Die Halle der Künste (alt)

  • "Das ist wirklich sehr freundlich von Euch, vielen Dank!" Elaiya erwiderte halb ungewollt das Lächeln des Sartyrn und stieg dann an seiner Seite die Treppe hinunter. Irgendwie war es nun doch sehr beruhigend, den Sartyrn bei sich zu wissen. Obwohl sie ihn kaum kannte, strahlte er doch Selbstsicherheit aus und machte auch den Eindruck, sich hier auszukennen, so dass sie merkte, dass sie recht schnell vertrauen zu ihm gefasst hatte. Außerdem wirkte er, neben der allen Sartyrn eigenen Galanterie, auch so, als würde er nicht alles allzu ernst nehmen, und das gefielt ihr schon. In diesem Moment aber war sie schlicht froh, nicht allein vor Valea stehen zu müssen. Als sie das Ende der Treppe erreichten, verstärkte sich der Druck ihrer Hand auf Artemius' Arm ein wenig.

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Artemius tätschelte beruhigend Elaiyas Arm, jedoch nicht so offensichtlich, daß andere auf diese beschwichtigende Geste aufmerksam geworden wären und entsprechend auf ihre Nervosität hätten schließen können. Nur noch wenige Schritte trennten sie nun von Valea, die sich gerade mit einer dunkelhaarigen Menschenfrau unterhielt und dabei ob ihrer Ausführungen zustimmend nickte. Offensichtlich ging es bei dem Gespräch um die Prüfung der letzten Sängerin und als sie beide verstummt waren und sich die Dunkelhaarige zum Gehen gewandt hatte, trat Artemius an Valea heran und verneigte sich vor ihr. Ein galanter Handkuss vervollständigte diese Geste.


    "Verzeiht, meine Liebe - aber diese junge Dame hat ein Anliegen, das sie euch unbedingt vortragen möchte und so habe ich mich dazu bereit erklärt, sie auf direktem Wege zu euch zu bringen. Ich hoffe doch sehr, daß ihr einige Augenblicke für sie erübrigen könnt, um sie anzuhören."


    Ermutigend nickte der Satyr Elaiya zu, während sich Valea mit einem Lächeln zu ihr umwandte.

  • "Für euch habe ich immer Zeit, lieber Artemius - wer sonst sollte mir an den langweiligen Tagen für Kurzweil sorgen."


    Sie zwinkerte dem Satyrn zu - eine Geste, die deutlich machte, daß sie sich recht gut kannten und offenbar nicht selten mit einander zu tun hatten. Tatsächlich freute sie sich, wenn sie den Poeten antraf und er ihr auf seine übliche Art und Weise seine neusten Stücke näher brachte.
    Mit einem neugierigen Blick sah Valea die Halbnymphe an - sie wirkte ein wenig unsicher und so lächelte sie unbewusst offen und beruhigend - schließlich gab es keinen wirklichen Grund, vor ihr Scheu zu haben.


    "Nun, dann will ich sehen, wie ich euch helfen kann - möchtet ihr mir euer Anliegen gleich hier vortragen, oder möchtet ihr lieber mit in mein Arbeitszimmer kommen, wo es ein wenig ruhiger ist? Es ist doch recht voll in den Hallen heute..."

  • Obwohl ihr das Herz nun wirklich bis zum Halse schlug, zwang Elaiya sich dazu, der Meistersängerin grade ins Gesicht zu sehen. Sie wollte nicht schüchtern wirken oder zu unsicher, so, als glaube sie selbst nicht an ihr Können. Sie musste einfach daran glauben, dass ihre Stimme nicht nicht nur gut genug für die Provinz war. Valeas freundliches Lächeln tat ein Übriges, und die Halbnymphe ertappte sich dabei, wie sie es unbewusst erwiderte.


    Dennoch deutete sie einen höflichen Knicks an, bevor sie antwortete. "Das ist sehr freundlich von Euch, jedoch möchte ich nicht zuviel von Eurer Zeit in Anspruch nehmen." Dann fiel Elaiya ein, dass Valea möglicherweise wollte, dass sie ihr Können unter Beweis stellte... und das wollte sie um keinen Preis in der großen Halle tun. "Aber wenn Ihr sie erübrigen könnt, wäre es mir wirklich lieber, wenn wir in Euer Arbeitszimmer gehen könnten?"


    Elaiya sah die Bardin an und kurz darauf überzog eine leichte Röte ihre Wangen. "Verzeiht... ich habe mich noch nicht einmal vorgestellt. Elaiya Shiya'Sandra ist mein Name."

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • "Es ist mir eine Freude, euch kennen zu lernen, Elaiya Shiya'Sandra. Dann lasst uns hinauf gehen, damit ihr mir ungestört erzählen könnt, was ihr auf dem Herzen habt."


    Valea wandte sich zu Artemius um und legte den Kopf schief, während sie ihn ansah. Irgendetwas sagte ihr, daß Elaiyas Anliegen vielleicht besser unter vier Augen geklärt werden sollte und daß Artemius eher ein Vermittler gewesen war.


    "Ich glaube zwar, daß es euch sicherlich schwer fallen wird, diese junge Dame gehen zu lassen, lieber Freund - doch mich beschleicht das Gefühl, daß deses Gespräch nicht unbedingt als Stoff für einen Bühnenstück taugt und so werde ich sie euch nun entführen müssen. Angelegenheiten, die die Akademie betreffen, sind zu meinem Bedauern zunächst immer vertraulich und ich gehe davon aus, daß auch diese nicht meine Person betreffen wird."


    Die Meistersängerin lächelte Artemius bedauernd an und wies dann auf den Ausgang aus dem großen Saal, durch den momentan viele der Besucher ein und aus strömten.


    "Hier geht es entlang, meine Liebe."

  • Elaiya wandte sich noch einmal an Artemius und machte einen Knicks vor ihm. "Ich danke Euch für Eure Mühe und Hilfe.", sagte sie mit einem liebenswürdigen Lächeln. "Es war mir eine Freude, Euch kennenzulernen. Vielleicht habe ich ja noch einmal das Glück, Euch wieder zu begegnen."


    Dann wandte sie sich um, um Valeas Einladung folgend den großen Saal zu verlassen. Vielleicht ein bisschen zu schnell huschte shindurch. Dieses Gedränge - einfach fürchterlich. Ihr Herz schlug ihr wieder bis zum Hals, diesmal aber nicht vor Nervösität, sondern wegen der vielen Leute, die ihr wie immer schier die Luft zum Atmen zu nehmen schienen. Die Halbnymphe drückte ihre Freundin Shir'elei enger an sich und trat so schnell es ging auf den Gang hinaus, wo zumindest etwas weniger Gedränge herrschte.

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Glücklicherweise war Valeas Arbeitszimmer nicht allzu weit entfernt. So huschten sie also durch einige Gänge, um dann in einem ruhigeren Flur anzukommen, der momentan verlassen vor ihnen lag. An seinem Ende angekommen, öffnete die Elfe die Tür und ließ Elaiya in das Arbeitszimmer eintreten, das seit dem Morgen verlassen gewesen war.
    Valea wies auf einen bequem wirkenden Sessel gegenüber ihres Arbeitstisches und blickte die Halbnymphe dann aufmerksam an.


    "Wie kann ich euch helfen, Elaiya? Ich vermute, daß euer Anliegen etwas mit der Akademie zu schaffen hat und nicht mit meiner Person."


    Es war keine wirkliche Frage - wer Valea privat aufsuchen wollte, der tat dies für gewöhnlich in ihrem Heim und machte sich nicht die Mühe eines eher offiziellen Besuchs der Akademie.

  • Elaiya setzte sich auf den angebotenen Stuhl und wartete, bis auch Valea sich gesetzt hatte. Sie versuchte, den Blick der Meistersängerin selbstbewusst zu erwidern, aber so ganz wollte das nicht gelingen - auch wenn sie sich hier, wo sie allein waren, sicherer fühlte, als in der großen Halle.


    "Nein, Ihr habt recht - es hat etwas mit der Akademie zu tun. [i]", erwiderte sie, merkte, dass ihre Stimme ein wenig zittrig klang und schluckte kurz. Danach sprach sie etwas sicherer weiter. [i]"Ich bin hier, weil ich meine Stimme weiter schulen lassen möchte... vielleicht sollte ich von vorne anfangen. Ich bin die Tochter einer Dryade udn eines Edelelfen, und während ich die längste Zeit meines Lebens bei meiner Mutter im Wald zugebracht habe, hat mein Vater mich vor fünfzehn Jahren zu sich nach Waldheim geholt, weil er schon früh erkannte, dass ich sein Talent geerbt hatte - er ist der Meistersänger Seranon Shiya'Sandra. In den Jahren, in denen ich bei ihm lebte, hat er mich in der Kunst des Harfenspiels, der Erzählkunst, des Instrumentenbaus und auch der Zaubergesänge unterwiesen. Nun hat er mir geraten, auch noch bei anderen Meistern zu studieren und mich deshalb an die Halle der Künste zu wenden. Deswegen bin ich hier..."


    Elaiya verstummte und sah Valea gespannt an.

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    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


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    Over the distance
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  • Valea lächelte beruhigend, während Elaiya sprach. Als sie den Namen ihres Vaters erwähnte, nickte die Elfe verstehend und Erkennen flackerte in ihren Augen auf. Sie kannte den Namen - Seranon Shiya'Sandra war kein Unbekannter in der Akademie und Valea selbst hatte den Mann kennen gelernt. Dies war also seine Tochter - nun, wenn sie sein Talent geerbt hatte, würde sie es weit bringen und ihr Wunsch nach einem weiterführenden Studium war verständlich.


    "Euer Vater ist wohlauf, wie ich hoffe? Er ist mir nicht unbekannt aus früheren Jahren, müsst ihr wissen und sein Rat ist sehr weise gewesen. Sagt, er hat euch sicherlich in einigen Liedern unterwiesen? Welche Zaubergesänge beherrscht ihr bereits? Natürlich könnt ihr an der Akademie eure Studien weiterführen."

  • "Ihr kennt meinen Vater?" In Elaiyas Gesicht spiegelte sich Überraschung und auch Erleichterung. " Das freut mich... ja, er sit wohlauf. Er arbeitet immer noch an seinem dritten LIed; er hofft... nun..." Elaiya errötete kurz und sah dann zu Boden. Sicherlich sollte sie hier nicht allzu eingehend über das Gefühlsleben ihres Vaters plaudern, und schließlich hing dieses dritte Lied eng damit zusammen. "...ja, er hat mich bereits in verschiedenen Liedern unterwiesen. Das wären die Ballade der wahren Liebe, das Lied der Sirene, die Legende des Feuers, das Lied der Inspiration, der Traumgesang und das Lied des Mutes - sowie seine eigenen beiden Lieder, der Gesang der Tierfreundschaften und der Blüten... wenn Ihr ihn kennt, wisst Ihr sicherlich, wie gerne er sich in der Natur aufhielt. Diese beiden Lieder, seine eigenen, kann ich am besten - das Erste hat mir die Freundschaft und Anhänglichkeit meiner kleinen Freundin hier beschert." Sie strich mit einem liebevollen Lächeln über Shir'eleis dichtes Fell; bis jetzt benahm sich die Sandkatze tadellos, ohne allzu viel Ungeduld zu zeigen.


    Dann sah Elaiya wieder zu Valea auf und lächelte, und dies wirkte nun wesentlich entspannter und offener als zuvor. "Danke, dass ich meine Studien hier fortführen darf. Das habe ich mir sehr gewünscht."

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  • Kyria hielt sich draussen vor der Tür auf und dachte nach, sie ging nicht, als die Fremden kamen - doch folgte sie auch nicht hinein. Die Tua'Tanai schien in Gedanken versunken - und tatsächlich war sie das auch. Sie machte sich Gedanken über das, was Valea zu ihr gesagt hatte und sie versuchte, ihre Gefühle zu erkunden, die sie hatte, wenn sie daran dachte, den Wald lange Zeit nicht zu sehen. Einerseits wäre es wundervoll, Zaubersängerin zu werden und einst hatte sie hier mit einem jungen Mann vorgesungen, um eben jenem Ziel etwas näher zu kommen. Doch nun.. sie spürte Zweifel. Ohne Wald, über längere Zeit? Würde sie das aushalten können?


    Kyria brauchte nicht lange, um die Frage mit einem Nein zu beantworten, für sich selbst. Sie würde nicht lange ohne den Wald sein können. Und damit würde sie auch diesen Traum nicht erfüllen können. Wohl würde die Tua'Tanai nun am Ende ihre Heilertätigkeiten fortsetzen.. und das wohl eher nicht in der Stadt, sondern in ihrer Heimat, dem Wald. Dort, wo sie hingehörte.
    Ihr Blick schweifte zu Tür der Meisterin, sie sah nachdenklich drein.
    Still drückte sich das doch recht scheue Wesen nun an die Wand, so als könnte man sie so nicht bemerken - was anhand des hüftlangen roten Haars mit den vielen Zöpfen und ihrer ungewöhnlichen Erscheinung doch recht schwierig sein dürfte.

  • "Niemals würde die Akademie der Künste einem Wesen verschlossen bleiben, daß sich nach dem Wissen über die Künste sehnt."


    Valea lächelte und nickte dann mit einem Blick auf Shir'elei. es war ein ausnehmend schönes Tier und wenn sie nun auf Elaiya sah, meinte sie beinahe, den Zaubersänger in ihrem Gesicht zu finden, den sie vor vielen langen Jahren gekannt hatte.


    "Oh ja, ich erinnere mich daran und sicherlich gäbe es keine Lieder, die besser zu ihm passen könnten. Ihr müsst sie mir bei Gelegenheit vorsingen, Elaiya, denn ich kann es kaum erwarten, seine Meistergesänge zu hören.
    Euer Vater hat euch viel gelehrt - ihr seid schon lange keine Anfängerin mehr und ich denke, daß ihr hier alles finden werdet, was euer Herz begehren könnte."

  • "Aber natürlich - gerne singe ich Euch die Lieder vor, wenn Ihr wollt.", erwiderte Elaiya hocherfreut. "Bestimmt ergibt sich irgendwann die Gelegenheit... ich werde jedenfalls nun öfter in der Akademie zu finden sein. Vielleicht.... begegnen wir uns dann ja wieder?" Diese Frage kam ein wenig zögerlich; sie wusste nicht, ob die Edelelfe das überhaupt wünschte, aber Elaiya würde sie schon gerne näher kennenlernen. Sie kannte bisher nur die Elfen aus Waldheim aus der VBerwandschaft und dem Freundeskreis ihres Vaters näher, und sie waren alle doch recht naturverbunden gewesen. Valea aber wirkte auf dem ersten Blick gänzlich anders - erhabener vielleicht und mehr wie jemand, der in die Stadt gehörte.


    Elaiya fiel auf, dass sie grade einige Zeit in Gedanken versunken aus dem Fenster geblickt hatte; jetzt blickte sie mit einem entschuldigenden Lächeln wieder zu Valea. "Aber ich fürchte, ich habe schon viel zuviel von Eurer Zeit in Anspruch genommen. Vielen Dank für Alles - wenn Ihr mir nur noch sagt, an wen ich mich bei Fragen wenden kann, dann werde ich Euch wieder allein lassen."

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  • "Scheut euch nicht, zu mir zu kommen, wenn ihr Fragen habt, Elaiya, oder wenn euch etwas anderes auf der Seele liegt. Und wenn ich nicht zu finden bin, kann euch meine rechte Hand, Khiriel Sommertanz, sicherlich weiter helfen. Sie vertritt mich in allen Belangen an der Akademie, wenn ich mich anderen Pflichten widmen muss."


    Valea lächelte warm - Elaiya wirkte noch immer ein wenig unsicher, doch das war nichts ungewöhnliches, wenn man aus der Nähe des Waldes stammte und zum ersten Mal nach Nir'alenar kam. Nach einem kurzen Augenblick erhob sich die Edelelfe von ihrem Platz.


    "Und vergesst nicht, mich aufzusuchen - ich mag viel zu neugierig sein, doch die Lieder eures Vaters interessieren mich brennend."


    Ein fröhliches Lachen begleitete diese Aussage, während Valea um den Tisch herum trat.

  • "Ich... danke, ja, das werde ich natürlich tun." Erleichterung schwang in Elaiyas Stimme mit. Sie hatte es tatsächlich geschafft - sie würde an der Halle der Künste studieren und ihre Sangeskunst und ihre Zauberkräfte perfektionieren. Das war fast zu schön, um wahr zu sein. Da Valea aufstand und sich in Richtung Tür bewegte, erhob auch Elaiya sich, nahm Shir 'Eley auf den Arm und verabschiedete sich mit einem strahlenden Lächeln von Valea.


    "Ich danke Euch nochmals Für Eure Zeit und dafür, dass ich hier studieren darf. Ich wüsste nicht, was mir noch größere Freude bereiten könnte." Außer natürlich, mit Sicil zusammenzusein. "Auf Wiedersehen..." Damit huschte sie zur Tür hinaus. Zu den Prüfungen der Zaubersänger kehrte sie erstmal nicht zurück, sondern machte sich daran, nun selbstsicherer und voller Neugierde das Gebäude zu erkunden, in dem sie fortahn so viel Zeit verbringen würde.

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


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  • Mit einem Lächeln sah Valea der Halb-Nymphe hinterher, bevor sie sich wieder an ihre Arbeit machte und die Dinge zusammensuchte, die sie für die Prüfungen benötigte. Schließlich würde es noch ein langer, langer Tag werden und viele angehende Zaubersänger warteten nervös auf ihre Prüfungen...

  • Die Halle der Künste. Wenn es einen Ort in dieser Stadt gab, den zu besuchen Vírinel schon fast als Pflicht ansah, dann diesen. Immerhin war sie selbst Musikerin und auch wenn sie meist eher Musikstücke komponierte, als ihre wohlklingende Stimme zu erheben.
    Beeindruckt trat sie nun in das Innere des imposanten Gebäudes. Ihre kupferroten, blankpolierten und wie immer gepflegten Hufe verursachten ein leises, aber deutliches Geräusch mit jedem Schritt, den die junge Satyr tat. Wie immer hatte sie ihr Instrument bei sich und ließ nun den Blick der nebelgrauen Augen schweifen. Das dabei ein begeistertes Funkeln in ihre Augen trat, war unübersehbar.


    Sie drehte sich einmal um sich selbst, wobei ihr langes Haar ihr feines geschnittenes Gesicht umschmeichelte. "Das ist beeindruckender, als ich es mir vorgestellt habe." murmelte sie leise und legte kurz den Kopf schräg, um den entfernten Klängen einiger Musiker und den daraufhin erklingenden Gesängen zu lauschen. Ihre Hand glitt dabei sanft über den Beutel, in dem ihr Instrument sicher verwahrt lag und ein Lächeln glitt über ihre Züge.
    So vertieft schien sie, das sie keineswegs darauf achtete, ob sich ihr jemand näherte.

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
    ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“


    George Bernard Shaw

  • Artemius Saskolar war niedergeschlagen, nein, viel mehr als das, er war am Boden zerstört. Seine Muse, die Frau, die ihn in letzter Zeit auf das Wunderbarste inspiriert hatte, war weg. Sie hatte die Stadt verlassen, kein Wort des Abschiedes verlauten lassen, nichts.


    Sein neues Stück lag unvollendet in einer Schublade. Er konnte sich nicht dazu überwinden, es anzusehen, geschweige denn, ein einziges neues Wort darin niederschreiben. Es erinnerte ihn schmerzlich an die Schmach, die sie ihm angetan hatte. Einen Artemius Saskolar verschmähte man nicht einfach.


    Kurzum, es hatte seinem Selbstbewusstsein einen herben Schlag versetzt, dass seine Angebetete einfach verschwunden war und nun saßen ihm zu allem Überfluss auch noch seine Auftraggeber im Nacken, die auf die Vollendung seines neuen Stückes warteten. Doch er konnte es einfach nicht. Artemius Saskolar war nichts ohne eine Muse, die seine Leidenschaft befeuerte und seinen Schreibfluss in Gang hielt. Daran änderten auch die stetigen Drohungen nichts, die seine Auftraggeber nun beinahe täglich übersenden ließen.


    In trübe Gedanken versunken, wanderte er durch die Halle der Künste, als sein Auge auf ein rothaariges Geschöpf fiel, das sich scheinbar suchend umblickte. Hufe und Hörner wiesen sie als seinesgleichen aus und entfachten seine Neugier, rissen ihn für einen Augenblick aus seinem Trübsal.


    „Verzeiht, meine Liebe. Ich habe Euch noch nie zuvor in der Akademie gesehen … sagt, kann ich Euch helfen?“


    Die Stimme des Satyrn war einschmeichelnd und dunkel, wenngleich es ihm im Moment sicherlich an Charme fehlte. Wahrhaftiger Herzschmerz ließ sich einfach nicht so rasch vertreiben.

  • Eine dunkle, einschmeichelnde Stimme erklang und veranlasste Vírinel, den Kopf in Richtung selbiger zu wenden. Was sie da sah, ließ ihr Herz mit einem Schlag ein wenig höher schlagen. Da stand ein Satyr vor ihr und zwar ein ziemlich gut aussehender. Anmutig wandte sie sich ihm vollends zu und legte den Kopf schräg. "Nun, ich bin durch Zufall in diese Stadt geraten und da ich Musikerin bin, dachte ich, ich kann mir einen Besuch dieser wundervollen Hallen hier nicht entgehen lassen."


    Während sie sprach, musterte sie aufmerksam ihr Gegenüber. Seine Haltung, seine Stimme wirkten irgendwie bedrückt. Mit einer sachten Handbewegung strich die junge Satyr sich nachdenklich eine der feuerroten Strähnen aus dem Gesicht. Sie war sich der möglichen Wirkung einer solchen, typisch weiblichen und durchaus anmutigen Bewegung natürlich bewusst, aber sie konnte es einfach nicht sein lassen, ein wenig zu bezirzen, wenn sie schon einen schönen Mann vor sich hatte.


    Und sie kannte ihr Volk - was ja noch dazukam. Dennoch fragte sie sich, warum der hübsche Kerl vor ihr so bedrückt wirkte, auch wenn er augenscheinlich versuchte, das nicht zu deutlich zu zeigen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und entblösste ihre makellos weißen Zähne.

    Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig
    ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“


    George Bernard Shaw

  • Artemius war für weibliche Reize stets empfänglich – auch das größte Herzeleid war nicht in der Lage dazu, die Natur eines Satyrn vollkommen zu unterdrücken und so erwiderte er das Lächeln, ohne lange darüber nachsinnen zu müssen, ob es nun angebracht war oder nicht. Schließlich und endlich hatte die körperliche Anziehung nur wenig mit Liebe zu tun und solange seine Seele treu war, konnte sein Körper tun und lassen, was auch immer er wollte. Sie hatte nichts mit seinen Gefühlen zu schaffen.


    „Ihr habt recht getan, meine Liebe. Es gibt kaum einen schöneren Ort in dieser Stadt, wenn man den schönen Künsten zugeneigt ist. Vielleicht möchtet Ihr unsere Instrumentensammlung sehen? Ich habe mir sagen lassen, daß sie für einen Musiker an ein wahrgewordenes Wunder grenzen soll, wenngleich ich wenig von der Musik verstehe.“


    Wäre er ein Musiker gewesen, wäre es ihm vielleicht geglückt, das Herz seiner Angebeteten zu erobern. Worte allein waren nicht genug gewesen. Er seufzte leise bei dem Gedanken an die exotische Schönheit, die in den letzten Monaten seine Inspiration befeuert hatte und ohne die sein Leben plötzlich trist und grau wirkte. Entschlossen drängte er den beinahe greifbaren Schmerz beiseite, der den Gedanken an sie stets begleitete.
    Einem aufmerksamen Beobachter mochte auffallen, dass sein Lächeln niemals seine Augen zum Funkeln brachte, allein auf seinen Lippen verharrte und von daher einsam und verloren wirkte.
    Doch für andere Augen wirkte er sicher so charmant und zuvorkommend, wie er es immer tat.

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