Das Labyrinth der Spiegel

  • "Kein Problem. Ich war noch gar nicht richtig ins Labyrinth eingetaucht. Dann werde ich mal sehen, was mir die Spiegel zeigen." Sie lächelte Sehnsucht freundlich zu und warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel, vor dem sie gestanden hatte und wandte sich dann um, tiefer in das Spiegellabyrinth hinein. Das waren seltsame Worte der fremden Frau gewesen, aber sie passten doch zum Namen des Jahrmarkts. Yassalaria hatte nicht vor ihre Seele zu verlieren und laubte auch nicht, dass das hier passieren würde.

  • "Ja, gehen wir weiter." Die seltsame Mutlosigkeit, welche die sonst so fröhliche Satyr empfand, schlug sich auch in ihrer Stimme nieder. Langsam wandte sie sich um, folgte Shiai dann tiefer in das Labyrinth der Spiegel, doch blickte sie nun eher flüchtig, als wie zuvor absichtlich lange in einen der Spiegel. Eigentlich wollte sie nur noch hinaus und nach Hause, denn wozu war sie eigentlich hier?

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
    ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“


    George Bernard Shaw

  • Shiai wunderte sich etwas über Viriniels Wandel. Vorher war sie so eine angenehme Peraon gewesen, so erfrischend und nun war sie mehr ein KLotz als alles andere. "Was ist mit euch?" Da fiel ihr Blick auf das Instrument der Satyr. "Warum spielt ihr nicht nebenbei etwas?" Wenn sie danach immer noch so ein Gesicht machte, würde sie bestimmt nicht mit ihr zu einem anderen Stand gehen. Shiai wollte sowieso viel lieber zu Aravilar.

  • Langsam schritt Yassalaria weiter in das Spiegellabyrinth hinein. Vielfach sah sie sich in den kristallenen Flächen an und ihr Blick viel auf ihre schwarze Haut und die silbernen Haare. Ja, schön war sie, so wie das Volk der Yassalar eben war. Schade, dass sie zu einem Teil menschlich war. Ihr Blick fiel in einen anderen Spiegel. Aber andererseits war das nicht schlecht. Sie konnte an Land leben und viel mehr Farbenpracht erblicken, als es im Meer ohne Hilfsmittel möglich war. Wer weiß, vielleicht war ihr menschliches Blut im Gegenteil eher von dem der Yassalar verunreinigt. Düsteren Gedanken nachhängend ging sie weiter und je mehr Spiegelbilder sie erblickte, desto mehr stieß der Anblick ihrer Haut sie ab. Nein, die Yassalar waren nicht das wunderbare Volk, für das sie sie immer gehalten hatte. Sie waren im Gegenteil zu bemitleiden. So war Yassalaria in ihren Gedanken gefangen, dass sie beinahe mit einer rothaarigen Satyrn zusammengestoßen wäre, als sie um die Ecke ging. "Entschuldigt bitte." meinte sie leise und mit gesenktem Blick.

  • Shiai sah die Yassalar kommen. Bis her war sie noch keiner begegnet, sodass sie deren Spiegelbild erst anstarrte. Die dunkle Haut erinnerte sie an die Nachtelfen. Vielleicht waren auch wie bei den Nachtelfen die Vorurteile größer als das Böse in diesem Volk. Woher sollte sie das wissen? Sie hatte auch den Glauben an Naron stets als etwas schlechtes gesehen und doch, gab es wirklich so etwas wie einen bösen Gott. Er hatte auch nur seine Aufgabe bekommen und brauchte wie jede andere Gottheit Unterstützung durch seine Anhänger.
    "Hallo. Sagt ihr schaut etwas , wie soll ich sagen, als würde euch etwas auf der Seele liegen. Ebenso wie Viriniel. Warum?"

  • Eine Fremde stieß mit ihr zusammen und ließ Vírinel nach vorn taumeln. Doch anstatt aufzubegehren, nahm die rothaarige Satyr es einfach hin. Warum sollte sie sich auch aufregen? Davon hatte sie nichts. Davon würde die Welt nicht besser werden und ihr Leben auch nicht. Während ihre Begleitung nun allerdings die Fremde ansprach, wandte die Satyr sich nur halb um und musterte die Schwarzhäutige stumm.
    Es war ihr sogar egal, welchem Volk das Wesen zu entspringen schien.

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
    ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“


    George Bernard Shaw

  • Ein Jahrmrkt war in der Stadt. Und Quintar war langweilig. Das traf sich doch gut!
    Er hatte für heute seine Arbeit getan und wusste eigentlich nichts so recht mit sich anzufangen. Da fiel ihm ein, dass er in der Schwarzen Katze gehört hatte, es sei ein Jahrmarkt in der Stadt. Also hatte er sich auf den Weg gemacht.


    Schließlich war er vor dem "Labyrinth der Spiegel" stehengeblieben. Die ganze Zeit hatte er ein unwohles Gefühl in der Bauchgegend gehabt, als er über den Jahrmarkt ging; trotzdem war er voller neugier, eines kleinen Jungen gleich, weitergegangen.
    Nun stand er hier und das Gefühl wurde wirklich nicht besser.
    Der Schriftzug sah aus, als sei er schon in jeder Stadt in der Ober- und Unterwelt zwei mal gewesen. Das Gebäude sah irgendwie wackelig aus und von der gesamten Szenerie selbst ging eine seltsame Ausstrahlung aus, die irgendwo ganz hinten in seinem Kopf ein "Kehr um!" aufklingen ließ.
    Das Ganze wurde durch den seltsamen Schein, der von den großen blaune Lettern, die über dem Eingang hingen noch zusätzlich unterstützt.
    Und bildeter er sich das nur ein, oder war es kälter geworden?


    Doch er würde nicht davonlaufen. Schon gar nicht vor einem heruntergekommenen Kinderkarussell auf einem alten Jahrmarkt.
    Und außerdem wollte er wissen, was er edarin finden würde. Er war noch nie in einem Spiegelkabinett gewesen.
    Der Elf atmete also tief ein rückte den ragen seines weinroten Hemdes zurecht und legte die Hand auf den Degen, der an seiner rechten Seite hing.
    Dann betrat schließlich das Kabinett und tauchte in die silberfarbene Welt darin ab.

  • Es schien einen Moment zu dauern bis Yassalaria bemerkte, dass Shiai ihr eine Frage gestellt hatte. Langsam hob sie den Kopf und sah sie an. Die sonst strahlenden Augen wirkten irgendwie matt. "Ach, es ist doch alles sinnlos," sagte sie leise. "Ich war stolz darauf zumindest eine halbe Yassalar zu sein, aber nun habe ich verstanden, dass das alles falsch war. Ihr solltet froh sein so zu sein, wie Ihr seid. Aber wahrscheinlich ist Euch das sowieso schon lange klar ..." Gegen Ende war sie immer leiser geworden, sodass sie kaum noch zu verstehen war.

  • Welch ein Zufall, dass genau dem nicht so war. Hatte sie nicht erst vor kurzer Zeit festgestellt, dass sie sich weder für ihre Familie noch deren Glauben schämen musste. Sondern vielmehr waren sie ein Vorbild. Sie hatte diese Erkenntnis in den Spiegeln gefunden. Einen Moment wunderte sie sich über diesen Gedanken und runzelte die Stirn, doch dann erschien ihr das nicht mehr wichtig.
    "Warum solltest ihr nicht stolz darauf sein eine Yassalar zu sein und wenn es auch nur zum Teil ist? Ich habe gehört sie sind ein stolzes Volk. Außerdem sollte man nie über seine Wurzeln schimpfen. Sie machen einem zu dem, was man ist und das könnte durchaus schlimmer sein. Oder wäret ihr lieber eine Schnecke?" fragte sie ernst und musste erst bei ihrer letzten Frage grinsen.

  • "Eine Schnecke? ... Nein, nicht unbedingt. Aber andererseits kann ich auch nicht behaupten mehr erreicht zu haben als eine solche." antwortete Yassalaria leise. Stolz darauf zumindest eine halbe Yassalar zu sein war sie definitiv nicht mehr. Sie erblickte ihr Bild in einem der zahlreichen Spiegel und wandte den Blick ab. "Ich war hierher gekommen um allen zu erklären, was für ein wunderbares Volk die Yassalar doch sind," vertraute sie der Elfe vor ihr an, obwohl sie sie gar nicht kannte. Aber immerhin war sie eine Elfe. "Aber jetzt habe ich erkannt, dass sie im Grunde armselig sind."

  • Shiai's Neugierde wuchs mit den Worten von der Halbyassalar. Das sie ausgerechnet ihre Yassalarseite verfluchte, amüsierte die Elfe, jedoch verbarg sie das. Ein Volk das so stolz auf sich war und nun schämte sich jemand fast dazu zu gehören. Welch eine Ironie.
    "Welchen Grund habt ihr denn zu so einem Schluss zu kommen. Was macht denn die Yassalar armselig. Ich kenne sie nicht, darum kann ich es nicht beurteilen," fragte sie freundlich, ja sogar leicht besorgt. So schien es zumindest.
    Nur kurz flackerte in ihren Augen etwas Lauerndes auf.

  • Yassalaria wollte schon zu einer weitreichen Antwort ansetzen, warum dem so sei, stand jedoch erstmal stumm da. Ihr fielen einfach kaum Gründe ein.
    "Sie sind eingesperrt unter dem Wasser," meinte sie schließlich träge "unfähig für längere Zeit die frische Luft zu ertragen. ... Außerdem haben sie Sklaven, da sie einfach zu faul sind auch einfache Arbeiten selbst zu erledigen." Yassalaria war sich ihrer selbst nicht sicher. Die Yassalar waren armselig, aber warum sie der Überzeugung war, wurde ihr selbst nicht klar.

  • "Ihr könnt es so sehen, oder auch anders. Sind wir Erdbewohner nicht einggesperrt? Wir können diese Insel nicht verlassen. Doch sie haben ein ganzes Meer welches sie erkunden können. Und wenn man selbst mit großen Aufgaben beschäftigt ist, hat man oft keine Zeit mehr für die kleinen. Also was bleibt einem anderes übrig." Shiai wunderte sich über ihre eigenen Worte, doch sie ergaben Sinn. Was war so merkwürdig an ihnen?

  • Vírinel lauschte zunächst schweigend den Worten der beiden ungleichen Frauen vor sich. Doch letzten Endes gab sie sich einen Ruck und drang weiter in das Spiegellabyrinth vor. Sie wollte raus aus diesem Haus, weg von all dem so sinnlos erscheinenden. Am besten nach Hause, sich verkriechen.. dumm nur das sie nicht wirklich ein Heim hatte, denn so lange war sie ja noch nicht in der Stadt.


    Unschlüssig blieb sie dann in einem Spiegelgang stehen, in welchem ihr mehrfach ihr eigenes Antlitz entgegen blickte und fast als stünden da wirklich so viele Vírinels vor ihr, Kopien ihrer selbst, stand die Satyr da und starrte in ihr eigenes Gesicht, ohne ein Wort zu verlieren.

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
    ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“


    George Bernard Shaw

  • "Ich ... ich weiß nicht. Ich habe eingesehen, dass alles sinnlos war." murmelte Yassalaria. "Aber ... ich weiß gar nicht so recht warum." Unsicher blickte sie Shiai an.

  • Shiai runzelte die Stirn. Ihr lagen Worte auf den Lippen, die ihr fremd waren. "Wenn du dich stets nach deinen Göttern richtest ist nichts sinnlos." Dabei dachte sie an Narion, den sie so eben für sich entdeckt hatte. Wie seltsam dass sie alle hier zu neuen Erkenntnissen gekommen waren. Vielleicht lag das an den Spiegeln. Vielleicht machte das mehrfache Antlitz seiner selbst in einem eine Art Weg frei.
    Sie ging ebenfalls weiter und stieß Viriniel an. Nein doch nicht. Es war nur ein Spiegelbild von ihr gewesen. So langsam bekam die Elfe Kopfschmerzen von dem angestrengten Gucken um die Spiegel vom wirklichen Weg zu trennen. Auch sonst fühlte sie sich komisch, aber gleichzeitig immer noch so befreit wie nie zuvor.

  • Sie sah ihre Begleiterin auftauchen, nein, wohl nur ihr Spiegelbild, denn sie stand nicht direkt bei ihr. Wie sollte es nun weitergehen, nun da sie diese merkwürdige Erkenntnis gefunden hatte, das all ihr Streben sinnlos war? Warum hatte sie jene gefunden? Die Satyr drehte sich ein wenig und entdeckte endlich einen Weg, wo es weiter ging. "Hier geht es entlang." meinte sie gen Shiai gewandt. Langsam folgte sie dann wieder dem Pfad, eine Hand leicht ausgestreckt, damit sie nicht gegen die Spiegel lief. Sie wollte nur noch raus hier.

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
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    George Bernard Shaw

  • Tja das hier entlang war nicht wirklich hilfreich, denn dutzende Satyrs zeigten nun in die verschiedensten Richtungen. Sie murmelte etwas vor sich hin und sah sich kurz nach der anderen Frau um, bevor sie ihren Weg fortsetzte.

  • Irgendwie hatte Yassalaria gar nicht mitbekommen, dass Shiai wietergegangen war. Etwas verwirrt blinzelte sie. Im Grunde war ihr die Lust auf Spiegel vergangen. Statt hier herumzuirren konnte sie zumindest versuchen etwas sinnvolles zu machen, damit ihr Leben nicht weiterhin so leer blieb. Nur leider wusste sie nicht mehr aus welcher Richtung sie gekommen war. Also versuchte sie den anderen Frauen zu folgen. Vielleicht wussten diese ja wo der Ausgang war.

  • Shiai erreichte schließlich die Satyr und tippte ihr auf die Schulter, nur um sicher zu gehen, dass es nicht doch ein Spiegel war. Erneut drehte sie sich nach der anderen um und hätte beinahe die gleiche sinnlose Geste gemacht, wie die andere zu vor.
    "Wollen wir kurz warten," fragte sie, jedoch war es ihr eigentlich egal, ob die andere es schaffte ihnen zu folgen oder nicht.

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