzurichten. Das Anspannen der Muskeln ließ sie zusammenzucken vor Schmerz und sie hielt sich ihren Arm vor die Brust, saß nun mit zusammengekniffenen Augen aufrechter und konnte dafür aber bequemer zu Owatu sehen. Sie würden es vermutlich in einen Wanderzirkus stecken oder sie in der Stadt behalten, unter ständiger Aufsicht, selbstverständlich. Sie wusste nicht was sie sonst mit ihr machen sollten. Und der Gedanke wie ein ausgewachsener Greif durch den Kräuterladen ihrer Eltern tobte und Tigel und Flaschen zerstörte, ließ sie für einen Moment belustigt schnauben. Ihre Gedanken entschwebten zu ihrer Familie, ihre Mutter würde sorgenvoll Amok laufen und ihren Vater drangsalieren. Sie hörte beinahe ihre Stimme, er solle doch endlich etwas machen um Rhynn aus dieser Situation zu retten. Während ihr Onkel in seiner kleinen Hütte im Wald auf das ganze Regime schimpfte und Beeren einkochte. Rhynn wollte garnicht genau darüber nachdenken, was sie morgen für eine Strafe erwarten würde. "Wenn sie uns hinrichten wollten, hätten sie uns kaum verarzten lassen....Vielleicht besteht unsere Strafe darin nochmal auf den Horst raufzuklettern... aber ich glaube dann können sie mich besser gleich hinrichten. Nochmal kletter ich da nicht hoch." Gegen Ende schwang in ihrer Stimme schwarzer Humor mit. Sie beobachtete Owatu dessen angeschwollene Hand an dem kalten Gitter ruhte. " Wie gehts deiner Hand?" Fragte sie plötzlich sorgenvoll was sie überrascht blinzeln ließ. Warum sorgte sie sich um ihn? Die Antwort war einfach. Sie saßen im selben Boot.

  • „Ich weiß nicht.“ War seine Antwort. Rhynns Frage war ihm auch schon durch den Kopf gegangen.
    „Vielleicht haben…. Können…“ er brach ab und musste erst einmal seine Gedanken sortieren. „Vielleicht schadet es den Greifen?“ Was Plausibleres fiel ihm nicht ein Und er ahnte nicht, wie nah er damit an der Wahrheit war. Der Wunsch war jedenfalls groß, das würde nämlich auch bedeuten, dass sie sie nicht töten konnten. Immer noch schnürte es ihm die Kehle zu bei dem Gedanken.
    „Ja die Mühe hätten sie sich dann sparen können.“ Meinte er zu der Vermutung, dass sie wohl nicht erst zusammenflickten, um sie dann doch zu töten.
    „Nochmal auf den Horst zu klettern käme aber auch einer Hinrichtung gleich.“ Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstllen, wie er in seiner momentanen Verfassung nochmal den Stamm empor steigen sollte.
    „Vielleicht verbannen sie uns.“ Sprach er seine größte Befürchtung aus. Möglicherweise schreckte Rhynn diese Vorstellung nicht so sehr, bedeutete sie doch Leben. Und man konnte sicherlich gut alleine in den Wäldern leben. Erst recht mit einem Greifen an seiner Seite. Aber danach würde nur noch das Tsee’wah – das Nichtsein – auf einen Warten.
    „Was ist die höchste Strafe in deinem Volk?“ fragte er und merkte, wie die Müdigkeit langsam wieder Oberhand gewann. Sein Junggreif hatte sich auch schon wieder mit dem Kopf auf seinem Schoß zusammen gerollt.
    Sein Blick fiel auf seinen verbundenen Arm, als die Katze danach fragte. Ein dunkler Fleck hatte sich an der Stelle, wo der Arzt ihn zu Ader gelassen hatte, gebildet.
    „Besser als im Zelt.“ Lautete seine ausweichende Antwort. Dass der Arm mittlerweile ständig pochte und anhaltend Schmerzen aussandte wollte er lieber nicht erzählen. Es war eh nicht zu ändern.
    „Wie geht’s deinen Rippen?“ fragte er und dachte zuerst, dass er das nur tat um von sich abzulenken, aber tatsächlich hatte er noch zu genau ihren Aufprall auf dem Ast vor Augen und der Arzt hatte sich ja wohl nicht drum kümmern können.

  • Rhynn ließ sich Owatus Worte durch den Kopf gehen. Nun... Verbannung... " So schlimm wäre Verbannung aus Corandir garnicht, ich bin praktisch im Wald aufgewachsen, mein Onkel lebt außerhalb der Stadtmauern, alleine und freiwillig. Ich bin eine gute Jägerin, aber ich weiss nicht ob ich genug Fleisch jagen könnte, um einen Junggreifen durchzufüttern, also hoffen wir doch mal nicht, dass sie uns Verbannen." Seine nächste Frage ließ sie stutzig werden. Die Höchste Strafe? Nun sowas gab es bei ihrem Volk eigentlich nicht, zumindest nicht das sie wüsste. Aber es lebten auch beiweitem nicht viele Cath'Shyrr in Corandir wie Tuatanai. Sie überlegte Fieberhaft was für sie einer höchststrafe am Nächsten käme. " Eigentlich so ziemlich alles was mir in den letzten Stunden passiert ist... " begann sie und ihr Blick verlor sich in den Dunkelheit." Ich wollte Einhornreiterin werden und muss dankbar sein, wenn ich ab morgen für den Rest meines Lebens Mist schaufeln darf. Ich werde also in ein Leben gezwungen, das ich nicht Führen will und meine Zukunft hängt von der Gnade anderer ab." Plauderte Rhynn frei heraus. " Kontrollverlusst... Bloßstellung... aber ich kenne nicht viele andere Cath'Shyrr ...keine Ahnung..." brach sie dann doch ab. Warum erzählte sie ihm so ohne Bedenken ihre Schwächen? Ach.. eigentlich wars auch schon egal, beschloss sie innerlich. Vermutlich hörte er ihr eh nicht zu und redete nur aus Höflichkeit mit ihr oder um sich selbst abzulenken. Und tatsächlich, seine knappe Antwort auf ihre Frage nach seiner Verletzung bestätigte sie darin. " Nicht sonderlich..." antwortete sie ebenso knapp auf seine Gegenfrage konnte sich aber einen prahlenden Nachschub nicht verkneifen. " Ich hatte schon Schlimmere Verletzungen." Sie gähnte und das tiefe Einatmen und der kurze Daraus resultierende Schmerzlaut schien ihre Halbwahrheit aufzudecken. " Aber nicht soviele auf einmal...." presste sie hervor und kraulte beruhigend den Greifen als dieser erschrocken aufgeblickt hatte.

  • Das sie eine gute Jägerin war, dass hätte er nun nicht erwartet. Und tatsächlich glaubte er ihr das. Hätte sie ihm das heute Morgen erzählt, hätte er sie vermutlich ausgelacht und ihr vorgeworfen, dass sie sich das nur einbilden würde. Aber jetzt, so wie er sie erlebt hatte, machte sie nicht den Eindruck, als würde sie sich das ausdenken um zu prahlen. Nicht jetzt in dieser Lage.
    „Ja die Freiheit werden sie uns nehmen.“ das stand fest, die Frage war nur, auf welche weise. Ob das Mistschaufeln war, oder irgendeine andere niedere Arbeit, war gut Möglich. Vielleicht würden sie sie auch Wegsperren. Und er fragte sich für einen Moment, wie das aussehen mochte, um ihn daran zu hindern wirklich zu fliehen. Momentan war klar, dass er mit seinen Verletzungen keinen Flügelschlag tun konnte, aber das würde ja nicht immer so sein. Das Bild eines engen Lichtlosen Raums drängte sich in sein Bewusstsein und ein kalter Schauer Leif ihm über den Rücken. Vielleicht wäre der Tot auf Dauer doch Gnädiger.
    „Es sah schlimm aus.“ gab er zu, dass er sich tatsächlich um sie gesorgt hatte, als sie gestürzt war. Warum wusste er auch nicht so genau. Vielleicht, weil er sich tatsächlich ein wenig Schuldig fühlte sie angestachelt zu haben. Ja er konnte noch nichtmal wirklich Wut auf die Frau empfinden, dass sie getan hatte, was er ihr vorgeschlagen hatte. Seine Wut ging aus irgendeinem Grund mehr gegen den General, der meinte sie beide für unterschiedlich schwere vergehen, gleich zu bestrafen. Und sie ging ein Stückweit auch gegen sich selbst, weil er einfach seine Klappe nicht hatte halten können. er hätte er auch einfach Stumm an den Mädchen dran vorbeigehen können. Trotzdem fügte er auch in Gedanken an Kylan gewandt hinzu ‚hättest du nicht einfach die Füße Still halten können? Warum war dir das so wichtig?‘


    Wann und wie er eingeschlafen war, dass wusste er nicht mehr, auch nicht, wie er es doch nochmal zu dem Strohsack geschafft hatte. Aber es war wieder die fehlende Wärme seines Greifens uns das drohende Fauchen, was ihn weckte.
    Scheppernd wurde ein Schlüssel in dem Schloß gedreht und zuerst flog ein totes Kaninchen in die Hintere Ecke der Zelle, dann erst wurden zwei Schalen auf den Boden gestellt und eilig die Gittertür wieder geschloßen.
    Owatu blinzelte und versuchte sich aufzusetzen. Jetzt schmerzte erst recht jeder Muskel und er fühlte sich, als ob er von einer Herde Elche niedergetrampelt worden wäre.
    Die Graue war eilig der Beute hinterher gesprungen und aus dem Schnabel schaute alsbald nur noch ein Wüst aus Fell und einem Bein. Die andere hälfte des Kaninchens halt es fest unter den Vorderkrallen gepackt.
    Langsam versuchte er aufzustehen und zu den Schüsseln zu gelangen, aber es endete mehr in einem Kriechen, als wirklich einem Gehen. Eine Schale beinhaltete Wasser, welches er gierig trank, seinem Greifen aber auch noch etwas übrig lies. Die andere Schale war gefüllt mit irgendeinem Brei, vermutlich Hafer und er wusste, dass er eigentlich etwas essen sollte. Aber bei dem bloßen Gedanken daran, kam ihm die Galle hoch.
    „Taima.“ begrüßte er mit belegter Stimme Rhynn in der anderen Zelle, als er zu ihr herüber schaute und zwang sich dann etwas von dem Brei zu essen. Was aber erst recht dazu führte, das ihm schlecht wurde.
    Die Graue war ratz fetz mit ihrem Kaninchen fertig und kam nun zu ihm herüber getapst. Stupste ihn leicht an und wollte ganz genau wissen, was er da hatte. Kurz Schnüffelte sie an dem Haferbrei und schaute ihn dann mit einem Blick an, der nur noch sagte ‚Was ist denn das, das willst du doch wohl nicht ernsthaft essen?‘ Dann ließ sie plötzlich wieder von ihm ab und sprang knurrend zum Gitter. Hufe waren zu hören, und für den ersten Augenblick glaubte Owatu, dass der General hier herunter gekommen war. Dann zeigte sich aber nur ein einfacher Soldat vom Volk der Satyre, gefolgt von zwei weiteren menschlichen Gardisten.
    „Aufstehen! Umdrehen und Hände auf den Rücken!“ lautete die scharfe Begrüßung des bitter dreinschauenden Satyrs.

  • Seine besorgt klingenden Worte ließen sie ertappt aufblicken, ihre Ohren wurden warm und sie schluckte ihren Stolz herunter und nur weil dieser spottende Beiklang fehlte, warf sie ihm keinen sarkastischen Kommentar an den Kopf . Er hatte es also gesehn, sie hatte es vermutet doch nun bestätigte er es. Sie erwiederte nichts darauf, denn sie schämte sich für diesen Fehltritt. Rhynn befühlte nur kurz ihre Rippen, die unter dem Kräuterumschlag kaum Druck vertrugen und einen starken Schmerz ausstrahlten. " Hab ich auch nicht mit Absicht gemacht." nuschelte sie kurz, weil sie das Gefühl hatte doch antworten zu müssen. Der Dunkelgefiederte drehte sich um und lag nun mit seinem warmen Bauch eng an die Seite der Katze geschmiegt. Beinahe so, als wollte er sie trösten gurrte es ihr leise entgegen und schnaubte kurz aus, als es die Augen schloss. Rhynn lehnte den Kopf zurück und wollte eigentlich nur kurz die Augen schließen, doch schlief sie schnell erschöpft ein.
    Ein tiefes, kehliges Knurren auf ihrem Bauch weckte sie und das noch bevor sie die Schritte der Wache hörte. Der junge Gardist vom Vortag stand vor ihrer Zelle, einen fast schüchternen Ausdruck auf dem Gesicht, während ein totes Huhn von seiner Schulter baumelte hielt er zwei Schüsseln in der Hand. Er stellte eine der Schüsseln auf dem Boden ab um die Tür aufzusperren. Rhynn sah zu dem Gardisten auf, als sie Owatus Stimme hörte. Es klang wie eine Begrüßung, doch genau konnte sie es nicht sagen. Sie hob den Kopf und spähte in den Gang, wo sie ihn wie erwartet in seiner Zelle halb aufrecht sitzend entdeckte. "Morgen." Erwiederte sie verschlafen aber der Gardist versperrte ihr die Sicht auf den Tuatanai. Eilig warf er dem Jungtier das leblose Huhn hin, das sich darauf stürzte und die Flügel so über seiner Beute ausbreitete, als wolle es sein Futter vor allen anderen abschirmen. Die Schüsseln wurden in Rhynns Reichweite auf den Boden gestellt und Rhynn bemerkte erst als Wasser in einer davon schwappte, wie durstig sie war. Schnell führte sie die große schwere Schüssel an ihre Lippen und trank in großen Zügen. Ein leises Knacken von brechenden Knochen drang aus dem anderen Ende der Zelle dort wo der Greif gierig sein Huhn verspeißte. Sie hatte Hunger.. großen Hunger, doch ihr Magen rebellierte bei dem Gedanken an den Geschmack dieser grauen Körnerpampe. Hufgetrappel und der harsche Ton ließ die Cath'Shyrr aufsehen. Na toll, als müssten sie gefesselt werden, kam es ihr innerlich grollend in den Sinn. In ihrer beider körperlichen Verfassung, konnten sie kaum aufrecht stehen geschweige denn eine Flucht wagen. Ehe sie sich versah, schlabberte etwas direkt neben ihr. Zuerst dachte sie sich nichts dabei, glaubte sie der Greif würde lediglich Wasser trinken. Doch er machte sich eifrig über den Getreidebrei her. Rhynn rutschte das Herz in die Hose als sie das bemerkte. Schnell und unter Schmerzen drängte sie sich zwischen den Welpen und der Schüssel. " Nein hör auf! Das ist bestimmt nicht gut für dich." Hilfesuchend sah sie nach draußen. Toll, nichteinmal einen Tag lang hatte sie für einen Greifen zu sorgen, und hatte ihn vermutlich schon vergiftet. Doch ihre Sorge war unbegründet. Kaum ,dass der Satyr an ihre Zelle getreten war und Rhynn zur Eile antrieb, erbrach sich das Kleine auf seine Stiefel. Soviel dazu. Rhynn kämpfte sich, an den Gittern halt suchen, auf die Beine. Ihr war schwindelig, ihr Kopf dröhnte und als sie sich die Hände hinter dem Rücken fesseln ließ wurde ihr von der Bewegung schwarz vor Augen. Sie wurden eilig durch die Stadt getrieben und fanden ihr Ziel in dem Bereich der Stadt, die den Greifenreitern zugehörig war. Wäre die Situation nicht so ernst, hätte sie sich wohl interessiert und neugierig umgesehen. Doch ihre Angespanntheit war ihr deutlich anzusehen. Ihr Blick lag stur auf Owatus Rücken, der vor ihr her schritt. Sie wurden in einen großen Saal geführt. An einem langen Tisch saßen mehrere höhere Persönlichkeiten. Am Kopfende, der General höchstselbst, die Hauptmänner der Sondergarde und ein paar weitere Offiziere und auch Owatus Vater befand sich unter ihnen. " Nun da sind sie ja endlich..." seufzte der General, der Offensichtlich die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte und bedeutete dem Greifenreiterhauptmann weiter zu sprechen, dieser erhob sich und sah streng rüber zu Rhynn und Owatu die nun nebeneinander standen. " Rhynn Kylan. Owatu. Nachdem beide hier...." er unterbrach sich und rieb sich ebenfalls über die Augen." Fassen wir uns kurz. Der Stab hat sich geeinigt. Wir nehmen so ein Verhalten nicht auf die leichte Schulter und nur ,weil es viele mildernde Umstände gibt und viele der Anwesenden ein gutes Wort für euch eingelegt haben, werdet ihr nicht der Desertation angeklagt und verurteilt." Seine Stimme klang ruhig aber sein Blick sprach Bände, keinesfalls würde er erneut so ein Verhalten dulden. " Nachdem ihr jede Strafe akzeptieren wolltet, die wir für angemessen halten..... werdet ihr beide für vier Tage zum Ast-Arrest verurteilt. Ihr tretet die Strafe jetzt sofort an und werdet direkt zum Hauptplatz geführt. Ich brauche nicht zu erwähnen, das jegliche Annahme einer Hilfeleistung, von außenstehenden Personen, während eurer Strafzeit, verboten ist. Wie weiter mit euch verfahren wird, hängt von dem Ausgang dieser Strafe ab. Und jetzt geht." er winkte beinahe ungeduldig ab. Rhynn war sich nicht sicher ob sie wirklich verstanden hatte, was hier gerade passiert war. Ast-arrest? In diesem Zustand? Rhynn wurde schlecht. Und wieder wussten sie nicht, was mit ihnen nach dieser Strafe passieren würde. Sie würden sich unmöglich für vier Tage auf einem Ast halten können. Ungläubig hatte sie den Mund geöffnet und ihre Augen blinzelten mehrfach schnell hintereinander. Was sollte das heissen der Ausgang der Strafe? Es klang wie eine weitere Prüfung... doch was wollten sie prüfen? Oder wollten sie ihnen nur Demut lehren? Die Hauptmänner hatten sich erhoben und Schritten auf die beiden zu.

  • In seinem Kopf drehte sich alles, was hatten sie den eigentlich für eine Wahl gehabt? Der Hauptman tat so, als hätten sie sich das hier wirklich freiwillig ausgesucht. Und die andere Option, die die niemals ausgesprochen worden war, wäre die bessere gewesen. Und was genau sollte das bedeuten? Sie würden ihnen er nach den vier Tagen – vermutlich auch nur, wenn sie sie durchstehen sollten – sagen, wie es mit ihnen weiter ging. Die Ungewissheit schwebte also immer noch, wie ein schwerer Felsbrocken, der jederzeit den Hang hinunter rutschen konnte, über ihnen. Der ganze Gang hierher war ihm wie durch Nebel vorgekommen und er hatte einfach nur funktioniert. Hatte den Blick starr geradeaus gerichtet und hatte nicht wissen wollen, wer ihn alles so sah. Und nun sickerten langsam die Worte des Hauptmanns in sein Bewusstsein.
    Wie sollte er sich bitte in seiner jetzigen Verfassung vier Tage auf einem Ast halten?
    Und Rhynn schien es auch nicht besser zu gehen. Ihr ganzer Stolz schien dahingeschmolzen zu sein.
    Alles wegen dir! Jetzt kam die Wut doch. Es konnte doch echt nicht sein, dass nur wegen einer unbedachten Aussage, sein ganzes Leben verpfuscht war. Vielleicht sollte er einfach nie wieder irgendein Wort sagen, dachte er trotzig. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er zitterte vor Wut und vor Angst vor der Ungewissheit. Ein Teil von ihm wollte gegen dieses Urteil rebellieren, ein klügerer Teil, ließ ihn aber tatsächlich die Klappe halten.
    Als die Hauptmänner mit ernster Miene auf sie zukamen, dachte er zuerst, dass dann wohl nun auch der Zeitpunkt gekommen war, wo sie ihn von seinem Greifen trennen würde. Knurrend stellte sich die kleine Graue vor ihn, und auch Rhynns Greif zeigte eine ähnliche Reaktion. Die beiden Hauptleute ignorierten die Junggreifen allerdings einfach und deuteten ihnen mit einer knappen Kopfbewegung zu folgen. Vielleicht hatte sein Vater wirklich recht gehabt? Vielleicht konnten sie ihnen die Greifen nicht so ohne weiteres abnehmen. Sie schienen ja jetzt schon ein ausgeprägtes Schutzverhalten an den Tag zu legen.


    Den Gang zum Hauptplatz empfand er als noch demütigender, als den zum Saal. Mittlerweile waren viel mehr Leute auf der Straße unterwegs und am Platz hatten sich einige eingefunden. Was hier vor sich ging, war wohl nicht lange geheim geblieben und die Neugierde hatte die Leute hier her gebracht. Ganz in der Nähe des Baumes, auf dem zu Owatus Überraschung sowas, wie Nester angebracht waren, standen die Kameraden, die auch gestern zur Prüfung angetreten waren. Einige trugen Bandagen oder hatten einen Arm in einer Schlinge und nur die wenigsten schienen diese Prüfung wirklich unverletzt überstanden zu haben. Schnell wandte er seinen Blick von ihnen ab. Er ertrug den Ausdruck, der auf ihren Gesichtern lag einfach nicht.
    Eine Leiter war an den dicken Stamm gelehnt und nachdem sie direkt davor geführt wurden, war klar, was sie von ihm verlangten.
    Seine Beine und Arme fühlten sich an wie Blei, als er die Sprossen ergriff und für seine Verhältnisse unendlich langsam die Leiter erklomm. Er hatte sich noch nie so schwach gefühlt und die Bewegung jagte ihm bei jeder Sprosse Schmerzen über den Rücken.
    Wackelig tastete er sich an dem Ast entlang, der für die nächsten vier Tage der Ort sein würde, auf dem er sich irgendwie halten musste. Die kleinen Grauen schien das hier alles nur ein neues Spiel zu sein. Behände folgte sie ihm auf der Leiter und tänzelte dann über den dicken Ast über ihm.
    Die Leute starrten sie an und er kam sich vor, wie eine Attraktion in einem Zirkus, oder Kuriositätenkabinett. Es gab keinen Ort in diesem Baum, der ihn vor den neugierigen Blicken auch nur irgendwie schützen würde.

  • Drohend hob ihr Greifenjunges den Kopf und fixierte die Hauptmänner, spreizte dabei leicht die Flügel. Rhynn folgte der knappen Anweisung und im Gänsemarsch gingen sie Richtung Hauptplatz. Schaulustige versammelten sich zu hauf an der Straße, feixten und tuschelten aufgeregt miteinander und zeigten mit den Fingern auf sie. Kein Wunder, die Gerüchte hatten schließlich genug Zeit gehabt um zu jedem vorzudringen. Mit hängenden Schultern kämpfte sich Rhynn, dem Schwindel zum Trotze bis zum Hauptplatz. Der kleine Greif stand nicht still, beobachtete alles, doch zu ihrem Erstaunen blieb er nah bei ihr. Fixierte die Leute argwöhnisch und ließ gelegentlich ein freudiges Fiepen oder ein warnendes Knurren hören, wenn jemand Rhynn zu nahe kam. Die Katze wagte kaum sich unzusehen, doch ihr Gehör konnte sie kaum abstellen. So drang aus weiter ferne ein ungläubiger Ruf an ihr Ohr. Morun. Dann Mutter und schließlich die Beschwichtigenden Worte ihres Vaters. Beinahe wären ihr die Tränen in sie Augen gestiegen, doch die Blöße wollte sie sich hier nicht geben. Nicht vor ihrer Familie, ihren Vorgesetzten, den Gaffern und schon gar nicht vor Owatu. Dieser dumme Tuatanai, hätte er sie nicht so provoziert, wäre es garnicht erst soweit gekommen. Dann würde sie jetzt in einer Taverne sitzen, durfte sich Einhornreiterin nennen und würde morgen mit einem enormen Schädelbrummen aufwachen. Die Wut verdrängte das Schamgefühl. Sie würde auch dies hier durchhalten, beschloss sie. Der große Baum am Hauptplatz war alt und stellenweise Kahl, ein waagrechter Ast hatte den Vorgesetzten, einen perfekten vorwand für diese Strafe geboten. Als sei er allein dafür gewachsen. Owatu kletterte langsam die Leiter hinauf und das Junge folgte ihm spielend. Rhynn rührte sich nicht. Die Strafe gemeinsam antreten hieß nicht unbedingt das sie auf dem gleichen Ast sitzen würden. In der Hoffnung, sie würden die Leiter zu einem anderen Ast tragen sah sie zum Hauptmann. Der ihren fragenden Blick erwiederte. " Worauf wartet Ihr? Rauf mit Euch." Rhynn blinzelte. Sie zwangen sie gemeinsam auf dem selben Ast zu sitzen? Na dann gibts Tote... unsicher setzte sie sich in Bewegung. Setzte den Fuß auf die Sprosse und ein stechender Schmerz durchschoss etwa auf halber Strecke ihren Brustkorb. Die Belastung für die Blutunterlaufenden Rippen war zu groß und ein leichter Schwächeanfall hatte sie kurz von einer Sprosse abrutschen lassen. In ihren Ohren pochte es laut und quälend lang dauerte es bis sie die Hand auf den rauen Ast legte um sich hinaufzusetzen. Am liebsten hätte sie sich bauchlings darauf gelegt, doch das kam nicht in Frage. Ungestüm und tolpatschig erklomm ihr junges die Leiter und schnurrte Rhynn freudig an als es oben angelangt war. " Von jetzt an vier Tage. Futter und Wasser für die Greifen werden euch täglich gebracht. Für euch zwei nur Wasser." Die Leiter wurde weggezogen und Rhynn sah mit leerem Blick auf die Menge. Peinlich berührt von diesem Moment, wäre sie am liebsten Unsichtbar. Begafft von den Bürgern Corandirs, verurteilt und ohne Zukunft, ihr körper zerschunden von den Strapazen. Und zusammen mit einem Tuatanai, dem sie es nichteinmal übel nehmen konnte, wenn er sie hasste . Das Balancieren auf dem Ast war schon eine Herausforderung und immer wieder stach etwas unangenehm, sei es der Rücken, der Arm oder ihr Brustkorb. Alles schmerzte sie und diese vier Tage waren kaum zu überstehen. Trostsuchend fuhr sie mit beiden Händen durch die Federn des Greif. Der laut schnurrte und sich an sie drückte. " Nie wieder mach ich einen Kommentar über Biertrinker...." sagte sie scherzhaft zu sich selbst, doxh zweifelsohne konnte Owatu sie hören. Jetzt wünschte se sich sie hätte den Haferbrei gegessen. Ihr Magen knurrte laut schrie nun auch schmerzhaft nach Nahrung.

  • Wenn sie schon fast nicht alleine auf den Ast, hoch kamen, wie hatten sie sich bitteschön vorgestellt, dass sie nicht spätestens heute Abend einfach von dem Ast kippen würden. Aber vielleicht war genau das der Plan. Sie hofften einfach, dass sie sich den Schädel einschlagen würde, wenn sie auf den Boden auftrafen. Sie hatten die Strafe einfach so gewählt, dass sie sie nicht Hinrichtung nennen brauchten, es aber trotzdem einer gleich kommen konnte.
    Nein, nicht mit ihm, schwor er sich. Er würde das hier irgendwie durchstehen und Lebend wieder von dem Baum herunter steigen.
    Irgendwie.
    Mit bitterer Miene schaute er zu Rhynn, die gezwungenermaßen neben ihm Platz genommen hatte. Und sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr, als sie versuchte zu scherzen. Ihm war jetzt ganz und gar nicht nach Scherzen. Sein Arm pochte wieder unangenehm und nachdem die Handfläche nicht mehr taub war juckte und brannte sie unter dem Verband, als ob jemand Ameisen mit eingewickelt hätte. Zumindest war der Blutfleck, der sich durch die Bandage gedrückt hatte nicht mehr größer geworden.
    Als er Kylans Magen knurrte fiel ihm auf, dass es ihm immer noch an jeglichem Appetit mangelte. Schon alleine, wenn er an Essen dachte wurde ihm übel. Aber davon würden sie ja eh in der nächsten Zeit nichts bekommen. Er hatte das dringende Bedürfnis sich hin zu legen, aber auf diesem Ast, war das ein Ding der Unmöglichkeit.
    Ein einziger Gardist blieb zurück, als die ganze Kompanie ihnen gleichzeitig demonstrativ den Rücken kehrte.
    Gleich schälten sich ein paar Gestallten aus der Menge. Cath’shyrr, wie er gleich erkannte und Owatu fragte sich, ob das wohl Rhynns Familie war. Entschlossen trat der Gardist auf die Drei zu und deutete mit einer bestimmten Handbewegung, dass sie nicht näher an den Baum herantreten durften.
    Owatus Blick schweifte über die Leute. Irgendwie hoffte er seine Mutter auch irgendwo da zu sehen und gleichzeitig hoffte er, dass sie ihn nicht so sah. Aber er konnte die zierliche Frau nirgends ausmachen. Vermutlich hatte sein Vater ihr schon klar gemacht, dass sie ihm nicht helfen durfte.
    „Kind, wie geht’s dir?“ fragte die Stimme der Cath’shyrr-Frau besorgt über den Kopf des Gardisten hinweg. Sie hatte einen Korb dabei und nestelte nervös an dem Stoff, der darin lag herum.
    Dann wandte sie sich flehend an den Gardisten: „darf ich ihr das wenigstens geben?“ sie entfaltete nun ganz die helle Tunika, die sie grob in den Kopf gestopft hatte.
    Dann hörte er ein hohes schrilles Schreien, so vertraut, dass seine Augen gleich den Himmel absuchten. Ein kleiner schwarzer Schatten huschte über den Baum, und schoss dann in einer engen Kurve an den Häusern entlang. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge, als der Mauersegler zwischen ihm und der Katze hindurchschoss. Nein vergessen, hatte seine Mutter ihn bestimmt nicht.

  • Ein Ruf von unten ließ sie von dem schnurrenden Greifen aufsehen. Eine bekannte Stimme, ihre Sorgenvolle Mutter stand vor dem Gardisten und versuchte hektisch einen Blick auf Ihre Tochter zu erhaschen. "Macht euch keine Sorgen! Ich darf keine Hilfe annehmen!" Ihr Greif begann laut zu kreischen, so als wollte er Rhynns Rufe nah unten imitieren. Dann fiel ihr Blick auf Morun und Rhynn fiel etwas ein. Schnell betastete sie ihren Hinterkopf, erleichtert stellte sie fest das die große Feder noch immer in dem Band klemmte. Sie zog die Feder heraus, und gab sich beste Mühe die Feder soweit wie möglich zu werfen, den Kiel vorraus, wie einen Pfeil. Die große Schwungfeder landete vor ihrem Bruder, der große Augen machte und flink nach der Feder griff. Leuchtende Kinderaugen sahen zu ihr hinauf und zum ersten Mal fühlte sie sich nichtmehr ganz so miserabel. " Hab ich dir mitgebracht!" rief sie in der Sprache ihres Volkes hinunter. Bei den schnurrenden weichen Lauten sah der Greif iritiert auf. Ihr Vater zog vorsichtig am Arm seiner Frau, beide hatten den gleichen hilflosen Ausdruck im Gesicht, als sie sich widerwillig umdrehten und vom Hauptplatz verschwanden. Irgendwo kreischte ein Vogel, dann schoss etwas sehr schnelles an ihr vorbei. Etwas iritiert wanderten ihre Augen zu dem Tuatanai. Rhynn hatte seinen Blick gemieden als sie nun doch zu Owatu schaute, traf sie sein wütender Blick und eiskalt lief es ihr den Rücken runter. "Hasst du mich jetzt doch ja ? Woher der plötzliche Sinneswandel?" Fragte sie Owatu mit überspitzter Stimmlage. Wurde ja auch Zeit... sie konnte verstehen, dass er sauer war. Vielmehr hatte sie iritiert, dass er die meiste Zeit so ruhig gewesen war.Doch dann fiel ihr wieder ein, dass er ja ebenfalls sauer auf ihn sein konnte, er hatte sie schließlich dazu angestachelt. Doch sie hatte es ihm gezeigt! Sie hatte die Prüfung bestanden! Rhynn ließ die Beine rechts und links vom Ast baumeln und sah ihn nun trotzig an.

  • Irritiert hatte er Rhynns Bewegung verfolgt. Sie war doch wohl nicht wegen dieser Feder da hoch gestiegen? Dann verhärteten sich seine Züge wieder, als sie ihn anschaute. Sein erster Impuls war sich von ihr abzuwenden. Doch er hielt inne. So ganz konnte er ihren Worten nicht folgen. Vor allem nicht, was sie mit Sinneswandelt meinte. Aber hasste er sie?
    Hassen ging irgendwie zu zu weit – und für Hass fehlte ihm auch die Kraft. Hass konnte zwar auch beflügeln, aber auch diese Art von Kraft fühlte er keineswegs in sich.
    „Nein.“ Sagte er ehrlich, „Aber vielleicht red ich besser nicht mehr mit dir, sonst springst du gleich noch vom Ast und unterschreibst damit doch noch unser Todesurteil!“ platze es aus ihm heraus, ohne das er seine Gedanken vorher wirklich sortiert hatte.
    Ihm war klar, dass das was er sagte keinen Sinn ergab. Aber das war der Punkt, der ihn so wütend machte. Er hatte ein falsches Wort gesagt und sie war es gewesen, die wirklich die Regeln gebrochen hatte. Und nun saß er mit dieser frau hier oben fest. Am liebsten wäre er aufgestanden und seinem Junggreifen in den Wipfel des Baumes gefolgt, die dort vergnügt die neue Umgebung erkundete. Aber jede kletterversuch würde einfach noch mehr Schmerzen bedeuten.
    Langsam aber sicher verstreute sich die Menge wider und die Leute gingen wieder ihrem Tagwerk nach. Der ein oder andere kam nochmal näher ran um den beiden etwas zuzurufen. Was von Beschimpfungen, weil sie die Tradition gebrochen hatten, bis hin zu guten Zusprüchen, dass sie durchhalten sollten, reichte.

  • Zuerst lag Verwirrung in seinem Blick, doch dann schien er sich etwas zu straffen. Rhynn hörte seine forsche Antwort und ihre Augen verengten sich zu schlitzen. " Solange du nicht wieder behauptest, ich könnte es nicht...Ansonsten solltest du wohl wirklich den Mund halten."entgegnete sie gereizt ihre Haare stellten sich auf und unbewusst schabte sie mit den Krallen über die Rinde . Ganz schön eingebildet, wenn er glaubt sie würde springen nur ,weil er es sagte. Warum trieb dieser Kerl sie immer wieder so zur weissglut? Sie war stolz ja, aber die Regeln der Stadtwachen hatte sie stets in den Vordergrund gestellt und innerhalb von einem Tag hatte sie gleich mehrere dieser Regeln gebrochen. " Wenn du mich nicht provoziert hättest, säßen wir hier nicht!" knurrte sie ihm entgegen und sah dann hinunter zum Platz. Eine Einzelne Person saß an eine Hauswand gelehnt auf einer Kiste und sah zu ihr hinauf. Die Kleidung, der Hut. Obwohl es weit entfernt war, erkannte sie nur zu deutlich ihren Onkel. Was macht er da? Er hatte die Arme verschrenkt und es erwärmte ihr das Herz als sie vermutete was er da tat. Beistand. Er saß mit ihr eine Strafe ab, vermutlich weil er sich mit schuldig fühlte. Er hatte sie stets ermuntert, sich nichts gefallen zu lassen. Das sie alles schaffen könnte. Und nun hatte Rhynn genau dieses Verhalten hier auf diesen Ast befördert. Ihr Stolz der sie jetzt trotzig den Blick von Owatu abwandte und stattdessen den Jungen oben in den Wipfeln beim spielen beobachten ließ.

  • „Ja ist klar, ich bin Schuld, das du dich nicht beherrschen kannst!“ Entgegnete er bissig. „Regeln und Traditionen scheinen dir ja nichts zu bedeuten! Toko’tsee …“ Er brach ab, eigentlich wollte er sie gar nicht beleidigen, eigentlich wollte er gar nicht mit ihr reden. Aber irgendwie brachte sie ihn immer wieder dazu irgendetwas Unüberlegtes zu sagen. Ihm war schlecht und die Hitze stieg in ihm hoch. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Diese Frau war wirklich der Meinung, dass er Schuld an der Misere war? Was bildete die sich eigentlich ein? Sie war ja wohl immer noch selbst für das verantwortlich, was sie tat. Hätte sie vielleicht mal drei Sekunden darüber nachgedacht, was ihr Handeln bedeutete, aber nein es war ihr wichtiger zu beweisen, dass sie das konnte. Das hätte sie aber auch genauso gut wann anders machen können. Heute zum Beispiel, wo sich niemand mehr für die alten riesigen Bäume interessierte.
    Er wünschte sich nur noch, dass die Zeit irgendwie schnell diese vier Tage vergehen ließ, aber genau das Gegenteil schien der Fall zu sein. Zäh wanderten die Schatten. Für einen Moment überlegte er ob er sich einfach in eines der Nester, welches auf Brettern über zwei Ästen angebracht worden war, legen sollte, während die Jungen oben in den Ästen spielten. Wenigstens zwei die sich verstanden.
    Aber er ließ es, wer wusste schon, als was ihn dass schon wieder ausgelegt wurde. Allerdings wurde ihm nur zu bewusst, dass es wirklich schwierig werden würde eine Möglichkeit zum Schlafen zu finden.
    „Hier euer Wasser.“ Riss ihn der Gardist plötzlich aus seinen Gedanken, als er ihnen jeweils einen Trinkschlauch reichte.

  • *Eine Syrenia flattert über Corandir und streut "Harmonie"-Zettel*

    Weiter zog der Wind in Eile,
    denn es rief die Ferne ihn
    Weiter zog der Wind in Eile
    und das Mädchen folgte ihm
    Wie die Jahre so vergingen
    Wuchs die Freundschaft mit dem Kind
    Und so zogen sie gemeinsam,
    das Mädchen und der Wind

    Einmal editiert, zuletzt von Keona Saldari ()

  • Jetzt trieb er es aber zu weit! Wütend drehte sie den Kopf. Er warf Ihr Unbeherrschtheit vor, und obwohl er recht hatte, stand es ihm nicht zu. " Was weisst du schon über mich! Ich habe mein Leben lang auf den gestrigen Tag hingearbeitet! Und dann kommt soeiner!" Sie deutete schwungvoll mit beiden Armen auf den Tuatanai vor sich, aber sie bereute es sofort. Die Bewegung ließ sie keuchen und ihre Beine klammerten sich um den Ast damit sie nicht ausversehen zur Seite kippte. Sie hatte es ihm beweisen wollen, dass sie stark war, dass sie genauso gut war wie die Männer. "Und hör endlich auf mir Tanay-Schimpfwörter an den Kopf zu werfen!" Rhynn wusste nichtmal ob es Schimpfwörter waren, doch die Art wie er es aussprach deutete stark darauf hin. " Vielleicht sollten wir beide die Klappe halten." Stellte sie fest und ein paar Blätter rieselten von oben herab. Die Leiter wurde an den Baum gelehnt und der Gardist hielt ihnen zwei Wasserschläuche unter die Nase. Mit einem" Danke.", nahm sie der Wache das Wasser ab und behielt den Beutel in der Hand ohne recht zu wissen, wohin damit. Das kann ja heiter werden. Rhynn spürte wie sehr diese Sitzhaltung an ihrer Kraft zehrte und das bereits jetzt schon.

  • Owatu schnaubte kurz: „Ach glaubst du etwa, der Weg zur Prüfung wäre mir einfach so in den Schoß gefallen? Was meinst du denn mit SOEINER?“ verbissen schaute er die Katze an und dieses Mal gab er nicht seinem inneren Drang nach woanders hin zu schauen. Er zwang sich selbst dazu, der Frau in die Augen zu schauen. Soeiner? Einer der ihr nicht gleich verfallen war? Einer, der nicht nach ihrer Nase tanzte? Einer, der sich von hier halt nichts hatte sagen lassen? Was hatte sie den erwartet von ihm zu hören, als sie Angefangen hatte ihm sagen zu müssen, dass er das nicht schaffen würde.
    Die Bewegung die sie machte, löste allerdings schnell den Blickkontakt und als sie drohte vom Ast zu fallen, hatte er schon instinktiv die Arme ausgestreckt um sie vielleicht irgendwie zu halten. Der scharfe Schmerz, der dabei durch seinen Rücken zog, machte ihm diese Bewegung allerdings nur allzu bewusst und da er sie nicht überspielen konnte und auch für einen Moment sein Gesicht deutlich den Schmerz widerspiegelte, schaute er zuerst schnell zu den Greifen und fragte, dann: „Warum hast du dann nicht deine Prüfung gemacht? Wenn sie dir so wichtig war?“
    Als der Schlauch ihm entgegen gehalten wurde nahm er ihn mit einem dankbaren Nicken entgegen. Das Wasser tat gut, lenkte von ihrem Streit ab und beruhigte ihn ein wenig außerdem fühlte sich sein Mund unheimlich trocken an. Dann band er den Trinkschlauch an einen der abstehenden Äste.

  • Ja, da stellte er die richtige Frage... Warum war sie nicht einfach weiter gegangen, um zu ihrer Familie auf dem Marktplatz zu stoßen? Warum hatte es sie überhaupt interessiert, dass die Prüflinge Bier vor ihrer Prüfung tranken? Es hätte ihr egal sein können. Ach hätte sie doch die Klappe gehalten. Hätte er doch die Klappe gehalten... Warum war sie auf seine Provokation eingegangen? Nun es war einfach ihre Art. Sie haderte noch länger mit sich selbst, wollte ihm zuerst garkeine Antwort geben auf seine Frage. Der stechende Schmerz ließ langsam wieder nach und nun traute sie sixh auch wieder normal zu atmen. " Ich weiss nicht..." gab sie dann doch mit einem resignierenden Seufzer zu und ihre Augen wanderten über die Dächer und Baumwipfel der Stadt. " Vielleicht wollte ich mir nicht sagen lassen, dass ich etwas nicht schaffen kann. Ich wollte es beweisen, weil du daran gezweifelt hast. Und der Rest... war eine Kurzschlussreaktion." Sie entkorkte ihren Wasserschlauch und führte ihn an ihre Lippen trank einen kleinen Schluck und verschloss ihn wieder dann suchte sie seinen Blick und zuckte mit den Achseln. " Jetzt kann ich auch nichts mehr ändern." Und tatsächlich, sie ergab sich mit dieser Klarstellung, der Situation in der sie beide gefangen waren. Es brachte nichts sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. Sie hatten sich gegenseitig immer weiter aufgestachelt. " Ich wollte niemanden mit reinziehen." Rhynn blinzelte verwirrt, diese Entschuldigung war ihr unbewusst über die Lippen gerutscht und eilig zupfte sie etwas Moos vom Ast und schnippte es weg, ehe sie sich ihrer Krallen besah. " Immerhin warst du nicht so tollpatschig um gleich zweimal beinahe abzustürzen..." die Katze warf einen Seitenblick auf Owatu.

  • Er hatte schon fast nichtmehr damit gerechnet, dass sie auf seine Frage antwortete. War sie doch auch wieder ziemlich provozierend gewesen. Daher war er umso überraschter, als er keine schnippische Erwiderung erhielt, sondern eine gänzlich andere Rhynn vor sich hatte. So war sie auch mal kurz in der Zelle gewesen, erinnerte er sich vage. Ja möglicherweise hatte er ihr Unrecht getan, sie hatte recht, er kannte sie gar nicht. Und ein wenig konnte er ihre Reaktion auch nachvollziehen. Er ließ sich ja auch nicht gerne sagen, dass er etwas nicht schaffen konnte.
    „Ich kenne das.“ Sagte er jetzt nicht mehr so aufgebracht. Ihre Ehrlichkeit hatte ihn dazu gebracht sie nochmal mit ganz anderen Augen zu betrachten. Sie war möglicherweise gar nicht so anders, wie er. Ließ sich nicht sagen, was sie konnte und was sie nicht konnte und schaffte Dinge, an denen selbst seine Kameraden gescheitert waren. Tsuu hatte es nicht bis zu einem Greifennest geschafft und mindestens einer war wirklich richtig abgestürzt. Und sie war nicht so, wie die anderen Einhornmädchen. Das war sie von Anfang an nicht gewesen, aber das hatte er nicht sehen wollen.
    Trotzdem war das erste, was ihm auf der Zunge lag, dass er ihr sagen wollte, dass sie das sie es kann bewiesen hätte, aber zu was für einem Preis? Er schluckte den Kommentar, allerdings wieder herunter, als sie sagte, dass sie ihn da nicht hatte mit reinziehen wollen. Das hatte sie vor dem General auch schon Mal gesagt, das war aber nur wie durch einen Schleier zu ihm durchgedrungen. Jetzt fühlte er sich aber irgendwie ertappt, ihr unrecht zu tun, wenn er ihr weiterhin Vorwürfe machte. „Ich hätt dich wohl nicht mit den anderen Mädchen über einen Kamm scheren dürfen.“ Gab er nun kleinlaut zu und versuchte verlegen mit einer Hand die Knoten aus seinen Haaren zu bekommen.
    „Tsee, ich hab mich nur von der Greifenmutter, vom Ast fegen lassen.“ stieg er auf ihre Anmerkung ein, fügte dann aber tatsächlich hinzu, „ich hatte wirklich Angst, dass du bis unten durchrauschst. Das ist schon so vielen passiert.“ Er konnte einfach den Schrecken, den er empfunden hatte immer noch zu deutlich spüren und in seiner Stimme klang echte Besorgnis mit.

  • Das kannte er? Gedankenverloren sah sie durch ihn hindurch, als sie sich die Worte durch den Kopf gehen ließ, die er an seinen Vater gerichtet hatte. Er hatte von Enttäuschung besprochen. Und auch der Blick des strengen Mannes ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Was konnte Owatu denn noch tun? Ein Greifenreiter genoss größtes Ansehen, und war gleichgestellt, wenn nicht sogar höher als ein Wachtmeister. Rhynn verstand nicht recht, wie man als Vater darauf nicht stolz sein konnte. Sie presste die Lippen missbilligend aufeinander. Ihre Eltern hatten ihre Pläne immer belächelt, aber sie waren trotzallem Stolz und hatten akzeptiert, dass sie nicht den Laden ihrer Eltern übernehmen würde. Was er dann sagte machte sie stutzig. Die Kadettinen waren alle samt mutig und sehr gute Kämpfer. Doch er hatte gerade gesagt das sie anders war. Doch wie meinte er anders? Verlegen zupfte sie an dem Verband an ihrem Arm. Sie war schon immer anders gewesen, hatte mehr Ehrgeiz als die anderen. Sie wollte immer die Erste oder Beste sein, es machte ihr auch nichts aus, sich die Hände schmutzig zu machen. Aber vor allem ließ sie sich nicht so von Männern ablenken, wie die anderen aus ihrer Einheit. Nun bis auf diesmal, wenn auch auf eine andere Art, wie es Liwyn beispielsweise tat. Owatu hatte sie provoziert und sie war drauf eingestiegen und jetzt zahlte sie den Preis dafür, genauso wie er. Zur Antwort bekam der Tuatanai ein gespielt gleichgültiges Schulterzucken. " Zumindest ist keine von ihnen so lebensmüde." Zum ersten Mal lächelte sie den jungen Mann vor sich an, besonders als er ihr erzählte, dass er doch nicht gänzlich verschont worden ist. Doch sein darauffolgender besorgter Gesichtsausdruck traf sie wie ein Blitz. Rhynns freundlich Lächeln erstarb und verunsichert wich sie seinem Blick aus. Warum traf sie das so? Seine Aussage berührte sie auf eine seltsame Art und Weise. Warum hatte er Angst um sie gehabt? Er kannte sie nicht... War ihr nichts schuldig... und im Grunde wäre sie selbst schuld gewesen, auf einen Baum zu klettern, weil sie ihm aus reiner Sturheit und aufgrund einer Provokation ihre ganze Zukunft aufs Spiel gesetzt hatte. Mann konnte sie durchaus für töricht und dumm halten. Skeptisch beäugte sie Owatu, als sehe sie ihn zum ersten Mal wirklich. " Warum?" Fragte sie iritiert und sah ihm direkt in die Augen, biss sich konzentriert auf die Unterlippe.

  • Warum? Das war eine gute Frage, oder eigentlich auch nicht… es lag auf der Hand.
    „Weil ich dir bestimmt nicht den Tod wünsche.“ Antwortete er. Ja er mochte sie möglicherweise nicht besonders, und hatte sicherlich auch keine übermäßigen Anstalten gemacht ihr zu helfen. Aber dass sie Abstürzte und circa 80 Meter in die Tiefe fiel. Das hatte sie auch nicht verdient, als er sie noch für hochnäsig gehalten hatte. Hielt sie ihn für so Herzlos? Er wusste ihren plötzlichen Gesichtsausdruck nicht so recht zu deuten. Irritierte sie das so sehr?
    „Was hat dich dazu gebracht, zu den Einhornreiterinen zu wollen?“ fragte er. Sie hatte ja recht, er kannte sie kein Stück weit und eigentlich wollte er sich auch gar nicht streiten, schon gar nicht die nächsten vier Tage hindurch. Das würde auch so schon anstrengend genug werden. Da konnte er es zu mindestens Mal versuchen mit ihr normal umzugehen. Das Pochen in seinem Arm hatte wieder zugenommen und so langsam musste er sich eine andere Sitzhaltung suchen. Mühsam schlug er das eine Bein über den Ast, so dass er nun je rechts und links ein Bein hatte. So konnte er sich mit einem Arm nach hinten abstützen und den verbundenen Arm ein wenig schonen. Das nun kein Druck mehr auf der Handfläche war, hatte allerdings auch zur Folge, dass es jetzt langsam aber stetig wieder zu jucken begann.

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