Unendlich langsam schien die Zeit zu vergehen und das Rascheln von Blättern neben ihren Ohren zerriss die Stille, wie ein lauter Aufschrei. Irgendwas hartes traf sie, oder sie traf das harte, sie war sich nicht sicher. Ihre Gliedmaßen wollten ihr nicht mehr gehorchen. Stand sie überhaupt noch? Taubheit durchflutete sie und alles was blieb war der modrige Geruch der Erde.
Ein Bolzen steckte in Tameqas Flanke und eine milchige Flüssigkeit mischte sich mit ihrem Blut.
Der Elf, der mit komisch abstehenden Armen und Beinen neben Tameqa lag, gab der Katze keine Antwort. Seine Augen waren weit aufgerissen und Blut rann ihm aus dem Mund. Selbst wenn er gewollt hätte, war er nicht mehr in der Lage irgend etwas zu antworten, denn nur ganz leise kam ein letztes Wort über seine Lippen: „Für Schhhh…“
Aus der Richtung der Satyre war ein leichtes Wimmern zu vernehmen und in die Richtung, in die Selphet gestürmt war hörte man zuerst nur das knacken von Zweigen, dann von Ästen und schließlich ein erstickter Schrei. *Ich hab noch einen* triumphierte der braune Greif.
*Nein, lass mich ranfliegen* meinte Owatu zu Naraniwen und beschleunigte seinen Flügelschlag. Nahe an sie heranzukommen war nicht das Problem. Nur ihr auszuweichen, oder ihrem scharfen Schnabel zu entgehen würde sich vermutlich als fliegerische Herausforderung herausstellen.
*Wir wollen sie müde machen und ablenken* lautete Naraniwens Antwort.
*Das kann ich* sagte der Mauersegler entschloßen und schraubte sich ein wenig höher in die Luft nur um dann direkt vor Hatyl gen Boden zu stürzen. Der Kopf der Greifin folgte ihm, es ging doch nichts über Katzeninstinkte! – Ihre Aufmerksamkeit hatte er so schonmal. Behände fing er seinen Sturzflug ab, ließ sich vom Wind wieder erfassen und nach oben treiben nur um dann under dem Bauch des Weibchens hindurch zu gleiten. Doch auch bei seinem nächsten dichten Vorbeiflog ignorierte sie ihn einfach. Das erste Interesse war reiner Reflex gewesen.
„Du musst sie ärgern!“ schrie Karrun durch die Luft, als er näher gekommen war.
Wie sollte er das denn anstellen? Mehr als eine lästige Fliege schien er für die aufgebrachte Greifin ja nicht zu sein. Und sein Schnabel war vielleicht gerade mal spitz genug um, jaa, das könnte gehen…
Im rasanten Tempo schoß er auf ihr Auge zu. Die einzige Bedrohung, die er aufbauen konnte. Schnell warf die Greifin ihren Schopf zurück, die Luftverwirbelung ließ ihn nach unten Sacken.
„Nicht ganz so Nah!“ rief der Schwadronsführer mit Schrecken, als er dieses ungewollte Flugmanöver sah.
Aber Owatus Gedanke war nur, dass Abstand nichts brachte, also versuchte er es erneut auf diese Weise. Immerhin floh sie so schonmal nicht weiter und beschäftigte sich nun mit ihm. Was allerdings dazu führte, dass er im nächsten Moment einen gelben Schnabel auf sich zurasen sah. Fast schon zu spät gelang es ihm den Flügel einzuziehen und zwei kleine schwarze Federn wirbelten durch die Luft, als Hatyl den Schnabel wieder öffnete. Ja das war vielleicht tatsächlich etwas zu nah.