Musik erklingt in der Stadt

  • Der Wirt schien durch das Gelärme der Gäste im Korallenriff hindurch Thalassias "Aufforderung" gehört zu haben und nahm mit einem wohlwollenden Nicken zur Kenntnis, dass jetzt am einen Ende des Raumes eine 4köpfige Jury saß. Gut, es war keine Valea Onoris dabei.. aber glücklicherweise hatte er die Meisterbardin auch nirgendwo erwähnt. Trotzdem würde er dem Boten, der die Einladung verschlampt hatte, gehörit die Leviten lesen.


    Bevor Fenir aber die Sänger in die Mitte der vollbesetzten Gastwirtschaft vorließ, betrat er selbst den Punkt, an dem die Sänger später stehen sollten um ihre Musik zum Besten zu geben. Er räusperte sich, strich sich über den runden Wirtsbauch und sprach mit voller Stimme zu den Anwesenden.


    "Meine lieben Gästen, verehrte Freunde, gerngesehene Kunden, begabte Sänger und hochgeschätzte Jury. Euch alle begrüße ich heute abend voller Freude zum ersten Musikwettbewerb im Korallenriff. Wir haben einige aussergewöhnliche Künstler hier und eine hervorragende Jury, die euch die schwere Entscheidung, wer den Sieg nach Hause tragen soll, am heutigen Tag abnehmen wird.
    Ich könnte noch viele Worte verlieren, doch hört ihr bestimmt lieber die schönen Stimmen und Instrumente unserer Musiker. Darum stelle ich euch nun den ersten unter ihnen vor. Es soll euch nicht beeinflußen, dass es mein Cousin vierten Grades ist - nein, lasst euch stattdessen von seiner vollen Stimme in den Bann ziehen. Und hier ist er! Fengur!"


    Fenir machte den Platz frei und der Dicke, der sich soeben noch mit Braten und Soße vollgestopft hatte, wusch sich mit einer Serviette über den Mund und trat an die Stelle, die den Künstler zugedacht war. Er räusperte sich einmal kurz und begann dann mit einer tiefen, vollen Stimme ein Trinklied anzuschmettern.


    "Und trinken wir auch das dritte Fass, so wird der Boden unter uns noch lange nicht nass. Denn alles fließt in unseren Rachen hinein, findet Platz zwischen Klößen und gebratenen Schwein. Jaja, wir trinken heute Nacht. Jaja, wir trinken heute Nacht!".


    Offensichtlich handelte es sich für einige der Gäste um ein bekanntes Lied, denn sie vielen in den Gesang des dicken Fengur mit ein.


    Dem Ha'Danar fiel es unterdessen weiterhin schwer, die Klappe zu halten.
    "Hui, verkauft ihr eure Instrumente auch? Ich bin ja immer interessiert an guten neuen Instrumenten. Auch wenn ich so richtig nur die Harfe spielen kann. Aber die spiele ich wie kein anderer. Ihr werdet sehn, gleich bin ich dran. Oh, ich glaub ich bin aufgeregt.. herje.. mir wird ganz anders, ich.."
    Und mit diesen Worten übergab sich der plappernde Ha'Danar gleich neben seinen Stuhl und unweit von Elaiyas Füßen. Glücklicherweise saßen die Sänger soweit abseits von den anderen Gästen, dass diese dieses Missgeschick kaum mitbekamen.


    In der Zwischenzeit flüsterte der Edelelf Thalassia etwas ins Ohr - jedoch so leise, dass es bei dem lauten, derben Gesang Fengurs und der Hälfte der Gäste unterging.

  • "Was habt ihr gesagt?" Sie fragte laut genug, das man sie noch einigermassen verstehen konnte, denn sie hatte nicht ein Wort dessen verstanden, was jener Edelelf gesagt hatte. Ihr Blick ruhte auf dem dicken Mann, welcher das Trinklied zum besten gab. Nunja, er hatte eine vergleichsweise gute Stimme und das Lied war angesichts einer Taverne sicher auch nicht schlecht gewählt - allerdings empfand sie ein Trinklied für einen Musikwettbewerb doch nicht ganz das, was man da eigentlich vorsingen sollte. Im Stillen machte sie sich ihre ganz eigenen "Notizen". Das würde sie bei jedem Musiker tun, der heute auftrat und dann am Ende ihre Entscheidung treffen.

    Der Gesang ist die in höchster Leidenschaft erregte Rede: die Musik ist die Sprache der Leidenschaft.

    Richard Wagner

  • "Ich sagte: So hatte ich mir den Wettbewerb eigentlich nicht vorgestellt!" Antwortete der Edelelf nun etwas lauter und verdrehte die Augen. Ihm schien die Darbietung von Fenirs Cousin so gar nicht zu behagen.
    Die Gäste des Wirtshauses schien es aber anders zu gehen. Sie gröhlten und jubelten zu einem Großteil mit und Fenir selbst sah genießerisch zu, wie ein Bier nach dem anderen bestellt wurde.

  • Elaiya traute ihren Ohren kaum, als der Dicke sein Trinklied durch den schankraum schmetterte. Das war ja entsetzlich! Hoffentlich waren die anderen Darbietungen von einem etwas höheren Niveau, ansonsten war dies hier eindeutig die falsche Wahl gewesen, um den eigenen Namen etwas bekannter zu machen. Nur mit einem halben Ohr hörte sie auf das Geplapper des Ha'Danar und antwortete leise und ein wenig streng: "Ich verkaufe Instrumente, ja - aber wir sollten lieber den Darbietungen lauschen als hier dazwischenzureden..." In diesem Moment erbrach der junge Mann sich genau neben hr. Elaiya fuhr erschrocken zurück und raffte schnell ihr kostbares Gewand zur Seite.ö Der säuerliche Gestank wollte ihr selbst den Magen umdrehen und sie versuchte, möglichst flach zu atmen. Ein wenig abgewandt undmit gepresster Stimme fragte sie leise: "Ist alles in Ordnung? Trinkt einen Schluck Wasser, hier..." Vorsichtig schob sie ihm ihr Glas hin und sah sich dann nach einem Schankjungen um, der ihr mit einem Lappen aushelfen konnte. Shir'elei, die Sandkatze, rümpfte die Nase und stolzierte davon. Elaiya warf ihr einen Blick hinterher und seufzte leise. Was hatte sie bloß auf die Idee gebracht, hierherzukommen?

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Zalida lächelte Ji an. Sie würde der jungen Frau kaum sagen, was sie wirklich mit den Kräutern machte.. nicht, dass sie ihr Geschäft meinte verheimlichen zu müssen, aber soetwas wie eine Giftmischerei mußte man nunmal nicht jedem sofort auf die Nase binden.


    "Ich braue daraus allerlei Tinkturen und Wässerchen." Antwortete die Ashaironi dementsprechend wahrheitsgemäß - auch wenn es nur die halbe Wahrheit war.
    "Wenn ihr also irgendwann an Halsweh oder Schweißfüßen leiden solltet, habe ich sicherlich ein Mittelchen dafür." Sie zwinkerte Ji zu, als auch schon der Wettbewerb anfing und der Gesang des Dicken den Raum einnahm.


    Zalida seufzte, als die Masse gröhlte. "Herje.. ich hoffe, es werde heute Abend auch noch etwas künstlerisch wertvollere Beiträge kommen. Bei dem Lärm hätte ich auch in die "Schwarze Katze" gehen können."

  • Der "Gesang" des dicken Mannes mutete für Thalassia eher einem Gegröle an.
    Die Syreniae erhob sich und ließ ihren Blick schweifen, so wie das Lied endlich vorbei war.
    "Wir danken für diesen höchst.. aufheiternden Beitrag.." meinte sie diplomatisch mit ihrer klaren Stimme, welche sie fast schon mühelos über den Lärm erhob. "Die Jury bittet jedoch darum, bei den nächsten Liedern nicht gar so laut zu sein, da sonst die Beurteilung schwer fällt."

    Damit wandte sie ihren Blick dem Ha'Danar zu. "Ihr seid dran, kleiner Mann." Der nervöse Kleine, dessen "Mißgeschick" inzwischen beseitigt war, sprang vom Stuhl und nahm seine Harfe, um sich an den Platz zu begeben, an welchem vorher der dicke Mann sein Trinklied gejault hatte. Der Ha'Danar ließ unruhig seinen Blick schweifen, während er seine Harfe postierte und sich richtig hinsetzte. Dann griffen die kleinen Finger in die Saiten und er begann zu spielen. Es war eine durchaus fröhliche Melodie, wohl ein bekanntes Lied der Ha'Danar. Singen tat er nicht, doch sein Harfenspiel klang wirklich schön.


    Thalassia setzte sich wieder, den Klang der Harfe geniessend, welche ihrer beinahe ähnlich schien. Ihre war ein wenig anders gestimmt und hatte andere Tonlagen - oder der Ha'Danar griff einfach andere Saiten, als sie es zu tun pflegte. In dieser Hinsicht war jeder Musiker unterschiedlich. Während sie dem Harfenspiel lauschte, betrachtete sie die andere Sängerin. Sie wurde das Gefühl nicht los, das jene eine tolle Gegnerin für sie geworden wäre.
    Doch sie saß nun einmal in der Jury und da sollte sie nicht nach Gefühl entscheiden, sondern wirklich.. dimplomatisch. Ohne Vorurteile. Dennoch wusste sie bereits jetzt, das der dicke Mann nicht gewinnen würde und wenn er noch tausendmal ein Bekannter vom Wirt war.
    Ein kurzes Lächeln glitt über ihre Züge. Das Lied des Ha'Danar beruhigte sie ein wenig und tatsächlich schienen nun auch die Gäste ein wenig ruhiger.. zumindest war es keineswegs mehr so laut, wie zuvor.

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    Richard Wagner

  • Also Tinkturen und Wässerchen braute Zalida. So richtig konnte Ji sich darunter nichts vorstellen. Als Zalida dann die Schweißfüße erwähnte, musste die Sylphe kichern. Wenn Zalida so jemandem half, tat sie doch etwas Sinnvolles. Ji'Sai sah sie bewundernd an. Ja, sie mochte Zalida.


    Als Ji'Sai gerade nachfragen wollte, wie sie das genau machte, begann bereits der Wettbewerb. Gespannt sah die Sylphe zu dem dicken Mann hinüber. Doch als dieser mit seinem Gesang - nun, eigentlich konnte man nach Ji'Sais Begriffen nicht von Gesang reden - begann, rümpfte sie die Nase. Das war ja ein ganz fürchterlicher Auftritt. Wenn sie doch in der Jury gesessen hätte, wäre zumindest eine Entscheidung bereits gefallen: diesen Mann würde sie nicht gewinnen lassen.


    Und so antwortete sie Zalida: "Ja das hoffe ich auch. Ich finde, dass man bei dem dicken Mann gar nicht von Gesang sprechen kann. Ich finde das sehr gruselig." Sie sagte das gerade so laut, dass Zalida es hören konnte. Schließlich wollte sie nicht den Wut anderer auf sich ziehen.


    Dem Wind sei dank, hörte der Mann schnell wieder auf und der nächste Sänger betrat die Bühne. Es war ein kleiner Mann mit einer Harfe. Als er zu spielen begann, lauschte Ji'Sai aufmerksam. Das Lied gefiel ihr, aber sie vermisste den Gesang. "Schade, dass er nicht singt... Was haltet Ihr von dem kleinen Mann, Zalida?"



    ~


    "Tha... lass... ia....", wiederholte Naylia den Namen und nickte. "Gefällt mir..." Dann nahm sie wieder auf Shiais Schulter Platz, ohne zu fragen, ob diese das noch wollte. Neugierig sehnte sie sich den ersten Sänger herbei und tatsächlich musste sie nicht lange warten. Doch schon das Äußere dieses Mannes, gefiel ihr ganz und gar nicht. Und als er dann auch noch so ein grässliches Lied anstimmte machte Naylia dicht an Shais Ohr: "Uähhh", versteckte sich hinter ihren langen Haaren und fügte hinzu: "Shiai, das gefällt mir gar nicht..."


    Als das Gegröhle aufhörte und sie eine Harfe vernahm, schaute sie vorsichtig zu dem Ha'Danar. "Das ist schon besser, nicht wahr, Shiai?", meinte sie glücklich und ließ sich wieder entspannt auf Shiais Schulter nieder um dem Lied zu lauschen.

  • Bewegungslos lehnte Juveno schon länger an der Wand in einer dunklen Ecke im Korallenriff und beobachtete die Gäste, lauschte den Gesängen und Musikinstrumenten.
    Ab und an nahm er einen Schluck vom Honigwein, schmunzelte Amüsiert bei der etwas rauen Darbietung des Mannes und hörte dann aufmerksam dem Harfenspieler zu.
    Immer wieder erwischte er sich selber dabei wie er die Töne der Harfe mit dem Gesang eines Liedes verglich das sich vor langer Zeit auf einer Reise tief in seinem inneren verewigt hatte.



    Der Harfenspieler kam zum Höhepunkt seiner Darbietung und lies sein Lied sanft ausklingen. Dabei konnte man deutlich hören das der Harfenspieler sich, nun am ende des Liedes angekommen, langsam entspannte und die letzten Töne richtig mit Gefühl traf.
    Doch umso mehr die Harfe nun langsam ausklang, umso mehr hörte Juveno tief in seinem inneren sein Lied.
    Die Harfe musste gewisse Töne des Liedes von Juveno genau getroffen haben, den Juveno sang bereits leise für sich die Melodie, den Text des Liedes.
    Tief in sich gekehrt wie in einer Meditation stand Juveno mit gesenktem Kopf an der Wand und hätte nur einer etwas zu ihm gesagt, wäre es ihm aufgefallen das er so eben unbewusst sang so das ihn einige der Gäste bereits hören konnten.
    Die Harfenklänge verstummten und eigentlich hätte nun Applaus erklingen müssen.


    Stattdessen hörte man aus einer dunklen Ecke einen melodiösen Gesang dessen Text man nicht genau verstehen konnte, da der Sänger das Lied zu leise sang.
    Doch die melodische, ruhige, männliche Stimme, wie der erste Sonnenstrahl das Wirtshaus erwärmte.

  • Elaiya atmete erleichtert auf, als der Dicke seinen Vortrag endlich beendete und auch die Gäste aufhörten, mitzugrölen. Soie fragte sich, bei dem Geschmack, den das Publikum hier zeigte, wie sie da mit ihrem eigenen Vortrag einverstanden sein konnten. Die Jury allerdings sah auch nicht so aus,. als hielte sie viel von Trinkliedern. Da war der Vortrag des Ha'Danar, der folgte, doch schon kunstvoller. Der junge Mann schien seine Nervosität soweit überwunden zu haben, dass er fehlerlos durch sein Spiel kam - es war ein einfaches Lied, doch gekonnt vorgetragen, so dass es nach dem Gegröle eine wahre Erholung war. Nachdem der Vortragdes Ha'Danar verkliungen war, wollte sie eben ansetzen, höflichen Applaus zu spenden und sie fragte sich, wer wohl als nächstes dran sei - sie oder die schöne Edelelfe, die noch keinen anderen auch nur eines Blickes gewürdigt hatte. Doch in diesem Moment begann in einer ganz anderen Ecke der Kneipe jemand zu singen. Es war eine durchaus nette Stimme, aber trotzdem runzelte Elaiya die Stirn, als sie sich nach dem Sänger umsah. Ein weiterer Edelelf, der bisher wohl unbeachtet in einer Ecke gesessen hatte. Es sprach nicht grade von besonders gutem Benehmen, was er da tat, fand sie... er hätte jederzeit an dem Wettbewerb teilnehmen können, um sein Lied zu Gehör zu bringen, aber einfach so dazwischen zu singen fand sie einfach nicht angemessen. Es war der Jury gegenüber unhöflich und auch gegenüber den Teilnehmern am Wettbewerb.

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  • Shiai wartete mit ihrer Antwort ab bis der Ha' Danar fertig war. Es war unhöflich mitten in einem Vorttrag zu sprechen.


    "Du hast recht. Der erste hat schon mal keine Chance. Die Harfe klang schon viel besser." Sie selbst war nie ein Liebling von trinkliedern und dergleichen gewesen, aber nicht nur deswegen sah sie keine ernsthafte Chance für Fenir. Neben den Mangel an Niveau fehlte auch die Korrektheit im Gesang. Und wenn sie das schon merklte, wie musste es sich dann für Leute mit Ahnung anhören?


    Auch sie vernahm den Gesang und runzelte die Stirn. Es war ihr egal wie es klang,denn es gehörte sich nicht.


    Sie wandte sich an Thalassia. "Hört ihr den Gesang? Vielleicht sollten wir ihn auffordern mitzumachen oder zu schweigen?" sie war sich nicht sicher, ob sie sich zu viel herausnahm und traute sich auch nicht, diesen Gedanken lauter zu sagen. Aber das war bei ihr nun einmal so.

  • Die schöne, zierlich wirkende Syreniae nickte und erhob sich abermals. Leise rauschten die Schwingen, als sie jene ein winziges Stück entfaltete, um so Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ihr Blick hatte sich in die Ecke gewandt, in welcher der Sänger stand.


    "Mein Herr, wenn ihr singen wollt, so nehmt am Wettbewerb teil. Doch singt nicht einfach so, denn wir wollen die anderen Teilnehmer auch noch singen hören." Damit wandte sie sich zu den beiden verbliebenen Sängerinnen um, betrachtete Edelelfe und Elayia. Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihr Haupt sachte gen Elayia neigte.


    "Meine Dame.. darf ich bitten? Ihr seid die Nächste." Sie lächelte Elayia noch einen Moment an, faltete ihre Schwingen wieder enger und ließ sich neben Shiai nieder, kurz auch die Fee anlächelnd. Erst dann blickte sie nochmals kurz stirnrunzelnd gen des Edelelfen, welcher soeben noch gesungen hatte. Sie wollte sehen und hören, ob er immer noch sang. Wenn ja, würde sie ihn wohl verwarnen, das sich dieses Verhalten nicht zieme. Ausserdem wollte sie wissen, wenn er aufgehört hatte, ob er am Wettbewerb teilzunehmen gedachte.

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    Richard Wagner

  • Als Shiai Thalassia beobachtete empfand sie Neid. Sie war selbst überrascht ob diesen Gefühls, denn eigentlich war sie recht glücklich mit sich selbst. Doch ein so beherrschtes, seriöses und selbstsicheres Auftreten wie es dieser Syreniae gelang, würde sie wohl nie zu stande bringen. Nicht einmal im Ansatz.


    Ein kaum hörbares Seufzen entschlich ihren Lippen und sie sah auf ihre Hände hinab.

  • Naylia hatte ruhig verfolgt wie der Edelelf angefangen hatte zu singen. Natürlich fand auch sie es nicht nett, dass er ohne Anmeldung einfach sang, aber sie sah es nicht als ihre Aufgabe dies zu regeln - sie gehörte schließlich nur zur Jury. Und Thalassia hatte das ohnehin schon übernommen. Anschließend hatte die Syreniae Elaiya aufgefordert zu singen und neugierig musterte die Windfee diese. Jetzt würde wohl eine sehr schöne Darbietung folgen. Zalida hatte schließlich gesagt, Zaubersänger hätten die schönsten und reinsten Stimmen.


    Shiais Seufzen riss sie aus ihren Gedanken. Sofort erhob sie sich und setzte sich auf Shiais Hände - genau so, dass diese sie sehen konnte. "Was hast du denn?" Mit besorgtem Blick schaute Naylia die Edelelfe an. "Ist doch nicht so schlimm, dass er angefangen hat zu singen. Wir bewerten das einfach nicht." Eifrig nickte die Fee und lächelte Shiai freundlich an. "Und weißt du was? Jetzt kommt eine Zaubersängerin." Wieder nickte Naylia und deutete begeistert auf Elaiya.

  • Kurz nach dem der Harfenspieler nicht mehr spielte überkam Juveno ein unangenehmes Gefühl.
    Alles in ihm schlug Alarm und sein Lied sein Gesang verstummte sofort. Immer noch stand er in der dunklen Ecke mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen.


    Kurz fragte er sich was so eben vorgefallen war, bis Worte an sein Ohr drangen.


    ...Mein Herr, wenn ihr singen wollt...


    ...Singen ?...


    Es hatte doch niemand gesungen, er hörte doch nur einen Hafenspieler und sein Lied, tief in seinem inneren.


    ...oder konnte es sein? ... Sang er, hörten sie ihn alle ?...


    Zweifel stiegen in ihm hoch was hatte er gemacht?
    Juveno hob seinen Kopf sah zu der Frau die mit ihm sprach und ihre Worte hallten in seinen Gedanken immer und immer wieder nach.


    ... Mein Herr, wenn ihr singen wollt......Wenn ihr singen wollt, so nehmt am Wettbewerb teil. Doch singt nicht einfach so, denn wir wollen die anderen Teilnehmer auch noch singen hören...


    Als würden seine Gedanken über ihn, über die Erkenntnis lachen.
    Er hatte gesungen, hörbar gesungen, nicht nur für sich, nicht nur in seinem inneren. Nein, alle konnten ihn hören, da gab es keinen Zweifel mehr. Was hatte er sich nur gedacht, wie konnte sein Unterbewusstsein ihm so einen Streich spielen. Als hätte er kein Benehmen gelernt, sich so über die Etikette sich zu stellen.


    Es war Zeit für eine Entschuldigung, das war Juveno klar, so trat er aus der dunklen Ecke hervor, damit man ihn besser sehen konnte. Einen Augenblick fixierte er mit seinem Blick die zierliche Frau mit den roten Flügeln, die ihm im Moment so erhaben vorkam. Als stünde sie mit einem Unsichtbaren Schwert vor ihm, das nun auf seiner Kehle ruhte und er unbewaffnet, wehrlos vor ihr stehen musste.
    Juveno neigte tief seinen Kopf, bevor er sprach:


    Verzeiht es war nie meine Absicht zu stören oder mich vor zu drängen.“
    „Die Harfenklänge erweckten in mir eine Melodie, ein altes mystisches Lied das ich einmal auf einer Reise hörte, dessen Text mich verzauberte und dessen Melodie ich nie mehr vergessen werde“.
    „Ich werde nicht weiter stören und bitte um Verzeihung“.


    Juveno trat wieder zurück an seinen Platz in die dunkle Ecke, lehnte sich an die kalte Steinwand und sehnlichst wünsche er sich in diesem Moment die Dunkelheit in der Ecke würde ihn umarmen, so das er nicht mehr sichtbar währe für die anderen. Der Wettbewerb ging weiter, aber Juveno hatte nur noch einen Gedanken, seinen Mund zu halten und nicht weiter unangenehm auf zu fallen.

  • Shiai sah auf die windfee herunter. Erst verdutzt und schließlich musste sie leise lachen. Ihre Worte waren sie einfach gewesen und eigentlich hatten sie das Problem komplett verfehlt und dennoch.....


    "Eine Zaubersängerin?" Shiai drehte sich zu Elaiya um. Irgendwo hatte sie die Frau schon einmal gesehen. Vielleicht auf dem Markt oder in einem der geschäfte. "Dann werden es alle anderen wohl schwer haben, den sie verstehen mit ihrem Gesang die Leute zu verzaubern."

  • Elaiyas Mund wurde plötzlich trocken, als sie aufgerufen wurde. Ein bisschen nervös war sie nun doch, und so trank sie noch einen letzten Schluck Wasser, um ihre Kehle wieder zu befeuchten. Dann erhob sie sich und nahm nun auch ihre Harfe aus ihrer Hülle, ein schönes Stück, dessen Rahmen mit floralen Mustern über und über beschnitzt war. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht trat sie in die Mitte der Schankstube, verneigte sich und begrüßte die Anwesenden, ehe sie sich auf dem Stuhl niederließ und die ersten Harfensaiten anschlug. Es folgte ein kompliziertes Präludium, dessen Töne zunächst wie einzelne Regentropfen von den Saiten der Harfe perlten, doch dann wurde die Melodie komplexer und glich mehr dem Plätschern eines Baches. Elaiya setzte bei diesem Lied ihre Zauberkräfte nicht ein, da sie dies als unfair empfunden hätte, doch legte sie ihr ganzes Können in ihr Spiel. Dann begann sie zu singen, und ihre Stimme war wie Fäden aus Gold und Silber, die sich zu einem endlosen verschlungenen Band ineinander verwoben. Das Lied war kein fröhliches Lied, doch war es von einer tiefen Freude am Singen, an der Musik und am Leben erfüllt.


    [i]
    Alegría
    Come un lampo de vita
    Come un pazzo gridar
    Alegría
    Del delittuoso grido
    Bella ruggente pena, seren
    Come la rabbia di amar
    Alegría
    Come un assalto die gioia


    Alegria
    I see a spark of life shining
    Alegria
    I hear a young minstrel sing
    Alegria
    Beautiful roaring scream
    of joy and sorrow
    so extreme
    There is a love in me raging
    Alegria


    A joyous, magical feeling


    Alegria
    Como la luz de la vida
    Alegria
    Como un payaso que grita
    Alegria
    Del estupendo grito
    De la tristessa loca
    Serena,
    Como la rabia de amar
    Alegria
    Como un asalto de felicidad


    Elaiya verstummte und ließ die letzten Harfentöne sanft verklingen.

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  • Thalassia beobachtete die Sängerin aufmerksam, als jene sich setzte, eine wundervoll gearbeitete Harfe heraus zog und dann ihren Vortrag begann. Ein Lächeln huschte über die Züge der Syreniae. Die Frau beherrschte sowohl ihr Instrument, als auch ihre Stimme und Thalassia war angetan von deren Gesang.
    Ruhig ruhten ihre dunklen Augen auf Elayia, beobachteten Haltung, die Art, ihre Harfe zu spielen, horchte auf den Gesang, fast schien es, als höre sie auf jede einzelne Note, welche Elayias Lippen verließ. Das Lied war wunderschön und gut vorgetragen und eine überdeutliche Konkurrenz zu dem Lied, welches der erste Mann getrunken hatte, aber auch eine deutliche Konkurrenz zu dem Harfenspiel des Ha'Danar, so leid es ihr auch tat.


    Ein sachtes Nicken gen Elayia. "Einen wundervollen Vortrag habt ihr da geleistet. Applaus für die Dame."
    Die Syreniae erhob sich und mit einer Handgeste bat sie Elayia dann, wieder an den Tisch der Sänger zurück zu kehren. Ihr Blick legte sich derweil auf die letzte verbliebene Sängerin, welche bereits aufstand.
    Noch immer hatte jene Edelelfe auf nichts und niemanden geachtet. Nun, Thalassia war dies letztlich egal.
    Im Gasthaus herrschte erstaunliche Stille. Kurz wanderte ihr Blick nochmal in Richtung des Edelelfen, welcher vorher gesungen hatte.

    Der Gesang ist die in höchster Leidenschaft erregte Rede: die Musik ist die Sprache der Leidenschaft.

    Richard Wagner

  • Shiai fühlte sich wie verzaubert bei dieser schönen Stimme und den reinen Harfenklängen dazu. Ihr Blick ruhte auf der Sängerin und als diese verstummte, hallte ihre Musik in ihren Ohren nach. Bis jetzt war sie von diesem Vortrag am meisten begeistert, wobei man den Harfenspieler auch nicht vergessen durfte.


    Sie wandte sich an die Windfee. "Was meinst du? Das war doch schön, oder?"

  • Delanya schlenderte zwischen zwei Häusern umher. Was sollte sie heute Abend noch tun? Sie hatte keine Ahnung. Ihr war langweilig und ganz elend zu Mute. Wenn ihre Eltern erfahren würden, dass sie mit einer Yassalar geredet hatte, dann würde sie nicht mehr lebend aus dem Haus kommen. Nie mehr wieder.
    Sie kam an der Tür zum „Korallenriff“ vorbei. Ihr Blick klebte sich sogleich an dem Plakat fest, das an der Türe klebte. Ein Singwettbewerb? Da hätte sie gerne mitgemacht. Nur um mal zu schauen wie sie bei einer professionellen Jury rüberkäme. Nun würde es wahrscheinlich einfach zu spät sein. Viel zu spät, den aus dem Inneren hörte sie eine wunderschöne Stimme singen. « Como la luz de la vida… »


    "Nun gut, vielleicht sollte sie doch reingehen und mal schauen wer so schön singen kann?
    Delanya trat durch die hölzerne Eingangstür und fühlte sich sogleich unwohl. Manche Gäste schauten sie verdattert an, wieso so ein freches Mädchen einfach in die Vorstellung platzen konnte. Aber die wunderschöne Stimme war nicht mehr da. Sie hatte wahrscheinlich aufgehört zu singen, da nun eine - etwas eitel aussehende – Edelelfe auf den kleinen Platz trat.

    - "Wir sollten uns nicht von unserem Volk unterscheiden und genau deswegen benutze ich sie nicht."
    - "Aber wenn 'unserem Volk' sagst, unterscheidest du dich ja."
    - "Nein, tu ich nicht."
    - ":rolleyes: Das sagst du."

  • Mit offenem Mund und großen Augen hatte Naylia Elaiya angestarrt. Sie sang wirklich außergewöhnlich schön. Soetwas hatte die Windfee noch nie gehört. Irgendwie hatte sie das Gefühl, die Musik berühre ihr Innerstes und lasse es in eine andere Welt hinübergleiten - eine schöne Welt, voller Glück. Als Elaiya aufhörte zu singen, empfand Naylia beinahe ein wenig Trauer. Sie hätte zu gerne noch mehr gehört. Für sie stand fest, dass die Zaubersängerin bis jetzt die beste war. Schließlich war es nur ihr gelungen, die Herzen zu berühren - zumindest das der Windfee und das reichte ihr.


    Als Shiai sie ansprach wurde sie erneut aus ihren Träumen gerissen und klatschte aufgeregt in die kleinen Hände. Wahrscheinlich konnte nur Shiai das leise Geräusch hören. "Das war großartig, Shiai, ganz großartig. So schön würde ich auch gerne singen können." Naylia nickte eifrig, ließ dabei aber Elaiya nicht aus den Augen. Erst als die Edelelfe sich erhob, musterte die Fee diese. "Hmpf, ich glaube, die mag ich nicht", flüsterte sie Shiai ins Ohr.

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